Ja, eben nicht mechanisch! Das war doch die Grundlage meiner Argumentation... ich habe nicht behauptet es gäbe einen mechanischen Determinismus! Das wäre nun wirklich auch zu einfach.
Eigentlich finde ich, dass ein "echter" Determinismus zwangsläufig mechanisch sein muss, anderfalls lohnt die Diskussion nicht. Eine Alternative würde ich lediglich in diesem Beispiel sehen, wo "Gott" als marionettentheater-mäßiger Lenker eine andere Art des Determinismus bildet. Wie schon gesagt, ist diese Sache zu spekulativ, um sinnvolle Begründungen liefern zu können. Man geht damit dem eigentlichen Problem nur aus dem Weg.
Die Frage ist, ob es überhaupt zu beweisen ist. Es sind für mich nur Gedankenspiele. Ich habe nicht den Anspruch den ultimativen Beweis zu finden. Manches ist schlicht nicht zu beweisen. Man kann als denkendes Wesen, auf persönlicher Basis, nur Wahrscheinlichkeiten zuordnen.
"Beweisen" kann man sowieso nichts, man kann ja höchstens von "bewährten Theorie" sprechen, aber bislang hat sich eben keine Theorie (=Weltbild) in einer Weise bewährt, die die Existenz des freien Willens zwangsläufig als Illusion offenbart.
Und wer sagt, dass diese Entscheidung (z.B. die Freundin zu fragen) nicht durch die Kombination von verschiedenen Input und der Entwicklung des Menschen in genau diesem Augenblick als Frage aufkommen musste um dann gestellt zu werden?
Genau so wie auch die Antwort der Freundin nach dem gleichen Muster schon fest stehen könnte.
Wodurch im Einzelfall eine Entscheidung zustande gekommen ist, ist egal.
Die Behauptung, dass es einen echten freien Willen gäbe, bedeutet nicht, dass es nicht auch Triebe und andere Determinanten des Verhaltens geben könnte, denn die gibt es nunmal. Der "echte freie Wille" fordert lediglich ein, dass der Mensch zeitweise in der Lage ist, sein Verhalten eben letztendlich unabhängig von jeder Art der Fremdbestimmung auszuwählen oder zu gestalten.
Wenn man bestreiten will, dass das geht, dann muss man aber für jede potenzielle Aktivität des freien Willens eben einen Grund suchen, warum die Sache nicht vom freien Willen, sondern aus einem anderen Grund zustande gekommen ist. Eine Behauptung, es wäre einfach nur irgendwie vorbestimmt, ist sinnlos und bringt die Diskussion nicht weiter. Das endet in der Diskussion, ob die Welt überhaupt eine Illusion ist oder nicht, und das sind unbeantwortbare Fragen, die zudem verbale Artefakte sind, weil sie die Regeln der korrekten Handhabung der konzeptuellen Bezugsrahmen verletzen.
Konkret: Die Frage, ob es einen freien Willen gibt, kann nur anhand der Relation von Determinanten des Verhaltens untereinander erörtert werden.
Man kann z.B. sagen, der freie Wille des Menschen ist nicht sehr umfangreich, weil ein großer Teil des Verhaltens eben durch Triebe beeinflusst wird. Wenn man jetzt aber den Rest freien Willens, der eben nicht den Triebeinflüssen zum Opfer fällt, auch noch abstreiten will, dass das freier Wille wäre, dann muss man konkrete Mechanismen benennen, und nicht irgendeinen ominösen deterministischen Einfluss postulieren, dass das theoretisch doch kein freier Wille sein könnte. Zwischen dem Erklärungsanteil des fehlenden freien Willens wegen des Triebeinfluss und dem Erklärungsanteil des fehlenden freien Restwillens aufgrund eines ominösen Determinismus liegt ja eine Kluft, die im theoretischen Sinne nicht erlaubt ist.
Worauf ich außerdem hinweisen wollte, ist die Sache, dass dieser ominöse Determinismus den potenziellen Fähigkeiten des freien Willens (also wozu man die Idee des freien Willens alles benutzen kann) immer hinter her laufen muss. Dadurch wird er als Argument halt extrem schwach.
Ich meine folgendes Spiel:
(1) Argument: Der Mensch hat einen freien Willen, er kann alles machen, was er sich ausdenkt.
(2) Gegenargument: Nein, der Mensch ist vom Trieb beeinflusst, den kann er nicht mit seinem freien Willen unterdrücken.
(3) Argument: Der Mensch kann aber zeitweise den Trieb unterdrücken und etwas tun, was unabhängig vom Drang des Triebes ist, oder er kann sich sogar absichtlich dem Trieb wiedersetzen (Gedanke "Ich beweise mit meinen freien Willen, indem ich eine Stunde später esse, wenn ich Hunger bekomme" o.ä.)
(4) Gegenargument: Der Mensch hat einen angeborenen Trieb (oder etwas Trieb-ähnliches), sein Verhalten anhand solcher Gedanken und Gegengedanken auszurichten, es ist eigentlich dieser Trieb, der dann bewirkt, dass jemand später ist, und kein echter freier Wille (-> triebneutralisierender Gegentrieb TNGT).
(5) Argument: Dieser angebliche Gegentrieb kann durch ein weiteres abstraktes Manöver des freien Willens ausgehebelt werden, indem man die Idee des freien Willens nutzt, sein Verhalten so auszurichten, dass es nicht den theoretischen Annahmen eines TNGT entspricht.
DAS ist dann der Punkt: Die theoretische Konstruktion, WIE denn dieser TNGT beschaffen sein muss, dass er es mit der Idee des freien Willens und der dieser Idee innewohnenden Flexibilität aufnehmen kann, gelingt nicht.
Wenn dieser TNGT so (theoretisch) konstruiert wird, dass er sehr flexibel ist, dann ist er ja quasi mit dem freien Willen identisch! Man kann ja den freien Willen nur dadurch glaubwürdig theoretisch bestreiten, indem man einen TNGT erfindet, der konkret in seinen Vorhersagen ist, und bestimmte Muster identifiziert, die eben als freier Wille missverstanden werden.
TNGT: Der TNGT muss Verhaltensmuster vorhersagen, sonst ist es eine sinnlose oder nicht erlaubte theoretische Konstruktion
freier Wille: kann als Idee jedes angeblich determinierte Verhaltensmuster ignorieren oder modifizieren, und jeder KONKRETEN Idee eines TNGT die Basis entziehen.
-->> Also muss die Idee eines TNGT immer unkonkret sein, und damit wird sie ein extrem schwaches Argument.
Darauf wollte ich nur hinweisen.