Nächte mit Mary Jane (Sammlung)

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Gestern Abend ereignete sich eine Geschichte, die hier nun erzählt werden soll. Ich verspürte in mir wieder das Bedürfnis, einen Abend mit Mary Jane zu verbringen um sie zu verführen, mich von ihr verführen zu lassen, zu tanzen, zu lieben, sie, mich, die ganze Welt und mit ihr auf den Wogen der Schöpfung zu spielen, wie wir es schon früher gemacht haben. Ich rauchte zwei kleine Pfeifen gefüllt mit ihrem grünlichen Körper, wartete, atmete, sah sie erscheinen, streckte ihr freudvoll meine Arme entgegen, doch sie kam wie ein Feuersbrunst und raste durch meinen Geist. Vielleicht war ich nicht richtig vorbereitet, vielleicht war es auch die seit einigen Tagen andauernde Verwirrtheit oder vielleicht auch einfach die immer noch vorhandene Angst in mir, welche mich gestern in extreme Wirrnis glitten ließ. Immer mehr Energie durchströmte meinen Körper, ich spürte die herauf dämmernde Ekstase, machte mich bereit, wollte mich hingeben, sie Begrüßen, doch dann, aus dem Nichts, knallte ein Orkan von Energie durch mein Gehirn und plötzlich war alles anders. Mein Gehirn fühlte sich verletzt an und ich hatte das Gefühl, dass durch den starken Energieschub eine Ader geplatzt ist....ah....Fallstricken des Egos welches erbärmliche Angst hat sich aufzulösen. Im Gegensatz zu früher war ich mir nicht völlig sicher, dass ich nun sterben werde, aber ein wenig beunruhigt war ich schon. Ich schrieb noch eine letzte Zeile auf den Block neben mir, welche von der Erkenntnis bedingungsloser Liebe handelte, für den Fall, dass nun doch das Ende erreicht ist und legte mich hin. Ich wanderte ein wenig auf dem Pfad zwischen Leben und Tod (wobei Tod nicht das Nichts sondern ein anderer Zustand, jenseits unseres Seins war) sah mal wieder den Zerfall aller Ansichten, die Menschen haben können, entlarvte das Leben als Spiel, was die meisten nicht als Spiel erkennen und musste über meine eigene Angst lachen. Immer noch ein Narr, immer wieder verwirrt, immer wieder vergessend, was das wichtige ist. Langsam legten sich die Wogen meines rasenden Geistes wieder und ich erkannte wie mich in weiter Ferne ein alt bekannter Freund anlächelte, den ich diesmal nicht begrüßen konnte und schrieb folgende Zeilen nieder:
"Oh Ewigkeit, ich sehe dich am Horizont freudig auf mich wartend. Doch heute bin ich noch fern und spüre das mich verzehrende Gefühl wieder bei dir zu sein. Bald, mein Freund, wird der Tag kommen, an dem wir wieder zusammen tanzen werden."
Langsam erreichte ich wieder schwankend das Ufer meiner Welt, zurück kehrend, wie ein Matrose, der kurz nach verlassen des Hafens, durch ein plötzlich aufkommenden Orkan, Schiffsbruch erlitten hat. Betrachtete noch ein wenig die Wirren meines Geistes und die Wirren, zu denen jeder Geist im Stande ist und wurde von tiefem Mitgefühl erfüllt. Mitgefühl für all jene, die noch verloren sind in ihren selbst erbauten, glanzlosen Welten und wünschte mir, dass jedermanns Geist sich öffnen möge, für den strahlenden Glanz der Ewigkeit.
Ich schrieb weiter "Alle Weltbilder müssen sterben und ihren Platz im Geiste der Menschen freigeben, für das Alles sanft durchdringende Gefühl der bedingungsloser Liebe. Jagt alle Metaphysik zum Teufel. Der Himmel weilt im Herzen der Menschen."
Langsam wurde ich eingewoben in den Schleier des Schlafes und erlöst von dem Gefühl, der verpassten Ekstase.

Nun sitze ich hier und fühle mich noch immer ein wenig verspannt und unfrei. Denke daran, dass ich wieder aus Angst und Wirrnis einen Moment der Befreiung vorbeiziehen habe lassen, lese auf meinen Notizen der letzten Nacht den Satz "Eine der größten Vergehen der Menschheit ist es, Ekstase mit Schuld zu verbinden."
Wie wahr. Doch in jedem Menschen liegt auch das Potenzial sich zu befreien, egal wie groß die Fesseln sind, die einen an finstereren Orten binden. Ich schließe dich Augen und sehe in der Ferne schon wieder meinen alten Freund lächeln.....bald mein Freund werden wir wieder tanzen.....bald.
Zuletzt geändert von Phönix am 28. Dezember 2009, 13:48, insgesamt 1-mal geändert.
"Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, so erschiene dem Menschen alles, wie es ist: unendlich. Denn der Mensch hat sich selbst eingesperrt, so dass er alle Dinge nur durch die engen Ritzen seiner Höhle sieht.“
(William Blake)

Re: Nächte mit Mary Jane (Sammlung)

3
Der Mystiker spricht:
Großartig. Herrlich. Einfach wunderbar. Ich habe es gesehen, das Netzwerk der Liebe :herzen:. Es ist überall. Tranzdimensional, Zeitlos, unendlich. Was ist passiert ?

