de mollech hat geschrieben:gowiththeflo hat geschrieben:Und woher weiß man, ob eine Aktion, die man ausführt oder auszuführen beabsichtigt, dem Willen Gottes gerecht wird oder diesem zuwider handelt?
gegenfrage:
wenn die ausgeführte (oder auszuführende) aktion aus einem freiem willen heraus getätigt wurde (wird), vor wem oder was wäre sie dann noch zu rechtfertigen...
muss "freiheit" sich denn rechtfertigen vor irgendeiner instanz?
oder geht es dir gar nicht um deine freiheit...wenn du eine aktion tätigst?
der unbedingte wille zur freiheit...der ist doch allem und jedem eingeboren, oder etwa nicht?
Ja. Doch auf dem Weg zur Freiheit steht dem Willen der Seele zur Selbst- bzw Gottverwirklichung doch auch mindestens eine Tendenz entgegen, wie beispielsweise "niedere" Beweggründe, die nach (z.B. sexueller) Befriedigung trachen.
Vom absoluten Standpunkt aus gesehen könnte man meinen, erfüllen diese den Zweck (= Gottes Wille), dass sich der Freiheitssuchende früher oder später selbst erkennt, seine Hindernisse überwindet, sich selbst/sein wahres Wesen verwirklicht und schließlich in die Einheit mit Gott eingeht. Aus dieser Perspektive werden derartige Hindernisse weder dem göttlichen Willen gerecht noch handeln sie diesem zuwider, denn eigentlich geschieht ja gar nix in Anbetracht der göttlichen Vollkommenheit.
Aus der relativen Sicht des Freiheitssuchenden können Hindernisse zwar auch als Wille Gottes erkannt werden, aber sie stehen ihm trotzdem bei seinem Streben nach Verwiklichung entgegen. Denn wenn der Freiheitssuchende seine sexuellen Gelüste befriedigt, indem er sich auf irgendwelche Techtelmechtel einlässt, dann folgt er seinem Trieb nach sexueller Befriedigung und ggf. seiner Ichsucht. Und da ja alles Gott ist, behandelt er Gott in diesem Fall bestenfalls wie ein Stück Fleisch. Er fickt ihn - in welcher Gestalt er auch immer erscheinen mag (und damit quasi sich selbst, da Gott = alles). Aus dieser Perspektive erscheint mir das in erster Linie als der Wille des auf Selbstbefriedigung ausgerichteten Ich. Gleichzeitig ist es natürlich auch das ko(s)mische Spiel Gottes und sein Wille, dass es so geschieht. Denn was juckt es Gott in seiner Vollkommenheit, wie lange der Freiheitssuchende noch umherirrt und seine Verwiklichung durch Befriedigung in der Außenwelt sucht und wann er letztendlich Verwirklichung erlangt?!
Man kann anzweifeln, dass es sich hierbei um eine Handlung handelt, die aus freiem Willen heraus getätigt wurde ("Die Triebe sind schuld."). Aber wo beginnt dann dieser freie Wille, und wo hört er auf?
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Anderes Beispiel: Angenommen, ein Heiler hat einen Kranken vor sich sitzen. Woher weiß der Heiler, dass es Gottes Wille ist, dass er den Kranken heilt (d.h. sich zumindest darum bemüht), oder aber dass es Gottes Wille ist, dass er den Kranken eben nicht heilt, weil Gott will, dass der Kranke an der Krankheit leidet (vielleicht weil er es verdient hat; negatives Karma und so), ja weil er letztlich selbst (Gott) die Erfahrung als Kranker machen will?
Noch etwas konkreter: Woher weiß der Arzt, dass er dem göttlichen Willen gerecht wird, wenn er einem Kranken Medikamente gibt, die dem Patienten helfen könnten, die aber genauso gut auch noch mehr Leid verursachen könnten? Angenommen, es sei der freie Wille des Arztes zu helfen. Wenn Gott aber garnicht will, dass dem Kranken geholfen wird, woher weiß der Arzt dann, ob er helfen soll oder nicht? Intuition, Medikamente/Heilungsversuche schlagen nicht an - ja, das sind Zeichen, aber Zeichen können auch missverstanden werden.