Welche (negativen) Nachwirkungen habt ihr infolge eures Psychedelika Konsums erfahren?

Einfache Flashbacks
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (15%)
Massive Flashbacks
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (5%)
mittelschwerer psychotischer Schub
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (10%)
schwerer psychotischer Schub (< 48 h)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (5%)
schwere Psychose (> 48 h)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (10%)
Nichts der oben genannten
Insgesamt abgegebene Stimmen: 11 (55%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 20

Die Schattenseite der Medaille

1
Liebe Community,

ich möchte euch offen eine Frage stellen:
Welche (unangenehmen) Wahrnehmungsveränderungen habt ihr nach, infolge von oder als Begleiterscheinung des Psychedelikagebrauch feststellen können?

Hierbei müssen die eingenommenen Substanzen nicht als treibende Kraft fungieren. Auch psychische Krisen, deren Raum durch Psychedelika geweitet wurden, können hier mit einspielen.
Damit möchte ich lediglich in Erfahrung bringen, ob es ein seltenes Phänomen ist, dass sich unabhängig von der Substanz - doch infolge ihrer Wirkung -, (kurzzeitige) Veränderungen der Wahrnehmung, Gedanken und Gefühle einstellen. Der Nutzen von Psychedelika ist uns hinreichend bekannt. Doch nun möchte ich in aller Offenheit und unverschönt die Schattenseite diskutieren. Das damit Psychedelika mitnichten an Schönheit, Nutzwert und Kraft verlieren, sollte vorausgesetzt werden. Doch seit bitte ehrlich.

Definition:
- einfache Flashbacks:
Eine kurzzeitige Wahrnehmungsveränderung ohne groben Einfluss auf eure Aktivität. Akkustische oder visuelle Täuschungen, Veränderung der Sinneswahrnehmungen, usw. Einfache Flashbacks haben ein eventuell ein Unbehagen, aber niemals eine gröbere Angst zur Folge.

- massive Flashbacks:
Eine massive Wahrnehmungsveränderung mit deutlichen Einfluss auf eure Aktivität. Kennzeichnend für ein solches Flashback ist die Schwierigkeit, unter gewöhnlichen Umständen normal zu wirken. Die Umwelt verändert sich für kurze Zeit mitunter gravierend, dass dabei entstehende Gefühl kann einem leichten und mittleren Trip ähneln. Angst kann, muss aber nicht, eine Folgeerscheinung dieses Flashbacks sein.

- mittelschwerer psychotischer Schub:
Ein psychotischer Schub muss keine direkte Folgeerscheinung des Konsums von Psychedelika sein. Es kann aber ein indirekter Zusammenhang bestehen. Er differenziert sich von einem Flashback durch eine deutliche Störung der Wahrnehmung, eine diese begleitende Angst und eine mögliche Auswirkung auf den Körper (Kältegefühl, Zittern, Schweißausbruch, Kopfschmerzen {keine Migräne + Migräneaura!}). Während Flashbacks sich mitunter neutral oder sogar positiv auswirken können, sind psychotische Schübe zumeist negativer Natur und deuten eine Spaltung des Ichs an.

- schwerer psychotischer Schub (< 48 h):
Eine massive Veränderung der Wahrnehmung. Dazu können viele negative Symptome zählen: ein starkes befremdendes Gefühl, ein gespaltenes Bewusstsein, ein verzerrtes, zwiespältiges Gedankenbild, eine panikhafte Angst, ein Gefühl von großerer Schwere oder unangenehmer Leichtigkeit, akkustische oder visuelle Halluzinationen, eine Veränderung des Geschmacks- und/oder Geruchssinns, Wahnvorstellungen, boshafte Bilder vor geschlossener Augendecke, Verfolgungswahn. Diese Psychose greift in sämtliche Lebensmerkmale ein und lässt sich nach außen hin nur sehr schwer oder überhaupt nicht geheim halten.

- schwere Psychose (> 48 h):
Eine massive Veränderung der Wahrnehmung (siehe oben). Diese überdauert(e) allerdings den Zeitraum von 48 Stunden. Ein uneingeschränktes Leben wird dadurch (zeitweise) unmöglich.

Ich gebe jedem, sofern nötig, zwei Auswahlmöglichkeiten und möchte Flashbacks von psychotischen Schüben trennen. Es kann also durchaus jemand Flashbacks (gehabt) haben und unter psychotische Schüben leiden. Mehr als zwei Auswahlmöglichkeiten erscheint mit unsinnig, da widersprüchlich.

Außerdem möchte ich zeitgleich, neben der Umfrage, eine Diskussion entfachen, die sich mit diesem Thema beschäftigt. Spekulationen über Ursachen, Erscheinungen, Lösungen können sich entwickeln, außerdem trifft man vielleicht auf einige Symptome, die man an sich selbst beobachtet hat, und in dessen Wunderlichkeit man sich fortan nicht mehr alleine fühlt (bspw. aus dem Nichts auftauchende Lichtblitze).
Ich hoffe auf eine rege Diskussion. Ich werde unabhängig vom Eröffnungsbeitrag später selbst noch meine Erfahrung mitteilen.

Viele Grüße,

Yagé
Die Realität ist Spiegelbild der Seele; wird nun das Innere verzerrt, so verschieben sich auch die Wesenszüge der Wirklichkeit.

Re: Die Schattenseite der Medaille

2
Ich tue mich schwer mit der Einteilung die du triffst.

Eine (dauerhafte) Veränderung der Wahrnehmung halte ich gar für normal. Diese Veränderung muss dabei nicht im Umgang mit psychdelischen Drogen begründet sein, sondern wird auch von Menschen beschrieben, die ihren Weg der Entfaltung ohne Hilfsmittel gehen. Zwei Faktoren mögen dabei eine Rolle spielen. Zum einen werden durch die Lockerung der Persönlichkeitsstrukturen Filter abgebaut und zum anderen geht damit einher auch die Auflösung von Energieblockaden. Jedes Chakra ist einem Sinn zugerordnet.

Entscheidend ist auch der Umgang mit Veränderungen. Wie wird die Gedankenstille wahrgenommen? Wie wird die Veränderung der Wahrnehmung wahrgenommen? Ich habe auch Menschen getroffen denen die Leere oder die Veränderung der Wahrnehmung Angst gemacht hat. Ich nehme beides als ein unglaublich großes Geschenk wahr.

Flashbacks haben keine pharmakologische Ursache! Durch Reize ausgelöste Erinnerungen...

