Re: LSD - Die Angst vor dem Wahnsinn

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Ein interessanter Tripbericht! Ich denke es ist richtig, das sich Menschen ihren Trauma stellen und sie durchleben sollten. Es mag im ersten Moment, schmerzhaft, traurig und beängstigend sein! Auf lange Sicht wird es heilsam wirken. Mit Bewusstsein zu leben ist eben nicht nur angenehm und schön!
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Re: LSD - Die Angst vor dem Wahnsinn

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Ich kenne deine eigenen Erfahrungen und deinen Hintergrund nicht, Psychonaut; vielleicht weißt du genau, wovon du sprichst. Klingt nur n bisschen lockerflockig. IMO braucht es ein tiefgehendes Verständnis für Traumata und - anschließend - Werkzeug zur Bearbeitung. Ist beides nicht oder nur marginal vorhanden, würde ich nicht tauschen wollen; v.a. dann nicht, wenn die Verdrängungsmechanismen nicht (mehr) greifen. Die Bearbeitung von Traumata steht wohl bei Erstkonsumenten nicht ganz oben auf der Liste, wenn der Konsum nicht in einem therapeutischen Setting vonstatten geht...
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Re: LSD - Die Angst vor dem Wahnsinn

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Ich rede aus Erfahrung, ich war schwer traumatisiert, habe einige stationäre Psychotherapien mitgemacht und weiß wie heilsam Selbsttherapie mittels Psychedelika sein kann! Mir haben Psychedelika vor Jahrzehnten die Augen geöffnet und mich dazu bewegt Psychotherapien mit zu machen. Wer weiß, vielleicht hat deine Freundin Glück und sie wird durch ihre Erfahrungen ein Stück weit gezwungen sich professionelle Hilfe zu holen. Dort bekommt sie dann bestimmt die emphatische Begleitung und Werkzeuge die sie braucht um ihre Trauma zu bewältigen.
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Re: LSD - Die Angst vor dem Wahnsinn

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Hm, tue ich mich auch schwer zu pauschalisieren - kommt es doch auf die persönliche Kraft an und natürlich der Schwere des Traumata an dieses erneut zu durchleben. Manchmal sind die Traumata nicht ganz ohne Grund in das Unbewusste "abgerutscht" und es braucht eine gewisse Stabilität um die Inhalte wieder "hochzuholen". Es mit der Brechtstange zu versuchen ist nicht immer der richtige Ansatz.
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Re: LSD - Die Angst vor dem Wahnsinn

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Wenn Trauma das Leben so belasten, das die Lebensqualität sinkt, dann sollte man sie bewältigen. Schwer traumatisierte schaffen das aber ohne fähige emphatische Begleiter mit Sicherheit nur selten. Ich sehe keinen Sinn darin ein eingeschränktes Leben zu leben nur weil man zu feige oder was auch immer ist seine Lebensaufgaben anzunehmen und zu lösen. Leider ist es manchmal so, das Menschen Einschränkungen und Belastungen bis hin zu Sucht und Suizid hinnehmen, anstatt den mutigen Entschluss zu fassen ihr Leben nicht mehr vom Trauma bestimmen zu lassen. Das muss jeder mit sich selbst ausmachen! Meine Sichtweise habe ich hiermit klar gemacht!
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Re: LSD - Die Angst vor dem Wahnsinn

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Niemand will dir deine Sichtweise nehmen. Mich irritiert nur einigermaßen die Unbarmherzigkeit, die aus deinen Worten spricht. Gerade, wenn du da selbst durchgewatet bist, wie du sagst. Woher kommt die Idee, dass es jedem Menschen zu jedem x-beliebigen Zeitpunkt möglich sein sollte, seine Traumageschichte aufzuarbeiten, empathische Begleitung vorausgesetzt?
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Re: LSD - Die Angst vor dem Wahnsinn

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Wenn du genau schaust, dann schreibe ich nicht x-beliebigen Zeitpunkten! Ich rede von Zeitabschnitten in denen Trauma die Lebensqualität mindern und man sie als Belastung erlebt. Wenn es einem schlecht geht, dann sollte man nicht versuchen zu verdrängen und schlimmstenfalls Schmerztöter zu nehmen, sondern man muss den Mut entwickeln die Schmerzen und Verletzungen zu erleben und heilen zu lassen. Eine Notwendigkeit zu verschieben macht es nicht besser! Man leidet nur länger und letztendlich muss man den Weg sowieso gehen.
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Re: LSD - Die Angst vor dem Wahnsinn

