Die Drogenexperimente der Künstler

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Hallo liebe Community,

es dürfte einigen bekannt sein, das berühmte und uns vorbildende Künstler mit Drogen experimentiert, Drogen konsumiert oder Drogen genutzt haben, um ihren Werken Leben einzuhauchen, sich auf neue Ideen zu bringen oder einfach um sich zeitweise abzuschalten.
Viele der mir bevorzugten Musikgruppen, Schriftsteller, Interpreten oder Maler stehen mit Drogen in einer Verbindung, die in der Tiefe sehr verwaschen und allzu häufig unbekannt ist, an der Oberfläche aber eine Ahnung durchschimmern lässt. Andere wiederum geben offenkundig zu, die unterschiedlichsten Substanzen ausprobiert zu haben.

Ich nenne hier nur ein paar Beispiele:

Eindeutig bekennende Konsumenten waren Aldous Huxley, Sigmund Freud, Alan Watts.

Weniger bekannt ist der Drogenkonsum von folgenden Persönlichkeiten:
Goethe (er gestand ein opioid wirkendes Mittel zu benutzen?)
Hermann Hesse (im Steppenwolf berichtet er mehrfach von Opium/Opiaten; womöglich inspirierten ihn Drogen auch zum Schreiben von Siddhartha?)
Homer (ich erinnere mich gelesen zu haben, dass auch er von Drogen schreibt; ich glaube dazu las ich mal einen Absatz in der Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen)

Jetzt wollte ich euch fragen, welche bekannten Künstler ihr kennt, die mit Drogen in Verbindung stehen und ob ihr es nicht sogar für möglich haltet, dass einige Drogen in ihre Kunst eingeflossen sind. Um dem Beispiel von Hermann Hesse treu zu bleiben:
Ich finde die Art des Schreibens bei ihm unausgeglichen. Während seine ersten Werke (Unterm Rad, Demian) einen sehr klaren Stil verfolgen, bricht er in der Mitte seines Lebens aus, schreibt leidenschaftlich, gefühlvoll und ungleichmäßig; auf Zeilen der Vernunft und der Klarheit folgen wieder identitätsbekennende Zeilen der puren Leidenschaft. Im Steppenwolf finden wir diese wechselnden Zustände zuhauf. In Siddhartha verändert er während des Schreibens auch häufiger den Stil, er bricht sozusagen aus und steigert sich immens in die Worte hinein, die er zum Besten gibt. Später, nach seinem 50. Lebensjahr, konnte ich diese Leidenschaft nicht mehr erkennen, er kehrte wieder zurück zur Klarheit, Vernunft und "Routine". Deshalb sagt mir das Buch Narziß und Goldmund wenig zu.

Ich kenne diese Art, in der er schreibt. Ich kenne das Gefühl, vollkommen in seine Worte einzugehen und die ganze Welt zeitweise auszublenden. Und vor allem kenne ich die Veränderung des Schreibens nach dem Konsum bestimmter Substanzen. Aber auch Goethe war den Drogen nicht abgeneigt. Haltet ihr es denn für möglich, dass Teile dieser hervorragenden Literatur unter dem Einfluss von psychoaktiven Substanzen geschrieben wurde?
Gruppen wie Tangerine Dream, Personen wie Klaus Schulze und Mike Oldfield, sie alle nahmen in ihrer frühen Zeit Drogen, schrieben derweil mitunter die beste und tiefste Musik. Ist das Zufall? Oft stellte sich erst im Nachhinein heraus, dass all jene, deren Schaffen ich bewundere, bekennende Konsumenten sind.

Welche Personen kennt ihr, welches Wissen weist ihr hervor, was könnt ihr ergänzen, was denkt ihr dazu? Bitte diskutiert fleißig mit, denn diese Thematik finde ich äußerst spannend. Sie beweist mir vielfach welch enormer Nutzen in den Substanzen dieser Welt stecken könnte.

Viele Grüße,

Yagé
Die Realität ist Spiegelbild der Seele; wird nun das Innere verzerrt, so verschieben sich auch die Wesenszüge der Wirklichkeit.

Re: Die Drogenexperimente der Künstler

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Goethe war imho ganz schwer dabei. ^^

Ginkgo Biloba


Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut.

Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Dass man sie als eines kennt?

Solche Fragen zu erwidern
Fand ich wohl den rechten Sinn.
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Dass ich eins und doppelt bin ?

