Schmerz und seine Funktion

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Guten Tag :freu:

Heute in der Meditation entstand eine Frage, die mich seitdem beschäftigt.

In letzter Zeit gewinne ich einen völlig neuen, (oder besser gesagt: einen alten, dem Bewusstsein entschwundenen) Zugang zu meinem Körper. Ich merke, dass ich in den vergangenen Jahren die Wahrnehmung meines Organismus als ein lebendiges Wesen zunehmend verloren habe. Die in der Kindheit existierende Körperwahrnehmung wich im Laufe der Zeit einer Ich-Wahrnehmung. (Die Weltwahrnehmung wurde analog dazu ebenfalls mehr und mehr von einer lebendigen zu einer statischen)

Ich fühle das Leben, das durch meinen Körper fließt und jede Zelle durchdringt und nehme wahr, wie die Quelle der Bewusstheit aus jener Energie des Lebendigseins besteht, die auch den Körper mit Leben füllt, eine leichte, kraftvolle, dynamisch-fließende Energie voll meschlicher, natürlicher Eigenschaft.

Der entscheidende Schritt, der den nun anlaufenden Prozess initiierte, war das Loslassen der Kontrolle der Atmung vom Beobachter - mir. Obwohl ich nun schon recht lange verschiedene Formen der "Meditation" ( Meditation als locker umrissener Sammelbegriff) ausübe und lebe war ich bei der Beobachtung des Atems nie davon ganz losgekommen, sozusagen aktiv in das Geschehen einzugreifen. Auch wenn die Konzentration fest auf den Atem geheftet war, schien irgendwas in mir doch immernoch der festen Überzeugung, dass ohne Eingreifen, Anstrengung und Kontrolle keine Wirkung erzielt werden kann, daweil lebt das Lebewesen ja auch ohne ein wollendes Ich. Ob man etwas will oder nicht will - man atmet. ;)

Da die Felder der Wahrnehmung, die sich nun eröffnen schier unendlich scheinen ergeben, sich neue Fragen. :)

Wenn "ich" im Körper irgendwo Schmerz wahrnehme erscheint dieser als ein Konten, eine Blockade fließender Energie, von der das Bewusstsein abweicht, wenn man den Wahrnehmungsfokus auf den Schmerknoten / die Schmerzlinie richtet - kein Eindringen möglich. Oft verlagert er sich dan entlang dieser Linien an andere Stellen als wolle der Schmerz und das damit verbundene Bewusstsein davon abhauen. Zugleich zieht der Schmerz aber auch an, lenkt auf sich. Der Schmerz ist das, was man im Alltag mit verminderter Bewusstheit von seinem Körper am häufigsten wahrnimmt. Man spürt ein Stechen im Rücken und will es loshaben. Die Dualität zwischen Körper und wahrnehmendem Geist ist offenbar !

Nun frage ich mich: Was ist die Funktion dieses Schmerzes, bzw der Lenkung des Bewusstseins auf die kranken Stellen ?

Zum einen hat Schmerz ja die Funktion, das Lebewesen vor Handlungen zu warnen, die eine Gefahr für das Leben und den Körper darstellen ( psychischer Schmerz in Form von Angst) und durch konditionierende Reize wird signalisiert, dass der Körper angegriffen wird (physischer Schmerz - klassisches Beispiel wäre der Griff auf die heiße Herdplatte).

Aber wenn der Körper mal von der Krankheit befallen ist, wozu dient die ständige Erinnerung an das Leiden des Körpers nun ?

Zwar verstärkt der Schmerz ein Handeln, ("Ich gehe zum Doktor!") aber auf Dauer wird der Schmerz zu einer zusätzlich schwächenden Angelegenheit. Man wird verzweifelt, hoffnungslos und hasst sein schmerzerfülltes Sein. Die Seele nimmt nun ebenfalls Schaden aber nicht ausgehend vom Körper sondern vom Ego.

Nun kommt der springende Punkt. Ich lerne langsam, dass und wie eine durchdringende Wahrnehmung des Körpers diesen heilt. Man fülllt die Orte des Körpers, von denen die bewusste Lebensenergie abgeflossen ist wieder mit Bewusstsein. Das Leben kehrt zurück und tut seine heilende Wirkung. Dafür ist eine oftmals hohe Aktivierungsenergie zu überwinden. Katalysator ist dabei das Einswerden mit dem Schmerz, das in ihm Aufgehen, das Zualssen, das Schmerzsein.

