Re: Im Sog der Weisheit

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Welche Entfremdung eigentlich, diese Zwei-Welten-Ansicht? Das ist im Gegenteil keine geistige Gesundheit. Zugang zu sich selbst haben, heißt auch die Schmerzen in der Welt als seine eigenen zu erkennen und nicht mehr länger das (getrennte) Äußere schuldig zu sprechen. Es ist die eigene Ich-Abwehr, die Attacken des Über-Ich vermeidet. Der innere Richter verurteilt und das Ich schützt sich vor den Schmerzen durch Abtrennung. Dadurch entsteht der Eindruck eines Äußeren.

Was genau bedrückt einen, wenn man sich die Welt da draußen anschaut? Das ist doch das beste Material für die innere Arbeit. Der Schmerz über die Welt wartet auf Erlösung. Dafür muss man die Gefühle zulassen und mit ihnen verweilen. Sie haben jede Menge zu erzählen und wollen nichts anderes als Aufmerksamkeit. Aber unser Reflex ist es das schmerz-verursachende Material sofort abzutrennen und aus dem Bewusstsein zu verdrängen. Da wir uns hier aber mit innerer Arbeit beschäftigen, sucht sich das Material wieder den Weg nach oben und kratzt immer wieder an der Oberfläche. Wir sagen aber "Nein, ich gehe meinen Weg" und tun alles daran, uns selbst (Ich) zu schützen. Wir fürchten uns auch davor, dass eine einst so dunkle Fläche plötzlich in Licht erstrahlt. Vor diesem dunklen Loch fürchten sich viele so sehr, dass sie es nicht einmal anschauen können. Man wendet sich ab. Und umso erstaunter, oder erschrockener ist man dann, wenn man diese Dunkelheit, ob da draußen in der Welt, oder wo man sie sonst sieht, als sich selbst sieht.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass eine solche Entwicklung mehr oder weniger normal ist. Nicht jeder läuft von der Welt davon, um dann wieder zurück zu kehren. Das kann aber ein sehr sinnvoller Prozess sein. Man spitzt die eigene Frustration und Disharmonie so zu, dass man gar nicht mehr anders kann, als sich einzugestehen, dass es einem doch nicht super geht. Über diesen Weg kann man sensibler werden und größere Stücke erkennen. Dann begreift man auch, wie man diese höchst unangenehmen Einsichten ständig abwehrt. Erst hier findet innere Arbeit statt, weil man aus der Reibung der "Zwei Welten" immer mehr erkennt, dass alles eins ist. Und dann wird man auch die Ursachen dafür finden. Und dann landet man wieder im ganz normalen Leben. Und dort geht es erst richtig los. Wer sein Leben wirklich liebt (und damit sich selbst), der sieht in jedem Moment Schönheit und selbst wenn er sich dabei über das Wetter unterhält (übrigens gutes Beispiel).

Auch als Anregung: Ich kenne es selbst, dass man Oberflächlichkeit in der Welt/Menschen wahrnimmt. Da redet dann einer über das Wetter und man fragt sich, ob er eigentlich nicht mehr als "Wetter" erkennen kann? Da ist doch viel mehr! Er hat einfach nichts weiter zu sagen!
Aber wenn man ehrlich ist (mit sich selbst), muss man sich eingestehen, dass man in diesem Moment einen Mangel spürt und es die eigene Oberflächlichkeit/Einseitigkeit ist, nicht die Schönheit einer so einfachen und alltäglichen Sache zu sehen.
Zuletzt geändert von vik am 9. März 2010, 15:57, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Im Sog der Weisheit

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getintoit hat geschrieben:das politische spielchen ist eben ne art virtueller raum der nur sich selber dient.
hohoho---da muss ich als PoWistudent doch mal kurz OT die Frage in den virtuellen Raum stellen ( :lol: ) , was wohl passieren würde, würde man alle politischen Institutionen für ein Jahr still legen?!
Nicht hier beantworten bitte.
getintoit hat geschrieben:und selbstverständlich ist entfremdung der preis für geistige gesundheit.