Und was verstehst du unter einer Spaltung des Ichs oder einem gespaltenen Bewusstsein?
happiness is the absence of resistance

Re: Die Schattenseite der Medaille

3
Ich hätte vielleicht dazu sagen sollen, dass die psychotische Veränderung krankhafter Natur sein sollte. Eine Störung, die das Leben zeitweise mehr oder minder beeinträchtigt und einschränkt. Beispielsweise unkontrollierbare Gedanken, eine belastende Bilderflut, irreale visuelle Phänomene, ein unangenehmes Körpergefühl, auditive Halluzinationen und so weiter.

Hierbei soll speziell die Schattenseite betrachtet werden. Den durchweg positiven Aspekten der psychedelischen Erfahrungen - die Erweiterung der Wahrnehmung, Stabilisierung des Selbstbildes, Intensivierung der Identifikation, Einigung der bewussten und unterbewussten Ebenen -möchte ich hierbei außer Acht lassen.
Natürlich sind einige Erfahrungen mit großen Respekt und daraus resultierender Furcht zu betrachten. Diese ist aber im Normalfall ein Teil der eigenen Identität, eine längerfristige (positive) Veränderung, eine andauernde Schärfung der Selbstsicht. Doch ich spreche bewusst von unangenehmen und krankhaften, kurzweiligen und längerfristigen, Veränderungen.

Beispielsweise hatte ich vor einigen Monaten, eines abends, eine massive Störung der Wahrnehmung. Ich geriet, einer innewohnenden Verzweiflung bedingt, in einen durchaus unangenehmen und sehr beängstigenden Zustand. Zunächst sah ich bei geschlossenen Augen dämonische Bilder, wurde überwältigt von einem ganz-körperlichem Zittern, von einer Spaltung der Gedanken, einer leichten Bewusstseinsveränderung. Ich musste schnell zum Telefonhörer greifen und eine in meine Erfahrungen eingeweihte Person anrufen, damit diese mir beisteht; alleine und ohne die Hilfe einer weiteren Person wäre ich an diesem Abend weitgehend verloren gewesen. Das geschah ohne die Einnahme irgendeiner Substanz, hatte aber durchaus Ähnlichkeit mit einem sehr heftigen, unkontrollierbaren Cannabis-Trip. Die psychischen und körperlichen Symptome hielten ungefähr 3 Stunden an und klangen langsam wieder aus. Milch und leise Musik halfen mir dabei.
Das war meines Erachtens eine mittelstarke psychotische Welle. Sie trat einmalig auf und hatte unter anderem den Ursprung, das ich mich willkürlich in ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit hinein steigerte. Was daraus resultiert hätte ich mir jedoch nicht denken lassen. Das Körpergefühl war komplett gestört.

Seit jeher besitze ich eine unterbewusste Angst, die insbesondere in den letzten Tagen (siehe Spam Thread) wieder hervorkroch. Manchmal gleicht es einer hypochondrischen Krankheit. Ich fürchte in Momenten großer Schwäche (wobei diese Furcht erst seit letzten Samstag präsent ist) einer Geisteskrank zum Opfer zu fallen, an eine der vielen möglichen Krankheiten zu erkranken; das hat zwar keine realen Ursprünge, zu mancher Zeit sucht es mich jedoch heim.
Gestern war dieses Gefühl auch sehr stark, wobei ich dem gleich den Willen entgegen stellte, endlich Ordnung in das Chaos meiner Gedanken zu bringen. Sodann begann ich mein Leben aufzuräumen, meinen Geist zu sortieren, meine Räumlichkeiten neu herzurichten und meinen Körper mit gesunder Nahrung zu versorgen. Seitdem geht es mir auch bedeutend besser.
Doch das ist, oder war, eine dieser von mir beschriebenen psychischen oder psychotischen Erscheinungen.
Und ich wollte einfach mal nachfragen, wem solche "Erscheinungen" aus eigener Erfahrung womöglich bekannt vorkommen.

Edit:
Erraphex hat geschrieben:Und was verstehst du unter einer Spaltung des Ichs oder einem gespaltenen Bewusstsein?
Ich hatte damals das Gefühl der absoluten Uneinigkeit meiner Selbst. Als würden zwei Persönlichkeiten, zwei Seelen, zwei Gedankensprecher gleichzeitig in mir existieren; teils habe ich Gedanken gedacht, während von der anderen Seite widersprochen wurde. Aber auch das Bewusstsein war geringfügig verändert - es war so, als würde ich "irgendwo" dazwischen hängen. Nicht ganz ich selbst, aber auch kein anderer.

Wie gesagt, seit damals (im Februar?) hatte ich keine deutlichen Einschränkungen mehr. Oft stand die Angst im Ungewissen, ich könnte nochmals hinein gezogen werden. Dieser begegnete ich aber seither erfolgreich mit Mut.
Die Realität ist Spiegelbild der Seele; wird nun das Innere verzerrt, so verschieben sich auch die Wesenszüge der Wirklichkeit.

Re: Die Schattenseite der Medaille

4
hehehehe.

mein lieber yage.
du besitzt das talent interessante freds zu eröffnen.
dein fred "die drogenexperimente der künstler" hat mir auch sehr gefallen.

namaste yage.
:bow: :bow: :bow:

beispielhaft auch, wie erstaunlich wenig...."substanziell" und "erhellend" die von dieser "erlauchten community" geposteten beiträge zum thema "drogenexperimente der künstler" doch waren letztlich.....

daraus habe ich die lehre gezogen, dass ich mir meine beiträge hätte ebenso sparen können.

selbiges gilt nun auch für diesen fred, obwohl ich ganze bücher voll mit meinen "persönlichen ansichten" gerade zu diesem thema füllen könnte, wenn ich wollte. ich will aber nicht, denn es hätte wie gesagt wenig sinn.

ich halte es also mit den worten von Erraphex, höre doch auf ihn, er wird dir sicher helfen können, hehehehe:
Ich habe auch Menschen getroffen denen die Leere oder die Veränderung der Wahrnehmung Angst gemacht hat. Ich nehme beides als ein unglaublich großes Geschenk wahr.
dir hingegen gebe ich mit auf deinen weg alleine dieses lied:

http://www.youtube.com/watch?v=zhHz7YI2WB0

geniesse es.

