[Methylone + 2C-E] Alien Experience

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Hauptdarsteller: Kollega et moi

Schauplatz: Hauptsächlich die Bude meines Kumpels

Dosis: je 250 mg Methylone, später ca. 17-18 mg 2C-E pro Person

Vorabinformation:
Ich versprach mir von der Kombination, dass sie ähnliche Auswirkungen haben würde, wie die Kombination von MDMA und 2C-B, welche ich zuvor schon mehrmals in unterschiedlichen Dosierungen ausprobiert hatte – nur halt etwas stärker. Diese Erfahrungen waren alle sehr schön und angenehm, wobei ich nie den Bodenkontakt verloren hatte und zu jeder Zeit geerdet war. Die Kombination hatte meist gute Synergieeffekte (sofern nicht zu viel MDMA im Spiel war). Zuvor hatte ich eine Erfahrung mit 15 mg 2C-E, welches ich auf dem Plateau eines (relativ schwachen) 2C-B Trips mit ebenfalls 15 mg einsetzte. Diese Erfahrung war zwar intensiv, lag aber deutlich hinter anderen Erfahrungen zurück. Dass ich mit der Kombination von Methylone und 2C-E über das Ziel hinausschießen würde, hatte ich nicht im geringsten erwartet. Ich erwartete einen starken Trip. Was ich bekam, war ein radikaler Abriss bis auf die Grundmauern.

22 Uhr:
Der Freitagabend begann mit einem kleinen Konzert in der Stadt. Das war eine gute Gelegenheit, um Methylone zum ersten Mal zu testen. 250 mg in einer Flüssigkeit aufgelöst, erste Anzeichen einer Wirkung nach etwa 20 Minuten (wenn man davon absieht, dass ich sehr langsam an meinem Getränk genuckelt habe – Apfelschorle und Methylone ist sicherlich nicht die optimale Kombination). Die Wirkung kam sehr angenehm und klar. Eigentlich wie MDMA, aber ich kam mir nicht so weichgespült und matschig in der Birne vor. Das Zeug machte mich sehr zufrieden und glücklich. Musik ging schön unter die Haut. Kurzzeitig hatte ich sogar ein wenig Augenzittern, wenn ich die Scheinwerfer hinter der Bühne fokussierte, was ich sehr genoss. Am Samstagnachmittag merkte ich irgendwann, dass ich mir wohl doch ein bisschen auf den Backeninnenwänden rumgeknabbert hatte, aber nicht so, dass sie offen waren und schmerzten. Um ca. 0 Uhr war das Konzert vorbei und wir liefen zurück zur Wohnung meines Kumpels. Die Wirkung war konstant, stabil und angenehm.

Ca. 0:30 Uhr:
Ich teilte das 2C-E in zwei etwa gleichvolle Gläser auf (hatte bereits zu Hause zwischen 34 und 36 mg schwankend in einer Wasserflasche aufgelöst) und trank innerhalb weniger Minuten aus. Neben dem Methylone basierte mein Zustand auf drei oder vier Bier. Mein Kumpel erzählte mir am nächsten Tag, dass ich ihn animierte, sein Glas auszutrinken, weil ich unmittelbar nach dem Leeren meines Glases bereits etwas vom 2C-E merkte – verflucht schnell. Wir gingen in die Küche, mixten einen White Russian, platzierten uns wieder auf der Couch, ich nippte am Glas...

Was dann passierte: Keine Ahnung, keine Erinnerung. Auch mein Kumpel sagte später, dass er, nachdem er sein Glas geleert hatte, erst mal eine Zeit lang keine Erinnerung mehr hatte. Zeitangaben ab hier nicht mehr möglich. Die Reihenfolge spielt nur eine untergeordnete Rolle.






