Meditation: Technik oder Weg?

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Mal eine Frage an alle:

Seht Ihr die Meditation als Technik oder als Weg? Oder beides?

Hab erst überlegt, ob die Frage eines eigenen Threads würdig ist, weil sie ja eigentlich mit dem Thema "Wie lerne ich Meditation?" nicht so wirklich viel zu tun hat, und, weil ihr dann vermutlich auch mehr Aufmerksamkeit zuteil werden würde. Naja, mal abwarten, was dabei rauskommt.

In jedem Fall bitte mit Begründung. :)

Re: Wie lerne ich Meditation?

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Für mich erfüllt es beide Zwecke. Wobei ich Sitzmeditation mehr auf Seite des Weges, Aufmerksamkeitsmeditation mehr auf Seite der Technik einordnen würde. Begründen würde ich diese Unterscheidung mit dem unterschiedlichem Grundcharakter der Erfahrung. Bei ersterer landet man ja irgendwann irgendwo, bei zweiterer erweitert man 'nur', was eh schon täglich stattfindet. Eine Technik eben, mit der man erforschen kann, was in einem ewigen Prozess um einen herum geschieht. Aber ich vermute auch mal, dass diese Unterscheidung ihre Wurzeln in dem doch recht harschen Kontrast zwischen westlicher Alltagslebensweise und dem Prozess der Selbstfindungen bei langen Meditationssitzungen trägt.
"if we are able to give priority to the meditation then all else will eventually fall into place on its own accord"

Re: Wie lerne ich Meditation?

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Seht Ihr die Meditation als Technik oder als Weg? Oder beides?
Vielleicht ist auch ein "weder noch" gerechtfertigt.
Ich seh es als praktizierendes Sein mit Fokus im Jetzt, oder in gewisser Hinsicht auch als Nicht-Tun im Sinne CC's.

Wie zB das Gehen. Ich kann verschiedene Gehmethoden anwenden: hüpfen, schreiten, tippeln, traben, sprinten, staksen, humpeln usw.. Die Geh-Arten sind von Mensch zu Mensch verschieden, jedem mag etwas anderes auf dem Weg zur Selbstrealisation mehr liegen, in allen Fällen bleibt es aber dasselbe - (Bewusstseins-)Bewegung.

Mag sein, das es einige Techniken gibt, die stärker & intensiver sind,
schneller vorranbringen etc., vielleicht aber auch mehr Stolpergefahr insich bergen.

Das Gehen selbst ist auch nicht der Weg, es erschafft ihn mit jedem Schritt, bzw. lässt den Weg klarer unter den Füßen sehen/spüren, sich mit ihm vereinigen; oder es lenkt einen auf ihn zurück, wenn man von ihm abgekommen & wie Dornröschens Freier im Dornengebüsch (der Konzepte, Ablenkungen usw.) hängengeblieben (gestrauchelt) ist.

Oder es ist wie luzides Träumen, die Techniken sind Beiwerk und individuell.. das LT selbst ein Erwachen zu ein wenig mehr Bewusstheit, das wiederum den Weg klarer erkennen lässt.

Sach ich mal so... wobei ich hinzufügen muss, das diese Sichtweise auch nur als Elektronensandbild verstanden sein will, das jederzeit verweht werden kann. ;)

Re: Wie lerne ich Meditation?

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Ich würde auch zu weder noch tendieren.

Wer geht den Weg? imho ist der Weg eine Illusion. ;)

Und Technik? Es gibt sicher Meditationstechniken - aber nicht jede Meditation muss eine Technik sein. Meine Art der Meditation ist keine Technik. Achtsamkeit ist mehr eine Haltung und die versuche ich im Alltag und beim Sitzen zu kultivieren.
happiness is the absence of resistance

Re: Wie lerne ich Meditation?

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Keineswegs ein Weg.

Wer meditiert um etwas zu erreichen, um intelligenter, ausgeglichener, weiser, schöner und erleuchteter zu werden, hat imho nicht verstanden. Das Gute an der Meditation, ist die Meditation an sich, und nichts weiter.