:rocker:

Re: Die Schattenseite der Medaille

5
Yagé hat geschrieben: Ich hätte vielleicht dazu sagen sollen, dass die psychotische Veränderung krankhafter Natur sein sollte.
Was ist krankhaft und was ist normal? Teilweise empfinde ich den Umgang mit psychisch nicht normalen Menschen als krankhaft. ;)
Yagé hat geschrieben: Doch ich spreche bewusst von unangenehmen und krankhaften, kurzweiligen und längerfristigen, Veränderungen.
Darauf wollte ich mit meinem Beitrag ja auch hinweisen. Die identische Erfahrung kann als unangenehm und gleichzeitig auch als angenehm empfunden werden. Je nach Mensch. Je nach gemachten Erfahrungen. Je nach Einstellung.
Yagé hat geschrieben: Beispielsweise hatte ich vor einigen Monaten, eines abends, eine massive Störung der Wahrnehmung. Ich geriet, einer innewohnenden Verzweiflung bedingt, in einen durchaus unangenehmen und sehr beängstigenden Zustand. Zunächst sah ich bei geschlossenen Augen dämonische Bilder, wurde überwältigt von einem ganz-körperlichem Zittern, von einer Spaltung der Gedanken, einer leichten Bewusstseinsveränderung.
Ein Ansatz für die von dir beschrieben Spaltung: Selbst <-> Persönlichkeit.
Yagé hat geschrieben: Das war meines Erachtens eine mittelstarke psychotische Welle. Sie trat einmalig auf und hatte unter anderem den Ursprung, das ich mich willkürlich in ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit hinein steigerte. Was daraus resultiert hätte ich mir jedoch nicht denken lassen. Das Körpergefühl war komplett gestört.
Warum werten und klassifizieren?

Hättest du ohne Wertung diese Erfahrung nicht einfach als Erfahrung hinnehmen können? Wie jede andere Erfahrung auch? Färbte nicht erst die Wertung die Erfahrung?
Yagé hat geschrieben: Seit jeher besitze ich eine unterbewusste Angst, die insbesondere in den letzten Tagen (siehe Spam Thread) wieder hervorkroch. Manchmal gleicht es einer hypochondrischen Krankheit. Ich fürchte in Momenten großer Schwäche (wobei diese Furcht erst seit letzten Samstag präsent ist) einer Geisteskrank zum Opfer zu fallen, an eine der vielen möglichen Krankheiten zu erkranken; das hat zwar keine realen Ursprünge, zu mancher Zeit sucht es mich jedoch heim.
Die Konfrontation mit der Angst vor einer psychischen Erkrankung steht im Laufe jeder psychedelischen Laufbahn an. Das ist imho eine der menschlichen Grundängste. Das sie bei dir nach einer solchen Erfahrung zu Tage tritt ist nicht ungewöhnlich.
Yagé hat geschrieben: Und ich wollte einfach mal nachfragen, wem solche "Erscheinungen" aus eigener Erfahrung womöglich bekannt vorkommen.
Ich finde mich nicht direkt in deinen Beschreibungen wieder. Dafür habe ich andere Erfahrungen gemacht. Ich habe nur immer versucht diese Veränderungen und Erfahrungen als Veränderungen und Erfahrungen hinzunehmen. Denn was bleibt uns übrig? Sich dagegen wehren...? Nein, das erzeugt Angst und Leid. Ganz genau wie bei der psychedelischen Erfahrung.
happiness is the absence of resistance

Re: Die Schattenseite der Medaille

6
Interessantes Thema!
Ausser der "normalen" Nachtripszeit, die manchmal Verwirrung und Unsicherheit bringt, habe ich noch keine dieser "negativen" Wahrnehmungsveränderungen feststellen können.
Bei vielen Freunden jedoch schon. Muss dazu sagen, dass unser kleines Goa-Psychedelikagrüppchen aus 17-22 Jährigen besteht (so 8Pers.). Also alle ziemlich jung.
-Einer erlitt nach einem Acidtrip nen psychotischen Schub, mit Stimmen hören u.s.w. Der Zustand hielt ungefähr 2 Monate in Abgeschwächter Form an (vermutlich Schizophrener Natur) und wird jetzt mit Neuroleptika behandelt.
-Ein anderer musste in Psychologische Behandlung nach seinem ersten LSAtrip. Er fühlte sich einfach fremd in dieser Welt und sie kam ihm fürchterlich und angsteinflössend vor. Jetzt geht es ihm wieder sehr gut und empfindet seine Erfahrung im Grossen und Ganzen doch als bereichernd.
-Wiederum ein anderer konsumierte über 2,3 Jahre hinweg konstant viele Pilze, Acid und MDMA. Nach einer MDMA Nacht erlitt auch er einen Psychotischen Schub. Mimik und Gedanken lesen u.s.w. Nach einigen Tagen entspannte sich die Lage aber doch langsam. Er war glaub 1,2 mal bei einer Sitzung mit nem Psychiater.
-Wiederum ein anderer konsumierte ca. 3x Acid. Eine eher labile Persönlichkeit mit grossen Stimmungsschwankungen. Er erlitt keinen Psychotischen Schub, sitzt jetzt aber auch in der Psychiatrie. LSD war hier wahrscheinlich nur der Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte.

Ja, ich habe seltsame Freunde :krass: Mir hat die Meditation und der Austausch über gemachte Erfahrungen viel gebracht und auch eine gewisse Ruhe und Ausgeglichenheit erzeugt. Vielleicht die Gründe für meine Psychedelika Wohlbekömmlichkeit :herzen:
Die Gründe für die vielen Probleme mit Psychedelika sind wohl das junge Alter und mMn auch die fehlenden Bezugspersonen. Wir sind sozusagen Schifffahrer auf unbekannten Gewässern ohne Karte zur Orientierung. In südamerikanischen Ländern hat man oft Rituale die sich seit Jahrhunderten bewährt haben (Das Meer) und Top ausgebildete Schamanen die wissen wie man das Schiff fährt.Wir brauchen neue Learys und Neo-Schamanen/Psychonauten. :2daumen:
"It's only after we've lost everything, that we're free to do anything!" Fight Club

Re: Die Schattenseite der Medaille

7
Also ich kann die Frage von Yage gut verstehen auch wenn Erraphex einwände bringt. Denn das Problem jenseits einer Wertung ist die subjektive Leidenserfahrung aus welcher man nicht einfach herraustreten kann. Klar können spontan auftretende Bewusstseinsverändrungen auch sehr schön sein, aber sie können auch dazu führen, dass man völlig verstört auf seiner Couch liegt und sich schrecklich fühlt. Mit der Zeit kann man viel üer die dynamischen Prozeße seines Geistes lernen und kann mit Bewusstseinsveränderungen besser umgehen, aber gerade in der ersten Zeit kann man ebend auch oft noch nicht damit umgehen, weil der innere Leidsdruck zu stark ist.
Die Gründe für die vielen Probleme mit Psychedelika sind wohl das junge Alter und mMn auch die fehlenden Bezugspersonen. Wir sind sozusagen Schifffahrer auf unbekannten Gewässern ohne Karte zur Orientierung. In südamerikanischen Ländern hat man oft Rituale die sich seit Jahrhunderten bewährt haben (Das Meer) und Top ausgebildete Schamanen die wissen wie man das Schiff fährt.Wir brauchen neue Learys und Neo-Schamanen/Psychonauten. :2daumen:
Da gebe ich dir recht. Ich habe auch keine andere Bezugsperson, die als Hilfe dienen kann. Aber lesen, meditieren, austausch mit anderen Menschen kann helfen.

