LSD und der Parasit

1
Nach zwei Wochen konnte ich es mir nicht verkneifen wieder gegen das Ego anzutreten. Dies sage ich, weil ich seit einiger Zeit darum bemüht bin meine Selbstbetrachtung in den Hintergrund zu stellen, da es meine weitere Entwicklung behindert.
Ich nahm 3/4 von Hofmann-Pappen (ein Viertel reicht schon voll und ganz aus), räumte wie immer vorher im Zimmer auf und richtete mir ein paar Sachen. Es war gegen 23 Uhr, als ich das Ticket einnahm. Mein Vorhaben war es wieder zu meditieren, um noch tiefer in mich einzudringen.

Aus den ersten Meditationsversuchen wurde nicht viel, ich konnte nicht die nötige Beherrschung aufbringen und beschäftigte mich zwischenzeitlich mit anderen Sachen. Als ich dann endlich den Entschluss fasste zu meditieren, war etwas seltsames im Gange. Ich war seltsam müde, fast schon am Einschlafen, keine Wahrnehmungsveränderungen. Es war so, als würde meine Umgebung einschlafen, eine unheimliche Stille legte sich über alles. Ich wollte dagegen ankommen, merkte aber den Fehler dabei und lies mich gehen, in dem ich auf den Boden sackte und darauf wartete, dass etwas geschieht. In diesem Zustand hatte ich keinen einzigen Gedanken, keine Emotionen, nicht mal ein Gefühl des Ich. Es gab mich eigentlich gar nicht, es gab nur eine gähnende Leere.
Irgendwann entschloss ich mich endlich aufzustehen und etwas aus der Situation zu machen. Ich war leicht verwirrt aufgrund der seltsamen Müdigkeit. Wie ich erst später feststellen konnte, scheint mir etwas einzigartiges entgangen zu sein. Ich weiß noch genau wie alles anfing zu beben (Gegenstände, Luft). In der Tat war es so, dass ich meinen Augen nicht mehr trauen konnte, da seltsame Verwirbelungen meine ganze Umgebung vernebelten. Ich fühlte mich wie in einem undurchsichtigen Nebel, den man aber nicht wirklich als "Nebel" bezeichnen kann, vielmehr waren meine Sinne "eingenebelt".
Mein Gesicht wurde heiß, mir wurde stellenweise ziemlich umwohl. Etwas bahnte sich an :angst:

Ich enschloss mich, da "raus zu kommen". Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf die Meditation und fing auch mit ihr an. In diesem Moment fingen recht starke Wahrnehmungsveränderungen an mich abzulenken, ich bemühte mich aber weiter auf meinen Atem und das bewusstwerden meines Selbst zu konzentrieren. Einige Zeit gelang mir nichts, ich sas fast schon verägert da und fragte mich, was ich da eigentlich mache. Wieso quäl ich mich, wenn's grad einfach nicht geht?

Ich fasste aber den Entschluss es durchzuziehen und weiter zu meditieren.

Und ab hier fiel der Vorhang :hurra:
Mein verfluchtes Ego hatte mich die ganze Zeit an der Nase herumgeführt und mich versucht mit allen Kräften vom Vorhaben abzubringen. Plötzlich manifestierten sich alle Gedanken und fingen an von mir wie Schuppen von der Haut abzufallen. Aber mein innerer Quälgeist wollte sich nicht so leicht geschlagen geben. Die Szenen, die sich daraufhin abspielten, hätten komischer nicht sein können. Ich sahs da in völliger Stille, während ich mit negativen Gedanken, den teilweise absurdesten Behauptungen beleidigt wurde, stets begleitet von negativen Emotionen. Die Intensität nahm zu, es kamen Sachen ans Tageslicht, die aus Sicht meines Ich lieber hätten versteckt bleiben sollen. Ich war erstaunt und gleichzeitig lachte ich innerlich.

Ich hatte es tatsächlich geschafft das Ego zu manifestieren. Es trennte uns nicht viel, es lag mir praktisch auf der Haut und probierte mit imitirender Stimme all seine Lügen glaubhaft zu machen. Mein eiserner Wille war aber nicht zu brechen, egal was für scheußliche Behauptungen oder Verurteilungen mir vorgelegt wurden. Ich war im Krieg gegen mein Ego. Mein Krieg ist jedoch eine Disziplin und kein tatsächliches bekämpfen. Ich weiß um die Tatsache bescheid, dass sich direktes Anlegen nicht auszahlt. Man muss es dem Ego so unbequem wie möglich machen, bis es von alleine einen Abgang macht.