Rückblende:
Vor ein paar Tagen rauchte ich mit meiner Freundin eine mehr als reichlich gefüllte Tüte und wir waren zu zweit nach der Hälfte dermaßen gut bedient, dass die andere Hälfte liegen blieb. Nachdem jetzt die letzten Tage in nüchternder Besinnlichkeit verbracht wurden, lachte mich dann doch gestern Abend die verbliebene Hälfte an und ich war ziemlich zuversichtlich, dass die verbliebene Menge für nen guten Abend doch sicher ausreichend sein würde. In angenehmer Atmosphäre rauchte ich und stimmte meinen Geist durch einige Mantras auf das Thema Liebe ein und Liebe war das zentrale Thema des Abends. Ich stellte mir die Frage, welche Raja Ram in einem Interview wie folgt formulierte: "16 Milliarden Jahre später. Was haben wir gelernt ?". Oft sieht man nur, wie die Menschen gelernt haben, Kriege zu führen, Kriege zu rechtfertigen und wie in schicker Fassade man Leid in die Welt bringen kann, aber das ist nicht alles. Liebe ist überall, nur verstand ich nicht, wie ich sie erreichen kann, doch die Antwort ist so einfach. Wir sind Teil der Liebe, nicht getrennt von ihr, müssen sie nicht erreichen uns nur öffnen und dann sah ich es, das Netzwerk der Liebe. Ich tauchte ein, wurde Teil des Netzes, nahm, gab, wurde geliebt, liebte und sah, dass alles ohne Anstrengung passiert. Ein Wesen, wie ein großer Schmetterling aus Licht umkreiste mich, half mir, beobachte mich, ließ mich mich verbinden mit dem was ist und ich sah, die Zukunft unserer Gefühle. Das Netzwerk der Liebe wurde transparent und der Magier begann erste zögernde Schritte in astralen Welten, jedoch war seine Sicht noch zu trüb und der Mystiker klingt sich wieder ein, in das Netz der Liebe, dankte und schrieb auf einen Zettel:

Liebe und du wirst glücklich.

P.S.: Dies sprach der Mystiker. Doch nach den letzten Diskussionen hier, mag es den einen oder andern interessieren, was der Skeptiker spricht. Nun denn, der Skeptiker spricht:
Pff.....was soll ich denn dazu sagen. Sind doch wunderbare Erfahrungen, was soll ich mich da einmischen. Hab Spaß, das ist nicht mein Gebiet ;).
"Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, so erschiene dem Menschen alles, wie es ist: unendlich. Denn der Mensch hat sich selbst eingesperrt, so dass er alle Dinge nur durch die engen Ritzen seiner Höhle sieht.“
(William Blake)

Re: Nächte mit Mary Jane (Sammlung)

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ja....haschisch ist ein starkes psychedelikum.
zumindest für den, der durch chronischen konsum keine toleranz für den stoff ausgebildet hat.

sehr schön die erfahrungsberichte, die uns charles baudelaire hinterlassen hat ("die dichtung vom haschisch").
zu seiner zeit war es eher üblich, das haschisch in grossen portionen zu essen (1 oder 2 oder 3 gramm schwarzer afghane...und dann lieber zu seltenen, ausergewöhnlichen anlässen) anstatt knochentrockene euro platten wie junkfood tagein tagaus zu konsumieren....
:baeh:
die erfahrungsberichte berichte lesen sich daher folglich eher wie die berichte von tryptamin-usern....
sehr lesenswert!

Re: Nächte mit Mary Jane (Sammlung)

5
Genau das möchte ich mit meinen Berichten, welche hoffentlich nach und nach ergänzt werden, zeigen. Im richtigem Setting kann auch Hanf mächtig sein. Meistens ist die bedeutende Phase sehr viel kürzer als bei anderen Substanzen, zumindest wen nur eine mittlere Menge Hanf geraucht wird. Evtl. werde ich mal bei Gelegenheit Experimente mit größere Mengen oral versuchen um gerade an die Experimente von Menschen wie Baudelaire anzuknüpfen. Ich bin gespannt :).
"Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, so erschiene dem Menschen alles, wie es ist: unendlich. Denn der Mensch hat sich selbst eingesperrt, so dass er alle Dinge nur durch die engen Ritzen seiner Höhle sieht.“
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