Kosmisches Bewusstsein, Transzendenz und Dissoziation
Der Unterschied zwischen Dissoziation und Transzendenz ist nicht immer leicht zu erkennen, nicht einmal für Personen mit Erfahrungshintergrund in östlichen oder westlichen spirituellen Lehren. Im Verlauf des Harvard-Projektes in den frühen Sechzigerjahren experimentierten wir mit DMT in Form von intramuskulären Injektionen. Während die meisten von uns diese Erfahrung als mehr oder weniger außerkörperlich, chaotisch und dissoziativ empfanden, nahm einer unserer Besucher, ein im Kundalini-Yoga erfahrener Inder, nach der Injektion eine sitzende Yogahaltung ein, schloss seine Augen und saß 40 Minuten lang bewegungslos und still in tiefer meditativer Versenkung da; dann dankte er uns und verabschiedete sich.
Jemand mit wenig oder ohne Vorerfahrung mit meditativen Zuständen oder Übungen würde möglicherweise einfach völlig unbewusst werden, das heißt dissoziieren, während jene mit mehr Erfahrung sich möglicherweise in transzendenten, außerkörperlichen oder vertieften Trancezuständen wiederfinden, die anschließend nur teilweise erinnert und beschrieben werden können. Körperbewegungen, Töne und verbale Äußerungen, die von Anderen beobachtet werden, an die sich die Person selbst jedoch nicht erinnern kann, weisen auf dissoziierende Trennung hin, unabhängig davon, wie angenehm die subjektive Erfahrung war. Die Fähigkeit, die Sinnhaftigkeit der Erfahrung zu erfassen, ist sicherlich abhängig davon, ob jemand frühere Erfahrungen mit transzendentem Bewusstsein erlebt hat und inwieweit er mit der Literatur über meditative Praktiken vertraut ist.
Stanislav Grof, ein sehr erfahrener Erforscher psychedelischer Realitäten, berichtet in seinem autobiographischen Buch When the Impossible Happens (GROF, S., 2006) von einer Erfahrung mit 5-MeO-DMT. Er rauchte, wie er später schätzte, circa 25 Milligramm, das heißt, eine innerhalb des Dosisspektrums hohe Dosis, in Unkenntnis der extremen Potenz dieser Substanz. Er beschreibt die dissoziativen Aspekte der Erfahrung wie folgt:
Ich verlor jeden Kontakt mit der mich umgebenden Welt, die vollständig verschwand … Das Bewusstsein meiner alltäglichen Existenz, mein Name, mein Aufenthaltsort und mein Leben verschwanden … Ich versuchte vehement, mich an die Existenz der Wirklichkeiten, die ich gekannt hatte, zu erinnern, aber sie ergaben plötzlich keinen Sinn… Es gab keine biographischen oder transpersonalen Inhalte, Bilder, Archetypen … keine dieser Dimensionen schien zu existieren, die Manifestationen nahmen ihren Lauf. Ich hatte keine Konzepte, keine Kategorien für das, was ich erlebte.
Wenig später begann er die Erfahrung in Begriffen von Nachtod-Unterweisungen aus dem tibetischen Buddhismus zu beschreiben, die er ausgiebig studiert hatte – überzeugt davon, dass sein physischer Körper tatsächlich gestorben war.
Meine einzige Wirklichkeit war eine strahlende, wirbelnde Energiemasse gigantischen Ausmaßes, die jedwede Existenz in einer kondensierten und vollständig abstrakten Form zu enthalten schien. Ich wurde Bewusstsein, das dem Absoluten begegnete. Es besaß die Helligkeit von Myriaden Sonnen, und doch war es nicht im selben Kontinuum wie irgendein Licht, das ich aus dem Alltag kannte. Es schien reines Bewusstsein zu sein, Intelligenz, und kreative Energie, die alle Polaritäten transzendierte. Es war unendlich und endlich, göttlich und dämonisch, erschreckend und ekstatisch, kreativ und destruktiv … Meine gewöhnliche Identität war zerbrochen und aufgelöst; ich wurde eins mit der Quelle. Rückblickend glaube ich, dass ich das Dharmakaya erfahren habe, das ursprüngliche Klare Licht, das gemäß dem Tibetischen Totenbuch im Moment unseres Todes erscheint.
