Warum wir alle Blindgänger sind...

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So oder so ähnlich, ich muss mal kurz eine kleine Geschichte erzählen.

Vor zwei Wochen war ich auf einem Geburtstag einer Freundinn, und habe anschließend mit einem guten Freund noch den Sonnenaufgang von einem kleinen Berg hier betrachtet, es war so ein wunderbarer Moment, der Tau auf dem Gras, der Wind in den Bäumen, Vogelgeschwitzer, die Sonne die sich langsam über den gegenüberliegenden Berg erhob, es war wunderbar.

Irgendwann meinte mein Begleiter sowas wie: "Schau dir nur diese armen Teufel da unten auf der Straße an, wie sie in ihren Blechsärgen zur Arbeit fahren, eine Arbeit die sie nicht mögen, um sich mist zu kaufen den sie nicht brauchen, während hier oben der Himmel auf Erden stattfindet verschwenden sie keinen Gedanken daran, kehren Abends in ihr haus zurück, trinken einige Bier und schauen mist im TV der ihnen eintrichtert was sie nicht alles kaufen müssen in den nächsten Tagen".

Das zur Vorgeschichte, Montag jedennfalls saß ich in einer Vorlesung die mich kein bischen interessiert, es ist ne Pflichtvorlesung und meiner Meinung nach der größte Humbug und widerstrebt allem was ich mit Philosophie verbinde, blutleer und arm erscheint mir alles was dort besprochen wird. Ich hatte bereits 8 Stunden Uni hinter mir, und irgendwie blickte ich sehnsüchtig nach draussen, ich war genervt und irgendwann wurde mir klar "mist, du bist auch nur ein armer Teufel". Ich verließ die Vorlesung und traf mich mit besagtem Kumpel um ein bischen Wein am Fluß zu trinken. Es kamen noch zwei weitere bekannte dazu, mit denen ich bisher weniger zu tun hatte.

Nun, es war ein perfekter Abend, wir tranken, wir lachten, wir philosophierten, wirklich frei, kein pseudoakademisches geschwafel, wir dachten selbst, wir formulierten selbst, wir alle waren begeistert, redeten uns in einen Rausch, später verlagerten wir aufgrund der kälte das ganze noch in eine Kneipe, in der ich und der bis dahinn nicht sonderlich gut bekannte kollege von meinem kumpel einige tequila zu uns nahmen.

Ich erzählte von Dharma Bums, einem Buch das ich gerade lese über einen haufen buddhisten die sich im Kalifornien der 50er begegnen und gemeinsam wandern und derartiges. Ich sprach davon das ich demnächst mehr draussen schlafen, mehr campen, mehr reisen würde und man beschloss mitlerweile doch stark alkoholisiert selbiges doch direkt in die Tat zu setzen, uns einen Platz zu suchen an dem man zum Sonnenaufgang meditieren könnte. Wir stapften also mitten in der Nacht einen Berg hoch, durch felder, durch lehmigen Boden, meine Hose war bis zu den Knien kommplett eingesaut, zwei betrunkene deppen die über Zen schwafelnd einen Berg hochkraxelten, und schon bald ging die sonne auf, und es stellte sich ein moment absoluter zufriedenheit ein. Hinter uns war ein Rapsfeld, goldgelb erstrahlte es in der Morgensonne, dahinter begann ein dichter Wald, vor uns eine Wiese und ein Bergpanorama, und die aufgehende Sonne, in diesem Moment bejahte ich alles, es gab nichts negtives auf der Welt, nie war etwas schlimmes passiert, ich empfand abgrundtiefe Liebe zu allem und jedem, die Gedanken über die Arment Teufeln schienen mir absurd, waren sie nicht auch nur ausdruck des göttlichen hier und jetzt? Waren sie nicht alle genau so wie sie waren absolut richtig?

Als ich den Berg verließ, dachte ich von diesem Erlebniss könnte ich Wochenlang zehren, dachte es würde mir kraft geben, es geht nicht um das äußerliche, das kann man jeden Tag machen, sondern um den bewusstseinszustand den ich in dem moment hatte.

Nun, leider, bricht seitdem das Gegenteil über mich herein. Ich labere davon anders zu leben, ich rede über Buddhismus, über Zhuangzi der das weltliche belächelte und sein Glück in seinem Garten fand, usw. usf.

Ich bin ein arroganter idioten, ein Depp der sich nicht für was besseres, aber für "frei" hält. Ich meine ich wäre anders, ich meine ich hätte das wesentliche im Leben erkannt. Aber mit welchem Recht? Was mache ich denn?

