LSD - das erste Mal

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Als ich das erste mal LSD nahm, war ich 16 Jahre alt. Es war im Sommer und in mitten in einer scheinbar unbeschwerten Gleichgültigkeitsphase, in der Ich eigentlich nur am Kiffen war und alles andere Nebensache war.
So saßen wir (Zan, Gus und ich) in Zans Zimmer und kifften , wie immer. Ich quatschte die ganze Zeit auf Zan ein, dass er doch endlich mal mit dem Fahrrad ins 7 kilometer entfernte Dorf fahren solle, um bei Jan Pappen zu holen. Nach langer Überredungsphase (es regnete draussen) fuhr er dann doch erstaunlicherweise los.
Nun war es ja nicht so, dass ich mich nicht informiert hätte. Ich hab mich in der Zeit davor viel mit dem Thema LSD und co beschäftigt. Leider kann man auf einem ausgiebigen LSD Trip aber jegliche Theorie in die Tonne treten. Man ist dem Ganzen voll und ganz ausgeliefert. Es erscheint schon fast wahnwitzig ironisch sich während eines starken Rausches theorien über die Wirkungsweise von LSD vor Augen zu halten.. Nun ja..
Jedenfalls kam Zan nach recht langer Zeit wieder. Er hatte einen Hoffmann und eine Sonnenblume mitgebracht. Wir teilten das ganze so gut es ging durch drei. Es war etwa 23 Uhr.
Da wir alle vorher weder LSD noch Pilze genommen hatten, das Zimmer ziemlich unordentlich war und wir keine Ahnung hatten, wie stark die Pappen sind und wieviel man für den Anfang am besten nehmen sollte , kann man sagen, das wir recht schlechte Grundvorraussetzungen hatten. Eigentlich haben wir alles wichtige missachtet, was man beim konsum von starken psychedelischen drogen überhaupt beachten kann... Das war uns damals natürlich nicht bewusst. Jemand nüchternes war auch nicht dabei. Wir hörten viel zu krasse Goamusik und verbrachten die Zeit mit Köpfe rauchen, bis die ersten Wirkungsanzeichen aufkamen. Wir konnten alle derartig klar und schnell denken, dass wir in eine totale Erkenntnis Euphorie verfielen. Keiner ließ den anderen aussprechen, weil er meinte immer schon das zu wissen, was der andere meint und schon tausend gedankengänge weiter war. Die verrücktesten, abgeschweiftesten Ideen und verzerrten Fakten, die wir als bahnbrechende erkenntnisse wahrnahmen, Sprudelten nur noch so aus uns raus. Dabei hörte eigentlich kaum noch einer den anderen zu. Alle waren nur noch am reden. Keiner bemerkte, dass wir uns immer mehr in den gigantischen gedankenströmen verloren. Die ganze Situation lief immer wieder über oder geriet völlig aus den Fugen.

Irgendwann kam ich an einen Punkt, an dem ich merkte, dass es zu viel wurde. Mir glitt die Kontrolle förmlich aus den Händen. Ich hatte das Gefühl, als würden die Gedankengänge einfach zu viel und viel zu groß werden und ich nicht genügend kapazität für derartig gewaltige Gedankengänge besitzen. Ich hatte eine komische Art von Angst oder Respekt. Angst kann man es eigentlich nicht nennen. Ich hatte eher das Gefühl, das ich von etwas besiegt werde. Der totale Kontrollverlust. Es war mehr ein aufgabe Gefühl. Im nachhinein und nach vielen weiteren LSD Erfahrungen würde ich sagen, dass ich mich die ganze Zeit gegen die Auflösung meines Egos und meiner automatisierten Gedankenmuster gewährt hatte. Als ich das Gefühl hatte, besiegt worden zu sein, hatten sich meine festgefahrenen Bahnen im Gehirn aufgelöst. Natürlich war mir das in dem Moment nicht bewusst. Ich wusste eigentlich überhaupt nichts mehr, geschweige denn was los war. Ich wusste nur, dass meine alte persönlichkeit besiegt und ich gewissermaßen hilflos war. Es waren auch keine äußeren Umstände, die dafür verantwortlich waren. Alles was mein vorheriges Lebensgefühl auszeichnete, hatte sich auf einmal aufgelöst.
Ich hatte für Momente das Gefühl, als ob ich gar nichts mehr wäre. Dann kamen wieder Schübe, die sich wie Blitze anfühlten, die Ins Gehirn einschlagen, die mit einem Gefühl des völligen Versinkens in irgendeiner inneren Realität verbunden waren. Ich wurde quasi aufgesogen. Ich kann das Heute (fast 6 Jahre später) immer noch nicht wirklich in Worte fassen. Man kann es vielleicht mit zwei gegenteilig gepolten Punkten beschreiben, zwischen denen man in der Mitte schwebt und ständig hin und her gerissen wird, und zwar mit einer gewaltigkeit, das man alles andere vergisst. Immer nur eine Sache ist dann völlig Real, alles andere vergisst man. Man hat überhaupt keinen Bezug mehr zu irgendwas. Danach denkt man , man wacht aus einer völlig anderen Welt auf , hat gar nichts von seiner Umwelt mitgekriegt. In ein Zeitloch zu fallen oder in einen Dimensionsstrudel gesogen zu werden, stell ich mir ähnlich vor. Man kann nicht mal sagen, ob man die äußere Welt noch wahrgenommen hat. Man war einfach kurzzeitig weg. Wobei kurzzeitig nicht der richtige Ausdruck ist, denn die Zeit spielte beim besten Willen keine Rolle mehr. Die Zeit blieb einfach kurz stehen.