... Eine zeitlose Zeit später begannen traumähnliche Bilder zu erscheinen, das Sonnensystem, die Erde ... das Letzte, was erschien, war die Wahrnehmung meiner alltäglichen Identität und das Bewusstsein von meinem gegenwärtigen Leben. Ich war sicher, dass ich eine exzessiv hohe Dosis genommen hatte und dass ich gerade am Sterben war ... Ich glaubte, dass ich das Bardo erlebte, den Zwischenzustand vor meiner Wiedergeburt in die nächste Inkarnation. Dann sah und erlebte ich viele Szenen aus meinen vorherigen Leben, spielte karmische Geschichten in meinem Körper durch, war aber gleichzeitig in einem Zustand tiefster Glückseligkeit, vollständig losgelöst von diesen Dramen (GROF, S., op. cit., pp. 251–257).
Auch meine eigenen Erfahrungen mit 5-MeO-DMT begannen mit dem Rauchen einer unbestimmten (obwohl eindeutig hohen) Menge, die ein Kollege ins Esalen-Institut mitgebracht hatte, wo ich gerade zu Besuch war. Ich war umgeben von einfühlsamen Freunden und fühlte mich vollkommen sicher und geschützt – dennoch war ich völlig unvorbereitet auf das, was folgte.
Eine erschütternde Vernichtung, ein Gefühl, mich innerhalb einer Explosion zu befinden und in zahllose kleine Einzelteile zu zerfallen. Ich fühlte mich, als würde mein Inneres nach außen gekehrt, als ob meine Eingeweide durch meinen Mund hinausgepresst würden. Mein Körper schien offenbar auf dem Boden zu rollen (wie ich später realisierte), zusammengerollt zu einem Ball wie die Ouroboros-Schlange. Alle Unterscheidungen zwischen Innerem und Äußerem, Selbst und Anderem, Oben und Unten waren ausgelöscht. Tierische Laute schienen aus meinem Mund zu kommen. Da waren keine Gefühle der Angst, tatsächlich überhaupt keine Gefühle, mit Ausnahme einer Art unpersönlicher Ekstase. Kein Körpergefühl, kein Empfinden des Selbst, kein „Ich“– nur eine funkelnde Empfindung von ehrfurchtgebietender Schönheit (RM).
Es gab einen vollständigen dissoziativen Verlust der bewussten Wahrnehmung meiner Umgebung. Anscheinend war diese Trennung jedoch eine Funktion meiner geschlossenen Augen, denn zu einem bestimmten Zeitpunkt öffnete ich meine Augen einen Moment lang für eine Art unmittelbaren „Realitätscheck“ und konnte sehen, dass ich von meinen Freunden davor beschützt worden war, gegen Dinge zu stoßen oder in die Feuerstelle zu rollen. Unmittelbar nachdem ich meine Augen wieder geschlossen hatte, war ich wieder eingetaucht in den wirbelnden, brodelnden Mahlstrom synästhetischer Empfindungen.
Während Grof seine Erfahrung in Bezug auf die Kosmologie des tibetischen Buddhismus interpretierte, versuchte ich den Sinn meiner Erfahrung (anschließend) unter Verwendung der Sprache der Vedanta und des Tantra Yoga zu erfassen.