JWvG 1815
~ Resting in Peace ~

Re: Die Drogenexperimente der Künstler

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das glaube ich auch, dass goethe schwer dabei war. aber ganz schwer, mein alter falter!!!! die szene als das glas von homunkulus, von protheus verführt, zerschellt, im zweiten teil, klassische walpurgisnacht, ist eine der wortgewaltigsten tripberichte, die ich je gelesen habe.
namaste, wolfi....

die drogenexperimente der künstler.

herr je, wo soll man da anfangen.
ist ein fass ohne boden.
sehr schone darstellungen der psychedelischen erfahrung finden sich zuhauf in dem, was uns an fesken, wandmalerie, skulpturen aus dem altertum überliefert ist.
der altpersische zaraostra kult, die dionysos mysterien, der eulisische kult, der mitras kult usw.

michael hoffmann hat da schöne bilder zusammengetragen.
lohnt sich imho da mal zu stöbern:
http://www.egodeath.com/EntheogenTheory ... c177337623

im mittelalter wirds dann finster....eine künstlerische verarbeitung der ursprünglichen religiösen erfahrung fast unmöglich.
schön die darstellung des filippo lippi, italienische frührenaisance.
leider kursiert kein bild der "anbetung des heiligen kindes" mit höherer auflösung im netz.
Bild
dann sähe man nämlich folgendes:
der heiligenschein der mutter ähnelt erstaunlich exakt dem sporenabdruck eines fliegenpilzes....der schleier der anbetenden fliesst einem feinem mycelgeflecht gleich über ihre füsse und überzieht das heilige kind....auch die weiss-rote farbkombination des heiligenscheines des kindes selber erinnert an einen fliegenpilzhut....aber, fast schon zu dreist, was sich lippi da geleistet hat, betet doch der mönch links oben im hintergrund alles andere als ein menschenkind an, oder????
ich mag dieses bild.....

bekannter dürfte william blake (1757-1827), englischer dichter und naturmystiker, sein. seine vorstellung von satan und gott als ein sich gegenseitig bedingendes und einander benötigendes "team" (siehe den gedichtzyklus: the marriage from heaven and hell) wird ja bis auf den heutigen tag immer wieder gerne aufgegriffen. :pfeif:

ich liebe dieses bild von ihm:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... atrice.jpg

ach und und und....

salvador dali war bekennender und fanatischer "psilocybe feinschmecker".
ernst fuchs, ein zeitgenosse, hat es lebenslang geleugnet, auch nur jemals irgendwelche suspekte substanzen zur inspiration benutzt zu haben.
dabei sprechen seine bilder eine ganz andere sprache.
zb. der grüne mallach:
Bild


und und und.....

h.p. lovecraft ist mein ganz persönlicher favorit.
von vielen zu unrecht als autor von "dreigroschenromanen" verkannt.
es gibt da 4 oder 5 stellen in seinem werk, an denen er ausdrücklich darauf hinweist, dass er (bzw. seine romanfiguren...) mit hilfe von gewissen substanzen nach erkenntnis gestrebt hat und dies in gewissem sinne bitter bereut und mit seinem seelenfrieden bezahlt hat.....
Zuletzt geändert von Erraphex am 17. Juli 2010, 07:41, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Bild verlinkt anstelle im Thread angezeigt wg. Forenlayout

Re: Die Drogenexperimente der Künstler

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beep...beep....kein anschluss unter dieser nummer?
fürchte ich bin im falschen forum gelandet....

psychedelische erfahrung ist doch dem menschen eigen wie der kuh der schwanz!!!

findet ihr die recherche, wie der mensch dieser tatsache(?!) in seinem künstlerischen schaffen rechnung getragen hat im laufe der geschichte, so uninteressant?

ich nicht!