Der seltsam deformierte Fleischklumpen mit dem Gesichtsausdruck eines Psychopathen neben mir stellte sich bei genauerem Hinsehen als mein Kumpel heraus. Im selben Moment schien sich in seinen Gedanken wohl etwas ähnliches, wie in meinen abzuspielen. Er realisierte mich und reagierte spontan: „AHHHH, Musik aus!“

Das war der erste Moment nach was weiß ich wie viel Zeit, in dem mir meine Situation richtig bewusst wurde. Die Musik, die die ganze Zeit gelaufen war, existierte bis dahin einzig und alleine in meiner Vorstellung und war so etwas, wie die Quelle aller Eindrücke, die zu dem Zeitpunkt auf mich einwirkten – unbeschreiblich skurril. Jetzt bemerkte ich erstmals, dass meine Gedanken getrennt davon existierten. Ich befand mich wohl für unbestimmte Zeit irgendwo in den tiefsten Tiefen meines Unterbewusstseins. Mir wurde langsam klar, dass ich bei meinem Kumpel im Wohnzimmer auf der Couch saß, und dass das 2C-E mir die gewaltigste Schelle gegeben hatte, die ich jemals von einer Droge bekommen habe. Der Knall stellte alles bisher da gewesene in den Schatten. Mein Kumpel stand mitten im Raum und fragte mich: „Was gibst Du mir für ein Zeug?“ – „Ich hab keine Ahnung.“ Ungläubiges Kopfschütteln (nicht zum letzten Mal im Rahmen dieser Sitzung). Weiter konnte die Konversation nicht geführt werden, weil wir beide sofort wieder in einen Strudel hineingerissen wurden. Ich konnte noch beobachten, wie er sich an den Kopf fasste, sein Unterkiefer klappte runter und weg war er. Und weg war ich…

Die optischen Veränderungen, die ich wahrnahm, waren so aggressiv und aufdringlich, dass es unmöglich war, sich ihnen zu entziehen. Ich versank regelmäßig und hoffnungslos in ihnen, sobald mein Blick auf irgendetwas fiel. Ich kann mich an den schwarz-weißen, mit zackigen Pflanzenmustern gezierten Vorhang erinnern, der sich wild und ununterbrochen immer wieder selbst produzierte und alles, was sich vor ihm befand, in sich hineinschlang. Saß ich auf der Kloschüssel (Pipimachen im Stehen wäre grob fahrlässig gewesen), so war ich sofort dem Muster der Fußabtreter und den sprudelnden Fließen im Bad schutzlos ausgeliefert. Ich verlor mich in Sekundenschnelle in ihrem unkontrollierten Treiben. Pinkeln wurde zur Nebensache und fühlte sich an wie ein abstrakter Vorgang, der irgendwo in einem in sich geschlossenen System stattfand – wie eine Maschine, bei der irgendwo Öl ausläuft. Die Rauhfasertapete im Wohnzimmer war noch relativ angenehm und unaufdringlich, aber auch hier hatte ich nicht den Hauch einer Chance, dem Strudel, der ständig alles aufsog, zu entkommen. Es war unmöglich, einem Gedanken nachzugehen oder etwas logisch zu konstruieren, weil ich sofort von diesem unendlichen System (wie ich es später nannte) übernommen wurde. Es beanspruchte meine volle Aufmerksamkeit für sich, ob ich wollte oder nicht und die optischen Reize waren wohl ein Mittel, um mich bei der Stange zu halten. Es war unvorstellbar stark. Ich hatte manchmal das Gefühl, ich sei darin gefangen.

Irgendwann hatte ich eine Vision oder eine Einsicht. Aber eigentlich konnte ich überhaupt nichts damit anfangen und ich kann es noch immer nicht. Leider ist es mir nicht mehr möglich, die Idee der Vision vollständig zu rekonstruieren. Es ging um dieses omnipräsente, übermächtige System. Ich fand mich in einem unendlichen Prozess wieder, welcher sich mir laufend, sich immer wieder selbst erneuernd und aus sich selbst speisend, offenbarte – so etwas, wie ein Perpetuum Mobile der Gedanken. Es begann im Kleinen und vergrößerte sich schlagartig exponentiell bis in die Unendlichkeit. Sobald die Multiplikation begann, hörte der Verstand auf. Das System zu verstehen war unmöglich, weil es viel zu komplex war. Jeder Versuch, es zu verstehen, führte in die Unendlichkeit und war zum Scheitern verurteilt. Mein Einsichtsvermögen war nicht dafür geschaffen. Diese Vision war einerseits vom intensivsten Gefühl absoluter Freiheit und Klarheit begleitet. Andererseits irritierte mich die Information, weil ich damit nichts anfangen konnte und die Vorstellung, dass man gedanklich in einem solchen System gefangen sein könnte, löste eine kurze aber heftige Schockwelle in mir aus. Es war, als ob ein kleines Kind die warnenden Worte hört: „Nur anschauen, nicht anfassen!“ Auf Psychonauten-Deutsch vielleicht soviel wie: Nur erfahren, nicht darüber nachdenken, geschweige denn es logisch nachvollziehen (wollen).

