Re: Finanzkrise

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Standard: Sie sagen, jeder, der von der Erholung der griechischen Wirtschaft hört, hat die moralische Pflicht, ironisch zu lachen. Warum?

Varoufakis: Von der Erholung einer Volkswirtschaft, die sechs Jahre in der Rezession steckt, kann man nur sprechen, wenn Investitionen und Beschäftigung steigen und die Kreditvergabe anzieht. In Griechenland ist nichts davon der Fall.

Standard: Diese Woche hat Griechenland aber wieder selbst Anleihen begeben. Kein Erholungszeichen?

Varoufakis: Das ist ein billiger, politischer Trick. Die EU lügt die Menschen in Europa an. Nie war Griechenland so bankrott wie heute. Das Land hat 320 Milliarden Euro Schulden, genauso viel wie 2010. Aber das griechische BIP ist seither um 40 Milliarden Euro geschrumpft. Der einzige Grund, warum Investoren dieses Mal die Papiere gekauft haben, ist, dass sie indirekt von Berlin und Frankfurt, also der deutschen Regierung und der EZB, garantiert werden. Man will mit dieser Aktion nur vor den Wahlen im Mai den Sieg über die Krise erklären.

...

Die Bankenunion ist ein einziger Witz. Sie wird in der Geschichte als die nächste große Worthülle der EU eingehen. Die 55 Milliarden, die für Rekapitalisierungen zur Verfügung stehen, reichen nicht einmal für eine große Bank. Es gibt auch keine gemeinsame Einlagensicherung. Was wir haben, ist also einzig ein weiteres Propaganda-Instrument der EU.

Standard: Wie viel Geld bräuchte es?

Varoufakis: Die EZB müsste im Hintergrund stehen, wie das die Notenbank in den USA macht. In der Krise war in den USA unbegrenzt Geld da. Außerdem: Schauen Sie sich einmal den Ablauf an, wenn eine Bank abgewickelt werden soll. Am Ende geht die Entscheidungsgewalt an die Nationalstaaten zurück. Wir haben keine Bankenunion, nennen das Ding aber so. Das ist George Orwell, "1984".
http://derstandard.at/1397521690935/Oek ... -wie-heute
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Re: Finanzkrise

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Herr Flassbeck, kann man die herrschende Wirtschaftstheorie mit Religion vergleichen? Feiert im neoliberalen Schlachtfest sozialer Errungenschaften die Menschenopfertheologie der Maja fröhliche Urständ?
Heiner Flassbeck: Ob ich so weit gehen würde, weiß ich nicht, aber mit Religion hat das ohne Frage zu tun. Denn die Wirtschaftswissenschaft ist in vielen Bereichen mehr Religion als Wissenschaft, weil die Ökonomen sich entschlossen haben, unter allen Umständen dem Markt zu huldigen und den Staat abzulehnen.

Diese Tendenz ist so stark, dass eine einfache, klare und durchaus mögliche Analyse verhindert wird und die Ökonomen dazu bringt, empirische Evidenzen, also ganz klare Belege für bestimmte Zusammenhänge abzulehnen oder zu ignorieren. So verweigert man sich zum Beispiel der Tatsache, dass Löhne und Produktivität die Inflationsrate weit klarer bestimmen als irgendeine Geldgröße.

...

Wenn mich mein schlechtes Gedächtnis nicht trügt, hat Gerhard Schröder seinerzeit argumentiert, man müsse unter anderem Hartz IV einführen, weil der Staat unter den wirtschaftlichen Bedingungen der Globalisierung 60 Milliarden Euro im Jahr an Einnahmen verliert. Mein Gedanke ist nun der, dass diese Deregulierungsmaßnahmen dem Staat viel mehr gekostet haben, als er sich mit Hartz IV gespart hat...

Heiner Flassbeck: Solche Prozesse kann man nicht für fünf Jahre untersuchen, sondern man muss die Entwicklung von fünfzehn bis zwanzig Jahren berücksichtigen und so werden wir noch sehen, was mit Hartz IV gewonnen wurde. Ich vertrete die Position, dass man mit Hartz IV und der Agenda 2010 ein Lohndumping initiiert hat, das von Deutschland in die gesamte EU ausstrahlt und damit die europäische Währungsunion in einen bedrohlichen Zustand versetzt hat. Erst wenn das alles abgearbeitet hat, wird man sehen, wie teuer Hartz IV war. Diese Maßnahmen mögen den Staat fiskalisch kurzfristig etwas entlastet haben, aber die Gesamtkosten könnten leicht über alles hinausgehen, was man sich heutzutage vorstellen kann.

Sie sehen also schon einen Zusammenhang zwischen Hartz IV, Niedriglöhnen in Deutschland, Exporterfolgen der deutschen Wirtschaft und den Krisen in den Südländern?