Da war ein Gefühl, im Kern der Psyche zu sein, ein Bewusstsein von „All und Allem“ und gleichzeitig „Dies ist DAS“. Die Vedantisten sagen, auf der höchsten Ebene des Bewusstseins gibt es nur Sein (sat), Bewusstsein (chit) und glückselige Freude (ananda). In meiner Erfahrung gab es kein Selbst, keinen Körper, keine Zeit oder Raum, aber da war Sein. Da war auch Bewusstsein: Ich konnte mich anschließend an alles erinnern. Auch wenn „Ich“ nicht da war, gab es ein Beobachten und ein Erfassen. Und sicherlich gab es Glückseligkeit, Freude, unvorstellbare Ekstase. Ich hatte das Empfinden, mich an einem exakt ausgewogenen Rand zwischen einer internalisierenden und einer externalisierenden Bewegung zu befinden. Ich konnte loslassen, tief hineinsinken, fallen und mich einem überwältigenden inneren Raumgefühl öffnen, oder ich konnte die Energie herauskommen lassen und sie mit Körperbewegung und Stimme ausdrücken (RM).
Ich finde mich auf meinen Knien wieder, mein Körper wird bewegt in unglaublich sanften, fließenden, tanzenden Bewegungen, nicht durch mich, sondern durch eine spirituelle Präsenz in mir, die sich völlig anders, unbekannt, Nicht-Ich anfühlt. Dennoch empfinde ich keine Angst oder Widerstand, nur Verzückung, während ich bereitwillig meine Form zur Nutzung an etwas übergebe, das eine Gottheit zu sein scheint. Ich fühle, wie meine Arme sich bewegen, und doch bewege ich sie nicht. Die Präsenz fühlt sich mal männlich, mal weiblich, dann wieder androgyn, dann schlangenartig an. Shiva, Shakti, Kundalini. Die Bewusstheit, die diesem Shakti-Wesen entströmt, ist allumfassend und umschließt alles, meinen Körper und die Umgebung. Ich erinnere mich, dass ich erlebte, wie es sich anfühlte, der Fußboden zu sein, auf dem mein Körper ausruhte, das Land, auf dem das Haus stand, der Planet Erde, auf dem das Land ist, der Kosmos, in dem die Erde ist ... (RM).
In den nächsten paar Jahren, während der Achtzigerjahre, machte ich selbst eine Reihe persönlicher Erfahrungen, üblicherweise in kleinen Erkundungsgruppen mit zwei oder drei Freunden, in denen wir 5-MeO-DMT allein oder in Kombination mit DMT (im Mengenverhältnis 1:5) meist mit einem Verdampfer einnahmen. Wir hatten die kombinierten Mittel die Mayan Twins getauft, weil das plötzliche Einsetzen der Wirkungen der Medizin, wenn sie inhaliert wurde, uns an die gestaltwandelnden, schamanischen Trickster in den Geschichten von den Heldenzwillingen im uralten mexikanischen Popol Vuh erinnerte. In diesen Geschichten sind die Heldenzwillinge in der Lage, die furchterregenden Fürsten der Unterwelt zu besiegen, indem sie sich wiederholt zerstückeln und töten lassen und sich dann in ihre lebende menschliche Form zurückverwandeln.
Durch diese frühen Erfahrungen realisierten wir sehr bald, dass es wegen der Auflösung der Körpergrenzen äußerst wichtig war, einen vereinbarten rituellen Rahmen zu haben, mit klarem Abstand zwischen Reisendem und nüchternem Sitter – oder in einer Gruppe, mit klar abgegrenztem Raum zwischen den Teilnehmern. Ich erinnere mich, dass ich bei einem frühen Versuch, bei dem ich als Sitter nah bei einem engen Freund lag, durch den Verdauungstrakt meines Freundes reiste, da ich den Fokus meines Bewusstseins versehentlich auf die Organebene verlegt hatte, ohne Rücksicht auf die Körpergrenzen.
In einer anderen Erfahrung in einer kleinen Gruppe hatten mein Freund RD und ich vereinbart, simultan zu reisen und den Rauch von einem Verdampfer gemeinsam zu teilen, während eine Gruppe aus drei anderen als Sitter/Beobachter fungierte.