Und eine Technik? Das Nicht-Tun tun? Irgendwo ja, irgendwo nein....es geschieht manchmal einfach etwas, was man als 'Meditieren' bezeichnen würde, es ist aber nicht so, dass ich dann eine spezielle 'Technik' oder irgendwelche Kniffe betreibe. Um es wirklich als Technik zu bezeichnen ist es bei mir zu wenig festgelegt in seinen Ausführungs- und Erscheinungsformen.

Gruß
Schuh
~ Resting in Peace ~

Re: Wie lerne ich Meditation?

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Dr.Schuh hat geschrieben:Keineswegs ein Weg.

Wer meditiert um etwas zu erreichen, um intelligenter, ausgeglichener, weiser, schöner und erleuchteter zu werden, hat imho nicht verstanden. Das Gute an der Meditation, ist die Meditation an sich, und nichts weiter.
Bedeutet ein Weg für dich automatisch, dass man auch etwas durch ihn erreichen will?
Was ist, wenn der Weg einen geschlossenen Kreis beschreibt. Wenn man sich dadurch garnicht in irgendeine Richtung bewegen muss, sondern sich einfach nur bewegen will? Sodass die Bewegung als solche das einzige Ziel ist. Das es passiert, nicht wofür und warum und weshalb und sowieso.
"if we are able to give priority to the meditation then all else will eventually fall into place on its own accord"

Re: Wie lerne ich Meditation?

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M.E. ist das nicht wirklich zu verstehen, aber ein ungemeiner Segen in dem Moment, in dem wir gewahrwerden, das wir längst dort sind, wo wir hinwollten; um das zu erkennen muss einer aber erstmal diesen Trip angetreten sein oder irr ich mich da? Also ist es zuerst schon eine Suchen Erreichen-Sache (man setzt sich hin um seinen Geist zu beruhigen etc, in die Mitte zu kommen etc...sonst würde man dies nicht tun und würde einfach weiter in irgendwelchen Strömungen und Fehl-ID's herumschlingern), bzw. eine Sache von Absicht und Bereitschaft... bis man dann, während dieser Praktik ....in einem allumfassenden Bewusstsein aufgeht & es tatsächlich niemanden mehr gibt, der etwas erreichen könnte.

Der Dreh ist wohl die Realisation dessen, und die Meditation ist einfach die Arbeit daran, die Hindernisse, die mir sagen, das es nicht so ist, und die mich in dieser BeWEGung hemmen, zu beseitigen. Nach CC könnte man vielleicht sagen, das es ratsam ist erstmal die Tonal-Insel leerzufegen. Stimmt schon, jeder benutzt dieses Wort "Meditation" (mochte es ehrlich gesagt nie sonderlich) scheinbar um verschiedenes zu bezeichnen. Genau genommen ist es eigentlich auch nur ein Sammelbegriff. Sowie "außerkörperliche Erfahrung", da wird ebensoviel drunter zusammengefasst.

Achtsamkeit kultivieren ist unabdingbar, so würde ich meine Art der Praktik auch bezeichnen, die ganze Arbeit ist damit (in meinem Fall jedenfall) aber noch nicht getan. Siehe auch Eulenspiegels "digging in the dirt". In dem Sinne bin ich schon froh auch die Helfer wie LSD & Co zu kennen, die einem dabei tatkräftig unterstützen. :)

Re: Wie lerne ich Meditation?

