Wintertrip

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Da (Groß-)Väterchen Frost nun wieder da ist und ein Treffen mit ihm äußerst lehrreich sein kann, möchte ich mal ein paar Fragen und einen kleinen Tripbericht in die Runde streuen. Ich will das nicht extra ins "Bericht"-Forum setzen oder splitten, deswegen ein wenig länger.

Vorab die Fragen:

Wie haltet ihr es mit euren "Wintertrips"?

Tendiert ihr eher zu einem "besinnlichen Heim am Feuerchen" mit Wanderung nach Innen (etc) oder zieht es euch auch bei Kälte in die Natur?

Wenn man einen Trip im Winter (outdoor) unternimmt (vorrausgesetzt es ist jetzt nicht "sibirisch kalt", sodaß es gefährlich werden könnte) worauf ist dann zu achten?

Sollte man sich dick anziehen (und so vielleicht später schwitzen und sich die Klamotten vom Leibe reissen) oder eher luftig (und so riskieren sich nach ein paar Stunden den Arsch abzufrieren bzw. sich in einem "Kuddelmuddel" aus Wärme und Kälte wiederzufinden?

Würdet ihr bei einer solchen Wanderung eher niedrig oder hochdosieren oder kommt sowas für euch garnicht in Frage?

Mich würden da insbesondere Erfahrungswerte interessieren, da ich im Winter noch nie bei "voller Ladung" outdoor "getrippt" bin (in voller Dauer). Ich bin zwar ein Fan von großen und kleinen Aufmerksamkeitswanderungen im Winter, das aber meist nüchtern oder unter Mitwirkung eines nur niedrig dosierten, entheogenen "Tonikums". Ich finde man muss dabei auch garnicht so hochdosieren, da man auf ner Wanderung zusätzlich den "Schub der Erde" mitnehmen kann (Cc lässt grüssen:).

Bei voller Ladung bin ich stets nur Passagenweise im Winter draussen gewesen..so ein paar Stunden...von A nach B so ungefähr und habe das habe ich eigentlich stets sehr genossen.

Meine letzte "low-dose-Pilzwanderung" war am Silvestervorabend und an dem Tag begann es richtig schön knackig kalt zu werden. Wir hatten ca. 1.2g mex intus und waren gut dabei als wir ankamen. Ich hatte mich gut eingepackt und habe das nicht bereut. (Was aber noch nichts aussagen muss, wie es sich bei kräftigeren Dosen verhält.)

---->der Tripbericht ergänzend dazu:
Die Kälte, das Eis, der Schnee hat die gesamte Wanderung auf erstaunliche Weise geprägt. Zuallererst fiel uns ein Fußgänger auf, der mit seinem Hund auf einer Erhebung entlangspazierte. Er/sie war recht "pummelig" und trug einen Pelzmantel. Wie er da so lief, da fühlten wir uns wie ins "ewige Eis" versetzt, als liefe da ein Eskimo mit Robbenmantel in der Arktis oder ein "Walross, einsam auf weiter Flur". Das natürlichen Muster auf dem "Pelzrücken" schien uns zuerst wie eine Verzierung, bis wir näherkommend erkannten, das es sich um ein natürliches Muster handelte, das tatsächlich aussah wie eine Art indianische Geister-Maske, die mit ihren Augen und breitem Mund glotzte, grinste oder was immer sie da tat. Wir folgten "der Robbe", wie wir sie liebevoll nannten, eine Weile und bogen dann in einen kleinen Auen/Bruchwald ab.

Zuvor lief noch ein Jogger an uns vorbei, nein er "glitt" vorbei. Sah echt komisch aus. Er hatte sone Art Skimaske auf als Windschutz, und aus dem Augenwinkel sah das so aus, als sei ihm das Gesicht vom Gegenwind zugefroren. Wir konnten uns das lachen nicht verkneifen, wie er da so vorbeigeschwebt kam. Ich konnte sogar die Struktur und den Schimmer der Vereisungen sehen, die vom Wind hervorgerufen wurde. Der Mann trug seine Maske nicht ohne Grund. :lol:

Dann war da noch eine alte Frau mit Kopftuch, die uns später in dem wundersamen Wald begegnete, als wir ein paar riesige Bäume inmitten einer Schilfwelt bestaunten, die regenbogenartige Farbverläufe auf ihrer Rinde zeitigten.

