Re: Was ist der Mensch?

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"...finden ihre Repräsentationen wieder im Körperlichen in Form von Transmittern und Neuronen."

eben genau das sind die Antworten, die die der Neurobiologe, Neurologe, Biochemiker usw. dir liefern würden. Und der Theologe, was würde er sagen? Gibt es also mehrere Wahrheiten? Oder nur eine, aber sie ist noch nicht nachweisbar? Wahrscheinlich sind wir bezüglich dieser Frage im Moment noch so weit wie die Menschheit damals, als sie glaubte die Erde sei eine Scheibe :-D

http://www.youtube.com/watch?v=OuJ87X9YX3c

....ich würde mir die rote krallen, wobei...wir Psychonauten konsumieren die Stoffe, die uns auf Reise begeben immer mit der Gewissheit, dass man auch wieder zurückkommt! Hierbei gibt es ja kein Zurück mehr, das macht natürlich schon ein wenig Angst! Ojjjeeemineeee, gut dass ich nicht an Neo's STelle bin :-)

interessant auch der 6. Kommi unten drunter über fb :-DDD
Ich kann nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird, aber so viel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es besser werden soll.

Re: Was ist der Mensch?

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Sassafra2000 hat geschrieben:eben genau das sind die Antworten, die die der Neurobiologe, Neurologe, Biochemiker usw. dir liefern würden. Und der Theologe, was würde er sagen? Gibt es also mehrere Wahrheiten?
Ging mir ja bei den gewählten Begriffen nur darum, die Verquickung von Körper und Geist darszustellen. Du hast vollkommen Recht: Sowohl irgendwelche "Neurotransmitter" und "Neuronen" in einem "Fleischgehirn" als auch Begriffe und Vorstellungen wie "Energie" oder "Schlangengeist", sind jeweils eine von unendlich vielen Beschreibungen und somit austauschbar. *

"Da draußen" gibt es ja weder das eine noch das andere, da gibt es nur .. Fasern und leuchtende Eier. :strubbel: Es geht dabei aber imho nur darum, die Prozesse, die da draußen und hier wirken, ins Symbolsystem zu übertragen und so innerhalb des Symbolsystems erklärbar und "be-greifbar" zu machen. Um sich dann Geschichten darüber erzählen zu können. Aber the map is not the territory.

Den Mediziner fragt man, was genau geschieht, wenn Iboga eine Sucht heilt: Dann sagt der einem, dass das Ibogain an den Rezeptoren das und das ausschüttet, und von dem dafür ein wenig was drosselt. Wenn du einen Schamanen fragst, sagt der dir vll "Klar kann ich dir das erklären. Da kommt die getiegerte Schlange und macht deine Muster wieder grade." Und beide haben eben Recht, und beschreiben einfach, was da geschieht. Der eine schwätzt was von Traumata, der zweite von Serotonin, und der dritte von Dämonen. Und alle drei arbeiten mit derselben Sache.

Und weil es eben nur Beschreibungen sind, ist der Mensch natürlich eigentlich weder "Körper" noch "Geist", also word @ Erraphex. Es sind Begriffe und Vor-Stellungen. Wir bedienen uns einfach ihrer, und insofern - nur insofern - ist er es auch. Womit wir beim imho entscheidenden Punkt wären: Die Frage kann kaum sein, ob das wahrer ist als das andere, oder überhaupt wahr ist, sondern einfach, welche _Beschreibung_ gerade am dienlichsten ist, und am besten funktioniert, während sie sich mit dem Erleben deckt. Denn von dem "Dahinter" kann niemand sagen, was es ist.

*Hier muss noch erwähnt werden, dass sich somit auch das Erleben austauscht. Somit erzählen wir mit diesen Begriffen und Symbolen nicht nur Geschichten über die Beschaffenheit unserer Wirklichkeit, sondern Erschaffen somit zugleich unser Erleben von ihr. Den Realitätstunnel. Pan narrans eben. ;)

