Re: LSD - Die Ruhe vor dem Sturm

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ohn hat geschrieben:Nun hat dieses forum einen doppel-erfahrungsbericht einer problematischen, schwierigen, extrem LSD-typischen erfahrung.
Ich habe auch beide Berichte mit großem Interesse gelesen, die Diskussionen allerdings kaum verfolgt (jeder interpretiert i.d.R. genau das rein, was für ihn gerade passt/ihm gerade passend/offensichtlich erscheint, daran wollte und konnte ich mich nicht beteiligen); persönlich fehlen mir einfach die Worte dazu. Daher von meiner Seite ein schlichtes "danke" für das Teilen eurer Erfahrung.
:bow:

Re: LSD - Die Ruhe vor dem Sturm

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Wirklich ein lesenswerter Tripbericht.
was heisst hier "lesenswert"? der trippbericht ist erstaunlich...genial!
schätze, frauen haben uns männern das wirklich voraus, solche erlebnisse intuitiv richtig zu deuten.
:bow:

was wäre passiert, hätte sie die "bonbonmasse" zerbrochen?
diese frage darf gar nicht interessieren zum zeitpunkt ihrer persönlichen entwicklung und reife...war für sie also keine frage, es war klar, sie muss alles daran setzen zu verhindern, dass dies geschieht...und sie hat den kampf tapfer gefochten......
:bow:

die geburt des "zweiten ichs/höheren selbst" (sie sagte: "die stimme im vorderen teil des kopfes"), die einhergeht mit der begegnung mit dem "kleinen hüter der schwelle" (dunkle seite des menschen/niederes selbst).......
:bow:

selbst die erkenntnis, dass nun, nachdem das höhere selbst geboren ist, dieses "nicht mehr sterben" wird, selbst wenn versucht werden sollte, die stimme/das höhere selbst zu überhören zukünftig, weiss sie doch: alles ist nun anders als es vorher war.....
:bow:

diese frühgeburt (höheres selbst) will nun wachsen und seine "ernährung" wird eine menge kraft kosten! die kraft hierzu muss und kann nur vom niederen selbst abgezogen werden. leider war und ist dieses nicht wirklich vorbereitet, hat diese kraft, die es nun dem höheren selbst zu seiner entwicklung abgeben müsste, noch gar nicht so recht entwickelt.
es wird ihm aber nichts anderes übrig bleiben, soll die sache verlaufen, wie es wünschenswert ist. das niedere selbst ist der anteil im menschen, der sich mit der regelung der weltlichen dinge auseinandersetzt und durch die bewältigung dieser angelegenheiten stark wird. und das muss es, stark sein/werden, soll es nötige kraft an "das frühchen" abgeben! das steht nun an...
und selbst diese....ahnung wird im bericht mit aller deutlichkeit angesprochen.
:bow:

da kann selbst der alte "psychedelica-erprobte hase" unendlich viel lernen von dieser frau, wenn er bereit ist, genau zu zuhören.
:bow:

Re: LSD - Die Ruhe vor dem Sturm

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Hallo S. :wink:

Puh! Erstmal möchte ich dir für den tollen Bericht danken, und dir - ernsthaft - zu diesem Trip gratulieren. Darin steckt nämlich ein unglaubliches Potential zu deiner inneren Entwicklung. Ich kann mir sehr gut vorstellen, was du da durchgemacht hast. :bow:

Eines zieht sich nun wie ein roter Faden durch deinen Bericht und deine Erfahrung: Er ist voll von Ego-Dynamiken, schmerzerzeugende Rückkopplungen im Spiegel der endlosen Selbstbetrachtung, und damit verbunden, positive wie negative Selbstverurteilungen, von denen du dich bei dieser Erfahrung offenbar noch nicht freimachen konntest. Das übliche also, und kein Grund für weitere Selbstverurteilungen. Die (ach so geniale ;), doch was bedeutet das schon) Kopfstimme ist dein innerer Monolog. Für viele ist es Ziel, diesen inneren Monolog willentlich anhalten zu können (Nicht-Tun), um innere Stille zu erfahren.... und den Spiegel der Selbstbetrachtung zu zerschlagen.