@yage
Ich und wohl viele andere kennen diese Gefühle. Lerne aus ihnen und verzichte, wie Erraphex schon sagte, auf Wertungen. Sie können leidvoll sein, aber du kannst lernen, deine Gefühle in andere Bahnen zu lenken. Alles sind Vorgänge deines Geistes, nur Menschen fangen an zu werten.
Was ist krankhaft und was ist normal? Teilweise empfinde ich den Umgang mit psychisch nicht normalen Menschen als krankhaft. ;)
Klar, die Definition ist erfunden. Die Frage ist nur, ob man sich elend fühlt und den Weg aus dem Leid noch nicht kennt, also Gefangener dieses Zustandes ist. Ich denke, dieses subjekte Empfinden ist es, was Yage beschäftigt, nicht eine unterteilung in gesund und krank.

Viele Grüße,
Phönix
"Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, so erschiene dem Menschen alles, wie es ist: unendlich. Denn der Mensch hat sich selbst eingesperrt, so dass er alle Dinge nur durch die engen Ritzen seiner Höhle sieht.“
(William Blake)

Re: Die Schattenseite der Medaille

8
Ich sehe die Problematik auch eindeutig bei'm Betrachtungswinkel.
Ich hatte sicherlich viele Phasen, in denen ich mich weit weg von der Konsensrealität bewegt habe; aber in diesen Phasen habe ich das Ganze nicht mit Angst und Furcht, sondern mit Gelassenheit genommen. Richtige Störungen* meiner Wahrnehmung habe ich somit nie erfahren, lediglich eine Bewusstwerdung der Möglichkeiten des Mensch-Seins.
Sicherlich, manchmal kam mein Verständnis nicht mit der Geschwindigkeit der Erfahrung zurecht und ich blieb verwirrt und unsicher von einem Trip zurück, aber bisher konnte sich das Puzzle im Nachhinein immer sinnvoll lösen.
Die Schattenseite hat sich bei mir eher in schmerzhaften Erkenntnissen wiedergespiegelt: Loslassen von der Konsensrealität, Begreifen der allgemeinen Probleme in mir selbst und der Gesellschaft; Erkenntnis meiner Schwächen und Schattenseiten. Aber wo Schatten, da auch Licht... ^^

*gut, vom 2CI ist recht lang ein gewisser metallischer Glanz geblieben; das schien mir doch ganz unpsychisch bedingt und einfach ein Ergebnis des Konsummusters gewesen zu sein. Quasi ne kleene Hppd. :strubbel:
"if we are able to give priority to the meditation then all else will eventually fall into place on its own accord"

Re: Die Schattenseite der Medaille

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Mmhhm .... tue mich schwer einer deiner Möglichkeiten ein Häkchen zu schenken, was aber wohl daran liegen mag, dass ich die verwandte Terminologie ungerne benutzt sehe bzw. für mich hauptsächlich negative Konnotationen bestehen und ich eigentlich nicht behaupten kann in irgend einer Weise negativ affektiert worden zu sein.

Am ehesten kämen mir die einfachen Flashbacks in den Sinn, die ab und an aber auch in richtung massive Flashbacks tendierten. Das Wort Flashback gefällt mir aber eben nicht wirklich :nixplan:

Eine gravierende Veränderung der Wahrnehmung (optisch, akustisch, aber viel mehr auf sinninterpretatorischer Ebene, vor allem was Gefühle anbelangt) kann ich sehr wohl bestätigen, würde diese aber auch als einen wichtigen Grund angeben, der mich überhaupt veranlasst zu trippen. Eine Veränderung, in Form von Entwicklung, meines Seins.
Dass diese Entwicklung mal ruppig und anstrengend, mal scheinbar unbewusst und überraschend verläuft liegt imho, nicht nur in bezug auf den Einsatz von Psychedelika, in der Natur der Sache.
Das Umgehen damit ist es, das uns das Werten aufdrängt, wenn wir einmal einer schwierigeren (oder auch besonders schönen) Phase gegenüberstehen. Der Glaube daran, dass es richtig und notwendig zu dem gegangenen Weg dazugehört, man sich also dafür entschieden hat (wenn vielleicht auch nicht bewusst), ist dann auch der Schlüssel für eine mögliche verarbeitende Integration :)

@hiob
Du hast's schon schwer hier mit uns dilettantischen Möchtegerns. Quantitativ - auch in bezug auf die Frequenz der Antworten - musst du unbefriedigt bleiben, qualitativ sowieso und wenn mal was (womöglich) anständiges rumkommt, so schreckt dich eine elitäre Sprache ab einem Beitrag überhaupt erst eine Chance zu geben.

Ist halt schon 'ne gewisse Überwindung mit verbunden Perlen vor die Säue zu werfen, aber wen, denkst du, bestrafst du, wenn du hier mit Weisheitsentzug drohst?
Ich würde schon was vermissen, du dreckschleudernder Mordskerl :fies:
My bubble -- my rules

Re: Die Schattenseite der Medaille

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hiob hat geschrieben:wenn ich wollte. ich will aber nicht
ooochhhhhhh. :heul:
oder vllt doch eher :rofl:
:nixplan:

@topic
nichts von alldem.

obwohl ich sicher bin ne schizophrene psychose bescheinigt zu bekommen, würde ich nem psychiater erzählen was ich wirklich denke. ;>

was ich im nachhinein als negativ erlebt hab, war die feststellung das sich mein ego enorm aufgebläht hat und ich mir nich hab vorstellen können das ich/mein ego erst vollständig brechen musste und wie allumfassend diese vollständigkeit eigl ist.
ergebnis war ein langer aufenthalt in der kapelle der gefahren und eine lange, tiefe nacht der dunklen seele.
(begriffe aus dem okkultismus. bitte zb bei robert anton wilson's cosmic trigger selber nachlesen)
spontan angefangen zu halluzinieren hab ich eher durch nicht-substanz gestützte technologien. crowleysche rituale, yoga and the likes...
now i am become death, destroyer of worlds.

