Psychoanalyse mit Psycholytika (1. Psycholysesitzung von 15)
Verfasst: 24. August 2010, 17:42
Psychoanalyse mit Psychodysleptika (Psycholysesitzungen)
Einleitung zur 1. von insgesamt 15 Sitzungen (einige Protokolle sind minimalistisch kurz gehalten, die kann ich zusammenfassen)
Wenn Interesse besteht, kann ich auch die anderen Protokolle (als Anhang) übersenden, ich möchte dazu pro Protokoll ein eigenes Thread öffnen. Manche kurzen Protokolle fasse ich zusammen in ein Posting.
Ich schreibe hier über meine psycholytischen Sitzungen, da ich überzeugt bin, dass die Psycholyse, gekonnt angewandt, verzweifelten Menschen helfen könnte. Wenn set und setting „stimmen“ (d.h. wenn der Analysand „nicht zu problematisch“ ist und die Umgebung angenehme Stimmung unterstützt), zeigt mein Beispiel, dass in Einzelsitzungen mit einem nüchternen Begleiter, der „psycholytische“ Erfahrung hat und seine eigenen Charakterprobleme weitgehend kennt, viel bewusst werden kann. Im Lichte neuer Erkenntnisse ist dann die Entscheidung für eine veränderte Verhaltensweise in einschlägigen Lebenssituationen immer wieder neu möglich. Dies scheint mir aktuell, auch im Hinblick auf die Amok- / und sonstigen Gewalttaten junger Menschen, denen doch einigermaßen hilflos begegnet wird. Ebenso zu nennen ist hier die Diskussion um die Sicherungsverwahrung von ehemaligen „nicht therapierbaren“ Gewalttätern.
Ich denke auch, dass unabhängig von oben Gesagtem, ein Mensch das Recht auf einen Rausch hat, der ihn zumindest zeitweise aus seinem persönlichen Käfig der Anschauungen, Meinungen, Vorurteile, Ich-Wahrnehmungen und Wahrnehmungsfilter etc. befreien kann. Die heutige restriktive Gesetzgebung würgt das ab und ist meines Erachtens politisch motiviert. Juristisch wäre auch einmal zu prüfen, ob nicht das Grundrecht des Menschen auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit in unnötiger Weise eingeschränkt und damit verletzt wird.
Im angefügten pdf-file gebe ich das Protokoll der 1. von insgesamt 15 psycholytischen Sitzungen wieder, das ich in den Tagen nach der Sitzung geschrieben hatte und das mit dem Sitzungsbegleiter („Therapeuten“) anschließend besprochen wurde. Wichtige Gedanken aus den 15 Protokoll-Besprechungen hatte ich gelegentlich ebenfalls später (nach Aufzeichnung der entsprechenden Protokolle) aufgeschrieben. Wo sie mir wichtig erscheinen, werde ich sie hier auch bringen. Leser mögen bedenken, dass ich diese Sitzungsprotokolle nicht zu dem Zweck einer wissenschaftlichen Dokumentation (daran dachte damals niemand!) anfertigte. Ihr Sinn bestand (und besteht noch heute) darin, dass sie mir eine Hilfe gaben, mich an die aufgetauchten Inhalte zu erinnern und den zugehörenden Gefühlen wieder nachzuspüren. Und natürlich gaben sie das Gerüst für die anschließenden Besprechungen mit dem Therapeuten.
Vorab jedoch allgemeine Bemerkungen, die grundlegende Charakterisierung des set und setting dieser Sitzungen, sowie meine Gründe, mich einer solchen Prozedur zu unterziehen. Die insgesamt 15 Einzelsitzungen fanden ab Dez. 1969 in meist weiten Abständen von etlichen Wochen statt, wobei ich, der „Patient“, das Mittel nahm, der „Therapeut“ (ich nenne ihn X) nicht. X war zu Beginn meiner „Sitzungen“ um die 40 Jahre alt und ist mittlerweile gestorben. Er war in der Erwachsenenbildung tätig und hielt freiberuflich sehr erfolgreich Fortbildungsseminare ab zur persönlichen und politischen Weiterentwicklung (z.B. Rhetorik); war also weder Arzt noch Psychologe, weder Analytiker noch Psychotherapeut! Seine weltanschauliche Ausrichtung wird deutlich anhand der Autoren, bei denen er mehr oder weniger „zu Hause“ war: Siegmund Freud, Alfred Adler, Karl Marx, Elias Canetti, Manes Sperber, Norbert Elias, Klaus Theweleit, Günther Bittner, Alice Miller, Wilhelm Reich, Otto Rühle, Ernest Mandel, David Cooper, Claudio Naranjo, Erich Fromm, Melanie Klein, David Cooper, Ernest Mandel, Hanscarl Leuner…., um einige zur Charakterisierung zu nennen.