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realear hat geschrieben:Was ist, wenn der Weg einen geschlossenen Kreis beschreibt. Wenn man sich dadurch garnicht in irgendeine Richtung bewegen muss, sondern sich einfach nur bewegen will? Sodass die Bewegung als solche das einzige Ziel ist. Das es passiert, nicht wofür und warum und weshalb und sowieso.
In diesem Sinne ist es ein Weg. :) Aber nur in diesem.
Slider hat geschrieben:um das zu erkennen muss einer aber erstmal diesen Trip angetreten sein oder irr ich mich da? Also ist es zuerst schon eine Suchen erreichen-Sache (man setzt sich hin um seinen Geist zu beruhigen etc, in die Mitte zu kommen etc...sonst würde man dies nicht tun und würde einfach weiter in irgendwelchen Strömungen und Fehl-ID's erumschlingern), bzw. eine Sache von Absicht und Bereitschaft... bis man dann, während dieser Praktik ....in einem allumfassenden Bewusstsein aufgeht & es tatsächlich niemanden mehr gibt, der etwas erreichen könnte.
Da möchte ich dir zustimmen. Was du beschreibst, ist ja ein dem Akt des Meditierens immanentes Ziel. Medtieren hat den Sinn zu meditieren (beruhuigen, in die Mitte kommen), und alles was dem förderlich ist, ist widerum das Meditieren selbst. Diese immanente Suchen-und-Erreichen-Sache, geht also über die Sache nicht hinaus, ist sogar ein Teil ihrer selbst, und schadet ihr somit nicht. :)
jeder benutzt dieses Wort "Meditation" (mochte es ehrlich gesagt nie sonderlich) scheinbar um verschiedenes zu bezeichnen. Genau genommen ist es eigentlich auch nur ein Sammelbegriff. Sowie "außerkörperliche Erfahrung", da wird ebensoviel drunter zusammengefasst.
:lol: Ja. Helfen, denke ich, könnte generell zwischen quasi 'aktiver Meditation', sprich dem Technikhaften und Akutem einerseits, und einer die fortwährende Kultivierung von Achtsamkeit bedingenden, kontemplativen, 'meditativen Lebensweise' auf der andern Seite zu unterscheiden. Aber irgendwie macht so eine Trennung auch wieder nur begrenzt Sinn. Zumindest macht es die Geschichte kommunizierbarer. ;)

Gruß
Schuh
~ Resting in Peace ~

Re: Wie lerne ich Meditation?

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Ich hätte vielleicht mal andeuten sollen, was ich unter den beiden Begriffen verstehe. ^^

Meditation als Weg heißt für mich, dass ich sie als eine Haltung bzw. eine Art und Weise verstehe, durch das Leben zu gehen, den Lebensweg zu beschreiten. Dabei geht es nicht in erster Linie darum, über den Weg ein bestimmtes Ziel zu erreichen, sondern um den Weg an sich. Oft weiß man ja nicht mal, was der Weg überhaupt ist, wo er ist, wohin er führt und wo man sich gerade befindet. Meditation sehe ich als Weg, dem Leben / der Existenz mit Achtsamkeit, Offenheit und Gleichmut gegenüberzustehen. Das heißt zum Beispiel, anzuerkennen, dass ich einen Weg gehe, aber nicht weiß, wohin er eigentlich führt, und anzuerkennen, dass alles Existierende und Nicht-Existierende herrscht, im Einklang ist, bereits vollkommen ist, so wie es ist, und sich im Hier und Jetzt entfaltet. Meditation ist für mich ein Weg, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind.

Um dies zu erreichen, muss man aber meiner Meinung nach gewisse Dinge (z.B. geistige Eigenschaften) erst mal kultivieren. Man geht den Weg der Selbsterkenntnis und Selbstbefreiung, womit man sich der Frage, ob Meditation eine Technik ist, annähert. Denn um sich selbst zu erkennen und zu befreien bedient man sich gewisser Hilfsmittel.

Unter einer Technik (oder auch Methode) verstehe ich, dass ich ein Ziel vor Augen habe, das ich zu erreichen suche. Wenn ich die Meditation als Technik benutze, dann bin ich noch nicht im Hier und Jetzt, weil ich ein Ziel verfolge, dessen Erreichung in der Zukunft liegt und zu dessen Erreichung ich vielleicht erst einmal in die Vergangenheit gehen muss, um beispielsweise Ablehnung oder Begierde, die mein momentanes Handeln beeinflussen, zu erkennen.

Nach meinem Verständnis bedingt das erste das zweite. Meditation als Weg enthält, dass man Meditation als Technik anwendet. Dabei läuft es für mich darauf hinaus, dass ich mich dem Weg nähere und irgendwann zu diesem werde, ohne etwas zu erreichen zu suchen. Zunächst einmal würde ich deshalb sagen, man kann Meditation als beides verstehen - sowohl als Weg, als auch als Technik. Wobei die Technik suggeriert, dass man das Hier und Jetzt noch nicht vollständig lebt. Insofern tendiere ich eher dazu, die Meditation als Weg, statt als Technik anzustreben. Gleichwohl funktioniert es meist hervorragend, mich mit der Meditation (also dem Verweilen in Stille und der Beobachtung des Augenblicks, dem Nicht-Tun und Nicht-Denken), geistig und körperlich zu beruhigen / zentrieren (=Technik). Wenn man jedoch nicht davon loskommt, die Meditation als Technik zu benutzen, wird man vielleicht nie vollständig bewusst im Hier und Jetzt sein. Denn Ruhe / Stille / Zentriertheit ist der Weg (oder zumindest ein Teil davon). ;)

