Hi,
ich gebe jetzt auch mal meinen Senf dazu, obwohl schon einige sehr gute Hinweise gegeben wurden (v.a. von ohn). Hinweis - alles nur meine subjektive Sicht auf die Dinge...
Vorweg - ich finde den Ansatz mit dem Schamanen interessant. Habe da aber keinerlei Erfahrungen, kann es nicht beurteilen. Es setzt großes Vertrauen in die behandelnde Person voraus und wird sicher auch mit finanziellem Aufwand verbunden sein. Ich bezweifle zudem auch, dass dies in einer akuten Situation die passende Methode ist.
Auch das von aisling angesprochene Buch ist bestimmt gut. Werde ich mir auch mal anschauen.
Weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Zunächst erst mal muss ich Sonntagskind recht geben mit der Aussage:
Sonntagskind hat geschrieben:
Plus: Akzeptiere, dass du Änderungen herbeigeführt hast - das war dein Ziel -, die möglicherweise irreversibel sind. Auch das war dein ursprüngliches Ziel. Das, was du dir aber zuvor erhofftest, schien mehr eine Illusion zu sein...
Du hast mit mächtigen "Werkzeugen" hantiert, sie haben auf psychischer Ebene Dinge unaufhaltsam ins Rollen gebracht.
Vielleicht ist die Krise ein notwendiger Schritt, um eine Wende bei Dir herbeizuführen?
Aber mal ganz ehrlich, wenn ich lese, wie Du in deinem Alter bereits Deine Synapsen unter Dauerfeuer gesetzt hast und Du von einem Kumpel berichtest, der 100+ Trips hinter sich hat, dann frag ich mich ernsthaft, was mit der Jugend los ist... Und Du solltest meiner Meinung nach froh sein, dass Du noch KEINE wirkliche dauerhafte ernsthaft Psychose (nennen wir die psych. Störung mal so) hast. Denn IMHO würdest Du Dich dann z.B. gar nicht mehr wirklich in der Art reflektierten können. Ich denke, bei Dir muss vor allem erst mal bisschen Ruhe im Oberstübchen einziehen.
Wie bereits gesagt wurde - Du wirst hier im Forum höchstens Anregungen aber keine Lösung finden, Denn was Dir hilft, kannst nur du selbst einschätzen bzw. schrittweise ausprobieren.
Ein wichtiger Punkt ist auch, dass es von Mensch zu Mensch so viele Unterschiede geben kann. Ohne ein persönliches Gespräch, ohne Dich persönlich zu kennen, sehe ich es auch sehr schwierig, Deinen Zustand einzuschätzen.
Es gibt nicht DIE Depression oder Psychose, DEN typischen Klinik-/ Therapieaufenthalt oder Therapieverlauf und es gibt auch etliche verschiedene Klassen/ Arten von Neuroleptika und Antidepressiva, die teils recht unterschiedlich wirken.
Meiner Meinung nach kommt bei entsprechender genetischer/ psychischer Vorbelastung/ Situation/ bisherigem Lebensweg die Störung früher oder später so oder so zum Ausbruch, und sie muss auch zum Ausbruch kommen, damit langfristig ein Gesundunngsprozess bzw. eine Weiterentwicklung einsetzen kann. Ob eine solche Krise nun durch besonders dramatische Lebensumstände, durch Kiffen, stärkere Psychedelika oder gar auch andere Drogen wie Amphetamine oder Koks "getriggert" wird, ist wahrscheinlich sekundär.
Ich glaube, das möglicherweise alle Menschen, die schwerwiegende unverarbeitete Konflikte in sich tragen, zwangsläufig eine solche Krise durchleben müssen(!), um sie zu überwinden. Wenn man also im jungen Alter sich mit der Holzhammermethode auf Talfahrt und in die persönliche Hölle begibt, und somit in alle persönlichen Missstände und Baustellen hineingeworfen wird, dann ist das vielleicht besser als über Jahrzehnte unterbewusste Ängste und Konflikte mit sich herum zutragen und ein Leben in permanenter diffuser Anspannung und Unsicherheit zu führen. Man ist dann gezwungen, sich damit auseinanderzusetzen.
Auch ich durfte bereits psychiatrische Einrichtungen in DE als Patient kennenlernen (Depression, mittlerweile zum Glück größtenteils überwunden) und habe auch Freunde/ Bekannte, welche ernsthaft psychotisch, manisch und oder depressiv erkrankt waren.
Ich bin weiß Gott kein Freund oder Verfechter der Psychiatrie-Praxis, wie sie in den meisten Einrichtungen Realität ist.
