MXPr - das Molekül des Autismus, oder auch: Das NICHTS in Pulverform!

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Ich muss hier einen Bericht nachreichen über einen Versuch mit der sehr exotischen Substanz MXPr.
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Gestern führte ich meinen ersten Test mit dem neuen Acrylcyclohexylamin MXPr durch. Das ist ein äusserst seltsames Zeug. Ich habe jetzt überlegt, ob ich diesen Bericht in der Rubrik Erfahrungsberichte posten soll,
oder im RC-Sammelthread, denn das wird kein klassischer Psychedelika-Tripbericht. Die Wirkung ist so schräg, dass ich gerade überlegen muss, wie bzw. was ich von dieser Wirkung überhaupt beschreiben kann.
Äusserst eigenartig, ich will es mal versuchen. Begonnen hat die Erfahrung damit, dass ich die erste Line mit 20mg gezogen habe. Ich entschied mich mit der kleinsten Dosis zu starten, da ich die Substanz
noch nicht kannte und nicht einschätzen konnte. Nach etwa 20 Minuten stellte sich eine Wirkung ein, die typisch dissoziativ war, aber anders als Ketaminderivate und auch anders als 2-oxo-PCE.
Bei geschlossenen Augen zeigte sich zunächst ein schwarz-weisses Rauschen, welches mit einem Piepton untermalt war, der dem Tryptaminsummton nicht unähnlich war. Es zeigte sich bei geschlossenen Augen
am ersten Blick ein absolut schwarzes Nichts, welches bei näherem Betrachten durchzogen war von einzelnen weissen Streifen und insgesamt schien sich diese Schwärze wie eine Art Teig in einem leichten Strudel
um mich herum zu bewegen, was mich im weitesten Sinne etwas an diese typische Konsistenz von Salvia erinnerte und doch wieder anders war. Auch glaubte ich eine gewisse linkslastige Wirkung zu verspüren,
was jedoch kein Ziehen wie bei Salvia war, sondern eher ein Kribbeln. Dann begann die Wirkung nachzulassen, genauer gesagt, der Nachlegedrang, der bei Acrylcyclohexylaminen ebenfalls sehr ausgeprägt ist,
begann sich breit zu machen.
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Ich stand also auf, wog mir erneut 20mg ab, zog die Line und setzte mich wieder in Dunkelheit und Stille hin. Innerhalb von 10 Minuten nahm die Wirkung nun rapide an Intensität zu, gleichzeitig kann ich
jetzt immer weniger zur Wirkung sagen. Die Wirkung war im Grunde DAS NICHTS. Dieser Begriff fasst die Wirkung gut zusammen. In der Tat kann ich gerade nicht wirklich mehr darüber schreiben, weil es nicht
mehr gibt. Doch was konkret meine ich mit NICHTS? Was ich bei der Wirkung erfuhr war eine ausgesprochen eigenartige und mehr oder wenige vollständige Dissoziation von dem, was wir Alltag, Ich oder Realität nennen.
Dabei dissoziierte ich in einer Weise, dass es mir selber gar nicht auffiel, dass ich dissoziierte. Ich saß irgendwann da und hatte absolut abgeschaltet. Ich dachte nichts mehr. Das ist nochmal eine andere
Form von Abschalten als bei Opiaten. Auf Opiaten kann man auch sehr gut abschalten, aber auf MXPr schaltete ich so ab, dass es keine Gedanken mehr im Kopf gab. Ganz selten zog irgendwo tief im Hintergrund
mal so etwas wie eine Gedankentextur vorbei, aber ich hatte keinerlei Bezug zu dieser, die kümmerte mich nicht im Geringsten. Visuell war das Sichtfeld bei geschlossenen Augen noch immer geprägt von so
etwas wie einem Schwarz-weissen Rauschen. Der Zustand ansich war auch völlig emotionslos. Es war nicht euphorisch, aber auch nicht dysphorisch, es war neutral, man könnte sagen es war "neutralphorisch".
Ich spürte eine starke Wirkung, aber ich war gleichzeitig so dissoziiert von dieser, dass ich sie nicht konkret einer Emotion zuordnen konnte. Ich war sehr nahe am M-Hole dran. So wie man mit Ketamin
ins K-Hole kommt, kommt man mit MXE und MXPr ins M-Hole. Aber der Zustand ist, obwohl es im Grunde nur NICHTS ist, wirklich schwierig in Worte zu fassen. Er war völlig ohne Emotionen, weder positiv noch
negativ. Auch war ich nicht erstaunt über die Wirkung, es war das Gegenteil von erstaunen, es war "entstaunen". An dieser Stelle muss ich einige neue Wörter erfinden, denn der Duden gibt diese verbalen
Beschreibungen einfach nicht her. Insgesamt hatte ich das Gefühl, oder besser gesagt, dieses kleine Stückcken Selbst das übrig war und gerade noch in der Lage war, über sich selber und diese Wirkung zu reflektieren,
hatte das Gefühl es hat jetzt wohl diese Art von Bewusstsein, die auch jemand hat, der von sehr stark ausgeprägtem Autismus betroffen ist. Das ist ein sehr minimalistisches Denken, dass ich jetzt, am
Tag danach in nüchternem Zustand schwierig bis gar nicht mehr reproduzieren kann. Es ist beinahe so etwas wie ein Reptilienbewusstsein oder ein Bewusstsein von einem Androiden. Das Stückchen selbst das
irgendwo tief im Hinterkopf noch übrig war, dachte dabei an Data von Star Trek und konnte nachvollziehen, dass so in etwa ein Android die Welt warhnehmen muss. Die Intelligenz ansich, das kognitive Denken,
konnte ich noch abrufen, aber es fehlte jeglicher Bezug, vor allem jeglicher emotionaler und wertender Bezug zur Realität. Wenn ich die Augen öffnete und mich im Raum umblickte, der nur durch das Display
des Laptops etwas erhellt war, dann konnte ich zu diesem keinen Bezug herstellen. Ich blickte mich im Raum um, ich konnte Gegenstände benennen, konnte sogar noch verstehen, was ein Laptop ist, wie Software
funktioniert, wie Programmieren geht, dass alles konnte ich noch abrufen, aber dennoch war ein sehr grosser Teil von meinem Selbst deaktiviert. Es war alles deaktiviert was in irgendeiner Weise zusammenhängt
mit Emotionen, Wertung, Interpretation und "zwischen den Zeilen lesen". Ich hatte bestimmt über eine Stunde absolut keinen bewussten Gedanken im Kopf, da war buchstäblich Totenstille.
Die meiste Zeit hatte ich die Augen geschlossen und dachte GAR NICHTS. Was im Alltag so schwer ist, endlich mal mit den Grübeleien aufzuhören, war auf MXPr der Normalzustand. Ich nahm mir vor, diesen
Zustand in den Alltag mitzunehmen, denn im Alltag verbringt man oft einen so großen Teil des Alltags nur mit Grübeleien über die Zukunft und Interpretationen, dass ist sogar der Hauptbestandteil des täglichen Denkens,
zumindest bei mir. Bei MXPr war das völlig weg. Das wurde so stark wegdissoziiert, dass mir gar nicht aufgefallen ist, dass dies nun weg ist und früher einmal da war. Es war, als ob sich ein Schalter
im Kopf umgelegt hätte und das war nun der neue Normalzustand. Kein gestern, kein morgen, nur jetzt, nur dieser eine Moment und in diesem herrscht absolute Stille. Sollte doch zwischendurch mal in
gefühlter kilometerweiter Entfernung ein Gedanke vorbeiziehen, dann war ich nicht dieser Gedanke und hatte absolut nichts mit diesem zu tun. Mir wurde klar, dass Gedanken passieren können, aber ich bin
sie nicht.

