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von ohn
Ich habe eigentlich nicht wirklich lust, mein leben vor euch auszubreiten. Aber wenn ich es mir recht überlege.. Warum eigentlich nicht?
Hier also ein Teil meines Seelen-Strip:
Ich habe mein leben nach den meinungen anderer ausgerichtet, habe mir sagen lassen, was für mich gut oder schlecht, richtig oder falsch ist. Ich habe nie verantwortung für das, was ich tu übernommen und mich nie gänzlich für eine sache entschieden oder nicht entschieden. Ich muss lernen von mir selbst aus "ja" oder "nein" zu sagen, nicht immer im "jein" zu schweben. Ich muss das tun, was für mich selbst richtig ist, das was sich für mich selbst richtig anfühlt. Ich habe ängste, nicht die ansprüche erfüllen zu können, die an mich gestellt werden, nicht der verantwortung gerecht zu werden, die ich übernehem muss, um selbstsändig zu leben. Ich habe angst, dass ich alles das nicht schaffe. Habe angst vor einer bindung zu sabrina, die durch eine hochzeit fest wird, habe angst vor der verantwortung, die damit mit kinder kriegen einher gehen würde. Ich habe gleichzeitig angst sie zu verlieren, wenn ich nicht das tu, was sie sich wünscht (heiraten, mich ganz und gar für sie zu entscheiden, mit ihr eine familie zu gründen). Ich fühlte mich gedrängt, als sie mich mit ihrer situation konfrontiert hat, mit. Sie wollte heiraten, hat sich gefragt, wieso ich das nicht will, wenn ich sie doch liebe. Ich hatte angst, sie zu verlieren und dann niemanden mehr zu haben, alleine im leben darzustehen, meinen fels in der brandung zu verlieren, die frau, zu ich erstmals überhaupt im leben, richtige, tiefe liebe gefühlt habe, zu enttäuschen, fühlte mich dazu gedrungen, mich ihren bedürfnissen anzupassen.
Genauso wie im job, wo ich mich den bedürfnissen der behinderten anpassen musste und die wertmaßstäbe der cheffin befolgen musste. Ich habe mich gefühlt, als könnte ich meine eigene sicht der dinge dort nicht vertreten, würde sonst etwas verlieren. Den job, die lebensgrundlage, die basis um weiterhin eigenständig zu sein, eine eigene wohnung bezahlen zu können. Letztlich auch wieder die ansprüche, die sabrina an mich stellt, nicht erfüllen zu können. Auch hier vollzieht sich also das muster, was ich entdeckt habe: sage ich, was ich wirklich über die cheffin, über die wohngruppe, über die pädagogischen praktiken und über die kollegen denke, verliere ich das was ich habe und stehe vor dem nichts. Ich habe also angst, etwas zu verlieren, alleine zu sein und den ansprüchen nicht gerecht zu werden. Gleichzeitig habe ich angst mich vollständig für etwas zu entscheiden und die konsequenzen davon tragen zu müssen.
Ich muss lernen, meinen eigenrs ding zu machen, nicht mehr nach den ansprüchen anderer zu leben, es zu akzeptieren, wenn ich etwas, was mir sicherheit gibt, verliere: wenn es mir nur sicherheit gab, weil es eine beständigkeit war aber nicht weil es mir sicherheit hab, weil ich es wirklich wollte.
Ich wollte nie wirklich erzieher werden, ich wollte schon immer schreiben. Erzieher wurde ich, weil ich irgendetwas machen musste, weil meine mutter, meine familie, meine freundin und das arbeitsamt absprüche an mich gestellt haben und ich sonst wieder vor dem nichts gestanden hätte.
Jetzt habe ich panische angst davor, dass ansprüche an mich gestellt werden und in situationen, wo es auf mich ankommt oder in situationen, wo etwas nicht so klappt, wie ich es mir vorher überlegt habe, bekomme ich angst und der zustand der offenen tripähnlichen wahrnehmung verstärkt sich wieder.
Ich muss auch für mich alleine mein beschützer sein, darf mein bedürfnis nach schutz nicht nur auf andere personen übertragen. Mein archetypus des schutzes, eine helle lichtgestalt, ist in mir. Ich kann sie mir zur hilfe holen und mich selbst beschützen vor der reizüberflutung der welt.