[Anmerkung ca. einen Monat später: Rückblickend, nach viel Überlegung, könnte es sich bei dieser Einsicht um einen Gedankengang gehandelt haben, der auf einem heftigen Pilztrip mit Hawaiianern vor rund 10 Jahren schon einmal entstand und für Verwirrung sorgte. Bei dem Versuch, durch Nachdenken zu verstehen, was in dem Moment passierte, kam ich damals auch nicht weiter. Mir schwirrte eine Zeit lang die Gleichung dicht sein = denken im Kopf herum. Kurzzeitig verstand ich, sobald ich jedoch nachdachte, wurde die Erfahrung blockiert. Nachdenken wurde wiederum durch den intensiven Einfluss der Pilzwirkung auf mein Denken unterbrochen und so bewegte ich mich ständig im Kreis, ohne zu einer Erkenntnis zu kommen. Es bereitete mir Unbehagen und verdrehte mich, da ich nicht in der Lage war, zu verstehen, aber auch nicht davon ablassen konnte, es weiterhin zu versuchen. Heute interpretiere ich die o.g. Gleichung so: „Dicht sein“ ist gleichzusetzen mit geistig unklar, in einer Art Traumzustand / Illusion, die Unfähigkeit, bewusst wahrzunehmen. Genau das wird durch ständiges Denken bewirkt. Dadurch dass der Geist rastlos von einem Gedanken zum nächsten getrieben wird, indem er sich ständig mit etwas beschäftigen muss, kann er nicht bewusst wahrnehmen, was im Hier und Jetzt passiert. Das heißt, Denken schließt die gegenwärtige Erfahrung aus. Es gibt aber viele Sachverhalte, – und dazu zähle ich gewisse Aspekte eines außergewöhnlichen Bewusstseinszustandes, der durch eine psychedelische Substanz ausgelöst wird – welche sich rational nicht erklären lassen, sondern nur erfahren im Sinne von gefühlt oder beobachtet werden können. Sobald ich anfing, zu denken, war die Erkenntnis aus der Erfahrung automatisch weg. In dieser Gedankenschleife hing ich sehr lange fest, ohne zu wissen, was sie zu bedeuten hat und wie ich da wieder rauskommen kann. Es war zum Verzweifeln. Denken schließt manche Erfahrungen per Definition aus. Das bedeutet umgekehrt, wenn ich das Nachdenken eingestellt hätte, hätte die Erfahrung weitergehen können (weil im Umkehrschluss per Definition nicht denken = bewusst erfahren / wahrnehmen bedeutet) und ich hätte den Trip nicht blockiert. Mit anderen Worten: Nachdenken und bewusste Erfahrung schließen sich gegenseitig aus – ein perfekter Widerspruch.]

Ähnlich erging es mir bei dem Versuch, mir zu erklären, was eigentlich passiert war. Egal wo ich versuchte, das Erlebnis anzupacken, es gelang mir nicht. Es war für mich so abstrakt und unvorstellbar, dass ich keine Möglichkeit hatte, es zu fassen zu bekommen. Ich sah dies gewissermaßen auch ein, aber trotzdem geriet ich immer wieder unbemerkt darüber ins Grübeln. Selbst wenn ich mich daran erinnerte, mein Denken einzustellen, weil es in dem Moment zu nichts führte, geriet ich doch recht schnell automatisch wieder in diesen Strudel hinein, ohne es zu merken. Ich weiß nicht, wie oft ich mich zu disziplinieren versuchte. Es war erschreckend oft. Ich landete immer wieder in einer Sackgasse. Sich während einer Erfahrung das Erlebte zu erklären, war mir bisher bei allen vorausgehenden Erfahrungen gestattet gewesen, aber in diesem Fall schien es einer Sisyphosarbeit gleich. Hier war guter Rat teuer. Ich kam nicht über den Punkt hinaus, wo es BUMM gemacht hat.

