Crazyness

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also hier mal ein kurzer Text von Unbekannt...

Crazyness

Die Welt ist nur hypothetisch vorhanden. „So als ob“ sozusagen. Zieh dir ein Clownkostüm an, tu so als ob du tatsächlich ein Clown wärst und spiel deinen Kindern was Lustiges vor, um sie zum Lachen und vielleicht auch ein wenig zum Weinen zu bringen. Die ganze Zeit über bist du aber nicht, was so aussieht, als wärst du’s. So ähnlich ist das mit der Welt.
Diese Schau ändert nichts an der Wahrnehmung ihrer Existenz. Sie verändert lediglich die Art, wie und als was man sie wahrnimmt.
Die Welt und alles was in ihr passiert, ist eine Art Kunst ohne Künstler. Weil das total crazy zu sein scheint, nenne ich diese Kunstart, die keinen Künstler kennt, sondern sich lediglich „verkünstelt“: Crazyness. Es ist die überaus geniale Kunst, etwas auftauchen zu lassen, was ganz real wirkt, ohne real zu sein. Es ist die Kunst, etwas geschehen zu lassen, obwohl nichts geschieht. Es ist immer nur so, als ob da was wäre, als ob da wirklich etwas geschähe.
„Hey, wie wäre es, wenn da etwas wäre, das wie eine materielle Welt aussieht? Mit Sonnensystemen und mit Planeten, die sich im freien Raum um sich selbst drehen, eine davon nennt sich Erde und auf ihr gibt es Berge, Täler, Meere, Flüsse und Seen, Pflanzen, Tiere und Menschen. Mal sehen, wie das aussehen und sich anfühlen würde.“ Das ist so in etwa das Prinzip, nach der diese verrückte Kunst sich „verkünstelt“. Und aufgrund dessen passiert eben all das, was in Wahrheit niemals wirklich passiert. Crazyness hat übrigens niemals begonnen und hört daher niemals auf, die hypothetische Welt ist ebenso zeitlos wie deren Nicht-Vorhandenheit.
Das Empfinden des Menschen: „Ich bin in der Welt“, gehört zu
dieser Kunst, so zu tun, als wäre da etwas, was in Wirklichkeit nicht ist. Die Wahrnehmung, als jemand vorhanden zu sein, der die Welt aus sogenannter individueller Sicht erlebt, ist schlicht notwenig, soll sich die Kunst ohne Künstler so erleben, als wäre da ein hochintelligenter und – bedenkt man all den Unsinn, der in der Welt passiert - gleichzeitig ziemlich ausgeflippter Künstler.

Wenn sich diese Schau ereignet, ist der, welcher wahrnimmt, da sei eine Welt, in der er sich befindet, die er also sehen, hören, betasten, schmecken, riechen und über die er nachdenken kann, nur noch als eine Art Hypothese vorhanden. Als etwas, das sein könnte also, nicht als etwas, was tatsächlich existiert. Er ist – und jetzt spielt diese Kunstform erst mal so richtig verrückt - obwohl noch vorhanden, gleichzeitig nicht mehr vorhanden. Er löst sich sozusagen in seiner Wahrnehmung auf, obwohl die Wahrnehmung der hypothetischen Welt selbst sich nicht auflöst. Besser noch: Da ist plötzlich niemand mehr, der von sich behaupten könnte, er sei in der Welt, obwohl er nach wie vor in der Welt ist. Sag selbst: Ist das nicht vollkommen crazy?
Sogenannte spirituelle Meister sind Kunst, die sich als Kunst ohne Künstler entdeckt hat. Daher wirken sie immer relativ crazy. Man versteht kaum, was sie sagen, denn was immer sie sagen, ist zum größten Teil widersprüchlich, was den verrückten Normalos natürlich absolut crazy erscheint.

Kunst, die sich als Kunst ohne Künstler entdeckt hat, ist jedoch in Wahrheit einfach nur das, was sie wirklich ist: nicht vorhanden. Und damit all jene, welche noch glauben: „Ich bin tatsächlich in der Welt, ich bin wirklich eine reale Person, die zweifelsfrei geboren wurde und irgendwann stirbt“, ihre Nicht-Vorhandenheit entdecken können, verwenden die Nicht-Vorhandenen allerhand verrückte Methoden. Was sollten sie sonst tun, um die Crazyness in ihrer verrückten Einstellung, die Welt sei real, bloßzustellen? Es geht ja letztlich nicht darum, das zu verstehen, denn was verstanden werden kann, ist nicht crazy und daher Illusion. Crazyness ist alles, was wahrnehmbar ist. Was sie hervorbringt ist nicht das, was sie ist, weil sie eben nicht ist.

Während die Crazy-Meister versuchen, Nicht-Vorhandenheit entdeckbar zu machen, ist ihnen jedoch bewußt, daß selbst der Versuch, Crazyness, die sich während ihres Kunstschaffens in völlig verrückt gewordene „Normalität“ verirrt hat, wieder zu „normalisieren“, nichts anderes als lediglich „spirituelle“ Crazyness ist. Daher sind sie nicht traurig, wenn keiner ihrer Versuche gelingt, weil ihnen bewußt ist, daß niemand jemals etwas anderes sein kann, als Nicht-Vorhandenheit, deren Verrücktheit nun darin besteht, sich um etwas zu bemühen, was sie schon ist. Lustig nicht wahr? Oder sollte ich sagen: Absolut crazy? Einer der größten Verrücktheiten, sozusagen die Superlative der Crazyness, ist tatsächlich der spirituell Suchende!