Da ist ein wirbelndes, sich ineinander verwebendes Gitternetz aus Lichtmustern überall und rundherum. Ich kann hören, wie jemand Würge- und Erstickungsgeräusche macht. RD erlebte das Erbrechen des Leidens der Welt, aber er litt nicht selbst, wie er uns später erzählte. Zuerst konnte ich nichts tun – da war kein „Ich“ und auch sonst niemand. Dann wurde ich gewahr, dass ich in Richtung des Geräusches bewegt wurde, um meine Hand auszustrecken, zu berühren, zu helfen, zu erleichtern. „Ich“ entschied mich nicht, dies zu tun, es passierte einfach, wie ein amöbenartiges Hinüberquellen zum Ursprung der scheinbaren Notsignale. Meine Stimme schien besänftigende Geräusche zu machen, während meine Hände berührende, streichelnde Gesten machten. Daraufhin entstand Bewusstsein von dem anderen Individuum, von diesem bestimmten Mann, RD. Erst im Anschluss an dieses Bewusstsein kam die Erkenntnis, dass „Ich“ diese Gesten machte, diese Bewegungen. (RM)
Es schien (und scheint mir immer noch) signifikant zu sein, dass der Andere vor dem Selbst wahrgenommen wurde. Der menschliche Kontakt begann mit einer Antwort auf das empfundene Bedürfnis eines anderen Wesens. Zuerst gab es „Du“ dann Beziehung zwischen „Du“ und „Ich“, dann „Ich“. Die Objekt-Bildung kam vor der Objekt-Beziehung. Diese Erfahrung bestätigt, so glaube ich, die Reihenfolge des Lernens in der kindlichen Entwicklung: Das Kind nimmt den Anderen wahr, bevor es sich selbst wahrnimmt, es lernt, „Mama” zu sagen, bevor es lernt, seinen eigenen Namen oder „Ich“ zu sagen.
Nachdem wir in den 1980er-Jahren mit der Mayan-Twins-Kombination in Einzel- und Kleingruppen-Erfahrungen experimentiert hatten, gelangten meine Kollegen und ich allmählich zu der Erkenntnis, dass es keinen besonderen Vorteil hatte, DMT zusammen mit 5-MeO-DMT im Verdampfer zu nehmen. Es führte nur zu einem intensiveren plötzlichen Beginn, mit lebhaften dreidimensionalen, sich kaleidoskopartig bewegenden Mustern, die das gesamte Gesichtsfeld ausfüllten oder sogar das gesamte Sein verschlangen. Diese kaleidoskopartigen Muster schienen keine besondere Bedeutung zu haben – es war lediglich eine Art abstraktes Gitter, manchmal begleitet von Bildern eigenartiger, liebloser, nicht-menschlicher Wesenheiten, die Timothy Leary in The Psychedelic Experience als „den Netzhaut-Zirkus“ bezeichnete oder Terence McKenna in seinen Schriften als „selbsttransformierende Maschinen-Elfen“ schilderte.
Wenn Bilder und Gedankenformen in Bezug auf die gegenwärtige menschliche Existenz einer Person auftauchten, tendierten sie dazu, zu einem späteren Zeitpunkt der Sitzung zu erscheinen – aber nur dann, wenn das Individuum besondere Forschungs- oder Heilungsabsichten hatte. Ich erinnere mich, dass ich nach dem Inhalieren der Kombination ein oder zwei Mal ausgeprägt das Gefühl oder den Eindruck hatte, auf das Nachlassen des „Netzhaut-Zirkus“ zu warten, als ob er eine Art Film vor meinen Augen wäre, und als er nachließ, öffnete sich eine tiefere Dimension bedeutsamer Szenen mit Personen, Geistern und Landschaften. Aus diesen Gründen, die sich auf den Inhalt der Erfahrung beziehen, und aus dem praktischen Grund, dass die Einnahme einfacher zu handhaben ist, wurden die nachfolgenden Erfahrungen überwiegend mit 5-MeO-DMT gemacht, das durch einen Verdampfer inhaliert wurde. Kontext und Einstellung waren immer meditativ und fokussierten grundsätzlich auf spirituelles Verständnis und Heilung. Viele meiner Erfahrungen schienen kosmologische Visionen und reinkarnatorische Erinnerungen ebenso wie persönliche Heilungsprozesse einzuschließen, wobei zunächst, im höchsten-tiefsten Teil, der kosmische Aspekt dominierte, und der inkarnatorischpersönliche später, wenn die Intensität nachließ.