Re: Die Schattenseite der Medaille

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Thema kommt wie gerufen. Welche Krankheit hab ich? Hab heute erst wieder überlegt, wie ich meine seit jeher empfundene psychische Störung wohl titulieren würde. Leider passen die Psycho-Lexikon Profile immer nur näherungsweise - mal mehr, mal weniger exakt. Was Yagé beschreibt,
Yagé hat geschrieben:Seit jeher besitze ich eine unterbewusste Angst, die insbesondere in den letzten Tagen (siehe Spam Thread) wieder hervorkroch. Manchmal gleicht es einer hypochondrischen Krankheit. Ich fürchte in Momenten großer Schwäche (wobei diese Furcht erst seit letzten Samstag präsent ist) einer Geisteskrank zum Opfer zu fallen, an eine der vielen möglichen Krankheiten zu erkranken; das hat zwar keine realen Ursprünge, zu mancher Zeit sucht es mich jedoch heim.
kommt mir im Großen und Ganzen bekannt vor.

Habs wohl selbst mit nem hypochondrisch-neurotischen Verblendungskonstrukt zu tun, das gelegentliche depressive Verstimmungen, Minderwertigkeits- und Schuldgefühle, narzisstische Persönlichkeitszüge mit realitätsfremden Wunschvorstellungen von einem idealen, vollkommenen Dasein in einen Topf schmeißt, um sich bei jeder Gelegenheit und Nicht-Gelegenheit selbst in Frage zu stellen und sich mit selbstgebastelten provisorischen, heuchlerischen, utopischen Notlügen, im kindlich-naiven Glauben daran, dass das als unangemessen erlebte Leid früher oder später ein Ende haben würde, täglich ans eigene Bein pisst – und diese Tragikomödie, die es beinahe zyklisch aus eigenem Antrieb quasi zwanghaft heraufbeschwört, möglicherweise sogar noch genüsslich konsumiert.

Dieses Profil geht einher mit konstanten, nie vollends abklingenden, unbegründeten unterschwelligen Ängsten und Sorgen, chronischer Unzufriedenheit, Selbstmitleid und Hass, jeder logischen Erklärung spottend, die mitunter in der Vergangenheit spontan – jedoch selten bzw. immer seltener werdend – in panischen Krisensituationen kulminierten, aber nie Überhand gewannen. Allein die Erinnerung an das Gefühl des blanken Grauens, das Verweilen im Schmerz, macht die Angst so beständig. Am Gegenpol ziehen spontane, intensive Glücksgefühle, stoische Gelassenheit und eiserner Wille sowie tiefe Freude und Dankbarkeit, am Leben zu sein.

Die Frage, warum überhaupt bewerten, anstatt nur zu beobachten, ist leicht ausgesprochen. Wenn man es mit einem fest verankerten Gewohnheitsmuster zu tun hat, ausnahmslos alles (auch das, was sich in keinster Weise auch nur im Ansatz auf einen selbst bezieht) negativ mit dem eigenen Wesen in Bezug zu setzen, dann erscheint einem der systematische Entknotungsprozess wie ein Fass ohne Boden – gleich einer Sisyphosarbeit.

Durch Psychedelika hat sich gefühlsmäßig kaum etwas geändert. Die Situation hat sich weder verbessert, noch verschlechtert. Insgesamt wurde sie dadurch nur bewusster und somit plastischer im Laufe der Zeit. Einerseits wurden die Schübe zwar intensiver wahrgenommen, andererseits setzte ein Gewöhnungseffekt ein, so dass ein Akzeptieren leichter zu fallen scheint und Ablehnung reduziert werden konnte. Das Erkennen der Probleme ist leider nicht mit der automatischen Lösung derselben verbunden, aber zumindest glaube ich, einen Weg gefunden zu haben, damit umzugehen.

Ankreuzen kann ich leider nix, da mir die Beschreibungen zu ungenau sind. Trifft teilweise zu, teilweise ist auch was aus der nächsten Kategorie zutreffend, aber nicht völlig. Am ehesten noch einfache Flashbacks, wobei keine deutlichen Wahrnehmungsveränderungen auftraten, sondern durch Gedankenverdichtung entstandene Angst- bzw. Panikgefühle, was ich persönlich nicht als Flashback bezeichnen würde. Fühl mich in keiner Sparte gut aufgehoben, aber trotzdem nicht ganz sauber – einerseits oft zerrissen, aber trotzdem ziemlich ausgeglichen. :skeptisch:

Trallala :bow:

Re: Die Schattenseite der Medaille

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Euch gebührt mein Dank! Sehr bereichernde Beiträge, die mir viele interessante und wertvolle Gedanken beschert haben!
hiob hat geschrieben:daraus habe ich die lehre gezogen, dass ich mir meine beiträge hätte ebenso sparen können.
Bitte nicht! Die Tatsache, das unzureichend auf deine Beiträge eingegangen wird, bedeutet längst nicht, dass sie nicht gelesen und ins individuelle Gedankenbild integriert werden.
So überwinde dich, einer ungenannten Anerkennung zufolge, deine Erfahrungen hier zu posten. Mein Dank wäre dir sicher. :)
Erraphex hat geschrieben:Warum werten und klassifizieren?

Hättest du ohne Wertung diese Erfahrung nicht einfach als Erfahrung hinnehmen können? Wie jede andere Erfahrung auch? Färbte nicht erst die Wertung die Erfahrung?
Danke. :umarm:
Damit hast du vollkommen Recht. Zwar muss ich gowiththeflo Recht geben, das diese Wertung eher einer unwillkürlichen Reaktion obliegt; so wird mir aber im weiteren Verlauf des Gedankenganges klar, dass ich bewusst dem einiges zu tue. Eine angsterfüllte, psychedelische oder psychotische Erfahrung ohne den Vorausgang der Einnahme einer Substanz ist nachwirkend unangenehm. Man bekommt den Eindruck, in der geistigen Welt seien Fehlstrukturen am werken - verbinden, was nicht zusammengehört, trennen, was eine Einheit bildet; doch wird mir, sowie ich über deinen Kommentar nachdenke, gewahr, das womöglich erst der willkürlich geschaffene Gegenpol der Angst jene Zweiteilung des Bewusstseins schafft, vor der er fürchtet. Die natürliche und ureigene, durch Psychedelika beschleunigte Veränderung, führt - ähnlich wie die Übelkeit in der Wachstumsphase - zu zeitweiligen Verschiebungen und Verzerrungen, zu längerfristigen Veränderungen; doch sofern wir uns angsterfüllt gegen die Veränderung stellen und der Natürlichkeit der Entwicklung unser Bewusstsein entgegen stellen, beschwören wir die Trennung zwischen Bewusst und Unterbewusst, zwischen Verstand und Instinkt; und gedeiht nicht zuletzt dort das große Übel - in der Uneinigkeit, die wir uns selbst schaffen?
Ich hatte diese Gedanken schon öfter: man muss es hinnehmen, wie es kommt. Auch auf der psychedelischen Welle sollte man sich tragen lassen, wenn man vor dem Wellengang fürchtet und versucht dagegen zu schwimmen, wird man von Welle zu Welle überschwemmt und gerät in Angst, das sich dieser Sturm niemals mehr legen möge. Doch erscheint uns das Grauen nur dann als furchterregend, wenn wir uns mit ihm konfrontiert sehen - sofern wir auf den Wellen zu schwimmen lernen, können wir selbst aus der Tiefe des Gewässers die schönsten und kostbarsten Erkenntnisse gewinnen.