Ich war in das Philosophie Studium euphorisch gegangen, und zunächst schien es mir auch toll, realitsicht betrachtet, der großteil der Seminare gibt mir nichts, und enorm viele Teilnehmer an diesem Studium sind hirnwichser, die Wert darauf legen den Kopf voller Hegel Zitate zu haben, wenn man zitiert geht man nicht das Risiko ein widerlegt zu werden und man beeindruckt. Mir sind die illusionen genommen hier auf eine ganz besonders tiefgründige klientel zu treffen, die meisten erzählen dir was von Nietzsche und haben nie Leid erfahren dieser Art, man erzählt dir von Schopenhauers vorstellung die Welt sei deine Vorstellung aber man musste nie erfahren wie die eigene Welt zerbricht, solche Erfahrungn sind auch nicht gewünscht, sämtliche Philosophie ist ein Schmuck, inhaltsleer.

Der Montag war nun das totale Gegenteil, geniale gespräche am Fluß un in der Kneipe, der tolle Morgen oben auf dem berg, aber es hat mit gezeigt wie Wertlos dieses Studium, der Großteil der Seminare ist.

Und mit welchem Recht halte ich mich denn dann für freier? Wir sitzen in Seminaren die wir langweilig und lächerlich finden, mit leuten die das niemals verstehen würden, wir machen das um einen beschissenen Zettel zu kriegen auf dem dann steht das man teilgenommen hat, und wozu? Um in ein paar Jahren einen anderen Zettel zu kriegen auf dem dann steht "Magister der Philosophie", als würde das etwas über uns aussagen oder uns menschlich weiterbringen.

Was also unterscheidet mich denn von dem Groß der Leute? Das ich abundann mal nächte durchfeier und auf Berge klettere um sonnenaufgänge zu betrchten? Hinterher kehre ich zurüc in meine Wohnungen, lebe einen ständigen kommpromiss.

Was hält mich denn bitte davon ab mir einfach einen Rucksack zu nehmen mit dem nötigsten udn einfach auf Wanderschaft zu gehen? was hält mich davon ab das mit Leuten zu tun an denen man Wachsen, sich Gegenseitig erhöhen kann? Wo ist das Probelm jeden Abend auf einem Berg zu schlafen? Was hält mich davon ab andere Länder zu sehen? Genau derselbe Drang nach scheinbarer Sicherheit wie bei den armen Teufeln in ihren Blechsägen, was für eine arroganz diese zu kritisieren.

Irgendwie falle ich in ein tiefes Loch und bemerke immer mehr das sich in meinem Leben irgendwas grundfalsch anfühlt, irgendwas stimmt nicht, und ich weiß nicht was, aber irgendwie bedeutet mir momentan garnichts etwas. Mittwoch abend war mal wieder der höhepunkt, es läuft praktisch nicht alles perfekt, aber eigentlich auch nichts wirklich schlimm, aber irgendwie scheint alles so leer, so sinnlos, so oberflächlich.

Und irgendwie, muss ich immer an Easy Rider denken, die vorletzte Szene, man hat New orleans verlassen, Mardy Gras ist vorbei, man campt im Wald, vorm einschlafen die erkenntnis:

"Blindgänger mann, wir sind Blindgänger".

Edit: Ein paarmal aus der wir Form die passendere Ich Form gemacht ;)
Zuletzt geändert von Leary am 15. September 2008, 12:14, insgesamt 1-mal geändert.
„Verbrennen musst du dich wollen in deiner eignen Flamme: wie wolltest du neu werden, wenn du nicht erst Asche geworden bist!“

Re: Warum wir alle Blindgänger sind...

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Leary hat geschrieben: Vor zwei Wochen war ich auf einem Geburtstag einer Freundinn, und habe anschließend mit einem guten Freund noch den Sonnenaufgang von einem kleinen Berg hier betrachtet, es war so ein wunderbarer Moment, der Tau auf dem Gras, der Wind in den Bäumen, Vogelgeschwitzer, die Sonne die sich langsam über den gegenüberliegenden Berg erhob, es war wunderbar.

Irgendwann meinte mein Begleiter sowas wie: "Schau dir nur diese armen Teufel da unten auf der Straße an, wie sie in ihren Blechsärgen zur Arbeit fahren, eine Arbeit die sie nicht mögen, um sich mist zu kaufen den sie nicht brauchen, während hier oben der Himmel auf Erden stattfindet verschwenden sie keinen Gedanken daran, kehren Abends in ihr haus zurück, trinken einige Bier und schauen mist im TV der ihnen eintrichtert was sie nicht alles kaufen müssen in den nächsten Tagen".

