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Auszug aus "Generation Beziehungsunfähig" von Michael Nast

[...]Man muss dazu sagen, was der Begriff „Job“ heutzutage eigentlich bedeutet. Die Generation unserer Eltern hatte einen Beruf UND ein Leben. Es gab eine Trennung. Nach der Arbeit pflegten sie ihr Privatleben. Heute ist das verschmolzen. Ein Job ist heutzutage mehr als nur ein Job, ein Beruf hat den Anspruch einer Berufung.

Das liegt auch daran, dass keine Generation so zwanghaft in dem Bewusstsein aufgezogen wurde, etwas Besonderes zu sein wie die heutige. Darum war in keiner Generation der Wunsch so groß, sich selbst zu verwirklichen. Arbeit gilt als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, der eigenen Wünsche und Träume. Man trennt nicht mehr zwischen Arbeit und Leben. Wenn man seine Träume verwirklicht, empfindet man seine Arbeit nicht als Arbeit, sondern als Leidenschaft. Man unterscheidet nicht mehr zwischen Arbeit und Privatleben, sie sind miteinander verwoben. Die Grenze löst sich auf, auch durch unsere ständige Erreichbarkeit. Mit unseren Smartphones haben wir das Büro ja praktisch immer dabei. Der Mittelpunkt des Lebens sich hat auf den beruflichen Erfolg verlagert, ganz unbemerkt.

Das eigene „Ich“ ist unser großes Projekt, die Arbeit ist da ja nur ein Detail. Wir sind mit uns selbst beschäftigt. Wir werden zu unserer eigenen Marke. Die Frage, was unsere Individualität am treffendsten versinnbildlicht, beschäftigt uns wie keine Generation zuvor. Wir modellieren unser Leben. Wir arbeiten an unserer Karriere, an unserer Figur, und daran, unseren Traumpartner zu finden, als wäre unser Leben ein Katalogentwurf, dem wir gerecht werden wollen. Man entscheidet sich bewusst für Dinge, mit denen man sich einen angemessenen Rahmen für sein Leben zusammenstellt, die richtige Fassung gewissermaßen. Jedes Detail wird zum Statement, das unser Ich unterstreichen soll: Mode, Musikrichtungen oder Städte, in die man zieht, Magazine, wie man sich ernährt – und in letzter Konsequenz auch die Menschen, mit denen man sich umgibt. Im Spiegel habe ich schon vor einigen Jahren gelesen: „Früher ging das Leben so: Erwachsen werden, Beruf ergreifen, heiraten, Kinder und gut. Heute sind überall diese Stimmen, die flüstern, dass alles noch viel besser sein könnte: der Job, der Partner, das Leben und vor allem man selbst.“ Mit anderen Worten: Wir befinden uns in einem anhaltenden Zustand der Selbstoptimierung. Wir wissen, dass alles noch viel besser werden kann. Bis es perfekt ist. Das Problem mit dem Perfekten ist allerdings, das man diesen Zustand nie erreicht.

Die Beziehungs- und Bindungsunfähigkeit, von der heutzutage so viel geredet wird, ist nichts anderes als das Streben nach universeller Selbstverwirklichung, nach vermeintlicher Perfektion. Man weiß einfach, dass es irgendwo noch jemanden gibt, der besser zu einem passt, der das eigene Leben sinnvoller ergänzt. Und so richtig bewusst wird es einem, wenn Beziehungsprobleme auftauchen. Man will sich in seinem Selbstverwirklichungsprozess nicht eingeengt fühlen. Nicht abgelenkt werden.

Vor einigen Monaten hat sich einer meiner Bekannten von seiner Freundin getrennt, und zwar mit den Worten: „Ich will jetzt noch mal so richtig durchstarten, und du bist nicht die richtige Frau dafür – du passt einfach nicht.“ Das ist ein unbarmherziger, aber auch sehr aufschlussreicher Satz, der beschreibt, wohin die Reise gehen kann.

Wenn das eigene Ego so groß ist, dass es unseren Partner ausblendet, wird schnell mal verdrängt, dass es in Beziehungen um eine gemeinsame Entwicklung der Persönlichkeit gehen. Wenn man in einer Beziehung ist, lernt man sich selbst ja auch noch einmal neu kennen. Man sieht sich aus einer anderen Perspektive. Mit dem Blick des Partners. Er ist sozusagen der Spiegel. So gesehen sind Beziehungen eine gute Möglichkeit, sich als Mensch zu verbessern. Durch einen Blick von außen, denn Selbstwahrnehmung und Außenwirkung gehen selten Hand in Hand. Dieser Prozess führt natürlich immer mal wieder zu Konflikten, und wir sind immer weniger bereit dazu. Aber es ist ja nun mal so: Wer sich ausschließlich auf sich selbst beschränkt, verpasst eben auch alles andere.