Heiner Flassbeck: Absolut. Das ist nicht nur ein Zusammenhang, sondern sogar der einzig relevante Zusammenhang. Nur darf man darüber in Deutschland nicht reden. Das Faktum ist aber vollkommen klar. Die Lohnsenkungsstrategie ist fundamental schief gegangen und das müsste man in Deutschland langsam einmal zur Kenntnis nehmen, wenn man in Europa einen Schritt weiter kommen möchte.
http://www.heise.de/tp/artikel/41/41648/1.html
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Re: Finanzkrise

351
Find ich gut, kann ja nicht sein, dass jemand mit ein paar mio aufn konto von den zinsen leben kann/konnte, ohne einen finger krumm zu machen? Geld "sicher" aufzubewahren ist eine dienstleistung, warum sollte die nicht vergütet werden. Staatsschulden wachsen bei niedrig-zinsen auch langsamer als in hochzinszeiten.
„Hupen Sie, wenn Sie bewaffnet sind!“ (R.A.W)

Re: Finanzkrise

353
Wirtschaftssanktionen ole.
Die Hiobsbotschaften für die deutsche Wirtschafte reißen nicht ab. Gestern wurde bekannt, dass die Aufträge im August so stark eingebrochen sind, wie mitten in der tiefsten Wirtschaftskrise 2009 nicht mehr. Doch nicht nur die Produktion der Zukunft geht zurück, sondern im August ist sie schon saisonbereinigt im Vergleich zum Vormonat um 4% eingebrochen.
http://www.heise.de/tp/news/Auch-die-Pr ... 13190.html
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Re: Finanzkrise

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Was auch geil ist: Steuerflucht mit Hilfe von Jean Claude Juncker, dem ehemaligen Finanzminister Luxemburgs und Steuervermeidungsverbündeten vieler Großkonzerne, der jetzt die Europäische Kommission als Präsident anführt. ^^

http://www.handelsblatt.com/politik/int ... 41378.html

Ich denke vor dem Hintergrund, was für ein "Finanzexperte" hier das Zepter in die Hand bekommen hat, dürfte wohl auch absehbar sein, dass die Einführung einer Finanztransaktionssteuer -und damit die sogenannte Beteiligung der Finanzjongleure am Gemeinwohl oder -übel - doch irgendwie wieder vom Tisch kommt. ;)

Re: Finanzkrise

356
What Really Happened in Beijing: Putin, Obama, Xi And The Back Story The Media Won’t Tell You
http://www.informationclearinghouse.inf ... e40239.htm
Predictably, once again, this vertiginous flurry of deals and investment had to converge towards the most spectacular, ambitious, wide-ranging plurinational infrastructure offensive ever attempted: the multiple New Silk Roads - that complex network of high-speed rail, pipelines, ports, fiber optic cables and state of the art telecom that China is already building across the Central Asian stans, linked to Russia, Iran, Turkey and the Indian Ocean, and branching out to Europe all the way to Venice, Rotterdam, Duisburg and Berlin.

Now imagine the paralyzed terror of the Washington/Wall Street elites as they stare at Beijing interlinking Xi's "Asia-Pacific Dream" way beyond East Asia towards all-out, pan-Eurasia trade - with the center being, what else, the Middle Kingdom; a near future Eurasia as a massive Chinese Silk Belt with, in selected latitudes, a sort of development condominium with Russia.
http://www.informationclearinghouse.inf ... e40244.htm

Der West-Ost-Shift geht weiter. Der Ukraine Thread hätte genau so gut gepasst für den Artikel...
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Re: Finanzkrise

357
Hmm. Was geht denn mit dem Ölpreis? Ich finde spannend, dass niemand so recht sagen kann (oder will???), wieso er so dramtisch fällt. Da gibt ja einige Verschwörungstheorien... Ist es z.B. gegen Russland gerichtet? Nur sieht dann die USA nicht das enorme Risiko, dass eintritt, wenn die ganzen fracking Kredite platzen? afaik hängen hier dann ungedeckte Kredite von 500 Billionen Dollar (war ein deutschr Artikel, also wirklich Billionen???) ... Könnte also die nächste platzende Blase sein, da fracking bei dem Ölpreis nie rentabel zu betreiben ist. Aber wenn es nicht von der USA ausgeht, von dem dann? In den letzten Tagen ist der Anstieg des Dollars auch erstmalig seit Wochen gestoppt. Geht es jetzt wieder runter?

Auch geht es bei den Börsen der Ölförderneden Länder im arabischen Raum steil bergab und der letzte Absturz in Dubai war unmittelbarer Vorbote der Krise 2009. Die haben ganz sicher kein Interesse hier bewusst auf einen sinkenden Ölpreis zu spekulieren. Gewinnen tut atuell eigentlich nur Saudi Arabien - aber ist ihnen zuzutrauen, alleine gegen den Rest der Welt deraert zu zocken?

Sehr interessant ist in diesem Zusammehang auch der abstürzende Rubel und Theorien, was wohl Putins Plan sein könnte. z.B. die bewusst in Kauf genommene Entwertung des Rubels und Einführung eines Gold, bzw. Edelmetall gestützten neuen Rubels.

Und was macht China?

http://www.heise.de/tp/artikel/43/43645/1.html
http://www.rottmeyer.de/gold-in-rubel-allzeithoch/
http://admin.hartgeld.com/infos-welt.html

Das Endspiel geht weiter.
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Re: Finanzkrise

360
At the very moment of its ultimate triumph, capitalism will experience the most exquisite of deaths.

This is the belief of political adviser and author Jeremy Rifkin, who argues the current economic system has become so successful at lowering the costs of production that it has created the very conditions for the destruction of the traditional vertically integrated corporation.
http://www.theguardian.com/sustainable- ... capitalism
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