Re: Über Gott

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getintoit hat geschrieben:hör du doch auf aus solchen zu zitieren.
Du hast recht, daß
"Hör auf, an Märchen zu glauben. Niemand da draußen braucht dich. Niemand von uns ist so wichtig, dass es gerechtfertigt wäre, so etwas wie die Unsterblichkeit für ihn zu erfinden."
ein Zitat ist, ebenso sind es die drei Absätze davor & die drei Absätze danach, aber was ändert das - macht es Dich unsterblich?
And I'll spread my wings 'till sun and moon, singing the song of life, dancing the dance of life, becoming life itself, no longer knowing, that I am.

Re: !

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@ raterz: :bow: Kommt von Herzen.

@ getintoit:
Strategisch betrachtet, hast Du sehr wohl das Richtige gemacht.
Wie ein Raubtier das{in seinen Augen}schwächste Tier von der Herde trennt, um es dann zu stellen,
so hast du das 'schwächste' Argument isoliert und alleine gequotet. ;)

Nur hättest Du es anschließend zerfetzen müssen & nicht damit spielen, indem Du Dich darüber lustig machst. :nene:

Das hat mich an einen Stubenkater erinnert, der als Kätzchen zu früh von seiner Mama getrennt wurde. Das Jagen lag ihm im Blut, aber was er dann mit der Beute anzufangen hat, wurde ihm nie beigebracht.
And I'll spread my wings 'till sun and moon, singing the song of life, dancing the dance of life, becoming life itself, no longer knowing, that I am.

Re: Über Gott

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S'is aber auch nicht einfach: Die eine reagiert dir zu scharf, der andere zu lasch... :denk:

(Was das mit Gott zu tun hat? Hmhmmm - alles und nichts. :) )
~~ courage ~ compassion ~ connection ~~
~~ ~~ ~~ ~~ vulnerability ~~ ~~ ~~ ~~

~~ ~~ ~~ ~~ Γνῶθι σεαυτόν ~~ ~~ ~~ ~~

Re: Über Gott

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Sonntagskind hat geschrieben:S'is aber auch nicht einfach: Die eine reagiert dir zu scharf, der andere zu lasch... :denk:

(Was das mit Gott zu tun hat? Hmhmmm - alles und nichts. :) )
Erst mal zum Letzteren:
Eulenspiegel hat geschrieben:Es gibt wohl keine sinnlosere Verwendung für den Verstand, als sich Gedanken zu machen "Über Gott", weil der_Geis/die_Absicht/das_Abstrakte nur in der Stille erfahrbar ist – nicht als Konzept, sondern als gelebte Wirklichkeit.
Womit sich für mich das Thema erledigt hat.

Zu dem "reagiert", so verstehst Du offensichtlich nicht, was ich damit meine:
Eulenspiegel hat geschrieben:Ich verkaufe nichts & ich kaufe auch nichts.
Darüber hinaus war auch nicht die Rede davon, daß mir die Reaktion von getintoit "zu lasch" gewesen wäre.
And I'll spread my wings 'till sun and moon, singing the song of life, dancing the dance of life, becoming life itself, no longer knowing, that I am.

Re: Über Gott

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getintoit hat geschrieben:ich darf doch sehr drum bitten den unterstrich unter meinem nick zu unterlassen, herr romanzitierer. :blacklol:
:2daumen:
Eulenspiegel hat geschrieben:Womit sich für mich das Thema erledigt hat.
Dieser Satz in Klammern von mir hatte weder mit dir noch mit deinem Geschriebenen zu tun. ;)
Eulenspiegel hat geschrieben:Zu dem "reagiert", so verstehst Du offensichtlich nicht, was ich damit meine:
Eulenspiegel hat geschrieben:Ich verkaufe nichts & ich kaufe auch nichts.
Du hast recht - mir gegenüber schaffst du es offensichtlich nicht, dich verständlich zu machen. :blacklol:

Zum Thema Verständnis habe ich heute wieder wunderbare Sätze von Thomas Bock gelesen:
Im Spannungsfeld zwischen dem sozialen Angewiesensein und der unausweichlichen Einsamkeit eines jeden Menschen muss sich jeder zurechtfinden. Um Verständnis zu ringen, ohne Verstehbarkeit zu fordern und Eigenheit und Schutzbedürfnis des anderen zu respektieren, erfordert eine gewisse Bescheidenheit.
:2daumen:
~~ courage ~ compassion ~ connection ~~
~~ ~~ ~~ ~~ vulnerability ~~ ~~ ~~ ~~

~~ ~~ ~~ ~~ Γνῶθι σεαυτόν ~~ ~~ ~~ ~~

Re: Über Gott

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Eulenspiegel hat geschrieben:Der Tod ist nicht verhandelbar und er ist das Einzige, was dir wirklich selbst gehört. Alles andere kann schiefgehen, aber nicht der Tod – das kannst du als sichere Tatsache annehmen. Lerne dieses Wissen so zu nutzen, dass es einen echten Effekt auf dein Leben hat.
Das ist gut. Hat man dieses Wissen wirklich verinnerlicht und akzeptiert, ist der Effekt sicherlich hervorragend.

Insgesamt kann ich mit dem ganzen Post ungleich mehr anfangen, als mit dem davor.
Eulenspiegel hat geschrieben:dann haben Dir die Menschen um Dich herum ihre Vorstellungen, Ideen & Glaubenssätze eingeimpft & Dir den Geist vernebelt, Dich in einen tumben Wiederkäuer verwandelt, der zu nichts fähig ist, als immer wieder den selben Mist hochzuwügen, darauf herum zu kauen & ihn wieder zu schlucken.
Familiär bedingt habe ich früh gelernt, auf meine eigene Einschätzung mehr zu vertrauen als auf die anderer: Eltern geschieden als ich noch sehr jung war und beide haben sich des öfteren darüber ausgelassen, was für ein Arsch der jeweils andere ist.
Entsprechend war mir früh bewusst und ich war früh in der Position mir aktiv nicht "den Geist vernebel[n] etc" zu lassen, wie du so schön schreibst.
Und so fern es mir bewusst ist, versuche ich eigene Erfahrung zu machen und mir erst dann ein mögliches Urteil zu erlauben.

Das Weitergeben von Ideen halte ich aber prinzipiell für eine unschätzbar wichtige und wertvolle Errungenschaft.
Ich kann mir denke ich ein wenig vorstellen, was du meinst:
Der Versuch Glauben an andere Menschen weiterzugeben.
Das ging nun nicht an mir vorbei. Bis zu meiner Konfirmation existierte die beständige (aber nicht unbedingte) Forderung an sonntäglichen Gottesdiensten teilzunehmen. (Huiuiui! Was für ein Wort :blacklol: .)
Danach war ich mir selbst überlassen. (und gleich letzte Woche war ich schon selbst Gott, lol)
Wie schonmal hier geschrieben: Intellektuell ist das im wesentlichen abgeschlossen. Es steckt aber irgendwie noch drin.
Wie ich zu dieser Praxis (kinder "zum Glauben erziehen") im Allgemeinen stehe, hab ich noch nicht mit festigkeit beschlossen.
Tendentiell und im Moment halte ich das vorsichtig für falsch. Mit Sicherheit werde ich das selbst nicht tun. Mit Sicherheit bin ich auch gerade nicht in der Position mich bewusst vermehren zu wollen, so dass Erziehung "Gott sei Dank" keine Rolle spielt :)

Dieses "gottseidank" "umhimmelswillen" "umgotteswillen" etc. Alter. Sprache. :skeptisch: :freak:

Ok, was ich aber noch fragen wollte, Eulenspiegel:
Was soll man tun? (Dieser, deiner Ansicht nach).

Wenn ich danach in deinem Posting suche, finde ich:
Lebe intensiv.
Verschwende deine Zeit nicht. (Zwischenfrage: Ist "intensives Leben" allein bereits keine Zeitverschwendung?)

Aber kommt da "noch mehr"? Oder "gibt es nicht mehr als das"? Oder ..?


Also würde mich Interessieren, wie du die bekannte Frage "was soll ich tun?" in deiner (ich denke der Begriff ist angebracht) Weltanschauung zu beantworten ist.
Interessiert mich :).

