400μg LSD - Bewusstsein und Materie sind dasselbe

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Vor ein paar Tagen war es, nach einigen Monaten Pause von LSD, endlich so weit. 400μg LSD! Die höchsten Dosierungen, die ich bis zu diesem Zeitpunkt zu mir genommen habe, lagen bei 300μg und versteht mich hier bitte nicht falsch: Alle meine bisherigen Trips haben mein Leben maßgeblich beeinflusst und waren auch alle gleich wichtig für mich beziehungsweise für die Entwicklung meiner heutigen Weltanschauung, ich möchte da wirklich keinen Trip über den anderen stellen. Trotzalledem muss ich sagen: Das was ich da erlebt habe hat mich derart aus den Socken gehauen, selbst jetzt wo ich diesen Text schreibe und mich wieder im Alltagsbewusstsein befinde klappt mir noch hier und da die Kinnlade vor lauter Erstaunen herunter :strubbel: Na gut, genug der einleitenden Worte, ich gebe jetzt wohl mal mein Bestes, das Unbeschreibbare in Worte zu fassen.
Um Punkt 13.00 Uhr lege ich mir die Pappen unter die Zunge, blicke dabei in den Spiegel und habe dabei irgendwie das Gefühl: Das wird heute eine Wahnsinnserfahrung! Völlig wertneutral, weder eine wahnsinnig gute, noch eine wahnsinnig schlechte, sondern einfach der Wahnsinn. Danach ziehe ich mir erstmal gemütliche Kleidung an und setze mich vor mein Bett auf den Teppich um für die kommenden 20 Minuten zu meditieren und mich somit kontemplativ auf die bevorstehende Erfahrung vorzubereiten. Währenddessen fangen meine Sinne an sich nach und nach zu schärfen. Zunächst kann ich jedes einzelne Geräusch im ganzen Gebäude genau wahrnehmen, sei es auch noch so weit entfernt oder durch noch so viele Mauern von mir getrennt. Jede einzelne Stimme, Räuspern oder Weinen von Kindern wird von mir wahrgenommen und genauestens im Haus lokalisiert und zwar vollkommen automatisch, ohne dass ich nur einen Gedanken daran verschwenden müsste. Mit dem Voranschreiten der Zeit verschmelzen all diese Töne zu einem sanften, beruhigenden Summen auf meinen Ohren. Obwohl es "auf meinen Ohren" eigentlich nicht wirklich trifft, es fühlt sich nicht so an als käme das Summen irgendwo von Außen, sondern als wäre das Summen in meinem Kopf! Doch nicht nur die auditive Wahrnehmung verändert sich , nein, auch die visuelle beginnt nach und nach neue Gestalt anzunehmen. Erste Farbkleckse füllen mein Sichtfeld und als ich nach 20 Minuten Meditation meine Augen wieder öffne, kann ich es kaum glauben. Wow! Die Wände atmen, die Muster des Perserteppichs unter mir beginnen ineinander zu zerfließen und das gerade mal ca. 30 Minuten nach Einnahme! "Na das kann ja was werden" -kichere ich vor mir hin . Ich stehe auf, gehe in die Küche und trinke erstmal ein großes Glas Wasser, dabei berühre ich das Wasser, das aus dem Wasserhahn nur so herauszusprudeln scheint und ich kann mit voller Überzeugung behaupten: Noch nie habe ich so nasses Wasser berührt! Anschließend mache ich Musik an, alles mögliche von Ambient, über Reggae, bis hin zu psychedelic Rock aus den 60ern. Wie von alleine beginne ich mich dem Fluss der Musik hinzugeben, zu tanzen, lasse komplett los und spüre dabei eine unglaubliche Ruhe, die in mir einkehrt. Ich weiß nicht wie ich das in Worte fassen soll, aber es fühlt sich so an als könnte ich verschiedene Energien, die in den letzten Wochen, durch viel Stress in der Uni, aus dem Gleichgewicht gekommen sind, in meinem Körper, durch die Kombination von Atemtechniken und Tanz ausbalancieren. Von Außen sah es wohl aus wie eine Mischung aus Tai Chi und einer Art Ausdruckstanz. Nach einiger Zeit bin ich damit fertig und ich fühle mich so ausgeglichen, wie schon lang nicht mehr, doch irgendetwas hat sich während dieser Körperarbeit wohl in mir gelöst und möchte jetzt raus. Ich gehe also auf die Toilette und es fühlt sich wie eine halbe Ewigkeit an. Zwischenzeitlich kommt in mir der Gedanke auf: "Was wenn ich jetzt den ganzen Trip auf dem Klo verbringe?" Doch irgendwann bin ich fertig und ein Gefühl von Reinheit macht sich in mir breit. Ich setze mich in einen Sessel, lausche der Musik und... Oh mein Gott! Das was ich jetzt empfinde lässt sich nur mit "Orgasmus" beschreiben. Alles verläuft immer weiter und mit "alles" meine ich alles, also auch meinen Körper. Als ich beispielsweise an die Wand blicke ist mir klar: Die Wand gehört genauso zu meinem Körper, wie meine Hände oder Beine. Zeitgleich überfluten orgasmische Wellen meinen Körper, ja es war wirklich ein Orgasmus am ganzen Leibe. Irgendwann gelingt es mir wieder aufzustehen und die Bäume, die ich nun durch die Fenster erblicke, wachsen und wachsen unaufhaltsam zu einem gigantischen Fraktale heran.
Jetzt merke ich, dass alles was ich bis zu diesem Zeitpunkt auf dem Trip erlebt habe, wohl nur ein kleiner Vorgeschmack auf das ist was auf dem Peak passieren würde, da ich spüre, dass die Wirkung auf einmal noch um ein Vielfaches stärker wird und mich geradezu überrollt. Ich stolpere schnell in mein Schlafzimmer, schaffe es noch zwei Räucherstäbchen anzuzünden und diese auf eine Art "Altar" zu legen. Auf den Altar habe ich vor dem Trip meinen Buddha und ein dreidimensionales Modell eines LSD-Moleküls platziert. Diese Gegenstände sollten beim Peak einfach in meiner Nähe sein, um mir ein gutes Gefühl zu geben. Der Duft der Räucherstäbchen hilft mir dabei loszulassen, ich räuchere eigentlich bei fast jeder psychedelischen Erfahrung und immer wenn mein Körper diesen Geruch wahrnimmt, weiß mein Ego sozusagen, dass es gleich zerstört wird. :nick: - das macht das Hineingleiten in eine vollständige Egoauflösung für mich um einiges leichter. Ich lege mich jetzt in mein Bett, setze mir noch Kopfhörer auf und starte die Playlist, die ich mir am Tag zuvor, für den Höhepunkt der Erfahrung, zusammengestellt habe. Ich schließe meine Augen und an dieser Stelle möchte ich mal erwähnen, dass es mir so vorkommt, als würde sich das Ego nochmal so richtig aufplustern, wenn es merkt, dass es ihm gleich an den Kragen geht. Das erste was mir nämlich in den Kopf schießt, als ich so daliege ist: "Hä? Passiert ja gar nicht viel! Ich hätte wohl doch noch mehr nehmen sollen!" ...Oh man sollte ich mich täuschen :doh: Denn was dann für die kommenden drei Stunden mit mir passieren würde entzieht sich jeglicher Beschreibung, aber hier ist mal mein Versuch:
Alles was ich irgendwie von dieser Welt wahrnehmen kann, das heißt alles was ich sehen, hören, fühlen, riechen oder schmecken kann verschmilzt zu einer ko(s)mischen Einheit. Das was ich dar wahrnehme ist im Entferntesten eine Mischung aus den zwei Bildern im Anhang.
Und für die, die jetzt denken, ich hätte einfach nur eine Mischung aus diesen Bildern gesehen: Oh nein! Das was ich da wahrnehme, sehe, höre, fühle, rieche und schmecke ich... Alles gleichzeitig! Es ist unendlich Hell, unendlich dunkel, voller Farben und doch so farblos. Es ist unendlich laut und doch so still. Es ist die Unendlichkeit. Das bin ich, das was ich da wahrnehme. Ich bin die Unendlichkeit, das Sein, das Leben, die Potenzialität. Alles was es jemals gab und alles was es jemals geben wird bin ich. Ich bin alles. Alles ist eins. Und ja es hört sich vielleicht blöd an, aber dieser Moment dauerte hunderte, ach was Milliarden von Jahren und gleichzeitig war er schon nach einer tausendstel Sekunde vorbei. Der jetzige Moment ist zeitlos.
Nach unserer Zeitrechnung vergingen auf diese Weise ca. drei Stunden, als ich auf einmal wieder die Augen öffne. Meine linke Hand liegt auf meiner Brust, an der Stelle wo sich meine Herz befindet. Ich richte meinen neu geborenen Körper auf und das was ich da in der Gegend meines Herzens spüre lässt sich nur als "pure Liebe" bezeichnen. Pure Dankbarkeit leben zu dürfen und selbst das trifft es noch nichtmal ansatzweise. Nach einer Weile stehe ich auf und ich habe Schwierigkeiten das Gleichgewicht zu halten. Wie bei einem neugeborenen Säugling muss ich das Stehen und Laufen erst erlernen. Ich laufe zu den Fenstern, öffne sie, atme zum ersten mal in meinem neuen Leben die kalte, frische Luft ein, erblicke zum ersten Mal mit meinen neuen Augen den unerträglich schönen Glanz des Sonnenuntergangs. Am Himmel sehe ich, sich aus den Wolken erstreckende, Blitze, Sternschnuppen, die ganzen Lichter der Stadt und es sprudelt nur so aus mir heraus. Lachen, Weinen, Kreischen. -Alles gleichzeitig. Noch nie zuvor in meinem Leben war ich so gerührt. Da steh ich eine ganze Weile und lasse den jetzigen Moment einfach passieren. Ich sehe die Zusammenhänge, die Zusammenhänge zwischen allem, zwischen Materie, Bewusstsein, jedem einzelnen Lebewesen, einfach zwischen jedem einzelnen Teil dieses unendlichen Mosaiks. Mir ist klar: Alles ist eins. Das Universum, ich, bin ein Organismus von unvorstellbarem Ausmaß. Es gibt keine Trennung. Das Bewusstsein hat sich in schier endlos viele Wahrnehmungsapparte aufgeteilt, um sich selbst wahrzunehmen. Materie existiert nicht ohne Bewusstsein, sie bedingen einander. Wenn niemand die Materie wahrnimmt, würde sie nicht existieren und da es außerhalb einer EINheit nichts gibt, muss sich die Einheit eben selbst wahrnehmen. Das Universum nimmt sich selbst durch uns wahr. Materie und Bewusstsein sind ein und dasselbe. Das Bewusstsein lernt und die Materie dehnt sich ebenfalls stetig aus. Alles ist Eins. Besser kann ich es wohl nicht in Worte fassen. Und natürlich habe ich solche Einheitserfahrungen auch schon auf anderen Trips erlebt, aber noch nie war dieses Gefühl so eindringlich, es kommt mir so vor als hätte ich vor diesem Trip nur verstanden, dass alles eine Einheit ist, aber jetzt verstehe ich es nicht nur, sondern ich fühle es und zwar zu jedem Zeitpunkt, auch nach dem Trip.
Ich setze mich an meinen Schreibtisch und beginne mir fleißig Notizen zu meinen Erkenntnissen zu machen . Die nächsten Stunden verbringe ich damit immer abwechselnd ein Blatt nach dem anderen vollzuschreiben und mich vor Lachen nicht mehr halten zu können. In den "Lach-Teilen" zwischen den "Schreib-Teilen" lache ich so herzhaft, wie ich noch nie zuvor gelacht habe und es fühlt sich unfassbar gesund an! Es ist schon fast kein Lachen mehr, eher ein manisches Schreien, Grunzen und Quieken. Als ich mit der Schreibarbeit fertig bin, beginne ich mir ein Essen zu kochen. All die Gerüche dabei wahrzunehmen ist einfach herrlich und allgemein muss ich sagen, dass ich noch nie solch eine Freude daran hatte einfach bewusst zu sein und wahrzunehmen. Im Laufe des Abends bekomme ich noch viele Einsichten, die jedesmal dicht gefolgt von einer unvorstellbaren Lachattacke auftreten. Den Abend lasse ich noch mit etwas Reggae ausklingen und ich begebe mich irgendwann in mein Bett und schlafe ein.
So das war mein Tripbericht, falls es irgendjemanden gibt, der das bis hier durchgelesen hat, würde ich mich sehr über ein kleines Feedback freuen :2daumen: Vielleicht gibt es ja etwas, was ich noch besser schreiben oder erklären hätte können, schließlich ist das der erste Tripbericht den ich schreibe.
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Re: 400μg LSD - Bewusstsein und Materie sind dasselbe