Nein. Manchmal ist es hilfreich sich auszuklinken um gesund zu werden. So ist ja auch "körperliche" Krankheit im Grunde lediglich ein Ausklinken des Körpers. Das hat aber nix mit Entfremdung zu tun. Eine Auszeit brauchen ist vielmehr Resultat einer Entfremdung von sich selbst ( die durchaus auch von der Umwelt verstärkt werden kann ). Ist man sich selbst ein Fremder, wird man es über kurz oder lang auch für die anderen. Und abgesehen von einigen wahren Eremiten wird man sich selbst ein Fremder, wenn man es lange ( allen ) anderen gegenüber ist. Primat = Rudeltier
Wenn mit Entfremdung jedoch lediglich gemeint war, dass man nicht allen alles zeigen kann....naja...angenommen du hättest eine Leidenschaft für Sex-Orgien, dann würdeste deinem Chef / dem Supermarktkassierer / deiner Schwiegermutter, etc. wohl auch nicht von deinen Erfahrungen berichten, wenn du nicht recht sicher bist, dass sie seeeehr tolerant sind und/oder deine Vorliebe in der Hinsicht teilen. ^^ Not to offend you, aber das sind schon Knüller, die du da ablässt... :krass: :verwirrt: :nene:

Re: Im Sog der Weisheit

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was wohl passieren würde, würde man alle politischen Institutionen für ein Jahr still legen?!
so einiges.
verstehe die frage in dem zusammenhang nicht.
Nein
doch.

geht hier nich um ausklinken oder eremitentum o.ä.

kultur ist nicht dein freund. geistiges gesunden bedeutet (u.a.) weniger anhaftung an kulturelle spielchen und das aufdecken des kulturellen mäntelchens.

wärend andere_glauben_dies und das "macht man halt so".

überleg dir mal warum n schamane zb immer am ende des dorfes wohnt...
wärend seine stammesgenossen denken feder am hut und penisschaft sind nötig um die götter zu besänftigen, weiss der schamane das es nur "show" ist.
ein geistig gesunder wird die_notwendigkeit_kulturellen schumcks zum zwecke des darstellen des status innerhalb des bienenkorbes ablehnen.

nur mal so als beispiel...
now i am become death, destroyer of worlds.

Re: Im Sog der Weisheit

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getintoit hat geschrieben: und selbstverständlich ist entfremdung der preis für geistige gesundheit.
Entfremdung von? Anderen Menschen? Entfremdung bedingt Trennung. Ohne Trennung keine Entfremdung.

Entfremdung kann aber sicherlich helfen und als Hilfsmittel eine wichtige Funktion übernehmen. Es ist aber nicht mehr als ein Hilfsmittel...

imho schildert vik hier die wesentlichen Aspekte... toll!

Nur eines fehlt. Mitgefühl. Das ist imho der Schlüssel um Friede mit dem zu schliessen, was wir im Außen wahrzunehmen glauben. Glauben, weil es kein Außen und Innen gibt - weil alles was wir im Außen vermuten auch in uns seine Entsprechung hat.
Mao hat geschrieben:Glücklichsein
Die meisten Menschen glauben, dass das woran es ihnen mangelt, Glück ist. Das ist imho eine Illusion. Denn es ist nicht das Glück was den Menschen fehlt. Davon abgesehen kann auch Glücklichsein jede Bedeutung verlieren. Und imho auch müssen. Alles woran wir festhalten erzeugt Leid. ;)
happiness is the absence of resistance

Re: Im Sog der Weisheit

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Anderen Menschen?
das ist vllt deine interpretation, steht allerdings nirgends. wovon entfremdung nötige vorraussetzung (oder konsequenz) ist, hab ich nach ihm geschrieben.
Alles woran wir festhalten erzeugt Leid.
alles? auch das von dir vermisste mitgefühl?
oder die dichotomie trennung-vereinigung?
oder das loslassen?

usw...

das wort "entfremdung" scheint negativ zu schwingen und omg negativ das geht ja mal gar nicht klar...

(im ernst, kommt mir manchmal so vor als reden wir hier von nem elfenbeinturm herab und haben immer ne antwort...)
Zuletzt geändert von getintoit am 9. März 2010, 16:42, insgesamt 3-mal geändert.
now i am become death, destroyer of worlds.

