258
von ohn
Erkenntnis 1:
Mir geht es zunehmend besser. Ich habe jetzt seit dem absetzen des AD's keine krassen panikattacken mehr gehabt, höchstens mal anflüge von ängsten, die ich in mir spüre, wenn ich in mich reinhorche, was sich aber auch langsam abbaut. Es verliert seinen automatismus, dass ich mich permanent in selbstbeobachtung verliere und dadurch in den angstzustand / tripzustand reinrutsche. Dadurch baut sich auch die perspektivlosigkeit ab und der glaube, dass ich nie wieder ein normales leben führen kann. Dadurch wiederum bin ich nicht mehr hochgradig depressiv sondern gewillt mich zu stabilisieren. Ich sehe wieder einen sinn und der zeitraum, den ich brauche, um wieder wieder halbwegs klarzukommen, verkürzt sich mehr und mehr.
Erkenntnis 2:
Ich habe den zustand der angst mit dem zustand des hängengeblieben seins verwechselt und mich derartig in die scheinbare tatsache, in einem LSD-zustand hängengeblieben zu sein, reingesteigert, dass es durch mein ständiges selbst beobachten und in mich reinhorchen, wahr wurde. Ich fühle mich inzwischen nicht mehr komplett geöffnet und kann mich wieder von meiner umwelt abgrenzen, bin nicht mehr opfer der situation und fühle mich nicht, als ob ein fremder, psychedelischer zustand von außen auf mich heraufgesetzt wurde. Ich fühle mich halbwegs nüchtern und nicht mehr ständig auf trip. Ich habe begriffen, dass die assoziation angst - tripzustand in meinem kopf entstand, weil ich solche angstzustände bisher nur von trips kannte. Diese verknüpfung war so stark, dass ich mir einredete, LSD würde mich so lange in dem zustand lassen, bis ich alle meine konflikte der vergangenheit, der kindheit und der aktuellen situation geklärt habe. Dem ist nicht so. Ich hatte mich ja immer gewundert und es hat mich frustriert, dass trotz des erkennens der ursachen, der tripzustand nicht wegging.
Angsterkrankungen müssen nicht zwangsläufig dadurch gelöst werden, seine ganze vergangenheit aufzudröseln. In meinem falle wurden zwar in der kindheit die weichen gestellt und die emotionalen muster etabliert, die auslösenden faktoren - über die ich mir inzwischen bewusst bin - sind jedoch in der gegenwart und in den letzten jahren zu suchen.
Erkenntnis 3:
Ich habe nun die hypnotherapie beendet. Ich habe durch selbige unglaublich auf der intellekt-ebene viele dinge meiner vergangenheit erkannt. Ich habe jedoch auch erkannt, dass das fürs erste reicht. Dass ich noch nicht die stärke besitze, die emotionale ebene meiner kindheitsdramen anzunehmen und das nun erstmal verhaltenstherapeutische stabilisierung nötig ist. Ich habe erkannt, dass verdrängung nichts ehrenrühriges ist, sondern ein notwendiger prozess auf dem weg der heilung. Ich bin nicht stabil genug, um mich der dramatik meiner aufgestauten emotionen zu stellen, das würde mich wieder zurück werfen. Ich habe techniken gelernt, mit denen ich aufkommende ängste und emotionen, die mich wieder in die selbstanalyse reissen, temporär beiseite schieben kann.
Deswegen habe ich mich bei einer art tagesklinik angemeldet, die nicht wie normale tageskliniken hauptsächlich ergotherapeutische beschäftigungstherapie anbietet, sondern ein auf das individuum und sein umfeld zugeschnittenes, intensives verhaltenstherapeutisches programm mit dem patienten ausarbeitet und an diesem täglich arbeitet, bis man stabilier ist und sich in niederfrequentere bereiche begeben kann (also nicht mehr täglich).
Ob das in der realität dann so gut ist, wie es sich auf der webseite anhört, wird man sehen. Von der stationären klinik (heiligenfeld), wo ich eigentlich hinwollte, habe ich bisher noch nichts gehört, sie haben lange wartezeiten. Man wird sehen, ob ich das überhaupt noch benötige, inzwischen tendiere ich eher zu dem tagesklinikartigen verhaltenstherapie konzept.
Erkenntnis 4:
Ich will nie wieder als erzieher arbeiten. Ich werde mich, wenn ich wieder stabil bin, darum bemühen, diagnostiziert zu bekommen, dass ich nicht mehr fähig bin, diesen beruf auszuüben, damit mir das arbeitsamt eine art umschulung oder ähnliches finanziert, damit ich ins verlagswesen oder richtung journalismus bewegen kann. Wie das im detail laufen soll und so weiter.. damit kann ich mich zur zeit noch nicht befassen.
Erkenntnis 5:
Mein bedürfnis nach rausch hat sich eingestellt. Manchmal flammt es wieder auf, aber im großen und ganzen will in nüchtern sein und bleiben, das thema drogen hat sich weitgehend für mich erledigt. Alkohol trinke ich jetzt seit 1,5 wochen keinen mehr mit der ausnahme, dass ich einmal mit meiner freundin ein glas sekt getrunken habe. Antidepressiva werd ich wohl keines mehr anrühren.
Staunen über die Fülle möglicher Erfahrungen auf diesem wunderbaren Planeten in diesem einzigartigen Leben.