Re: Ein zweckgebundenes Chaos

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Da saß also nun der Molch

mit seinem Dolch

und dachte einfach sein

dann ist alles fein

Tat daher auch nichts weiter

und verweilte weiter auf seiner Leiter

Bis der Moment kam an welchem der Molch

runtergestoßen wurde mitsamt seinem Dolch

Er viel kopfüber und fand das nicht fein

und kann seither auch nicht mehr, als sein.


P.S.: Irgendwie glaube ich, hatten wie so ne Diskusion schon mal und haben auch damals bemerkt, dass wir da doch unterschiedlicher Ansicht sind ;)
"Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, so erschiene dem Menschen alles, wie es ist: unendlich. Denn der Mensch hat sich selbst eingesperrt, so dass er alle Dinge nur durch die engen Ritzen seiner Höhle sieht.“
(William Blake)

Re: Ein zweckgebundenes Chaos

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Phönix hat geschrieben: P.S.: Irgendwie glaube ich, hatten wie so ne Diskusion schon mal und haben auch damals bemerkt, dass wir da doch unterschiedlicher Ansicht sind ;)
War das auf mich bezogen und wenn ja, welcher Art sind unsere unterschiedlichen Ansichten? ^^
happiness is the absence of resistance

Re: Ein zweckgebundenes Chaos

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Yage hat geschrieben: Mit diesen Gefühlen und Gedanken fuhr ich zur Arbeit. Mir begegnete das übliche Allerlei. Witze und Späße, Gelächter, laute Stimmen - es war, wie es immer war; nur war es anders, für mich. Eine verkehrte Welt. Eine Welt ohne Richtlinien und Ziele. Zweckmäßig bestimmt, zu überleben - und doch dem Tode geweiht.
Und was ist wenn sie für die anderen richtig ist? Wer hat Recht? Was wäre denn überhaupt eine richtige Welt?
Yage hat geschrieben: Man wird einfach aufs Spielbrett gesetzt und dann wird gewürfelt - waren die Schritte, die man ging, demnach selbst erwählt? Oder gleich alles der unendlichen Aneinanderreihung einer kausalen Kette? Ist das Leben nicht grausam, wenn man sich vor Augen führt, wir Menschen seien der Höhepunkt der Evolution - zur Herrschaft ernannt, und doch nicht fähig? Wir suhlen uns im Dreck - geschaffen aus Zement und Asphalt, aus einer Maschinerie der Industrie und einem sich ständig selbst therapierenden Individualismus.
Ist es auszuschliessen, dass alles genau so sein muss? Oder wir können den Himmel nicht erkennen ohne die Hölle zu kennen. Vielleicht gilt es nicht nur im Kleinen...

Können wir Ihnen wirklich einen Vorwurf machen?
Vater, vergib ihnen sie wissen nicht, was sie tun!
Und jetzt die Verbindung: Anklagen sind oft Projektionen.
Yage hat geschrieben: Irgendwie überfällt mich gerade das Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Ich wünschte die Welt wäre friedlich, die Tiere könnten ohne Angst in den Wäldern und Flüssen leben, dürften eins sein mit der Natur und dürften eins sein mit sich selbst. Doch solange das nicht der Fall ist, fühle ich mich als Verräter - als Angehöriger einer heuchlerischen Gesellschaft, die durch Egoismus und Kaltherzigkeit groß geworden ist.
Dann gehe als "leuchtendes" (Gegen)-Beispiel voran. Das ist auch in dieser Gesellschaft möglich. Wir als individuelle Ausprägungen des allgemeinen Seins können nicht alleine die Welt verändern. Zusammen aber - zusammen wird es uns möglich sein.

Natürlich nicht morgen. :D

Jammern ändert aber nichts. Weder für dich - noch für die anderen. ;)

Was du natürlich, wenn es dich danach verlangt, weiterhin ausleben solltest. Schön zu lesen ist es in jedem Falle. ^^
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Re: Ein zweckgebundenes Chaos