Re: Im Sog der Weisheit

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Nicht jeder läuft von der Welt davon, um dann wieder zurück zu kehren.
ich nehme an das du damit meinst das so leute "wie wir" so etwas tun?!

nun, wie wäre es denn das mal genau anders herum zu betrachten?
für mich sind kulturelle konstrukte nicht "die welt" sondern (eben) relative und fragile konstrukte.

ganz egal ob krawatte oder kriegsbemalung, ganz egal ob staatswesen oder archaisches, das ist nicht "das leben" sondern dass was man daraus macht.
diese notwendigkeit ist aber überflüssig. ergo entfremdet sich der gesundene automatisch davon.

eben das vollständige bewusstsein für den spielcharakter all unserer lächerlichen tätigkeiten und das liebevolle aussuchen kreativerer, lebendigerer und gesünderer spiele.
now i am become death, destroyer of worlds.

Re: Im Sog der Weisheit

23
getintoit hat geschrieben: alles? auch das von dir vermisste mitgefühl?
oder die dichotomie trennung-vereinigung?

usw...
Ja, alles. imho ist das wesentlich. Alles andere blockiert. Sorgt für das Binden von Energie in Strukturen die ich Ego nenne. ;)

Und: Wenn wir die Trennung auflösen und uns unserer wahren Natur nach verhalten ist Mitgefühl das natürlichste der Welt.
happiness is the absence of resistance

Re: Im Sog der Weisheit

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ob natürlich oder nicht, kp. abert wieso lässt man davon nicht einfach los? vom mitgefühl? schliesslich sagst du das_alles_festhalten leid erzeugt.

oder wieso nicht einfach diese ganze meinung (zitat: imho) loslassen?

oder den gedanken man könnte blockieren?

oder den wunsch nach auflösung von trennung?

oder den gedanken einer "wahren natur"?
now i am become death, destroyer of worlds.

Re: Im Sog der Weisheit

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Ich trenne zwischen der Philosophie (Austausch von Worten) und der Haftung an den Ideen/Konzepten. Das eine muss das andere nicht bedingen. Es ist ein Spiel. Ziel des Spieles ist es, sich der Wahrheit[tm] anzunähern. Mir bringt das Spiel Spass. Darum betreibe ich es. Aber es ist nicht mehr als ein Spiel. Und nicht weniger. ;)
happiness is the absence of resistance

Re: Im Sog der Weisheit

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i do not get it. more input please.

muss eh mal einkaufen.

hoffe es ist halbwegs klar, worauf ich hinaus wollte. die antworten hier im forum sind imho nicht selten genau so simplifiziert und (sry) phrasenhaft wie inner bild-zeitung, tönt nur schöner.

weisheiten für den angehenden buddha in 4. schritten.

es heisst zwat das man nichts weiss, um ne antwort was_andere_ (oder alle??)aber tun sollten/könnten usw ist kaum einer verlegen.

eat this: ich würde ja empfehlen (ha!) auszusteigen aus der spirituellen quest (die imho eh nur so aussieht)
ist eh ne kreisförmige bewegung.
:pfeif:
oder zumindest vorher geeignetes vokabular erzeugen. man sieht ja hier mal wieder wie beengend sprache sein kann.

so, einkaufen machen...
Mir bringt das Spiel Spass. Darum betreibe ich es.
ich würde ja loslassen von der denke das spass etwas ist was ausreicht um etwas zu betreiben.
is doch nur ne anhaftung an spass...
:ironie:
now i am become death, destroyer of worlds.

Re: Im Sog der Weisheit

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getintoit hat geschrieben:ich nehme an das du damit meinst das so leute "wie wir" so etwas tun?!

nun, wie wäre es denn das mal genau anders herum zu betrachten?
für mich sind kulturelle konstrukte nicht "die welt" sondern (eben) relative und fragile konstrukte.

ganz egal ob krawatte oder kriegsbemalung, ganz egal ob staatswesen oder archaisches, das ist nicht "das leben" sondern dass was man daraus macht.
diese notwendigkeit ist aber überflüssig. ergo entfremdet sich der gesundene automatisch davon.

eben das vollständige bewusstsein für den spielcharakter all unserer lächerlichen tätigkeiten und das liebevolle aussuchen kreativerer, lebendigerer und gesünderer spiele.
Hmm, ich meinte auch nicht, dass man unter der "Welt" kulturelle Konstrukte verstehen muss. Du sagst es alles richtig. Sorry, es liegt einfach ein Missverstädnis vor. Unter Entfremdung verstand ich Trennung von sich selbst. Und wenn ich meine, dass man in das Leben zurückkehrt, zeige ich nur Richtung Gegenwart, weil es das für mich ist. Es heißt nicht seine Maske zu tragen und sich für die Maske zu halten. Man muss das erkennen. Danach ist aber lediglich die Maske abgenommen. Und dann sieht man erst, was man vor sich hat. Hier fängt ja alles an. Es heißt aber nicht, dass unsere zahlreichen Masken schlecht sind, sie sind einfach da und haben auch ihren Zweck.
Zuletzt geändert von vik am 9. März 2010, 17:40, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Im Sog der Weisheit

