Re: Panik Attacken, Angst vor dem Verrückt werden.

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Unser Problem ist, daß wir nach einer einfachen und schmerzlosen Antwort suchen. Aber solche Lösung kann es auf dem spirituellen Weg nicht geben, einem Weg, den viele von uns gar nicht erst hätten betreten sollen. Haben wir uns ihm jedoch einmal verpflichtet, so bringt er uns unwiderurflich auch Schmerzen - daran ist nichts zu ändern. Wir haben uns selbst zur Pein der Selbstenblößung verpflichtet, zum Ablegen unserer Kleider, Haut, Nerven, unseres Herzens und unseres Gehirns - bis wir völlig entblößt im Universum stehen. Es wird schrecklich peinigend sein, aber so ist es nun einmal.

Aus Spiritueller Materialismus von Tschögyam Trungpa
happiness is the absence of resistance

Re: Panik Attacken, Angst vor dem Verrückt werden.

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Lieber ohn

Ich denke die Angst verrückt zu werden, ist – vielleicht nur unter Psychonauten? – mindestens so gross, wie die Angst vor dem Tod. Viele von uns überwinden durch die Erfahrung mit psychedelischen Substanzen diese Angst vor dem Tod, weil wir so etwas wie einen „kleinen“ Tod durch leben. Doch die Angst, sein „Leben“ zu verlieren, verrückt zu werden, seine Träume nicht mehr leben zu können, vielleicht sogar seine seelische Existenz oder weiss der Kuckuck was zu verlieren ist dramatisch. Ich hatte (habe) mit den selben Ängsten zu kämpfen, wenn auch nicht so heftig wie du ohn. Doch war die Angst recht präsent und überwältigte mich auch ab und zu mal, heftiger Puls, Gedankenspirale, „es ist zu viel, STOPP“...

Was mir half, war der Gedanke, dass ich – zumindest wenn ich psychedelische Substanzen konsumierte – ja tatsächlich ver-rückt bin! Ver-rückt, von der alltäglichen Wahrnehmung, ver-rückt aus der Ebene des Alltags in mein seelisches Leben. Ich muss daher gar keine Angst haben, verrückt zu werden – weil ich ja verrückt bin! Doch was mach ich jetzt, wenn diese Angst auch auftaucht, während dem Alltag, während dem ich nüchtern bin? Vielleicht erkenne ich, dass ich tatsächlich ver-rückt bin. Dass ich – sei es durch den Konsum psychedelischer Substanzen, durch Meditation, oder „Gottes“ Gnade, tatsächlich ver-rückt wurde, auf eine andere, vielleicht sogar „höhere“ Ebene der Wahrnehmung. Plötzlich empfinde ich anders, höre ich anders, denke ich anders, fühle, rieche, bewege ich mich anders, weil sich mein „Montagepunkt“ verschoben hat, ich – mit Ken Wilbers Worte zu sprechen – nicht bloss einen Zustand erlebe, sondern eine neue Stufe erreicht habe.

Sich auf dieser neuen Stufe dann zurechtzufinden braucht Zeit, Geduld und ab und zu sogar Nerven aus Stahl. Vorallem aber Vertrauen. Vertrauen, dass das was gerade los ist, meiner „Ganzwerdung“, meiner „Heilung“ dient, ganz egal, wie schmerzhaft, verwirrend oder zermürbend es gerade ist. Aus diesem Vertrauen heraus kann ich dann zulassen, was auch immer passiert. Und ich weiss wie schwierig das ist. Ich für mich konnte dieses Vertrauen aufbauen, für mich hat die Welt die Einteilung in „gut“ und „schlecht“ verloren, weil ich erkannte, dass alles der reinen oszillierenden Liebe entspringt, dass wir alle eins sind und wir alle die Erfahrungen machen, für die wir uns irgendwann entschieden haben. Spiritueller Humbug – ok, wir wählen uns selber ein Modell aus. Hinterfrage dein Modell, lieber ohn, ist es zielführend? Wir sind frei uns ein Modell zu suchen, das uns am meisten Halt und Potential zum Wachstum gibt.

