Skkk's / Von schwarzen Strudeln, Lichtstrahlen und dem Jetzt

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Von schwarzen Strudeln, Lichtstrahlen und dem Jetzt


Nach der schönen Erfahrung vom Freitag fühlte ich mich fast gezwungen, auch endlich einen Tripbericht zu schreiben.
Viel Spass beim Lesen!

In mir kam wieder ein Verlangen nach einer starken psychedelischen Erfahrung auf. Der letzte Trip lag jetzt ungefähr 3 Monate zurück und der letzte Pilz-Trip sogar mehr als ein 1.5 Jahre. Die ganze Woche habe ich gearbeitet und die nächste ist Ferien angesagt. Optimal!
Wir haben uns für Skkk’s entschieden, weil wir gerade ein paar von einem Kumpel kaufen konnten. Ein Freund musste leider kurz vor dem Unterfangen absagen.
Am Freitagnachmittag finden wir uns dann zu dritt in B.‘s Wohnung ein und rauchen erst mal gemütlich ein paar Tüten zur Einstimmung. Einen groben Plan für die nächsten paar Stunden geschmiedet und gleich mit dem abwiegen der Pilze angefangen.


Ein Anfluten, schneller als Speedy Gonzales Spitzkegliger Kahlkopf sagen kann
17.45 Uhr A. nahm 0.9g, B. und Ich 1.15g. Noch unsicher, ob die Dosis auch ausreicht, um eine starke Erfahrung zu erzeugen, machen wir uns auf den Weg. Das Ziel war der nächstgelegene Hügel in der Umgebung. Einmal mehr fragen wir uns, was Drogenwirkung und was Placebo ist. Die Farbe der gelborangen Blätter erscheint mir jedenfalls kräftiger als sonst. Oben angekommen setzten wir uns leicht erschöpft auf eine Bank. Rucksack abgezogen und gleich darauf macht sich eine Erleichterung breit, die sich jedoch schnell wieder verflüchtigt, weil die Pilze anfangen ihr Fest zu zelebrieren.
Innerhalb weniger Minuten verstärken sich die Optiks extrem. Ich bin mir eher das sachte Anfluten von Acid gewöhnt. Das Gras beginnt schon wellenartige Bewegungen zu vollziehen, während die Bäume ihre Äste wie ein Oktopus beim Raven herumwirbeln. Unsere Koordination ist stark eingeschränkt. Alle berichten von einem alkoholähnlichen Torkeln. Einige Schritte getan und sogleich offenbart sich ein wunderschöner Anblick, Sonnenuntergang! Nach einigem staunen macht sich eine leichte Verpeiltheit bemerkbar. Unsere Gespräche verlaufen sehr nebeneinander und kaum Einer versteht den Andern.

Eine Reise ins Herz der Zivilisation
A. äussert seinen Wunsch doch wieder in die Wohnung zu gehen, weil er kalt bekommt. Nach einigem herum argumentieren lassen wir uns doch überreden den Heimweg anzutreten. Vor uns lag ein einfacher 20min Weg durch die Stadt. Jedenfalls nüchtern. Verpilzt sieht das Ganze schon wesentlich anders aus! Beim Hinunterlaufen ergötze ich mich am Anblick der verzauberten Natur. Die Untergehende Sonne erzeugt eine wunderschönen Glanz auf allen Dingen. Wolkenfetzten bilden geometrische Strukturen. Ich frage mich, ob es Goethe nicht verrissen hätte auf Pilzen diesen Anblick zu geniessen. Soviel Schönheit….. :herzen: :fruehling:
Als die ersten Autos vorbei fahren fühle ich mich wie Raul Duke in Las Vegas. Reizüberflutung par excellence! Angst verspüre ich nicht. Eher ein draufgängerisches „das wird ein Spass“. Zum Glück haben wir B. der hier aufwuchs. Er kennt den Weg blind. Mir wäre es unmöglich gewesen die Orientierung zu behalten. Einige Menschen laufen an uns vorbei. Eigentlich sind es nur vorbeiflitzende verzerrte Gesichter. Doch jeder dieser Dinger hat seine Geschichte. Ich mach mir Theorien wie sie leben, was sie arbeiten. Das letzte Stück geht es steil einen Nebenweg nach Oben. Wir müssen fast klettern. Oben angekommen macht sich wieder eine angenehme Erleichterung breit. Nach Unten laufen fühlt sich so leicht an. Fast schwebe ich. :angel:

Schwarzes verschlingendes Etwas
In der Wohnung angekommen, ist nichts mehr wie zuvor. Die Decke, der Boden und die Wände verformen sich ständig. Nichts ist statisch, alles fliesst. Mein ICH wird immer durchsichtiger. Entscheidungen überlasse ich den andern, während ich zum Beobachter der seltsamen Szene werden. A. dreht eine Tüte und die Truppe macht sich auf den Weg zum Balkon. Der Weg ist sehr dunkel, weil wir vergessen haben das Licht anzuschalten. Einfach alles ist schwarz. Ich versuche aufzupassen nicht in die riesengrossen halluzinierten Löcher zu fallen. Der Balkon kippt auch leicht nach vorne, deshalb lehne ich mich an die Tür. Das Gras verstärkt die Wirkung noch einmal deutlich, obwohl ich nur zwei, drei Züge nehme. Jetzt gibt es nur noch einen Tunnel. Wie eine lange schmale Brücke und auf beiden Seiten nur Dunkelheit, Nichts. Dieser Brücke folgend erreiche ich ziemlich verwirrt B.‘s Zimmer.
Seine Wände hat er sehr ausgefallen mit Wachsmalstiften bemalt und überall hängen Poster von Metalbands. Ich leg mich auf das Sofa, um ein bisschen in mich zu gehen. Doch an einer Zeichnung bleibt mein Blick hängen. Eine farbige Schlange verbeisst sich in einer Pokerkarte. Sie tritt sicher einen Meter aus der Wand heraus und übt eine hypnoseartige Wirkung auf mich aus. An die nächsten 30 Minuten kann ich mich kaum mehr erinnern. Es war einfach alles ein riesiger Strudel, der zugleich alles wieder verschlang. Ein durcheinander-, übereinander- und nebeneinanderschlingelndes Etwas. Immer wieder durchfahren mich leichte elektrische Schläge. Energie durchfliesst meinen Körper.

H.R. Giger
B. streckt mir ein riesiges Buch entgegen. H.R. Giger’s Necronomicon.

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Dieses Bild drückt genau dieses Etwas aus. Kalt, Verwirrend, Ästhetisch und Intelligent.



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Wieder andere Bilder besitzen eine so unglaublich intensive Farbe, dass es fast schon zu viel der Schönheit ist.



Wir versuchen nun unseren Plan, von vor einer Ewigkeit, in die Tat umzusetzen und Herr der Ringe verpilzt zu geniessen. Die gespielten Emotionen der Figuren werden direkt auf mich übertragen. Ist die Szene hell und freundlich, geschieht dies auch mit mir, wird sie dunkel und bedrohlich, bekomme ich das sogleich zu spüren. Die Bärte und Frisuren verziehen sich bis in die Unendlichkeit und auch der Raum verändert ständig seine Grösse. Es vergehen nicht mal 15min bis wir uns einig sind, das es zwar zu Beginn interessant war, es jedoch zu schade wäre den Trip vor der Glotze zu verbringen. Es war ja erst 9Uhr. Mein Kopf hat sich langsam geklärt und die Verwirrung lässt recht schnell nach. Ich stöbere noch ein bisschen im Necronomicon, wobei mir die schöne Symmetrie auffällt.

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Dieses Bild sollte den Rest des Abends prägen.
Dualität, Gut/Böse, Angenehm/Unangenehm. Und vor allem die Linie in der Mitte, die beide Seiten verbindet.
Jetzt aber ab nach draussen. Weil es langsam kälter wird, leihen wir uns Kleider von B.. Ich nehm mir einen langen gemütlichen Zaubermantel. Meine Hände versinken in den langen Ärmeltaschen. Ein warmes Gefühl von Heimat überkommt mich. Wie angenehm doch Ärmeltaschen sein können.
Wir müssen ziemlich seltsam ausgesehen haben. Zwei Tüppen mit verfilzen Haaren und ein Zauberer!

Askese und Reflektion
Ich werde immer introvertierter und denke über viele Dinge nach. Wie ein Asket versuche ich ein bisschen für mich zu sein. Der Sternenhimmel sieht gigantisch aus und erinnert mich daran, dass die Menschen vor tausenden von Jahren genau das gleiche erblickt haben. Wir sind so vergänglich, Schall und Rauch, doch Planeten sind Titanen, die steinalt werden. Am See angekommen, blicken wir vergnügt auf die Spiegelungen der Lichter auf dem Wasser. Ein weiterer Joint wird angezündet. :joint:
Der Rauch schmeckt sehr angenehm und macht Lust auf mehr. Doch leider liegt das restliche Gras im Zimmer. Egal, rauchen können wir später genug. Ein Steg zieht mich in seinen Bann. Dort will ich hin! Zum Glück habe ich wieder das nötige Gleichgewicht, um nicht ins Wasser zu plumpsen. Losgelöst vom Festland überkommt mich ein Freiheitsgefühl. Wir sind doch alle auf dem gleichen Boot. Jeder versucht auf seine Weise durch das Leben zu gehen, doch der Weg bleibt der gleiche.
Wieder auf festem Boden angelangt, legen wir uns hin und ich schliesse meine Augen.