Die Stimme des Ich wurde immer leiser, ich amüsierte mich innerlich herrlich darüber, kehrte aber immer wieder zur Ruhe zurück, um nicht vom Weg abzukommen. Und dann verpuffte alles Gequatsche, ich war frei und fühlte mich unbeschreiblich.
Es ist schmerzlich, dass ich mich in meinem Alltagsbewusstsein nicht mehr daran erinnern kann, was danach folgte. Ich habe nur wage Erinenrungen daran, dass ich in innerer Stille wieder eingenebelt war. Da war ein gelblicher Nebel zu meiner Rechten, der durch mich hinduch zu gehen schien. Des weiteren kann ich mich an zwei verschiedene Lichtfarben erinnern, die am Horizonz auftauchten und die ich bei geöffneten sowie bei geschlossenen Augen sehen konnte. Es war glaube ich eine rötliche Farbe und an die zweite kann ich mich nicht erinnern. Unter meinem Bauchnabel, im Bereich des Beckens konnte ich auf einer mir unbekannten Ebene etwas sehen. Ich kann es nicht beschreiben, da es mir einfach nicht gelingt. Auf dieses etwas konzentrierte ich meine Aufmerksamkeit, oder vielleicht "packte" ich es auch. Wenn ich jetzt nichts durcheinander bringe, fing alles um mich herum an zu beben, je länger ich darin festhielt. Aber ich verlor immer wieder die Kontrolle darüber. Meine Erinnerungen sind wirklich sehr schwammig.
Ich will damit sagen, dass ich in einem Moment etwas mit Energie zu tun hatte, denn da war in meinem Körper ein Punkt, um den sich alles konzentrierte.

Irgedwann bin ich aufgestanden, aber wieso oder wozu: keine Ahnung
Ich fühlte mich so frei wie schon lange nicht mehr. Da war eine solche geistige Klarheit, dass es in mir keine Negativität, keine Befürchtungen, keine Sorgen, oder was auch immer einem das parasitäre Ich aufbindet, gab. Zumindest das meiste.

Mir kam die Idee, dass ich in meinem höheren Selbst war. Ich warf also einen Blick auf mein Leben, um meine (dauerhaften) Fehler zu entdecken.

Und da war so viel Mist ! :freak:

Mein gesamter Alltag ist begleitet von einer fremden Stimme, die vorgibt von meinem Bewusstsein zu kommen. Ich bin an sie gewöhnt wie an nichts anderes. Ich hätte nie gedacht, dass eben diese Stimme, die ich immer für meine eigene hielt, die des Parasiten ist.
Mir wurde auch bewusst, wie fördernd Meditation ist. Während man in totaler Stille verweilt, bietet sich die Gelegenheit all die inneren Regungen zu beobachten und den Störenfried zu entlarven. Das Ego kann nicht ruhen, es wird nervös, wenn man Nichts-Tut, weil dadurch die Gefahr steigt entdeckt zu werden. Wann immer innere Unruhe aufkommt- es ist das Ego, das da poltert.

Ich hätte am liebsten mit dem Schreiben angefangen, um all das festzuhalten, was mir bewusst wurde. Der Gestank meines Alltags war echt übel, alles Tun war durchzogen von Lügen und Irreleitungen. Ich meine damit, dass mich stets etwas begleitete, was mir die Sicht nahm. Wie Schuppen von der Haut... so fiel alles von mir ab, als ich mein Leben betrachtete. Ich erkannte Gedankengänge, Annahmen, Emotionen und Entscheidungen, die einfach nur irregeleitet sind und die ich für eigene Entscheidungen hielt. Ich manifestierte einige innere Regungen, die bei mir stets Negativität auslösten. Dies notierte ich dann, um später darauf Bezug zu nehmen. Die Erkenntnis war für mich bahnbrechend.

Das Vorgehen des Ich war enttarnt und die Einsichten in sein Treiben waren wirklich erschreckend. Es ist unglaublich geschickt und hinterhältig. Es täuscht einen, in dem es vorgibt zu einem zu gehören. Kauft man die Lüge ab, so führt es einen immer weiter in ganz geschickten Manövern. So können sich die unterschiedlichsten Komplexe entwickeln, die vom Menschen gar nicht mehr in Frage gestellt werden können, da er davon keinen Anfang kennt. Und sobald man anfängt etwas in Frage zu stellen, kommt der innere Richter und verurteilt einen scharf.