Es hat aber nicht einfach nur BUMM gemacht, so dass man gerade noch ein „Alta, ich check garnix mehr!“ über die Lippen bringt, dumm daher grinst und mit seinem Raumschiff ein bisschen durch die Gegend driftet. Jetzt stellte sich die Frage: Ist das überhaupt mein Raumschiff und wo sind die scheiß Schlüssel? Es war, als ob mit einem Schlag die komplette Struktur gelöscht, sämtliche vorhandenen Instanzen, Erinnerungen, Emotionen und Gefühle vernichtet worden wären und man diese Erkenntnis erst im Nachhinein Stück für Stück realisiert, wenn man erkennt, dass nichts mehr so ist, wie es einmal war. Nur noch gebrandrodete Landschaft weit und breit, sämtliches Leben war ausgerottet, kein Grashalm stand mehr. Alles, was sich abspielte, war von einer gähnenden Leere und Belanglosigkeit. Selbst der Gedanke, dass ich fortan ein psychiatrischer Pflegefall bin (welcher im Verlauf der Erfahrung in meinem Kopf des öfteren angesprochen wurde), war völlig belanglos und an keine bemerkenswerte Emotion gekoppelt. Mir war bewusst, dass ich unter normalen Umständen sehr unglücklich darüber gewesen wäre, aber diese Empfindung konnte sich nicht manifestieren. Es gab keine normalen Umstände mehr. Alles war fremd. Beim Blick in den Spiegel erkannte ich mich zwar als Person, aber ich hatte absolut keinen Bezug mehr zu meinem Spiegelbild. Ich kannte mich selbst nicht mehr, hatte mich vergessen. Es gab nichts, was mich an mich erinnerte. Ich stand da wie eine Ruine aus Kriegszeiten, bis auf das Erdgeschoss zerbombt, zu nichts mehr zu gebrauchen – so als hätte ich kein Zuhause mehr. In Anbetracht des großen Knalls war absolut alles bedeutungslos geworden. Ich konnte zwar mein Erstaunen für das, was passiert war, ausdrücken. Das heißt, der Verstand funktionierte noch und Sprechen hatte ich auch nicht verlernt. Ich war in der Realität, aber jegliche Sensibilität für Empfindungen und Emotionen war scheintot. Es war ein Von-Null-Anfangen, so dass ich viele Dinge im Laufe des Tages erst wieder erkennen und neu erlernen musste. Ich hatte keinen Humor mehr und ich wusste auch nicht, wie man so etwas wie Freude empfinden kann. Beim Gespräch über die Ereignisse grinste ich hin und wieder, aber es kam nicht von innen heraus, war nicht echt. Es fühlte sich einfach nur wie eine Mimik an, die man ab und zu in bestimmten Situationen aufsetzt. Ich zweifelte daran, wie und ob ich jemals die Welt wieder mit der Gelassenheit betrachten könnte, die ich sonst immer hatte. Ich war akut jedoch nicht besonders affektiert. Es war mir einfach egal. Gleichgültigkeit, Monotonie und Leere waren die einzigen Dinge, die in mir existierten. Ich hatte mich mit den Veränderungen abgefunden, da diese nicht umkehrbar waren. Ich war fast vollständig davon überzeugt, dass es so bleiben würde bzw. Normalität geworden sei (fast, weil mir im Hinterkopf noch bewusst war, dass Gedanken auf Psychedelika wahrlich überzeugend wirken können, auch wenn sie völlig absurd sind). Ich erinnere mich noch an meine Aussage: „Daran werde ich Wochen, vielleicht Monate, nein jahrelang zu knabbern haben.“

Körperlich fühlte es sich manchmal an, als wäre mein Inneres nach außen gekrempelt und gleichzeitig jedes Körperteil an einer anderen Stelle platziert worden. Dementsprechend abstrakt und fremdartig war das Körpergefühl auch. Ich weiß noch, dass mir ab und zu bitterkalt war und ich zitterte am ganzen Leib (obwohl wir in der Wohnung um die 28 Grad hatten). Aber die erforderlichen Bewegungsschritte, einen Schal umzulegen und sich mit einer Decke zuzudecken, stellten komplexe koordinatorische Herausforderungen dar.

