übrigens gut geschriebener artikel, der mann hat seine hausaufgaben gemacht.
Das ist, was den Soma, d.h. auf irwulisch den muchomor, anbelangt,
mindestens ein so wichtiges Desiderat wie bei der estnischen Folklore; und die estnischen Märchensammler
haben immerhin schon (ohne Blick auf den muchomor) sage und schreibe 1 Million (!) Märchen gesammelt - vgl.
dazu den Aufruf in SEER (Slavonian and East European Review), April 1980. Man bedenke: Selbst wenn auch
nur jedes tausendste estnische Märchen sich als soma-bezüglich erweisen ließe, ergäbe das bereits einen Fundus
von tausend estnischen Soma-Märchen ... (E.K.)
Für den märchen-/muchomorr-Forscher ist es in der tat empfehlenswert in dieser Richtung einmal zu recherchieren.
Habe mir jüngst einen sack voll estnisch/finnisch/läppischer "märchen"/geschichten-sammlungen ausgeliehen,
brauchte garnicht lange suchen, da wurde es schon "somatös", um mal de mollechs wort zu gebrauchen.
In "Das Glücks-Ei" zb... da gehts um einen Jüngling, der eher zurückgezogen lebt, und nie das macht, was die anderen
Dorfburschen so tun, sondern lieber zu einem "Stein/Fels" geht, der bei einer Quelle unter einem Baum steht, und dort
auf der Maultrommel seine Weisen spielt oder auf ihm schlummert & dabei ausgefallene Träume hat usw usf....
Der Stein ist sein Freund, und er geht nur schmerzlich wieder fort, bzw sehnt sich dann immer schon hin zum nächsten
Besuch.... während er da so auf der Maultrommel spielte, kroch unter dem Stein eine "Weiße Schlange" hervor, die
zutraulich wurde, sich um seinen Fuß schlängelte, sich später sogar streicheln lässt etc.
Er erhielt einmal als ein Patengeschenk ein kleines Ei, daß einst einer weisen Frau gehörte,
die "sich auf vielerlei Zauberkünste verstand".
Zudem bekam er die Anweisung: "Hüte es wie deinen Augapfel, damit es nicht zerbricht, denn
die Glücksschale ist zart." Falls ihm einmal etwas ganz Unerwartetes geschehen sollte, was er niemals
hätte ahnen können, so solle er dieses Ei verschenken, weil es demjenigen, für den es bestimmt ist und
dem es zuteil wird, großes Glück bringen kann.
In der Johannisnacht dann schlich er sich vom Zechgelage des Dorfes fort, um wieder zu dem Stein zu gehen, und da
geschehen mysteriöse Dinge.... Er steckt der Schlange später das Ei in den Rachen, und diese verwandelt sich in eine Frau,
die ihn in eine andere Welt mitnimmt, wo er dann Erfüllung seiner unbestimmten Sehnsucht fand und im Dorfe
nicht mehr gesehn ward.
Eine weitere Geschichte handelt wiederum von einer Schlange, einem Schlangenkönig um genauer zu sein.
Ein Mann, will die Geheimnisse der Nacht ergründen, und sucht erst verschiedene Windzauberer auf, damit
diese ihm lehren seine Augen zu "schärfen"...keiner konnte ihm helfen. Da ging er zu einem Mana-Zauberer,
also einen von jenen, die in finnisch/estnischen Gefilden als die Mächtigsten angesehen wurden, der ihn in diese
Geheimnisse einweiht, ihn aber eine Warnung mitgibt,.... dies sei nicht ganz ohne, denn schaute man diese Geheimnisse
der Nacht, so besteht die Gefahr, dass sein Herz keinen Frieden mehr findet, weil der Alltag/das Profane ihm dann keine Freude
mehr bereiten würde...so in etwa...
er lernt trotzdem, und bekommt vom Zauber den Auftrag, zu einem Schlangenfest im Moore zu gehen, ein Stück Brot
in die Milch des Schlangenkönigs einzutauchen, es zu essen und zu flüchten. Es gelingt ihm... in der Nacht probiert
er dann natürlich gleich seine neugewonnenen "Kräfte" aus und sieht im Walde mysteriöse Dinge im Mondenschein,
er sieht Schönheit für die "seine zwei Augen nicht ausreichen" & "wünscht sich er hätte tausend"... die Nacht ist
dann schnell vorrüber und der Zauber schwindet, und kehrt dann nicht zurück..... die Moral von der Geschicht war
in etwa... "manchmal sei es besser, für das Glück des Menschen, diese Geheimnisse nicht zu schauen"...so in etwa....
Mit der (weissen) Schlange, der Milch etc ist natürlich interessant. Erinnert auch an die hinduistische
Schöpfungsgeschichte.
Und bei Golowin lesen wir:
"Wenn die Druiden diese geheimnisvolle Erdfrucht als "Ei der Schlange" umschrieben haben sollen,
dann muß man sich vergegenwärtigen, was die Schlange (oft Schlangenkönigin, "Weiße Schlange")
in keltischen, schwedischen und anderen Sagen und Bräuchen war: "Man glaubte nämlich, daß, da sie
sich vor dem Tageslicht in Erdlöchern, in Bergen, in der nähe von Metalladern, neben den Wurzeln der
Bäume und Pflanzen verborgen halte, so sauge sie auch alle geheimen Kräfte der drei Naturreiche in
sich ein und teile sie denen mit, von denen sie sich auffinden lasse."