Ha! Jetzt nicht mehr! Es ist schwer darauf aufmerksam zu werden, aber es gelingt mir immer wieder den inneren Richter zu erkennen. Es sind diese scharfkantigen Emotionen, die wie ein schmerzhafter Schnitt wirken, sobald man aus der Reihe fällt und bewusst andere Entscheidungen treffen möchte, wie man es sonst gewohnt ist. Und immer dann, wenn ich das Gemotze im Innern nicht beachte, höre ich schon fast wie jemand winzelt und rumheult, dass er nicht mehr zur Kenntnis genommen wird :zunge: :freu:

Im weiteren Verlauf meditierte ich noch etwas (es war bereits 5 Uhr morgens), bis ich merkte, dass ich langsam zum Schluss kommen sollte. Bequem legte ich mich ins Bett, schnappte mir ein Buch und fing an zu lesen. Zugegeben, das Lesen hatte sich etwas schwierig gestaltet ^^
Teilweise rannten Wörter von mir davon, oder ganze Zeilen hingen schief.
Das erstaunliche dabei war, dass ich das Gefühl hatte als besitze der Mensch Fähigkeiten, mit welchen er alles steuern kann. Aber ich wollte schließlich ein Buch lesen und nicht an meinen Gedanken schrauben. Also nahm ich mich immer wieder zusammen und versuchte so ernsthaft wie möglich das Buch zu lesen. Dabei brach ich dann in Gelächter aus, weil dieser "Ernst" sich als gespielt outete und es so war, als säse ich in Wirklichkeit hinter mir und würde mir übelst den Arsch ablachen über dieses misslungene Theater da vorne. Das lachen fühlte sich sehr beruhigend an, es löste ein vertrautes Gefühl in mir aus. Ich hatte ehrlich gesagt die Idee, als würde mich mein eigener Geist auslachen, weil ich so einen Blödsinn mache wie auf LSD ein Buch zu lesen. Irgendwie wurde ich zum Spaßvogel und musste dann über mich selbst lachen.


Den letzten Teil vom Trip lasse ich weg. Er ist so komplex, dass ich mich erstmal selbst damit außeinander setzen muss.
Was ich aber noch bewundernswert finde ist, dass ich eine Art Trick kenne, mit dem ich augenblicklich alle Gedanken manifestieren kann. Es ist, als würde ich das "Bild" kurz anhalten, auf Abstand gehen und dabei alles erkennen, worin ich gerade noch verstrickt war. Und im selben Moment erfasst mich wieder eine Flut an Gedanken- und ich bin im alten Spiel.
Zuletzt geändert von vik am 8. Januar 2009, 02:37, insgesamt 5-mal geändert.

Re: LSD und der Parasit

2
Danke für den Bericht.

Das mit den "wie Schuppen von der Haut" erinnerte mich an eine Erfahrung, die schon länger zurück liegt. Dabei lösten sich nahe des Peaks "Häppchen" wie Schuppen von mir ab, die scheinbar zuvor an mir "klebten". Ich konnte nicht so genau interpretieren WAS das wirklich war, was sich da von mir ablöste. Du sagst es seien Gedanken, Entscheidungen etc... kannsein, das mir das dabei nicht so bewusst war.. ich nannte sie deshalb nur "Anhaftungen", da mich das Ganze an östlichen Lehren über das "Nicht-Anhaften an irgendwas" erinnerte.


Bemerkenswert fand ich bei dem Trip auch, das es da etwas gab, das einiges versuchte, mich davon abzubringen, wenngleich es genau wusste, das es nichts bringt. Es höhnte und spottete, aber auf eine fast "kumpelhafte" Weise. Es wusste genau, das es nichts bringen wird,.. das es gegen die Energie, die gerade dabei war sich zu entfalten kaum eine Chance hatte, sich zu bestätigen oder zu behaupten... und das brachte mich zum lachen, denn es schien mir wie "vergebene Liebesmüh".

Und als diese "Schuppen" sich von mir lösten, die scheinbar mit dieses "Ich" bildeten, war es tatsächlich so, als sei etwas, was unter diesen ganzen Pelle-Schichten ist, freigelegt worden und ...leuchtete,...an dem Punkt hab ich meinen Körper auch nicht mehr wahrgenommen, es gab nur noch reine Bewusstheit.