Die offensichtlichsten Passagen habe ich mal herausgestellt und mit ein paar Anmerkungen garniert... sie sprechen aber eigentlich für sich.
Ich fand das irgendwie unfair. Ohn hat bei gemeinsamen Trips schon nicht mehr als eine dreiviertel Pappe genommen und wurde hinfort gespült in ein Land der Farbenpracht, brillanten Gedanken und prasselnden Erkenntnissen. Ich hingegen ...
Ich wollte nicht viel brauchen, um viel zu sehen. Wer will schon unsensibel auf eine sensible Droge reagieren?
..verglichen mit Ohn..
Ich habe mich so schuldig gefühlt, weil ich mich in dem Glauben gewogen habe, ein netter Mensch zu sein, empathisch, wenn ich es will, humorvoll und gar nicht mal so blöde. Ich bin für alternative Energien, trage Kinderwägen die Treppen der U-Bahn hoch und runter, trete Senioren meinen Sitzplatz ab und bringe meinem Freund ein Bier mit, damit er sich freut. Ich hatte wirklich immer gedacht, nicht zu den schlechten zu gehören. Immerhin bin ich Vegetarierin.
Je schockierter ich (> über mich selbst) wurde, desto heftiger traten meine Gedanken und Gefühle auf mich ein, peinigten mich, zeigten mir immer bösartigere Winkel meiner Hölle.
LSD bestraft das Anhaften an den Spiegel der Selbstbetrachtung gnadenlos... :bow:
So sehr ich auch litt, so klar saß ein Teil meines Ichs in meinem Kopf, vorne in der Stirn und schaute auf das ganze Desaster hinab, wie ein Kommentartor im Fußballstadion. Sie kommentierte das Gefecht nicht nur, sie schrieb es mit und das mit einer Brillanz und Genialität und so unendlich geistreich, dass ein anderes Ich in mir vor Entzücken ob dieses Genies quietschte und jauchzend Beifall klatschte.
Ich musste mich einfach mitteilen, ich durfte das alles nicht an mein miserables Gedächtnis verlieren. Ich dachte mich in einen Strudel der Ohnmacht, schrieb in Gedanken exzessiv mit, bannte Gedanken auf Leinwand, inszenierte ganze Filme und verlieh mir dutzende Oskars, gab unzählige Interviews und bejubelte mich.
..analysierte meine Rolle und stellte fest: Ich bin ein Monster.
Ich schämte mich ob meiner Blindheit das alles nicht gesehen zu haben.
Ich hätte es kommen sehen müssen.
Ich wollte mich jetzt mitteilen und zwar mit der Wortgewalt und Genialität meiner Stirn-Stimme..
Es hätte eine Perfektion voraussetzen müssen, die ich im Leben niemals leisten konnte.
Jedes Zeichen brauchte seinen eigenen Schlüssel. Unzählige Zeichen ergaben unzählige Schlüssel und alles konnte einer sein. Ein Brotkrümel auf dem Bett, eine Berührung, ein Wort, eine Schwingung – alles.
'Nichts hat eine Bedeutung, außer der, die du ihm für dich beimisst.' :bow:
Ich bin nicht so schlimm, wie es schien.
----------------------------
Ich muss den Putz lösen, Löcher verspachteln und Unebenheiten abschleifen.
Das klingt gut. Mach das. (!) :knuddel:

Fürs nächste mal: Es ist nicht so oder so oder so.... Es ist! Ende.

Werde eins mit deinem Erleben. Werte nicht. Sei einfach. Das ist garnicht so einfach, und auch mir nach zich Trips immerwieder Aufgabe. Scheiß Ego eben.. ;)

Alles Gute auf deinem weiteren Weg.. :bow:

Gruß
Schuh
~ Resting in Peace ~

Re: LSD - Die Ruhe vor dem Sturm

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Hallo,

klasse beschrieben! :)


Wollte noch hinzufügen, dass die Identifikation mit dem, was man denkt/fühlt/wahrnimmt ein typisches Verhaltensmuster ist, aber keine Schande. Es ist wichtig, zu wissen, dass die Sprache des Unbewussten eine von unserer Wortsprache und unserem Verständnis oftmals völlig verschiedene ist. Das Unbewusste übersetzt symbolisch, was die aktuelle Bewusstseinslage beeinflusst (d.h. was gegenwärtig passiert oder in der Vergangenheit passiert ist / versäumt / verdrängt worden ist). Eine direkte Übersetzung und Ableitung spezifischer Schlussfolgerungen ist schwierig bis unmöglich, weshalb die Hilflosigkeit (Wo sollte ich anfangen? Und wie sollte das gehen?) nur allzu gut nachvollziehbar ist. Das Unbewusste drückt sich nicht so konkret und offensichtlich aus, wie man es gerne hätte bzw. gewohnt ist.

Die Motivation, es anpacken zu wollen, setzt viel Energie frei, doch muss diese auch richtig kanalisiert werden, damit sich das Vorhaben nicht im Sand verläuft. Die angesprochene Identifikation ist ebenso unnötig wie kontraproduktiv, da sie ablenkt, auf die falsche Fährte lockt, von Bewertung und Projektion verfälscht ist und dabei viel Energie frisst. Wo und wie also anfangen?

Wichtig im Zusammenhang mit der Arbeit an sich selbst zwecks Entwicklung war bereits das direkte Erleben während des Trips, sozusagen als Ventil. Die weitere Arbeit nach dem Trip und im weiteren Leben lautet bewusst (zu) sein und sich seiner selbst bewusst werden. Dazu gehört es, neue / unbewusste Fähigkeiten / Funktionen zur Erfassung und Verarbeitung der Welt zu entwickeln. Der Durchschnittsmensch erfasst gewohnheitsmäßig mit dem Verstand und bewertet nach bestimmten Konzepten. Er/Sie handelt und urteilt anhand seines Gefühls bzw. Lust-Unlust-Kalküls. Dadurch nimmt er aber nicht mehr wahr, als seine Konzepte zulassen/Projektionen abbilden und versperrt sich die Sicht auf das, was tatsächlich ist. Direkte Wahrnehmung und direktes Erleben sollten entwickelt werden, damit der Verstand und das Gefühl nicht mehr Dinge erfassen und bewerten müssen, für die sie nicht geeignet sind. Das ist eine Arbeit, die sehr viel Energie und Bewusstheit erfordert. Und während dieser Arbeit löst sich der Putz, verspachteln sich die Löcher und schleifen sich die Unebenheiten ab.

Ich wünsche alles Gute dabei!

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