Vielfarbige Linien aus Licht formten eine Art Kuppel, der von einem facettenreichen, geometrischen Netzwerk aus Juwelen bedeckt war; die ganze Kuppel drehte sich leise. Die edelsteinbesetzte Kuppel schien eine Art Linse zu werden, durch die ich hinüber in andere Welten sehen konnte, wo die Lichtpunkte Sterne und Galaxien waren. Zuerst waren da kleine, schimmernde Funken aus Licht vor einer samtartigen Schwärze. Sie verschmolzen und wurden zu einem farbig glänzenden, webenden, fließenden Teppich aus geometrischen Formen, der sich in alle Richtungen unendlich ausdehnte. Dann löste dieses kaleidoskopartige Muster-Feld meinen Körper in sich auf, so dass ich ihn nicht mehr sah – ich war ein Teil davon geworden. (RM)
Ein häufiges Motiv in meinen Erfahrungen war das Bewusstsein, zuerst einen funkelnden Teppich oder ein Gitterwerk aus vielfarbigen Edelsteinen und Juwelen zu sehen und dann darin zu verschmelzen und damit eins zu werden, während es über mich und durch mich rollte, so dass es kein separates Bewusstsein von Körper, von Selbst, von Dingen oder Gefühlen mehr gab. Obwohl keine Empfindung von Selbst da war, schien sich irgendwann eine Art wahrnehmender Fokus zu bilden.
Ich nannte diesen gitternetzähnlichen Teppich die „Matrix aller Möglichkeiten“. Als ich über solche Erfahrungen im normalen Wachzustand nachdachte, vermutete ich, dass diese Gitternetz-Matrix vielleicht eine Wahrnehmung der Molekülebene der Wirklichkeit sei, wo alles aus Kombinationen und Permutationen von Strukturen und Vernetzungen besteht – keine Dinge, keine Objekte, keine Grenzen zwischen Innen und Außen.
Das webende, wehende Feld geometrischer Formen und Linien faltet sich und fällt auf mich hinab, oder ich falle hinein. Ich sehe kleine sphärische Kugeln aus weißem Licht, wie Perlen, die schimmern, feucht glänzen und perfekt angeordnet und untereinander in dreidimensionalen komplexen Netzen verbunden sind, an Buckminster Fullers Dymaxion-Strukturen erinnern, sich aber ständig verändern, indem sie sich auseinander- und wieder zusammenfalten. Diese Netze bilden meinen Körper, häufen sich in bestimmten Gebieten an und bilden Organe wie meine Augen.
Sie bilden auch alle anderen Körper und Formen um mich herum. Jedes Individuum ist eine Art Anhäufung in diesem unendlichen, sich ständig verändernden molekularen Netz. Jeder Gedanke, jedes Gefühl oder Erfahrung ist ebenfalls eine lokale Anhäufung in dieser holografischen Matrix aller Möglichkeiten. Eine Sonne aus purem weißem Licht strahlt aus dem Zentrum dieses wirbelnden, perlenbesetzten kristallinen Netzes. Die Helligkeit ist mir zu intensiv, um den Fokus der Aufmerksamkeit aufrechterhalten zu können, so dass ich langsam das Bewusstsein davon verliere und aus dieser unendlichen Einheit heraus in meine Körperform zurückkehre. (RM)
Für einige lösen sich diese geometrischen Gitterstrukturen möglicherweise in ursprüngliches Licht oder formloses Nichts auf. Oder die Erfahrung kann nach der Inhalation der Medizin synchron mit der Ausatmung in eine Art glückselige Stille übergehen. Kosmische Strukturen aus Sternen und Planeten können einander durchdringen oder mit Visionen des formlosen Nichts oszillieren. Hier nun einige Beispiele von Berichten, die Teilnehmer unserer Untersuchungen mit dieser Medizin verfassten.