Inzwischen konnten wir alle nahezu keinen verständlichen Satz zu ende sprechen, da wir erstens bei jedem Wort gedanklich schon beim übernächstem Satz waren und wieder das vorrangegangene mittem im Satz vergaßen und zweitens immer wieder in die Innenwelt aufgesogen wurden.
Das ganze überforderte uns absolut in jeder HInsicht. Keiner konnte mehr irgendeinen roten Faden verfolgen. Alle lagen nur noch halluzinierend auf irgendwelchen polstern oder einfach auf dem Boden im Dreck. Nichts von unserer sonstigen Art , wie wir die Abende verbrachten , war mehr vorhanden. Ich hatte kein Plan mehr von Nichts. Ich verstand einfach nicht mehr, was passierte. Die gesammte Realität war zusammen gebrochen. Ich kann auch im Nachhinein gar nicht mehr sagen, ob ich wirklich irgendewelche Optics hatte. Psychisch war alles einfach viel zu überweltigend, als dass ich noch irgendetwas von der Aussenwelt in Erinnerung behalten hätte können. Sowieso stell ich immer wieder fest, wenn ich über den Abend nachdenke, dass ich erschreckend wenig Details mehr weis. Anscheinend hat mich das ganze ziemlich überfordert, so dass ich vieles aus meinem Bewusstsein gestrichen habe (sprich verdrängt). Somit hat mir diese Session dementsprechend wenig gebracht. Ich war einfach noch zu jung und unerfahren.

Irgendwann Stunden später wurde die Wirkung langsam schwächer. Wenn ich keine Uhr gehabt hätte, hätte ich in keinster Weise abschätzen können, wieviel Zeit vergangen war. Es war, als wäre die Zeit 8 Stunden lang stehen geblieben.
Ich kam mir vor, als wäre ich psychisch entjungfert worden und 20 Jahre gealtert. Ich guckte in den Spiegel und erkannte mich fast nicht wieder. Nicht das ich wirklich älter ausgesehen hätte, aber irgendwie stand mir das ganze Ausmaß der Nacht ins Gesicht geschrieben. Es war glaube ich so um die 7 Uhr morgens, als wir beschlossen ins Bett zu gehen, da wir einfach nicht mehr wollten. Es war einfach zu krass alles. Doch wir waren noch lange nicht richtig runtergekommen und es war ein Ding der Unmöglichkeit länger als 10 Sekunden Still im dunklem Zimmer zu liegen. Inzwischen peilten wir ja wie gesagt gar nichts mehr und ertranken halbwegs in Sinnlosen Lachflashs etc. So zog es sich noch bis zum Frühen Vormittag hin, bis wir beschlossen dann halt nicht zu schlafen.