Ich hoffe, jetzt ist es klarer, worauf ich hinauswollte. :) Wenn Ihr irgendwelche Denkfehler, logische Unklarheiten in meiner Argumentation entdeckt, würde ich mich freuen, wenn Ihr mich darauf aufmerksam macht.
raellear hat geschrieben:Wobei ich Sitzmeditation mehr auf Seite des Weges, Aufmerksamkeitsmeditation mehr auf Seite der Technik einordnen würde.
Geht es nicht bei beiden um Achtsamkeit? Wo liegt der Unterschied?
Slider hat geschrieben:Vielleicht ist auch ein "weder noch" gerechtfertigt.
Ich seh es als praktizierendes Sein mit Fokus im Jetzt, oder in gewisser Hinsicht auch als Nicht-Tun im Sinne CC's.
Interessante Alternative! Daran habe ich garnicht gedacht, weil ich für mich davon ausgegangen bin, dass Meditation beides sein kann.
Dr.Schuh hat geschrieben: Wer meditiert um etwas zu erreichen, um intelligenter, ausgeglichener, weiser, schöner und erleuchteter zu werden, hat imho nicht verstanden.
Genau, so sehe ich das auch. Nur dass ich das, was Du als Weg verstanden hast, als Technik betrachte. :)
raellear hat geschrieben: Was ist, wenn der Weg einen geschlossenen Kreis beschreibt. Wenn man sich dadurch garnicht in irgendeine Richtung bewegen muss, sondern sich einfach nur bewegen will? Sodass die Bewegung als solche das einzige Ziel ist. Das es passiert, nicht wofür und warum und weshalb und sowieso.
In der Geh-Meditation geht es genau darum. Den Weg nicht so zu verstehen, dass man ein Ziel erreichen will, sondern, der Weg ist das Ziel. Das heißt, jede Bewegung bewusst wahrzunehmen und jedem Augenblick mit Achtsamkeit zu begegnen.
Dr.Schuh hat geschrieben:
Slider hat geschrieben:um das zu erkennen muss einer aber erstmal diesen Trip angetreten sein oder irr ich mich da? Also ist es zuerst schon eine Suchen erreichen-Sache (man setzt sich hin um seinen Geist zu beruhigen etc, in die Mitte zu kommen etc...sonst würde man dies nicht tun und würde einfach weiter in irgendwelchen Strömungen und Fehl-ID's erumschlingern), bzw. eine Sache von Absicht und Bereitschaft... bis man dann, während dieser Praktik ....in einem allumfassenden Bewusstsein aufgeht & es tatsächlich niemanden mehr gibt, der etwas erreichen könnte.

Da möchte ich dir zustimmen. Was du beschreibst, ist ja ein dem Akt des Meditierens immanentes Ziel. Medtieren hat den Sinn zu meditieren (beruhuigen, in die Mitte kommen), und alles was dem förderlich ist, ist widerum das Meditieren selbst. Diese immanente Suchen-und-Erreichen-Sache, geht also über die Sache nicht hinaus, ist sogar ein Teil ihrer selbst, und schadet ihr somit nicht. :)
Schaden tut sie der Sache vermutlich nicht. Für den Anfang ist sie sicherlich sehr hilfreich. Aber irgendwann wird die Suchen-und-Erreichen-Sache im Weg sein.

Re: Wie lerne ich Meditation?

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Schöner Text@flow kann ich mich mit anfreunden!
Die ein oder andere Bemerkung ist mir schon dazu gekommen, vielleicht später mehr dazu.

Im Großen & Ganzen erinnerte es mich sinngemäß an "Alle Wege führen nirgendwohin... hauptsache es ist ein Weg mit Herz".