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War das auf mich bezogen und wenn ja, welcher Art sind unsere unterschiedlichen Ansichten? ^^
Natürlich war das auf dich bezogen ;). Unsere teilweise unterschiedliche Ansichten spiegeln sich eingentlich sehr schön in der Molch Geschichte wieder...
einfach sein,

dann ist alles fein.
Für dich ist die Tätigkeit SEIN die, auf welche du dich stets berufst, für dich jene mit der höchsten Priorität ist und gegenüber welcher alle anderen unbedeutend sind....zumindest wenn ich deine Aussagen diesbezüglich richtig interpretiere. Ich sehe meine Position leicht anders und sehe, dass SEIN als solches eine der wichtigsten Erfahrungen ist, die wir machen können, ich aber zusätzlich ziemlich am Seiendem interessiert bin, also an den Tätigkeiten, die wir in unserem Leben ausüben und zu denen wir Bindungen aufbauen. Daher konnte ich dem einfach sein, dann ist alles fein nicht ganz zustimmen, denn manchmal steht das Leben an einem Wendepunkt und es stellt sich die Frage, warum kurz davor ein Hinderniss nach dem anderen ins Leben fällt und einem den Weg verbaut, den man gerade beschreitet. Nur mit viel Mühe gelingt es dann manchmal weiter zu gehen vielleicht sogar unter dem Preis, zeitweise seine Mitte zu verlieren...zumindest ist dies bei mir so und ganz unbekümmert lässt mcih die Vorstellung nicht, in welche Richtung mein Leben sich bewegt.


@Yage:
Mir ist noch folgender Gedanke in den Sinn gekommen. Wir leben in einer Welt, die nie ein völliges Paradies war. Es gab immer Schmerz, Leid, Haß, Trauer, Dummheit oder welche negativen Dinge dir in den Sinn kommen und es ist uns nicht gegönnt, uns in ein gemachtes Nest zu setzen. Nein, wie Erraphex schon sagte, wir müssen selbst mit leuchtendem Beispiel vorran gehen um die Welt mit zu schaffen, in der wir leben wollen. Oder wie Gandhi sagte: "Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt."
"Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, so erschiene dem Menschen alles, wie es ist: unendlich. Denn der Mensch hat sich selbst eingesperrt, so dass er alle Dinge nur durch die engen Ritzen seiner Höhle sieht.“
(William Blake)

Re: Ein zweckgebundenes Chaos

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Phönix hat geschrieben: Für dich ist die Tätigkeit SEIN die, auf welche du dich stets berufst, für dich jene mit der höchsten Priorität ist und gegenüber welcher alle anderen unbedeutend sind....zumindest wenn ich deine Aussagen diesbezüglich richtig interpretiere.
Ich sehe meine Position leicht anders und sehe, dass SEIN als solches eine der wichtigsten Erfahrungen ist, die wir machen können, ich aber zusätzlich ziemlich am Seiendem interessiert bin, also an den Tätigkeiten, die wir in unserem Leben ausüben und zu denen wir Bindungen aufbauen.
Jein. Im Grunde schon. Wobei SEIN ansich eher keine Tätigkeit ist. Also, ich tue nichts um zu sein. Ich bin einfach. ^^

Alles was ich tue ist Ausdruck dieses Seins. In diesem Sinne gibt es keine Prioritäten. Alles was ich tue kann in größter Hingabe geschehen. Ob Liebe machen, Auto fahren, Wein trinken, Arbeiten, mich von der Sonne wärmen lassen, anderen Menschen in ihrem Sein beobachten, mitfühlen, im Supermarkt einkaufen.
Phönix hat geschrieben: Daher konnte ich dem einfach sein, dann ist alles fein nicht ganz zustimmen, denn manchmal steht das Leben an einem Wendepunkt und es stellt sich die Frage, warum kurz davor ein Hinderniss nach dem anderen ins Leben fällt und einem den Weg verbaut, den man gerade beschreitet. Nur mit viel Mühe gelingt es dann manchmal weiter zu gehen vielleicht sogar unter dem Preis, zeitweise seine Mitte zu verlieren...zumindest ist dies bei mir so und ganz unbekümmert lässt mcih die Vorstellung nicht, in welche Richtung mein Leben sich bewegt.
Vielleicht ist es dann ja nicht der richtige Weg...? Oder aber, in den Hindernissen liegt die Möglichkeit begründet, etwas für dein Leben bedeutendes zu lernen.