Ob er selber als „Analysand“ psycholytische Sitzungen mit einem anderen „Therapeuten“ durchlaufen hatte, oder noch machte, erfuhr ich nicht; vermute das ein oder andere aber, denn es war auch mir schnell klar, dass ein Begleiter nur so weit während einer Sitzung helfen kann, wie er sich selbst seiner Probleme bewusst ist (analog zu den Lehranalysen der angehenden Psychoanalytiker http://de.wikipedia.org/wiki/Lehranalyse); zumindest sich seiner Probleme bewusst ist, was nicht unbedingt heißen muss, dass er sie für sich in jeder Situation neutralisieren kann. Insbesondere denke ich aber jetzt im Nachhinein, dass es wichtig ist, dass ein „Therapeut“ Übertragungs- und Projektionssituationen erkennt und auflösen kann, sonst verstärkt er sie noch durch Rückübertragung (=Eingehen auf die Projektionen des Analysanden). Andererseits projiziert niemand auf eine völlig weiße Leinwand (Äußerung von Freud?).
Ich war Student, gut 20 Jahre alt und total „verklemmt“, verängstigt, verträumt, ahnungslos, konfliktscheu und schüchtern bis zur Blödheit, was Sexualität, Frauen, Durchsetzungsvermögen, Konflikt- und Kontaktfähigkeit etc. betraf. Mit dem Begriff „Agressionshemmung“ ist das gut beschrieben. Konflikte, Streit usw. kamen mir immer vor wie ein Tabubruch. Ich hatte Angstanfälle bei drohendem Konflikt, fürchtete Sympathieverlust oder gar Rache als lebensbedrohlich und litt in kontroversen Diskussionen unter Denkhemmung (gerade dann, wenn man schnelles Denken braucht!). Ich hatte mich zu einem typischen Drückeberger entwickelt, der das aber mehr oder weniger gut zu verschleiern wusste, vor sich selbst und vor Anderen, dabei aber litt; den Grund seiner Leiden aber kaum kannte. Das einzige Feld, wo ich still und heimlich triumphieren konnte, war das Fach meines Studiums; dort, bis in meine späteren Lebensjahre hinein nach Anerkennung lechzend, die ich auch gelegentlich bekam, bzw. mir selber gab. Ich nahm die Kraft aus meinem „Fetisch“, dem „Fach“, dafür tat ich alles. Und der Erfolg im „Fach“ half mir mein bisheriges Leben lang mich immer wieder mit einem „Sprung“ aus meinen nicht bewältigten Konflikten und Widersprüchen zu retten (das ist der Zweck eines Fetisch, und das leistet er auch, wenn man bereit ist, ihn zu hegen und zu pflegen, alles, was einem möglich ist, für ihn zu tun, und ihn für das Wichtigste auf der Welt zu halten). Ich identifizierte mich mit dem „Fach“, da musste und wollte ich gut sein, das war der alles entscheidende Wertgewinn für mich, und alles andere „braucht mich nichts anzugehen“. Das war/ist meine „Lebenslüge“, um es mit Alfred Adler zu sagen (das sage ich jetzt als über 60-Jähriger). Der Leser wird bemerken, dass ich einige Fakten nicht exakt bringe, sie könnten zu einer Identifizierung der beteiligten Personen führen; dies tut jedoch der Beschreibung meiner Gesamtsituation keinen Abbruch. Ich übermittele dies alles sowieso über mehrfache Weiterleitungen über mehrere weltweite Fremdserver, ebenso den E-mail-Verkehr.
