LSD - Der Brei

1
Wir befanden uns auf einer hamburger indoor goaparty. Sehr voll, sehr stickig, harter sound und eine bunte mischung an leuten. Gegen halb 1 nahmen wir (ich und sandmann664, der mich an dem wochenende besuchte und den ich davor nur aus dem internet kannte) jeder eine pappe. Gekauft von einer partybekanntschaft, die außer das die pappen gut sein sollten (was sie ja angeblich immer sind, weswegen ich darauf nicht achtete), nichts weiter sagte. Bereits nach 30-60 min fing die wirkung an. Zu der zeit befand ich mich gerade an der nahe gelegenden tankstelle um den unverschämten bierpreise entgegenzuwirken. Vorher hatten wir schon einige biere gezächt und die ein oder andere nase pep gezogen. Man kann also sagen, dass wir schon recht gut dabei waren. Wieder bei der party angekommen, verlor ich erstmal die übersicht und die leute, mit denen ich da war. Ich war also auf mich alleine gestellt und setzte mich erstmal in den völlig überfüllten, stickigen chilloutbereich, in dem es kaum sitzgelegenheiten gab, auf den nackten steinfußboden. Um mich rum entstanden als erste manifestation des trips sternförmige muster auf den boden. Nicht subtil und wegzudenken sondern äußerst intensiv und farbenprächtig. Zu diesem zeitpunkt war mir bereits klar, dass die pappen wohl sehr stark sind, denn es war vielleicht gerade mal eine stunde seit der einnahme vergangen. Die ganze party verwandelte sich langsam in einen brei.

Ein brei, der gefärbt war, von meinen gefühlen. Ich fühlte, wie sich all meine vernunft langsam verabschiedete und ich in mein unterbewusstsein abdriftete, was nun den ganzen raum ausfüllte. Die optics wurden immer heftiger. Es ist kaum zu beschreiben wie, aber das was ich sah, verwandelte sich mehr und mehr. Quietschbunt und ständig sich bewegend verwandelten sich die menschen und die ganze party in abstrakte bilder und gefühle. In meine gefühle. Die grenzen zwischen meiner persönlichkeit, die sich langsam auflöste, und der party wurden immer schwammiger. Ich war baff von der intensität und der geschwindigkeit, mit der die wirkung heftiger wurde. Sonst kenne ich (relativ gering dosierte) LSD trips eher als sehr langsam anflutend und dann langsam heftiger werdend. Ich schaute mich um, beobachtete gespräche, die ich nicht hörte, aber deren inhalt ich trotzdem verstand. Meine gefühle der party gegenüber wurden immer zwiegespaltener. Ich wollte mit der party in dem moment nichts mehr zu tun haben. Andererseits war das, was die party in diesem moment ausmachte, ich selbst. Aber ich kann ja nicht mit mir selbst nichts mehr zu tun haben wollen? Ich setzte mich in irgendeine ecke und hoffte, dass mich keiner stören würde. Ich wollte auch keine leute sehen, die ich kannte und auch mit niemanden reden. Ich fühlte mich sehr verletzlich und absolut offen für störfaktoren. Jetzt konnte ich völlig klar sehen, wie meine ichstrukturen immer schwächer wurden.

Das manifestierte sich in verschiedensten bildern, die ich sah. Tümpel, die austrockneten, blasenartige bunte gebilde, die sich aufteilten und langsam wegplatzen. Wenn ich die augen offen hatte, wurde alles was ich sah, hauptsächlich mit bunten konturen umzeichnet, die dann langsam wieder verblasten, sich auflösten und neue bunte bilder bildeten. Einzelne optische facetten von der umgebung traten in den vordergrund und bildeten dann neue bilder. Traumartig und immer im zusammenhang mit meiner stimmung. Alles war aber sehr verworren und unklar, zumal ich noch stark angetrunken war und durch das viele pep zerschossen. Probleme kamen mir in den kopf, ich sah sie vor mir. Warum wollte ich niemanden sehen? Warum war ich, bzw mein zustand und mein wohlbefinden, abhängig von der umgebung? Meine persönlichkeitsstrukturen waren viel schwächer, als ich gedacht hatte, denn sie waren abhängig von den menschen, die mich umgaben. Das wiederum verstärkte den drang, mit den menschen um mich rum nichts zu tun haben zu wollen. Ein kreislauf. Ich beschloss einfach mal tanzen zu gehen. Ein unfassbar psychedelischer zustand verfestigte sich mehr und mehr. Ich ging wieder zurück zum chillout, weil der peek bevor stand. Ich legte mich wieder in eine ecke an ein geländer. Jetzt hatte ich gar keine fixpunkte mehr im kopf.