Meinen Dank für die Antworten bisher.
Grüße

Re: Über Gott

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so, nun der vierte anlauf zum verfassen eines beitrags. ist alles ziemlich ungeordnet was dazu in meinem kopf herumspukt, mich seit tagen volltextet und mich nicht schlafen lässt. und Eulenspiegel hat mit seinem vorletzten [edit: vorvorvorvorvorletzten] post eigentlich alles obsolet gemacht, woran ich vorher schrieb... :bow:

- wie hätte ich auch was "über gott" sagen sollen, wenn ich nur 50.000 zeichen zur verfügung hab... und wenn selbst ein zeichen schon des guten zuviel wäre... :nixplan:
Erraphex hatte mal zu meiner frage "was ist der mensch?" einen schwarzen kasten als antwort gepostet - gott wäre für mich ein weißer und jeder malt sich dann da rein, was er möchte :glaskugel:

ja, eigentlich machts natürlich keinen sinn, sich dem göttlichen verstandesmäßig zu nähern, ich selbst hock mich aber auch nur zu gerne in den sandkasten und spiele "theologische spekulation"... und, gottseidank ist dieser spielplatz groß und bunt - lausche dabei mit be-geisterung den indianergeschichten aus der raucherecke :)

ja, mit sprache stößt man schnell an die grenze dessen, was man nichtmehr ausdrücken kann, unfassbar großes wird kleingeredet, heiliges profanisiert, als ob man einen blühenden dschungel in ein verwelkendes blümchen verwandelt (ein "vergissmeinnicht" vielleicht?)

das fängt ja schon mit dem wort "gott" an - ja, ich schreibe das wort absichtlich klein, wenn ich auch sonst alle namen groß schreibe (es sei denn, werte mitforisten schreiben sich selbst klein)

letzlich sind es hier ja wohl gottesbilder, über die man spricht, vorstellungen von gott.
und diese sind halt oftmals menschlich, allzumenschlich...

was ich persönlich an der geschichte lehrreich finde, ist das zustandekommen dieser vorstellungen, muster, die dadurch gebildet werden und wie diese wirken.
und das ist für mich absolut keine zeitverschwendung, sich dies vor augen zu führen, eben gerade damit dieser religiös/gesellschaftlich eingeimpfte ballast einen nicht mehr an der kurzen leine halten oder gar in ketten legen kann.

ich denke mal, das ist bei jedem schon ein wenig verschieden und du hast wahrscheinlich noch glü+ck gehabt, homme, cher homme, das deine vorstellung einen allmächtigen, ewigen und gütigen, einen wohlwollenden, ja geradezu heroischen schützergott betraf (menschenliebe setztest du als eigenschaft des gottes voraus, nicht wahr?), der halt nur eben - ups - nicht so ganz die abgefuckte lebensrealität des menschen, die conditio humana und den daraus resultierenden verheerenden zustand des planeten erde erklären kann :angst: auch wenn das jetzt nur so ein gedankenspielchen ohne persönlichen bezug von dir war, zeigt das m.e. ein relativ mildes gottesbild
[edit: "In dem Thema wurde in der Zwischenzeit mindestens ein neuer Beitrag erstellt. Du kannst deinen Beitrag überprüfen und ihn gegebenenfalls anpassen." - mach ich jetzt mal nicht, der beitrag lungert eh schon zu lange in den entwürfen rum]