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Mao hat geschrieben:Das ganze Thema empfinde ich als sehr interessant und lehrreich. Drum: Ein Lob an diesen Thread. :2daumen: Bin ständig dabei meine eigenen Sichtweisen über den Haufen zu werfen, weil es wieder neue Inspirationen gibt, die Fragen aufwerfen.
Geht mir ebenso! Ich nehme zwar hier eine für mich untypische Rolle ein. Aber was sind Rollen, wenn es um geistige Entwicklung, neue Denkanstöße und das Auflösen tief festsitzender Paradigmen geht? Doch irgendwie erscheint es mir gerade jetzt so, als würde ich, als Individuum und Subjekt, noch völlig am Anfang stehen. So weit gekommen und doch so nah am Anfang; so macht das Leben Spaß! :freu:
SinusModul hat geschrieben:yage mach dein ding und ziehs durch wie du willst, das mach ich auch, aber verurteil nicht leute die mit deinem weg nix anfangen können.
Ich verurteile niemanden, der anders denkt oder handelt! Im Einzelfall habe ich auch kein Problem mit andersdenkenden Menschen. Im Gegenteil, sie waren mir seit jeher Inspiration für neue Denkansätze. Denn wenn die Meinungen auch noch so abwegig und unvereinbar mit dem eigenen Weltbild scheinen, so steckt hinter jeder Aussage eines jeden Menschen ein in sich stimmiges Konstrukt, welches nur auszugsweise dargelegt wird.
An diesem Punkt beent mich vielmehr die Art und Weise, wie sich zwei Welten nebeneinander aufbauen - die äußere und die innere Welt. Nun mag man gerne behaupten, beides entspringe derselben Quelle; philosophisch betrachtet vollkommen richtig, doch wie kann man immer und überall der sein, der man wirklich ist? Wie findet man sich selbst? Kommen euch nie die Gedanken, in Gesprächen oder in Reaktion auf andere Personen, ihr wärt euch fremd, indem was ihr gerade sagt oder tut? Kann man wirklich immer und überall derjenige sein, der man im Kern ist? Oder sollte man versuchen, sich so freizumachen von allem, dass man unwillkürlich reagieren kann?
Mir scheint mein Verstand, der einstmals aufgelesen hat, wie ich mich zu verhalten habe, immer noch zu sehr im Sein verankert. Ich merke, wie ich mich in bestimmten Gruppen unwohl fühle, ja geradezu verschoben und verdreht werde; unter anderen aber wiederum meine authentische Person ausleben kann.
Keine Ahnung ob dahinter soziale Defizite stehen oder ich mich unterbewusst weigere, mich anderen zu öffnen?
Jedenfalls kann man nicht überall der sein, der man ist. Und genau die Scheinheiligkeit, mit der diese Welt betrieben wird, die Art der Verschleierung, die uns falsche Wichtigkeiten aufdichtet und die Falschheit, die uns hinterrücks begegnet, sind mir grob zuwider. Ich gebe mich dem hin - gerade so viel, wie ich zu entbehren bereit bin - doch es macht mich nicht zufrieden. Es steht meinem Sein eindeutig entgegen, wird aber vorausgesetzt um in dieser Gesellschaft zu existieren.
Mao hat geschrieben:Den Trip des Lebens mit seiner Fülle und Tiefe aussprechen zu können ist das, was Dichter und Denker seit menschengedenken antreibt, sich Stift u. Feder zu schnappen, um das unmögliche zu versuchen. :schreib:
Du hast Recht! Man muss ja kein genaues Abbild schaffen. Oft reicht es, wenn man die Inspiration, welche man erfährt, zum Ausdruck bringt. Trotzdem ist es oft entmutigend, nicht mehr wiedergeben zu können, was einem widerfuhr. Im normalen, alltäglichen Leben funktioniert das immer. Wir haben ein ausreichend großes Sammelsurium an Worten, eine schier unendliche Menge an Kombinationen und ausreichend sprachliche Techniken, diese ästhethisch in ein Satzgefüge einzubauen.
Wenn man jedoch versucht Triperlebnisse zu beschreiben, beginnt man vermehrt auf Metaphern und andere rhetorische Figuren zurückzugreifen. Aber mir welchem Ziel? Ich habe schon etliche sehr gut geschriebene Tripberichte gelesen. Gerade hier, in unserem Forum, sammeln wir eine große Anzahl sehr guter und intelligenter Erlebnisberichte. Aber, wenn ich tief in mich kehre und gedanklich wie emotional versuche mein damaliges Erlebnis zu rekonstruieren, merke ich erst, wie viel dessen, was währenddessen war und als selbstverständlich galt, unterwegs verloren ging. Wie Fetzen steigen mir oft Gefühle auf, die mich an die Zeit erinnern, die ich aber nie und nimmer widergeben könnte. Es war so selbstverständlich und klar, so allumfassend und einleuchtend; ich fragte mich, wieso ich das alles zuvor nie so verstand, weshalb mir diese Verbundenheit, dieses aktivierte Areal in uns, so lange verwährt geblieben war; und jetzt weiß ich um dieses Areal, diese Ebene - wie immer man es auch nennen mag - und habe keinen Zugriff darauf. Wie ein unendlich großer und schöner Raum, in den ich dieserzeit eintrat, der mir nun aber die Pforten verschließt. Ich stehe vor verschlossener Tür und weiß nur vage, was sich dahinter verbirgt.
Mao hat geschrieben:Um mal wieder jemand es dem Forum hier zu quoten^^: "Manche Menschen leben, manche werden gelebt" Das trifft den Nagel auf dem Kopf.
Andersrum könnte man behaupten: "Manche Menschen werden gelebt und andere sind sich dessen bewusst" oder man sagt: "Manche Menschen werden gelebt und andere glauben den Einflüssen entkommen zu sein."
Ich kenne eure Meinung zum kausalen Determinismus und der Problematik des freien Willen nicht. Aber ich vertrag lange Zeit die Ansicht, das die Entscheidungs- und Kritikfähigkeit alleine aus der Komplexität der inneren Vorgänge herruht. Der einfache Geselle, welcher sich ungerne mit sich selbst beschäftigt, um den ihm zugedachten Geist auszubauen, entscheidet sehr infolge der Kausalität: Einfluss --> absehbare Entscheidung --> Wirkung. Der intelligente Mensch hat ein komplexeres System, welches Einflüsse beispielsweise mit vergangenen Entscheidungen und möglichen Konsequenzen abgleicht und dadurch schnell andere Entscheidungen entwirft. Mittlerweile bin ich mir nicht sicher, inwieweit der kausale Determinismus - die Vorherbestimmtheit des Seins - überhaupt haltbar ist.
Daher bin ich mir unsicher, inwieweit man die Zügel des Lebens selbst in der Hand hat oder der Illusion obliegt, das, was man ist, selbst - also willkürlich - zu steuern. :nixplan:

Aber ich denke das ist eine andere Diskussion!
Mao hat geschrieben:Die Welt braucht Pioniere. Warum nicht den Versuch unternehmen und das Abenteuer wagen, eben darüber zu sprechen, die Lücke aus eigener Initiative füllen, mit Leuten die noch nichts darüber wissen offen reden, in Sprache, mit Leidenschaft, die aus dem Herzen kommt und schöpferisch ist, wie dein Post hier.
Danke! :herzen:

Ein zweischneidiges Schwert; und ich stehe dazwischen...
Auf der einen Seite genieße ich das Leben und nutze jede Sekunde, lerne und lebe, genieße und entdecke; auf der anderen Seite erscheint es mir oft zu komplex, um jemals etwas prächtiges daraus schlagen zu können. Es vermischen sich so viele Gedanken in meinem Kopf, Weisheiten verbinden sich mit Gefühlen, Gedanken mit Einsichten, Prägungen durch Erkenntnisse..
Doch wo führt mich all das hin? Ich befinde mich scheinbar inmitten einer Phase des Chaos. Und ich ordne Tag für Tag. Da kann ich nur gespannt sein, wohin es mich einmal verschlägt.
Ghost35- hat geschrieben:Denn auf Trips wird man sehr weit ueber dem hinausgeschossen, was man im Normalzustand wahrnimmt, weshalb meist die einzelne Erfahrung meist nur bruchstueckhaft überbleibt oder man völlig verwirrt ist.
Ich glaube, genau darin befinde ich mich. Nach und nach werden immer mehr Gedanken angeregt, Erkenntnisse brechen über mich herein, ein Wechselbad der Gefühle. Krank fühlt es sich nicht an, es ist nur etwas unklar. Aber ich arbeite daran. Und dieses Forum ist mir dabei eine sehr große Hilfe. Immer wieder toll, die Leute hier. Ihr seid fast schon so etwas wie eine Familie. :umarm:
Erraphex hat geschrieben:Es muss keine Brücke gebaut werden, weil es Eins ist.
Und:
Erraphex hat geschrieben:Ein Zwiespalt zwischen dir und der Welt. Aufgrund von Trennung. Löse die Trennung und damit auch den Zwielspalt auf. Es gibt keine Trennung. Gab es nie.
Interessanterweise habe ich vor kurzem das Buch "Die Illusion des Ich" ausgelesen. Sehr verständlich, ebenso wie deine Beiträge. Doch existieren drei Arten von Weisheit: jene, um die man weiß, jene, die man sich vorstellen kann und jene, die man fühlt. Während ich dein Geschriebenes verstehe und mir den Zwiespalt wegdenken kann, so fühle ich aber meine Person und die Welt vordem; vielmehr noch erscheint mir die Welt da draußen als reine Wahrnehmung meiner Sinne!
Wie kann man das, was man weiß und versteht, verinnerlichen, um danach zu leben? Nachwievor fühle ich mein Ich - erkenne die Reaktionen auf Umwelteinflüsse, betrachte meine Person unter anderen Menschen; ich sage mir jederzeit, das alles Eins ist, jede Handlung meinerseits eng mit der Umwelt zusammenhängt; und doch fühle ich mich selbst und glaube, der Grund für meine Entscheidungen zu sein.
Die Lösung vom Ego und Enttarnung der Illusion des Ich erscheint mir eine der größten Aufgaben der Individuum, die jedoch nur zeitweilig wirklich umgesetzt werden kann. Oder gelingt dir das Umsetzen dieser Erkenntnis ins tägliche Leben? Und wenn ja, auf welche Weise?