Ebenso kann ich mir meine guten eigenschaften in der linken hand vor augen halten, meine schlechten in der rechten hand und versuchen sie zu vereinen, zu einem mensch mit guten und schlechten eigenschaften. Das ist "die mitte in sich" finden, wenn ich mal wieder zwischen den schlechten und den guten eigenschaften hin und her schwanke oder nur noch meine schlechten eigenschaften sehe (depressive episoden). Dies funktioniert in der meditation, warum also nicht auch im alltag.
Durch mein leben zieht sich ein gefühl der zerrissenheit. In meiner kindheit mit harry fing es an, dass ich nicht sagen konnte, wie ich fühle, weil ich sonst alles verloren hätte. Die guten seiten an harry, die ersatz vaterfigur, das leben auf dem land. Mussten wir immer vor ihm flüchten, so musste ich am tag danach so tun, als wäre nichts gewesen, um nicht alles zu verlieren, konnte ihm meine meinung nicht sagen. Mein hass, meine wut richtet sich gegen mich selbst, dabei hätte ich doch gar nichts machen können, ich war ein kleines kind, wer hätte auf mich gehört. Ich hatte nicht die kraft, die stärke, etwas an der situation zu ändern. Ich war opfer der situation. Jetzt fühle ich mich auch so, als wäre ich opfer der situation, bin kraftlos und machtlos und fühle mich als opfer der situation und hasse mich dafür. Dabei muss ich lernen mir zu vergeben, mir zu verzeihen, mir zugestehen, dass ich schwach sein darf. Ich muss das kind in mir, in das ich jetzt zurück gefallen bin, an die hand nehmen und es trösten, ihm sagen: "du bist nicht schuld, du musst nicht die ganze last auf deinen schultern tragen". Denn jetzt fühle ich mich manchmal so, als würde ich die last der ganzen welt auf meinen schultern tragen. Weil ich mir alles aufbürde und es nicht schaffe.
Das gefühl der zerrissenheit setzt sich in der beziehung zu meinem vater fort. Ich wollte ihm immer gefallen aber ich war nur gut für ihn, wenn ich etwas schaffte. Mein in den tag hinein leben gefiel ihm nicht, ich fühlte mich als versager ihm gegenüber, konnte ihm aber nicht sagen, dass ich so fühle, weil ich angst hatte ihn dann auch zu verlieren. Bis heute. Ich muss ihm mein schuldgefühl, mein gefühl ein versager zu sein, zurück geben, als päckchen, was er mir aufgebunden hat. Ich muss lernen, dass ich auch gut bin, wenn ich nicht das alles schaffe, was er geschafft hat.
Das selbe gefühl habe ich meinem großen bruder nico gegenüber, den ich immer bewunderte, weil er (auf einem anderen gebiet, programmieren, computer), besondere fähigkeiten hat, so wie ich auf den gebieten: (analytisches denken, empathie, dinge durchschauen, offen für unausgesprochene vorgänge sein). minderwertigkeit ihm gegenüber fühle ich, weil ich nicht das erreicht habe, was er erreicht hat (materiell, viel geld, karriere), obwohl er ein ähnlichen lebensstil gehabt hat wie ich (technopartys, kiffen, drogen, nichts auf die reihe kriegen). Ich habe es nicht geschafft, mich aus diesem lebensstil zu befreien und materiell etwas auf die beine zu stellen, deshalb fühle ich mich minderwertig in der familie. Der versager, der nichts schafft.
War ich nicht immer der jenige, der gesagt hat: alles fließt, nichts steht still, veränderungen sind notwendig und das wesen des universums, grenzen exitieren nur in unser illusion, bin ich jetzt der jenige, der sich vor genau diesen dingen fürchtet und der entdeckt hat, dass er immer nur so sein wollte, aber es nie war. Ein kontrollfreak, ein sicherheitsfanatiker und abhängig von beständigkeit.
Staunen über die Fülle möglicher Erfahrungen auf diesem wunderbaren Planeten in diesem einzigartigen Leben.