Ich lasse mich zunehmend frei treiben und bin aus tiefstem Herzen überzeugt, dass alles was passiert, passieren muss. Es ist ein Vertrauen in die Intelligenz der Kraft, die mich treiben lässt über den Ozean des Seins.
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Re: Ein zweckgebundenes Chaos

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Kann jetzt natürlich nicht wissen, ob sich mein Gefühl, mit dem von Phönix in irgendeiner Weise deckt, aber mich beschleicht oft der Gedanke, dass bei dir und deiner Einstellung, deiner Hingabe zum Sein, Erraphex, das Prinzip des Schicksals dauerhaft mischwingt ... ein teilnahmsloses Mitschwingen, quasi.
An und für sich ein unbeschreiblich mutiger und beeindruckender Weg imo; andererseit würde mir die Freiheit darin fehlen, obgleich er natürlich als der radikal freiste beschrieben werden könnte.
Oft genug schillert dann aber auch durch, dass es keineswegs ein teilnahmsloses Mitschwingen ist, sondern du durchaus deinen Weg gehst, dessen Gestaltung in deinen Händen liegt und du deine Entscheidungen, deinen Willen und dein Tun gänzlich dem universellen Fluss einschreibst, so dass ohne Probleme jede Lebensweise - so auch deine, Phönix, die du von Erraphex'es unterschieden siehst - völlig gleichzusetzen ist, da sie eben Teil eines gesamten Stroms sind.
So ist für mich die Unterscheidung (egal, ob nun diese, die zwischen euch bestehen mag oder jedwede andere) stets oder meist nur eine der Perspektive.

Sorry 4 OT ... meinte das aber einsträuen zu müssen ( :nixplan: )
:D
My bubble -- my rules

Re: Ein zweckgebundenes Chaos

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Vielleicht ist es dann ja nicht der richtige Weg...? Oder aber, in den Hindernissen liegt die Möglichkeit begründet, etwas für dein Leben bedeutendes zu lernen.
Ich gehe vom letzterem aus. Desweiteren empfinde ich die jetzigen Umstände als Konsquenzen eines "falschen" Weges, den ich länger gegangen bin und die letze Steigung ist, bevor ich einen anderen Weg weiter gehen kann.
Ich lasse mich zunehmend frei treiben und bin aus tiefstem Herzen überzeugt, dass alles was passiert, passieren muss. Es ist ein Vertrauen in die Intelligenz der Kraft, die mich treiben lässt über den Ozean des Seins.
Hm...interpretationssache. Ich kann sagen, dass ich zu jeden Zeitpunkt das für diesen Zeitpunkt richtige tat und alles genauso passiert ist, wie es passieren musste....klingt toll mystisch. Oder ich kann sagen, dass ich zu einem Zeitpunkt eine Entscheidung getroffen habe, die aus der Sicht des Zeitpunktes verständlich ist, aber ich gewisse Konsequenzen der Entscheidung nicht sah. Da wir ernten was wir sähen und ich nun die Ernte als anstrengend, mich aus dem Gleichgewicht bringend erkenne, könnte ich sagen, vielleicht damals eine falsche Entscheidung getroffen zu haben und mir einen Fehler einzugestehen...klingt weniger mystisch und ich muss mir meine eigene Fehlbarkeit eingestehen. Weniger schön, empfinde ich aber gerade als treffender. Desweiteren teile ich die Schicksalsgläubigkeit, dass alles, was passiert auch passieren muss, überhaupt nicht. Sie lässt keinen Raum für den freien Willen und ist Determinsmus. Wir sind Gestalter unseres Lebens und Mitgestalter des Lebens anderer. Dadurch haben wir Verantwortung und können mit bestimmen, was wir ernten.

Irgendwie meine ich aber, eine solche Diskussion schon mal in ähnlicher weise mit dir geführt zu haben ;)
"Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, so erschiene dem Menschen alles, wie es ist: unendlich. Denn der Mensch hat sich selbst eingesperrt, so dass er alle Dinge nur durch die engen Ritzen seiner Höhle sieht.“
(William Blake)

Re: Ein zweckgebundenes Chaos

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Desweiteren teile ich die Schicksalsgläubigkeit, dass alles, was passiert auch passieren muss, überhaupt nicht. Sie lässt keinen Raum für den freien Willen und ist Determinsmus.
Das Thema hat mich auch immer gequält und ich war ein erbitterter Verfechter des freien Willens, aber dieser Wiederspruch scheint sich mehr und mehr aufzulösen. Nein, nicht in dem ich mir sage "es gibt KEINEN freien Willen".

Das es gewisse Entscheidungen waren, die jemanden in eine bestimmte Situation führen, daran ist mE auch nichts falsch, der Irrtum liegt ja eigentlich nur darin, wenn einer glaubt, daß diese Entscheidungen endgültig gewesen sind, die in eine bestimmte Situation führten.

