Tod, Nahtod, OBE und Psychedelika

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Hallo,

"kann Bewusstsein ohne Körper existieren?"

ist wohl eine der interessantesten Fragen, die nie beantwortet werden kann.

Die Suche nach der Antwort führt den Menschen in Mystik und Religion, die Naturwissenschaft meidet das Thema lieber; bis auf wenige Neurobiologen.

Wer meint, die Frage mit ja beantworten zu können braucht keinen Beweis mehr. Grundlage dieser Gewissheit sind dann in der Regel intensive persönliche Erfahrungen, Nahtoderfahrungen bzw. intensiv religiös/mystisch erlebte Zustände, meistens ausgelöst durch Todesnähe: in der Regel physischer Art, also fast gestorben oder sogar klinisch tod mit anschliessender Reanimation. Es reicht aber auch die psychische Erwartung des Todes, z.B. langer freier Fall (der dann aber doch überlebt wurde) oder ähnliches. In diversen Studien sind diese Erlebnisse dokumentiert und es zeigen sich überraschende Ähnlichkeiten im Erleben, unabhängig von Kultur und Prägung. Läuft hier evtl. eine Art "Todesprogramm" im Gehirn ab? Welchen Nutzen hätte das denn - ausser der Vorbereitung auf einen zukünftigen Zustand? Die erlebten Nahtoderfahrungen ähneln denen auf Halluzinogen wie LSD und DPT.

Lassen aber Nahtod- und erst recht simulierte Nahtoderfahrungen auf den "richtigen" Tod schliessen? Welche neurobiologische Erklärungen finden sich dazu?

Auf der Suche nach halbwegs seriösen Studien/Texten habe ich ein paar Dokumente gefunden:
als Einstieg interessant ein Interview mit Dr. Michael Schröter-Kunhardt, dem wohl aktivsten deutschen Spezialisten, der allerdings über die Beschäftigung mit dem Thema religiös wurde. Sowas macht mich immer skeptisch, und seine religiös-paranormalen Schlüsse kann ich nicht teilen. Trotzdem gefallen mir der wisschenschaftliche Ansatz und seine Arbeiten sehr gut.

das Interview:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/15/15552/1.html

die Texte:
http://www.familie-zwoelfer.de/nahtod/nde.html (gibts noch irgendwo als grosses PDF, find ich so aber besser)

Ich glaube DAS Standardwerk ist von Grof/Halifax: the-Human-Encounter-With-Death. Sehr interessant, hier gab es eine Studie mit Sterbenden, denen mit DPT und LSD Nahtoderfahrungen ermöglicht wurden. Das Buch ist aber keine reine Fallstudie, im hinteren Bereich geht er auf kulturelle Unterschiede/Gemeinsamkeiten ein, nimmt Stellung zu den diversen Totenbüchern etc. etc., das ist alles sehr lesenswert. Erwähnt werden auch die Nahtoderfahrung von C.G. Jung, die Hypnoseexperimente von Huxley an seiner sterbenden Frau etc.
Gibt es auf Scribd, nach Anmeldung auch als downloadbares pdf.

http://www.scribd.com/doc/5998365/Grof- ... With-Death


alle Links zusammen sind das mehrere hundert Seiten Text. Ich habe mich die letzten Wochen damit intensiv beschäftigt, weil sich die Frage bei intensiven psychedelischen Trips einfach stellt, DPT z.Z. sowieso mein Lieblingstryptamin ist und eine gute Freundin gerade dabei ist, dem Tod hoffentlich noch von der Schippe zu springen.

Zu einer Antwort bin ich noch nicht gekommen, und werde das wahrscheinlich auch nie. Die Intensität der Erfahrungen kann ich gut nachvollziehen, aber der Naturwissenschaftler in mir sträubt sich doch gegen zuviel Mystiktrallala. Obwohl? :nixplan:

Vielleicht können wir hier Meinungen/Erfahrungen sammeln, besonders freu ich mich über weitere Quellen.
„Hupen Sie, wenn Sie bewaffnet sind!“ (R.A.W)

Re: Tod, Nahtod, OBE und Psychedelika

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Hi n19.

