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Richtlinien für ein gutes Leben
Verfasst: 29. August 2017, 23:07
von ungelesene_bettlektüre
Sorry, es geht hier nicht um eine Krise, aber um Religion. Mich würde stark interessieren, welche Richtlinien ihr für euer Leben in Anspruch nehmt?
Bei Bedarf kann ein Moderator selbstverständlich in einen beser passenen Forenbereich verschieben.
Re: Richtlinien für ein gutes Leben
Verfasst: 30. August 2017, 06:59
von Sonntagskind
Ich orientiere mich am liebsten am "kategorischen Imperativ" von Kant. Erscheint mir fair und dieser eine Satz beinhaltet IMO alles.
Wie ist es bei dir selbst, bettlektüre?
Re: Richtlinien für ein gutes Leben
Verfasst: 30. August 2017, 22:16
von ungelesene_bettlektüre
Sonntagskind hat geschrieben: 30. August 2017, 06:59
Ich orientiere mich am liebsten am "kategorischen Imperativ" von Kant. Erscheint mir fair und dieser eine Satz beinhaltet IMO
alles.
Ein sehr vernünftiger Standpunkt, über den es sich loht, weiter darüber nachzudenken!
Sonntagskind hat geschrieben: 30. August 2017, 06:59Wie ist es bei dir selbst, bettlektüre?
Ich hänge natürlich stark am Modell von Michael Schmidt-Salomon, aber wie ich heute erst gelernt habe, ist das auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Bin z.B. heute daraufgekommen, dass Dinge verschweigen möglicherweise eine größere Sünde (man nenne mir bitte einen Begriff, der besser zu einem Agnostiker mit starkem Hang zum Atheismus passt. Aber natülich auch die "rules of a scientist's life" (mein Hintergrundbild auf diesem Computer). Und da ich selbst gerne zwei Optionen hätte, obwohl ich bewusst nur eine ausgefählt habe, neige ich natürlich auch zum Pentabarf. Passt ja schon gut, den 3 ist die rechte Hälfte von 23.
EDIT: als Physiker bevorzuge ich natürlich die FSM-Gebote und habe damit meine diskordianische Pfiicht zum Selbstwiedersprich erfüllt!
Re: Richtlinien für ein gutes Leben
Verfasst: 31. August 2017, 20:17
von raellear
Kants Imperativ ist btw um von den Chinesen um einige Jahrtausende vorweggenommen worden:
子貢問曰:"有一言而可以終身行之者乎"?子曰:"其恕乎!己所不欲、勿施於人。"
Zigong fragte: "Gibt es eine Rede, die als Prinzip fuer das ganze Leben gelten kann?"
Konfuzius antwortete: "Ja, das Vergeben! Was man selbst nicht möchte, das mute man keinem anderen zu."
Ich muss mich an eine Nonne in Taiwan erinnern. Aus der Zen-Tradition. Auf die Frage, ob sie die 220 Vinaya-Regeln fuer Nonnen einhaelt, hat sie nur geantwortet: "Fuer mich gibt es nur eine Regel, und das ist Mitgefuehl!"
Re: Richtlinien für ein gutes Leben
Verfasst: 31. August 2017, 21:47
von Käseverzehrer
Ich halte das hier auch für wichtig:
Versuch und Irrtum
Re: Richtlinien für ein gutes Leben
Verfasst: 1. September 2017, 10:03
von ungelesene_bettlektüre
raellear hat geschrieben: 31. August 2017, 20:17
Kants Imperativ ist btw um von den Chinesen um einige Jahrtausende vorweggenommen worden:
子貢問曰:"有一言而可以終身行之者乎"?子曰:"其恕乎!己所不欲、勿施於人。"
Zigong fragte: "Gibt es eine Rede, die als Prinzip fuer das ganze Leben gelten kann?"
Konfuzius antwortete: "Ja, das Vergeben! Was man selbst nicht möchte, das mute man keinem anderen zu."