Beispiel... einer landet "hauptberuflich" im Steinbruch, und findet sich damit klagend ab "hat halt so sollen sein...Schicksal"...
wieviele Menschen leben nicht nach dieser Überzeugung?

Das "hat halt so sollen sein"... ist nicht wirklich das Mitfliessen mit den Kräften des Universums (wie auch immer man es jez auch nennt), ich sehe es auch so, daß alles, was geschieht dem universellem Willen nach geschieht, einer durchaus sehr geheimnisvollen Kraft, andererseits SIND wir hinter alledem selber wiederum diese geheimnisvolle Kraft und können im Einklang, bzw. in Fliessrichtung mit ihr unser Leben gestalten, verändern, wie auch immer, in dem wir manifestieren (Wo dein Vertrauen ist, manifestierst Du Realität..-best quote ever). Hier ist, wie ich finde, der Widerspruch zwischen Vorbestimmtheit & freiem Willen beseitigt....das Problem liegt mE nur darin, daß wir uns "zu klein" machen, anstatt unsere wahre Größe in unsere Absicht einzubeziehen. Aus Angst wir könnten größenwahnsinnig werden, aus Minderwertigkeitskomplexen oder wer weiß warum.. ....dies ist jedenfalls meine momentane Sicht dazu..

Re: Ein zweckgebundenes Chaos

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Das es gewisse Entscheidungen waren, die jemanden in eine bestimmte Situation führen, daran ist mE auch nichts falsch, der Irrtum liegt ja eigentlich nur darin, wenn einer glaubt, daß diese Entscheidungen endgültig gewesen sind, die in eine bestimmte Situation führten.
Trifft es eigentlich ganz gut. Vor einigen Jahren, als ich die Entscheidung traf einen Weg zu gehen, der mich in die jetzige Situation führte, war dies sicher eine gute Entscheidung, da ich dann viel gelernt habe. Leider habe ich nicht eher den Weg wieder verlassen und zu spät gemerkt, dass dies nur ein Reiseweg aber nicht der Lebensweg war. Dennoch wurde dann eine Entscheidung getroffen, wie ich wieder zu mir zurückfinde, allerdings gestaltet sich der Übergang problematisch. Ich denke nicht, dass diese Probleme Teil einer Vorsehung oder eines Planes waren. Sie sind einfach die Konseuquenzen meines Handelns und ich hoffe, sie zu überwinden und im nachhinein zu erkennen, dass sie lehrreich waren. Um das ganze jetzt noch etwas melodramatischer zu gestalten zitiere ich mal Thomas D.
"Das ist die dunkelste Stunde vor dem Sonnenaufgang."
"Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, so erschiene dem Menschen alles, wie es ist: unendlich. Denn der Mensch hat sich selbst eingesperrt, so dass er alle Dinge nur durch die engen Ritzen seiner Höhle sieht.“
(William Blake)

Re: Ein zweckgebundenes Chaos

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Yeah anima und Slider. Sehr schön. :bow:
Phönix hat geschrieben: Hm...interpretationssache. Ich kann sagen, dass ich zu jeden Zeitpunkt das für diesen Zeitpunkt richtige tat und alles genauso passiert ist, wie es passieren musste....klingt toll mystisch. Oder ich kann sagen, dass ich zu einem Zeitpunkt eine Entscheidung getroffen habe, die aus der Sicht des Zeitpunktes verständlich ist, aber ich gewisse Konsequenzen der Entscheidung nicht sah. Da wir ernten was wir sähen und ich nun die Ernte als anstrengend, mich aus dem Gleichgewicht bringend erkenne, könnte ich sagen, vielleicht damals eine falsche Entscheidung getroffen zu haben und mir einen Fehler einzugestehen...klingt weniger mystisch und ich muss mir meine eigene Fehlbarkeit eingestehen. Weniger schön, empfinde ich aber gerade als treffender.

Desweiteren teile ich die Schicksalsgläubigkeit, dass alles, was passiert auch passieren muss, überhaupt nicht. Sie lässt keinen Raum für den freien Willen und ist Determinsmus. Wir sind Gestalter unseres Lebens und Mitgestalter des Lebens anderer. Dadurch haben wir Verantwortung und können mit bestimmen, was wir ernten.
Schicksal existiert für mich nicht. Ich lebe mein Leben selbstbestimmt und trage für alle Handlungen die Verantwortung. Der freie Wille ist m.E. sehr wohl vorhanden. Nur nicht auf Ebene des Egos. Je tiefer ich in ehemals unbewusste Regionen vorstoße, desto mehr Handlungsmuster erkenne ich. Wir müssen uns erst davon befreien (aka bewusst machen) um einen wirklich freien Willen zu möglich zu machen. Das was die meisten Menschen für ihren freien Willen halten ist dagegen eine Illusion.