Erraphex hat geschrieben:Warum sollten wir überhaupt versuchen die Erfahrung ansich zu beschreiben? Ich finde es viel interessanter, was wir aus der Erfahrung ansich gelernt haben. Und warum sollten wir uns darüber nicht austauschen? Mir hat der Austausch mit anderen Menschen sehr, sehr viel gebracht.
Natürlich können und sollen wir uns austauschen! Aber auf welche Weise: ich erkenne in meinen Beschreibungen schmerzlich die Diskrepanz zwischen dem, was ich wiederzugeben versuche und dem, was wirklich war. Nur in wenigen Momenten des Nachdenkens und Versinkens gelingt es mir, andere - und fremdartig erscheinende - Inhalt ins Bewusstsein zu transferieren. Aber wie ich bereits schrieb, sind das häufig nur Fetzen, zusammengesetzt aus starken Gefühlen und Erinnerungen; diese sind aber so dem Alltagsbewusstsein zuwiderstehend, dass sie bereits nach wenigen Sekunden wieder verschwinden. Eben das, was man dort fühlt und erlebt, erscheint mir so mannigfaltig, so immens, dass das, was hier "ankommt", oder mir im jetzigen Bewusstseinszustand, zu Verfügung steht, nahezu nichtig erscheint. Davon unabhängig profitiere ich natürlich durch meine Erfahrung. Nur legt es die Erwartungen, die ich ans Leben habe, deutlich höher.
Wobei ich mir dabei nicht sicher bin, ob sich das positiv oder negativ äußert. Aber ich sollte vielleicht aufhören zu werten. :lol:
Erraphex hat geschrieben:Klagst du nicht die Welt für etwas an, was du auch in dir wahrnimmst? Reflektion? Mitgefühl ist der Weg. Mit dir und damit auch mit der Welt.
Ich kann die Welt nicht anklagen, weil ich aus ihr hervorging. Ich bin sozusagen ein Produkt der Welt, welches mit Individualität versehen wurde. Menschliche Eigenschaften sind - menschlich; es ist also alles, wie es sein soll; und doch befinde ich mich wieder an dem Punkt, an dem die Einsicht den Gefühlen gegenüber steht. Einsichtig und tolerant bin ich. Und doch fühlt es sich falsch an. Gegenwärtig, zumindest.
Erraphex hat geschrieben:Die Sonne scheint. Sie wärmt uns. Es prickelt auf der Haut. Ja, was könnte noch näher am wahren Leben des Menschen sein?
Der Traum nach... die Vorstellung des... oder das Erleben von... ?
Das Wetter steht synonym für das tägliche Allerlei, welches mir begegnet. Und doch muss ich dir Recht geben, wenn du das Leben, als solches, beschreibst. Bei deinen Worten erscheint mir das Erleben der Einfachheit der Natur sehr erstrebenswert. Ich kann nur mit den Worten, welche sich um das Leben drehen, es aber von den Menschen fernhalten, nicht viel anfangen.
Erraphex hat geschrieben:Was ist denn das wahre Bedürnfis des Menschen?
Mao hat geschrieben:Glücklichsein
Es gibt durchaus noch andere erstrebenswerte Ziele. Das Glück ist zumeist flüchtiger Natur. Weisheit beispielsweise ist konstant, zwar verbunden mit Gefühlen, aber unabhängig als Ziel. Ich frage mich manchmal, ob es eine Art Erleuchtung gibt. Das hat mich insbesondere in dem Buch Siddhartha immer so fasziniert. Aber besteht unser Streben in der Annäherung der Erleuchtung oder gibt es einen Weg, einzusteigen? Oder ist diese Idee völlig abstrus?