Irgendwann nach etwa 1.5 Stunden begann die Wirkung allmählich etwas abzuflachen, mein Ich wieder etwas näher an das Alltagsbewusstsein zu kommen und auch die Gedanken die man aus dem Alltag kennt,
flackerten immer mehr und mehr ins Denken durch. Dabei wurde mir klar, dass ich diesen Zustand der absoluten Gedankenleere gerade enorm genossen hatte, obwohl ich keine Emotionen hatte und wie ein Android war.
Ich empfand es als störend, dass jetzt wieder das Alltagsdenken mehr und mehr überhand nimmt und gleichzeitig sorgte der Nachlegedrang von MXPr dafür, dass ich mir noch eine Line gönne.
Also stand ich auf, machte das Licht an und begann die 3. Line mit 20mg vorzubereiten. Das war ein äusserst befremdlicher Zustand. Die Motorik war minimal verändert, aber nicht so stark wie bei Ketamin
oder 2-oxo-PCE, das rationale, vernunftbegabte Denken war völlig erhalten. Ich wog mir exakt 20mg ab, legte die Line auf einer CD Schachtel und räumte alles wieder feinsäuberlich weg. Dabei war ich mir
100% im Klaren darüber was ich mache. Es war keinerlei Verblödung wie bei Alkohol, obwohl Dissoziativa manchmal auch im weitesten Sinne etwas Ähnlichkeit mit Alkohol haben. Während ich die Line vorbereitete
und ich danach wieder alles wegräumte, war auch die Umgebung sowas von NICHTS, dass ist schwer in Worte zu fassen. Es war schon eine Umgebung da, sie war visuell zu erkennen wie im Alltag, es hatte sich
rein optisch nichts verändert, aber ich hatte keinen Bezug zu ihr, genauer gesagt, es fehlten sämtliche Projektionen die aus mir selber heraus stammen. Es war, als wäre die gesamte Umgebung so etwas
wie ein nacktes Modell in einem 3D-Modellierungsprogramm ohne Texturen. Also es waren, jetzt in 3D-Modellierung gesprochen schon Texturen auf den Objekten, so wie eben im Alltag, wie gesagt es hatte
sich rein visuell nichts verändert, aber was völlig fehlte waren die "Emotionstexturen" die aus mir heraus projiziert werden. Wenn man zum Beispiel einen Raum betritt, Gegenstände sieht, eine Landschaft
sieht, vor allem wenn das Dinge sind die einem vertraut sind, dann assoziiert man damit, ohne das es einem wirklich bewusst ist, sehr viele Emotionen und Erinnerungen. Das ist ein Automatismus den man
im Alltag gar nicht so sehr als diesen erkennt, da er immer präsent ist, sogar unter dem Einfluss der meisten Substanzen verschwindet er nicht, sondern wird verändert. Aber MXPr entfernte Assoziationen
und Emotionstexturen vollständig, sodass die Umgebung erschien wie sie wirklich ist, also die nackte Materie ohne Projektionen von mir selber drauf.
Ein anderes Beispiel, mit dem man die Wirkung von MXPr noch etwas besser verdeutlichen kann, ist folgendes: Nehmen wir das Wort "gestern".
Unter dem Wort "gestern" wird sich jetzt jeder etwas anderes vorstellen, andere Assoziationen und Emotionen damit verknüpfen. Wenn man jetzt 10 Menschen fragt, was sie fühlen, wenn sie das Wort "gestern"
hören, wird man 10 verschiedene Antworten bekommen. Das liegt daran, dass ein Großteil von dem was wir als die sogenannte Realität wahrnehmen, NUR in unserem Geist projiziert wird. Dabei ist dieses
projizieren, werten und assoziieren so selbstverständlich, dass uns das gar nicht bewusst auffällt. Erst wenn ein Dissoziativum alle persönlichen Projektionen entfernt wird einem klar, was für
ein großer Anteil der sogenannten Realität NUR SELBER GEMACHT WAR. Das Wort "gestern" ist jetzt nur ein Gedankenbild, ohne selbst projizierte Assoziationstexturen darauf, wie ein Modell in einem 3D Programm
ohne Texturen, vereinfacht erklärt. Genauer gesagt, dass dies so ist, fällt mir jetzt erst am Tag danach richtig auf, denn in dem Moment wo die dissoziative Wirkung voll da ist, merkt man diese gar nicht
in dem Sinne als Wirkung, sondern das ist der neue Normalzustand und man fragt sich im Hinterkopf sogar, ob die Substanz überhaupt richtig wirkt, weil es so normal wirkt.
Sogar als ich die 3. Line schliesslich zog, war diese in gewisser Weise NICHTS. Es war als würde ich Luft ziehen. Es brannte zwar etwas in der Nase, aber gleichzeitig fühlte sich die Line so nach NICHTS
an, dass ich sogar das Röhrchen kontrollieren musste, ob das Pulver jetzt wirklich in der Nase angekommen ist, es war als würde ich Luft ziehen so fluffig und so nach NICHTS wirkte das Pulver.
Es ist das NICHTS in Form von weissem Pulver, so kann man MXPr beschreiben. Nachdem ich die Line gezogen hatte, machte ich das Licht aus und setzte mich wieder in Dunkelheit und Stille hin.