Es ist damit auch kein Determinismus - wenn gleich sehr viel determiniert ist. Es ist möglich völlig frei eine seine Realität zu gestalten. Das geschieht nach dem Motto: Erst synchronisieren wir uns mit dem System (~Gleichgewicht) und dann synchronisiert sich das System nach unserem (freien) Willen. Allerdings wende ich das zunehmend selten an. Oder versuche es anzuwenden. Oder bin versucht es zu versuchen. Oft stelle ich auch nachträglich fest, dass genau das eingetreten ist, für das ich mich entschieden habe.

Warum ich versuche es nicht anzuwenden? Weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass Entscheidungen dazu führen können, dass wir den Raum der Möglichkeiten künstlich beschränken und das Loslassen jeglicher Wünsche und daraus resultierender Entscheidungen dazu führen kann, dass etwas viel stimmigeres geschieht.

Du siehst einen Wiederspruch, der für mich nicht existiert. :)
happiness is the absence of resistance

Re: Ein zweckgebundenes Chaos

27
Ah Ok...jetzt verstehe ich ungefähr was du meinst. Allerdings empfinde ich dies immer noch im Wiederspruch zu der Aussage, dass alles was passiert auch passieren muss.

Mit der von dir beschriebenen Theorie kann ich mich gut anfreunden, da sie sich mit dem "wahren Selbst" / "wahren Willen" verbindet, den ich gelegentlich erfahren habe. Allerdings muss ich auch erkennen, dass es mir im Leben noch häufig nicht gelingt, dieses zu leben und dies wird doch bei mir oft von Schatten überdeckt.

Viele Grüße
"Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, so erschiene dem Menschen alles, wie es ist: unendlich. Denn der Mensch hat sich selbst eingesperrt, so dass er alle Dinge nur durch die engen Ritzen seiner Höhle sieht.“
(William Blake)

Re: Ein zweckgebundenes Chaos

28
das ist ja alles schön und nett....aber....
um auf yages ausgangspost zurückzukommen....

ich glaube, yage ist ein molch!
:freu:

wenn ich ein weisskittel wäre...
und das bin ich nicht,
ich hasse die weltsicht der weisskittel :baeh: ...
würde ich anhand seines berichtes dem molch eine persönlichkeitsstörung (welche genau wäre allerdings erst noch durch genauere untersuchungen abzuklären), attestieren.... mit ungünstiger prognose, was den krankheitsverlauf angeht, falls er sich einer compliance verweigern sollte.
:nixplan:

that's reality, sweathearts!
:(

Re: Ein zweckgebundenes Chaos

29
Gehen wir mal vom Ende zum Anfang:
hiob hat geschrieben:ich glaube, yage ist ein molch!
Ich glaube, da wirst du Recht haben!
hiob :ohnein: hat geschrieben:wenn ich ein weisskittel wäre...
[...] bla bla blubb [...]
würde ich [...] eine persönlichkeitsstörung [...] attestieren.... mit ungünstiger prognose, [...]
anm.: fasse dich mal kürzer :D
Es wäre ja auch krank, normal zu sein.