Als ich am Sonntag mit meinen Eltern durch das Einfamilienhausgebiet spazierte, und daran dachte, dass meine längste Beziehung nur knappe drei Jahre gehalten hatte, und ob eine Beziehung, in der beide Partner ihr Projekt „Ich“ so sehr pflegen, überhaupt Bestand hat, begannen meine Eltern darüber zu sprechen, dass ich wieder Single bin. Sie sagten, dass ich doch eigentlich gerade gar keinen Kopf für eine Frau habe.

„Du kannst doch gerade keine Ablenkung gebrauchen“, sagten sie. „Allein zeitlich würdest du doch Beziehung und Arbeit gar nicht unter einen Hut kriegen.“ [...]
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Re: Pinboard

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Icaros
In „Icaros“ steht die üppige Natur des Regenwaldes für den Geburtsort des eigenen Selbst – oder zumindest den Versuch dazu. Hier ist Marcel zu Hause, ein katalanischer Wehrdienstverweigerer, der seit rund 30 Jahren unbekleidet in einer einfachen Hütte im Regenwald von Costa Rica lebt. Marcel bekommt immer wieder Besuch von Reisenden, meist jungen Frauen, auf der Suche nach spiritueller Selbstfindung und psychedelischen Erfahrungen. Das überwältigende Grün des Dschungels scheint die Menschen geradezu zu verschlingen, die sich komplett auf sie einlassen. Marcel hat Europa verlassen und hier seine heilerischen Fähigkeiten entdeckt. Unter Einwirkung des aus einer Amazonas-Liane gewonnenen halluzinogenen Getränks Ayahuasca versetzt er sich für rituelle Zeremonien in Trance.

„Icaros“ beschreibt die Suche nach einer unberührten Heimat, einem „Haus der Freude“, einem Ort, wo einer endlich er selbst sein kann und Liebe findet. „Icaros“ verzichtet auf jede Erklärung und lässt den Zuschauer eine sehr sinnliche Erfahrung erleben. Der Film handelt vom Aussteiger-Trip eines Mannes und von den Menschen, die er zurückgelassen hat: Denn für seine Freiheit scheint er auch einen Preis zu bezahlen. Marcel hat im Prinzip einen sehr einfachen, radikalen, aber sicherlich für viele ungeheuerlich faszinierenden Weg gewählt. Es geht um einen Mann, der die Weiten des Kosmos dort sucht, wo niemand ist – in der inneren Stille und Schönheit der Natur.

Mit „Icaros“ führt der mexikanische Filmemacher Pedro González-Rubio die existenziellen Überlegungen über die Beziehung zwischen Mensch und Natur weiter, die er mit seinen beiden Vorgängerfilmen begonnen hatte. „Alamar“ (2008) ist die Chronik des Sommers eines Fischerkindes am großen Korallenriff in Mexiko. Die Natur wird zum Sinnbild des Lebens. „Inori“ (2012) macht die unbewegliche Schönheit einer japanischen Berglandschaft zur Metapher für die Allgegenwart des Todes im Leben.
http://www.arte.tv/guide/de/048756-000/icaros

€ Prädikat: besonders wertvoll! :)


Zuletzt geändert von xxx am 28. Mai 2015, 21:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Pinboard

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Wird auch Zeit. Wie der eine Kommentator jedoch zur recht meint, bekommen es viele Jugendliche mit dem maßvollen Konsum nicht gebacken. Da wäre eine kontrollierte Abgabe sinnvoll. Ich spreche aus eigener Erfahrung :blacklol: Hätte Mary Jane mich später getroffen hätte ich jetzt ein bis zwei Ausbildungen mehr.
Aber die Jugend wird sich immer alles reinpfeifen, was verfügbar ist und in der Peer Group bzw. Kulturkreis gebräuchlich ist.
Und auch der Kommentar mit Cannabis Kids in der Klapse ist wahr.

Wäre Meth rauchen hip, würde man eben Meth rauchen .. Apropos. Das Thema bereitet mir eher sorgen, also der ganze Amphetamindreck.