Wir hatten auch leider nichts zum kiffen mehr. Inzwischen waren wir zwar von dem LSD runtergekommen, aber trotzdem waren wir völlig weggeschossen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals derartig verwirrt , aufgewüllt und planlos gewesen zu sein, wie an diesem Vormittag. Ich konnte wirklich keinen Satz mehr sprechen, ohne mich mindestens 3 Mal zu versprechen, völlig verkehrte Worte zu benutzen oder mittem Im Satz wieder alles zu vergessen. Wir gingen raus zum Bauwagen im Garten, in der Absicht Blüten Reste aus einem Sack mit Grasblättern rauszusammeln , um irgendwie mal schlafen zu können. Wir fanden auch so einiges und machten erstmal ne zünftige Mische. Aber irgendwie bewirkten die Köpfe nur flashbacks und kratzten uns noch mehr auf. Inzwischen war es Mittags und wir hatten immer noch nicht geschlafen. Irgendwann rief ich dann meine Mutter an, damit sie mich abholt, weil kein Bus fuhr. Ich sagte die ganze Zeit kein Wort im Auto. Zuhause angekommen legte ich mich sofort ins Bett und konnte dann auch schlafen. ich schlief bis zum nächsten Morgen.

Dieser Trip beschäftigte mich noch mindestens 3 Monate sehr stark. Ich verstand einfach nicht, was mit uns passiert war.
Staunen über die Fülle möglicher Erfahrungen auf diesem wunderbaren Planeten in diesem einzigartigen Leben.

Re: LSD - das erste Mal

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Schöner Bericht. :)
Meine erste LSD-Erfahrung war mit 17 und sie erinnert mich in vielen Zügen an die von dir geschilderte. Wir hatten uns damals auch gute Pappen (müssten Hoffmänner, 2 Stück) für 3 Leute besorgt. Diese haben wir geviertelt und erstmal jeder mit einem Viertel angefangen. Das war Fehler Nummer Eins. Imho bei Psychedellika immer ganz oder garnicht. Nun, nach einer halben Stunde war bereits ein gewisser Alert da, aber es reichte mir nicht und meinem Kollagen A auch nicht. Also haben wir den Rest unter Uns aufgeteilt (sodass jeder auf fast eine Pappe kam). Kollege B setzt aus.
Wir hörten laute Musik, schauten einen Film (Pulp Fiction) und ab dann wurde eigentlich alles so wie von dir beschrieben. Unsere Gespräche koppelten sich von der Realität ab, jeder war gefangen in seinem eigenen multidimensionalen Hyperspace. Es gab keinen Gruppenflug, sondern 3 Egoflüge deluxe. Viel Reizüberflutung durch elendiges Psytrancegezimmer und Pulp Fiction-Geballer. Keine schöne Sache für den ersten Trip.

Kollege B begann plötzlich auf das abstruseste zu zucken und musste sich übergeben. Er wehrte sich mit allen Kräften gegen die Erfahrung und hat schließlich 'gewonnen'. Seitdem konsumiert er keinerlei bewusstseinserweiternde Drogen mehr, schmeißt hin und wieder seine Benzos und dümpelt in dumpfer Langweiligkeit durch sein Studium. Kollege A und ich konnten nicht zu ihm durchdringen, da wir auch selbst mit der Situation ziemlich überfordert waren.
Nachdem sich B einigermaßen beruhigt hatte konnten wir uns wieder auf den Trip konzentrieren. Mir hat es abschließend noch große Freude gemacht, die tiefen Welten meines inneren Kosmos zu erforschen - es war guuutes LSD. Aber der Schock des Zusammenbruches von B saß noch tief und sorgte erstmal dafür, dass sich meine blinde Naivität gegenüber bewusstseinserweiternden Substanzen für ein paar Monate ablegte - bis ich wieder vom guten Acid naschen konnte, mit anderen Leuten unter anderen Bedingungen. Im nachhinein ist der Verlauf des Trips etwas bedauerlich, denn blinde Naivität ist eine tolle Zutat für großartige Erfahrungen.
Kollege A hat mit mir noch einige Male getrippt, wehrt sich in letzter Zeit aber auch zunehmend gegen die Erfahrung und hat große Probleme, es einfach fließen zu lassen. Er klammert sich an 'die Realität' (schonmal jemanden auf Acid im Mediamarktkatalog mit gierigen Augen blättern sehen? ;)) und vergisst dabei, dass er statt zu klammern lieber gestalten sollte. Nun, ich habe mich viel mit ihm unterhalten, aber für ihn bin ich mittlerweile wohl auch nurnoch ein unglaubwürdiger Acidhead unter vielen. Naja schade drum, aber ich bin ja schließlich auch (noch) nicht Jesus. ;)
"if we are able to give priority to the meditation then all else will eventually fall into place on its own accord"

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