Seit dem Abend kämpfe ich auch nicht mehr gegen mich selbst an, bzw das, was manche "Ego" nennen und ich fahre damit viel reibungsloser, vielleicht ist es mit der Zeit auch geschliffener geworden (steter Tropfen).

Der gute alte Ram Dass hat das mal sehr gut formuliert, in dem er sagte, das es nur das Ego ist, was stirbt, und es dementsprechend auch wie ein Sterbender behandelt und geehrt werden sollte. Wenn einem das einmal klargeworden ist, macht es kaum noch irgendwelche "Anstalten". Manche unterscheiden auch in negatives Ego und funktionelles Ego...wenn ich danach gehe, dann würde ich sagen, es wird wieder seiner funktionellen Aufgabe zugeführt, und verliert mehr und mehr seine "Thron-Position".

Was ich aber noch bewundernswert finde ist, dass ich eine Art "Trick" kenne, mit dem ich augenblicklich alle Gedanken manifestieren kann. Es ist, als würde ich das "Bild" kurz anhalten, auf Abstand gehen und dabei alles erkennen, worin ich gerade noch verstrickt war. Und im selben Moment erfasst mich wieder eine Flut an Gedanken- und ich bin im alten Spiel.
Oder in nem neuen. ;)

Diese "Tricks", die man lernt ...sind u.a. das was solche Erfahrungen so wertvoll macht find ich, da sie uns größere Flexibilität und damit mehr Freiheit im bewussten Erleben einräumen. Man fährt sich nicht mehr so schnell auf irgendwelchen Schienen fest. Nunja..viel Spass und Erkenntnis noch beim grokken. :)

Re: LSD und der Parasit

4
Danke für diesen Bericht! Ich habe ihn mit Interesse gelesen und gestehe neugierig zu sein auf den letzten Teil deiner Erfahrung. ^^
vik hat geschrieben: Irgedwann bin ich aufgestanden, aber wieso oder wozu: keine Ahnung
Ich fühlte mich so frei wie schon lange nicht mehr. Da war eine solche geistige Klarheit, dass es in mir keine Negativität, keine Befürchtungen, keine Sorgen, oder was auch immer einem das parasitäre Ich aufbindet, gab. Zumindest das meiste.
Ja, wahrhaft befreiend.
vik hat geschrieben: Was ich aber noch bewundernswert finde ist, dass ich eine Art Trick kenne, mit dem ich augenblicklich alle Gedanken manifestieren kann. Es ist, als würde ich das "Bild" kurz anhalten, auf Abstand gehen und dabei alles erkennen, worin ich gerade noch verstrickt war. Und im selben Moment erfasst mich wieder eine Flut an Gedanken- und ich bin im alten Spiel.
Sehr gut! Diese Lücke gilt es jetzt auszudehnen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dir die gewonnenen Einsichten helfen werden, die Lücke ganz von alleine auszudehnen. Nur durch weitere Beobachtungen und damit weiteren Einsichten. Ist dieser Prozess erst einmal angestoßen... Meditation kann helfen den Prozess dabei zu unterstützen. Auf zu dem von mir zitierten Teil. :)
happiness is the absence of resistance

Re: LSD und der Parasit

6
Freut mich, dass es euch gefallen hat :)

@Slider
Die Beschreibung mit dem "Anhaften" kann ich gut nachvollziehen. Ich wollte auch etwas Ähnliches schreiben, konnte es aber nicht verständlich formulieren.
...es gab nur noch reine Bewusstheit.
Sogar im abendländischen und fernöstlichen ist doch die Rede von einem Wesen, dass unser Bewusstsein auffrisst. Dieser Parasit wird auch als Vampir bezeichnet. Nur ist es kein materialisertes Wesen wie wir. Und es stiehlt uns auch kein Blut (wie verbreitet), sondern unsere Lebenskraft.
Mir kam gestern auch eine Idee: Missbraucht das Ego unseren Verstand?
Der Verstand ist unser Werkzeug, er wird nur vom Ego manipuliert und durch diesen diktiert es uns!? Bisher schaffte ich es nicht Verstand und Ego voneinander zu unterscheiden. Diese Sicht wäre für mich neu. :denk:
Erraphex hat geschrieben:Ich habe ihn mit Interesse gelesen und gestehe neugierig zu sein auf den letzten Teil deiner Erfahrung. ^^
Hmm, ich kann mein Erlebnis kaum beschreiben. Sagen wir so: Mir wurde bewusst, welche Möglichkeiten dem Menschen offen stehen. Durch die Unterbrechung seiner Kontinuität wird etwas Undenkbares möglich. Und dieses etwas ist die Unendlichkeit, in der man sich voll auflösen kann.