Um mich neben der gefühlsmäßigen Tristesse nicht auch noch gedanklich zu verlaufen und abzukapseln, weil Gedanken oftmals dazu tendierten, sich in eine unerwünschte Richtung zu entwickeln (ein Rundum-Sorgen-Paket gab es inklusive), unternahmen mein Kumpel und ich immer wieder irgendwelche produktiven Dinge, selbst wenn wir total antrieblos waren. Obwohl ich mich überwiegend ruhig fühlte, spürte ich eine konstante innere Unruhe in meiner Nähe. Ich musste mir oft vorsagen, Gleichmut und Disziplin zu bewahren. Der Tag glich streckenweise einer Geduldprobe – abwarten und klarkommen. Die beschäftigungstherapeutischen Maßnahmen, welche sich über den ganzen Tag verteilten, lassen sich wie folgt zusammenfassen: Eine extrem scharfe Peperoni essen, um so etwas wie ein Gefühl neu zu erleben; den schneebedeckten Gehsteig streuen, damit keiner vor dem Haus auf die Fresse fliegt; Nudeln mit Tomatensoße kochen, um zu Kräften zu kommen; Vitaminfraß in sich reinstopfen, des guten Gewissens wegen – kann ja nicht schaden; Musik in Embryonalstellung hören, um sich wohl und geborgen zu fühlen (soweit die Musik nicht gerade zu abgefreakt reinfuhr); einen Spaziergang machen, um frische Luft zu schnappen, aus den vier Wänden herauszukommen und das schöne Wetter zu spüren (auch wenn es nicht wirklich ein Genuss war, es war einfach nur eine Maßnahme); Schnee in der Hand schmelzen lassen, bis selbige schmerzt, um ein bisschen Durchhaltevermögen an den Tag zu legen; Uns über uns selbst in der Rolle als psychotische Patienten lustig machen; Sich auf den Atem konzentrieren, um unproduktive Gedanken abzuschütteln; Gespräche führen, um dem ständigen ernsthaften inneren Monolog zu entkommen; Tee kochen, Suppe kochen, essen und trinken – alles so bewusst wie möglich, um zum business as usual zurückzukehren.

Der White Russian meines Kumpels stand am Abend des nächsten Tages immer noch unangerührt auf dem Regal, wo er diesen vor dem 2C-E abgestellt hatte. Ein bisschen Humor und Gelassenheit gewann ich am späten Abend zurück. Ich konnte wieder Scheiße labern und mich darüber freuen.

Zum zeitlichen Verlauf:
- Wirkungsbeginn des 2C-E war unmittelbar nach dem Trinken der aufgelösten Substanz.
- Optische Effekte hielten locker bis Samstagmittag 12 oder 13 Uhr an (= t +12 Std.). Gegen Nachmittag fühlte ich mich zwar in der Realität verankert, aber emotional noch stark minimiert.
- Die geistige Aufgewühltheit ging noch weit darüber hinaus bis in den späten Abend hinein, so dass ich nicht mit Gewissheit sagen kann, wann die Wirkung zu Ende war.
- Schlaf war den ganzen Tag über nicht möglich. Nachdem ich zu Hause angekommen war und geduscht hatte, zeigten sich spätestens gegen 22 Uhr starke Ermüdungserscheinungen und ich konnte gut einschlafen (= t +22 Std.).
- Ich schlief etwa 12 Stunden (mit gelegentlichem Aufwachen) und war am Sonntagmorgen mental wieder zu Hause, nachdem ich die Reste meines verbrannten Gehirns rausgeschissen hatte, aber körperlich doch noch merklich ausgelutscht (was sicherlich auch an der Kombination zweier Serotonin-Releaser lag).