darum das folgende in kürze:

das älteste schriftlich überlieferte epos der menschheit, das gilgamesh-epos, überliefert auf babylonischen keilschrifttafeln, behandelt, wen kanns verwundern, imho natürlich auch von der suche nach erkenntnis mittels psychedelika!
gigamesh, traumatisiert durch den tod seines gefährten enkidu, macht sich auf die abenteuerlichen suche nach unsterblichkeit, nach einer antwort auf die frage "WARUM", findet auf seiner odyssee eine mysteriöse pflanze ("ein gewächs, dem stechdorn ähnlich" = dmt-haltige akazie?), deren genuss dergleichen verheißt.... nur dumm für unseren helden, dass eine noch mysteriösere schlange sich das pflänzlein an seiner statt einverleibt und somit sie die ersehnte unsterblichkeit und die antwort auf gilgameshs frage besitzt.....gigamesh muss also nach hause zurückkehren mit der bitteren erkenntnis, dass seine suche umsonst war. zuletzt begegnet ihm der totengeist enkidus. folgender dialog zwischen den beiden ist überliefert:

gilgamesh fragt:
»Sage mir, mein Freund, sage mir, mein Freund,
Sage mir die Ordnung der Erde, die du schautest!«

enkidus geist erwiedert:
»Ich sag sie dir nicht, mein Freund, ich sag sie dir nicht!
Sag ich dir die Ordnung der Erde, die ich schaute -
Du müßtest dich setzen und weinen!« -

»So will ich mich setzen und weinen!« -
so gigameshs fazit....

grosses kino, alter falter!
wers genau wissen will, der lese es! http://volker-doormann.org/gil23.htm
ich hab kein bock im detail darauf einzugehen jetzt.



Michelangelo und Leonardo da Vinci....beide waren bekennende "peganum hamala" konsumenten...."nachtigall, i hör di trapsen...."

die entwicklung des menschen ist ohne psychedelika gar nicht denkbar.
schaut man genauer, so findet man imho vieles, was darauf hin deutet. gerade in der kunst kommt dies oft zum ausdruck. wie können wir zb. das bemühen der alten ägypter deuten, die augenscheinlich danach strebten in ihren bauten ein abbild/spiegelbild grösserer, übergeordneter prozesse abzubilden? (pyramiden von gizeh = exaktes geographisches abbild der 3 sterne des oriongürtels usw.). oder....was sagen uns die meist grauenerregenden gottheiten der alten völker lateinamerikas? (es ist bekannt, dass deren weltbild maßgeblich vom gebrauch halluzinogener pilze (mit)bestimmt wurde.....)
auch hierauf genauer einzugehen steht mir nicht der sinn im moment, sry.

aber auch in der moderne finden sich hinweise zuhauf. und dies nicht erst seit dem letzten "psychedelischen boom" der 60er des vergangenen jahrhunderts.
so lassen sich bestimmte "kunstschöpfungen" des jugendstils und des expressionismus imho nur sehr schwer als folge des konsums "leichter psychdelika", wie haschisch und absinth, erklären.
genauer darauf eingehen will ich hier nicht.

es sei nur stellvertretend auf ein beeindruckendes gedicht von ludwig rubiner hingewiesen. (wie auch gottfried benn, dessen gedicht "kokain" nebenbei bemerkt auch ganz nett ist, ein vertreter des expressionismus.):

http://www.geocities.com/aristipp.geo/t ... biner4.htm

beep...beep.....?

Re: Die Drogenexperimente der Künstler

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nein hiob, eigentlich ist der thread sogar sehr geil und wer forscht nicht gerne die werke der alten,

Wenn man tief genug buddelt findet man bei vielen der Altvorderen verbindungen zu jederlei psychoaktiven Kräutern und Substanzen, aber wie gesagt, das ist weites Terrain und müßig ne Liste zu machen. Genauso interessant ist die Frage wie Träume (also nicht die 08/15-Träume) das Weltgeschehen inklusive der Kunst beeinflussten. Borges hat sich mit der Frage beschäftigt und im "Buch der Träume" einige zusammengetragen. Beim Borges bin ich mir nicht sicher, ob er eine solche Erfahrung gemacht hat. Sein Aleph lässt das vermuten, aber auch die Art wie er über andere Autoren sprach, die bekennende Geniesser mancher Substanz waren. Speziell wenn ich einige seiner Essays gelesen hab, in denen er zeitlose Schilderungen seiner Streifzüge durch irgendwelche argentinischen Viertel & Gassen darstellte, kam mir manchmal der Gedanke. Andernmals denke ich dann wieder, das es wahrscheinlich doch nicht der Fall war... wie auch beim goethe, obwohl ich mir von ihm gern mal nen LSD-Tripbericht durchlesen würde.

Bei Ernst Fuchs bin ich mir auch fast sicher, besonders wenn ich seine Verzierungen von Gebäuden betrachte, kann man sich eines psychedelischen Anflugs nicht erwehren.

