Die Vipassana/Dhamma/Goenka Kritik kann ich zum Teil teilen, mir ist das im Kurs auch mehrmals an verschiedenen Dingen aufgefallen. Ganz zu beginn habe ich die Regeln nicht verstanden (z.B. sexuelle Tätigkeiten), mir erschien das sehr strikt. Dann war mir diese Abneigung gegen andere Techniken oder Praktiken aufgefallen und da ich selbst Reiki praktiziere und das so auch angab, habe ich ne Mail bekommen, dass ich an dem Kurs nur dann teilnehmen kann, wenn ich auf diese Praxis verzichte. Gut, damit hatte ich eigentlich kein Problem, ich wollte mich schließlich diese 10 Tage nur mit einer Technik befassen. Später konfrontierte ich den Lehrer und wollte wissen, wieso sich Vipassana mit Reiki nicht vertragen soll (wurde immer mal wieder angedeutet). Die Antwort während des Kurses war immer nur, ich solle jetzt Vipassana machen und mich nicht ablenken (also abgeblockt). Nach dem Kurs suchte ich nochmals den Lehrer auf und erst da sagte er mir, dass es eigentlich keine Probleme gibt, es aber anfangs nötig ist, Vipassana mit nichst zu vermischen, um die Technik überhaupt richtig erlernen zu können. Daheim könne ich treiben, was ich will. Nur wenn ich Vipassana mache, dann auschhließlich Vipassana.
Die ständige Betonung von Reinheit und Unreinheit fand ich stellenweise in den Vorträgen auch übertrieben. Wobei ich nicht der Meinung bin, dass es darum ging, bessere und schlechtere Menschen zu beschreiben (die Gefahr dieser Intepretation ist groß). Was dort mit "Reinheit" beschrieben wurde, entsprach auch meinem bisherigen Entwicklungsweg. Und Reinheit ist für mich in erster Linie Unvoreingenommenheit, Objektivität. Welche historischen Anknüpfungen mit dem Begriff gemacht werden, halte ich für irrelevant. Es geht nicht darum, irgendwas zu beweisen oder Fehler aufzuzeigen.
Die Einengung auf wenige Methoden, wie man sich beobachten soll, resultiert für mich auch aus dem Versuch, die Leute zunächst einmal bei
einer Technik zu halten, damit hier Ergebnisse folgen. Und aus dem Kurs heraus habe ich das auch so mitbekommen, dass es jedem frei ist, was er später macht. Und so sehe ich das auch. Ich beobachte mich auch nicht immer strikt wie vorgegeben, manchmal betrachte ich auch meine Gedanken, beziehe die Atmung und die Empfindungen mit ein.
Für mich geht es bei Vipassana nur darum, dass die Technik funktioniert, dass tief unbewusst liegende Inhalte (Sankharas) aufgelöst werden (in der Sprache Goenkas). Und hier funktioniert die Technik. Das bloße Atem beobachten, wie ich es ein Jahr zuvor praktiziert habe, hat mich immer zur Versenkung geführt. Die drumherum liegende Lehre ist aus meiner Sicht für eine sehr breite Masse gemacht, damit diese überhaupt erst einen Zugang zur Technik findet. Auf den Kursen sind auch Menschen, die noch keine Erfahrung mit Meditation haben. Ich denke, es kann sehr schwierig sein, sich die Technik anzueignen, ohne zumindest auf der intellektuellen Ebene zu verstehen, was man da macht. Macht man dann Fortschritte, erübrigt sich die Lehre und die Regeln.
Es ist letzendlich nur ein weiterer Versuch, die Menschen zu sensibilisieren und dazu zu bringen, an sich zu arbeiten. Solange es dazu führt, dass die Menschen tatsächlich an sich arbeiten, ist daran nichts auszusetzen.
Ich glaube nicht, dass Goenka das Ziel hatte eine weitere Lehre zu verbreiten oder den Anspruch zu erheben, die einzig wahre Technik zu kennen. Ich denke, das erscheint so, wenn man auf der ganzen Welt unterschiedlichsten Kulturen, Mentalitäten und Lebensweisen diese Technik rüberbringen muss, in dem man sie mit einer festen Lehre (Dhamma) umschreibt. Die Mythenbildung um "Erleuchtung" kann man in jeder Religion betrachten. Das Unausprechbare irgendwie doch aussprechbar machen... das führt halt zu Konflikten.
Ich höre speziell aus Vik's Beiträgen eine Goenka geprägte Sicht.
Meine "Goenka geprägte Sicht" halte ich nicht für weiter schlimm, denn man wird immer durch das Umfeld geprägt. Das wird sich genauso wieder ändern, wie alles andere. Wichtig ist nur, dieser Sicht nicht verhaftet zu sein.
Da ich selbst mal für über ein halbes Jahr in einem solchem Dhamma verbracht habe, und mich relativ intensiv in diesen Gefilden bewegt habe
Darf man erfahren, aus welcher Motivation das erfolgte? Weil mir stellt sich hier die Frage, was es einem bringt, sich in irgendwelchen Gefilden zu bewegen. Ich hätte da die Befürchtung, das man sich mit der Zeit mehr mit den Aussagen bzw. der Lehre außeinandersetzt, anstatt zu praktizieren.