Fazit:
- 2C-E wirkt eeeeeewig!
- Die Kombination mit Methylone intensivierte die Erfahrung deutlich (wobei ab dem 2C-E von der Methylonewirkung nicht mehr viel zu merken war).
- Ich hatte zeitweise das Gefühl, von mir selbst und der Welt getrennt zu sein, was einen Kontrast zu meinen bisherigen Erfahrungen mit diversen Psychedelika darstellt, aber auch allen bisher probierten Kombinationen von MDMA und 2C-B / 2C-C / LSD / Pilzen, bei welchen ich mich mehr oder weniger mit den Dingen verbunden und zu Hause fühlte.
- Ich sah eine völlig andere, unbekannte Realität, deren Existenz ich zwar irgendwo verschleiert vermutet hatte, in deren Raum ich aber vorher noch nicht einmal ansatzweise so weit vorgedrungen war und von deren Ausmaß ich keine Vorstellung hatte.
- Ob ich die Kombination empfehlen würde? Klar – wenn man sich mal wie ein Alien im eigenen Körper fühlen möchte und seine Welt in Scherben sehen kann. Man sollte allerdings einen langen Atem mitbringen. Zitat Kumpel: „also wer diesen rausch wieder haben will, der hat n rad ab.“
- Nächster Versuch mit 2C-E wieder solo! Ich bin dankbar, dass mich dieses Erlebnis ein bisschen auf den Boden zurückgeholt hat, um mich daran zu erinnern, nicht so übermütig an psychedelische Experimente heranzugehen.
- Saumächtig, aufdringlich, abstrakt, fremdartig, ernsthaft, anstrengend, schwer vergleichbar
Zuletzt geändert von gowiththeflo am 8. März 2009, 23:36, insgesamt 3-mal geändert.

Re: [Methylone + 2C-E] Alien Experience

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Krasse erfahrung, kann man sich gut reinfühlen, wenn gleich die wirkung sicherlich schwer in worte zu fassen ist. Also ich muss sagen, dass ich auf so eine erfahrung keine lust hätte und nach all dem, was ich in letzter zeit über 2c-e hörte, meine lust selbiges zu konsumieren immer geringer wird ;)
Aber toller, ausführlicher tripbericht! :2daumen:
Staunen über die Fülle möglicher Erfahrungen auf diesem wunderbaren Planeten in diesem einzigartigen Leben.

Re: [Methylone + 2C-E] Alien Experience

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Sehr nachvollziehbar geschrieben, wenn auch natürlich absolut nicht nachfühlbar !

Ich wage es, die Vermutung zu äußern, dass unter Umständen die Wirkung des 2CE durch das Abklingen des serotonergen Entaktogens Methylone diese Prägung erhalten hat. Einiges deiner Beschreibungen klingt schon sehr nach dem, was man beim Nachlassen der Serotoninflut ohne nachfolgende Einnahme eines "echten" Psychedelikums - natürlich in einer ganz anderen Erfahrungsqualität - erleben kann. Es kann selbstverständlich auch tausend andere Ursachen gehabt haben. Jedenfalls war es wohl sehr mächtig und hier in Form deines Tripberichts großartig für uns beschrieben. :)

peace mao
Take pain as a game.

Re: [Methylone + 2C-E] Alien Experience

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Mao hat geschrieben:Ich wage es, die Vermutung zu äußern, dass unter Umständen die Wirkung des 2CE durch das Abklingen des serotonergen Entaktogens Methylone diese Prägung erhalten hat. Einiges deiner Beschreibungen klingt schon sehr nach dem, was man beim Nachlassen der Serotoninflut ohne nachfolgende Einnahme eines "echten" Psychedelikums - natürlich in einer ganz anderen Erfahrungsqualität - erleben kann.
Mit Deiner Vermutung hast Du sicherlich Recht. 2C-E alleine hätte wohl nicht so geschlaucht und sich u.U. auch ganz anders entwickelt. Der Bericht ist sicherlich nur bedingt als Referenz für 2C-E anzusehen. Dennoch wurde mir eindrucksvoll dessen Potenzial vor Augen geführt und ich schätze diese als eine sehr wertvolle Erfahrung ein.