Was mir grade in den Sinn kam, war wiedermal das Vorrausgreifen der Selbsterkenntnis durch LSD&Co, das hier irgendwo auch schonmal angesprochen wurde, sowie die Folgen die damit verbunden sind.

Wie oft hab ich mich befreit/geläutert usw. gewähnt, und mich dann wieder als Sklave meiner Gewohnheiten vorgefunden, trotz einer recht kontemplativen & offenen Lebensweise, trotz des meditierens, all der Trips usw.

Selbst das Meditieren im Schneidersitz war zur Routine geworden, die vor ein paar Jahren (zum Glück kann ich heute sagen) ungewollt unterbrochen wurde. Ich bekam eine seltsame, nervige Empfindung in Höhe des Halschakra, die mich davon abhielt diesen Sitz einzunehmen. Ich hörte dann eine ganze Zeit mit der Meditation auf, und wurde wieder recht unausgeglichen, es war keine wirkliche Krise, aber ich merkte deutlich das mir das fehlt... diese Haltung war auch DIE Haltung für mich, in der ich ein Durchbruchserlebnis während eines Trips durchlebte.. und dann das. Irgendwann zog esmich zurück. Die Empfindung war aber geblieben. So blieb mir nur noch übrig mit anderen Haltungen zu experimentieren, ich hab die Trancehaltungen von F. Goodman probiert, Asanas praktiziert & einige haltungen habe ich auf Trips entdeckt.

Das hat mich wiederum ein ganzes Stück weitergracht & neue Kräfte mobilisiert. Heute ist diese Empfindung verschwunden & ich kann wieder im Schneidersitz meditieren, sie taucht nur noch manchmal auf.

Seltsam das.. aber ich sehe auch das als einen Hinweis des Geistes, der auch auf die eingefahrene Routine von bestimmten Meditations-Methoden verweist. So wie auch das Trippen eine Methode sein kann.

Selbst heute, nach Jahren merke ich das noch, dass es noch viel zu tun gibt, gerade jetzt wieder, als ich das Rauchen aufgegeben habe, merkte ich wieder, wie sehr mich diese Routine eingenommen & sich eingegraben hatte. Das nurmal so am Rande erwähnt.

Re: Wie lerne ich Meditation?

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gowiththeflo hat geschrieben:
raellear hat geschrieben:Wobei ich Sitzmeditation mehr auf Seite des Weges, Aufmerksamkeitsmeditation mehr auf Seite der Technik einordnen würde.
Geht es nicht bei beiden um Achtsamkeit? Wo liegt der Unterschied?
Die Sitzmeditation ist eine Tätigkeit, die mich vollkommen okkupiert. Ich kann da nicht mal nebenbei Kartoffeln schälen oder Post wegbringen. Deswegen verstehe ich sie als vollständig abgeschlossene Tätigkeit, so wie eben das Wandern auf einem Weg oder ähnliches. Die Achtsamkeitsmeditation im Alltag scheint mir doch eher wie eine Technik, mit der man die Prozesse der Sitzmeditation auf alltägliche Handlungen übertragen kann. Nur fühle ich mich da eben nicht so sehr auf 'dem Weg'.
"if we are able to give priority to the meditation then all else will eventually fall into place on its own accord"

Re: Meditation: Technik oder Weg?

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In der Geh-Meditation geht es genau darum. Den Weg nicht so zu verstehen, dass man ein Ziel erreichen will, sondern, der Weg ist das Ziel.
Das heißt, jede Bewegung bewusst wahrzunehmen und jedem Augenblick mit Achtsamkeitzu begegnen.
Ja, ich nenn' das gerne auch "Aufmerksamkeitswanderung" nach V.Sanchez, wobei ich schon weiss wo ich hinwill.. was im Moment des Gehens aber weniger eine Rolle spielt, da ich ganz Hier und Jetzt verbleibe (ohne in Gedanken quasi schon vorrauszueilen aka "sind wir schon da?"8).

So geht es dann Schritt für Schritt..und das erstaunliche für mich dabei ist, daß ab einer gewissen Geh-Phase sich dabei ein Schalter in mir umlegt, der Freude & Wohlbefinden auslöst...ich höre dann ganz deutlich die "Schnattertaschen der Natur", alles wird enorm lebendig etc. Natürlich kommt ab und zu dabei mal ein Gedanke, aber der schwindet ebensoschnell wieder.