Meine Ansicht zu der Frage nach der Funktion des beständigen physichen und seelischen Schmerzes ist, dass sie den Geist dazu auffordert, sich damit auseinanderzusetzten. Aufgrund der hohen Gewichtung der neocortikalen geistigen Aktiviät, also des Denkens, wie es der Mensch in dieser Phase der Evolution lernt, sind die meisten Menschen dazu aber nicht mehr in der Lage und haben deshalb Zugang zu ihnen innewohnenden Kräften der Selbstheilung und Erkenntnis vom Wesen des Schmerzes verloren. Die Potentiale unseres Gehirns sind unvorstellbar (oder vielleicht doch vorstellbar ;) ) und wir nutzen nur einen kleinen Teil davon gemäß diesem Potential.

Das Denken hat keinen Zugang zu Schmerz, da es dazu da ist, in der Auswelt zu erkennen, wo gut und wo schlecht, was richtig und falsch ist, was gestern war und morgen sein wird .... Nach innen hin verschliest sich dadurch aber der Zugang zur Heilung und Ursache des Schmerzes.

(Aber das ist, wie gesagt nur meine Anischt. Umso mehr Sichtweisen, umso mehr Wahrheit. Deshalb hoffe ich auf massig Kritik und mehr Ansichten. :) )

(In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, ob Tiere überhaupt über eine emotionale Interpretation von Schmerz besitzen.... (bitte nicht damit verwechseln, dass Tiere nicht leiden !!!) Was sie sicher nicht haben sind aus Vergleichen entwachsene Über-ich-induzierte Gedankenverzwirbelungen à la: "Ist das unfääähr. Ich bin krank und die anderen Kühe sind gesund..." Oder etwa doch :freak: ... spannend ^^ )

Etwas konfus geworden dieser Startpost. Ich würde mich freuen, ein paar Ideen, Erfahrungen und Anregungen zu Funktion, Natur und Wesen des Schmerzes zu erfahren. Bin gespannt. :)


peace


mao
Take pain as a game.

Re: Schmerz und seine Funktion

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Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang ist: Inwiefern ist der Schmerz aktuell?
Wie du sagst, spürst du in diesem Zusammenhang Energieblockaden. Diese deuten nach meiner Erfahrung auf vergangenen, unverarbeiteten Schmerz. Habe grade nicht viel Zeit, deswegen verweise ich hier nur kurz auf die beiden Texte, die Eule in "innere dynamiken & die Dämonen des Traumas" reingestellt hat. Vielleicht schreibe ich später noch ein ein bischen zu eigenen Erfahrungen und Einschätzung von Schmerz.

Re: Schmerz und seine Funktion

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Was ist Schmerz?
Schmerz ist die negative Essenz des Gefühls, die Basis jeder "schlechten" Emotion. Er bildet mit seinem Gegenstück, dem Wohlbefinden, die primäre Dimension der Gefühlswelt. Dringt man in den innersten Kern einer beliebigen Emotion vor, findet man dort stets Schmerz oder Wohlbefinden. Das bedeutet auch, dass sich beide bedingen. Man kann das eine nur identifizieren, wenn man das andere kennt.

Wie entsteht Schmerz?
Nach meiner Erfahrung sind hier drei grundlegende Phänomene zu unterscheiden:

1. Durch Löcher. Der Schmerz der Leere. Ein energetischer Mangel. Physisch betrachtet, fehlt Gewebe/Substanz in irgendeiner Form. Löcher bewirken die Emotionen: Angst, Trauer und Sehnsucht ( Sehen-sucht ;) ). Psychisch: Klarheit/Informationsmangel

2. Durch Druck. Der Schmerz der Fülle. Eine energetische Stauung. Physisch betrachtet, besteht ein Überschuss an Substanz bzw. eine Verhärtung von Gewebe. Druck bewirkt die Emotionen: Zorn/Wut, Überschwang und Verzweiflung ( ver-zwei-flung ;) ). Psychisch: Verwirrung/Informationsflut

3. Durch Veränderung. Der Schmerz/das Wohlbefinden des Flusses. Energetischer Ausgleich. Nicht eigentliche Ursache für Schmerz/Wohlbefinden, hat aber eine Katalysatorwirkung im Bewusstsein, d.h. beides wird deutlich verstärkt wahrgenommen.

Welche Funktion hat Schmerz?
Veränderung erzeugen.

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