„Nichts ist wahr, alles ist erlaubt“... Hassan I Sabbah

Ach ja: Ausserdem habe ich erkannt, dass Schmerz ein unglaublich starker Katalysator ist. Wenn ich den Schmerz zulassen kann, ohne mich, oder andere deswegen zu verurteilen, sondern einfach den Schmerz wahrnehmen kann, bis tief in meinem Herzen und darin meine Absicht stelle – welche auch immer ich habe – dringt diese tief und tiefer in mein Wesen ein. Versuche es doch mal: „Ich entscheide mich für Heilung“... oder was auch immer du für dich wählst, lieber ohn.

Ich hoffe, dass dich meine Worte inspirieren, dir neue Hoffnung schenken. Ich wollte weder dir noch einem anderen User hier drin zunahe treten und wünsche dir viel Kraft, viel Licht und Liebe! :knuddel:

Nochwas an alle: Wünscht euch nichts, sondern WÄHLT!

In Licht und Liebe

Brx

Re: Panik Attacken, Angst vor dem Verrückt werden.

214
Ich frag mich, ob ohn das überhaupt noch ließt, da er ja am Sonntag überlegt hat, dass er nicht mehr alleine wohnen kann und Hilfe in Anspruch nehmen möchte. Da seid dem nichts gekommen ist, denke ich mal, das er für einige Zeit hier nicht mitlesen wird.
"Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, so erschiene dem Menschen alles, wie es ist: unendlich. Denn der Mensch hat sich selbst eingesperrt, so dass er alle Dinge nur durch die engen Ritzen seiner Höhle sieht.“
(William Blake)

Re: Panik Attacken, Angst vor dem Verrückt werden.

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fir ohn sei gegeben dies wort von eine weise persone aus eine song von sopor aeternus
(falls er noch mitlese....ansonstes unde sowieso isse das wort gegebe an alle hir...):

an elephant on the plane roof of a tall cathedral... very close to the edge.
'climb down his tail, as if it were a rope!
have faith and confidence, belive that he will hold you!'
but the elephant is not anchored in the ground,
yes, he might have the will to remain in position,
perhaps doing everything within his power to hold me,
not to slip and fall himself...
but in my opinion this is hardly enouth.
can this be a question of trust, at all ?!?

looking out of the window, while the underground moves down
into the tunnel ... - a man, who has alrady passes the elephant-test, says:
'fear must be conquered, boy!
many of what comes up are merly old fears of death!'

Re: Panik Attacken, Angst vor dem Verrückt werden.

218
Mein zustand hat sich dahingehend verändert das ich mich permanent in einem zustand der offenen wahrnehmung befinde. Also wie auf einem leichten trip. Manchmal komme ich damit klar, manchmal überhaupt nicht. Hängengeblieben. Dazu gesellt haben sich tiefste depressionen, ich kann nicht mehr rausgehen, kann kaum noch alleine sein, weil ich in permanenter angst lebe und mir allein dauernd gedanken über meinen zustand mache und zu keiner lösung komme. Ich will in mein altes leben zurück, kann es aber nicht. Kann nicht loslassen. Es gibt keine filter mehr, alles dringt intensiv in mich ein. Ich bin mir keiner sache mehr sicher, falle täglich in tiefste depressionslöcher, sehe dann keinen ausweg mehr, muss mich mit aller kraft ablenken. Ich bin zur zeit bei meiner mutter, weil ich nicht mehr allein sein kann. Ich angel mich von tag zu tag, kann nachts nicht mehr schlafen, habe fiese albträume, in denen sich alle meine ängste manifestieren, wache dann angstvoll oder panisch auf und brauche dann die nähe einer vertrauensperson. Die ganzen letzten wochen waren ein kampf gegen die öffnung aller kanäle. Was sich anfangs als schübig darstellt, ist nun ein dauerzustand geworden. Ich bin in keiner weise mehr alltagsfähig. Muss lernen, wieder eine hülle um mich herum zu schaffen. Ich schwanke dauernd zwischen verschiedenen ansichten, bezweifle dass sich die offene wahrnehmung je wieder schließen lässt, dann bekomme ich wieder hoffnung, dass ich irgendwann lerne, damit zu leben, mich wieder von meiner umwelt abzugrenzen, mich zu schützen. Lärm und reizüberflutung (und sein es nur kleine katzen, die herum springen), bringen mich in zustände der angst. Jegliche abweichung von dem gewohnten umfeld bedeutet für mich stress und angst. Ich gehe zur zeit zu einer wachhypnose therapeutin und hoffe auf besserung meines zustandes. Vermutlich werde ich demnächst stationär in eine antroprosophische klinik für psychosomatische erkrankungen gehen. Ich habe versucht ein antidepressiva zu nehmen (citalopram), welches aber bereits bei der ersten einnahme derart heftige nebenwirkungen hatte (in die ich mich prima reinsteigern konnte), dass ich dachte, ich verrecke. Diazepam nehm ich keins mehr, danach kam alles immer nur noch schlimmer zurück. Truxal (neuroleptika) habe ich zweimal genommen, seit dem habe ich ein rauschen im ohr. Ich habe ständig rückenschmerzen und wenn angstschübe kommen schiebe ich die gefühle in den rücken und brauche dann massagen. Ich weiß das mir keiner helfen kann, ich kann mir nur selbst helfen, aber ich weiß nicht wie.
So siehts im moment aus. Die diskussion hier verfolge ich längst nicht mehr, sie bringt mit nichts, ich zerdenke sowieso alles in jedem moment und verliere mich dadurch immer tiefer in depression. Trotzdem wollte ich euch mal über den aktuellen stand der dinge berichten, von allem was mit drogen, psychologie, psychedelischen thematiken etc pp zu tun hat, distanziere ich mich zur zeit weil es mich immer weiter rein reisst.