Versteht mich nicht falsch. Ich bin ein mit seinem Leben zufriedener Mensch, der zeitweise schwierige, von Einsamkeit geprägte Episoden seines Lebens bestreiten musste und daran gewachsen ist. Ich bin gelegentlich wehmütig, sehnsüchtig, melancholisch, wütend, hasserfüllt oder einfach nur träge, müde und gelangweilt - doch das bin Ich, das macht mich, als Person, aus. Mein bisheriger Weg führte mich über viele felsige Pfade, gepflastert mit Naivität, Uneinsichtigkeit, Sturheit, Scheinüberlegenheit oder aber Feigheit. Und dennoch misse ich diese Phasen nicht. Denn lernt man nicht alleine durch das Gehen und Reflektieren solcher Wege? Heute stehe ich an einem Punkt, an dem ich nach wie vor Felsen sehe. Diese sind aber, im Gegensatz zu früher, exotischer und höchst individueller Natur. Es sind Berge, die ich besteigen möchte und die alleine mir gelten. Ich suche derzeit für mich den besten Weg zwischen übertriebener Vernarrtheit in idealistische Ziele und dem apathisches Geschehen lassen.
Daher schert es mich recht wenig, welche Diagnosen mir ein biblischer Prophet macht. :strubbel:
Erraphex hat geschrieben:Der freie Wille ist m.E. sehr wohl vorhanden. Nur nicht auf Ebene des Egos. Je tiefer ich in ehemals unbewusste Regionen vorstoße, desto mehr Handlungsmuster erkenne ich. Wir müssen uns erst davon befreien (aka bewusst machen) um einen wirklich freien Willen zu möglich zu machen. Das was die meisten Menschen für ihren freien Willen halten ist dagegen eine Illusion.
Die Leugnung des freien Willens führt in vielen Fällen zum Ablegen der Konsequenz scheinbar freier Entscheidungen. Dabei übersehen einige Hobbyphilosophen, das der kausale Determinismus, auf den sie sich berufen, definitiv nicht zu einer Spaltung zwischen Willen und Persönlichkeit führt. Man vermeint, der Wille sei ein gegebenes Werkzeug und man sei seinen Entscheidungen untertan. Das ist aber absurd.
Ich denke, dass die Einflüsse, die in unsere Entscheidungen eingehen, gegeben sind. Unsere Fähigkeit, im weiterführendem Sinne die Wichtigkeit dieser Einflüsse abzuwägen, die Thematik zu erörtern und verschiedene Komponenten des Seins einspielen zu lassen (Moral, Intuition, Emotion, Verstand), unterliegt aber definitiv nicht der vorbestimmten Kausalität.
Wie man es dreht oder wendet: wir sind verbunden mit unseren Entscheidungen.

Erraphex sagte bereits richtig, dass sich lediglich unser Ego davon trennen kann.
Erraphex hat geschrieben:Warum ich versuche es nicht anzuwenden? Weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass Entscheidungen dazu führen können, dass wir den Raum der Möglichkeiten künstlich beschränken und das Loslassen jeglicher Wünsche und daraus resultierender Entscheidungen dazu führen kann, dass etwas viel stimmigeres geschieht.
Sehr schön formuliert! Wir machen oft den Fehler, einer Zukunft den Raum zu nehmen, sich frei zu entfalten, indem wir uns Ziele setzen, die konkret, und nicht abstrakt, existieren. Dadurch nehmen wir uns an Fähigkeit, offen und intuitiv auf die zukünftigen Gegebenheiten zu reagieren. Man darf aber nie vergessen, einen gut überlegten Punkt zwischen Passivität und Warten auf der einen Seite, und Aktivität auf der anderen Seite, zu finden. Den erst dort geht man seinen Weg, und diese Entscheidung kann uns niemand abnehmen.
Slider hat geschrieben:ich sehe es auch so, daß alles, was geschieht dem universellem Willen nach geschieht, einer durchaus sehr geheimnisvollen Kraft, andererseits SIND wir hinter alledem selber wiederum diese geheimnisvolle Kraft und können im Einklang, bzw. in Fliessrichtung mit ihr unser Leben gestalten, verändern, wie auch immer, in dem wir manifestieren
Die Bedeutung unserer Entscheidungen steht außer Frage. Viel wichtiger finde ich, wo in uns diese Entscheidungen getroffen werden und was uns die Wichtigkeit vorgibt. Wenn ich mir heute sage, ich möchte BWL studieren, damit ich in der Wirtschaft aufsteigen kann, so ist das eine rationale, auf die Gesellschaft angepasste Entscheidung. Diese entspricht aber nicht meiner Selbst, meiner Vorstellung davon, mich zu fördern. Wenn ich mir sage, eine Beziehung stehe meiner zukünftigen Entwicklung im Wege, da mich Gefühle binden und zu irrationalen Entscheidungen veranlassen, so ist dies - für mich - ein emotionaler Irrweg. In der Vergangenheit gab es viele Personen, die so dachten, lebten und urteilten (antik. Philosophen, Bacon, Schopenhauer). Das Abwägen seiner verschiedenen Seiten ist höchst individuell. Jeder müsste alle diese Aspekte befragen, gegeneinander abwiegen und miteinander verbinden. Weiterhin spielen auch die momentanen Begebenheiten, die allgemeine Situation, die Verknüpfung mit dem sozialen Netzwerk und der finanzielle Hintergrund eine bedeutende Rolle.
Es gibt tausend Dinge zu beachten. Tausend kleine Einflüsse verbinden sich, in dir, zu einer Entscheidung. Doch diese trifft die Intuition bedeutend besser, als der Kopf, der versucht darin ist, Stück für Stück ein Puzzle zusammenzusetzen, welches gar nicht aufeinander abgestimmt ist.

