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Wie sinnvoll ist eine Legalisierung?

Verfasst: 22. Juli 2009, 09:54
von Yagé
Liebe Community,

nachdem ich mehrfach Theorien zur Legalisierung lese, das Für und Wider erwäge, die Absichten und Hoffnungen aufsteigen und fallen sehe - nachdem gute Argumente und sinnvolle Bemühungen an der sturen Sicht- und feigen Handlungsweise unserer Politiker scheitern und die Gesetze zunehmend den freien Geist bändigen, sehe ich den Stern der Freiheit, weit entfernt und unerreichbar, am Firmament schimmern.

Doch nun frage ich mich ernsthaft, wie eine mündige konsumierende Gemeinschaft über den Themenkomplex Legalisierung denkt.
Seit ihr generell dafür, dass alle Drogen freigegeben werden und jeder Mensch für sein Handeln selbst verantwortlich ist? Doch wie würden eurer Meinung nach die Konsequenzen aussehen? Die Verfügbarkeit verschiedener, hochpotenter Stoffe hätte mitunter gravierende Folgen. Könnte man diese verantworten und das Freiheitsprinzip höher setzen, als die selbstzerstörerische Kraft im Menschen? Würde möglicherweise epidemieartig eine Suchtwelle ausbrechen, die nach und nach das gesamte Land überflutet oder würde der Konsum nur unwesentlich zunehmen? Wäre diese Gefahr abschätzbar, die Konsequenz tolerierbar?
Oder ist es nicht sinnvoller bestimmte Substanzen und Substanzgruppen freizugeben? Sollte Cannabis, als weiche Droge, flächendeckend legalisiert werden? Doch wie könnten Verkauf und Weitergabe aussehen? Wie würde man Jugendliche vorm Gebrauch schützen?
Kann es unser Land verantworten, dass Alkohol und Nikotin, beides neurotoxische Stoffe, zur freien Verfügung stehen, wohingegen andere, mitunter harmlosere Drogen, in den Schlund der Prohibition geworfen werden? Wäre nicht eine neue Gefahrenklassifizierung von nöten? Doch wie sähe diese aus?

Mit diesen Fragen wende ich mich an euch. Ich bitte darum, dass jeder, der möchte, seine Gedanken zu diesem Thema niederschreibt. Welche Form von Legalisierung wäre sinnvoll und welche gefährlich? Wie sähen die Gefahren und Risiken aus und wo läge Vorteil und Nutzen?

Um eure Meinung zu bündeln hänge ich eine Umfrage dran.

Viele Grüße,

Yagé

Re: Wie sinnvoll ist eine Legalisierung?

Verfasst: 22. Juli 2009, 10:07
von ginkgo
Legalisierung aller psychoaktiven Substanzen aus folgenden Gründen:

1.Ich lehne Herrschaft ab
2.Jeder Mensch sollte Herr über seinen Körper sein
3. Psychoaktive Substanzen bieten Chance zum Wachstum nicht nur psychedelische)
4. In Portugal hat eine entkriminalisierung aller Drogen hervorragend funktioniert.

Es kommt auf den Kontext an, in dem Substanzen genoßen werden. Negativen Gebrauch wird man nie unterbinden können, genausowenig wie man Leute nicht davon abbringen kann sich gegenseitig mit Messern zu erstechen. Was man machen kann ist, Wege aufzuzeigen, das Messer sinnvoll zu nutzen: Zum schneiden, schnitzen...Brot schmieren ;)

Und auch genügend Pflaster bereit zu stellen, wenn sich jemand beim schnitzen in den Finger schneidet.

Re: Wie sinnvoll ist eine Legalisierung?

Verfasst: 22. Juli 2009, 11:05
von n19
Hi, ich seh das sehr differenziert. Diskussionen mit vereinfachter Fragestellung bringen nichts.

In unserer Gesellschaft, in der Dummheit, Verantwortungslosigkeit und Profitgier herrschen, halte ich die Legalisierung von Drogen für nicht sinnvoll.

Natürlich möchte ich gerne alle Drogen/Substanzen legal beziehen, herstellen, lagern, konsumieren und weitergeben dürfen.

Aber ich möchte nicht, dass das jeder Asso darf und aus Dummheit oder Profitgier z.B. (Achtung, jetzt wirds populistisch) meinen Kindern irgendeinen schlecht synthetisierten Dreck andreht und bzgl. Dosierung falsch informiert.

Um Missbrauch verhindern oder unterbinden zu können sind daher gesetzliche Instrumente notwendig, das sehe sogar ich ein.