Ich hab hier ein Kräuterbuch aus Omas Zeiten mit Abbildungen von sehr schönen Kupferstichen und Holzschnitten aus dem frühen Mittelalter.Darauf sind diverse Lust-und Heilgärten zu sehen. Auf einem steht im Zentrum des Gartens die Tollkirsche, und menschenähnliche Pflanzen, die an die Mandragora erinnern,wachsen im Vordergrund aus dem Fruchtboden.

Übrigens ist darin auch ein sehr schöne Illustration einer Pflanze die "hiobs Tränen" genannt wird.;)

Die älteste Darstellung einer Drogenpackung, so steht in dem Büchlein stammt aus dem 6Jhrd von Christus,
bei der Silphium-Ballen vor den Augen des Königs abgewogen und in dem Schiffsraum verpackt werden.

"Im Westen der damals bekannten Welt galten die Phönizer als Repräsentanten des Orienthandels. Der Herzschlag dieses Welthandels pulsierte in dem "schwimmenden Königreich" Tyrus. Wer diese Inselstadt mit ihrer Weltdrogenbörse beherrschte (zeitweise Ägypter, Assyrer, Babylonier), besaß die phönizische Flotte und damit Zugang zu allen Drogenquellen in Ost und West." Klar wird hier das Wort Droge im ursprünglichen Sinn genutzt, aber ich kann mir gut vorstellen, daß dort auch allerlei Zauberkräuter gehandelt wurden.

Naja vom ollen Nietzsche ist ja auch bekannt, daß er nen ganzen Giftschrank zuhause hatte. Ka. Alles nur hören-sagen. Man liest hier und dort viele Sachen und sieht Bilder, wo einem das ins Auge schiesst, aber mein Namensgedächtnis ist nicht das beste und mE ist nicht alles, was den psychedelischen Visionen nahekommt, auf einen Genuss von Pflanzen/Pilzen etc zurückzuführen. Aber da haben sich schon andere gut drüber ausgelassen.

mein klecks senf dazu.

Re: Die Drogenexperimente der Künstler

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hiob hat geschrieben:die entwicklung des menschen ist ohne psychedelika gar nicht denkbar.
schaut man genauer, so findet man imho vieles, was darauf hin deutet. gerade in der kunst kommt dies oft zum ausdruck.
Das habe ich mir ebenfalls gedacht. Die Auffassung, die Welt und die Menschheit habe sich nur durch die Wechselwirkung zwischen Psyche und psychoaktive Pflanze entwickeln können, vertritt übrigens auch Terence McKenna in seinem Buch "Speisen der Götter".
Zwar glaube ich, dass ein wesentlicher Teil durch psychoaktive Pflanzen beigetragen wurde, die Zivilisation auf Grundlage der Psychedelika zu suchen, halte ich stattdessen als schwierig nachvollziehbar und bestenfalls hypothetisch.

Allerdings finden sich insbesondere in der mexikanischen Kunst und in den Malereien der Inkas viele Hinweise darauf, dass versucht wurde psychedelische Muster nachzubilden. Wer die verzierten Wandteller und abstrakten Malereien kennt und jene Formen selbst auf Psychedelika gesehen hat, wird eindeutige Übereinstimmungen erkennen. Ich vermute fast, diese Völker haben versucht, jene Bilder nachzubilden. Damit haben sie die Schönheit aber immer nur immitiert, nie vollkommen nachgestellt.

Was haben denn Goethe und Nietzsche letzten Endes wirklich genommen? Weiß das jemand von euch?
Leider sind oft wirklich nur Vermutungen dabei. Zur Droge bekannt haben sich nur wenige, die Droge umschrieben jedoch viele.
Die Realität ist Spiegelbild der Seele; wird nun das Innere verzerrt, so verschieben sich auch die Wesenszüge der Wirklichkeit.

Re: Die Drogenexperimente der Künstler

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Bei vielen indigenen Völkern ist es offensichtlich und sie machen da auch keinen Hehl draus, wie einige Europäer, die mit der Bekenntnis hadern. :)
yage hat geschrieben:Damit haben sie die Schönheit aber immer nur immitiert, nie vollkommen nachgestellt.
Visionäre Kunst scheint mir primär eine Interaktion mit der Lebenskraft und erst in zweiter Linie eine Art Abglanz oder Artefakt des Geschauten. Es sind energetische Tatsachen sozusagen. Wird vor allem beim Musizieren deutlich. Oder siehe zB die Muster der Shipibo.

