Was ist der Mensch?

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Was ist der Mensch?

:glaskugel:

Nicht mal der Mensch selbst weiß eine Antwort auf diese Frage...

Bzw. gibt es vielmehr tausenderlei Antworten...


Dieser Thread sucht nach Antworten aus eigener Betrachtung, aus der allgemeinen Lebenserfahrung, aus Triperlebnissen, aus Philosophie, Mythen und Religion, aus den Naturwissenschaften, aus Anthropolgie und Soziologie, aus Hochkultur und Populärkultur, woraus auch immer. Sei es als Text, Gedicht, Bild, Film, Musikstück oder in welcher Darstellungsform auch immer.

Was ist der Mensch?

:nixplan:
Zuletzt geändert von xxx am 3. Februar 2012, 16:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was ist der Mensch?

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Eine konkrete, wenn auch vielseitig auslegbare Antwort findet sich in Aldous Huxley's "Nach vielen Sommern" (orig. "After many a summer", 1939)
Er schloß die Augen und wiederholte still für sich die Frage des Kardinals Bérulle auf die Frage "Was ist der Mensch?" [...] Im Lauf der Jahre hatte er sie mehr als beredt empfunden, reicher an Mitbedeutungen, tiefer an Sinnhaftigkeit. "Was ist der Mensch?" murmelte er vor sich hin. "C'est un néant environné de Dieu, indigent de Dieu, capable de Dieu, et rempli de Dieu, s'il veut." - Ein Nichts, von Gott umgeben, Gottes bedürftig, Gottes fähig und von Gott erfüllt, wenn es will.
Und was war dieser Gott, dessen der Mensch fähig ist? Mr. Propter antwortete mit der Definition im ersten Absatz von Johannes Taulers "Nachfolgung des armen Lebens Christi": "Gott ist ein abgescheiden Wesen, von allen Kreaturen. Ein frei Vermögen. Ein lauter Wirken."
Mithin war der Mensch ein Nichts, umgeben von einem aller Kreatur entrückten Sein, dieses Seins bedürftig, ein Nichts, freien Vermögens fähig, ein Nichts, erfüllt von reinem Wirken, wenn ihn danach verlangt.

Wobei der letzte Nebensatz des französischen Originalzitats meinem Verständnis nach auch dahingehend übersetzt werden könnte, dass es heißen müsste "wenn er will" (also Gott). Würde natürlich die Bedeutung erheblich modifizieren. :verwirrt:
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Re: Was ist der Mensch?

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Weshalb sollte das einfacher sein? :verwirrt:

Imo ist hier jedoch auch schon ein ganz hervorragender Ansatz gegeben, um der Eingangsfrage nachzugehen. Denn es darf wohl als recht menschspezifisch angenommen werden, dass (das) Nichts überhaupt (ein) Etwas sein kann. Als Projektionsfläche für alles Ungewisse ist in einem solchen Nichts des Menschen dann sogar die Potentialität von Allem enthalten (Bsp.: die vielen Jenseitsvorstellungen der Religionen oder eben auch 'Gott' selbst).
Diesem Gedanken folgend und auf dieser Ebene bleibend, wäre der Mensch vor allem (und jetzt extra noch für Eulenspiegel ;) ) dynamische Synthese von Sinn-Sucher und Sinn-Stifter; sprich: einfach Alles und gleichsam auch Nichts (deshalb auch meine Verwunderung darüber, weshalb eine Negativbeschreibung einfacher sein soll ... imo kann hier nur schwer unterschieden werden).

Was sagt das über das Mensch-Sein? Zumindest, dass der Mensch recht wahrscheinlich verkopfter ist als alle anderen Lebewesen^^ ...

EDIT: Zu Erraphexs Bild passend: "Beim Mensch geht die Existenz der Essenz voraus." (Sartre)
My bubble -- my rules

Re: Was ist der Mensch?