Den Ansatz, zwischen AMG, BtmG, Konsum, Handel, Einfuhr, medizinische Ausnahmengenehmigungen, etc. zu unterscheiden finde ich daher schon ziemlich gut.

Zu diskutieren wären welche Substanzen erfasst werden und wie Sanktionen aussähen, welcher Entscheidungsfreiraum Richtern gegeben wird, etc.

Bei einer Legalisierung von zum Konsum bestimmten Substanzen käme es auch zu Konflikten mit der Pharmabranche. Man kann denen ja schlecht extreme Sicherheits/Qualitätsbestimmungen vorschreiben und bei RC-Küchen die Augen zudrücken.

Pragmatischerweise verbietet man so viel wie möglich und stellt im Falle eines Falles bei Typen wie uns die Verfahren ein. ;)


..und mal ehrlich: z.Z. gibt es etliche legale Möglichkeiten, im Vergleich zu anderen Staaten empfinde ich das hier noch eher liberal.

Re: Wie sinnvoll ist eine Legalisierung?

Verfasst: 22. Juli 2009, 11:19
von ginkgo
ja schön, man kann sich immer auf irgendeine dummheit von menschen berufen um MAcht auszuüben. Das lenkt alles schön davon ab, selber Liebe zu zeigen und was dagegen zu tun, das menschen wie verängstigte , unmündige Tiere in der Ecke kauern. Nur wir können die Welt aktiv gestalten, sie verändert sich nicht von alleine.

und liberal ists ganz bestimmt nicht hier, wo man hausdurchsuchungen für n krümmel hasch bekommt.

Re: Wie sinnvoll ist eine Legalisierung?

Verfasst: 22. Juli 2009, 11:27
von Erraphex

Re: Wie sinnvoll ist eine Legalisierung?

Verfasst: 22. Juli 2009, 11:44
von n19
@ginkgo: ich dachte eher an den Vergleich BtmG/Amg zu USA mit ihrem federal analogue act und schrieb liberaler

Das Vorgehen der Exekutive ist alles andere als liberal. Der Spielraum der Exekutive sollte daher auch über genauere Formulierungen eingeschränkt bzw. definiert werden. Ein Verbot soll kein Freibrief für Staatsanwaltschaft/Polizei sein sich auszutoben! Ich sagte ja, die Formulierungen der Gesetze müsse diskutiert und angepasst werden. Fände ich aber aus den genannten Gründen weniger übel als eine komplette Legalisierung.

Re: Wie sinnvoll ist eine Legalisierung?

Verfasst: 22. Juli 2009, 11:59
von getintoit
auch später mehr, aber ma n imho:

hier kommt das alte mißverständnis auf das legalisierung = unkontrollierter zugang. (wer denkt denn an die kinder, die kinder...).
dabei ist es die prohibition die so etwas ->
Aber ich möchte nicht, dass das jeder Asso darf und aus Dummheit oder Profitgier z.B. (Achtung, jetzt wirds populistisch) meinen Kindern irgendeinen schlecht synthetisierten Dreck andreht und bzgl. Dosierung falsch informiert.
erst ermöglicht.
erst in einem legalen klima können normen und regeln greifen. das gleiche das für medikamente gilt, kann auch für alle anderen substanzen gelten.
verkehr nur in explizit dafür eingerichteten lokalitäten durch geschultes personal.

legalisierung bedeutet nicht heroin an der supermarktkasse, sondern das genaue gegenteil.

ich kann oft kaum fassen das immer wieder x-fach wiederlegte argumente von befürworten der kriminalisierung das natürlichen hervorgebracht werden. so als herrsche hier ein "blind spot" der schon fast quasi-religiöse züge trägt.

Re: Wie sinnvoll ist eine Legalisierung?

Verfasst: 22. Juli 2009, 12:32
von makenosense
Ich bin für eine Legalisierung aller psychoaktiver Substanzen.
Wenns legal wäre würde der konsument kontrolliert (mindestalter etc.), bessere qualität zu annehmbaren preisen bekommen und schwarzmarkt wäre geschichte..

mfg makenosense

Re: Wie sinnvoll ist eine Legalisierung?

Verfasst: 22. Juli 2009, 13:57
von n19
getintoit hat geschrieben:auch später mehr, aber ma n imho: hier kommt das alte mißverständnis auf das legalisierung = unkontrollierter zugang.
Ok, ich war zu voreilig und bei Legalisierung den Wunsch reflexartig an Unkontrolliert gedacht. Das Kinderargument war bewusst populistisch, denn das kommt ja immer und wäre bei der politischen Umsetzung einer Legalisierung das Killerargument.