Re: Die Drogenexperimente der Künstler

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Genauso interessant ist die Frage wie Träume (also nicht die 08/15-Träume) das Weltgeschehen inklusive der Kunst beeinflussten. Borges hat sich mit der Frage beschäftigt und im "Buch der Träume" einige zusammengetragen.
asche auf mein haupt: von diesem hab ich noch gar nix gelesen. :pfeif: kannst du für den noob ein werk zum einstieg empfehlen?
Beim Borges bin ich mir nicht sicher, ob er eine solche Erfahrung gemacht hat.
ja, sicher sein, das kann man sich nie. vielleicht schöpfen diese künstler tatsächlich aus der selben quelle, die wir auf psychedelika schauen, ohne jedoch die substanz überhaupt nehmen zu müssen. du hast es schöner ausgedrückt:
Visionäre Kunst scheint mir primär eine Interaktion mit der Lebenskraft und erst in zweiter Linie eine Art Abglanz oder Artefakt des Geschauten. Es sind energetische Tatsachen sozusagen.
es mag durchaus möglich sein in kontakt mit diesen "energetischen tatsachen" zu treten ohne die hilfe der substanz...aber um ehrlich zu sein:
ich persönlich halte es aber für sehr wahrscheinlich, dass der gebrauch von tryptaminhaltigen pflanzen zu allen zeiten weiter verbreitet war, als von offizieller seite eingestanden oder gewusst...ist hier etwa tatsächlich nur der wunsch vater des gedanken???
wie auch beim goethe, obwohl ich mir von ihm gern mal nen LSD-Tripbericht durchlesen würde.
ich habe keine mühe gescheut, einen zu suchen und hier auszugsweise zu zitieren.... ;)
wer den faust 2 nicht gelesen hat, dem seis anempfohlen.

homunkulus, der "geist im glas", sehnt sich die erfahrung der verdinglichung zu machen. ihm wird geholfen:

thales
Es fragt um Rat und möchte gern entstehn.
Er ist, wie ich von ihm vernommen,
Gar wundersam nur halb zur Welt gekommen.
Ihm fehlt es nicht an geistigen Eigenschaften,
Doch gar zu sehr am greiflich Tüchtighaften.
Bis jetzt gibt ihm das Glas allein Gewicht,
Doch wär' er gern zunächst verkörperlicht.

proteus
Du bist ein wahrer Jungfernsohn,
Eh' du sein solltest, bist du schon!

thales
Auch scheint es mir von andrer Seite kritisch:
Er ist, mich dünkt, hermaphroditisch.

proteus
Da muß es desto eher glücken;
So wie er anlangt, wird sich's schicken.
Doch gilt es hier nicht viel Besinnen:
Im weiten Meere mußt du anbeginnen!
Da fängt man erst im kleinen an
Und freut sich, Kleinste zu verschlingen,
Man wächst so nach und nach heran
Und bildet sich zu höherem Vollbringen.
..........
..........
..........
nereus
Welch neues Geheimnis in Mitte der Scharen
Will unseren Augen sich offengebaren?
Was flammt um die Muschel, um Galatees Füße?
Bald lodert es mächtig, bald lieblich, bald süße,
Als wär' es von Pulsen der Liebe gerührt.

thales
Homunculus ist es, von Proteus verführt. . .
Es sind die Symptome des herrischen Sehnens,
Mir ahnet das ächzen beängsteten Dröhnens;
Er wird sich zerschellen am glänzenden Thron;
Jetzt flammt es, nun blitzt es, ergießet sich schon.

sirenen
Welch feuriges Wunder verklärt uns die Wellen,
Die gegeneinander sich funkelnd zerschellen?
So leuchtet's und schwanket und hellet hinan:
Die Körper, sie glühen auf nächtlicher Bahn,
Und ringsum ist alles vom Feuer umronnen;
So herrsche denn Eros, der alles begonnen!
Heil dem Meere! Heil den Wogen,
Von dem heilgen Feuer umzogen!
Heil dem Wasser! Heil dem Feuer!
Heil dem seltnen Abenteuer!

all-alle
Heil den mildgewogenen Lüften!
Heil geheimnisreichen Grüften!
Hochgefeiert seid allhier,
Element' ihr alle vier!