Hinter uns war ein Rapsfeld, goldgelb erstrahlte es in der Morgensonne, dahinter begann ein dichter Wald, vor uns eine Wiese und ein Bergpanorama, und die aufgehende Sonne, in diesem Moment bejahte ich alles, es gab nichts negtives auf der Welt, nie war etwas schlimmes passiert, ich empfand abgrundtiefe Liebe zu allem und jedem, die Gedanken über die Arment Teufeln schienen mir absurd, waren sie nicht auch nur ausdruck des göttlichen hier und jetzt? Waren sie nicht alle genau so wie sie waren absolut richtig?
Ja, genau! Ich kenne die "Überheblichkeit" welche aus deinen Worten spricht. Und es ist sicher nicht immer einfach diese vollkommen abzulegen und genau die Sichtweise aus dem letzten Absatz an den Tag zu legen. Aber das ist imho der Weg.
Leary hat geschrieben: Als ich den Berg verließ, dachte ich von diesem Erlebniss könnte ich Wochenlang zehren, dachte es würde mir kraft geben, es geht nicht um das äußerliche, das kann man jeden Tag machen, sondern um den bewusstseinszustand den ich in dem moment hatte.

Ich bin ein arroganter idioten, ein Depp der sich nicht für was besseres, aber für "frei" hält. Ich meine ich wäre anders, ich meine ich hätte das wesentliche im Leben erkannt. Aber mit welchem Recht? Was mache ich denn?
Vielleicht nicht frei. Vielleicht aber freier. Ist es nicht vermessen, zu glauben, man könnte mit nur einem Schritt wahrlich und vollkommen frei sein? ;)

Vergleiche zwischen Menschen sind sehr selten ziehführend. Zielführende Vergleiche entstehen imho nur aus einer gesunden Selbstreflexion. Just be. ^^
Leary hat geschrieben: Der Montag war nun das totale Gegenteil, geniale gespräche am Fluß un in der Kneipe, der tolle Morgen oben auf dem berg, aber es hat mit gezeigt wie Wertlos dieses Studium, der Großteil der Seminare ist.

Und mit welchem Recht halte ich mich denn dann für freier? Wir sitzen in Seminaren die wir langweilig und lächerlich finden, mit leuten die das niemals verstehen würden, wir machen das um einen beschissenen Zettel zu kriegen auf dem dann steht das man teilgenommen hat, und wozu? Um in ein paar Jahren einen anderen Zettel zu kriegen auf dem dann steht "Magister der Philosophie", als würde das etwas über uns aussagen oder uns menschlich weiterbringen.
Nein, sicher nicht. Es ist nicht mehr als deine Eintrittskarte zum gesellschaftlichen Spiel hier. Das sollte man imho weder über- noch unterbewerten. Ganz sicher hat es nur sehr wenig mit der menschlichen Entwicklung zu tun.
Leary hat geschrieben: Was also unterscheidet mich denn von dem Groß der Leute? Das ich abundann mal nächte durchfeier und auf Berge klettere um sonnenaufgänge zu betrchten? Hinterher kehre ich zurüc in meine Wohnungen, lebe einen ständigen kommpromiss.
Was euch unterscheidet? Vielleicht die Tätigkeit des sich darüber Gedanken machens. ;)
Leary hat geschrieben: Was hält mich denn bitte davon ab mir einfach einen Rucksack zu nehmen mit dem nötigsten udn einfach auf Wanderschaft zu gehen? was hält mich davon ab das mit Leuten zu tun an denen man Wachsen, sich Gegenseitig erhöhen kann? Wo ist das Probelm jeden Abend auf einem Berg zu schlafen? Was hält mich davon ab andere Länder zu sehen? Genau derselbe Drang nach scheinbarer Sicherheit wie bei den armen Teufeln in ihren Blechsägen, was für eine arroganz diese zu kritisieren.
Ja, es basiert sicher auf der gleichen Angst. Aber Erkenntnis ist der erste Schritt... ^^
Leary hat geschrieben: Irgendwie falle ich in ein tiefes Loch und bemerke immer mehr das sich in meinem Leben irgendwas grundfalsch anfühlt, irgendwas stimmt nicht, und ich weiß nicht was, aber irgendwie bedeutet mir momentan garnichts etwas. Mittwoch abend war mal wieder der höhepunkt, es läuft praktisch nicht alles perfekt, aber eigentlich auch nichts wirklich schlimm, aber irgendwie scheint alles so leer, so sinnlos, so oberflächlich.
imho ist es auch in dieser Gesellschaft möglich ein nicht-inhaltsleeres und nicht-oberflächliches Leben zu führen.

Es ist möglich, dass das was du auf diesem Berg erlebt hast, mit in den Alltag zu nehmen und dir immer und jederzeit verfügbar zu machen.