Geometrie des Göttlichen
Geometrische Strukturen treten in mein Bewusstsein. Sie verformen sich zu einem Ball bestehend aus reinem Licht, genau auf der Höhe meines Solarplexus. Ich spüre das in jedem Wesen, ja sogar in jedem Objekt dieses Licht vorhanden ist. Eine Euphorie macht sich breit. :hurra:
Dann tritt ein riesiger, unendlich langer Lichtstrahl in den Vordergrund. Dies muss die Lebenslinie sein. Sie ist fast Symmetrisch. Auf beiden Seiten Fraktale.
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Ähnlich dem Bild hier.
Nur aus reinem weissen Licht und in der Mitte im stärker werdend. Bis in die Unendlichkeit. Die beiden Seiten interpretiere ich als die Dualität. Die Mitte, als die Auflösung dieser. Wer in der Mitte steht, befindet sich genau im Augenblick. Ich versuche alles loszulassen. Alle Bilder und Konstruktionen einfach fallenlassen. Mein Denken verstummt abrupt, wie ich es vom meditieren her kenne. Doch auf Psychedelika ist die Intensität und das ganze Erleben extrem verstärkt. Ich reihe mich ein in diesen Lichtstrahl, wie ein fehlendes Puzzlestück. In dem Moment hört mein ICH auf zu existieren. Es gibt keine Reibung mehr mit dem Augenblick. Eingegliedert in dieses Etwas spüre ich nur noch Energiewellen die mich durchzucken. Eine Klarheit überkommt mich und ein Urvertrauen. Wenn man sich nur in der Nähe des Jetzt befindet, kann nichts passieren.
Die ganze östliche Philosophie wird nun greifbar. Es sind keine leeren Worte mehr. Alles Schlechte und Gute löst sich hier auf. Erst wenn das Denken wieder überhandnimmt verstrickt man sich in Probleme bezüglich der Vergangenheit und der Zukunft. Kosmisch betrachtet sind unsere Alltagsprobleme nicht mehr als ein Witz. Unnötige Verstrickungen in Konstruktionen, die wir uns selber bauen. Ein Satz von Thomas D. fällt mir ein. „Egal was dir Angst macht, du gibst ihm die Kraft dafür“. Wahre Worte!


Erwacht und Ausgeglichen
Mein Empfinden kommentiere ich wieder am besten mit einem H.R. Giger Bild.
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Geklärt, und harmonisch mitschwingend im Jetzt.
Wir philosophieren über den Augenblick, Kontrolle und den freien Willen. B. (Nitzsche Anhänger) ist der Meinung ,dass es langweilig sei die Kontrolle abzugeben. Erstrebenswerter ist es die totale Kontrolle zu erhalten und somit seine Zukunft alleine zu bestimmen. Ich wiederspreche ihm und empfähle ihm einfach mal loszulassen. Kontrolle ist oft nicht mehr, als eine Illusion.
B. will nach Hause, um zu pennen. Er mag es auf Psychedelika einzuschlafen. Wir machen uns also wieder auf den Rückweg. Es muss ungefähr 22Uhr sein.
Bei allen Dingen denen wir begegnen, seien es Bäume, Menschen oder Abfalleimer, spüre ich das sie verbunden miteinander sind. :umarm: Ähnlich wie Wellen, wenn man einen Stein ins Wasser wirft, bilden sich hier materielle Manifestationen dieses Lichtstrahls.
Wieder in der Wohnung angekommen rauchen wir uns ordentlich ein. Während ein Konzert von The Doors über den Bildschirm flimmert, macht ein Chillum die Runde. Wir sind uns alle einig, dass Jim Morrison im Bus ist :irre:
24Uhr. Breit und langsam erschöpft, kuscheln wir uns unter die Bettdecken und gleiten ab ins Reich der Träume.

Den nächsten Tag beginne ich erfrischt und mit neuer Energie geladen… :jepi:
Zuletzt geändert von Oi! am 30. Dezember 2009, 20:20, insgesamt 1-mal geändert.
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