Zumindest kann man von einem phänomenologischen Standpunkt aus sicher sagen, dass kein Körper ohne Bewusstsein existieren kann.. Denn was ist ein Körper anderes als das Bewusstsein welches wir von ihm haben? Umgekehrt ist das schwieriger, aber zugleich sehr hypotetisch. Ich wüsste nicht, wieso es einen von Materie losgelösten Geist geben sollte, der in einer volkommenen Leere umherschwebt. Klar: Ist natürlich sehr romantisch, der Gegensatz zum Materialismus. Ich unterstelle aber auch Bewusstsein eine Feinstofflichkeit, und vermute eine vollkommene Wechselbeziehung...wie das bei Gegensätzen naturgemäß der Fall zu sein scheint. Bewusstsein erschafft Materie, Materie schafft Bewusstsein. Beides sind Ausdrucksformen der selben Essenz, Ausprägungen von Yin und Yang, und nicht voneinander zu trennen. Schneide ich mir einen Arm ab, verändert sich meine Wahrnehmung der Welt dauerhaft, und damit mein Bewusstsein. Das Bewusstsein wird druch den Körper geformt und umgekehrt. Auch im Traum kann ich mir den Zeh an einem Stein stoßen..

Es mag -who knows ;) - parallele Welten geben, für deren Geschöpfe das nicht zutrifft. But who cares. Für unsere Welt scheint es so zu sein.

Wenn mein Körper 'stirbt'..in einen anderen Zustand übergeht, geht auch mein Bewusstsein in einen anderen Zustand über.
So wie mein Körper sich zersetzt, von Würmern verdaut und zu Erde wird, geht auch mein Ich-Beschränktes Bewusstsein wieder vollkommen im Sein selbst auf. Was steht nochmal in Eules Sig? ..'becoming life itself, no longer knowing that i am'.

Das ist auch innere Gewissheit. ICH muss ein Ende haben. Irgendwo. :lol:

Dass allein der (vermeintliche) Nahtod ganz außerordentliche Effekte bewirkt, wird Besuchern nichtlinearer Zeitwelten ja ab und an vor Augen geführt.. Dieser Zinober dient wohl irgendwie im wietesten Sinne der Vorbereitung zur Auf- oder Loslösung, zum Übergang in den anderen Zustand, die notwendige Kehrseite des Lebendigseins, das Totsein... Denn es ist ja schon fragwürdig, wieso das Gehirn sonst anfängt, sone aufwändige, offenbar in ihm selbst angelegte Synapsen-Show abzuziehen, wenn doch eigentlich der Ofen gleich aus ist.. :denk:

:2cents:

btw:
die Hypnoseexperimente von Huxley an seiner sterbenden Frau
Ist Aldous nicht vor Laura gestorben? Sie hat ihm afaik doch noch das LSD auf dem Sterbebett injiziert. :strubbel:

Gruß
Schuh
~ Resting in Peace ~

Re: Tod, Nahtod, OBE und Psychedelika

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Hi, zu Huxley: es war seine erste Frau Maria. Zitat aus dem Grof/Halifax-Buch:
Maria, when in 1955 she was dying of cancer. During her final hours he used a hypnotic technique to bring her into touch with the memory of ecstatic experiences that had occurred spontaneously on several occasions during her life. The explicit goal was to facilitate her experience of dying by guiding her toward these mystical states of consciousness as death was approaching. This deep personal experience has its parallel in Huxley's novel Island,

Solange wir nicht annähernd wissen was Bewusstsein ist, macht es keinen Sinn zu spekulieren ob Bewusstsein an eine physische Existenz gebunden ist. Das klassische Leib-Seele-Problem.

Mein naturwissenschaftlicher Verstand sagt mir auch: Gehirn aus -> Bewusstsein aus. Aber so recht glauben will ich es nicht ;) , hiesse das doch, das Bewusstsein wäre "nur" ein Systemzustand des Gehirns - und würde dann den physikalischen Kausalitäten etc. unterliegen. Im Prinzip müsste man dann sowas wie Bewusstsein algorithmisch nachbilden können - und der Gedanke ist mir genauso suspekt wie Bewusstsein ohne Materie.

Ich muss das: http://www.philosophie.uni-mainz.de/met ... 1995e.html erstmal verdauen und werde dann den Dokumentationen zu OBEs nachgehen. Mich hat gewundert, dass diese Erlebnisse auch von "seriöser" Seite dokumentiert und untersucht werden. Wobei ich da sehr skeptisch bin - wie sollte ein losgelöstes Bewusstsein überhaupt noch sinnlich wahrnehmen, insbesondere sehen.
„Hupen Sie, wenn Sie bewaffnet sind!“ (R.A.W)

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