Ist es oberflächlich und leer? Verleihe ihm Tiefe (und ganz so leer erscheint mir dein Leben nicht). Lass die Oberflächlichkeit hinter dir (was bei nicht wenigen Menschen zu Irritationen führen wird). Und sinnlos? Suche nicht nach einem Sinn. Erstens weil Suche per Definition in die Zukunft gerichtet ist und Mensch damit abhält im JETZT zu leben uns zweitens weil es imho keinen Sinn gibt. Keinen Sinn ausser der Existenz ansich.

Was ich damit sagen will? Wir sind für unsere Realität verantwortlich. Forme dir deine!
happiness is the absence of resistance

Re: Warum wir alle Blindgänger sind...

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Also, ich nehme an, du empfiehlst mir das Philosophiestudium mit seinen "tollen Leuten" nicht mehr ? ;)

Ich will das auch so betrachten wie Erraphex...als Eintrittskarte in die soziale Welt, quasi ein angeregter, sozialer Zustand mit Herausforderungen. Das Ziel ist nicht der Abschluss oder da zu "versauern" sondern eben Wege zu finden das Spiel zu spielen ohne sich selbst und sein Leben zu vergessen....

Ich hab irgendwie das Gefühl das größte Problem heranwachsender ist das schwanken zwischen den Extremen. Entweder ich führe ein extrem geiles, freies Rockstarleben, oder ich verstaube hinter dem Schreibtisch.

Mittlerweile glaube ich auch, das viele scheinbar langweilige Leute ein interessante sLeben haben. Briefträger z.B sind oftmals Musiker. Anscheinend iust dfas n top Job um Musiker zu sein.

Maximale Freiheit bei minimaler Anpassung ist denk ich das Ziel. Und selbst in Momenten wo man was macht das man nicht mag sollte man die Fähigkeit besitzen diese zu nutzen um bestimmte Fähigkeiten zu festigen.

Und sei es nur, jene unangenehme Momente möglichst unbeeinträchtigt zu überstehen.

Re: Warum wir alle Blindgänger sind...

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Danke danke, vor allem Erraphex (keine Wertung, er hat es nur zufällig grad so getroffen, ähnliche Fähigkeiten legt Eulenspiegel auch immer wieder an den Tag, wir hatten das neulich schonmal)

Ist auch alles schon wieder besser, ich merke das ich unbedingt mehr meditieren muss, meditieren hilft mir immer mich nicht permanent in theatralisches selbstmitleid zu ergehen :lol:

Ach und eins noch:
ginkgo hat geschrieben:Also, ich nehme an, du empfiehlst mir das Philosophiestudium mit seinen "tollen Leuten" nicht mehr ? ;)
Doch, wenn dir Philosophie etwas bedeutet, wenn du beim lesen eines Nietzsche textes über Musik urplötzlich merkst das du das was der mann da schreibt zutiefst fühlst und lebst. (jeder andere philosoph, jedes andere thema, ich nehm nur mal mein aktuellstes beispiel) dann mach es.

Mag es sein das der großteil der leute nur "oberflächlich tiefgründig" ist, mag sein das gerade im bereich fachschaft vielle karrieristen sitzen deren lebenserfüllung es ist einn meter in gebückter haltung hinter professoren herzurennen, mag alles sein ABER

Ich habe vorher in meinem Leben nicht halb soviel, ach was nichtmal einen bruchteil der menge an wirklich im positiven sinne verrückten Menschen getroffen.

Mein Problem ist nur mal wieder das ich zu den extremen Neige, auf so einen Moment wie Montag, muss bei mir fast zwangsläufig ne miese woche folgen in der ich alles verachte und mir alles auf den wecker fällt. Vielleicht ist es nur das Ego das sich wehrt wie Erraphex sagt, genau diesen moment von dem berg mitzunehmen und dauerhaft zu leben.

kern dieser erfahrungen sit ja immer liebe, bedingungslose liebe zu allem.

Es gibt wohl nichts das für das Ego schlimmer ist als bedingungslose liebe, sei es zu einem anderen Menschen, vor allem aber zu allen menschen.

Das Ego kommt nicht ohne feindbilder aus.

Ich sollte unbedingt mehr für die armen Teufel beten statt mich in irgendwelche arroganten "ich binn anders" gedanken zu ergehen, und ich sollte anderkennen das es garnichtmein recht ist derartige urteile zu fällen.

Liebe ist der Schlüssel :herzen:
„Verbrennen musst du dich wollen in deiner eignen Flamme: wie wolltest du neu werden, wenn du nicht erst Asche geworden bist!“

Re: Warum wir alle Blindgänger sind...

