http://derstandard.at/1397521690935/Oek ... -wie-heuteStandard: Sie sagen, jeder, der von der Erholung der griechischen Wirtschaft hört, hat die moralische Pflicht, ironisch zu lachen. Warum?
Varoufakis: Von der Erholung einer Volkswirtschaft, die sechs Jahre in der Rezession steckt, kann man nur sprechen, wenn Investitionen und Beschäftigung steigen und die Kreditvergabe anzieht. In Griechenland ist nichts davon der Fall.
Standard: Diese Woche hat Griechenland aber wieder selbst Anleihen begeben. Kein Erholungszeichen?
Varoufakis: Das ist ein billiger, politischer Trick. Die EU lügt die Menschen in Europa an. Nie war Griechenland so bankrott wie heute. Das Land hat 320 Milliarden Euro Schulden, genauso viel wie 2010. Aber das griechische BIP ist seither um 40 Milliarden Euro geschrumpft. Der einzige Grund, warum Investoren dieses Mal die Papiere gekauft haben, ist, dass sie indirekt von Berlin und Frankfurt, also der deutschen Regierung und der EZB, garantiert werden. Man will mit dieser Aktion nur vor den Wahlen im Mai den Sieg über die Krise erklären.
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Die Bankenunion ist ein einziger Witz. Sie wird in der Geschichte als die nächste große Worthülle der EU eingehen. Die 55 Milliarden, die für Rekapitalisierungen zur Verfügung stehen, reichen nicht einmal für eine große Bank. Es gibt auch keine gemeinsame Einlagensicherung. Was wir haben, ist also einzig ein weiteres Propaganda-Instrument der EU.
Standard: Wie viel Geld bräuchte es?
Varoufakis: Die EZB müsste im Hintergrund stehen, wie das die Notenbank in den USA macht. In der Krise war in den USA unbegrenzt Geld da. Außerdem: Schauen Sie sich einmal den Ablauf an, wenn eine Bank abgewickelt werden soll. Am Ende geht die Entscheidungsgewalt an die Nationalstaaten zurück. Wir haben keine Bankenunion, nennen das Ding aber so. Das ist George Orwell, "1984".
Re: Finanzkrise
346happiness is the absence of resistance