goethe, der alte hurenbock, war ja bekanntlich kein kind von traurigkeit. seine fickbeziehung zb. zu der christanie vulpius, eine verarmte und ungebildete, die er nach jahren erst heiratete, alles andere als standesgemäss und einfach nur skandalös, kicher.
auch seine kontakte zu lord byron, ein englischer vertreter der "schwarzen spätromantik", ein verachter althergebrachter, verkrusteter gesellschaftlicher strukturen und denkmodelle, ein liebhaber der drogen, des laudanums, sind belegt.
wer in solchen kreisen verkehrt.......
zunächst möchte man davon ausgehen, dass diesen menschen vielleicht die wirkung von opium, haschisch und absinth bekannt war, den gebrauch von psilocybe semilanceata zb. spricht man ihnen in der regel ab. warum denn?
Ich hab hier ein Kräuterbuch aus Omas Zeiten mit Abbildungen von sehr schönen Kupferstichen und Holzschnitten aus dem frühen Mittelalter.Darauf sind diverse Lust-und Heilgärten zu sehen.
ineressant in diesem zusammenhang das voynich-manuskript, das auf das auch terence mckenna oft hingewiesen hat:
http://de.wikipedia.org/wiki/Voynich-Manuskript
Allerdings finden sich insbesondere in der mexikanischen Kunst und in den Malereien der Inkas viele Hinweise darauf, dass versucht wurde psychedelische Muster nachzubilden. Wer die verzierten Wandteller und abstrakten Malereien kennt und jene Formen selbst auf Psychedelika gesehen hat, wird eindeutige Übereinstimmungen erkennen. Ich vermute fast, diese Völker haben versucht, jene Bilder nachzubilden. Damit haben sie die Schönheit aber immer nur immitiert, nie vollkommen nachgestellt.
kicher....was heisst hier schön?
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... eriano.jpg
der grosse quetzalkoatl, alias cthulhu, wird die ungläubigen zuletzt verspeisen....
schöne aussichten :rofl:

Re: Die Drogenexperimente der Künstler

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ich denke nicht das allgemein bewusst ist, dass pop-kultur (speziell die musik) ohne psychedelische drogen ne völlig andere wäre.

(pop)künstler dienen imho als stellvertreter, als überbringer der nachricht, ja eben als "idole".
wie lebendige statuen, die etwas bedeuten was nichts mit dem träger dieses bildes zu tun hat.
was für ein gefühl mag das wohl sein wenn hundert-tausende in ekstase schreien, nur weil man musiziert, oder gar für elvis, nur weil er kurz mit den hüften schwingt?
now i am become death, destroyer of worlds.

Re: Die Drogenexperimente der Künstler

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was für ein gefühl mag das wohl sein wenn hundert-tausende in ekstase schreien, nur weil man musiziert, oder gar für elvis, nur weil er kurz mit den hüften schwingt?
warum stellst du dir die frage? wärst wohl gerne ein rockstar, he? *schmunzel*

ich nicht.

ich glaube es ist ein ziemlich beschissenes gefühl.
nicht ohne grund hat sich der king of rock selber gerichtet......
:denk:

zum thema goethe wollte ich noch anfügen, dass er mitglied in verschiedenen logen (mitglied der freimaurer und gar der saturnisten [neee, nicht satanisten]) war, die zt. recht "suspekte" Initiationsriten im geheimen vollzogen, ein öffentlich machen vom ablauf und inhalt dieser riten stand unter strengstem tabu. hat goethe hier vielleicht bekanntschaft mit halluzinogenen (pilzen) gemacht?
es wird wohl nie in erfahrung gebracht werden können, kicher.....