Passt auf euch auf, psychedelische drogen sind --kein-- spielzeug
Alles was ich immer geprädigt habe war reine theorie. Ich dachte immer, mir kann sowas nie passieren, ich weiß ja alles. Tja, pech gehabt, war wohl nicht so.


ohn
Staunen über die Fülle möglicher Erfahrungen auf diesem wunderbaren Planeten in diesem einzigartigen Leben.

Re: Panik Attacken, Angst vor dem Verrückt werden.

219
Vieles - vor allem, was du im ersten 1/3 beschreibst - kam oder kommt mir persönlich aktuell sehr sehr bekannt vor :nick:
Teils kam, weil ich mit vielem davon habe umgehen lernen können bzw. es sogar schätzen lernen konnte.

Die Bemerkungen, dass du gerne wieder dein altes Leben haben würdest (ist nicht das, was du gerade durchlebst, aus deinem bisherigen Leben hervorgegangen?! :verwirrt: ) und wieder eine Hülle um dich herum benötigst um funktionieren zu können blabla ... naja ... hinterlassen mich mit traurigen Gefühlen (nicht unwahrscheinlich, weil ich mich selbst darin wiederzuerkennen denke, wäre ich an deiner Stelle).

Die Ansätze, mit denen du dir Hilfe oder salvation zu erlangen hoffst, klingen für mich sehr gut und da du sie dir ausgekuckt hast, gehe ich fest davon aus, dass sie dir auch etwas bringen werden ... was auch immer das dann sein wird :)

Viel Kraft - auch an Eule - und eine baldige Entlastung von den Bürgen deines (Zer-)Denkapparates :bow:
My bubble -- my rules

Re: Panik Attacken, Angst vor dem Verrückt werden.

220
Hallo,
ich finde die von dir beschriebenen Nebenwirkungen ziemlich schockierend.
Ich weiß das mir keiner helfen kann, ich kann mir nur selbst helfen, aber ich weiß nicht wie.
Ich hoffe du findest den Schlüssel. Alles gute.


Edit:
Musste noch öfters über folgendes nachdenken:
psychedelische drogen sind --kein-- spielzeug
Stimmt, aber vielleicht ist das Leben kein Spielzeug und psychedelische Drogen können dies besonders deutlich machen. Viele Menschen erleiden ähnliches, ohne je Drogen genommen zu haben.
"Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, so erschiene dem Menschen alles, wie es ist: unendlich. Denn der Mensch hat sich selbst eingesperrt, so dass er alle Dinge nur durch die engen Ritzen seiner Höhle sieht.“
(William Blake)

Re: Panik Attacken, Angst vor dem Verrückt werden.

223
Also ich kann dark Psy ja nichts abgewinnen, aber dennoch hat das Stück was....
Ich hoffe dir gehts etwas besser, was ich schätze, da du in der Lage bist, dein Erleben gut in Musik umzusetzen.

