Lieber ohn
Ich denke die Angst verrückt zu werden, ist – vielleicht nur unter Psychonauten? – mindestens so gross, wie die Angst vor dem Tod. Viele von uns überwinden durch die Erfahrung mit psychedelischen Substanzen diese Angst vor dem Tod, weil wir so etwas wie einen „kleinen“ Tod durch leben. Doch die Angst, sein „Leben“ zu verlieren, verrückt zu werden, seine Träume nicht mehr leben zu können, vielleicht sogar seine seelische Existenz oder weiss der Kuckuck was zu verlieren ist dramatisch. Ich hatte (habe) mit den selben Ängsten zu kämpfen, wenn auch nicht so heftig wie du ohn. Doch war die Angst recht präsent und überwältigte mich auch ab und zu mal, heftiger Puls, Gedankenspirale, „es ist zu viel, STOPP“...
Was mir half, war der Gedanke, dass ich – zumindest wenn ich psychedelische Substanzen konsumierte – ja tatsächlich ver-rückt bin! Ver-rückt, von der alltäglichen Wahrnehmung, ver-rückt aus der Ebene des Alltags in mein seelisches Leben. Ich muss daher gar keine Angst haben, verrückt zu werden – weil ich ja verrückt bin! Doch was mach ich jetzt, wenn diese Angst auch auftaucht, während dem Alltag, während dem ich nüchtern bin? Vielleicht erkenne ich, dass ich tatsächlich ver-rückt bin. Dass ich – sei es durch den Konsum psychedelischer Substanzen, durch Meditation, oder „Gottes“ Gnade, tatsächlich ver-rückt wurde, auf eine andere, vielleicht sogar „höhere“ Ebene der Wahrnehmung. Plötzlich empfinde ich anders, höre ich anders, denke ich anders, fühle, rieche, bewege ich mich anders, weil sich mein „Montagepunkt“ verschoben hat, ich – mit Ken Wilbers Worte zu sprechen – nicht bloss einen Zustand erlebe, sondern eine neue Stufe erreicht habe.
Sich auf dieser neuen Stufe dann zurechtzufinden braucht Zeit, Geduld und ab und zu sogar Nerven aus Stahl. Vorallem aber Vertrauen. Vertrauen, dass das was gerade los ist, meiner „Ganzwerdung“, meiner „Heilung“ dient, ganz egal, wie schmerzhaft, verwirrend oder zermürbend es gerade ist. Aus diesem Vertrauen heraus kann ich dann zulassen, was auch immer passiert. Und ich weiss wie schwierig das ist. Ich für mich konnte dieses Vertrauen aufbauen, für mich hat die Welt die Einteilung in „gut“ und „schlecht“ verloren, weil ich erkannte, dass alles der reinen oszillierenden Liebe entspringt, dass wir alle eins sind und wir alle die Erfahrungen machen, für die wir uns irgendwann entschieden haben. Spiritueller Humbug – ok, wir wählen uns selber ein Modell aus. Hinterfrage dein Modell, lieber ohn, ist es zielführend? Wir sind frei uns ein Modell zu suchen, das uns am meisten Halt und Potential zum Wachstum gibt.
„Nichts ist wahr, alles ist erlaubt“... Hassan I Sabbah
Ach ja: Ausserdem habe ich erkannt, dass Schmerz ein unglaublich starker Katalysator ist. Wenn ich den Schmerz zulassen kann, ohne mich, oder andere deswegen zu verurteilen, sondern einfach den Schmerz wahrnehmen kann, bis tief in meinem Herzen und darin meine Absicht stelle – welche auch immer ich habe – dringt diese tief und tiefer in mein Wesen ein. Versuche es doch mal: „Ich entscheide mich für Heilung“... oder was auch immer du für dich wählst, lieber ohn.
Ich hoffe, dass dich meine Worte inspirieren, dir neue Hoffnung schenken. Ich wollte weder dir noch einem anderen User hier drin zunahe treten und wünsche dir viel Kraft, viel Licht und Liebe!
Nochwas an alle: Wünscht euch nichts, sondern WÄHLT!
In Licht und Liebe
Brx