Auch wenn ich dabei schon ewig weit gewandert bin, wenn ich auf diese Weise eingestimmt bin, bekomme ich neue Kraft & könnte ewig so weiterlaufen ohne geringste Ermüdungserscheinungen, im Gegentum, diese "Extase des Wanderns" steigert sich sogar noch Schritt für Schritt. Als ich dies das erste mal erlebte, bin ich den ganzen Tag durchgelaufen (war vorher für mich undenkbar gewesen, war nie so der "Wandersbursche" :D )...seit dem wandere ich für mein Leben gern.

Bzw. mache ich auch gern das, was man wohl gemeinhin & treffend als "aufs Geratewohl dahinschlendern" bezeichnet, wobei ich mich für die wie auch immer gearteten Einladungen des Zufalls geöffnet halte & mir keine besondere Richtung vorschreibe, sondern einfach nur die Skala an zufallenden Möglichkeiten besonders breit halte.

Früher, wenn ich sowas direkt nach einem Trip gemacht habe, konnte ich eine rote Linie auf dem Weg sehen, die irgendwie aus meinem innern hinausprojeziert wurde. Es war dann so, als ziehe mich eine unbekannte Kraft entlang dieser Linie zu meist bemerkenswerten Plätzen & Geschehnissen, als würde ich geführt & als bräuchte ich mich um nix zu kümmern.

Re: Meditation: Technik oder Weg?

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Slider hat geschrieben:So wie auch das Trippen eine Methode sein kann.
Wie meinst Du das? Was versuchst Du damit zu erreichen? Benutzt Du bestimmte Techniken, oder das Trippen als eine Technik, um etwas bestimmtes zu erreichen? Wie zuverlässig klappt das?
Slider hat geschrieben:Ja, ich nenn' das gerne auch "Aufmerksamkeitswanderung" nach V.Sanchez, wobei ich schon weiss wo ich hinwill.. was im Moment des Gehens aber weniger eine Rolle spielt, da ich ganz Hier und Jetzt verbleibe (ohne in Gedanken quasi schon vorrauszueilen aka "sind wir schon da?"8).

So geht es dann Schritt für Schritt..und das erstaunliche für mich dabei ist, daß ab einer gewissen Geh-Phase sich dabei ein Schalter in mir umlegt...
Ich merke das oft beim Sport. Wenn ich laufe oder repetitive Übungen mache mit einem bestimmten Ziel, scheint sich irgendwann dieser Schalter umzulegen und ich vergesse manchmal, dass ich die Zeit vergessen habe und schon mehr als das übliche Pensum erfüllt habe. Dann bin ich die Übung und versuche nur noch nebenbei das Ziel zu erreichen. Dadurch werden die Übungen irgendwie weniger anstrengend, weil ich mich mehr auf die Bewegung konzentriere, als auf den Schmerz bzw. die Anstrengung, die die Übung verursacht. Dasselbe habe ich festgestellt, wenn ich bei der Übung nur auf den Atem achte, z.B. 10 Liegestütze nur einatmen, dann 10 Liegestütze nur ausatmen... irgendwann läuft das wie von alleine und die Bewegung ist an den Atem gekoppelt und von der Anstrengung zumindest teilweise entkoppelt. Ich bin gespannt, wie weit man das treiben kann.

So ähnlich geht es mir immer öfter bei der Sitzmeditation. Am Anfang hab ich mich immer gefragt, wann die Zeit endlich rum ist. Viele Gedanken, Unruhe, keine Geduld, Schmerzen waren unangenehm störend, Zeit vergeht ewig langsam usw.. Mittlerweile sind diese Dinge total nebensächlich geworden und ich ruhe in der Ruhe. Dann denk ich garnicht mehr dran, aufzuhören. Und ab und zu, wenn ich nur wenig Zeit hab und mir nen Wecker stell, wundere ich mich, wie schnell die Zeit vergeht.
Slider hat geschrieben:Auch wenn ich dabei schon ewig weit gewandert bin, wenn ich auf diese Weise eingestimmt bin, bekomme ich neue Kraft & könnte ewig so weiterlaufen ohne geringste Ermüdungserscheinungen, im Gegentum, diese "Extase des Wanderns" steigert sich sogar noch Schritt für Schritt. Als ich dies das erste mal erlebte, bin ich den ganzen Tag durchgelaufen (war vorher für mich undenkbar gewesen, war nie so der "Wandersbursche" :D )...seit dem wandere ich für mein Leben gern.