ABER: es gibt viele Menschen, denen Psychopharmaka tatsächlich geholfen haben oder überhaupt erst eine Therapie möglich gemacht haben. Einige Medikamente sind - zumindest in unser westlichen Welt - die einzigen Mittel, die in absehbarer Zeit überhaupt akut etwas an der verschrobenen Hirnchemie ändern können. Wie gesagt, ich meine damit starke Depressionen oder Psychosen, nicht die milde Winterdepression oder vorübergehende Partydrogenbedingte depressive Episoden, welche viele haben.
Auch wenn sie teilweise krasse Nebenwirkungen haben, wie starke Gewichtszunahme und allgemeine emotionale Abstumpfung/ Dämpfung. Vielleicht greifen Neuroleptika auch nach der Holzhammermethode in die komplexe Hirnchemie ein und die Medizin steht dort noch relativ am Anfang. Möglicherweise sind manche Substanzen auch nur durch die Pharmaindustrie gepusht und höchst bedenklich. Aber - einige diese Substanzen funktionieren, vor allem jene, mit denen es schon jahrzehntelange Erfahrungen gibt.
Natürlich kann man darüber diskutieren, ob man nicht auch heftige psychische Störungen völlig Medikamentenfrei, dafür in einer behüteten, schützenden und sozial-emotional passenden Umgebung mit sinnvoller Tagesstruktur ebenso behandeln/ heilen kann.
Sicherlich ist dies möglich, z.b, abseits von Städten in der Natur, mit körperlicher Arbeit/ Bewegung im Freien und ohne krankmachende Einflüsse der Zivilsation/ Gesellschaft. Mit wohlwollendem Umgang und einfühlsamen Therapeuten und durch die Hilfe von Partner, Familie etc.
Nur wie viele Menschen haben in einer Akutsituation diese Möglichkeiten? Manche haben keine Familie, Freunde, die so etwas schnell in die Wege leiten können bzw. können aufgrund ihres fragilen Zustandes.
Bei mir war es z.B. so, dass ich in meiner Krisenzeit nach jahrelangem Dauerkiffen, später zusätzlich ernshaftem Saufen und am Ende auch Amphetaminkosum eine derartige ständige innere Unruhe hatte, dass ich gar nicht mehr klar kam. Keine Nacht im Halbsschlaf ohne Aufwachen und Bier nachschütten, keine Tag ohne Junkieartiges zwanghaftes Kettenrauchen. Ganz zu schweigen von den Komplexen und Paras beim Einkaufenm, unter Menschen gehen etc...
Wie dankbar war ich, als ich dann ein dämpfendes Andipressivum bekam, was mich endlich mal zur Ruhe kommen lies. Sodass ich schlafen konnte und tagsüber nicht mehr wie ein Nervenfrack umhersteuerte. Und meinen Denkapparat halbwegs normal nutzen konnte ohne ständiges Kreisen, Grübeln und Angstfilme.
Ein guter Freund hat z.B. damals eine "Psychose" + manisch-depressive Episoden bekommen, getriggert durch 1-2 geringe Pilzdosen. Hat auch nie Kiffen vertragen. Allerdings in einer schwierigen Lebenslage, also schlechter Ausgangssituation. Bekam Neuroleptika, es folgten einige Jahre Psychatrie-Kariere mit verschiedenen Mediakationsversuchen. Aber - irgendwann war das passende Medikament gefunden, kam die berufliche Reha, Ausbildung und später sogar noch ein Studium. Die Medikamente wurden immer mehr reduziert. Mittlerweile gibt es keinerlei Neuroleptika mehr sondern nur noch eine Phasenprophylaktikum. Unbekannterweise würde niemand etwas von der Vorgeschichte erahnen, derjenige wirkt völlig gesund. Wenn es sowas überhaupt gibt bzw wer definiert dies
So viel zum Thema "den Rest des Lebens auf Neuroleptika sein"...
Was ich an Deiner Stelle machen würde.
Führe unbedingt Deine Gesprächstherapie fort.
Kiffen - lass es sein für mindestens einige Monate, wenn nicht gar 1-2 Jahre. Du merkst doch schon unterbewusst, wie es Dir nur noch schadet. Dein Körper signalisiert dir - "Halt", nicht noch mehr Feuer auf die Synapsen. Höre darauf. Ich hätte vermutlich mindestens einen Berufsabschluss mehr, hätte ich damals nicht wie ein dummer gekifft.
Und zum Thema Sucht beim Kiffen, wenn Du mal ernsthaft Opiat-, Alkohol, oder noch schlimmer - Benzo (Valium, Xanax, Tavor und co) Entzugssymptome erleben würdest, würden dir die Absetzerscheinungen von THC dagegen banal/ harmlos vorkommen. Wenn überhaupt, ist es eine psychische Abhängigkeit.
