Käseverzehrer hat geschrieben:ohn hat geschrieben:Was ich sagen wollte ist, dass so lange der fokus auf der angstbewältigung (sprich: weg haben wollen) liegt, die angst weiter hin mehr und mehr spielraum im leben hat. Wovon ich spreche ist nicht hass oder liebe, sondern akzeptanz.
sehe ich genauso, und ich denke auch, dass genau hier der knackpunkt liegt - da beißt sich die schlange selbst in den schwanz.
sich der angst stellen; sich dennoch nicht selbst verurteilen oder niedermachen, wenn man es nicht schafft und trotzdem immer weitermachen. denn auch die akzeptanz kommt nicht von alleine, wenn sie (oder das urvertrauen) mal erschüttert wurde...
das ist verdammt schwer und eine lebensaufgabe.

Allerdings. Das ist wie gesagt das schwerste, was mir je begegnet ist.
Denn: wie soll man etwas akzeptieren, nicht hassen und nicht ablehnen, was dermaßen schrecklich ist? Und es ist nur so schrecklich, WEIL man es nicht akzeptiert, hasst und ablehnt. Das ist ein absoluter teufelskreis, und wenn man in so einem kreislauf erstmal drin ist, ist es VERDAMMT schwer, da wieder raus zu kommen und vor allem auch mit den immer und immer wieder kehrenden rückschlägen klar zu kommen und sich wieder aufzurappeln.
Man stelle sich vor, das schrecklichste gefühl, was man sich vorstellen kann, tritt im alltag immer wieder auf und du hast deswegen angst davor, dass es wieder auftritt, weil es sich so schrecklich anfühlt. Und nur dadurch, dass du angst davor hast, dass es wieder auftritt, tritt es ständig wieder auf, und deine angst davor wird immer größer und dein vertrauen immer kleiner. Du stellst dir die ganze zeit selber ein bein, und kannst dabei zugucken, wie du alles falsch machst und es trotzdem nicht ändern.
Diesen kreislauf durch akzeptanz zu überwinden... Das ist in der tat etwas, worauf man stolz sein kann, wenn man es schafft.
Dieses vertrauen in sich selbst wieder zu finden... Ja, wie soll man es finden, wenn das gefühl und die eigene bewertung einem immer wieder suggeriert, dass man in gefahr ist? Das sind ja keine gedankenspielerein, das sind
erlebnisse, die aus gedankenspielereien entstehen. Die emotionale qualität unterscheidet sich nicht von einem erlebnis, in dem man wirklich in lebensgefahr ist. Panikattacken
sind erlebnisse der todesangst. Echte, emotionale erlebnisse. Erlebnisse, die prägen, die traumatisieren, die das angstzentrum formen. Erlebnisse, die die persönlichkeit verändern.
Das sollte man bedenken, wenn man sagt "Was würde schlimmstenfalls geschehen, wenn ich aufhöre, mich als krank zu sehen?". Die angst ist echt und angst macht krank.
Nichts für ungut, ich verstehe, was du sagen willst. Und beführworte es. Aber es sagt sich leicht, wenn man den oben beschriebenen teufelskreis nicht kennt, und ich denke nicht, dass du ihn kennst, lasse mich aber (un)gerne eines besseren belehren.
Und ja, ich weiß, dass ich zu selbstmitleid tendiere, und das der tot ein besserer begleiter wäre, als das selbstmitleid.
Ach.. bla. Ich musste mir einfach mal etwas von der seele schreiben, ich konnte mir heute nämlich mal wieder dabei zu gucken, wie ich in meine eigene falle getappt bin..
Ich habe mich ca 1 jahr mit verhaltenstherapeutischer, konfrontativer angstbewältigung beschäftigt. Bin täglich in erwartungsangst besetzte situationen gegangen und habe geübt, meine angst auszuhalten und zu warten, bis sie wieder abflacht, um die verknüpfung der situationen mit meinen ängsten zu entkoppeln. Um die erfahrung zu machen, dass die angst nicht aus der situation kommt, sondern aus mir selbst, wenn sie in der selben situation, in der sie entstand, auch wieder verschwindet. Ich wusste das, aber mein angstzentrum nicht.
Das ist eine konditionierung, die man nur durch korrigierende erfahrungen wieder ändern kann. Ich habe gekämpft, ich habe gelitten, aber ich habe unglaubliche fortschritte gemacht. Vom nicht mehr die wohnung verlassen können, völliger verzweiflung und panik beim tabak kaufen haben und mit einem bein in der klapse stehen (ihr kennt alle meinen traumatischen live seelenstrip hier im forum... das sind dinge, die ich bis heute noch nicht lesen kann, weil das so schlimm für mich war, dass ich mich diesen emotionen noch nicht annähern kann) bis zum wieder arbeiten können und familienvater werden, verging nur ein halbes jahr. Ich habe bitterlich darum gekämpft, zurück ins leben kehren zu können. Ich habe bitterlich geweint und geschriehen und gekämpft und mich immer wieder verloren.
Aber ich habe mich durch meine dauerhafte beschäftigung mit der angst auch auf anderer ebene immer tiefer reingerissen.
Bis ich realisiert habe, dass der schlüssel nicht in der beschäftigung mit angstbewältigung liegt, sondern in einem wertgeleiteten, akzeptanz basierten leben und das bewusste konfrontation mir ab einem bestimmten punkt eher schadet, als nützt und dass natürliche konfrontative situationen aus einem wertgeleiteten leben heraus von allein entstehen. Nicht weil ich dinge mache, um die angst vor ihnen, bzw. vor mir selbst, zu verlieren, sondern weil ich dinge mache, weil ich es will.
Alles, was passiert ist, war irgendwie chronologisch nötig. Mein weg diesen ängsen zu begegnen hat sich seit einiger zeit geändert, dafür musste ich aber erstmal all diese erfahrungen machen. Ich schaffe es wie gesagt noch immer nicht, mich mit all den seiten, die ich an mir hasse, zu akzeptieren, aber ich bin auf dem weg dort hin und es dauert eben die zeit, die es dauert. So scheiße ich das auch finde.