Danke für deinen Widerspruch. Er war mir sehr hilfreich. :bow:
Erraphex hat geschrieben:Die Konfrontation mit der Angst vor einer psychischen Erkrankung steht im Laufe jeder psychedelischen Laufbahn an. Das ist imho eine der menschlichen Grundängste. Das sie bei dir nach einer solchen Erfahrung zu Tage tritt ist nicht ungewöhnlich.
Ich bin mir im Laufe der letzten Wochen darüber klar geworden, dass ich eine lange Zeit benötige, die psychedelischen Erfahrungen in meinen Geist zu integrieren. Ich versuche jede geöffnete Tür auch nachträglich zu betreten, versuche jeden Fetzen Erinnerung zu besuchen, jede unglaubliche Erfahrung zu integrieren. Aber die Gewissheit, das diese Ängste und mitunter die angstbehaftete Veränderung bei fast jedem zeitweilig vorhanden ist, gibt mir viel Sicherheit und Klarheit auf meinem weiteren, psychedelischen Lebensweg.
Oi! hat geschrieben:Die Gründe für die vielen Probleme mit Psychedelika sind wohl das junge Alter und mMn auch die fehlenden Bezugspersonen.
Womöglich auch das falsche Motiv? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Psychedelika den Geist und die Seele unberührt lassen; angenommen man konsumiert in reger Gesellschaft LSD, feiert und tanzt, singt und staunt, redet und schweigt und beendet diese Erfahrung im selben Bewusstsein, wie sie begonnen wurde - so entwickeln sich möglicherweise unterschwellig Ströme, die bewusst nicht wahrgenommen wurden. Immerhin waren sie abgelenkt, haben die Tiefe verkannt und missverstanden. Nun geschehen solche Erlebnisse öfter und plötzlich bricht der Damm, die im Unterbewussten vollzogenen Veränderungen treten zutage und konfrontieren das Bewusstsein mit aller Gewalt mit dem Anderen. Sofern diese im oberflächlichen Bewusstsein vermeinten, die psychedelische Erfahrung habe keinen anderen Nutzwert für sie gehabt, als die angenehmen, geselligen Stunden zu intensivieren, könnte diese Uneinigkeit zwischen dem veränderten Unterbewusstsein und dem gleich gebliebenen Bewusstsein eben diesen Zwiespalt öffnen, den ich weiter oben schon beschrieben habe.
Es gibt Statistiken darüber, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, nachträglich an einer Psychose zu erkranken. Doch dabei wurde kein Wert auf die Motive, Persönlichkeitsstrukturen und Rahmenbedingungen gelegt. Ich habe davon gelesen, dass in den 70er Jahren eine Studie ergab, dass 1% auf einem LSD Trip hängen bleibt und 0,3% nie wieder zurück kehren. Doch wenn man sich die Bedingungen in der damaligen Zeit anschaut, erachte ich diesen Prozentsatz für die heutige Zeit als längst überholt und völlig überhöht. Damals haben viele LSD genommen ohne zu wissen, was die nächsten Stunden mit und in ihrer Umwelt passiert. Ansprechende Techniken zur Beruhigung gab es nicht in jener Form, wie heute - daher glaube ich, dass kaum jemand, der vernünftig damit umzugehen weiß, unter derart boshaften Nachwirkungen zu leiden hat. Aber jeder sollte sich selbst am besten kennen.
Oi! hat geschrieben:In südamerikanischen Ländern hat man oft Rituale die sich seit Jahrhunderten bewährt haben (Das Meer) und Top ausgebildete Schamanen die wissen wie man das Schiff fährt.
Wahrhaft - doch kann mir jemand sagen, ob es auch in diesen Regionen Erscheinungen einer "drogenbedingten Psychose" gibt, wie man das im westlich-medizinischen Kreis zu nennen pflegt? Ich denke ebenfalls, dass diese Schamanenvölker viel besser mit den heiligen Pflanzen und Pilzen umgehen können, als wir. Vor allem respektieren sie die Substanzen und integrieren deren Nutzen in ihre Gesellschaft. Wir machen das viel zu oft alleine, individuell, im Geheimen, im Verbotenen - mich würde es nicht wundern, wenn alleine diese Zwangsmaßnahmen dafür sorgen, dass Psychedelika mitunter auch Schaden anrichtet.
Phoenix hat geschrieben:[...]aber sie können auch dazu führen, dass man völlig verstört auf seiner Couch liegt und sich schrecklich fühlt. Mit der Zeit kann man viel üer die dynamischen Prozeße seines Geistes lernen und kann mit Bewusstseinsveränderungen besser umgehen, aber gerade in der ersten Zeit kann man ebend auch oft noch nicht damit umgehen, weil der innere Leidsdruck zu stark ist.
Wie ich weiter oben schon beschrieb, könnte dieses Phänomen dem Unbehagen in der jugendlichen Wachstumsphase gleichkommen. In dieser Zeit verändert sich der Körper ebenfalls, wächst, breitet sich aus, erweitert sich gewissermaßen: und die Folgen des Wachstums sind Unwohlsein, Übelheit, Erschöpftheit. Wenn man dieses körperliche Phänomen auf den Wachstum des Geistes überträgt und die gewaltigen Sprünge, welche durch Psychedelika ermöglicht werden, noch hinzu addiert, könnte das zu gewaltigen Missempfindungen führen. Der eine leidet darunter, der andere bleibt verschont - wichtig ist nur, wie wir damit umgehen; ob wir uns in die Tiefe des Problems hineinsteigern, hypochondisch werden und hinter jedem Anflug eine Krankheit vermuten oder ob wir es nehmen, wie es kommt, den Körper die Stabilisierung wiederherstellen lassen und uns anschließend über die zugewonnene Erfahrung freuen. Dass das leichter gesagt ist, als getan, leuchtet mir - meiner eigenen Erfahrung zufolge - ein; doch schließe ich keinesfalls aus, dass der Schrecken mehrheitlich von mir selbst und nicht von der in mir stattfindenden Veränderung und Verzerrung stammt. Denn wenn man sich mit aller Kraft etwas einzubilden versucht, steigert sich auch die kleine, womöglich unter normalen Umständen für harmlos befundene Verschiebung im eigenen Geist.
Phoenix hat geschrieben:Alles sind Vorgänge deines Geistes, nur Menschen fangen an zu werten.
Genau dieser Satz spiegelt sich in dem von mir genannten wider. Er ist voller Wahrheit. :)
raellear hat geschrieben:Sicherlich, manchmal kam mein Verständnis nicht mit der Geschwindigkeit der Erfahrung zurecht und ich blieb verwirrt und unsicher von einem Trip zurück, aber bisher konnte sich das Puzzle im Nachhinein immer sinnvoll lösen.
Und was passiert, wenn jemand, anstatt sich dem Puzzel zu widmen, dem weiterführenden Erleben mit Psychelika den Vorzug erteilt? Dann bleibt keine Zeit dafür übrig, die aufgeworfenen Fragen und Zweifel zu beantworten, das verursachte Chaos zu ordnen, die geöffneten Räume zu besuchen - man konfrontiert sich automatisch mit mehr, greift noch tiefer das wackelnde Gerüst an und stürzt es in letzter Konsequenz womöglich selbst.
raellear hat geschrieben:Die Schattenseite hat sich bei mir eher in schmerzhaften Erkenntnissen wiedergespiegelt: Loslassen von der Konsensrealität, Begreifen der allgemeinen Probleme in mir selbst und der Gesellschaft; Erkenntnis meiner Schwächen und Schattenseiten. Aber wo Schatten, da auch Licht...
Nennen wir das einen sonnigen Schatten. :D
Aber so geht es mir auch: nach meiner bisher einzigen Erfahrung mit Pilzen haben sich die von dir genannten Veränderungen eingestellt. Aber diese empfand ich durchweg als mir zugehörig und positiv. Einsamkeit und Isolation stellten sich zeitweilig ein, aber das hielt mich nicht davon ab, dem Erlebnis auch Nachhinein einen göttlichen Schweif zu belassen.
anima hat geschrieben:Eine gravierende Veränderung der Wahrnehmung (optisch, akustisch, aber viel mehr auf sinninterpretatorischer Ebene, vor allem was Gefühle anbelangt) kann ich sehr wohl bestätigen, würde diese aber auch als einen wichtigen Grund angeben, der mich überhaupt veranlasst zu trippen. Eine Veränderung, in Form von Entwicklung, meines Seins.
Meine Motivation ist dieselbe. Und ich denke jeder von uns denkt, zumindest in Ansätzen, genauso. Dass auf diesem Weg der Psyche durchaus auch Steine liegen, man sich möglicherweise sogar blutige Füße läuft, ist normal - man sollte sich deshalb aber nicht an den Wegrand stellen und über die Schmerzen jammern. Veränderungen vollziehen sich immer stückweise, oft ruckig, oft ungewohnt und unangenehm. Deshalb sind sie aber nicht weniger wertvoll. Das habe ich dank Euch erkannt. :herzen:
getintoit hat geschrieben:obwohl ich sicher bin ne schizophrene psychose bescheinigt zu bekommen, würde ich nem psychiater erzählen was ich wirklich denke. ;>
Ich glaube mit diesem Satz sprichst du einen sehr wichtigen Punkt an. Während du deine Veränderung angenommen, integriert und genutzt hast, haben sich andere dagegen gestellt und sind in der Tat "ver-rückt" geworden. Manch einer hängt möglicherweise dazwischen - im Spalt zwischen der nicht gewollten Veränderung und der alten, bekannten Welt; du hast nach meiner Spekulation losgelassen und bist diesen Weg willkürlich in Einigkeit mit dir selbst gegangen. Das was du zu erzählen hast klingt für den Normalen vielleicht genau so fremd und verrückt, wie die Worte des Verrückten. Doch du bist dir deiner Weisheit sicher, du bist in dir weiter- bzw. mitgegangen.
gowiththeflo hat geschrieben:Dieses Profil geht einher mit konstanten, nie vollends abklingenden, unbegründeten unterschwelligen Ängsten und Sorgen, chronischer Unzufriedenheit, Selbstmitleid und Hass, jeder logischen Erklärung spottend, die mitunter in der Vergangenheit spontan – jedoch selten bzw. immer seltener werdend – in panischen Krisensituationen kulminierten, aber nie Überhand gewannen. Allein die Erinnerung an das Gefühl des blanken Grauens, das Verweilen im Schmerz, macht die Angst so beständig. Am Gegenpol ziehen spontane, intensive Glücksgefühle, stoische Gelassenheit und eiserner Wille sowie tiefe Freude und Dankbarkeit, am Leben zu sein.
Das kommt mir sehr bekannt vor. Und dennoch sprichst du schon selbst an, dass der Grundstein in dir selbst und unabhängig von den Psychedelika, vorhanden ist; können uns die heiligen Substanzen bei der Verarbeitung dieser Probleme helfen? Können sie der schier sinnlosen Welt - unserer nihilistischen Weltanschauung - einen neuen Wert geben oder sogar die psychischen Widersprüchlichkeiten glätten?