Bzw. mache ich auch gern das, was man wohl gemeinhin & treffend als "aufs Geratewohl dahinschlendern" bezeichnet, wobei ich mich für die wie auch immer gearteten Einladungen des Zufalls geöffnet halte & mir keine besondere Richtung vorschreibe, sondern einfach nur die Skala an zufallenden Möglichkeiten besonders breit halte.
In letzter Zeit habe ich mich etwas mit Traumdeutung auseinandergesetzt und infolgedessen habe ich mir vorgenommen, alle Schauplätze, in denen sich die Träume abspielen, mal wieder auch in der Realität bei Tageslicht zu besuchen - einfach um direkten Kontakt herzustellen und evtl. Assoziationen und Erinnerungen hervorzurufen. Bei der Gelegenheit habe ich es mir dann auch nicht nehmen lassen, einfach mal in irgendeinem Gebüsch rumzupirschen, ohne Ziel, um zu sehen, was da noch so ist. Manchmal höre ich dann in mir ein: "Komm raus da! Was machst Du hier eigentlich?", aber meistens denk ich mir dann: "Halts Maul, hier warst Du noch nie. Geh weiter!" oder so ähnlich. ^^

In psychedelisierten Zuständen klappt diese Rumpirscherei meist noch besser.

Re: Meditation: Technik oder Weg?

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Wie meinst Du das? Was versuchst Du damit zu erreichen? Benutzt Du bestimmte Techniken, oder das Trippen als eine Technik, um etwas bestimmtes zu erreichen?
Ich meinte das so, wie's auch der gute, alte Ram Dass schonmal besser gesagt hat. Klar, viele nehmen diese Substanzen ein, um sich in Gott zu verlieren, um ihren Zustand zu transformieren, um Erkenntnis zu finden, um Heilung herbeizuführen, um das Herz zu öffnen, um besser *sehen* zu können, um zu lernen, um mit den Geistern zu kommunizieren, um andere Welten zu bereisen oder auch einfach nur um einen göttlichen Spass zu haben, jenseits der starren Realitätskonzepte, UM, UM, UM eben... ;)

In diesem Sinne ist das Einnehmen dieser Substanzen unsere Methode, genau wie es ne Methode sein kann in die Kirche zu gehn, sich wien Sufi ewig im Kreise zu drehn oder ein Wort solange zu wiederholen, bis der Sinn daraus entschwindet & man sich im großen Ganzen verliert etc pp. Es ist nicht zwingend notwendig etwas einzunehmen, um dies erleben zu können, alles was wir dazu brauchen ist uns eingeboren, ist IN uns. Das hattest Du selbst glaube ich auch in einem anderen Thread mal gesagt und das war auch für mich eine entscheidende Erkenntnis meiner Trips (die ich aber noch nicht gänzlich umgesetzt habe). Irgendwann muss ich dieses Vehikel eh zurücklassen. Trips helfen mir einfach dabei diesen Dreh herauszubekommen.

Es ist vielleicht auch ein Weg, in dem Sinne, das es eine andauernde Expedition/Entdeckungsreise ist, die immerwieder Neuland erschliesst.