ich kann es nicht beurteilen und habe mich zuwenig mit sowas beschäftigt, um beurteilen zu können, inwiefern konfesionelle unterschiede bei der prägung des gottesbildes eine rolle spielen, mein eingeprägtes gottesbild jedenfalls (das ebenfalls erst jaaahre nachdem ich mich mit dem thema eigentlich schon durch wähnte, auf hochdosiertem trip wieder recht heftig aufbrach (obwohl es, wie ich in der folgenden verarbeitung, an der ich immer noch knuspere, auch wenn das erlebte nun auch schon wieder einige jahre zurückliegt, irgendwie immer präsent war und mein handeln unbewusst mitbestimmte)) war nicht so rosig.
k.a. ob das allen katholisch geprägten so geht, mein gottesbild jedenfalls verlangte rechenschaft von mir persönlich und generell als vertreter der menschheit, reue für die verfehlungen, demütige erniedrigung. er ließ sühnen und drohte mit drakonischen strafen, ließ mich und uns dann aber in seiner gnade nochmnal davon kommen, nachdem ich seine herrlichkeit lobpreiste und abkehr versprach. es würde zuweit gehen, all diese geschehnisse zu schildern, die sich über mehrere erfahrungen mit hochdosiertem lsd zogen und immer weitere kreise zogen (check ich jetzt erst so langsam)
jedenfalls ist eine der schlussfolgerungen daraus: einen tiefsitzenden schuldkomplex hat die prägung mir aufgebürdet, der bei licht betrachtet vollkommen unbegründet ist und - ja geradezu selbstzerstörerische ausmaße angenommen hatte, dabei dachte ich immer, meine "katholische erziehung" sei relativ moderat gewesen und ich hätte es auch nie explizit als "katholische" erziehung bezeichnet. aber das ganze weihnachts- und ostern-brimborium, heiligengeschichten von der oma, gelegentliche kirchenbesuche etc. haben offensichtlich ihre schatten hinterlassen.
eine geschichte fällt mir ein:
vor der kommunion sollten wir kinder alle beichten, wir sollten uns mit dem pfarrer in den beichtstuhl begeben und mindestens drei sünden aufzählen; er würde dann eine gerechte strafe uns auferlegen, aber wir bräuchten keine angst haben, das wäre so etwas wie strafarbeit in der schule. mir fiel beim besten willen nichts aber auch gar nichts ein, was ich in meinem leben gesündigt haben sollte und sagte das denen auch, das ich da nicht hingehen müsse. da meinten die doch allen ernstes zu mir (die katechetin war eigentlich ne ganz liebe) das könne ja wohl nicht sein, alle würden schlimme sachen machen, ich hätte doch bestimmt schonmal jemanden angelogen oder wäre frech gewesen zu meinen eltern. die bestanden tatsächlich dadrauf, dass ich da rein gehen musste zu diesem versoffenen typen und mir was aus der nase ziehen sollte. ich hab dann gesagt, ja ich war mal frech und hab mich mit meinem bruder gestritten. da meinte der pfarrer, ich müsse drei vaterunser und zehn ave maria beten, dann sei mir die schuld vergeben. ich war einfach nur froh, da raus zu kommen, fühlte mich aber total ungerecht behandelt. wenn ich mir das jetzt so durch den kopf gehen lasse, wirkt das prozedere auf mich wie eine perverse masseneinschüchterung kleiner kinder :panik: fällt mir krieg der welten ein: "and slowly and surely they drew their plans against us."
murks, eigentlich wollte ich gar nicht so persönlich werden, aber wenn die rekapitualtionsmaschine rattert, soll man sie nicht aufhalten. tut gut und mag vieleicht auch den ein oder anderen von nutzen sein oder zumindest anregung verschaffen, sich seine eigene gottes-bildung vor augen zu führen
ach so, eines noch - falls ihr kinder habt oder mal welche haben solltet, oder andere kinder zu bett bringt - singt ihnen bitte nicht "guten abend, gute nacht" vor - oder ändert den text ab
meine eltern würden heulen, wenn sie wüssten, was sie mit der zeile "morgen früh - wenn gott will - wirst du wieder geweckt" angerichtet haben :nene:
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Re: Über Gott

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xxx hat geschrieben:mein gottesbild jedenfalls verlangte rechenschaft von mir persönlich und generell als vertreter der menschheit, reue für die verfehlungen, demütige erniedrigung. er ließ sühnen und drohte mit drakonischen strafen, ließ mich und uns dann aber in seiner gnade nochmnal davon kommen, nachdem ich seine herrlichkeit lobpreiste und abkehr versprach.
Das ist natürlich nicht lustig, aber ich musste sehr lachen :blacklol: . Wunderbar formuliert :blacklol: .
xxx hat geschrieben:auch wenn das jetzt nur so ein gedankenspielchen ohne persönlichen bezug von dir war, zeigt das m.e. ein relativ mildes gottesbild.
[...] (menschenliebe setztest du als eigenschaft des gottes voraus, nicht wahr?)
Beides zutreffend, ja.
"Mildes Gottesbild" - ich würde sogar eher sagen "Idealbild".
Und ähnlich wie bei dir: Fast jede meiner extremen psychedelischen Erfahrungen sind durch Gottesvorstellungen geprägt.
Vorzüglich im Gewand von: "Ich erkenne, dass ich Gott bin. Wie bring ich jetzt die Ewigkeit zu? Ah ich wüsste schon was: ... bla ... ZOMG!11 das wird ja geil!" :freak: :nene: Hält zum Glück nicht zu lang an dieser Zustand.
Ich wär' auch ehrlich gesagt beruhigt, wenn mich dieser Hirnfurz nicht weiter heimsuchen würde.
Das vorletze mal war mir auch nach kurzer Zeit des Innerlichen Ringens bewusst (und ich habe laut ausgesprochen): " ... Dann bin ich also doch nicht Gott!