Ich muss mich an eine Nonne in Taiwan erinnern. Aus der Zen-Tradition. Auf die Frage, ob sie die 220 Vinaya-Regeln fuer Nonnen einhaelt, hat sie nur geantwortet: "Fuer mich gibt es nur eine Regel, und das ist Mitgefuehl!"
Vielen Dank für diesen wertvollen Input, lieber raellear!
Das halte ich für hochgradig weise! Das entspricht meinem neuesten Motto, jeden Fehler höchstens einmal zu machen, und einem (unbestätigte) Zitat von Albert Scheitzer, ähm Hofmann, doppel-ähm Einstein: „Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“.
EDIT: Bekanntlich hat Albert Einstein auch gesagt, dass "90% der Zitate, die mir in Internet-Foren zugeschrieben werden ich in Wahrheit nie gesagt habe".
EDIT2: Dir Tora ist übrigens essentiell für die drei abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) und damit für fast 4 Milliarden Menschen:
Re: Richtlinien für ein gutes Leben
Verfasst: 2. September 2017, 18:25
von raellear
Und die abrahamitschen Religionen haben alle ein Gewaltproblem, was südindische Religionen in der Form nicht kennen.
Eine Freundin von mir (Religionswissenschaftlerin, recht spannendes Studium eigtl.) hat neulich das Ganze mal so zusammengefasst:
Religion ist, wenn man trotzdem stirbt.
Aber das sollte in meinen Augen keine Rechtfertigung für Hedonismus sein, sondern im Gegenteil ist ein gutes Bewusstsein über die Vergänglichkeit unserer Existenz und unseren Strebens etwas sehr essenzielles, um jeden Augenblick möglichst sinnvoll nutzen zu können. Man muss sich nur einmal vorstellen es kommt in den nächsten Tagen die Diagnose man hat nurnoch ein paar Tage, würde man sein Leben dann radikal ändern? Falls ja, dann ist das IMHO ein Zeichen dafür, dass man jetzt im Moment noch einiges falsch macht.
In dem Bereich sehe ich auch einen großen Nutzen von Psychedellika (insb. die höherpotenten wie z.B. die DMT-Klasse). Sie können dem Konsumenten eine Zwangs-Bewusstseinsmachung der eigenen Endlichkeit verpassen. Und das ist etwas, was uns hin und wieder sehr aus unserem Dornröschenschlaf herausholen kann.
Re: Richtlinien für ein gutes Leben
Verfasst: 19. September 2017, 21:35
von ohn
Ich bin Verfechter der ACT.
Verbindung
Ausdehnung
Entschärfung
Werteorientierung
Commitment
Re: Richtlinien für ein gutes Leben
Verfasst: 23. September 2017, 19:03
von Mao
raellear hat geschrieben: 2. September 2017, 18:25
Und die abrahamitschen Religionen haben alle ein Gewaltproblem, was südindische Religionen in der Form nicht kennen.
Beziehst du da den Buddhismus mit ein ? Denn von der Theorie her ja klar ... aber man muss sich nur anschauen, was gerade in Myanmar abgeht, dass auch Buddhisten zur Gewalt gegen andersdenkende / -glaubende greifen.
Re: Richtlinien für ein gutes Leben
Verfasst: 23. September 2017, 19:03
von Mao
raellear hat geschrieben: 2. September 2017, 18:25
Und die abrahamitschen Religionen haben alle ein Gewaltproblem, was südindische Religionen in der Form nicht kennen.
Beziehst du da den Buddhismus mit ein ? Denn von der Theorie her ja klar ... aber man muss sich nur anschauen, was gerade in Myanmar abgeht, um zu erkennen, dass auch Buddhisten zur Gewalt gegen andersdenkende / -glaubende greifen.
http://www.zeit.de/2013/21/myanmar-buddhisten-muslime
Re: Richtlinien für ein gutes Leben
Verfasst: 25. September 2017, 21:26
von ungelesene_bettlektüre
raellear hat geschrieben: 2. September 2017, 18:25
Und die abrahamitschen Religionen haben alle ein Gewaltproblem, was südindische Religionen in der Form nicht kennen.