Ich sehe hier manchmal Opfer in meiner Gegend, die sind völlig kaputt, unberechenbar und eigentlich nur ganz arme Schweine...

Aber zum Thema zurück - ich fände es schon sehr geil, wenn es dann legal wäre, in ein richtig spießiges Bayrisches Dorf zu fahren und mir direkt vorm Gasthaus einen dicken Johny anzuzünden.
“You have to die a few times before you can really live.”
― Charles Bukowski

Re: Pinboard

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Evtl. wäre auch der Anreiz des Verbotenen weg... in Holland ist die Quote von jugendlichen Kiffern AFAIK niedriger als in Deutschland... einfach weils nix besonderes is.
Zuletzt geändert von Psychedelicious am 17. Mai 2015, 00:14, insgesamt 1-mal geändert.
There are, strictly speaking, no enlightened people, there is only enlightened activity. - Shunryu Suzuki Roshi

Re: Pinboard

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[...]This type of equality is based on how both partners feel with and about each other. It is of a spiritual nature with an “essence” and “felt perception” that comes from a shared commitment to certain principles, values and a well-developed sense of self…A “Soul Equal” if you will.

Different than “Soulmates”—a term which can have more of an esoteric, intangible, serendipitous quality to it—“Soul Equals” are on similar spiritual paths to each other. These paths require choices and criteria beyond what we think of with a typical Soulmate connection. There are self-imposed standards here that are highly conscious and deliberate regarding ones thoughts, feelings and actions.

The two concepts often do merge, but not always.

Soul Equals truly value each other as equals and share an intention and dedication to the wellbeing and growth of themselves and the relationship. There is a strong mutual desire to keep healing and moving things forward. This happens through a daily practice of honest communication, self-reflection, and a high level of personal accountability.[...]

:)

Ganzer Artikel: http://www.elephantjournal.com/2014/12/ ... ign=buffer
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Drogen Nachrichten Artikel

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Katholischer Priester betreibt Drogenring und wäscht das Geld über Sexshop

Also dieser werte Herr hat ja wohl gegen fast jedes Gebot seiner Glaubensschule verstoßen. Ein Katholischer Priester betrieb einen Crystal-Meth-Ring und kaufte einen Sex-Shop, um das Drogengeld darüber zu waschen. Jetzt wurde er zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.

Artikel: https://drogennews.wordpress.com/2015/0 ... r-sexshop/

und außerdem:

"Ebay für Drogen"
Lebenslang für Silk-Road-Gründer


Icon facebook Icon Twitter Icon Google+ Icon Briefumschlag Icon Drucker
Seine Kunden kauften im Internet Drogen, er wurde Millionär - nun ist der Drahtzieher der illegalen Onlinebörse Silk Road zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Seine Taten seien "zerstörerisch für das soziale Gefüge" gewesen, sagte die Richterin.
Ganzer Artikel: http://www.tagesschau.de/ausland/silk-road-107.html

Re: Pinboard

359
The Myth: Awakening is a shift of perception, a mental-emotional acrobatic that leaves one refreshingly peaceful and delightfully uninvested in personal identity, but that has no impact whatsoever on the physical body.

The Truth: Awakening is a radical of shift of identity that leaves one refreshingly peaceful and delightfully uninvested in personal identity, but that has profound impact on the body (and ultimately requires collaboration of the body).
http://theawakeneddreamer.com/2014/09/1 ... o-tell-it/

:2daumen:
happiness is the absence of resistance

Re: Pinboard

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Ein paar sehr subjektive Eindrücke zur Thematik/Dynamik zwischen Menschen mit empathischen sowie solchen mit narzisstischen Strukturen.
Daraus die Quintessenz:
The more an empath can learn about the personality of a narcissist the sooner they will spot one and the less chance they have of developing a relationship with one. If a relationship is already underway, it is never to late to seek help, seek understanding and knowledge and to dig deep into one’s soul and recognise our own strengths and capabilities and do everything we can to build the courage and confidence to see it for what it is and walk away—for good.

(...)

The ability for these two types to bond is quite simply impossible. The narcissists heart is closed, an empath’s is open—it is nothing short of a recipe for a huge disaster, and not a beautiful one.
Interessanter, lesenswerter Text, wenn auch ganz sicher nicht objektiv und etwas zu schwarz-weiß. Aber die Dynamik passt IMO.
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