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Psychonaut hat geschrieben:Wenn du genau schaust, dann schreibe ich nicht x-beliebigen Zeitpunkten! Ich rede von Zeitabschnitten in denen Trauma die Lebensqualität mindern und man sie als Belastung erlebt. Wenn es einem schlecht geht, dann sollte man nicht versuchen zu verdrängen und schlimmstenfalls Schmerztöter zu nehmen, sondern man muss den Mut entwickeln die Schmerzen und Verletzungen zu erleben und heilen zu lassen. Eine Notwendigkeit zu verschieben macht es nicht besser! Man leidet nur länger und letztendlich muss man den Weg sowieso gehen.
Und auch ein solcher empfundener Leidensdruck ist mitnichten ausreichend um Heilung herbeizuführen - hier spielen immer noch weitere Faktoren eine Rolle. Wenn Menschen nicht in der Lage sind und/oder keine Hilfe haben die aufkommenden Inhalte zu verarbeiten, kann sich ihr Leiden so erschweren, dass sie nicht mehr in der Lage sind ihr Leben zu leben - bis zu dem Punkt der vollkommend empfunden Auswegslosigkeit, sodass sie sich das Leben nehmen. Ich habe einen guten Freund verloren, der eben nicht mit dem klarkam, was dann hochkam...
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Re: LSD - Die Angst vor dem Wahnsinn

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Das sich dein Freund das Leben genommen hat tut mir leid!

Ich habe nicht behauptet, das Leidensdruck ausreicht um Heilung herbeizuführen! Ich habe zuvor ganz klar geschrieben, das man sich professionelle psychologische Hilfe holen sollte wenn Trauma das Leben beeinträchtigen! Mit so einer Hilfe stehen die Chancen eigentlich ganz gut, das man seine Trauma aufarbeiten kann. Wieso hat sich dein Freund keine Hilfe geholt?
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Re: LSD - Die Angst vor dem Wahnsinn

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In der modernen traumatherapie ist die konfrontation mit dem trauma nur ein kleiner teil des therapeutischen prozesses. Nach reddemann z.b., was ja gerade bei komplexen, langjährigen traumatisierungen in allen kliniken und therapien inzwischen der shit to be ist, ist die stärkung der vorhandenen ressourcen, der imaginative aufbau von sicherheiten (innerer sicherer ort, inneren helfern, emotionsregulation, tresorübung, aufbau von achtsamkeit uvm.) und generell die förderung von funktionaler beziehungsgestaltung (auch zu sich selbst ) weitaus wichtiger als die traumakonfrontation. Gute traumatherapie ist immer integrativ und erfahrungsbasiert. Stück für stück, wohl dosiert und positiv verstärkend. Per se kann man nicht sagen, dass die konfrontation die innere blockade löst. Da ist viel mehr nötig, auf allen ebenen und auch jenseits von kognitionen, auch auf körperlicher ebene. Eben integrativ, siehe somatic experiencing nach levin.
Ich selbst befinde mich seit 2 jahren in einer tiefenpsychologischen traumatherapie und habe mit nur geringfügig konfrontativen vorgehen bisher enorm davon profitiert. Das i-tüpfelchen ist dann die konfrontation mittels EMDR, der wesentliche aspekt, der mir geholfen hat, ist jedoch die ressourcenorientierte arbeit mit den schatten/polaritäten. Lange rede kurzer sinn: jeder psychotherapeutische prozess ist klientenzentriert, es werden keine diagnosen behandelt sondern menschen. Man kann nicht sagen: konfrontiere dich mit den traumata, dann wird alles gut. Daran sind schon viele menschen zugrunde gegangen. Gerade bei komplexen traumafolgestörungen (bei denen man ja eh nicht jede einzelne traumasituation konfrontativ aufarbeiten kann). Da geht es dann eher um traumanetzwerke, ähnluch grofs coex-systemen.
Staunen über die Fülle möglicher Erfahrungen auf diesem wunderbaren Planeten in diesem einzigartigen Leben.

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