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Es gibt wohl nichts das für das Ego schlimmer ist als bedingungslose liebe, sei es zu einem anderen Menschen, vor allem aber zu allen menschen.
Danke danke, vor allem Erraphex (keine Wertung, er hat es nur zufällig grad so getroffen,
Natürlich war das eine Wertung, aber das ist schon in Ordnung.

Ein weiteres Beispiel wäre wenn dir die Freundin mit jemand anderen abhaut zu sagen:

"Ich freu mich für dich, das du jemanden gefunden hast, mit dem du noch glücklicher bist.

Ich hab gemerkt, wenn man so etwas mit wirklich vollem Herzen sagen kann, und nicht aus masochismus heraus, dann ist das eines der schönsten Erfahrungen.

Re: Warum wir alle Blindgänger sind...

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ginkgo hat geschrieben: "Ich freu mich für dich, das du jemanden gefunden hast, mit dem du noch glücklicher bist.

Ich hab gemerkt, wenn man so etwas mit wirklich vollem Herzen sagen kann, und nicht aus masochismus heraus, dann ist das eines der schönsten Erfahrungen.
Kannst du das? :krass: wenn ja Respekt... :herzen:
„Verbrennen musst du dich wollen in deiner eignen Flamme: wie wolltest du neu werden, wenn du nicht erst Asche geworden bist!“

Re: Warum wir alle Blindgänger sind...

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Ich hatte das schonmal, aber es war nicht konstant ..zu anderen Zeitpunkten fühlte ich mich eher ungerecht behandelt, wütend , verzweifelt etc ...aber ich hab das Gefühl, das ist nicht der Weg wenn man sich von solchen Dingen (wie Liebeskummer) freimachen will....

Was ich mir immer vor augen halten möchte ist, das jeder Kontakt mit mir Freiwillig ist und ich keinerlei Ansprüche welcher Art auch immer auf Menschen habe. Es gibt Leute die das wirklich leben und das sind mir die allerbesten auf der Welt und ein großes Vorbild.

Re: Warum wir alle Blindgänger sind...

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an dieser Stelle, weil ich Lunis thread nicht mit meinem kram zumüllen möchte...
Eulenspiegel hat geschrieben: Was Du da Liebe nennst, nenne ich Socken stopfen. Lies dazu mal den Almaas und seine "Theorie der Löcher".
Ganz großer Text, gehört zu jenem was man liest, und man freut sich, weil endlich etwas formuliert wurde, was man eigentlich selbt längst hätte erkennen können. Aber das Problem bleibt, diese Löcher sind da.

Das Problem, wenn man doch eigentlich erkannt hat, das man sich mit dem beschäftigen sollte was da fehlt, und es wiederfinden, nicht in anderen, ist das man das nicht kann.

Klingt das paradox?

Tocotronic singen in einem Lied:

"Ich steh drei Schritte vom Abgrund entfernt, und ich kann nicht springen, und ich kann nicht gehen, und ich kann nicht springen, und ich kann nicht gehen, und vor allen Dingen, kann ich hier nicht stehen"

Das ist genau das gefühl das ich seit einiger zeit habe, ich kann nicht in die eine, und nicht in die andere Richtung, aber ich will auch nicht hier bleiben.

Und ich schäme mich meines ganzen zustandes, es tut mir geradezu leid derartigen mist hier zu verfassen, so asozial triefe ich vor oberflächlichem Selbstmitleid statt mich endlich mal wieder zu bewegen und was zu machen, stattdessen feier ich zu exzessiv und tu alles um ja nicht an mir arbeiten zu müssen, und obwohl ich das erkenne, ist es mir scheißegal.

Wie gingen mir leute immer auf den Wecker die nicht bereit sind auch nur einen funken verantwortung für sich selbst zu übernehmen und ihre probleme zu kennen aber kein bischen bereitschaft erkennen zu lassen irgendwas an ihnen zu ändern, vermutlich weil ich wusste, das ich genau das mache permanent, ich stecke fest, kann nicht vor, nicht zurück und will vor allem nicht da bleiben wo ich bin...
Zuletzt geändert von Leary am 15. September 2008, 12:28, insgesamt 2-mal geändert.
„Verbrennen musst du dich wollen in deiner eignen Flamme: wie wolltest du neu werden, wenn du nicht erst Asche geworden bist!“

Re: Warum wir alle Blindgänger sind...