Nun überfuhr mich die Wirkung nochmal richtig und ging wieder stark in Richtung M-Hole. Das zuvor schon wieder etwas aufkeimende Alltagsbewusstsein wurde schlagartig runtergefahren, sodass unmittelbar
Gedankenstille herrschte. Obwohl mein Körper lebte, gab es das, was man als "Ich" und als "Selbst" kennt, nicht wirklich. Ich war wie ein Android, wie Data, oder auch wie jemand mit sehr stark ausgeprägtem
Autismus. Ich muss an dieser Stelle anmerken, dass MXPr jene Substanz ist, die Autismus am besten simuliert. Unter allen mir bekannten Substanzen ist MXPr das Molekül des Autismus, so kann man es am treffendsten
beschreiben. Meine Meinung nach wäre es auch für Ärzte oder Psychotherapeuten oder auch einfach Angehörigen von Autisten extrem hilfreich wenn sie Erfahrungen mit MXPr machen würden um so die autistische
Denkweise besser verstehen zu können, denn man kann nur Dinge wirklich verstehen und reproduzieren, die man auch selber erlebt hat.
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Als ich nach der 3. Line am Höhepunkt angekommen war und wieder stark Richtung M-Hole ging, hatte ich das Gefühl ich sterbe. Aber das war mir egal. Ich konnte mit Emotionen nichts anfangen, ich konnte
nicht begreifen warum Menschen so etwas wie Emotionen haben und Dinge in irgendeiner Weise bewerten. Ich hatte das Gefühl, ich bin eine Maschine die nun abgeschaltet wird, aber das ist egal.
Dabei begann sich in meinem Inneren ein Monolog zu verselbständigen der in etwa Klang wie: "Wenn es eh egal ist, dass es egal ist, dann ist es ja egal!"
Dabei war das nicht direkt Ich der das dachte, sondern es war der letzte Funken Normalbewusstsein der noch irgendwo im Hinterkopf aktiv war und über das gerade Erfahrene reflektierte.
Nach etwa eine Stunde lies die Wirkung wieder nach und der Nachlegedrang meldete sich schon wieder zurück. Ähnlich wie Kokain, verursachen auch Acrylcyclohexylamine einen starken Drang immer weiter nachzulegen.
Jedoch war ich jetzt auch motorisch so limitiert und auch gedanklich so gleichgültig, dass es mir egal war jetzt nicht mehr nachzulegen.