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Ich glaube nicht, dass der Mensch als einziger in der Lage ist das Alles/Nichts zu erkennen... ich glaube das ist eine Grundeigenschaft von "Allem". Alles ist "alles und nichts." (logisch, oder?) Und wieso sollte "Alles und nichts" nicht in der Lage sein sich selbst zu erkennen?

Ich würde eher davon ausgehen: Die meisten Dinge haben nur Existenz, der Mensch kann sich sowas wie Essenz dazudenken.

Der Mensch einerseits als Meister im finden von Strukturen, Grundkonzepten, etc ("Gedanken") die er (fälschlicherweise?!?) "hinter" der Existenz vermutet und andererseits darin diese zu verneinen und etwas anderes zu "wollen".

Tiere können das imo schon auch, aber der Mensch hat sich dieser Aufgabe geradezu verschrieben und formt dadurch die Welt... Und macht auch "allesundnichts" eben "Alles" und "Nichts" (und die Dinge die dazwischen erkennbar sind/ die unendlichen Ideen die sich reinprojezieren lassen, wie anima bereits geschrieben hat). :strubbel:

achso, hat natürlich keinen "Wahrheitsanspruch" oder sowas, eh klar.^^

(Edit: Oder noch anders gesagt: Nur der Mensch ist in der Lage das reine "Sein" vom "Erkennen" abzukoppeln. Bei den Tieren (und erst Recht bei Pflanzen, Gegenständen usw.) liegt das noch sehr nahe zusammen, bzw. fällt in eins)

(Edit2: Oder viel einfacher: Der Mensch ist DAS verkopfte Lebewesen.^^)

Re: Was ist der Mensch?

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Uhh ... Onkel Punk-Rock hat Schöpfung gesagt :lol:

@Ansichtssache
Ich werde aus deinen Zeilen nicht so recht schlau.
Was meinst du damit, dass "'alles und nichts' sich erkennen kann"? Erkennt der Stein sich als Stein? Und wenn ja: Wenn er in drei Teile bricht, was erkennt er dann? Sich selbst als drei andere oder drei Andere sich selbst neu?

Wenn du z.B. schreibst, dass "die meisten Dinge nur Existenz haben, der Mensch jedoch sich sowas wie eine Essenz dazudenken kann", heißt das dann, dass Tiere und Pflanzen kein Wesen haben (oder nur der Mensch die Einbildung hat, in sich und Anderem Wesen erkennen zu müssen? Dann stellt sich türlich die Frage, was dann überhaupt Wesen ist?

Was ist überhaupt mit "erkennen" gemeint?
Jede Pflanze, jedes Tier ist und, mehr noch, lebt, was heißen soll, steht in gegenseitiger Beziehung mit und zu einem Umfeld und dazu, als Pflanze oder Tier etwas vom Umfeld in mancherlei Beziehung wiederum Abgeschottenes zu sein. Insofern hat es fraglos Kenntnis von sich. Aber der Mensch ist da schon nochmal anders oder nicht? Er kann sich sowohl als von seinem Umfeld völlig getrennt, diesem absolut fremd erkennen (Extremfall wäre Autismus), als auch in seinem Umfeld versinkend/mit ihm verschmelzend (der ins Sofa sinkende Trippende z.B. ;) ). Er kann sich dort sogar verlieren, hat also wesentlich bereits das Potential außer sich zu sein :strubbel:
My bubble -- my rules

Re: Was ist der Mensch?