(Daher erhält der innere Monolog (zB "Das ist ein Baum.") auch unsere Wirklichkeit aufrecht. Aber das führt jetzt zu weit. :strubbel: )
wir Psychonauten konsumieren die Stoffe, die uns auf Reise begeben immer mit der Gewissheit, dass man auch wieder zurückkommt! Hierbei gibt es ja kein Zurück mehr, das macht natürlich schon ein wenig Angst! Ojjjeeemineeee, gut dass ich nicht an Neo's Stelle bin :-)
Da würdich aber nicht zustimmen. Man kommt zwar wieder runter, aber auf einer Ebene "gibt es da kein zurück". :D Neo geht zwar auch wieder zurück in die Matrix, aber sie verlassen und von außen gesehen zu haben, hat alles verändert. Und er ist jetzt nunmal eben auf der Nebukadnezar. :blacklol:
ich würde mir die rote krallen
Eine Wahl, die garkeine ist. ^^ Wie soll man da bitte auch wählen, wenn die Konsequenzen der Wahl weder abschätzbar, noch erklärbar sind. Viele würden dann wohl auch doch lieber die Blaue nehmen. :freak: Gibt dann einfach so'ne und so'ne, glaubich. Hab auch schon Leute getroffen, die meinten, sie würden sich sofort bis ans Ende ihrer Tage in Nährlösung einlegen lassen, wenn Ihnen ne schöne und bequeme Wirklichkeit vorgaukelt wird. (So wie Cypher.) Man kann es einem wohl auch kaum verübeln - wohl eine Frage des Naturelles oderso, die man aus dem Bauch heraus beantwortet. Aber die "Wahl" fällt ja vielleicht auch nicht ohne weiteres vom Himmel, so dass es schon die Richtigen trifft. *knock, knock* :lol: Für mich war und ist es auch keine Frage. Die Entscheidung war immer schon getroffen. :bow:

€ To Topic: Deswegen meinte ich btw auch, der Mensch sei ein animal symbolicum.

Lieber Gruß
Schuh
~ Resting in Peace ~

Re: Was ist der Mensch?

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Dr.Schuh hat geschrieben:
ich würde mir die rote krallen
Eine Wahl, die garkeine ist. ^^ Wie soll man da bitte auch wählen, wenn die Konsequenzen der Wahl weder abschätzbar, noch erklärbar sind.
ich denke die konsequenzen sind schon abzuschätzen, wenn dir ein mann mit glatze und runden brillengläsern zwei pillen hinhält und was von "es gibt kein zurück" faselt. :blacklol:

spaß beiseite! :skeptisch:


als hobbypessimist stellt sich mir eher die frage, ob für - in diesem fall neo - überhaupt die möglichkeit besteht "ES" besser zu machen. homo homini lupus usw.
und aus fehlern lernen wir erst recht nicht :blacklol:

Dr.Schuh hat geschrieben:Hab auch schon Leute getroffen, die meinten, sie würden sich sofort bis ans Ende ihrer Tage in Nährlösung einlegen lassen, wenn Ihnen ne schöne und bequeme Wirklichkeit vorgaukelt wird.
biertrinken ist wichtig ;)


im übrigen ein wirklich schöner post mr. schuh :)

Re: Was ist der Mensch?

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@schuh
imo is insofern ockhams rasiermesser umso wichtiger und dementsprechend sind begriffe wie "energie", "schlangenkraft", usw zu vermeiden das sie eine verletzung dieser regel beinhalten.
vorraussetzung hierfür ist das der anwender von begriffen wie "neurotransmitter" ebenfalls sich an diese regel hält und sich damit maximal aussagen über das verhalten eben dieser zu machen sind.
worin die heilung der sucht durch iboga in ihrer gesamtheit letztlich besteht lässt sich damit höxtens spekulieren.
der vorteil jedoch ist, dass diese "rationalen" begriffe von jedem zu prozessieren sind der lesen kann, die "schlangenkraft" erst zu gemeinsamer realität werden muss um vernünftig kommuniziert werden zu können.
das die karte nich dem territorium entspricht entbindet nicht von der pflicht die karte möglichst genau und allgemein gültig zu zeichnen und sich ohne jeden kontext auf den kleinsten gemeinsamen nenner zu verständigen.
imo ist_alles letztlich set, setting und dosis und angesichts dieser tatsache ist es für mich schwer zu kapieren wieviel glaube an schwammiges geschwurbel besteht und wie leichtfertig eine realität mit einer anderen ersetzt wird um anschliessend herablassend gegenüber wahllosen anderen zu reagieren.
das alte problem wenn jemand meint er hätte fortan etwas verstanden was ihn vom rest der leute da draussen trennt.
wenn sich etwas gut anfühlt dann weil es in den aktuellen realitätstunnel passt und_nicht_weil es mehr "richtigkeit" besitzt.
ich muss mich jedenfalls öfter ma wundern über die bereitschaft irgend einer überzeugung so etwas wie wahrheit zu unterstellen nur weil einem eine vermeintliche autorität recht gibt und beweise dafür zu liefern scheint was man eh grad denkt und dann fürderhin meint man hätte jetzt(!) (s)einen weg gefunden. imo nix weiter als die suche nach dem wohltuenden kick sich verstanden zu fühlen und der eigenen welt so etwas wie bedeutung ausserhalb des selbst gewählten kontextes zu verleihen.