(Mann) Als ich ausatmete, ging ich hinein. Und fiel noch immer. Der letzte Überrest von Widerstand, ein bloßes Beben der Angst, verebbte. Ich fiel ohne Furcht in ein unglaublich geräumiges, kraftvoll strahlendes, uraltes, aber immer gegenwärtiges Zentrum, zugleich still und sich bewegend, ein Kern, aus dem alle Dinge entstanden, entstehen würden, entstanden waren. Ich hatte losgelassen und war angekommen. Ich war zu Hause. Das, was ich „Ich“ nannte, hing suspendiert in einem riesigen, geräumigen und unerschütterlichen Universum. Ich fühlte mich befreit von meiner üblichen Last aus Schmerzen, Spannungen und Ängsten, nicht eingeengt, zutiefst entspannt, zu Hause im Leben, in einem Zustand, in dem es keinen Kampf gibt, wunderbar, mühelos geheilt.
(Mann) Irgendwie konnte ich meinen Körper in eine liegende Position bringen, obwohl ich ihn kaum wahrnahm. Es schien sich ein tieferes Loslassen einzustellen, indem ich dem Körper erlaubte, ohne Muskelanstrengung auszuruhen. Alles Bewusstsein vom Körper löste sich auf in ein Bewusstsein sanfter, sich ausdehnender Ströme von Glückseligkeit. Selbst das dadurch erzeugte Empfinden von Freude und Staunen löste sich auf, als Identität in gestaltloses Sein überging. Hier, am Rand zwischen Form und Formlosigkeit, hatte ich das Empfinden, an einer Schwelle zu stehen, die ich nie vorher überschritten hatte. Mit der Freude und ebenso mit den Mühen einer Geburt wurde die getrennte Identität aufgegeben, und alles, was blieb, war Grenzenlosigkeit. Die Erleichterung und das Empfinden, dass die uralte, ursprüngliche Suche schließlich zu Ende war, war vollkommen unbeschreiblich. Da schien es ein Oszillieren zwischen reinem undifferenzierten Sein und dem beobachtenden Ego zu geben, denn ich hatte ein Bewusstsein davon, Gestalt anzunehmen, ein Gefühl tiefer Ekstase, Freude, Dankbarkeit und Liebe, und dann wiederum löste ich mich wieder auf, hinein in Das, aus dem diese Gefühle flossen. Ich spürte, dass ich angekommen war, dass ich endlich das gefunden hatte, was sich so anfühlte, als ob ich es schon lange – seit Äonen – gesucht hätte. Ich begriff, dass es selbstverständlich jenseits von Leben und Tod liegt, wo und wer ich bin. Ein Gedanke an meine sterbende Schwägerin tauchte auf, und Erleichterung breitete sich aus, als ich erkannte, dass der Tod ein Trugschluss war. Ein vager Klang verband sich mit dieser Erleichterung, eine Nässe erinnerte mich an körperliche Existenz und ich merkte, dass ich weinte.