Ich blieb noch etwa eine halbe Stunde regungslos sitzen und beobachtete dabei, wie mit nachlassender Wirkung mein Alltagsbewusstsein wie ein Betriebsystem wieder mehr und mehr hochgefahren wird
und auch die Emotionen zurückkamen. Erst jetzt wurde mir klar, dass die Wirkung sehr stark war, denn MXPr stellt die Interpretation und die Emotionen ab, sodass man die Wirkung ansich gar nicht als
stark oder überraschend erfährt, auch nicht als euphorisch. Man ist absolut neutral, ohne Emotionen, ohne Wertung, ohne Interpreatation aber mit erhaltener Intelligenz.
Das Zurückkommen der Alltagsgedanken empfand ich als nervig, ich empfand den gedankenlosen Zustand als sehr viel erstrebenswerter, aber mir war klar, dass ich nun nicht endlos MXPr nachlegen kann
um diesen Zustand aufrecht zu erhalten. Als ich wieder so weit gelandet war, dass ich ein Mensch mit Alltagsbewusstsein war, rauchte ich noch eine Tüte CBD Gras, bei der ich über das Erlebte nachdachte,
bis ich schliesslich ins Bett fiel.

Re: MXPr - das Molekül des Autismus, oder auch: Das NICHTS in Pulverform!

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Hey. Danke! Großartig in Worte gefasst!
Das Zurückkommen der Alltagsgedanken empfand ich als nervig, ich empfand den gedankenlosen Zustand als sehr viel erstrebenswerter
Das kenne ich so gut auch von mir.
Als Mensch der immer ein gewisses Risiko hat in Depressionen abzugleiten genießt man diesen Zustand ohne Grübeln sehr. Ich habe diesen aber auch schon ohne Drogen öfter erlebt. Z.b bei anstrengender Körperlicher Betätigung wie z.b. eine schöne lange Radtour o.ä. Natürlich gelingt es dann nur viel kürzer so "Gedankenlos" zu sein.

Klingt sehr interessant, hört sich aber auch nach einem hohen Missbrauchspotential an (wenn man sich zu oft "aussschalten" möchte).

Meine letzten kleinen Keta-Ausflüge empfand ich auch als recht wohltuend als Kontrast zum in der Zeit eher depressiven Grundzustand.
“You have to die a few times before you can really live.”
― Charles Bukowski

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