erinnert mich btw an die klassische reinkarnationserinnerung die ich machte. nie würde ich nun den fehler begehen und glauben ich hätte schon einmal gelebt.
imo könnte ich höxtens etwas lernen über die funktionsweise meines nervensystems.

kurz gesagt: imo sind begriffe nur von einer meta-ebene aus austauschbar die uns vllt etwas über die funktion von sprache verrät, praktisch aber nur sehr begrenzten wert hat.
wenn ich in eine bäckerei gehe, möchte ich evtl 2x2 brötchen und erwarte dann 4 in der tüte und nicht mehr als ein brötchen die, die starke tendenz haben 4 zu sein, obwohl uns gödel das so beigebracht hat. ;>

(im nlp gibt es einen grundsatz: wenn etwas nicht funktioniert dann versuche etwas anderes. sollte ich einmal einen dachschaden haben, würde ich vermutlich schamnistische techniken anwenden, da ich diese für effektiver halte, sollte ich ein loch in der herzwand haben, geh ich sicher zum chirugen usw usw)

ach und btw: konsequenzen lassen sich niemals abschätzen. höxtens ertragen lassen sie sich.
now i am become death, destroyer of worlds.

Re: Was ist der Mensch?

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getintoit hat geschrieben:..... das die karte nich dem territorium entspricht entbindet nicht von der pflicht die karte möglichst genau und allgemein gültig zu zeichnen und sich ohne jeden kontext auf den kleinsten gemeinsamen nenner zu verständigen. .....
Allerdings besteht auch die Möglichkeit, die Karte Karte sein zu lassen & ein wenig zu wandern, sich einen Maulbeerbaum anzuschauen, ins Wasser zu springen & einzutauchen. :D
And I'll spread my wings 'till sun and moon, singing the song of life, dancing the dance of life, becoming life itself, no longer knowing, that I am.

Re: Was ist der Mensch?

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Erraphex hat geschrieben: Weil die Frage imho nicht zu beantworten ist. Das Mysterium ist endlos - und je weiter Mensch in das Mysterium eintaucht - desto weniger kann es in Sprache gefasst werden.
D'accord
:bow:

Das hat auch der werte Hiob an anderer Stelle hier mal sehr treffend ausgedrückt und auch Huxley und PKD haben das Dilemma großartig formuliert (ich find nur leider auf die Schnelle die Quellen nicht aber sei's drum, wir wissen was gemeint ist und sind wohl alle schon an der Unzulänglichkeit der verbalen Mitteilungsfähigkeit verzweifelt.)
Aber wir sind grad mal eben nunmal Menschen und als solche stehen uns nun jetzt hier im Forum leider nur verbale (oder bildhafte) Mittel zur Verfügung - murks.
Und - muss man denn auf die Frage eine Antwort haben, die perfektionistischen Ansprüchen genügt?

Reflexion über das "Mensch sein an sich" ist ja auch Selbstreflexion als Mensch...

Wie dem auch sei, bezugnehmend auf die Thematik zwei Zitate von Philip K. Dick, beide aus dem Band "Kosmische Puppen und andere Lebensformen: ein Philip K. Dick-Reader", enthält Kurzgeschichten, äußerst bemerkenswerte philosophische Essays und ein Interview. Da der Essay-Band "Wie man ein Universum baut" immer noch in Vorbereitung ist (wurde schon vor zwei/drei Jahren angekündigt), die derzeit beste (deutschsprachige) Quelle, um dem Denken PKD's auf den Grund zu gehen.