Deinen Ratschlag werd ich auch befolgen, ich muss mich einfach tagtäglich aus allem herauswinden, die Verstrickungen lösen und probieren alles Tun bewusst und voller Hingabe durchzuführen. Ich lass mich nicht mehr auf ein Nichts reduzieren, ich werd mich jeden Tag darum bemühen bewusst und eigenverantwortlich zu handeln, egal ob ich der Meinung bin, dass ich grad nicht in Laune bin und es nicht hinkrieg, oder ob was gut oder schlecht ausgeht. Ich will mir nicht mehr länger sagen lassen, was richtig, was falsch, was sich wie gehört und was ich draufhab und was nicht.
c4m4ris hat geschrieben:geduld und motivation!
:nick:

Re: LSD und der Parasit

7
vik hat geschrieben: Sogar im abendländischen und fernöstlichen ist doch die Rede von einem Wesen, dass unser Bewusstsein auffrisst. Dieser Parasit wird auch als Vampir bezeichnet. Nur ist es kein materialisertes Wesen wie wir. Und es stiehlt uns auch kein Blut (wie verbreitet), sondern unsere Lebenskraft.
An dem Bild ist durchaus etwas dran. Je weniger Ego vorhanden ist, desto mehr Energie steht zur Verfügung. Das Ego bindet damit viel Energie.
vik hat geschrieben: Mir kam gestern auch eine Idee: Missbraucht das Ego unseren Verstand?
Der Verstand ist unser Werkzeug, er wird nur vom Ego manipuliert und durch diesen diktiert es uns!? Bisher schaffte ich es nicht Verstand und Ego voneinander zu unterscheiden. Diese Sicht wäre für mich neu. :denk:
Ich trenne es. Mit meinem Verständnis von Verstand und Ego. Verstand bedingt kein Ego. Ob es ihn missbraucht? Missbrauch klingt nach einer bewussten Handlung. Das Ego agiert in diesem Sinne sicher nicht bewusst. Das Ego ist mehr die Folge bestimmter Prozesse und Voraussetzungen.
vik hat geschrieben: Hmm, ich kann mein Erlebnis kaum beschreiben. Sagen wir so: Mir wurde bewusst, welche Möglichkeiten dem Menschen offen stehen. Durch die Unterbrechung seiner Kontinuität wird etwas Undenkbares möglich. Und dieses etwas ist die Unendlichkeit, in der man sich voll auflösen kann.
:)
vik hat geschrieben: Deinen Ratschlag werd ich auch befolgen, ich muss mich einfach tagtäglich aus allem herauswinden, die Verstrickungen lösen und probieren alles Tun bewusst und voller Hingabe durchzuführen. Ich lass mich nicht mehr auf ein Nichts reduzieren, ich werd mich jeden Tag darum bemühen bewusst und eigenverantwortlich zu handeln, egal ob ich der Meinung bin, dass ich grad nicht in Laune bin und es nicht hinkrieg, oder ob was gut oder schlecht ausgeht. Ich will mir nicht mehr länger sagen lassen, was richtig, was falsch, was sich wie gehört und was ich draufhab und was nicht.
Viel Erfolg! Du hast deinen Weg schon gefunden, folge dem Ruf. :)
happiness is the absence of resistance

Re: LSD und der Parasit

8
"Ego" ist ja letztlich auch nur Konzept. Man kann das natürlich als Vampir, anorg. Wesen, Parasit, sogar als "Teufel" etc.. bezeichnen, solche Bezeichnungen verwende ich weniger, aber die Auswirkungen von denen gesprochen wird sind mir auch bekannt... So wie der Flyer laut CC alle möglichen kleinen und großen Probleme vor einem ausbreitet, um die Bewusstheit zum "flackern" zu bringen etc, diese ganzen energieraubenden, sichtversperrenden Dinge wie sich-endlos-Sorgen machen usw,

Was auf jedenfall wirkt und das hast du ja auch schon treffend gesagt und DJ davor und wer weiss wie viele davor ist Disziplin & innere Stille. Damit ist eigentlich das wichtigste dazu gesagt. Das ist auch ein Gebiet in dem ich noch arbeiten muss, wenn es auch schon besser ist. DJ schreibt, das ab einem gewissen Punkt der Ausübung dieser Kraft der "Flyer" die Flucht ergreift und für immer von einem ablässt, einfach weil ihm das nicht mehr "Schmeckt". *kicher*

Vielleicht ist es auch nur ein Flyer-Trick, das wir uns hier nen Kopf um das "Problem" VErstand/Ego machen solln.