Die 1968-er und folgenden Jahre waren eine chaotische Zeit des Aufbruchs, für Studenten und andere. Man beschäftigte sich mit „Politischem Bewusstsein“, Psychologie, Soziologie, Aufbegehren gegen falsche Autoritäten, Selbsterkenntnis…. Ich hatte schon früh Aldeous Huxley´s „Die Pforten der Wahrnehmung“ gelesen (Mescalin-Selbstversuch) und war fasziniert, sodann kam Sigmund Freud hinzu, seine gesammelten Vorlesungen; hier sah ich zum ersten Mal die vage Möglichkeit, meine unbewussten hinderlichen Charaktergrundzüge kennenzulernen und ev. zu verändern. Alfred Adler kam wesentlich später hinzu. Erste Mescalin- und JB336-Trips1 allein oder mit Freunden waren sehr interessant, faszinierend, beglückend, angstvoll und teilweise aufschlussreich, doch für ein „Erkenne Dich Selbst!“ und „Ändere Dich!“ aus dieser Selbsterkenntnis heraus, reichte es nicht. Ich war überzeugt, dass ich Menschen brauchte, von denen ich lernen konnte. In X lernte ich einen solchen kennen, der – glückliche Fügung – schon seit einiger Zeit psycholytische Einzelsitzungen mit Freunden und Bekannten durchführte und bereit war, mit mir ebenfalls zu arbeiten. Ich erfuhr zwar im Laufe der Zeit, welche Freunde ebenfalls mit ihm Sitzungen abhielten, und freundete mich auch teilweise mit ihnen an, doch redeten wir (X und ich) nie über die aufgetauchten Inhalte der anderen; allenfalls im Gespräch mit diesen Freunden selbst, erfuhr ich wenige Einzelheiten.
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1(1-Methyl-3-piperidylbenzilat; vor höheren Dosen JB336 (ab ca. 2mg bei mir) warne ich, bei mir ging die Unterscheidung zwischen Realität und (Pseudo-)Halluzination teilweise verloren; mit stundenlangen quälenden „restless legs“ als Nachwirkung.)
Die Sitzungen fanden in der geräumigen Wohnung von X statt, und begannen am frühen Vormittag. Seine Frau war meist auch anwesend und unterstützte ihn aus „einiger Entfernung“ in seinen Bemühungen. Honorar in Geldform hat er nie angenommen, allenfalls mal eine Einladung zum Essen; gutes Essen genoss er sehr, die einfache Hausmannskost, sowie auch das raffiniert-französische Essen, wenn es nur gekonnt zubereitet war.
Die Substanz schluckte ich auf leeren Magen, oder hatte nur ein sehr leichtes Frühstück genommen (Tee, Knäckebrot). Es stand für mich während der folgenden Stunden der Sitzung immer ein Einzelzimmer u.a. mit Couch und Zudecke zur Verfügung, das sehr geschmackvoll, ja mit einigen künstlerischen Details eingerichtet war; kein Kitsch, der kann - weil verlogen - angsterzeugenden Einfluss haben, muss aber nicht. Meistens lag ich auf dieser Couch. Beleuchtung war immer indirekt, dezent und leicht schummerig, halbdurchlässige Vorhänge konnten immer zugezogen werden. Musik von Platte oder Band fehlte nie, ich bevorzugte Bach (Orgel), Mozart (Symphonien), ruhigen oder lebhaft lustigen bis raffinierten Jazz…u.a., ich konnte die Musik jedoch auch ausschalten, was ich auch schon mal tat, wenn das „Material“ reichlich floss. X war in der Wohnung während der ganzen Zeit anwesend und greifbar, in gewissen zeitlichen Abständen kam er in das Sitzungszimmer und wir unterhielten uns über das, was bei mir gerade lief, hier waren schon erste Erhellungen und Deutungen möglich. Diese Unterhaltungen konnten auch schon mal lebhafte bis dramatische Formen annehmen: dann gab er gerne Anregungen, Beruhigungen, Richtungswechsel, Denk- und Gefühlsanstöße, Deutungen oder was sonst gerade von Nöten war…und verließ wieder nach mehr oder weniger kurzer Zeit das Sitzungszimmer. Seinen lenkenden Einfluss während des Trips habe ich immer problemlos annehmen können; dazu gehört Vertrauen, Wahrnehmung seiner Kompetenz und Anerkennung seiner sachlich begründeten Autorität; d.h. ich musste mir öfter die Frage stellen: „Ist es möglich, dass ein anderer Mensch zu bestimmten Aspekten meiner selbst besser weiß als ich selbst, was bei mir gerade läuft und was mir gut tut?