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Ganz großer Text, gehört zu jenem was man liest, und man freut sich, weil endlich etwas formuliert wurde, was man eigentlich selbt längst hätte erkennen können. // .... Das Problem, wenn man doch eigentlich erkannt hat, das man sich mit dem beschäftigen sollte was da fehlt, und es wiederfinden, nicht in anderen, ist das man das nicht kann.
Wieso »man«?!? :strubbel:

Dadurch, daß Du das verallgemeinerst, schiebst Du die Verantwortung von Dir weg. :irre: Wenn MAN das nicht könnte, gäbe es keinen Menschen mit derartigen Erfahrungen und dem Wissen und dann hätte der Almaas weder diesen Text, noch das Buch Essenz{schon den Absatz über das Überich gelesen?}schreiben können.
// Klingt das paradox? // Tocotronic singen in einem Lied: "Ich steh drei Schritte vom Abgrund entfernt, und ich kann nicht springen, und ich kann nicht gehen, und ich kann nicht springen, und ich kann nicht gehen, und vor allem, kann ich hier nicht stehen" // Das ist genau das gefühl das ich seit einiger zeit habe, ich kann nicht in die eine, und nicht in die andere Richtung, aber ich will auch nicht hier bleiben.
Eine perfekte Beschreibung des »Narren« im Tarot.
Bild
Und ich schäme mich meines ganzen zustandes, es tut mir geradezu leid derartigen mist hier zu verfassen, so asozial triefe ich vor oberflächlichem Selbstmitleid statt mich endlich mal wieder zu bewegen und was zu machen, stattdessen feier ich zu exzessiv und tu alles um ja nicht an mir arbeiten zu müssen, und obwohl ich das erkenne, ist es mir scheißegal. // Wie gingen mir leute immer auf den Wecker die nicht bereit sind auch nur einen funken verantwortung für sich selbst zu übernehmen und ihre probleme zu kennen aber kein bischen bereitschaft erkennen zu lassen irgendwas an ihnen zu ändern, vermutlich weil ich wusste, das ich genau das mache permanent, ich stecke fest, kann nicht vor, nicht zurück und will vor allem nicht da bleiben wo ich bin...
Du läßt Dich gehen, wie wir alle das tun, in der einen oder anderen Form. :knuddel:

Dein Selbstmitleid ist{bei dieser Hitze}wie eine köstliche Eiskrem mit Schokoladensoße und Schlagsahne. Es tut ja so gut sich im Selbstmitleid zu suhlen, darin zu schwelgen und sich über die Anderen aufzuregen, um einen Grund zu haben, sich noch mehr gehen zu lassen. :freak:

Du hast aber gegenüber Vielen schon mal den Vorteil, daß Du Dir dessen bewußt bist!
Auch hast Du das DreiFingerSpiel durchschaut, nämlich, daß nur das Dich aufregen kann, was seine Entsprechung in Dir hat.
Bild


Als »Gegengewicht« könntest Du die Besonnenheit nutzen, die Du aus dem Wissen um Deinen Tod ziehen kannst.
»Ein Krieger denkt an seinen Tod, wenn die Dinge unübersichtlich werden.«
»Das ist noch schwerer, Don Juan. Für die meisten Menschen ist der Tod etwas Ungewisses und Fernes. Wir denken nie an ihn.«
»Warum nicht?«
»Warum sollten wir?«
»Sehr einfach«, sagte er, »weil der Gedanke an den Tod das einzige ist, was nseren Geist mäßigt.«
Es gibt keine Vollkommenheit ohne Traurigkeit und Sehnsucht, denn ohne diese gibt es keine Besonnenheit, keine Freundlichkeit. Weisheit ohne Freundlichkeit und Wissen ohne Besonnenheit sind nutzlos.
Don Juan hatte mir eingetrichtert, daß der Krieger mit dem Tod zur Seite lebe. Und daß er aus dem Wissen um den Tod, der ihn begleitet, den Mut bezieht, es mit allem aufzunehmen. Das Sterben sei nun einmal das Schlimmste, was uns widerfahren könne, hatte Don Juan gesagt. Es sei aber unser unabänderliches Schicksal, und darum seien wir frei; wer alles verloren hat, braucht nichts mehr zu fürchten.
Wenn das Bewußtsein eines Zauberers von der Wucht seiner Wahrnehmungen bedrückt werde, wie es nun mir widerfuhr, sei es das beste - oder vielleicht sogar einzige - Heilmittel, sagte er, die Vorstellung des Todes zu nutzen, um sich diesen Pirscher-Schock zu versetzen.
»Die Vorstellung des Todes ist darum von unermeßlicher Bedeutung im Leben eines Zauberers«, fuhr Don Juan fort. »Ich habe dir unendlich viel über den Tod erzählt, um dich zu überzeugen, daß die Kenntnis von unserem drohenden und unvermeidlichen Ende uns Besonnenheit gibt. Unser kostspieligster Fehler als normale Menschen ist, daß wir uns einem Gefühl der Unsterblichkeit hingeben. Es ist, als könnten wir uns vor dem Tod schützen, indem wir nicht an ihn denken.«
»Du mußt doch zugeben, Don Juan, daß das Nichtdenken an den Tod uns gewiß davor bewahrt, uns seinetwegen Sorgen zu machen.«
»Ja, diesen Zweck erfüllt es«, räumte Don Juan ein. »Aber solch ein Zweck ist schon eines Durchschnittsmenschen unwürdig – für einen Zauberer ist er ein Hohn. Ohne eine klare Vorstellung vom Tod gibt es keine Ordnung, keine Besonnenheit, keine Schönheit. Die Zauberer streben nach dieser Einsicht, die ihnen mit tiefster Klarheit zu erkennen helfen soll, daß sie keinerlei Gewißheit haben, ob ihr Leben über den Augenblick hinaus andauern wird. Diese Erkenntnis gibt Zauberern den Mut, geduldig zu sein und dennoch zu handeln; den Mut, sich in ihr Schicksal zu fügen, ohne deshalb dumm zu sein.«
And I'll spread my wings 'till sun and moon, singing the song of life, dancing the dance of life, becoming life itself, no longer knowing, that I am.