Re: Die Drogenexperimente der Künstler

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getintoit hat geschrieben: was für ein gefühl mag das wohl sein wenn hundert-tausende in ekstase schreien, nur weil man musiziert, oder gar für elvis, nur weil er kurz mit den hüften schwingt?
Wird allgemein überbewertet. Vorallem, wenn man sich mal mit dem Status der Künstler wirklich intensiv auseinandersetzt. Gibt einige positive Ausnahmen (Peter Gabriel, Kate Bush sind mir hier ganz prägnant im Gedächtnis), die den Ruhm durch Kontakt zu ihrer inneren Mitte finanziert haben und nicht auf verkrampfte Ego-Exzesse bauen mussten. Das Feedback der Massen ist hier oft auch eher hinderlich als wirklich förderlich, weil es den Künstler unter Druck setzt.
Mein Fazit daraus: Nein, berühmte Personen sind nicht zu beneiden. Und nee, die Massen auf sich zu einen ist auch kein Hit. Finanziell durch seine Mucke unabhängig zu sein ist allerdings schon eine tolle Sache. Dann kann man den ganzen Tag musizieren und Psychedellika schmeißen. So'ne Art Jon Anderson in klein. I have a dream :musik:
"if we are able to give priority to the meditation then all else will eventually fall into place on its own accord"

Re: Die Drogenexperimente der Künstler

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hiob hat geschrieben:salvador dali war bekennender und fanatischer "psilocybe feinschmecker".
Habs mir doch gedacht. Bei ihm ist es wirklich unverkennbar. :freak:
vielleicht schöpfen diese künstler tatsächlich aus der selben quelle, die wir auf psychedelika schauen, ohne jedoch die substanz überhaupt nehmen zu müssen.
Die Kunst ist voll Schoepfungen, die man als psychedelisch inspiriert interpretieren kann, so die Religionen, die Literatur, die Philosophie ....

... letztlich sind es Ausdrucksformen der menschlichen Seele, ob mit oder ohne Kontakt zu exogenen Substanzen.

Natuerlich sind an den Enstehung sprozessen verschiedenster Kulturen oder - undifferenziert gesprochen - der Kultur an sich, psychedelische, wie auch sonstige psychoaktive Pflanzen und Produkte beteiligt. Die Erfahrungen, die die Menschen daraus schoepfen sind aber imho (in ihrem Ursprung) nicht der Interaktion Pflanze|Substanz zuzuschreiben sondern liegen bereits als zu erweckendes geistig\seelisches Potential im Menschen. Zu erweckend im Sinne von bewusst erlebbar werdend und damit prinzipiell jedem Menschen zugaenglich.


peace


mao
Take pain as a game.

Re: Die Drogenexperimente der Künstler

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hiob hat geschrieben:wärst wohl gerne ein rockstar, he? *schmunzel*
die zeiten sind lang vorbei ;)

ne ich frage mich einfach öfter mal was für ein lebensgefühl es ist, mit so extrem viel macht auskommen zu müssen. das ist so... fremd in meiner vorstellung das es mich neugierig macht.
genau wie alles andere das ich mir nicht vorstellen kann.

auf solche kulturellen ikonen wird ja noch wesentlich mehr n wunschbild projeziert als es ohnehin der fall ist.

ne, berühmt sein wäre auch nix für mich. ich bin mal mit ner band vor 2000 leuten aufgetreten und das viel mir so schwer das ich wusste, ich werd das besser lassen mit dem rock star^^

bei dem thread hier fällt mir ein das auch in der wissenschaft, psychedelische substanzen als katalysator wirkten und einige, heute alltäglich geläufige dinge, einer vision eines einzelnen entsprangen.
(benzolring, dns-doppelhelix usw)
now i am become death, destroyer of worlds.

Re: Die Drogenexperimente der Künstler

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Mao hat geschrieben:Die Erfahrungen, die die Menschen daraus schoepfen sind aber imho (in ihrem Ursprung) nicht der Interaktion Pflanze|Substanz zuzuschreiben sondern liegen bereits als zu erweckendes geistig\seelisches Potential im Menschen. Zu erweckend im Sinne von bewusst erlebbar werdend und damit prinzipiell jedem Menschen zugaenglich.
Aber es ist doch erstaunlich das viele Künstler die Möglichkeit ergriffen haben, solche Substanzen zu konsumieren; dass hierbei nichts kommt, was nicht so schon ist, sollte sich von selbst verstehen; aber Psychedelika treiben den Geist an die Grenzen, und genau daraus entstehen oftmals höchst individuelle Werke, die kaum oder gar nicht auf bereits Bekanntem aufbauen.
Drogen haben einen bedeutenden Einfluss auf die Menschen! Gewissermaßen ist es ein Spiel mit dem Feuer, denn die Sucht verführt nirgens so stark, wie in der Welt des Wohlergehens und der Droge. Aber das Nutzpotential ist gewaltig und ich glaube, wer vorsichtig und bedacht vorgeht, erreicht bei weitem weniger, als derjenige, der sein Wesen in seine Werke hinein legt. Leidenschaft ist hier Antrieb erster Güte.
Mao hat geschrieben:Die Kunst ist voll Schoepfungen, die man als psychedelisch inspiriert interpretieren kann, so die Religionen, die Literatur, die Philosophie ....
Leider findet man nur schwer Informationen darüber. Beispielsweise würde mich interessieren, ob und was Hermann Hesse konsumiert hat. Beispielsweise spiegeln sich in Siddhartha viele psychedelischen Gedanken, Gefühle, Wünsche und Ziele wider; im Steppenwolf sprach er selbst vom Opium - also ganz drogenfrei war auch dieser Mann vermutlich nicht.