Nur weiter so! :2daumen:

Edit: In der Zwischenzeit wurden 11 neue Beiträge geschrieben... ? :D
Erst mal durchlesen.
Die Realität ist Spiegelbild der Seele; wird nun das Innere verzerrt, so verschieben sich auch die Wesenszüge der Wirklichkeit.

Re: Im Sog der Weisheit

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Erraphex hat geschrieben: Mao hat geschrieben:
Glücklichsein


Die meisten Menschen glauben, dass das woran es ihnen mangelt, Glück ist. Das ist imho eine Illusion. Denn es ist nicht das Glück was den Menschen fehlt. Davon abgesehen kann auch Glücklichsein jede Bedeutung verlieren. Und imho auch müssen. Alles woran wir festhalten erzeugt Leid. ;)
Erraphex hat geschrieben:Mitgefühl
= Glück

Daran hält man nicht fest, wie an einem Ding, einem Körpergefühl, einer Idee ... Vielleicht haben wir einfach unterschiedliche Auffassungen darüber / Erfahrungen davon, was wir mit Glück meinen. ;) Wenn ich glücklich bin fehlt mir nichts. Solange es mir an nichts mangelt, hat die Frage nach dem Glück auch keine Relevanz. Auch die Frage nach dem Festhalten stellt sich mir dann nicht. Die kann erst wieder aufkommen, wenn bereits wieder ein Mangel besteht und man sich umschaut, zurückblickt und sucht.

Beispiel: Ich versöhne mich mit einem mir nahen Menschen. Danach sehne ich mich doch nicht danach zurück, wie das war, als wir uns versöhnten. Ich bin glücklich das es so passiert ist, so WAR. :nixplan:

Ich glaub es war Krishnamurti, der mal die Unterscheidung zwischen "pleasure und joy" gebracht hat. Wahres und falsches Glück, jenachdem welche Spuren es hinterlässt.

Die Frage nach dem Glück hat für mich auch noch einen Aspekt der unmittelbar mit dem von Yage beschriebenen Grund"problem" zu tun. Lebensfreude ist ein Geschenk für alle Mitmenschen mit denen man agiert. Man kann sie teilen. Hergeben, ohne was dafür tun zu müssen.

Das was jetzt kommt ist pure Subjektivität ^^ : Wenn ich irgenwo in der Einsamkeit leben würde und nichts an die Welt zu geben hätte - mein Leben wäre verwirkt. All meine Losgelöstheit vom irdischen wäre trotzdem der faktische Zwangsegoismus des Alleinseins. Der Weg den ich wähle ist der des Anredens, des Fragens, des Hergeben, des Auf-einander-zugehens - alles Dinge die letztlich nichts anderes sind als Loslassen. Der Unterschied besteht darin, dass, das, was man loslässt auch irgendwo ankommt.


peace


mao
Take pain as a game.

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