Vor ein paar Jahren war es noch so, das ich mich mit "Disziplin" überhaupt nicht anfreunden konnte (heute wunderts mich nicht mehr), da dieses Wort für mich mit jenen negativen (ja ich möchte auch fast "scharfkantig" sagen) Emotionen etc. behaftet war aka "Zuchthaus", Militär.."Ordnung & Disziplin"...als ich das Wort dann aber bereinigt/rekapituliert und quasi neu definiert hatte, hab ich mich gewundert, das ich das die ganze Zeit so anders wahrnahm...vermutlich auch ein gutes Beispiel fürn Fremd-Implant..
eine eigentlich sehr starke, kraftvolle Fähigkeit des Geistes wird in einem ganz anderm Sinne in unser Bewusstsein gepflanzt, verzerrt, verfremdet verständlich gemacht, sodaß man jaaa nicht in Versuchung gerät wirkliche Disziplin zu entwickeln, das ist wirklich lebensbedrohlich für son Ego, das sich austobt.

Die Disziplin die mir jedenfalls als Jugendlicher gelehrt wurde und die Disziplin, die wir nach und nach durch innere Stille etc. entfalten sind was vollkommen unterschiedliches.

aber Vorsicht, der "Flyer" liesst eventuell mit. ;)

Re: LSD und der Parasit

9
Ich nöchte nur auf einen Punkt eingehen, damit der nicht untergeht:
vik hat geschrieben:.... Es ist schmerzlich, dass ich mich in meinem Alltagsbewusstsein nicht mehr daran erinnern kann, was danach folgte. Ich habe nur wage Erinenrungen daran, dass ich in innerer Stille wieder eingenebelt war. Da war ein gelblicher Nebel zu meiner Rechten, der durch mich hinduch zu gehen schien. ....
Carlos Castaneda hat geschrieben:Ich erinnerte mich, daß ich einmal mit Don Juan und einem anderen Mann zusammen gewesen war, an dessen Gesicht ich mich nicht erinnern konnte. Wir drei sprachen über irgend etwas, das ich als eine Gegebenheit dieser Welt auffaßte. Es befand sich drei bis vier Meter rechts von mir, und es war eine unvorstellbare gelbliche Nebelbank, die, wie es mir erschien, die Welt in zwei Hälften teilte. Sie erstreckte sich vom Boden bis zum Himmel hinauf, bis ins Unendliche. Während ich mit den beiden Männern sprach, war die Hälfte der Welt zu meiner Linken intakt, während die Hälfte zu meiner Rechten in Nebel gehüllt war. Ich erinnerte mich, daß ich mich damals mit Hilfe von geographischen Punkten orientiert und erkannt hatte, daß die Achse der Nebelbank von Osten nach Westen verlief. Alles, was sich nördlich dieser Linie befand, war die Welt, wie ich sie kannte. Ich erinnerte mich, wie ich Don Juan fragte, was mit der Welt südlich der Linie passiert sei. Don Juan forderte mich auf, mich um ein paar Grad nach rechts zu drehen, und da bemerkte ich, daß die Nebelwand sich im gleichen Maß drehte, wie ich meinen Kopf bewegte. Die Welt war zweigeteilt, und zwar auf einer für meinen Intellekt unbegreiflichen Ebene.
Schon merkwürdig, oder? :verwirrt:
And I'll spread my wings 'till sun and moon, singing the song of life, dancing the dance of life, becoming life itself, no longer knowing, that I am.