Du schreibst dazu:
Durch Psychedelika hat sich gefühlsmäßig kaum etwas geändert. Die Situation hat sich weder verbessert, noch verschlechtert. Insgesamt wurde sie dadurch nur bewusster und somit plastischer im Laufe der Zeit.
Doch vielleicht steckst du erst am Anfang? Darf ich fragen, wie lange du bereits konsumierst? Wesentlich dabei ist auch, dass das, was im Unterbewusstsein ummauert war, durch Psychedelika freigegeben wurde. Das Bewusstsein richtet den Blick auf das, was tief sitzt und an der eigenen Substanz nagt. Jene Charakterzüge wurden uns vordem allerdings nie in ihrer eigentlichen Präsenz offengelegt. Es geschah auf Umweg, Abzweigungen, indirekten Verknüpfungen. Ich hatte schon früher oft das Gefühl, das etwas in mir nicht richtig glatt ist - hatte sowohl gewaltige Höhenflüge als auch das tiefsitzende Gefühl der Beklemmung. Nachdem ich Psychedelika nahm und mich monatelang damit beschäftigt habe, konnte ich einigen auf völlig neue Weise erkennen. Und ich bin mir darüber im Klaren, das ich erst ein paar Schritte in eine neue Richtung gegangen bin. Der eigentliche ursächliche Weg ist noch sehr sehr weit....

Vielen Dank für eure hervorragenden Kommentare. Sie haben mir unglaublich viel geholfen. Ich hoffe dieses Forum bleibt weiterhin in der Form erhalten, in der es heute existiert - denn ich kenne keines, welches so sehr meinen Interessen und gar meiner Persönlichkeit entspricht, wie dieses. :herzen:
Die Realität ist Spiegelbild der Seele; wird nun das Innere verzerrt, so verschieben sich auch die Wesenszüge der Wirklichkeit.