Ansonsten schon mal danke für Eure Rückmeldungen. Weitere Anregungen sind jederzeit willkommen. :)

Re: [Methylone + 2C-E] Alien Experience

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Ganz großer Tripbericht! Danke! :)

Hat mich streckenweise an gewisse Aspekte meiner Erfahrungen erinnert. Jedenfalls kamen Gefühle hoch die eine Verbindung dazu herstellten.

Mir macht der TR große Lust, 2c-e in gescheiter Dosis zu probieren.
gowiththeflo hat geschrieben:Eine extrem scharfe Peperoni essen, um so etwas wie ein Gefühl neu zu erleben; den schneebedeckten Gehsteig streuen, damit keiner vor dem Haus auf die Fresse fliegt; Nudeln mit Tomatensoße kochen, um zu Kräften zu kommen; Vitaminfraß in sich reinstopfen, des guten Gewissens wegen – kann ja nicht schaden; Musik in Embryonalstellung hören, um sich wohl und geborgen zu fühlen (soweit die Musik nicht gerade zu abgefreakt reinfuhr); einen Spaziergang machen, um frische Luft zu schnappen, aus den vier Wänden herauszukommen und das schöne Wetter zu spüren (auch wenn es nicht wirklich ein Genuss war, es war einfach nur eine Maßnahme); Schnee in der Hand schmelzen lassen, bis selbige schmerzt, um ein bisschen Durchhaltevermögen an den Tag zu legen; Uns über uns selbst in der Rolle als psychotische Patienten lustig machen; Sich auf den Atem konzentrieren, um unproduktive Gedanken abzuschütteln; Gespräche führen, um dem ständigen ernsthaften inneren Monolog zu entkommen; Tee kochen, Suppe kochen, essen und trinken – alles so bewusst wie möglich, um zum business as usual zurückzukehren.
:2daumen:
gowiththeflo hat geschrieben:Es ging um dieses omnipräsente, übermächtige System. Ich fand mich in einem unendlichen Prozess wieder, welcher sich mir laufend, sich immer wieder selbst erneuernd und aus sich selbst speisend, offenbarte – so etwas, wie ein Perpetuum Mobile der Gedanken. Es begann im Kleinen und vergrößerte sich schlagartig exponentiell bis in die Unendlichkeit. Sobald die Multiplikation begann, hörte der Verstand auf. Das System zu verstehen war unmöglich, weil es viel zu komplex war. Jeder Versuch, es zu verstehen, führte in die Unendlichkeit und war zum Scheitern verurteilt. Mein Einsichtsvermögen war nicht dafür geschaffen.
Jap. Der Versuch ist nicht nur zum scheitern verurteilt, er führt unmittelbar in Bereiche unserer Psyche in denen nur der Wahnsinn wartet. ;)

Ich habe das für mich lernen müssen, in einer Erfahrung die grenzwertiger war, als alle anderen.

Dieses System kann unmöglich aus dem System heraus verstanden werden. Wir müssten dafür das System verlassen und das ist für uns nicht möglich.

Wir sollten es Gott überlassen. ;)
happiness is the absence of resistance

Re: [Methylone + 2C-E] Alien Experience

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Erraphex hat geschrieben: Jap. Der Versuch ist nicht nur zum scheitern verurteilt, er führt unmittelbar in Bereiche unserer Psyche in denen nur der Wahnsinn wartet. ;)

Ich habe das für mich lernen müssen, in einer Erfahrung die grenzwertiger war, als alle anderen.

Dieses System kann unmöglich aus dem System heraus verstanden werden. Wir müssten dafür das System verlassen und das ist für uns nicht möglich.

Wir sollten es Gott überlassen. ;)
Ja, ich hatte den Wahnsinn direkt vor Augen. Ich bekam den Eindruck, dass das Verständnis per Definition ausgeschlossen ist. Intuitiv versuchte ich, das Denken einzustellen, aber es ist erstaunlich, wie das die Gedanken beherrschen kann.

Danke Erraphex! Ich glaube, sowas in der Richtung wollte ich hören. :umarm:

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