Re: LSD und der Parasit

10
Eulenspiegel hat geschrieben:Schon merkwürdig, oder? :verwirrt:
Als ich diesen "Nebel" zum ersten Mal feststellte, da wurde mir auch klar, dass ich ihn schon mehrmals gesehen hatte. Meistens aber schob ich das auf die Vernebelung durch Drogen :lol:
Zu Castanedas Lehren muss ich irgendwann wieder zurückkehren. Ich find sie wirklich hilfreich, aber sie stellen für mich eine zu große Gefahr dar, dass diese Erzählungen bloß vom Ego zum Selbsterhalt verreinnahmt werden. Überhaupt merk ich jeden Tag, wie etwas probiert mich in den Sack zu stecken, in dem es Verwirrung stiftet, Gedanken kreisen lässt, Schuldgefühle weckt oder irgendwelche tollen Geschichte über mich zusammenbastelt. Selbst die Entwicklung der letzten Monate versucht es zu vereinnahmen, um es für sich selbst auszulegen. Und immer, wenn ich das merke, dann bombardiert es mich mit Fragen und Unzufriedenheit, damit ich nervös werde und dumme Fehler mache. Echt unglaublich, wie es alle Erfahrungen verschlingt und mich zwingen will in der Vergangenheit dieser Erfahrungen zu leben, um bloß nicht mit der Gegenwart in Kontakt zu kommen.
Aber da ist seitdem etwas in mir, dass davon unberührt bleibt, mir fehlt nur die Verbindung dazu. An Tagen, an denen ich in die Fallgruben des Egos reinfalle und mich mit wirren Gedanken verrückt mache (weil ich plötzlich keinen Ausweg weiß), dann kommt irgendwann, wenn ich mich entspanne, etwas wie Licht und zerschlägt alle Zweifel, die Gedanken lösen sich auf und ich hab dann wieder meinen Frieden. Und wo ich das grad schreibe, versucht das Ego mir seine Angst aufzubinden, dass ich zurückfallen könnte, dass ich jetzt schon in der Falle bin. Es nützt wirklich jeden Moment :freak:

:denk: Jetzt ist ja die Zeit der Reinigung, das Abstreifen der alten Haut.

Re: LSD und der Parasit

11
@vik:
Interessant wie ähnlich sich manchmal geschichten sind....ich hätte genau das selbe schreiben können ;)
"Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, so erschiene dem Menschen alles, wie es ist: unendlich. Denn der Mensch hat sich selbst eingesperrt, so dass er alle Dinge nur durch die engen Ritzen seiner Höhle sieht.“
(William Blake)

Re: LSD und der Parasit

12
Für mich war das mit der Nebelwand deshalb so interessant, weil Du da erst die Erfahrung gemacht hast und anschließend erfahren hast, daß es das bei C.C. auch gibt.

Einer der Gründe, warum der Gute auf mich so einen Einfluß hatte, ist der Fakt, daß ich wieder und wieder zuerst eine Erfahrung machte und erst anschließend was bei C.C. darüber gelesen habe. ;)
vik hat geschrieben:.... etwas probiert mich in den Sack zu stecken, in dem es ....
Also da habe ich schlecht Neuigkeiten. :fies:
Dieses "Etwas" wird Dich Dein Leben lang nicht in Ruhe lassen.

Es bedarf eines unbeugsamen Willens und 24 Stunden Aufmerksamkeit; deshalb spricht C.C. ja auch vom "Weg des Kriegers".

Das bedeutet aber nicht, daß Du gegen dieses "Etwas" kämpfen kannst, weil jedwede Form von Aufmerksamkeit es 'füttert'.

Das Einzige was zu helfen scheint, sind Momente der Stille. Sammle sie auf Deinem persönlichen Konto, bis es Dir gelingt den Inneren Dialog anzuhalten.

Jeder einzelne Moment der Stille verwirrt das "Etwas" und schwächt es{zumindest vorübergehend}.

Erlebst Du Stille oft und lang genug, wirst Du für das "Etwas" unattraktiv bzw. ungenießbar, so das es ....
Carlos Castaneda hat geschrieben:.... eines Tages endgültig flieht.

Das ist dann ein trauriger Tag!

An diesem Tag musst du dich auf deine eigenen Mittel verlassen, die praktisch gleich Null sind. Niemand sagt dir, was du tun sollst. Kein Bewusstsein fremden Ursprungs diktiert dir mehr den Schwachsinn, an den du gewöhnt bist.

Mein Lehrer, der Nagual Julian, hat alle seine Schüler gewarnt und gesagt, fuhr Don Juan fort, daß dies der schwierigste Tag im Leben eines Zauberers ist, denn das wahre Bewusstsein, das uns gehört, die Summe unserer Erfahrungen, ist durch die lebenslange Fremdherrschaft scheu, unsicher und unbeständig geworden. Ich würde sagen, daß der wahre Kampf der Zauberer in diesem Augenblick beginnt.

Alles andere ist nur die Vorbereitung darauf.
And I'll spread my wings 'till sun and moon, singing the song of life, dancing the dance of life, becoming life itself, no longer knowing, that I am.