<<<Ich frage: Was ist das, was wir als besonders menschlich an unserem Verhalten bezeichnen können? Betrifft es uns speziell als lebende Spezies? Und was ist das, was wir als bloßes mechanisches Verhalten bezeichnen, oder, um die Frage zu erweitern, als Insektenverhalten oder Reflexverhalten? Und ich würde darin jene Art des pseudomenschlichen Verhaltens einschließen, die einmal als Menschen gelebt haben – Kreaturen, die zu Werkzeugen geworden sind, nur noch als Mittel zum Zweck dienen, und die deshalb in meinen Augen Analogien von Maschinen im negativen Sinne ähneln; Maschinen in dem Sinne, daß das körperliche Leben weitergeht, der Stoffwechsel funktioniert, aber die Seele – in Ermangelung eines besseren Begriffs – nicht mehr vorhanden oder nicht mehr tätig ist (=> der Verlust von Essenz, Anm. xxx).
So etwas gibt es in unserer Welt – hat es immer gegeben, aber nun ist die Erzeugung von solch nicht authentischer menschlicher Aktivität zu einer Wissenschaft der Regierung und dergleichen Behörden geworden. Die Herabsetzung des Menschen zum bloßen Gebrauchsgegenstand („Humankapital“, Anm. xxx) – Menschen in Maschinen verwandelt, auch wenn die Absicht „gut“ im abstrakten Sinne für ihre Auftraggeber ist - , das sehe ich als das größte, schlimmste Verbrechen an. Die Verwandlung von dem, was ein freier Mensch war, der lachte und weinte und Torheiten beging und nun in seinen Handlungen eingeschränkt ist, egal, was er sich vorstellt oder einbildet, um einen Zweck zu erfüllen, der außerhalb seines eigenen persönlichen Schicksals liegt, wie winzig dies auch sein mag. Als hätte sozusagen die Geschichte ihn zu ihrem Werkzeug gemacht.>>>

(aus dem Essay „Androiden und Menschen“ i.e. die „Vancouver-Rede“ von PKD, 1972, nachzulesen in Kosmische Puppen, S. 444)


<<<Wenn man den Ausdruck betrachtet, mit dem ich ihn belegt habe – der Programmierer und Reprogrammierer – kann man daraus vielleicht eine Teilantwort entwickeln. Ich nenne ihn so, weil ich ihn bei dieser Tätigkeit beobachtet habe. Er hatte zuvor die Leben hier programmiert, veränderte aber gerade einen oder mehrere entscheidende Faktoren, um eine Struktur oder einen Plan zu vervollständigen. Ich argumentiere mit folgendem Beispiel: Ein menschlicher Wissenschaftler, der einen Computer bedient, beeinflußt oder entstellt das Ergebnis seiner Beobachtung nicht, schafft keine Vorurteile, indem er sich selbst als Faktor in diese Berechnugen eingibt. Ein menschlicher Ethnologe würde niemlas dulden, die Ergebnisse seiner Forschungen selbst zu verunreinigen, indem er an der Kultur teilhat, die er studiert. Bei gewissen Unternehmungen ist es also von grundlegender Bedeutung, daß der Beobachter von dem, was er beobachtet, getrennt bleibt. Darin liegt nichts Bösartiges, keine düstere Täuschung. Es ist ganz einfach notwendig. Wenn wir also in der Tat kollektiv auf gewünschte Bahnen auf ein gewünschtes Ziel zubewegt werden, darf diese Wesenheit, die uns entlang dieser Bahnen in Bewegung setzt, die nicht nur dieses besondere Ergebnis wünscht, sondern durch seine Willenskraft erzielt, nicht wahrnehmbar eingreifen, oder das Ergebnis wird verfälscht. Wir müssen also unsere Aufmerksamkeit nicht auf den Programmierer lenken, sondern auf die programmierten Ereignisse. Obwohl der erstere verborgen ist, wird das letztere uns entgegentreten; wir sind darin verstrickt, ja, wir sind die Instrumente, durch die es vollendet wird.>>>

(aus „Wenn sie glauben, diese welt sei schlecht, sollten sie einaml ein paar andere sehen“, 1977, nachzulesen in Kosmische Puppen, S. 502)


Scheinen mir zwei gleichgeartete, wenn auch höchst unterschiedliche Perspektiven zu sein, wobei beiden Sichtweisen gemein ist, dass der Mensch als Werkzeug betrachtet wird.
Wohingegen er jedoch im ersten Zitat aufgrund der herrschenden Gesellschaftsstruktur ausgenutzt und ausgesaugt wird, dadurch ausbrennt und sein wahres Menschentum verliert, kommt in der zweiten Sichtweise der Glaube an einen dahinterliegenden göttlichen Plan zum Ausdruck.
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Re: Was ist der Mensch?