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Danke für das Teilen deiner Erfahrung.
Kleiner Tipp um es noch besser lesbar zu schreiben; Teile den Text in mehr Absätze ein, dann ist es angenehmer ihn zu lesen, als wenn man einen riesigen Textblock vor sich hat. ;)

Du sagtest in deiner Erzählung u.a. "der jetzige Moment ist Zeitlos".
Das Erinnerte mich an Eckhart Tolle, der in seinen Seminaren gerne etwas sagt wie "Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, alles ist jetzt und jetzt ist immer" und auch gut erklären kann warum.


Weiter erzähltest du das du irgendwie erlebt hast das sich die aus Bewusstsein bestehende Materie immer weiter ausdehnt.
Das wiederum erinnerte mich an Christina von Dreien, sie sagt etwas wie "Materie ist verdichtetes Bewusstsein, je verengter Bewusstsein wird, umso stärker verdichtetet sich seine Seele bis Materie entsteht. Erweitert man sein Bewusstsein beginnt der Körper wieder feinstofflicher zu werden."
Das kann man ganz gut mit deiner Aussage das Materie sich ausdehnt kombinieren, das geschieht durch Bewusstseinsentwicklung.

Vielleicht passiert das auch mit dem ganzen physischen Universum.
Aus verdichtetem Bewusstsein entsteht Materie die sich im physischen Universum wiederum ausdehnt, bis sie sich eines Tages womöglich wieder zusammenzieht, sprich wie ein Herz schlägt und ein einziger Pulsschlag sich über Milliarden von Jahren hinwegzieht.
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