:rofl: Naja.

Ok, im Vergleich mit dir bin ich zunächst froh, dass ich keinen Rechtfertigungsdruck sondern "nur" wahnsinnige Gedanken hatte.
Obwohl ich sagen muss: Ein rechtfertigendes Moment in mir ist definitiv vorhanden: Rechtfertigung findet immer wieder vor mir selbst statt.
Ist aber bisher immer einfach und zwanglos gewesen :D und ich mach das subjektiv auch gern / empfinde das als nützlich, als natürlichen Teil meiner Selbstreflektion.
Würde das, sofern das möglich ist, definitiv als unabhängig von meiner Gott-Prägung bezeichnen. Und gehört dann wohl auch eher nicht hierher :stumm:


Toller Beitrag, xxx. Ist eingehend zur Kenntnis genommen (im wesentlichen zweimal gelesen).

Grüße

Re: Über Gott

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xxx hat geschrieben:ich kann es nicht beurteilen und habe mich zuwenig mit sowas beschäftigt, um beurteilen zu können, inwiefern konfesionelle unterschiede bei der prägung des gottesbildes eine rolle spielen...
Damit hast du IMO einen entscheidenden Aspekt angesprochen; seit ich deinen Post gestern gelesen habe denke ich darüber nach. Auch ich bin mit "guten Abend, gute Nacht" (mit dem Originaltext) manchmal in den Schlaf gesungen worden - und ich mochte es sehr. Heute würde ich sagen, es war und ist für mich eine Art Volksweise, ein Schlaflied. Und ich glaube, es lag eher an der Melodie und daran, dass bei mir jemand am Bett saß, der für mich sang, dass ich so gute Erinnerungen daran habe.

Ich hatte kein Konzept von "Gott", was sicher sehr geprägt war davon, dass ich zwar evanglisch getauft wurde und auch zur Konfirmation ging, aber für mich das eher ein, hmm, traditioneller Ritus war. Auch nach 2 Jahren Katechumenenunterricht hatte ich noch keine Vorstellung von Gott. ( :blacklol: ) Mein 4. Prüfungsfach im Abitur, das mündlich absolviert wurde bei uns, war evangelische Religion. Und zwar nicht, weil ich dieses nehmen musste - ich hatte eine Auswahl (Deutsch, Mathe, Politik...). Kleine Anekdote am Rande: Nichts von den vorbereiteten Themen kam dran, der Zweitprüfer hatte wohl nur mäßig Lust auf Religion und so wurde es hauptsächlich eine Besprechung des Buchs "Homo Faber" von Max Frisch, das wir in der 10. Klasse mal gelesen haben und das natürlich nicht abiturrelevant war. Es ging um das Menschenbild des Protagonisten und ich mit 12 (von 15) Punkten nach Hause. :nixplan:

Ich war/bin also eher aus traditionellen Gründen denn aus Überzeugung evangelisch; auch hat mich keiner je angetrieben, in die Kirche zu gehen - obwohl ich die Weihnachtsbesuche sehr mochte, weil da eine für mich extrem festliche Stimmung mit einherging. Ich mochte die Musik und die Gesänge und noch heute höre ich auch sehr gerne gregorianische Gesänge oder halte mich in Klöstern auf; vielleicht, weil ich es möchte und nicht, weil ich es muss. Ich schaue mir in Städten auch gerne Kirchen von innen an oder gehe auch mal in der Mittagspause in eine hinein, wie in der vergangenen Woche geschehen (wahrscheinlich fehlt mir derzeit einfach der Weihrauchgeruch :D - und den gibt's ja in katholischen Kirchen reichlich). Meine Eltern glaubten und glauben meines Wissens nicht an ein Konzept von Gott, sowenig wie an eine Seele. Klingt komisch? Is aber so. Oder hast du das eine oder andere schonmal gesehen? Nein? Eben.^ ^ Dass damit andere Problematiken einhergingen, liegt auf der Hand.