Ich prüfte ständig nach, ob das geländer hinter mir wirklich fest war. Ich konnte nicht mehr sagen, ob es flüssig ist oder fest. Oder ob es wackelt, ob es sicher ist, dort zu sitzen. Körperlich fühlte sich das geländer am rücken eindeutig flüssig an, wenn ich es anfasste war es, als würde ich es verschiben. Der peek ist nicht in worte zu fassen. Der ganze raum war ausgefüllt mit strukturen, geometrischen spielen, emotionalen projektionen meiner persönlichkeit. Bilder und gefühle prasselten auf mich ein, ich vergaß immer mehr, wo ich mich befinde. Mein Ego war schwer angekratzt aber für eine vollständige auflösung war die dosis wohl nicht ganz ausreichend und auch die umgebung erschien mir zu anstrengend. Mittlerweile war es völlig egal, ob ich die augen offen oder geschlossen hatte. Viel von der umgebung konnte ich nicht mehr sehen. Ein einziger wirbel aus gedanken, gefühlen, farben, formen. Es war, als hätte ich eine tür aufgemacht und in einen unbekannten raum eingetreten, in dem ein buntes emotionales treiben herrschte, was völlig unberechenbar war. Laufen ging kaum noch, da ich die umgebung nicht mehr richtig erkannte. Dieser zustand dauerte einige zeit, dann lies die intensität etwas nach und ich ging mit sandmann664 ein wenig raus an die frische luft, bischen hin und her spazieren. Zu dem zeitpunkt war ich wieder etwas klarer und es war auch schon bald morgens. In diesem zustand hätte ich den heimweg wohl nicht nicht gebacken bekommen und wir gingen wieder rein in die party. Der vorangegangene peek hatte mich jedoch so stark beansprucht, dass ich nicht mehr wirklich lust hatte zum feiern. Also fuhren wir irgendwann gegen 7-8 uhr nach hause, wo sich dann langsam wieder etwas struktur aufbaute. Immernoch wellte sich alles und wabbelte in einander. Wir versuchten etwas zu schlafen, was aber eher nicht so ging. Beim runterkommen dachte ich über die probleme mit meiner freundin, die ich vor kurzen hatte, nach. Es war der erste hochdosierte trip seit dem und ich war darauf gefasst, dass das auch thema werden würde. Ich war absolut empathisch und konnte mich komplett in die lage meiner freundin versetzen, was mir einige sehr aufschlussreiche einsichten einbrachte, auf die ich hier jetzt nicht näher eingehen möchte. Gegen 10 uhr, also gut 9 stunden nach der einnahme, war ich wieder einigermaßen nüchtern, auch die optics hatten nachgelassen. Das war bisher meine stärkste erfahrung mit LSD, ob es von der dosis herrührt, kann ich nicht genau sagen. Einerseits war die pappe sicherlich extrem hochdosiert (schätze mindestens 250 mikrogramm), andererseits habe ich aber auch schon oft mehr als eine pappe genommen, die auch nie schlecht waren. Das Set+Setting hat wohl stark mit reingespielt.
Der ganze trip war insgesamt völlig anders als hoch dosierte pilztrips, die ich ja viel öfter konsumiere als LSD.
Staunen über die Fülle möglicher Erfahrungen auf diesem wunderbaren Planeten in diesem einzigartigen Leben.

Re: LSD - Der Brei

2
Was noch zu sagen wäre:
dieser trip war für mich bisher am schwierigsten in worte zu fassen, obwohl ich seit gut 8 jahren halluzinogene drogen konsumiere und ich bin beim besten willen nicht zufrieden mit meinen beschreibungen.
Hier noch ein paar fotos von der party:
Bild


Bild


Bild


Bild
Staunen über die Fülle möglicher Erfahrungen auf diesem wunderbaren Planeten in diesem einzigartigen Leben.

Re: LSD - Der Brei

6
ohn hat geschrieben:Der ganze trip war insgesamt völlig anders als hoch dosierte pilztrips, die ich ja viel öfter konsumiere als LSD.
das kommt mir auch manchmal so vor.. also hab das vorherige gelesen aber wenn du den unterschied zwischen den beiden in wenigen worten ausdrücken würdest, wie würdest du das evtl tun?^^

Re: LSD - Der Brei

7
Hmm gute frage.
Also wenn ich das in wenigen worten ausdrücken sollen würde, würde ich es eventuell folgender maßen tun:

LSD: bei jung auf der couch liegen
pilze: mit don juan im urwald rumhängen

^^
Nein, ich könnte jetzt auf die ganzen kleinen, feinen unterschiede ausführlich eingehen. Aber irgendwie ist das doch einfach zu subjektiv. LSD lässt mich zumindest bei hohen dosierungen extremer in SEHR tiefe bereiche des unbewussten reingleiten. Das ganze gleicht eher einer radikalen veränderung des kompletten bewusstseins. Pilze empfinde ich eher als flash.
Staunen über die Fülle möglicher Erfahrungen auf diesem wunderbaren Planeten in diesem einzigartigen Leben.

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 13 Gäste

cron