Re: Warum wir alle Blindgänger sind...

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hallo Leary :wink:
Aber das Problem bleibt, diese Löcher sind da...
so ist es leider, dass die Löcher da sind und wir nach Möglichkeiten suchen sie durch anderen Menschen zu stopfen. Ich tue es auch. was ich aber auch gleichzeitig verstehe ist dass es nicht die richtige weg ist. Einfach aus dem grund dass man sich in diesem leben auf nichts auser sich selbst (and das ist auch fragwürdig) verlassen kann. sorry, dass ich hier wieder auf den tod hinaus will (hat auch Eulenspiegel angefangen, muss ich weiterführen), aber Du bist der einziger der am Ende für Dich selbst vor eigenem tod stehst und auch jeder anderer mensch (auch die frau die Du so liebst) kann jederzeit aus irgendeinem grund weg sein (kann ich leider nur bezeugen). geschweige schon von der situation in der Du gerade steckst, dass sie nicht wirklich dafür ist diese Rolle für Dich zu übernehmen.
was daraus folgt: die Möglichkeiten suchen diese Löcher selber zu stopfen und vollständig werden. hast Du doch auch so schön im anfang dieses posten gemacht:
Leary hat geschrieben:...uns einen Platz zu suchen an dem man zum Sonnenaufgang meditieren könnte. Wir stapften also mitten in der Nacht einen Berg hoch, durch felder, durch lehmigen Boden, meine Hose war bis zu den Knien kommplett eingesaut, zwei betrunkene deppen die über Zen schwafelnd einen Berg hochkraxelten, und schon bald ging die sonne auf, und es stellte sich ein moment absoluter zufriedenheit ein. Hinter uns war ein Rapsfeld, goldgelb erstrahlte es in der Morgensonne, dahinter begann ein dichter Wald, vor uns eine Wiese und ein Bergpanorama, und die aufgehende Sonne, in diesem Moment bejahte ich alles, es gab nichts negtives auf der Welt, nie war etwas schlimmes passiert, ich empfand abgrundtiefe Liebe zu allem und jedem, die Gedanken über die Arment Teufeln schienen mir absurd, waren sie nicht auch nur ausdruck des göttlichen hier und jetzt? Waren sie nicht alle genau so wie sie waren absolut richtig?
Da hast Du doch diese "Löcher" nicht so schlimm empfunden?
waren sie weg? warst Du für Dich alleine vollständig?
sowas, wie Du es auch beschrieben hast, kommt leider in unserem leben so selten vor, wofür wir imho selber schuld sind. wobei das leben soll so schön sein (s. Existenz-Rulez tread!).
ich bin hier ein schlechter Ratgeber da selbst in einer ähnlicher situation stecke. oder vielleicht genau dadurch kann ich Dich besser verstehen? wenn eine person, durch die man sich vollständig fühlt, aus irgendeinem grund nicht (mehr) da ist, MUSS man endlich sich in die Hände nehmen und andere Wege suchen. bevor es zu spät wird.
deswegen:
ich stecke fest, kann nicht vor, nicht zurück und will vor allem nicht da bleiben wo ich bin...
vielleicht sollst Du hochfliegen oder einfach in eine unbekannte Leere runterspringen? :idee:
es gibt mehr wege als nur vor und zurück...
ich hoffe auch so einen weg zu finden... und wünsche Dir dabei VIEL GLÜCK! Kopf hoch, Du wirst schon weiterkommen und eine gute Lösung für Dich finden! :knuddel:

lieben Grüß von Luni

PS was mich noch ein bisschen hilft bei ähnlichen problem ist nachzudenken: WIESO passiert es? wollte ich es vielleicht selbst? habe ich es gebraucht? wofür denn und wie erreiche ich das was ich (unbewusst) an sich gezogen habe um das (negative) was es nach sich gezogen hat abzuschaffen?