Gott sei Dank ist der Zeitraum, in der welcher Nicht-Vorhandenheit nur so tut, als wäre sie etwas anderes als nur hypothetisch vorhanden, in allem, was in dem verrückten Kunstwerk erscheint, recht begrenzt, weil es sich fortlaufend verändert. Außerdem hält es in dieser Crazyness niemand allzu lange aus, der so tun muß, als sei er als jemand vorhanden. Also ganz so crazy, wie die Nicht-Vorhandenheit tut, ist sie anscheinend doch nicht! Das heißt: Nicht-Vorhandenheit setzt sich in ihrer künstlichen Crazyness klare Grenzen: 70 – 90 Jahre im allgemeinen, manchmal ist sie die Crazyness auch schon früher leid. Diese Grenzen zu akzeptieren gelingt aber nur, wenn ihr während des Prozesses der Kunstgestaltung die Gunst zuteil wird, ihr „nur so tun als ob“ zu durchschauen. Denn nur dann nimmt sie wahr, daß sie nichts anderes als Nicht-Vorhandenheit ist.
Wenn die Welt als geniale Kunst der Nicht-Vorhandenheit identifiziert wird, kann nichts und alles geschehen. Man kann sich begrenzen und weiten, man kann ein standardisiertes, nettes, gesellschaftsfähiges Verhalten an den Tag legen und ebenso auch völlig ausflippen, indem man zum Beispiel auf Marktplätzen völlig unbekleidet singt, herum tanzt und lacht. Man kann in ein Kloster gehen und sich in der Askese üben oder eine Nachtbar besuchen. Man kann der Sexualität freien Lauf lassen oder gewaltsam enthaltsam leben. Man kann angesichts einer geschäftlichen Pleite gelassen lächeln oder sich in die kanadischen Wälder zurückziehen und dort zu Tode hungern. Mann kann die Weltpolitik empört als ein korruptes, machtgieriges Schmierentheater bezeichnen oder verständnisvoll ob der totalen Crazyness ihrer Akteure in lautes Lachen ausbrechen. Man kann faul auf dem Sofa herumliegen oder 16 Stunden am Tag fleißig wie eine Ameise schuften. Man kann sich für sozial Schwache einsetzen oder ein luxuriöses Penthouse in Monte Carlo bewohnen und das Leben mit Champagner und Kaviar genießen. Man kann sich ebenso einen Psychothriller wie eine rührselige Seifenoper reinziehen. Es spielt überhaupt keine Rolle, weil alles, was auch immer geschieht, nur so geschieht, als ob es geschähe. Da ist in Wirklichkeit nichts.
Es gibt spirituelle Meister, die glauben, die Entdeckung der Nicht-Vorhandenheit verwandle in ein mitfühlendes Wesen, dessen ganzes Bestreben der Befreiung derer dient, welche die Crazyness noch nicht durchschauen. In Wahrheit ist diese Ansicht der Beweis für die eigene Blindheit. Entdeckte Nicht-Vorhandenheit kann alles, muß nichts. Wahrscheinlich ist aber, daß sie für die Wahrheit brennt. Und dieses Feuer ist durch überhaupt nichts zu löschen. Selbst dann nicht, wenn man nichts tut, um es weiter zu tragen.

Manche spirituelle Meister empfehlen: „Sei nicht identifiziert! Bebachte nur, was geschieht!“ Diese Empfehlung ist ganz besonders crazy! Wer sollte sich denn entidentifizieren? Und vor allem, von was? Solange du an das Vorhandensein der Welt zu glauben vermagst, ist Entidentifzierung völlig unmöglich! Sobald sich die Crazyness jedoch inmitten der Crazyness als nicht vorhanden wahrnimmt, kann sie sich mit nichts mehr identifizieren. Selbst wenn das, was sie unternimmt, identifiziert erscheint, bleibt sie Nicht-Vorhandenheit, die nur so tut, als wäre sie identifiziert. Von außen betrachtet ist sie ebenso crazy und womöglich noch viel verrückter als die verrückten Normalos. In sich selbst aber ist sie, was nie anders war – nur hypothetisch vorhanden.

Unbekannt

kommt von dieser Seite.... ist ein netter Kerl mit dem man über alles und nicht plaudern kann - und in seiner Lounge sind ein paar nette Texte versteckt...
There are, strictly speaking, no enlightened people, there is only enlightened activity. - Shunryu Suzuki Roshi

Re: Crazyness

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hehe, netter text :)
ich benutz jedoch nicht die wörter "crazy/crazyness", sondern sage eher "absurd" dazu.
Aber wozu das Ganze als "crazy" erleben?
Crazy ist das hier, was ich grad mache ^^
Dieses Spiel mitspielen... das ist aber schon crazy, aber macht ja nix, steckt eh nix dahinter, von daher kann ich auch jeden Tag früh aufstehen, abends erst heimkommen und nichts vom Tag haben :2daumen:
Man kann nur drüber lachen oder schweigen, ich mach manchmal beides.

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