Nochmal zu den Begriffen: der Wunsch nach Legalisierung bedeutet dann aber immer auch eine gesetzliche Reglementierung, Kontrolle und Sanktionen. Denn nur was gesetzlich erlaubt ist, ist legal. Das entspricht soweit noch meinen Vorstellungen, wünschenswert wäre eine Verschiebung vieler Stoffe von BtmG nach AMG oder in eine neue Klasse.

Das Risiko beim Legalisierungsprozess wäre dann, dass Stoffe, die z.Z. nicht reglementiert sind, verboten oder eingeschränkt werden. Ich denke da stark an den RC-Markt, der ja noch einiges nicht-illegales zu bieten hat. Diese Stoffe per Gesetz zu legalisieren hätte dann Nachtteile, weil die Kontrolle steigen würde.

Ich glaube viele, die nach Legalisierung rufen wünschen sich aber eher eine nicht-Reglementierung und damit Handlungsfreiheit und eine Nichteinmischung des Staates.

Re: Wie sinnvoll ist eine Legalisierung?

Verfasst: 22. Juli 2009, 23:49
von Mao
n19 hat geschrieben:Das Risiko beim Legalisierungsprozess wäre dann, dass Stoffe, die z.Z. nicht reglementiert sind, verboten oder eingeschränkt werden. Ich denke da stark an den RC-Markt, der ja noch einiges nicht-illegales zu bieten hat. Diese Stoffe per Gesetz zu legalisieren hätte dann Nachtteile, weil die Kontrolle steigen würde.
Hmm ... wieso muessen, die nicht reglementierten Stoffe automatisch verboten werden. Das klingt wie: Alles was man nicht kennt ist automatisch verboten. Ein neu entdecktes Alkaloid in irgendeiner Regenwaldpflanze ist doch auch nicht automatisch verboten. Substanzen fuer die es noch keine rechtlichen Bestimmungen gibt befinden sich weiterhin - wie heute - im rechtsfreien Raum. Kein Gesetz, keine Bestrafung Wieso sollte sich das aendern, wenn man den rechtlichen Umgang mit den bekannten Substanzen veraendert ?

Angenommen die Pharmaindustrie erkennt einen Markt in RC's, so wuerde diese imho eine Menge dafuer tun, deren Riskien zu erforschen, um die Substanzen staatlich zuzulassen. Die Ethik dahinter ist natuerlich zweifelhaft... all about money und ausserdem alles Utopie ;)


peace


mao

Re: Wie sinnvoll ist eine Legalisierung?

Verfasst: 23. Juli 2009, 09:13
von n19
Mao hat geschrieben:Hmm ... wieso muessen, die nicht reglementierten Stoffe automatisch verboten werden. Das klingt wie: Alles was man nicht kennt ist automatisch verboten.
Nicht automatisch.. aber das Risiko, dass es passieren könnte, würde steigen.

Irgendwie gelingt es mir nicht, mich verständlich auszudrücken, sorry.

Angenommen ich eröffne hier ein psychedelisches Cafe, biete nur nicht-alkoholische Getränke an, dazu noch ein paar Tryptamine, die nicht im BtmG erfasst sind - genau die Substanzen, die ich zur Zeit als Privatperson im Ausland bestellen und hier konsumieren und besitzen kann ohne dabei in Konflikt mit irgendwelchen Gesetzen zu kommen.

Vermutlich gäbe es sehr schnell sehr grossen Ärger, daher lass ich das.

Jemand anders hat nun die gleiche Idee, will aber vorher Rechtssicherheit schaffen und leiert eine Legalisierung dieser Substanzen an (wie auch immer). Sollte das tatsächlich zur Entscheidung kommen, bin ich mir sicher, dass es dann zu einem Verbot kommt. Meine Lage hätte sich dann verschlechtert, das wäre das Risiko was ich meinte.

Vielleicht reden wir auch an einander vorbei, bei Legalisierung denke ich erstmal an das, was hier imo realpolitisch erreichbar wäre, und nicht an einen Idealzustand.

Sobald eine Substanz grösseres öffentliches Interesse weckt, wird sie verboten oder eingeschränkt, da muss man sich ja nichts vormachen.

Hätten die Spiceticker den Markt aus Profitgier nicht so geschwemmt, wären diverse synthetische Cannabinoide Anfang Januar nicht ins BtmG aufgenommen worden.

Beispiel Pilze in Holland: ich glaube es war das Verhalten von 2 Touris in Amsterdam, was zum Pilzverbot in ganz NL geführt hat! Ich seh die Coffeeshops schon als nächstes fallen.

:(