Re: Die Schattenseite der Medaille

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Yagé hat geschrieben:können uns die heiligen Substanzen bei der Verarbeitung dieser Probleme helfen? Können sie der schier sinnlosen Welt - unserer nihilistischen Weltanschauung - einen neuen Wert geben oder sogar die psychischen Widersprüchlichkeiten glätten?
Ich denke ja. Die (Trip-)Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit haben mich in dieser Ahnung bestätigt. Voraussetzung ist ein funktionierendes Konzept: Unter anderem Stabilität, Motivation bzw. Motive, Vorbereitung und Nachbearbeitung sowie Disziplin.
Yagé hat geschrieben:Doch vielleicht steckst du erst am Anfang? Darf ich fragen, wie lange du bereits konsumierst?
Dazu müsste ich jetzt weit ausholen, wofür ich nicht die Zeit habe.

Ich kürze ab: Erste Annäherungsversuche an die Welt der Psychedelika zu einem Zeitpunkt, als ich noch völlig ohne Konzept und Vorstellung vom Leben war. Das war vor ca. 10 Jahren. Irgendwann habe ich davon Abstand genommen, um mich einem hedonistischen - jetzt sage ich destruktiven - Lebenswandel zu unterziehen. Vor ca. drei Jahren den Entschluss gefasst, mein Leben bewusster zu gestalten und infolgedessen einen neuen Versuch mit Psychedelika zu wagen. Die Stabilität und das Vertrauen, mit Psychedelika arbeiten zu können, hat sich erst im Verlauf des letzten Jahres eingestellt und wurde durch regelmäßige Meditation unglaublich bereichert.

Also ja, ich stecke nicht nur vielleicht, sondern ziemlich sicher erst am Anfang. Mittlerweile sehe ich, wie sich ungeahnte Potenziale auftun.
Yagé hat geschrieben:Und ich bin mir darüber im Klaren, das ich erst ein paar Schritte in eine neue Richtung gegangen bin. Der eigentliche ursächliche Weg ist noch sehr sehr weit....
Dito :nick:
Yagé hat geschrieben:wichtig ist nur, wie wir damit umgehen; ob wir uns in die Tiefe des Problems hineinsteigern, hypochondisch werden und hinter jedem Anflug eine Krankheit vermuten oder ob wir es nehmen, wie es kommt
Mit dem Identifizieren des Problems (das Kind beim Namen nennen) ist der erste Schritt getan. Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit: Beobachten, erkennen und ausschleichen. Das ist die Übung, die Dich täglich begleiten wird. Mit jedem Erkennen und Loslassen macht man sich ein Stück freier und unabhängiger. Dazu braucht man viel Geduld und Spucke.

Re: Die Schattenseite der Medaille

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yage!
du bist vollkommen schizophren.
ich sehe da keine hoffnung für deinen fall.
:nene:

du bejahst und bestätigst Erraphexs worte, die da lauteten:
Warum werten und klassifizieren?

Hättest du ohne Wertung diese Erfahrung nicht einfach als Erfahrung hinnehmen können? Wie jede andere Erfahrung auch? Färbte nicht erst die Wertung die Erfahrung?
und labberst nur einen satz später:
doch wird mir, sowie ich über deinen Kommentar nachdenke, gewahr, das womöglich erst der willkürlich geschaffene Gegenpol der Angst jene Zweiteilung des Bewusstseins schafft
du bewertest also die "angst", diese dir so unangeneme erfahrung, als von dir "völlig willkürlich geschaffen", wodurch du dem wesen der erfahrung nicht gerecht wirst, imho. du tust dies, weil du dich weiter der illusion hingeben willst, sie sei nicht "real", diese angst, und sie sei als "produkt" deiner durch psychedelika "überstrapazierten psyche" also auch wieder zu beseitigen (nämlich dann, wenn sich deine nerven wieder beruhigt haben oder mittels neuroleptika beruhigt werden...). du verkennst da, imho, etwas "elementar notwendiges", ganz natürliches, illusionär als etwas "willkürlich von deinem kranken hirn konstruiertes". du nimmst deine erfahrung nicht wirklich ernst!
so wird das nix, yage.
:nene:
ich würde vorschlagen, dass du dir kugel gibst, schatzl, das wird das beste sein, hehehehe.

:muah:

oder kiff mal ein bissi weniger.
:pfeif:

oder tu, was du willst.
:)

Re: Die Schattenseite der Medaille

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Dein Wort in Gottes Ohren! :nixplan:

Die Angst ist niemals etwas substantiell Eigenständiges. Ihre Essenz steht immer im Bezug - zu traumatischen Erlebnissen, verwurzelten Annahmen, verstrickten Gedanken; die Angst ist fraglos real und besitzt gewaltige Einflussnahme auf die Psyche. Sie geht sogar soweit, dass sie körperliche Phänomene hervorrufen, geistige Störungen provozieren oder Gegenseitige Harmonien verbrennen kann.
Doch die Angst ist kein böses Übel, dessen man fürchten und ausweichen muss. Die Angst ist gewissermaßen ein Teil unserer Selbst, eine Auswertung unserer Erfahrungen, Kenntnisse, Träume; sie muss nicht nur erkannt, sondern gleichsam auch anerkannt und toleriert werden.
Deshalb muss ich Erraphex in dem Punkt wirklich Recht geben. Die Konfrontation mit den dunklen und problematischen Inhalten des Unterbewusstseins wird über die Angst begangen - doch diese ist es, die das Dunkle ins Böse verwandelt, die aus der negativen Konsequenz schlussfolgert, alleine die Sonnenseite unserer Welt besuchen zu wollen.

Warum nicht einfach treiben lassen? Weshalb sollen wir unser Verstand dermaßen anstrengen, um alles in seine kalkulierte Richtung zu zerren? So lassen wir unsere Erlebnisse Erfahrungen sein - doch spielen dabei nicht Was wäre wenn...; wir prophezeien eine Zukunft, die nicht ist, legen die Weiche für das Grauen, vor dem wir fürchten.

Doch wenn wir lernen das jede Erfahrung - unabhängig von der Angst - einen positiven, wie negativen Charakter hat, wenn wir uns nicht in die Furcht hinein steigern wie ins bodenlose Loch, dann können wir nicht tiefer fallen, als wir so schon sind.
hiob hat geschrieben:oder tu, was du willst.
:panik:
Die Realität ist Spiegelbild der Seele; wird nun das Innere verzerrt, so verschieben sich auch die Wesenszüge der Wirklichkeit.

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