(Frau) Ich erfuhr etwas, das ich nur als reines Bewusstsein beschreiben kann, allerdings nicht Selbst-identifiziert. Ein Bewusstsein, das auf der Suche nach mehr reist, unaufhörlich wachsend, unaufhörlich sich ausbreitend und nirgends anhaftend – frei von jeder Begrenzung, Bindung oder Dichte. Es war reines, sich durch Raum bewegendes Bewusstsein, obgleich nicht wie ein dunkler sternklarer Himmel, eher wie die Abstände zwischen Allem mit Allem Verbundenen. Das „Ich“ oder „ich“ war fort. Es war eine Erfahrung, in der es keine Individualität gab, und doch hatte ich ein sehr klares Bewusstsein und volle Existenz. Ich sagte: „Ich brauche Hilfe“ – und brachte damit ein Verlangen nach der Aufmerksamkeit anderer zum Ausdruck, die mir helfen sollte, mich in einer so unbekannten Dimension zu fokussieren, zu manövrieren und zu steuern. Mit der Gruppenaufmerksamkeit reisten wir zu den „Überresten“ Gottes, wie Carlos Castaneda es nannte, oder den äußersten Grenzen Gottes. Dann reisten wir gemeinsam darüber hinaus, miteinander gestaltend, gemeinsam erkennend und reisend – sondierten hinaus ins absolute „Nichts“ jenseits des Universums und dann in die Etwas-Artigkeit von Form, wie die Energie einer Etwas-Artigkeit auf atomarer oder molekularer Ebene. Wir begannen, die Evolution in die Form erneut zu durchleben, durchliefen alle Phasen und Reiche in großer Geschwindigkeit – das elementare, das mineralische, das pflanzliche, das tierische … jedes mit einem neu erwachten Bewusstsein, Verständnis und neuer Fähigkeit. Eine erhabene Erfahrung von „Hey, schau, was ich tun kann“. Jede Evolution fand sich selbst, erfuhr sich in der Möglichkeit der Absicht – insbesondere in der menschlichen Form, und entzückte sich daran, rauschhaft und hysterisch. Ich zerbarst buchstäblich, durch all die Phasen der Evolution hindurch.
(Mann) An diesem Punkt war ich an einem vollkommen leeren Ort, wo das einzige verbliebene Ding das Licht selbst war. Da waren keine Merkmale, nicht einmal ein Eindruck von Energiefluss. Der Ort schien so gefüllt, wie er nur sein konnte, ohne ein einziges Objekt oder eine Struktur zu enthalten. Es kam mir schlicht nicht in den Sinn, mich irgendwo anders hinzubewegen oder auf eine Manifestation zu warten. Der Leiter nannte diesen Raum später das „volle Nichts“ – ein Begriff aus dem Mystizismus, der den leeren Raum beschreibt, der alles enthält, eine Art strukturlose Fülle. Grundsätzlich war diese Erfahrung eine Initiation in die strahlende Leere.
(Mann) Diese Medizin schleuderte mich tief in das feurige Firmament, mit augenblicklichem, vollständigen Tod vom Ego, Nicht-Selbst auf der Quantenebene von Bewusstsein-Chaos, Harmonie und Glückseligkeit. Die tiefste, vollständigste Erlösung von den Ketten der Illusion. Dieser große Knall von Gott-Orgasmus, Schöpfung, überwältigender Glückseligkeit, keine Wahl, nur absolute Hingabe an den Urstrom. Dann floss ich zurück ins Bewusstsein, weiterhin völlig bewusst, während der Körper durchlässig und offen für das Eindringen des Urgrunds des Seins war. Der Körper vollständig offen, um durch jedes Atom des Seins glückselige, nicht-anhaftende Wahrheit vom unendlichen, ewig frischen, feurigen Gegenwärtigen zu assimilieren. Es hinterließ ein Empfinden unbegrenzter Freude und ein unbeschreibliches sensorisches Entzücken.
(Mann) Ich flog in einen strahlenden Feuerball, die Sonne – ging in sie ein und tauchte durch sie hindurch, kam an der anderen Seite heraus, prallte am Mond ab, landete auf allen Vieren auf dem Mond, umgeben von riesigen Weltraumwesen, die mich still beobachteten.