Ich habe allerdings bei einem mit meinen Eltern befreundeten Ehepaar, die eine etwa ähnlich alte Tochter haben, bei Besuche in deren Haus mal Einblicke bekommen, wie "gut katholisch" aussieht und fand da einiges recht befremdlich. Das fing mit der Beterei an und hörte mit einem IMO sehr überdimensionierten, über der Essecke hängenden (wortwörtlich, er hing aus der Ecke raus oO) Jesus am Kreuz noch lange nicht auf. Wie soll einem da denn das Essen schmecken? Wo bleibt der Genuss? :verwirrt:

Und tatsächlich habe ich mir lange einen festen Glauben gewünscht - einen Leitfaden. Eine Orientierung. Ich habe ihn sehr lange vermisst. Es gab derweil im weiteren Familienfeld auch mal eine interessante Begebenheit: Eine ausgewanderte "Tante" hatte eine Gotteserscheinung (wieauchimmersieaussah) während einer Fahrt auf dem Highway. Bis zu dem Zeitpunkt stand sie wohl knietief im Alkoholismus, wie ich später erfuhr, damals war ich zu jung. Jedenfalls fand sie darüber zum Glauben, ließ den Alk und rannte viel in die Kirche. Sie starb später an Krebs, aber ihr Glaube half ihr wohl durch diverse Chemotherapien etc. pp. Ich beneidete sie, damals, in meinem jugendlichen Alter, um ihren unerschütterlichen Glauben. Der ihr durch die größte Scheiße ihres Lebens durchhalf.

Und irgendwann landete ich bei mir. :bow:
~~ courage ~ compassion ~ connection ~~
~~ ~~ ~~ ~~ vulnerability ~~ ~~ ~~ ~~

~~ ~~ ~~ ~~ Γνῶθι σεαυτόν ~~ ~~ ~~ ~~

Re: Über Gott

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homme hat geschrieben:
Eulenspiegel hat geschrieben:Der Tod ist nicht verhandelbar und er ist das Einzige, was dir wirklich selbst gehört. Alles andere kann schiefgehen, aber nicht der Tod – das kannst du als sichere Tatsache annehmen. Lerne dieses Wissen so zu nutzen, dass es einen echten Effekt auf dein Leben hat.
Das ist gut. Hat man dieses Wissen wirklich verinnerlicht und akzeptiert, ist der Effekt sicherlich hervorragend.
.....
Also würde mich Interessieren, wie du die bekannte Frage "was soll ich tun?" in deiner (ich denke der Begriff ist angebracht) Weltanschauung zu beantworten ist. / Interessiert mich :). // Meinen Dank für die Antworten bisher. / Grüße
Lieber homme,
danke für den Post & Weltanschauung ist schon o.k. – auch wenn ich eher von meinem "Standpunkt" sprechen würde.
Was das betrifft: "Was soll ich tun?", so mußt Du erst mal wollen – das ist das "Α & Ω", ohne das geht gar nichts.
Du brauchst Eier aus Stahl, um eine unbeugsame Absicht zu entwickeln.
Mach Dir klar, daß das ein einsamer Weg ist, weil das Erlangen der Inneren Stille eine Aufgabe ist, der Du Dich selbst stellen mußt. Dabei kann Dir Keine(r) Händchen halten.
Inneren Stille ist ein besonderen Seinszustand, in dem die Gedanken ausgeschaltet sind und man aus einer anderen Ebene heraus und nicht durch das alltägliche Bewusstsein agiert.
Inneren Stille ist die Unterbrechung des inneren Dialogs, der ständig alle Gedanken begleitet, und ist deshalb ein Zustand umfassender Stille. Sie kann angesammelt werden und heranwachsen.
Es ist ein Zustand, bei dem die Wahrnehmung nicht von den Sinnen abhängig ist. Während der inneren Stille ist eine andere Fähigkeit am Werk, die der Mensch besitzt und die ihn zu einem magischen Wesen macht. Genau diese Fähigkeit ist eingeschränkt, durch das ständige Geplapper – den inneren Dialog.
Laß alle Hoffnung fahren. Vielleicht wirst Du am Ende triumphieren, aber das ist keineswegs gewiß – dies ist kein Spiel; es geht um ALLES.
Und doch mußt Du es spielerisch angehen, weil das die einzige Möglichkeit ist, Dich nicht ernst zu nehmen.
Die eigene Wichtigkeit ist tödlich!
Das Gefühl eigener Wichtigkeit verlieren, Verantwortung übernehmen und den Tod als Ratgeber benutzen, sind drei hilfreiche Techniken.