“ Diese Frage habe ich, wenn es um X ging, meistens mit Ja beantworten können. Zwischendurch konnte ich Saft oder Wasser trinken und auch schon mal ein leichtes Mittagessen zu mir nehmen, etwa Hühner-Gemüse-Suppe, oder auch mal Kuchen und Kaffee. Nach etlichen Stunden, wenn die Wirkung nachließ, konnte ich lange Strecken meinen Träumen, den aufgetauchten Inhalten und der Musik nachhängen, um dann nach ca. 9 bis 13 Stunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach hause zu fahren. Für den Fall einer bedrohlich erscheinenden Erregung oder Depression hielt X Chlorpromazin, sowie ein Diazepam bzw. Haloperidol (genau erinnere ich mich nicht mehr) und Vitamin B-Komplex bereit, doch brauchte ich diese Medikamente nie; bis auf eine Ausnahme, wo ich zum Runterkommen von einer lang andauernden Sitzung etliche Vitamin-B-Komplex-Pillen schluckte, kann aber nicht sagen, ob ich damit schneller runtergekommen bin; auch weiß ich nicht mehr, bei welcher Sitzung das war. Probleme irgendwelcher Art hat es nicht gegeben, allenfalls, dass ich in einigen Sitzungen ziemliche Widerstände produzierte, jedoch das dort.
Bis heute mache ich mich in weiten zeitlichen Abständen allein auf einen Trip mit zur Zeit noch nicht verbotenen Mitteln (2C-C, 2C-D…), um meinen derzeitigen „inneren Zustand“ besser erkennen zu können und um die gedanklich-gefühlsmäßige „Durchlässigkeit“ bei mir zu pflegen und zu stärken. Hierbei ist die kurze Wirkdauer vorteilhaft. Mir scheint allerdings, dass so, ohne einen „kompetenten Begleiter“, neue Selbsterkenntnisse mir nur begrenzt möglich sind. Könnte auch daran liegen, dass ich alleine nur schwache bis mittlere Dosen nehme.
Ich schreibe die aufgehobenen Protokolle unkorrigiert ab, so wie ich sie seinerzeit aufgezeichnet hatte; obwohl ich heute das Ein oder Andere als etwas unglücklich oder ungenau formuliert einstufe und anders ausdrücken würde [in eckigen Klammern: heutige Einfügungen in diese Protokolle, die ich als pdf-files anhänge]. Streckenweise sind Deutungen und gedankliche Verarbeitungen, die schon während der Sitzungen gelaufen waren, in die Protokolle mit eingearbeitet. Die Dosis hatte mich damals seltsamerweise wenig interessiert, ich habe einfach das geschluckt, was mir der Therapeut gab. Im Nachhinein kann ich jedoch auf Grund etlicher weiterer Trips, die ich vorher und später alleine unternahm, abschätzen, dass die Dosen irgendwo zwischen normal und stark angesiedelt waren. Übelkeit, Kopfschmerzen etc. zu Beginn habe ich selten und dann nur schwach verspürt, aber meist mehr oder weniger starkes Frieren, das sich aber im weiteren Verlauf verlor. Wichtig war zu Beginn der nüchterne Magen, ansonsten war der Höhepunkt flacher und die Sitzung dauerte bis zu einigen Stunden länger, was sehr ermüdend sein konnte.
Einleitung zur 1. von insgesamt 15 Sitzungen (einige Protokolle sind minimalistisch kurz gehalten, die kann ich zusammenfassen)
Wenn Interesse besteht, kann ich auch die anderen Protokolle (als Anhang) übersenden, ich möchte dazu pro Protokoll ein eigenes Thread öffnen. Manche kurzen Protokolle fasse ich zusammen in ein Posting.