Trotzdem passiert es, dass sich Entscheidungen als Falsch herausstellen. Dadurch landet man an einem Punkt, an dem Phönix argumentiert:
Phönix hat geschrieben:Ich kann sagen, dass ich zu jeden Zeitpunkt das für diesen Zeitpunkt richtige tat und alles genauso passiert ist, wie es passieren musste....klingt toll mystisch. Oder ich kann sagen, dass ich zu einem Zeitpunkt eine Entscheidung getroffen habe, die aus der Sicht des Zeitpunktes verständlich ist, aber ich gewisse Konsequenzen der Entscheidung nicht sah. Da wir ernten was wir sähen und ich nun die Ernte als anstrengend, mich aus dem Gleichgewicht bringend erkenne, könnte ich sagen, vielleicht damals eine falsche Entscheidung getroffen zu haben und mir einen Fehler einzugestehen...klingt weniger mystisch und ich muss mir meine eigene Fehlbarkeit eingestehen. Weniger schön, empfinde ich aber gerade als treffender.
Aber genau das führt mich zu meinem Anfangspunkt zurück:
Mein bisheriger Weg führte mich über viele felsige Pfade, gepflastert mit Naivität, Uneinsichtigkeit, Sturheit, Scheinüberlegenheit oder aber Feigheit. Und dennoch misse ich diese Phasen nicht. Denn lernt man nicht alleine durch das Gehen und Reflektieren solcher Wege?
Niemand kann unfehlbar werden und keine Entscheidung ist vollkommen richtig. Das muss und kann niemals sein. Man wird auch niemals wissen, was passiert wäre, wenn man einmal, in der Vergangenheit, anders entschieden hätte, als man es tat. Vielleicht wäre man heute tot, reich, obdachlos - das ist ein Abwägen von Wahrscheinlichkeiten; sogesehen führt man das Spiel des Entscheidens zu einer Zeit fort, wo die Konsequenz aufgetragen wurden und neue Wege entstehen.

Es gibt in jedem Teil des Lebens Dinge, die man lernen und verändern kann. Eine auswegslose Situation ist nicht zu ändern, die meisten hingegen schon. Und dort beginnt der Weg, von Abenteuern gepflastern, von Hindernissen belegt, der Tiefe ebenso offen gehalten, wie der Glückseligkeit.
Phönix hat geschrieben:Desweiteren teile ich die Schicksalsgläubigkeit, dass alles, was passiert auch passieren muss, überhaupt nicht. Sie lässt keinen Raum für den freien Willen und ist Determinsmus. Wir sind Gestalter unseres Lebens und Mitgestalter des Lebens anderer. Dadurch haben wir Verantwortung und können mit bestimmen, was wir ernten.
Sehe ich genau so! Mein Schicksal liegt in meiner Hand. Es wird beeinflusst und mitbestimmt durch das Agieren meiner Mitmenschen, entsteht und wächst durch Interaktion und zerfällt irgendwann in der Ferne unserer Zeit. Viel ergiebiger ist es, das Leben, mit all seinen Eigen- und Besonderheiten, als eine Art Spiel zu sehen. Es gehört zum Spiel, das Schlimmes passiert. Deswegen genieße ich die Zeit, in der ich missmutig bin ebenso wie jene, in der ich euphorisch bin. In der düsteren Zeit schreibe ich gerne. Das genieße ich ausgiebig, weshalb viele rhetorische Figuren (ein zielloser Weg, die Sinnlosigkeit, eine dem Tode geweihte Zivilisation) nicht auf Selbstmord, sondern auf literarisches Verlangen schließen lassen.
Ich weiß heute, dass ich in der Vergangenheit Fehler gemacht habe. Aber die Betrachtung, die diese Entscheidungen als Fehler entlarvt, ist ebenso fehlerhaft.
Darüber hinaus weiß ich, dass ich auch heute noch fehlerhaft bin und falsche Entscheidungen treffe. Aber diese, um im Wortlaut zu bleiben, sind nicht weniger Wert, als jene, die mich vielleicht auf bessere Wege katapultieren. Und überhaupt: was sind denn die besten Wege? Geld, Reichtum oder vielleicht Weisheit, Selbstzufriedenheit? Für die zuletzt genannten ist es manchmal besser, die falschen Wege zu durchlaufen und die notwendigen Erfahrungen zu sammeln, weiter zu wachsen. Wie Siddhartha, der einst der Weltlust zum Opfer fiel, um zu später, aussichtsloser Stunde zu begreifen, wieder fort zu müssen und neu anzufangen, müssen auch wir den Weg gehen, den wir gehen, und zu den Entscheidungen stehen, die wir treffen.