Wir konnten uns nicht erklären wie die da hinkam, sie hatte mongolische oder sibirische Gesichtszüge und die Muster auf ihrem Kopftuch sahen für mich in dem Moment aus wie Verzierungen, die mich an die Muster einiger Stämme im Südosten Nordamerikas oder Mittelamerikas erinnerten.

Das Kopftuch war echt wien Wissensbekenntnis. Sie grinste nur, wie sie uns sah und verschwand auf nem Schleichpfad im Dickicht. Mein Begleiter, den diese Frau noch lange beschäftigte, nannte sie eine "sibirische Kräuterfrau", die extra hierher angereist war um das hier zu sehen...und das vermutlich aufm Besen. Er meinte wir hätten sie früher schon einmal gesehen, da sei sie an uns vorbeigelaufen (hatte das garnicht so beachtet) und er hatte sich gewundert als er sich umdrehte und gedacht "fehlt nur noch das sie aus Sibirien ist"..und als sie näher kam zeichnete sich dann tatsächlich eine sibirische Gesichtsform ab.

Seltsam, das man gerade immer auf Trips so "ungewöhnliche Gestalten" sieht, die perfekt reinpassen, als lenke irgendwas unsere Geschicke. Aber höchstwahrscheinlich ist das die ganze Zeit so, ohne das mans merkt. :freak:

Um auf den Frost zurückzukommen. Eine Sache solcher Wanderungen im Winter ist sicher der Umstand, das man sich nirgends so richtig hinsetzen kann (was ja bei manchen Trips durchaus mal sein muss). Die Bänke waren gefroren und man würde vermutlich daran kleben bleiben. Zudem waren einige Bänke regelrecht ausladend...sie wirkten wie von roher Naturgewalt "erschlagen". Es waren irgendwann mächtige Äste von den Bäumen gebrochen und haben die ein oder andere Bank in Bruchstücke zerlegt oder völlig aus dem Sockel gerissen. War wortwörtlich ein Bruchwald. *g*

Was ich auch lustig fand...An einer Bank lag ein Haufen Müll exakt dort positioniert, wo "Im Sinne des Erfinders" gewöhnlich der Mülleimer steht. Das brachte uns zum Lachen, es zeigte uns Bilder von irgendwelchen "Schnarchnasen", die in ihren Gedankenroutinen versunken ebendiesen dorthinhalluziniert haben könnten, ohne wirklich was von ihrer tatsächlichen Um/Mitwelt mitbekommen zuhaben.

Zum Anfang war uns noch kalt, doch ab der 2-3 Stunde etwa machte uns die Kälte nichts mehr aus und wir fühlten uns pudelwohl, als hätten wir einen Salto rückwärts in ein Wintermärchen gemacht, ohne wirklich zuwissen wie wir hierherkamen. Alles war von Eiskristallen überzogen, wir konnten zusehen wie sie wuchsen und das Licht brach sich tausendfach darin. Holz und Boden knackte was das Zeug hielt und die Vögel raschelten auf dem Waldboden und klopften in den Bäumen.

Auf einem kleinen Felsen lagen Glasscherben, als hätte irgendeiner seine Schnappspulle dort zerschlagen. War aber hauchdünnes Eis, das sich wie Plastik anfühlte. Tolle Sache diese Vielfalt der Eiswelten ums kurz zu sagen. Wir fanden auch noch ganz versteckt etwas, was wir eine "archaische Schaukel" nannten...Ein Holstamm, den irgendwer mal vor
langer Zeit an einen Baum band... (vermutlich in der Eiszeit, so wie die aussah;) Zudem Zeitpunkt merkte ich schon, das ein voller Trip unter diesen Umständen ganz schön ans Eingemachte gehen kann.

Irgendwann an einem Flussbett, das wie eine Gletscherzunge aussah, und in dem gerade nur einen kleiner Rinnsal an Wasser seinen Weg entlangplätscherte, der aber jederzeit anschwellen könnte, hörten wir ein Geräusch, das wir uns nicht erklären konnten. Ein unglaublich lautes Schnauben, wie von einem großen Meerestier, das man in arktischen
Gefilden antrifft, wien Wal oder Walross, der sich irgendwo in einer kleinen Bucht "tummelte" und sein Atemloch mit einem enormen Getöse freibliess.