...

Ich mach jetzt mal einen Schwenk zu Deinem Post vom 01.02. – auch um Dir mal eine Pause zu gönnen. :blacklol:

1.) Voladores:
Da hast Du argumentiert: "Warum bemerkt man beispielsweise die Voladores nicht mit den Sinnen / Messtechnik?", was ich gerne mit einer Analogie beantworten würde.
Im Mittelalter wußten die Menschen nichts von Viren & hatte keine Möglichkeit, diese mit ihren Sinnen bzw. Messtechniken wahrzunehmen; was diese aber nicht davon abgehalten hat, über die damalige Menschheit mit Seuchen/Epidemien herzufallen. Erst die Hygiene-Maßnamen, die nach ihrer Entdeckung eingeleitet wurden, haben sie wirksam bekämpft.
Was "Occam's razor" betrifft, so würde Dir der Mensch des Mittelalters antworten, daß die Vorstellung von so kleinen Lebewesen, daß sie niemand sehen kann ein – ich darf Dich zitieren – "5. Rad am Waagen aka Hypothese, die ..... . ", wo doch ein jeder weiß, daß das von Gott gesandte Plagen sind, um die Sünder zu strafen und die Menschheit zu läutern.
Wenn Du fragst, wo die herkommen, so kann ich nur sagen, daß ich das nicht weiß.
Die Frage, wo die ihrerseits ihr Bewusstsein herhaben, ist imho falsch gestellt, da wir sehr wohl ein Bewußtsein besitzen – unabhängig von den Voladores. Das ist eher so wie hier:
Bild

Das sie uns ihr Bewusstsein überlassen haben, ist ein so ungeheuerliches Manöver, daß ich ihnen dafür tiefsten Respekt zollen muß; aber mögen muß ich sie deshalb ja noch lange nicht.

2.) Stehst du deinem Bewusstsein dann auch eher abneigend gegenüber?
Durchaus nicht! Den inneren Dialog mit seinen endlosen Wiederholungen empfinde ich ja nicht als Gleichbedeutend mit meinem Bewußtsein.

3.)"Wegen 'blacklol' gehe ich davon aus, dass das nicht ernst gemeint ist. Aufhören zu reflektieren führt imo eher früher als später den Bach runter."
Für einen ऋषि stellt sich das Reflektieren , oder der Prozess der Selbstreflektion, folgendermaßen dar: Die Vrittis{fig.: Whirlpool} oder der innere Dialog, das diskursive Denken, .... NennEsWieDuWillst führt zu einem Abfluß der Energie hin zu den Rändern der Energieblase, die Dein Sein ausmachen.
Bitte entschuldige die verquartzte Ausdrucksweise & hab etwas Geduld. :bow:
Das Ergebnis ist eine undurchdringliche Schicht, die Zweierlei bewirkt:
1.) Macht sie es Dir unmöglich, die Wunder der Dich umgebenden Welt wahrzunehmen.
  • Du bist abgeschnitten vom Mysterium.
2.) Macht sie genau das: Reflektieren.
  • Du betrachtes Dich in den Spiegelungen Deines Selbst & das ist die Bedeutung des Wortes Selbstreflektion.
......

Muß hier leider abbrechen – noch ein schönes WE. :bow:
And I'll spread my wings 'till sun and moon, singing the song of life, dancing the dance of life, becoming life itself, no longer knowing, that I am.

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