Auch auf die Gefahr hin, zu viel von mir preis zu geben:
Die Texte, die ich zu Anfang schrieb, entsprechen durchaus dem was ich denke und fühle. Aber daran richte ich mich nicht zugrunde. Ich leide möglicher- aber auch notwendigerweise daran, genieße aber das Leid als eine (Ab)art des Lebens. Ich liebe und hasse diese Gefühle, gleichsam wie ich Leidenschaft und Sehnsucht genieße. Es ist eben ein inspirierender, antreibender Teil meiner Person.
Erraphex hat geschrieben:Und was ist wenn sie für die anderen richtig ist? Wer hat Recht? Was wäre denn überhaupt eine richtige Welt?
Eine schöne Frage! Ich denke, jeder hat Recht. Denn die Welt hat immer nur den Wert, den man ihr gibt. Wenn jemand suizidal ist und in der Welt alleine das Leid und die Sinnlosigkeit sieht, ist das ebenso ein Aspekt der Welt, wie die Sicht auf eine paradisisch blühenden Oase. Die Summe aller Ansichten gibt es nicht. Es gibt nur Millarden, voneinander autark existerender, Ansichten.
Erraphex hat geschrieben:Dann gehe als "leuchtendes" (Gegen)-Beispiel voran. Das ist auch in dieser Gesellschaft möglich. Wir als individuelle Ausprägungen des allgemeinen Seins können nicht alleine die Welt verändern. Zusammen aber - zusammen wird es uns möglich sein.
Genau darum geht es mir. Das ist einer der Pfade, die ich ungenügend begehe - die Konsequenz hinter meinen Worten bleibt oft aus oder hält sich klein, denn Konsequenz bildet sich nur in Unzufriedenheit, wenn mir also Leid zuteil wird. Daher genieße und nutze ich das Leiden.
Ich hoffe nur das ich dieses bald stärker in mein Tun integrieren kann. Denn bisher stehen hinter meinen negativen Gefühlen mehr nur literarische Ausbrüche, als sichtbare Veränderungen. Doch auch diese setzt sich stückweise um. :)
Erraphex hat geschrieben:Jammern ändert aber nichts. Weder für dich - noch für die anderen. ;)

Was du natürlich, wenn es dich danach verlangt, weiterhin ausleben solltest. Schön zu lesen ist es in jedem Falle. ^^
Lasse mir den Spaß! In dem Moment gibt es nichts schöneres, als diese Gefühle auszudrücken. Dabei erleichtert das von dir bezeichnende "Jammern" sowohl Seelenlast, als auch Schreibwut. Ich meißel einen Teil meiner Person auf einen langwierig existernden Stein...
Das ergänzt sich sehr gut...

Das ist auch der Grund, weshalb ich auf eure Antworten nicht ein ging (auch wenn sie - eben erneut betrachtet - sehr interessant und gedankenfördernd sind - vielen Dank! :bow: );
Dieser Thread ist eine Schreibwerkstatt, eine literarische Interaktion, der verbale Austausch von Ideen, Gedanken und Gefühlen.

Am Schluss bleibt mir nur zu sagen, dass ihr die bis dato beeindruckenste, intelligenteste und außergewöhnlichste Community seid, die ich kennen gelernt habe. Eine solche Fülle höchst individueller Persönlichkeiten ist mir bisher nicht untergekommen.
Macht weiter so... :umarm:
Die Realität ist Spiegelbild der Seele; wird nun das Innere verzerrt, so verschieben sich auch die Wesenszüge der Wirklichkeit.

Re: Ein zweckgebundenes Chaos

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ok. ok.
das mit dem molch nehm ich zurück.
halte dich eigentlich eher für eine art seestern oder seeanemone.
nach dem zu urteilen, was aus deinem munde fliesst.
:D
ausserdem haste ne biopolare störung.
glaubste dem propheten nicht?
ok.ok.
dann frag dich halt mal, was die eltern von ihrem sohnemann so halten....und warum.....
:D

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