Yogatherapie: Wie ich mit Yoga mein Leben gerettet habe
Bis vor ca. 2,5 Jahren wusste ich noch nicht einmal, dass es so etwas wie Yoga überhaupt gibt. Ich lebte ein Leben im absoluten Handlungsmodus mit allerlei fremdkonditionierten (meint von anderen Personen übernommenen), überaus schädlichen (!) Glaubenssätzen.
Wie zum Beispiel:
„Streng dich an und kämpfe!“
„Das Leben ist kein Zuckerschlecken!“
„Mach, arbeite ununterbrochen für deine Ziele!“
„Du musst es unbedingt schaffen!“
„Wenn du dich ausruhst, bist du faul, wertlos und wirst verlieren.“
„Das Leben ist hart und du musst immer ringen.“
„Keiner hilft dir, du musst immer alleine für dich da sein!“
Wie ich heute weiß und fühle, hatte diese Glaubenswelt damals so gar NICHTS mit meinem wahren inneren Selbst zu tun. Traumatische Erfahrungen (frühe zentrale Verluste und andere Umbrüche) aus meiner Kindheit und Jugend verhärteten mein vergangenes Lebensmodell zusätzlich.
Alles war anders
Ich war also gefangen im Hamsterrad. Gefangen in einer mir unbewussten Gedankenwelt, die mich ständig antrieb und unter Druck setzte – die mich niemals wahrhaftig zur Ruhe kommen ließ. Es gab hier keinen Platz für Entspannung, Entschleunigung, Erholung und Frei-Raum-Zeit.
Doch ALLES im Leben strebt IMMER nach Balance. Somit suchte mein tiefes Verlangen nach innerem Frieden, nach Jahrzehnten der (Selbst)Tyrannei, eine Möglichkeit, sich zu zeigen.
Wie?
Über ein Burnout, ein innerliches Ausbrennen, welches mich schlussendlich in den waagerechten Stillstand brachte!
Damals fühlte ich mich zu tiefst ohnmächtig, ängstlich, hilflos, traurig und wütend. Ich glaubte einsam und wertlos zu sein.
Heute weiß und fühle ich, dass ich niemals hätte auf andere Weise „aufwachen“ können. Meine Glaubenswelt war zu abgehärtet, die schmerzlichen Wunden aus meiner Kindheit zu klaffend, meine unterdrückten unwohlen Gefühle zu überwältigend, als dass ich jemals auf sanfte, freiwillige Weise hätte entdecken wollen/können, welche unterdrückten Gefühle in mir wirkten.
Was tust du, wenn dich die pure Angst, Panik und eine tiefe Depression aufsuchen? Oder dich eine Krise in Form von körperlicher Krankheit, Verlust, etc. heimsucht?
Ich kann dir sagen, was ich tat: Ich ließ mich (unter)stützen. Ich nahm endlich Hilfe von außen an und entdeckte gleichermaßen meine Selbstheilungskraft und damit meine Selbstwirksamkeit, was mich auf den Weg der wahren inneren Stärke brachte.
Der entscheidende Strohhalm ist Bewusstsein
Eine Krise, ganz gleich welcher Art, ist ein schwerer Schlag und gleichzeitig eine wunderbare Chance, bewusst zu werden – zu reifen und deine innere Kraft kennen und schätzen zu lernen. Wenn du weiter leben möchtest, musst (darfst!) du dich also fragen, was du tun kannst, um dein Leben (wieder) lebenswert zu machen?
Frag dich also:
„Wer oder was kann mir in dieser Zeit eine Stütze sein?“
„Wo erhalte ich Hilfe, das notwendige Wissen (Bewusstsein), um gestärkt aus dieser Phase hervorzutreten?“
„Was kann ich JETZT tun, um mir selbst zu helfen?“
Über solche Fragen lenkst du deinen Fokus weg von deinem Ohnmachtsgefühl hin zu dem Bewusstsein, dass du IMMER machtvoll bist, auch in Zeiten deiner Schwäche.
Als ich sie mir damals stellte und tief in mich hineinhorchte, bekam ich mit der Zeit viele (Herzens)Antworten. Ich fand eine wunderbare Heilpraktikerin, verabschiedete mich liebevoll von Menschen und Jobs, die mir längst nicht (mehr) gut taten, brachte Bewusstsein in meinen Ernährungsstil, las etliche Bücher und:
Ich ging zum Yoga.
Danke Yoga, mein Anker!
Wenn du in Not bist, nicht mehr weiter weißt, dann halte deine Augen weit geöffnet und glaube daran, dass alles zur rechten Zeit bei dir ist.
So ist es auch mir widerfahren:
Ich hatte damals eine generalisierte Angststörung. Das heißt, ich hatte starke Ängste, Panikattacken ohne ersichtlichen Grund und konnte nachts nicht mehr schlafen. Mein Urvertrauen war erloschen. Ich fühlte mich unsicher und schutzlos wie ein kleines Baby. Wenn ich das Haus verließ, stieg bloße Panik in mir auf. Ich musste (!) lernen, mit dieser Situation umzugehen.
Als ich mich dazu entschloss, zum Yoga zu gehen, wusste und fühlte ich, dass ich das in einer „normalen“ Gruppensituation zu diesem Zeitpunkt noch nicht schaffen würde. Das wäre zu früh gewesen.