Kiff weiter und du wirst dich im Kreis drehen. Es sagt niemand, dass du ein Leben lang drauf verzichten musst, nur erst mal würde ich es tunlichst lassen!
Unruhe/ Angstzustände/ Paranoia - wenn es gar nicht mehr geht, geh zu einem Psychater und lass Dir ein dämpfendes, klassisches Antidepressivum (Trimipramin, Doxepin etc.) verschreiben, evtl in niedriger Dosierung. Blos keine SSRIs (Sertralin, Fluoexetin, Citalopram und Co ! Keine Benzos! Nicht unbedingt Neuroleptika ..
Wenns nicht so schlimm ist, probier natürliche Mittel wie Baldrian, Hopfen, Melisse, Lavendel. Gibt auch einigermaßen wirksame Tees in Drogerien (hochdosiert).
Auch wenn hier die meisten sicher anderer Ansicht sind - aber wenn Du überhaupt nicht mehr alleine klar kommen solltest, kannst Du auch freiwillige in eine stationäre Therapie gehen (Klinik, aber nicht "Geschlossene"). Es dauert allerdings in Großstädten manchmal mehrere Wochen, bis es überhaupt einen Platz gibt. Ein ambulanter Psychater müsste eine Überweisung tätigen. Dort drin sind auch nur Menschen, teils bemittleidenswerte, teils recht wertvolle. Man kann es auch als Zwischenstation in einer absoluten persönlichen Notsituation sehen. Man sollte dann allerdings schon aufpassen, was Sie einem für Medikamente geben wollen und zur Not den Rat von Freunden/ dritten einholen oder die Reißleine ziehen.
Es gibt auch die Klinik-Light-Variante - Tagesklinik (ambulante Therapie). Dann lebt man normal daheim und kommt nur tagsüber in die "Einrichtung" für Therapien. Dies ist allerdings nur sinnvoll, wenn man nicht mehr akuten Leidensdruck oder Symptome hat. Also halbwegs klar kommt. Es gibt sicher auch alternative Einrichtungen zur klassischen Psychiatrie in DE, da habe ich aber wenig bis keine Erfahrung.
Versuche substanzunabhängige Techniken / Strategien, um Dich zu zentrieren bzw. im E-Fall beruhigen zu können. Hol Dir da zur Not Hilfe von anderen.
Was das sein kann, weißt nur Du. Vielleicht gibt es Aktivitäten, die Dir schon seid Kind an Spaß machen, Vielleicht gibt es bestimmte Orte in der Natur, wo Du Dich geerdet und wohl fühlst. Oder aber auch bestimmte Freunde/ Familienmitglieder.
Ich fand Aktivitäten sehr entspannend, welche eine hohe Konzentration auf deren Ausführung erfordern. Dadurch bist Du nur darauf fokusiert und dein Verstand ist von den üblichen Problemen abgelenkt.
- Jonglieren, z.b. sowas -
http://www.youtube.com/watch?v=6dQX7HK6pCs ist gar icht mal so schwer zu lernen
- Klettern (auch indoor)
- Yoga
- Cigong/ Qigong
https://de.wikipedia.org/wiki/Qigong
Klingt bestimmt absolut abgedroschen, aber: mache Sport. 1 - 1,5 h täglich straffes Radfahren/ Mountainbiken hat mir in schlechten Zeiten sehr geholfen, ruhig bis zum Anschlag. Wenn Du Sport-Muffel bist, such Dir irgendwas, was halbwegs Spaß macht oder in kurzer Zeit/ mit geringem Aufwand effektiv ist. Schwimmen zb, ist teils stumpf, ist aber preiswert und geht mit wenig Aufwand. Oder Joggen, wenigstens aller 2,3 Tage im Wald/ Park. Wenns irgendeine Funsportart gibt, mache die!
Musik - hat mir schon oft geholfen. Wenn Du ein Instrument beherrschst, spiele das! Oder kotze mal alles aus zur entsprechenden Aggro-Musik, welche auch immer das für dich ist. Gibt ja für jeden was...
Ständige Beschäftigung mit Dir/ Deiner Situation - versuche trotz allem, zum Alltag überzugehen.
Nicht umsonst hat schon Nietzsche gesagt "Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein."
Versuche Dich, nicht ständig damit zu beschäftigen. Hänge nicht ständig in Foren oder über Büchern zum Thema.
Meine Erfahrung nach ist die "Heilung" ein langwieriger Prozess. Und Erkenntnisse über sich selbst, spontane Eingebungen und Aha-Erlebnisse kommen IMHO viel öfter beim Tun, also bei ganz anderen Tätigkeiten. Nicht jedoch, beim ungesunden, krampfhaften Brüten über dem eigene Elend.
Gruß,
S.