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anima hat geschrieben: Weshalb sollte das einfacher sein? :verwirrt:
Weil die Frage imho nicht zu beantworten ist. Das Mysterium ist endlos - und je weiter Mensch in das Mysterium eintaucht - desto weniger kann es in Sprache gefasst werden.
anima hat geschrieben: Imo ist hier jedoch auch schon ein ganz hervorragender Ansatz gegeben, um der Eingangsfrage nachzugehen. Denn es darf wohl als recht menschspezifisch angenommen werden, dass (das) Nichts überhaupt (ein) Etwas sein kann. Als Projektionsfläche für alles Ungewisse ist in einem solchen Nichts des Menschen dann sogar die Potentialität von Allem enthalten (Bsp.: die vielen Jenseitsvorstellungen der Religionen oder eben auch 'Gott' selbst).
Diesem Gedanken folgend und auf dieser Ebene bleibend, wäre der Mensch vor allem (und jetzt extra noch für Eulenspiegel ;) ) dynamische Synthese von Sinn-Sucher und Sinn-Stifter; sprich: einfach Alles und gleichsam auch Nichts (deshalb auch meine Verwunderung darüber, weshalb eine Negativbeschreibung einfacher sein soll ... imo kann hier nur schwer unterschieden werden).
Ja, keine Ahnung ob es zielführender wäre das Menschsein auf diesem Wege zu skizzieren. Der Mensch ist mehr als nur eine Idee / nicht nur eine Idee. Der Mensch ist mehr als nur sein Organismus / nicht nur ein Organismus. Die Art...
anima hat geschrieben: EDIT: Zu Erraphexs Bild passend: "Beim Mensch geht die Existenz der Essenz voraus." (Sartre)
Wer sagt, dass mein Bild die Nicht-Existenz beschreibt? Es spielte mehr auf einen zentralen Gedanken des Zen an... ^^
happiness is the absence of resistance

Re: Was ist der Mensch?

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getintoit hat geschrieben:die krone der schöpfung
Mao hat geschrieben:Eine Affenart. :fies:
:rofl: :rofl: :rofl:
Die Frage:"Was ist der Mensch?" ist die Suche nach Wert bzw. Bedeutung.

Der Satz: "Ich habe allem, ... die gesamte Bedeutung gegeben, die es für mich hat." trifft schon deshalb den Nagel auf den Kopf, weil der Wert{wie beim 100$-Schein} stets einen ideellen, subjektiven Charakter hat.
Somit ist -imho- die einzige Antwort auf obige Frage:"Was auch immer Du in ihm sehen möchtest." :bow:
And I'll spread my wings 'till sun and moon, singing the song of life, dancing the dance of life, becoming life itself, no longer knowing, that I am.

Re: Was ist der Mensch?

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Eulenspiegel hat geschrieben: :rofl: :rofl: :rofl:
:verwirrt:

emo-hamlet meint:
Welch ein Meisterwerk ist der Mensch! Wie edel durch Vernunft! Wie unbegrenzt an Fähigkeiten! In Gestalt und Bewegung wie bedeutend und wunderwürdig! Im Handeln wie ähnlich einem Engel! Im Begreifen wie ähnlich einem Gott! Die Zierde der Welt! Das Vorbild der Lebendigen! Und doch, was ist mir diese Quintessenz von Staub? Ich habe keine Lust am Manne und am Weibe.
anima hat geschrieben:Uhh ... Onkel Punk-Rock hat Schöpfung gesagt :lol:
du glaubst wohl auch ich kann nur kaputt machen, wa? xD
now i am become death, destroyer of worlds.

Re: Was ist der Mensch?

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Animal symbolicum - ein symbolerschaffendes und symbolverwendendes Wesen.

Ansonsten kann ich mich Käseverzehrers Post anschließen. :lol:

Aber man müsste mal nicht-mensch sein, um darüber genaueres sagen zu können.

Weil ja alles, was man wahrnimmt, auch wieder irgendwo "Mensch" ist.

Bild


Bild


:verwirrt:
anima hat geschrieben:Er kann sich sowohl als von seinem Umfeld völlig getrennt, diesem absolut fremd erkennen (Extremfall wäre Autismus), als auch in seinem Umfeld versinkend/mit ihm verschmelzend (der ins Sofa sinkende Trippende z.B. ). Er kann sich dort sogar verlieren, hat also wesentlich bereits das Potential außer sich zu sein.
Hab über Plessner ja schon geschimpft hier, aber sein Konzept einer Exzentrischen Positionalität findich irgendwo garnicht so schlecht. :strubbel: Die Frage ist allerdings, wie persistent diese wirklich ist. Aber sie erklärt seine Sehnsucht.
~ Resting in Peace ~

Re: Was ist der Mensch?