(Frau) Räumliche Strukturen und geometrische Muster entfalten sich. Dann ist da ein Vogel, ein Schwan, leicht und groß, der mit mir über die Erde fliegt, und die Erde ist so wunderschön. Die Erde sieht aus, als ob sie mit Perlen besetzt sei, unglaublich schön, und ich hatte den Gedanken: „Oh mein Gott, wie schön ist das.“ Ich bin überwältigt von der Schönheit der Erde.
Die kosmologischen Visionen, die man mit dieser Substanz erleben kann, hängen zu einem großen Teil von der zuvor vorhandenen Weltsicht der erfahrenden Person ab. James Oroc widmete in The Tryptamine Palace (2009) ein ganzes Buch der Verbindung seiner zutiefst lebensverändernden mystischen Erfahrungen mit dem Rauchen von 5-MeO-DMT, wodurch er von einem „verhärteten Atheisten, der ein geerbtes, zynisches, materialistisch-reduktionistisches Weltbild gehegt hatte“ zu jemandem wurde, der „sich der Existenz von Gott unauslöschlich bewusst ist“. Er schreibt, dass diese erste Erfahrung „verantwortlich dafür war, mich radikal in ein spirituell inspiriertes und sehr viel hoffnungsvolleres menschliches Wesen zu verwandeln“ (OROC, J. op. cit. S. 3).
Die Erfahrungen, auf die sich Oroc bezieht, schlossen alle Elemente der klassischen mystischen, kosmischen Bewusstseinserfahrung mit ein, die andere ebenfalls im Zusammenhang mit dem Rauchen dieser Substanz beschrieben haben: ein strahlend weißes Licht, das Erkennen von Einheit und Liebe als die organisierende Kraft des Universums, vollständige Auflösung der Ego-Identität, das Einssein mit Gott und eine manchmal abrupte Rückkehr zum normalen Körperbewusstsein. Nach einem Jahr der Selbstversuche, in dem er die Substanz zwei- oder dreimal pro Woche rauchte, machte er unerwarteterweise eine Erfahrung des lebhaften Kontakts und der Kommunikation mit einer geliebten Person, die einige Jahre zuvor gestorben war. Diese Erfahrung weitete seine Weltsicht noch mehr aus, auf vorher ungekannte Überlegungen zum Nachtodleben – und er entschied sich, „eine Weile lang eine Pause mit dem Rauchen des Tryptamins einzulegen … um über die Möglichkeiten zu reflektieren, die diese Erfahrung eröffnet hatte“. Er hörte auf, 5-MeO-DMT als eine „Droge“ anzusehen, und betrachtete es stattdessen als „eine Art Sakrament“ (OROC, J. op. cit. S. 49).
Stanislav Grof berichtete, wie er eine ganze Serie von Tod- und Wiedergeburts-Visionen vergangener Inkarnationen empfing und wie er in ruhiger, ja sogar ekstatischer Losgelöstheit Zeuge von vergangenen Todeskämpfen wurde. Wie Grof habe auch ich mich beim Betrachten einer Serie vergangener Leben wie im Schnelldurchlauf wiedergefunden, insbesondere der gewaltsamen vergangenen Tode:
Bilder von Enthauptung, Zerstückelung, Aufschlitzung blitzten in rasend schneller Folge vor mir auf, darunter ein Bild, in dem meine Brust mit einem Schwert durchstoßen wurde – dennoch war mit diesen Bildern keine Angst oder Horror verbunden. Die folgenden Gedanken tauchten auf: „Der Tod kommt zu allen, nun ist es an dir. Das ist es, das Ende. Widerstand ist unmöglich und außerdem sinnlos. Es ist zu spät, die Vernichtung hat bereits stattgefunden.“ Als ich nach 10 Minuten „Realtime“ langsam in meinen Körper zurückkam, fühlte ich mich gebadet in reiner Glückseligkeit und vollständig in Frieden mit mir selbst, mit der Welt und meinem Tod (RM).