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Scheinen mir zwei gleichgeartete, wenn auch höchst unterschiedliche Perspektiven zu sein, wobei beiden Sichtweisen gemein ist, dass der Mensch als Werkzeug betrachtet wird.
thx xxx für den Hinweis auf PKD, den Reader werd ich mir besorgen.

Die Frage "was ist der Mensch" ist nicht beantwortbar, weil die Antwort abhängig von der Betrachtungsperspektive ist, die in der Frage aber nicht vorgegeben ist. Mein erster Gedanke war: was willst Du denn jetzt wissen, was ist gemeint "der Mensch" als Individuum oder "die Menschheit". Frag doch genauer, dann erklär ich es Dir (oder bitte Dich immer wieder erneut, noch spezifischer zu fragen :lol: ). Mit Sicherheit ist die Frage aber so unscharf gestellt, damit sich weitere Fragen ergeben. :)

Mir gefallen diese Betrachtungsperspektiven besonders gut:

in der ersten stelle ich den räumlichen und zeitlichen "Zoom" auf ganz klein, und seh vor meinem geistigen Auge im Zeitraffer den Urknall, das sich ausdehnende Universum und beende die Vorstellung zu einem Zeitpunkt, der nicht "heute" ist, sondern sagen wir mal Milliarden von Billionen Jahre in der Zukunft liegt. Das ganze läuft als 2-Sekunden Film auf einem Smartphone-Display. Die Frage in diesem Gesamtkunstwerk ist garnicht mal "was ist der Mensch", sondern: "wo ist der Mensch", gibt es ihn oder das System "Menschheit" überhaupt. Er ist darin nicht wahrnehmbar, sozusagen nichtexistent weil kleiner als ein Pixel.

Weil ich mir aber sicher bin, dass es "den Menschen" irgendwo gibt, "zoome" ich ins andere Extrem:

in der zweiten Perspektive halte ich die Zeit an, mache sozusagen ein Standbild vom Universum zum jetzigen Zeitpunkt und zoome rein, der Zoom geht bis ins Innerste der Materie; damit ich den Menschen nicht übersehe, zoome ich sogar in die Neutronen rein und stoppe erst bei den Quarks. Das Bild vom Universum ist jetzt riesengross. Es hat Ähnlichkeiten mit dem ersten Bild, Strukuren wie Kugeln und Spiralen werden erkennbar, aber die grösste Gemeinsamkeit ist: auch hier ist kein Mensch zu finden, auch in dieser Perspektive existiert er nicht.

Nächster Versuch: ich musste neulich nachts nach Hause fliegen. Den zeitlichen Zoom stell ich jetzt auf diese Stunde ein, das liegt 2 Wochen zurück, und ich bin ein oder zwei km oberhalb der Erde. Im Flieger ist es dunkel und ziemlich leer, ich seh keine Passagiere und mich selber auch kaum und gucke daher aus dem Fenster. Unter mir sehe ich leuchtende Strukuren, Klumpen und Linien, also Städte und Verbindungsstrassen. Das leuchtende Gebilde wirkt organisch und unstrukturiert, ganz anders als das Selbstbild der Leute, die in diesem Ländchen (Schweiz :lol:) leben und mit denen ich kurz zuvor noch zu tun hatte. Ein Witz, dass in so einer chaotischen Struktur (jedes Spinnennetz ist ordentlicher) Projektideen und Präsentationen entstehen sollen, die zudem noch extrem geradlinig und rechtwinklig dargestellt werden. Unter mir seh ich aus dem Fensterchen aus der Höhe natürlich auch keine Menschen mehr, und plötzlich erinnert mich das, was ich sehe, an einen sich ausbreitenden Mycel auf einen Nährboden.