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Erraphex hat geschrieben:Weil die Frage imho nicht zu beantworten ist.
Und damit ebenso ihre Negierung imo ... das meinte ich. Die Fragen entsprechen sich ja im Grunde.
Erraphex hat geschrieben:Der Mensch ist mehr als nur eine Idee / nicht nur eine Idee. Der Mensch ist mehr als nur sein Organismus / nicht nur ein Organismus. Die Art...
Joar. Im Mensch verbindet sich eben Organismus und Idee, indem sie gerade als nicht deckungsgleich verein-/verbindbar bestehen, wodurch etwas Gemeinsames entsteht, das von Organismus wie Idee gleichermaßen getragen/vermittelt wird ... aber das ist ja eigentlich bei allem der Fall, das lebt.
Nun ist sich der Mensch dessen jedoch bewusst und kann ja auch mit diesem Phänomen spielen (Schauspiel z.B.), es für sich nutzen, gegen andere verwenden usw., was eine Sphäre öffnet, die imo derart keinem anderen Lebewesen zugänglich ist. Sicher gibt es Tiere die ähnlichem fähig sind, aber eben doch ganz anders irgendwie.
Erraphex hat geschrieben:Wer sagt, dass mein Bild die Nicht-Existenz beschreibt?
Kein Ahnung :nixplan:
Ich meinte, dass der Mensch sein Wesen/Essenz selbst entwirft. Damit ist nicht gemeint, was z.B. Almaas als Essenz bezeichnen würde, sondern eben der existentielle, als je individuelle Entwurf ('Auslegung' würde da imo auch passen) davon.
Eulenspiegel hat geschrieben:Die Frage:"Was ist der Mensch?" ist die Suche nach Wert bzw. Bedeutung.
Genau das meinte ich mit Sinn-Sucher/Sinn-Stifter.
getintoit hat geschrieben:du glaubst wohl auch ich kann nur kaputt machen, wa? xD
Nö. Ich verstehe nur nicht immer die konstruktiven Züge deiner Beiträge ;)
Dr.Schuh hat geschrieben:Hab über Plessner ja schon geschimpft hier, aber sein Konzept der Exzentrischen Positionalität findich irgendwo garnicht so schlecht.
Plessner gibt da sauviel her, ja. Überhaupt schon die gesamte Struktur, die Doppelaspektivität, Positionalität, Typizität usw. ausbreiten, ist imo extrem vielschichtig und ergiebig, sogar heute noch prinzipiell aktuell verwendbar bzw. mit fortschreitenden Möglichkeiten der Wissenschaften überhaupt immer wieder ganz neu zu ergründen.
Wenn du die Exzentrische Positionalität irgendwo garnicht so schlecht findest, dann kann ich mir vorstellen, dass dir Plessners "Lachen und Weinen" zusagt. Da wird dieser Weg nämlich weitergegangen ... überhaupt ist das Buch in diesem Thread gut aufgehoben und sei somit jedem Interessierten ans Herz gelegt.
Ebenso wäre hier imo aber auch Hans Jonas mit "Das Prinzip Leben" und mehr menschspezifisch vielleicht noch "Das Prinzip Verantwortung" zu nennen.
Und auch Robert Spaemann (btw. der aktuell wohl international am meisten rezipierte deutsche Philosoph) bietet hier großartige Ansätze.
Gleichsam müsste auch Heidegger genannt werden, der imo jedoch nicht einfach (mal) so gelesen werden kann, da damit meist mehr Schaden als Gutes angerichtet wird^^
... das von mir hier Geschriebene ist also nicht 'nur' Plessner oder dessen Exzentrische Positionalität, falls das in deiner Aussage mitgeklungen haben sollte. (Btw: Von Plessner würde ich "Mit anderen Augen" als kleine Lektüre empfehlen; sind max. 100 Seiten und kann als ne Art zusammenfassender Aufsatz betrachtet werden, in dem Plessner einiges aus seinen Werken zusammengetragen hat ... ist imo so ne Wachrüttel-Schrift bzw. sollte damals eine sein)
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