So könnte man vielleicht auch die Meditation als "Fahrzeug" bezeichnen... aber wie auch immer man es nennt, irgendwann geht das in Fleisch und Blut über und gehört einfach dazu. Da ist dann kein "ich meditiere jeze mal eben für ne Stunde" mehr, sondern ich bin einfach in Frieden mit mir selbst, wann oder wo auch immer, ohne das mich etwas davon ablenken kann. Aber da gibts bei mir auch noch viel zu tun, eben hauptsächlich durch unbewusste Routinen, Programme etc. Natürlich ist auch die Rahmenbedingung bei uns nicht so gegeben, ein solches Leben zu führen, wie beispielsweise in Indien etc, wo eine ganze Kultur auf das Geistige ausgerichtet ist, aber ich beklag mich nicht.... das macht ja auch gerade die Herausforderung aus. Es ist irgendwo auch ein Test. *find*

Manche unterscheiden auch zwischen dem WEG und dem Pfad, wobei der Pfad das ist, das von Lehrern & Vorgängern vorgetrampelt ist, oder von uns selbst geschaffen wird, und der WEG einfach jenes von Anhaftungen befreites BewusstSEIN bezeichnet. Finde ich sehr stimmig.
Ich merke das oft beim Sport. Wenn ich laufe oder repetitive Übungen mache mit einem bestimmten Ziel, scheint sich irgendwann dieser Schalter umzulegen und ich vergesse manchmal, dass ich die Zeit vergessen habe und schon mehr als das übliche Pensum erfüllt habe. Dann bin ich die Übung und versuche nur noch nebenbei das Ziel zu erreichen. Dadurch werden die Übungen irgendwie weniger anstrengend, weil ich mich mehr auf die Bewegung konzentriere, als auf den Schmerz bzw. die Anstrengung, die die Übung verursacht. Dasselbe habe ich festgestellt, wenn ich bei der Übung nur auf den Atem achte, z.B. 10 Liegestütze nur einatmen, dann 10 Liegestütze nur ausatmen... irgendwann läuft das wie von alleine und die Bewegung ist an den Atem gekoppelt und von der Anstrengung zumindest teilweise entkoppelt. Ich bin gespannt, wie weit man das treiben kann.
Interessant! Ich glaube auch es gäbe nie im Leben soviele Marathonläufer, Bergsteiger etc., wenn dies nicht irgendwas in den Menschen bewirken würde.
In letzter Zeit habe ich mich etwas mit Traumdeutung auseinandergesetzt und infolgedessen habe ich mir vorgenommen, alle Schauplätze, in denen sich die Träume abspielen, mal wieder auch in der Realität bei Tageslicht zu besuchen....
Gute Idee, mache ich auch hin & hin wieder. Mir ist es auch mal passiert, das ich an einem unbekanntem Platz gewesen bin, wo mir schlagartig ein Traumbewusst wurde in dem haargenau dieser Schauplatz vorkam. Schräges Gefühl das.
Bei der Gelegenheit habe ich es mir dann auch nicht nehmen lassen, einfach mal in irgendeinem Gebüsch rumzupirschen, ohne Ziel, um zu sehen, was da noch so ist. Manchmal höre ich dann in mir ein: "Komm raus da! Was machst Du hier eigentlich?", aber meistens denk ich mir dann: "Halts Maul, hier warst Du noch nie. Geh weiter!" oder so ähnlich. ^^
Exakt! :lol: Wir sind so darauf trainiert vorgegebene Wege zu benutzen, aber einst waren wir genauso am rumpirschen und auf permanenter Entdeckungsreise, wie andere Wesen das heute noch tun. Ich mache das auch sehr sehr gern und meistens findet man so sehr geheimnissvolle Plätze & Gegebenheiten, die man sonst nicht mal erahnt hätte.

Diese Stimme kenn ich auch, die einem manches ausreden will oder einfach nur spottet,- für die sich immer alles "lohnen" muss, was man tut oder nicht tut. Das meinte ich auch mit Meditation-als-Nicht-Tun... diese Stimme sagt, "wozu so rumsitzen? ist doch öde" etc und der Mensch geht seinen Gepflogenheiten weiter nach... wenn man es dann aber doch tut, an dieser Stimme vorbei sozusagen, und eben ein ungewohntes Element (die Meditation) einbringt, ohne sich dadurch eine "Belohnung" erhoffen, kann dies erstaunliches bewirken. Diese Stimme hält einen ja auch davon ab mit Pflanzen zu kommunizieren usw. So kann man sich viele Nicht TU-Manöver ersinnen. Sanchez meinte mal, als Beispiel, er habe einfach mal sein Auto mit Geschirr vollgeladen & das einfach nur so durch die Stadt gefahren und später wieder ausgeladen. :D

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