Ich rief dennoch in einer Yogaschule an, da ich begriff, dass es so nicht weiter gehen konnte, und hatte direkt meinen damaligen „Yoga-Engel“ erwischt – Christina, 70 Jahre jung, selbst einmal durchs Tal der Angst und Panik geschritten und damit eine authentische Spezialistin im Umgang mit unwohlen Gefühlen wie Angst, Panik und Trauer. Das erfuhr ich aber alles erst mit der Zeit.
Ich schilderte ihr kurzerhand meine Lage und sie bot mir sofort einen Einführungskurs, gemeinsam mit meinem Mann, an. Wir waren damals über 3 Monate allein in ihren „leichten Händen“ und es war eines meiner größten Geschenke, für das ich jeden Tag dankbar bin.
Ich erlernte in dieser Phase nicht nur die Grundkenntnisse des Yoga, sondern hatte einen Menschen an meiner Seite, der mich durch und durch fühlte und verstand. Sie fühlte mit mir (aber sie bemitleidete mich NICHT!) und hatte gleichermaßen eine wunderbare Gabe, mir lächelnd beizubringen, dass Angst, Panik und tiefe Trauer etwas völlig „Normales“ sind. Ein Erkenntnisgewinn, der dafür sorgte, dass ich stetig die Furcht vor diesen zugegebenermaßen unwohlen und herausfordernden Gefühlen verlor.
Ich weiß noch, wie oft ich innerlich wütete, als sie mich immer und immer wieder auf eine liebevoll disziplinierte Art und Weise dazu aufforderte, meine gedanklichen Beschränkungen aufzubrechen. Ich hatte z.B. anfangs ein großes Problem damit, meinen Kopf vornüberzubeugen – Loslassen im Allgemeinen viel mir sehr schwer. Ich erinnere mich als ich auf meinem Yoga-Kissen saß und wir Atemübungen gemacht haben – alsbald es still wurde und ich voll bei mir sein musste (durfte), überkamen mich Schweißausbrüche, Hitzewallungen stiegen in mir empor. Mein Kopf pochte, meine Ohren sausten, mein ganzer Körper vibrierte innerlich – ich wollte einfach nur aufstehen und wegrennen. Da erkannte ich: Yoga macht wach.
Über Yoga und mit Hilfe von Christina habe ich gelernt, meinen Willen zu stärken. Ich muss heute nicht mehr jedem Impuls folgen, der in mir aufschwingt. Wenn ich spüre, dass Hitze (Angst) in mir aufsteigt, lächle ich und sage mir: „Aha, interessant, was ich da fühle.“ Und dann lenke ich meinen Fokus wieder auf das, was ich gerade tue. Ich habe gelernt, meine angstvollen Wunden zu akzeptieren. Sie sind ein Teil von mir und wenn ich sie liebevoll, selbstbewusst und wertneutral annehme, macht mich das innerlich stark.
Heute bin ich sehr froh, dass ich eine Mentorin hatte, die vermutlich sich selbst in mir ein Stück wiederentdeckte und der es dadurch umso mehr ein Anliegen gewesen sein muss, mich auf meinem Weg zur Heilung einen entscheidenden Abschnitt achtsam zu begleiten. Danke Christina!
Yoga hat einen posttherapeutischen Effekt
Rückblickend begreife ich, weshalb sie mit mir ganz bestimmte Asanas immer und immer wieder geübt hat. Klar, hat sie mir das damals erklärt. Doch oftmals braucht es Zeit, Übung und noch mehr Wissen, bis wir die Dinge in ihrer Tiefe wahrhaft fühlen und verstehen können:
Der Fisch half mir, meine Trauer zu spüren und diese (ab)fließen zu lassen. Die Kobra öffnete mein verschlossenes und zu tiefst verletztes Herz. Alle Krieger verhalfen mir zu meiner inneren Kraft und Macht (im positiven Sinne).
Wir tätigten außerdem etliche Übungen, die mein Wurzelchakra und mein Sakralchakra nährten. Sie zeigte mir Atemabfolgen, die meine innere Hitze kühlten, die mich ruhiger werden ließen. Und über das Erlernen der Meditationskunst wurde ich zunehmend gelassener im Umgang mit meinen Gefühlen.
Christina ist für mich mittlerweile zu einer starken inneren Stimme geworden, die mich tagtäglich liebevoll, mutig, keck und voller Optimismus begleitet. Sie ist für mich ein großartiges Mutter/Großmutter-Imago und sie ist der Ursprung meiner Yoga-Liebe.
Dieses Jahr im September beginne ich meine Yogalehrer-Ausbildung und freue mich schon so sehr darauf, später etwas von dem, was Christina und Yoga mich gelehrt haben (und noch immer lehren) an andere Menschen weitergeben zu können. Meine Vision ist es, mein Bewusstseinscoaching mit Körperarbeit zu verbinden und damit viele Menschen auf ihrem Weg in ein ganzheitlich gesundes, glückliches, authentisches, mutiges und freies Leben zu begleiten.
Ich liebe Yoga und ich liebe mein Leben und danke dir von Herzen, dass du meine Worte gelesen hast.
Diana
Quelle:
http://www.ohmyyogi.de/yogatherapie-yog ... -gerettet/