Ist sicher eine gute Möglichkeit. Alles Gute weiterhin.
"Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, so erschiene dem Menschen alles, wie es ist: unendlich. Denn der Mensch hat sich selbst eingesperrt, so dass er alle Dinge nur durch die engen Ritzen seiner Höhle sieht.“
(William Blake)

Re: Panik Attacken, Angst vor dem Verrückt werden.

224
ohn hat geschrieben:Ich habe versucht ein antidepressiva zu nehmen (citalopram), welches aber bereits bei der ersten einnahme derart heftige nebenwirkungen hatte (in die ich mich prima reinsteigern konnte), dass ich dachte, ich verrecke.
ohn
Ich verstehe nicht, wieso du kein anderes ausprobierst, du hast doch nichts zu verlieren. Wenn deine Depression gelindert wird, KÖNNTE es dir dahingehend weiterhelfen, Kraft gegen die Panik zu mobilisieren. Wenn du die ganze Zeit Depressionen hast, liegt es ja wohl auf der Hand, dass du vollkommen am Rad drehst.
Wenn du dich nicht traust, aufgrund der schlechten Erfahrung ein neues Antidepressiva einzunehmen, dann ist dein Leidensdruck noch nicht groß genug. Die Depression wird sich aufgrund von fehlendem Kontakt mit Sonnenlicht immer weiter verschlimmern, ich könnte mir sogar vorstellen, dass das in Zukunft noch das größte Problem darstellen könnte. Panikattacken hat heutzutage jeder Depp, aber mit schweren Depressionen ist verdammt nochmal nicht zu spaßen.

Falls du bereits was gegen die Depression unternommen hast, dann überlies diesen Post einfach ;)

PS: Ein Mensch hat mal gesagt: "Ich bekomme keine Angst, weil ich die Angst verbreite."
Wenn du vor so einer dämlichen Katze Angst hast, dann mach sie platt.
(bitte nicht unbedingt ernst nehmen, aber er steckt was Wahres drin)

Re: Panik Attacken, Angst vor dem Verrückt werden.

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Mir geht es besser. Ängste habe ich eigentlich nicht mehr, die hypnotherapie verschafft mir einsichten auf den riesen komplex an systemischen problemen, die ich immer verdrängt habe und die hinter meinem zustand stehen. Die depressionen legen sich und ich lerne langsam nach und nach wieder mich abzugrenzen. Homöopathische medikamente (hochpotenzen) unterstützen das aufschälen meiner inneren zwiebel. Psychopharmaka nehme ich keines. Ich bin jetzt wieder zuhause in meiner eigenen wohnung und krämple mein leben um. Kiffen tu ich seit dem ausbruch dieser krise gar nicht mehr, andere drogen (abgesehen von einem bier am abend und zigaretten) nehme ich nicht mehr und werde es auch nicht mehr tun. Die trips, die ich in den letzten jahren unternommen habe, waren eine farce. Ich wollte selbst auf LSD nie genau hinschauen. Im nachinein gab es so viele zeichen, dass es zwangsläufig so kommen musste. Ich war so blind.
Nun hält mich LSD so lange in dem zustand, bis ich alles aufgerollt habe.

Vielleicht schreibe ich irgendwann mehr zu den ganzen details, die ich gerade entdecke und die emotionalen strickmuster, die sich von früher kindheit durch mein leben zogen. Alles hat sich aufgelöst, alle falschen selbstbilder die ich jahrelang gepflegt habe und alle emotionen die ich durch das tägliche kiffen und meine scheißegal haltung von mir ferngehalten habe, müssen nun aufgearbeitet werden. Es ist ein in sich verstricktes knäul aus ablösungskrisen, problemen die mit meiner beziehung zum vater zusammen hängen, unzufriedenheit mit meiner beruflichen situation und vieles vieles mehr. Die ganzen schönen freudschen urprobleme, von denen ich immer dachte, sie wirken im mir nicht :2daumen:
Schönen abend noch.
@Käseverzehrer
Danke für deine PM, evt. komme ich noch drauf zurück und antworte dir, im moment habe ich aber genug zu tun.
Staunen über die Fülle möglicher Erfahrungen auf diesem wunderbaren Planeten in diesem einzigartigen Leben.

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