Trotz dessen wir uns bei diesen Temperaturen (waren nur so um die -5) ganz wohl fühlten ging die Kälte nicht spurlos an uns vorrüber. Sie war uns in Mark und Bein gedrungen und kühlte auch unseren Geist, sodaß dieser kristallklar wurde. Einzig meine Schuhe waren nicht besonders gut isoliert, ich hätte vielleicht ein paar zusätzliche Socken anziehen sollen. Als ich diese Kälte der Füße gewahrte meinte ich scherzhaft, das es sich
anfühle als habe ich Eisfüße und in dem Moment wurden meine Füße eisklar. Weiss nicht wie ich das beschreiben soll.. Es war als sei ich durch das Eis vielmehr mit dem Boden, der Erde verbunden. Wir kamen auch hinundwieder auf erfrorene Leute oder Wesen der Eiszeit zu sprechen.

Wir konnten uns regelrecht hineinversetzen wie es sein muss quasi schockgeforen zu sein, zb unter einem Baum mit einem Erstaunten Gesichtsausdruck und irgendwann kommen vielleicht wiederum welche auf nem Trip vorbei und finden uns dann dort so vor, mitn aufm Peak eingefroren. Oder man taut einfach auf und tript weiter.. :lol:

Ungefähr zur 4ten Stunde gegen 17Uhr machten wir uns zurück zur Bushaltestelle. Wir mussten noch ne Stunde auf den Bus warten und waren noch ziemlich gut dabei..der Trip ging von der "Expeditionsphase" nun in eine andere über. Mittlerweile merkten wir die Kälte wieder begannen auch wieder zu frieren. Mein Begleiter bewegte sich nun im "Kranichgang", was lustig aussah...er meinte nur dies helfe wegen seinen kalten Füßen.

An einer stelle merkte ich plötzlich eine Veränderung meiner Wahrnehmung.. meine Füße waren, eben noch saukalt, jetzt auf einmal sehr wohlig warm. Ich hatte eben zuvor noch was von Wurzeln schlagen "gefaselt", denn es kam wir wirklich vor als würden wir hier stehend Wurzeln schlagen..und was für welche.. Eiswurzeln, Holzwurzeln und alles was dazugehört. Es war als komme ein Energiestrom tief aus der Erde, auch das Bewusstsein dehnte sich aus und an diesen Energiestrom angekoppelt, ware die Kälte wie fortgeflogen...so als sauge man die Kraft der Erde regelrecht auf. Es war wirklich erstaunlich und ich wollte meinen Freund noch darauf hinweisen, aber er war schon dabei in den gerade angekommenen Bus zu steigen.

Während der Fahrt zurück wurde mir dann sehr klar, das ein hochdosierter Wintertrip einen wirklich an die Grenzen führt und neugebären kann. Mir wurde klar wie unbeschreiblich schön die Tatsache ist, das es Eis, Frost, Winter gibt, aber auch wie ehrfurchtgebietend. Diese kristallklare Bewusstheit verstärkte sich noch auf der Rückfahrt, als die Wärme des Busses zu wirken begann. Ich fühlte mich wie verwandelt, wie ein Eiswesen aus irgendeiner Sage, das völlig mit jener Welt verschmolzen war. Mir wuchsen Eiszapfen von den Augenbrauen und meine Körperwahrnehmung war sehr klar, die Gedanken wie schillernde Schneekristalle. Überhaupt ist Schnee genial, unzählige Meisterwerke die da vom Himmel tänzeln.. Und durch all diese Schönheit blickte die Eisbewusstheit in diese Welt der Menschen, als brenne tief in ihr eine winzige, noch wundervollerer Flamme. So'n Eiswesen..vor was soll das eigentlich frieren? fragte ich mich. :)

Was ich noch sehr schön fand, war einem Vogelzug zuzuschauen, wie er vorrüberzog. Der Zug flog in einer Pfeilformation und es sah nach einer Weile des Angaffens tatsächlich aus als flöge da ein Pfeil "richtungsweisend" wie eine Rune durch die Luft. Als sie genau über uns waren hörten sie synchron auf zu flattern und schwebten sehr elegant über uns vorbei. Vielleicht ist das ja ne neue Kunst/Sportart der Zukunft, wenn mehr Menschen in orbitalen Habitaten leben: "Synchronschweben". *kicher*

So, wie gesagt, sich mit Väterchen Frost zu verbünden ist in der Tat sehr zu empfehlen. Nach diesem Trip habe ich so meine Bedenken, was die volle Ladung im Winter (outdoor) angeht, reizen würde es mich schon einmal, aber im Grossen und Ganzen war das auch eine gute Dosis, die durch die Umstände noch verstärkt kam. So werde ich vermutlich erstmal bei low-dose bleiben...eine medi scheint mir da nur ein wenig intensiver, als das es das ganze nocheinmal auf ein anderes Level bringt, deshalb würde ich entweder nur low oder gleich richtig bevorzugen. So schlüssig bin ich mir da noch nicht geworden. Auf alle Fälle hat mich dieser kleine Aufmerksamkeitstrip optimal für diesen knackigen Winter eingestimmt, das hatte irgendwie noch gefehlt.