In Erinnerung an diesen Thread fällt mir dann auch ein, wie sich xxx's Frage hoffentlich zufriedenstellend beantworten lässt: "der Mensch" ist ein Art Schimmel auf der Erdkruste. Und das tifft auf alle zu, nicht nur auf Schweizer :wink:, über Frankfurt wars noch deutlicher zu erkennen :rofl:

Wer klug ist, aktzeptiert diese Antwort und denkt nicht weiter nach, denn sonst findet man kein Ende weil es unendliche Betrachtungsperspektiven und ebensoviele Antworten gibt.

Auch wenn "der Mensch" kein Schimmel ist, sind beide nichts weiter als räumlich und zeitlich befristete Systemzustände innerhalb eines endlos fraktalen Gebilde, dem Mysterium. :D

Manchen Menschen kommt das sehr entwürdigend vor, sie wären lieber kein Schimmel oder kurzer Systemzustand, sondern genauso universell, zeitlos und grundsätzlich existent wie z.B. die Gravitation. Oder zumindest ein bisschen wie ihr Gott. Aber man kann sich nicht aussuchen, was man ist, man kann sich ja nichtmal sicher sein, OB man überhaupt was ist :blacklol: Descarts Schlussfolgerung 'cognito ergo sum' erschien mir immer schon gewagt und als Beweis ein bisschen kurz.

--in dem Sinne, frohe Ostern, bin mal ein paar Tage unterwegs in diesem fraktalen Mysterium. :-)
„Hupen Sie, wenn Sie bewaffnet sind!“ (R.A.W)

Re: Was ist der Mensch?

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Interessanter Gedanke das mit der Zoomerei. :denk:
n19 hat geschrieben:und zoome rein, der Zoom geht bis ins Innerste der Materie; damit ich den Menschen nicht übersehe, zoome ich sogar in die Neutronen rein und stoppe erst bei den Quarks. Das Bild vom Universum ist jetzt riesengross. Es hat Ähnlichkeiten mit dem ersten Bild, Strukuren wie Kugeln und Spiralen werden erkennbar, aber die grösste Gemeinsamkeit ist: auch hier ist kein Mensch zu finden
Du zoomst vielleicht nur nicht weit genug. ;)

Das ließe sich, da sich die Katze dabei sowieso in den Schwanz beißt, wenn Hirn und Universum sich quasi selbst betrachten, auch SO oder so ähnlich zuendedenken. :strubbel:

Man könnte in gewisser Weise sogar sagen: Ob du in ein Mikroskop oder Teleskop schaust, du siehst dich selbst. Und alles was du siehst, egal wie weit raus oder rein, ist bestenfalls eine Repräsentation, und entsteht erst in dem Moment, wo du guckst. Je weiter du auf diese Art und weise "rausblickst", desdo weiter und tiefer dehnt sich das Universum in der Gestalt, in der es dir erscheint, unendlich aus. Und je weiter du "reinzoomst", desdo weiter und tiefer entfaltet sich in gleicher Geste das, was wir dann Mikrkosmos nennen.

Als der Bankier Gordon Wasson damals bei Maria Sabina war, war sie wohl grade in Sitzung, als er sie gefragt hat, wer sie sei. Jedenfalls antwortete sie: "Ich bin die Frau Himmel. Ich bin die Frau Erde. Ich bin die Frau Sonne. Ich bin die Frau Wind..." Und klatschte bei jedem Satz einmal in die Hände.

:lol:

Und das findich so gut. Weil in und hinter all diesen Erscheinungen liegt das Wesen der Welt - welches auch unser Wesen ist.
Auch wenn "der Mensch" kein Schimmel ist, sind beide nichts weiter als räumlich und zeitlich befristete Systemzustände innerhalb eines endlos fraktalen Gebilde, dem Mysterium.
Und er i.s.t. das Mysterium.
Manchen Menschen kommt das sehr entwürdigend vor, sie wären lieber kein Schimmel oder kurzer Systemzustand, sondern genauso universell, zeitlos und grundsätzlich existent wie z.B. die Gravitation. Oder zumindest ein bisschen wie ihr Gott. Aber man kann sich nicht aussuchen, was man ist, man kann sich ja nichtmal sicher sein, OB man überhaupt was ist. :blacklol: Descarts Schlussfolgerung 'cognito ergo sum' erschien mir immer schon gewagt und als Beweis ein bisschen kurz.
Sagt dann wer oder was? ;) (€ Ich bin bestimmt kein Kartesianer, aber das ist doch in der Essenz der Punkt, den Descartes macht: Wenn du, wie es uns möglich ist, alles was ist in Zweifel ziehst, dann ist da als letzte Gewissheit dieses urteilende "Denkende Ding", von dem der Zweifel ausgeht.)