PPS das mit "sich gehen lassen" hat Eulenspiegen natürlich Recht, das weißt Du doch selbst. Manchmal braucht man es aber - sich gehen zu lassen. es erfrischt und entstresst und komischerweise gibt auch kraft, da immer nur zu kämpfen zu anstrengend ist. es ist menschlich. aber man soll aufpassen, dass es nicht zu Regel gibt. und ich befruchte, dass es bei Dir leider der Fall sein kann. oder irre ich mich? Du hast jetzt genau erkannt, dass es so weiter nicht gehen kann ("kann nicht vor, nicht zurück und will vor allem nicht da bleiben wo ich bin."). Dann ist GENAU JETZT die Zeit es zu ändern!
Every Passing Minute Is Another Chance To Turn It All Around

Re: Warum wir alle Blindgänger sind...

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Leary hat geschrieben: an dieser Stelle, weil ich Lunis thread nicht mit meinem kram zumüllen möchte...
Eulenspiegel hat geschrieben: Was Du da Liebe nennst, nenne ich Socken stopfen. Lies dazu mal den Almaas und seine "Theorie der Löcher".
Oh ja. Dieser Text ist wirklich toll. Hat einige Fragmente, welche mir durchaus bewusst waren, zusammen mit einigen neuen Fragmenten zu einem großen Ganzen zusammengesetzt.

:2daumen:
Leary hat geschrieben: Und ich schäme mich meines ganzen zustandes, es tut mir geradezu leid derartigen mist hier zu verfassen, so asozial triefe ich vor oberflächlichem Selbstmitleid statt mich endlich mal wieder zu bewegen und was zu machen, stattdessen feier ich zu exzessiv und tu alles um ja nicht an mir arbeiten zu müssen, und obwohl ich das erkenne, ist es mir scheißegal.

Wie gingen mir leute immer auf den Wecker die nicht bereit sind auch nur einen funken verantwortung für sich selbst zu übernehmen und ihre probleme zu kennen aber kein bischen bereitschaft erkennen zu lassen irgendwas an ihnen zu ändern, vermutlich weil ich wusste, das ich genau das mache permanent, ich stecke fest, kann nicht vor, nicht zurück und will vor allem nicht da bleiben wo ich bin...
Ich glaube nicht, dass es dir scheißegal ist. Aufgrund des markierten Satzes...

Was glaubst du, ist die Ursache dafür, dass du in diesem Zustand der Stagnation bist? Angst vor der Wahrheit?
happiness is the absence of resistance

Re: Warum wir alle Blindgänger sind...

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@luni

Ja, irgendwie wird das sich gehen lassen zur Regel, ich versuch ja an dem Problem zu arbeiten, es zu umschleichen und es einzufangen, aber z.B. meditation geht bei mir momentan garnicht, habe nicht die kraft und nicht den nerv dazu, breche nach ner Minute ab und mach irgendeinen scheiß stattdessen. Und Abends wird lieber in depressiver verstimmung auf dem balkon herumgesessen, geraucht und irgendwas wie fernando pessoa zu lesen, oder irgendwo gefeiert als mal irgendwas sinnvolles auf die reihe zu kriegen, sei es nur was fürs studium wo ich seit wochen nichts gemacht hab...

Was solls, kommt zeit kommt rat...
Erraphex hat geschrieben: Was glaubst du, ist die Ursache dafür, dass du in diesem Zustand der Stagnation bist? Angst vor der Wahrheit?
Kennst du Waking Life? In dem Film gibt es einen kurzen Abschnitt in dem jemand darüber doziert das doch die Lücke zwischen dem Durchschnittsmenschen und Primaten, viel kleiner ist, als die Lücke zwischen dem durchschnittsmenschen und Menschen wie Platon.

Dann stellt er da das die Menschheit eigentlich in den letzten 2.000 Jahren kaum fortschritte gemacht hat, ausser technischen...

Er fragt sich dann warum das so ist, und die antwort darauf kann nur eine weiter Frage sein:

"Was ist die prägnanteste Eigenschaft der Menschheit? Angst, oder Faulheit?"
Zuletzt geändert von Leary am 15. September 2008, 12:30, insgesamt 2-mal geändert.
„Verbrennen musst du dich wollen in deiner eignen Flamme: wie wolltest du neu werden, wenn du nicht erst Asche geworden bist!“

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