Welche Religionen beziehst Du da eigentlich in der Tat mit ein?
Re: Richtlinien für ein gutes Leben
Verfasst: 3. Oktober 2017, 07:39
von raellear
Mao hat geschrieben: 23. September 2017, 19:03
raellear hat geschrieben: 2. September 2017, 18:25
Und die abrahamitschen Religionen haben alle ein Gewaltproblem, was südindische Religionen in der Form nicht kennen.
Beziehst du da den Buddhismus mit ein ? Denn von der Theorie her ja klar ... aber man muss sich nur anschauen, was gerade in Myanmar abgeht, um zu erkennen, dass auch Buddhisten zur Gewalt gegen andersdenkende / -glaubende greifen.
http://www.zeit.de/2013/21/myanmar-buddhisten-muslime
Die aktuellen Ausschreitungen in Myanmar und das was in Sri Lanka in den 90er Jahren passiet sind sind sicher Beispiele für Gewalt im Namen der buddhistischen Lehre. In der Geschichte zurueckschauend kann man auch das Mahāvaṃsa anfuehren, in dem man schon zu sehr frueher zeit niedergeschriebene Verherrlichung von Gewalttaten im Namen der buddhistischen Lehre gibt. Ich will deswegen garnicht behaupten dass der Buddhismus komplett gewaltfrei wäre, aber die großen Kriege (Kreuzzüge, 30 Jähriger Krieg und was noch so alles passiert ist, nicht zuletzt der aktuelle Jihad, IS und Syrien) sind ausgeblieben. Das ist in meinen Augen schon bemerkenswert.
ungelesene_bettlektüre hat geschrieben: 25. September 2017, 21:26
raellear hat geschrieben: 2. September 2017, 18:25
Und die abrahamitschen Religionen haben alle ein Gewaltproblem, was südindische Religionen in der Form nicht kennen.
Welche Religionen beziehst Du da eigentlich in der Tat mit ein?
Damit meine ich n erster Linie Judentum, Christentum, Islam.
Re: Richtlinien für ein gutes Leben
Verfasst: 3. Oktober 2017, 16:51
von ungelesene_bettlektüre
raellear hat geschrieben: 3. Oktober 2017, 07:39ungelesene_bettlektüre hat geschrieben: 25. September 2017, 21:26
raellear hat geschrieben: 2. September 2017, 18:25
Und die abrahamitschen Religionen haben alle ein Gewaltproblem, was südindische Religionen in der Form nicht kennen.
Welche Religionen beziehst Du da eigentlich in der Tat mit ein?
Damit meine ich n erster Linie Judentum, Christentum, Islam.
Dass die abrahamitischen Religionen vor allem diese Drei sind (wenn man vom Bahaitum absieht) war mir schon klar, meine Frage bezog sich vor allem auf die südindischen Religionen.
Re: Richtlinien für ein gutes Leben
Verfasst: 3. Oktober 2017, 19:19
von raellear
Achso, dann habe ich deine Frage falsch herum verstanden! Ich denke da an HInduismus und Buddhismus/Jainismus, nicht allerdings den Islam (auch wenn der natuerlich in Suedasien auch gut verbreitet ist).
Re: Richtlinien für ein gutes Leben
Verfasst: 3. Oktober 2017, 22:17
von ungelesene_bettlektüre
raellear hat geschrieben: 3. Oktober 2017, 19:19
Achso, dann habe ich deine Frage falsch herum verstanden! Ich denke da an HInduismus und Buddhismus/Jainismus, nicht allerdings den Islam (auch wenn der natuerlich in Suedasien auch gut verbreitet ist).
OK, über den Jainismus muss ich bei nächster Gelegenheit mal nachlesen, da weiß ich noch gar nichts drüber.
Und, vielleicht weißt Du da mehr darüber: mir wurde letztens übermittelt (leider ohne Quellenangaben), dass der Hinduismus eine Quelle für den Islam war - kann man das so unterschreiben?