Sollte eigentlich weniger Text werden,...wat solls :)

Re: Wintertrip

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Schöner Bericht, manches kam mir gut bekannt vor.
Im Winter ziehe ich es in der Tat vor, im Zimmer die Reise nach innen zu zelebrieren. So richtig draußen unterwegs waren wir noch nicht und ich habe es bisher auch noch nicht vermisst. Dafür ist einfach die warme Zeit dann da. Der Winter taugt wunderbar zur Meditation und Selbsreflexion.
Das sortiert für das kommende Jahr. :)
"if we are able to give priority to the meditation then all else will eventually fall into place on its own accord"

Re: Wintertrip

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Moin Slider.

Erstmal möchtich anmerken, dass ich sehr schön finde, wie du trippst. :herzen: Mir hat schonmal ein Bericht von dir gefallen.

Zum Trippen im Winter:

Jede Jahreszeit schlägt sich auf die Trips in ihrer eigentümlichen, nie ganz erinnerbaren, aber immerwieder wohlbekannten Persönlichkeit nieder. Der vibrierende Aufbruch des Frühlings, die pralle Fülle des Sommers, die goldene Reife des Herbsts, und die Muckelichkeit des Winters. Ich verbringe Wintertrips eigentlich am liebsten drin, am liebsten wenn es draußen richtig knackig kalt ist, von einer Decke behütet, bei entspannter Musik, Tee und warmer Beleuchtung. (Die PM1-Nummer eben. ^^)

Angestoßen durch deinen Bericht habich mich neulich nachts als es so richtig arschkalt war, auf einer kleinen Dosis bei Vollmond, dick eingepackt, mal wieder seit langer Zeit Väterchen Frost ausgeliefert. Und es war ganz wunderbar. :) Ganz erstaunlich, wie sich klirrende Kälte auf das Bewusstsein auswirkt. Empfehlenswert.

Grüße
~ Resting in Peace ~

Re: Wintertrip

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Dem möchte ich mich anschliessen. :2daumen: Nur ist meine letzte richtige Winterreise schon zwei, drei Jahre her. Bevorzuge mich auch im Warmen zu psychedelisieren. Gleichwohl kann ich deine Faszination schon nachvollziehen. Die Kälte, die klare kalte Luft, die "anderen" Farben, die vielen Muster... Sehr schön ist auch die Stille wenn Schnee liegt.
happiness is the absence of resistance

Re: Wintertrip

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Aaah, freut mich, das schwebte mir letztens auch vor.
In ner hellen Vollmondnacht, wenns frisch geschneit hat und vorhin hats hier angefangen zu schneien. Das passt. Zudem ist die Nachtluft wirklich exquisit.

Was die Einflüsse angeht seh ich es genauso.

Ich hab die Tage im Nachhinein noch gelesen, das der Wind an jenem Ausflugstag ein arktischer Wind war, was wahrscheinlich eine weitere Erklärung für die arktisch/sibirischen "Impressionen" sag ich mal darstellt, die wir an dem Tag durchweg hatten.

Zudem stiess ich auf dieses Video:

http://de.youtube.com/watch?v=madoDvtKEes


Wenn man wie dieser Mann den Dreh raus hat, muss man sich wohl auch keinen Kopf mehr um passende Kleidung machen. Das was er mit dem "Thermostat" versuchte auszudrücken kommt mir bekannt vor, da muss ich noch mehr nachforschen. Ich hatte das bisher nur von einigen Yogis gelesen, die ihre Körpertemperatur bzw. -funktionen regeln konnten. Lustig fand ich auch, wie er da seit "Äonen" im Wasserbad ist und den "coolen Doc" nach seinen Hobbies fragt. :lol:

Am besten aber fand ich seine Schlussausage, die trifft den Nagel auf den Kopf. Genau das meinte ich auch mit "Väterchen Frost als Verbündeten".

Ein warmes Heim nach einem solchem Ausflug rundet das ganze noch ab.
Ich weiss das natürlich auch zu schätzen. ;)

Danke jedenfalls fürs Feedback!

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