Re: LSD und der Parasit

13
Zunächst mal: Tolle, aufschlussreiche Erkenntnisse, die Du da beschreibst. :2daumen:

Ich weiß nicht so recht, was ich schreiben soll, da ich gerne zu allem in diesem Bericht etwas schreiben würde, weil eben - wie Phönix schon sagte - so viele Parallelen zu eigenen Erfahrungen vorhanden sind. Ich musste in letzter Zeit in vielen Situationen an diesen Bericht denken, sobald ich eine Aktion des Egos identifiziert hatte - sei es bei meinem letzen Trip, bei der täglichen Meditation oder ganz alltäglichen Dingen. Spannendes Thema, das mich sicherlich mein Leben lang begleiten wird.

Ich glaube, mehr wollte ich garnicht loswerden. :)


Ach ja: Da hier so oft von Carlos Castaneda gesprochen wird. Ich habe leider noch nichts von ihm gelesen, aber wie es scheint, drehen sich viele seiner Werke um genau diese Thematik. Kann mir jemand etwas von ihm besonders ans Herz legen bezüglich der aktuellen Ego-Thematik?

Re: LSD und der Parasit

14
gowiththeflo hat geschrieben:Ach ja: Da hier so oft von Carlos Castaneda gesprochen wird. Ich habe leider noch nichts von ihm gelesen, aber wie es scheint, drehen sich viele seiner Werke um genau diese Thematik. Kann mir jemand etwas von ihm besonders ans Herz legen bezüglich der aktuellen Ego-Thematik?
Vielleicht den 3.ten Band: "Reise nach Ixtlan" ?!? :nixplan:

P.S.: Die ersten Beiden beschreiben seine Arbeit mit den Kraftpflanzen.
And I'll spread my wings 'till sun and moon, singing the song of life, dancing the dance of life, becoming life itself, no longer knowing, that I am.

Re: LSD und der Parasit

15
gowiththeflo hat geschrieben:Ich weiß nicht so recht, was ich schreiben soll, da ich gerne zu allem in diesem Bericht etwas schreiben würde, weil eben - wie Phönix schon sagte - so viele Parallelen zu eigenen Erfahrungen vorhanden sind
Und mein Ego polterte schon, dass ich nach meinem Post für verrückt gehalten werde ^^
Womit es meine Aufmerksamkeit noch einfängt ist die Intelligenz, mit der es alles nachahmen kann. Es gibt keine Erfahrung, bei der man sagen kann "Toll, endlich kann ich dauerhaft unterscheiden". Zuerst ist eine solche Erfahrung wirklich nützlich, aber schon bald auch nur Routine, weil ein Schleier vor das direkte Erleben gehängt wird...
Eulenspiegel hat geschrieben:Für mich war das mit der Nebelwand deshalb so interessant, weil Du da erst die Erfahrung gemacht hast und anschließend erfahren hast, daß es das bei C.C. auch gibt.
Oh ja und nicht nur das! Überhaupt habe ich mich erst deshalb darauf eingelassen (meinen Weg zu finden und zu gehen), weil mich Castanedas Beschreibungen berührt haben. Und dann dämmerte mir, was noch kommen wird. Und das war eine starke Inspiration :2daumen:
Vieles erscheint dann aus einer ganz anderen Perspektive, die sehr viel Klarheit bietet. Vor allem gefällt mir an C.C., dass dort deutlich wird, dass nicht eine intellektuelle Übung oder Verinnerlichung einen weiterbringt, sondern die unmittelbare Erfahrung, die Jenseits der Sprache liegt.
Das Einzige was zu helfen scheint, sind Momente der Stille. Sammle sie auf Deinem persönlichen Konto, bis es Dir gelingt den Inneren Dialog anzuhalten.
Das durfte ich in den letzten Tagen erleben und es hat mir wieder Klarheit gegeben. Diese Momente, bei denen dieses ewige Geplappere, dieses neurotische Zeugs aufhört, sind ein echter Befreiungsschlag. Mittlerweile verstehe ich, wieso das der "Weg des Kriegers" ist. Früher aber dachte ich noch, ich könnte das spontan herleiten, aber das war auch nur eine Selbsttäuschung...
Alles andere ist nur die Vorbereitung darauf.
... wir wollen das "andere Ufer" erreichen. Aber wir kommen da erst an, wenn wir feststellen, dass es gar kein anderes Ufer gibt und wir schon da sind :freak:

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste

cron