Ach. Papperlapapp.

Auch von mir frohe Ostern. \o

Und alle im Fred mitsingen: http://www.youtube.com/watch?v=GTKDM8UzOhA :D

Lieber Gruß
Schuh
~ Resting in Peace ~

Re: Was ist der Mensch?

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man könnte auch sagen, die Menschen sind sowas wie die kleinen Blässchen, die in einem Sektglas aufsteigen. Irgendwie bilden sie sich aus dem Nichts, steigen auf zur Oberfläche, werden dabei ein bisschen grösser und platzen dann. Manche lösen sich schon vorher auf, manche, die Glücklichen, umkreisen sich auf dem Weg nach oben um sich dabei zu verbinden und zu verschmelzen. Einige sind schnell und andere langsam, aber alle haben die selbe Richtung, werden zu Schaum und sind nach dem ersten Schluck auch schon vergessen. Prost.

/edit: das eigentlich Empörende an dem Spiel ist, das der Start unserer Existenz ohne unser Einverständnis erfolgt, das ist doch nicht ok :nixplan:

:joint:
„Hupen Sie, wenn Sie bewaffnet sind!“ (R.A.W)

Re: Was ist der Mensch?

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n19 hat geschrieben:/edit: das eigentlich Empörende an dem Spiel ist, das der Start unserer Existenz ohne unser Einverständnis erfolgt, das ist doch nicht ok :nixplan:
:auslachen: Armes Opfer!

Woher weißt Du denn, daß Du nicht beschlossen hast, an dem "Spiel" teilzunehmen & das es eben zum "Spiel" dazugehört, genau das zu vergessen?

Jeder wirklich gute Schauspieler geht so in seiner Rolle auf, daß er vergißt, das er auf der Bühne steht.

Und wenn im Saal das Licht angeht,
ist er erst mal verwirrt & muß sich wieder in der "Realität" zurechtfinden.
Bild


P.S.: Mit den "Blässchen" liegst Du gar nicht so verkehrt, wenn man C.C. glauben kann. :fies:
And I'll spread my wings 'till sun and moon, singing the song of life, dancing the dance of life, becoming life itself, no longer knowing, that I am.

Re: Was ist der Mensch?

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laut tibtetern ist das existenz-finden eine art flucht eines richtigen miesen bad-trips.. dementsprechend könnte man schon meinen, dass du es dir ausgesucht hast.
ein merkmal von erleuchtung ist übrigens, dass man nicht vergisst, bzw. sich erinnert. :nixplan:
Don't worry, nothing is under control.

Re: Was ist der Mensch?

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Ketatripping Angel hat geschrieben:Der Mensch ist .....
:rofl: Perfektes Beispiel für Pan narrans.
Terry Pratchett hat geschrieben:The anthropologists got it wrong when they named our species Homo sapiens ('wise man'). In any case it's an arrogant and bigheaded thing to say, wisdom being one of our least evident features. In reality, we are Pan narrans, the storytelling chimpanzee.
Aus "Die Insel des Tonal":
»Der Mensch bewegt sich nicht zwischen Gut und Böse«, sagte er in einem fröhlich rhetorischen Tonfall und griff mit beiden Händen nach Pfeffer und Salz. » In Wirklichkeit bewegt er sich zwischen Negativität und Positivität.«
Er ließ die Salzund Pfefferstreuer fallen und griff nach Messer und Gabel.
»Du irrst! Es gibt keine Bewegung«, fuhr er fort, als ob er sich selbst widerspräche. »Der Mensch ist nur Geist!«
Er griff zur Chiliflasche hob sie hoch. Dann stellte er sie hin. »Wie du siehst«, sagte er leise, »können wir ohne weiteres Chiliflasche für Geist einsetzen und schließlich feststellen: Der Mensch ist nur Chilisoße! Wenn wir dies tun, machen wir uns nur noch verrückter, als wir schon sind.«
Zuletzt geändert von Eulenspiegel am 27. November 2013, 13:45, insgesamt 1-mal geändert.
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