In der Musik sehe ich das auch. Meine Lieblingsinterpreten, Mike Oldfield und Klaus Schulze (jeder auf seine Weise genial!), waren beide bekennende Drogenkonsumenten. Sowohl Cannabis als auch LSD spielten in deren Leben eine Rolle. Bei Tangerine Dream, deren Musik ich ebenfalls sehr gerne höre, finde ich dieselben Informationen!
Die Einflussnahme von Drogen ist eindeutig nicht wegzusprechen.
Die Realität ist Spiegelbild der Seele; wird nun das Innere verzerrt, so verschieben sich auch die Wesenszüge der Wirklichkeit.

Re: Die Drogenexperimente der Künstler

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Thnx hiob für die Hinweise und Auszüge.
Was Goethe angeht, der frönte ja durchaus auch den dionysischen Freuden. Er soll nicht wenige Flaschen edler Tropfen geleert haben, wer kanns ihm verdenken. :)

Das mit der Absprechung des Psilos kommt mir auch fragwürdig vor, nicht nur bei Goethe, sondern allgemein scheint er in einer bestimmten Zeitepoche ein ziemlich unscheinbares Dasein in Kunst und Literatur zu führen, so als verberge er sich vor neugierigen Blicken,... obwohl auf andere Pflanzen und Substanzen (von Nachtschatten, Fliegenpilz bis hin zum Hasch/Opium etc.) viel häufiger Hinweise zu finden sind. Die Psilos wachsen ja nicht erst seit letztem Jahrhundert und ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß die ihn nicht gekannt haben sollten. Aber sosehr kenne ich mich in Literatur & Kunstgeschichte auch nicht aus, es scheint mir nur so aus meinem Blickwinkel begrenzter Kenntnis.

Was JL Borges angeht. Ich würde wie gesagt seine Kurzgeschichten wie "El Aleph" empfehlen und das Buch der Träume ist sicher auch ganz lesenswert für nebenbei, die Erzählungen und Traumsammlungen sind recht kurz gehalten, kompakt & gut dosierbar.

Ich muss sagen, das ich anfangs nur schwierig in sein Schreibseln einsteigen konnte, dann aber schnell hineingelangte. Mittlerweile langweilt es mich wieder etwas ihn zu lesen, und so hab ich erstmal ne Pause eingelegt. Er ist natürlich auch ein trefflicher Literaturkenner, als er später erblindete, ging er immernoch hin und wieder in die Bibliothek & betastete die Bücher, wusste haargenau wo jedes einzelne Prachtstück platziert war. :D

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Interessant ist sicher auch die Kunst des Instrumentenbaus. Wiederum ist Mittel-und Südamerika hier der reinste Fundus.

Neuere Beispiele psychedlisch inspirierter Instrumente sind zB der "arco del duende" (Elfenbogen) den Don Agustin Rivaz, Ayahuascero, entwickelte.
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Oder die Feuerflöte von Xavier Quijas Yxayotl, ein begnadeter Artisan, der die Vision dieser heiligen Flöte während einer Peyote-Zeremonie im Feuer schaute. Sie erzeugt wunderbare warme, rauchige Töne.
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Peru, als Königreich der Windinstrumente. Ich hab nie so geniale Flöten, Pfeifen, Ocarinas & Co gesehen/gehört, wie aus diesen Ballungsgebieten der Artenvielfalt. Tito la Rosa spielt zB einige dieser teils vorspanischen, teils vorinkaischen Instrumente.

Fragt sich inwieweit in Europa so ein Einfluss auf den Instrumentebau bestand, da müsste man bestimmt etwas tiefer graben?

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