Re: Philosophische Sprüche/Texte
Verfasst: 24. Oktober 2013, 12:03

Den Trancezustand der Prophetie kann man mit keiner anderen visionären Erfahrung vergleichen. Er ist kein Rückzug aus der rohen Zurschaustellung der Sinne (wie viele andere Trancezustände), sondern ein Eintauchen in eine Vielzahl von Bewegungen. Dinge bewegen sich. Es ist ein höchster Pragmatismus inmitten der Unendlichkeit, eine fordernde Bewußtheit, die einem letztlich kompromißlos klarmacht, daß das Universum sich aus eigener Kraft bewegt, sich verändert, über die Veränderung gebietet, daß diese Bewegung keine Permanenz oder durchgehende Absolutheit zuläßt und mechanische Erklärungen nur innerhalb festgelegter Begrenzungen wirksam sind. Wenn die Mauern erst einmal eingestürzt sind, verlieren die alten Erklärungen ihren Wert, lösen sich auf und werden von neuen Bewegungen davongeblasen. Die Dinge, die man in diesem Trancezustand sieht, sind ernüchternd und nicht selten niederschmetternd. Sie verlangen deine äußerste Anstrengung, ein Ganzes zu bleiben. Dennoch kommt man aus diesem Stadium grundsätzlich verändert hervor.
frank herbert aka der gottkaiser hat geschrieben:Die Einsicht in das, was ich bin, ereignet sich in der zeitlosen Bewußtheit, die weder wächst noch zerläuft und einen weder anregt noch irreführt. Ich erzeuge ein Feld ohne Ich oder Zentrum, ein Feld, auf dem sogar der Tod zur bloßen Analogie wird. Ich ersehne keine Resultate. Ich dulde dieses Feld lediglich, das weder Ziele hat noch etwas nachstrebt, das weder vollkommen ist noch Großtaten widerspiegelt. In diesem Feld ist die allgegenwärtige, ursprüngliche Bewußtheit alles. Es ist das Licht, das durch die Fenster meines Universums sickert.
Wenn Sie sich schon in alle Richtungen gewendet haben, dann ist immer noch dieses eine Letzte übrig, wovon Sie einfach nicht loskommen: auf etwas aus zu sein. Das ist das eine echte Hindernis auf dem Pfad, an dem man wirklich verzweifeln kann. Auf etwas aus zu sein, das ist das Hindernis auf dem Pfad, das einzige.
Chögyam Trungpa
gottkaiser leto atreides der zweite hat geschrieben:Ich habe meine Stadterfahrungen in meinem Innern isoliert und genauestens untersucht. Das Konzept der Stadt fasziniert mich. Die Gliederung einer biologischen Gemeinschaft ohne eine funktionierende und tragende Sozialgemeinschaft führt zur Verheerung. Ganze Welten sind zu alleinstehenden biologischen Gemeinschaften ohne wechselseitige Sozialstruktur geworden – und dies hat stets zum Ruin geführt. Wo die Bedingungen der Überbevölkerung herrschen, wird es auf eine dramatische Weise lehrreich. Das Getto ist tödlich. Der psychische Stress der Überbevölkerung erzeugt einen Druck, der irgendwann zum Ausbruch kommt. Die Stadt ist ein Versuch, mit diesen Kräften fertigzuwerden. Die gesellschaftlichen Regeln, mit denen Städte diesen Versuch machen, sind ein interessantes Studiengebiet. Man darf nicht vergessen, daß der Gliederung jeder sozialen Ordnung eine gewisse Boshaftigkeit innewohnt. Es ist der Existenzkampf einer künstlichen Entität. Despotismus und Sklaverei lauern an seinen Rändern. Da es zu vielen Ungerechtigkeiten kommt, braucht man Gesetze. Die Gesetze entwickeln ihre eigene Machtstruktur, erzeugen zusätzliche Wunden und neue Ungerechtigkeiten. Solche Traumata kann man nur durch Kooperation und nicht durch Konfrontation beseitigen. Der Ruf nach Zusammenarbeit identifiziert den Heiler.