Nachdem ich mich die Tage mal etwas eingehender mit den Five Precepts im Pali-Kanon befasst habe bin ich darauf gestossen, dass wohl ein striktes Verbot gegen alle Rauschmittel im historischen Kanon garnicht gelehrt wurde, sondern:
Surāmerayamajjapamādaṭṭhānā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi.
I undertake the training rule to abstain from fermented drink that causes heedlessness.
Um das mal konkret auseinanderzunehmen:
samadiyami = Ich nehme auf mich
sikkhapadam = Die Übungsregel
veramani = abstinent zu bleiben von
Suramerayamajjapamadatthana = Ein Kompositum bestehend aus
sura + meraya + majja + pamada + thana
Sura und meraya sind zwei alkoholische Getränke.
Majja bedeutet sowohl rauschverursachendes Getraenk wie auch generell rauschverursachende Substanz.
Pamada: Ruecksichtslosigkeit, unvorsichtiges Handeln
Thana: Zustand
Also zusammen: Ich nehme die Uebungsregel auf mich, abstinent zu bleiben von allen Zustaenden der Ruecksichtslosigkeit, die durch alkoholische Getraenke hervorgerufen werden.
Inhaltlich ist dieses Kompositum mit dem Gewicht von rechts nach links zu verstehen, wie das in alten indischen Sprachen wie Sanskrit und Pali ueblich ist.
Also ist der wichigste Teil Thana, Zustand. Darauf folgt pamada, die Ruecksichtslosigkeit. Dann kommt Majja, das Intoxiant, die rauschverursachende Substanz. Zum Schluss kommen sura und meraya, die beiden Getraenke als der Teil des Kompositums mit der geringsten Bedeutung.
Daraus folgt, dass man vorallem den Zustand (thana) vermeiden sollte. Den Zustand der Ruecksichtslosigkeit (pamada).
Was dann auch bedeutet, dass dieses Precept den generellen Konsum von Alkohol nicht verbietet, bis zu dem Grade wo der Zustand des Rausches eintritt.
Wenn man die Bedeutung von Majja weiter fasst als 'Getraenk', dann kann man es als generelle Substanz, die Rauschzustaende analog zu den Getraenken Sura und Meraya verursachen, verstehen.
Sollte der Buddha Pilze und Co gekannt haben, so hat er sich auf jeden Fall nicht konkret dagegen ausgesprochen. In der Hinsicht finde ich dieses Precept schon ziemlich konkret.
Somit denke ich, dass der ritualische schamanische Gebrauch von psychedellischen Drogen nicht grundsaetzlich abgelehnt wurde - insofern dieser zu der Zeit in der Gegend ueberhaupt praktiziert wurde. Auf der anderen Seite wurde er auch nicht gefoerdert oder proklamiert - er spielt fuer die Lehrer im wesentlichen einfach keine Rolle. So aehnlich, wie es wohl auch keine Rolle spielt, ob man trotz Buddhismus weiter zum Zahnarzt geht oder nicht, um es mal ueberspitzt auszudruecken.
Dogmatische Verbote sind dann wohl erst im Laufe der Ausbildung der einzelnen Schulen entstanden.
Im Vajrayana in Tibet und in der Mongolei fliessen alte schamanistische Konzepte und die buddhistische Lehre recht stark ineinander. Kann mir vorstellen, dass dort der Konsum von Heilpflanzen und die fuenf Regeln keinen Widerspruch darstellen und auch heute noch stattfindet.
"if we are able to give priority to the meditation then all else will eventually fall into place on its own accord"