Ich schreibe hier über meine psycholytischen Sitzungen, da ich überzeugt bin, dass die Psycholyse, gekonnt angewandt, verzweifelten Menschen helfen könnte. Wenn set und setting „stimmen“ (d.h. wenn der Analysand „nicht zu problematisch“ ist und die Umgebung angenehme Stimmung unterstützt), zeigt mein Beispiel, dass in Einzelsitzungen mit einem nüchternen Begleiter, der „psycholytische“ Erfahrung hat und seine eigenen Charakterprobleme weitgehend kennt, viel bewusst werden kann. Im Lichte neuer Erkenntnisse ist dann die Entscheidung für eine veränderte Verhaltensweise in einschlägigen Lebenssituationen immer wieder neu möglich. Dies scheint mir aktuell, auch im Hinblick auf die Amok- / und sonstigen Gewalttaten junger Menschen, denen doch einigermaßen hilflos begegnet wird. Ebenso zu nennen ist hier die Diskussion um die Sicherungsverwahrung von ehemaligen „nicht therapierbaren“ Gewalttätern.
Ich denke auch, dass unabhängig von oben Gesagtem, ein Mensch das Recht auf einen Rausch hat, der ihn zumindest zeitweise aus seinem persönlichen Käfig der Anschauungen, Meinungen, Vorurteile, Ich-Wahrnehmungen und Wahrnehmungsfilter etc. befreien kann. Die heutige restriktive Gesetzgebung würgt das ab und ist meines Erachtens politisch motiviert. Juristisch wäre auch einmal zu prüfen, ob nicht das Grundrecht des Menschen auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit in unnötiger Weise eingeschränkt und damit verletzt wird.
Im angefügten pdf-file gebe ich das Protokoll der 1. von insgesamt 15 psycholytischen Sitzungen wieder, das ich in den Tagen nach der Sitzung geschrieben hatte und das mit dem Sitzungsbegleiter („Therapeuten“) anschließend besprochen wurde. Wichtige Gedanken aus den 15 Protokoll-Besprechungen hatte ich gelegentlich ebenfalls später (nach Aufzeichnung der entsprechenden Protokolle) aufgeschrieben. Wo sie mir wichtig erscheinen, werde ich sie hier auch bringen. Leser mögen bedenken, dass ich diese Sitzungsprotokolle nicht zu dem Zweck einer wissenschaftlichen Dokumentation (daran dachte damals niemand!) anfertigte. Ihr Sinn bestand (und besteht noch heute) darin, dass sie mir eine Hilfe gaben, mich an die aufgetauchten Inhalte zu erinnern und den zugehörenden Gefühlen wieder nachzuspüren. Und natürlich gaben sie das Gerüst für die anschließenden Besprechungen mit dem Therapeuten.
Vorab jedoch allgemeine Bemerkungen, die grundlegende Charakterisierung des set und setting dieser Sitzungen, sowie meine Gründe, mich einer solchen Prozedur zu unterziehen. Die insgesamt 15 Einzelsitzungen fanden ab Dez. 1969 in meist weiten Abständen von etlichen Wochen statt, wobei ich, der „Patient“, das Mittel nahm, der „Therapeut“ (ich nenne ihn X) nicht. X war zu Beginn meiner „Sitzungen“ um die 40 Jahre alt und ist mittlerweile gestorben. Er war in der Erwachsenenbildung tätig und hielt freiberuflich sehr erfolgreich Fortbildungsseminare ab zur persönlichen und politischen Weiterentwicklung (z.B. Rhetorik); war also weder Arzt noch Psychologe, weder Analytiker noch Psychotherapeut! Seine weltanschauliche Ausrichtung wird deutlich anhand der Autoren, bei denen er mehr oder weniger „zu Hause“ war: Siegmund Freud, Alfred Adler, Karl Marx, Elias Canetti, Manes Sperber, Norbert Elias, Klaus Theweleit, Günther Bittner, Alice Miller, Wilhelm Reich, Otto Rühle, Ernest Mandel, David Cooper, Claudio Naranjo, Erich Fromm, Melanie Klein, David Cooper, Ernest Mandel, Hanscarl Leuner…., um einige zur Charakterisierung zu nennen.
Ob er selber als „Analysand“ psycholytische Sitzungen mit einem anderen „Therapeuten“ durchlaufen hatte, oder noch machte, erfuhr ich nicht; vermute das ein oder andere aber, denn es war auch mir schnell klar, dass ein Begleiter nur so weit während einer Sitzung helfen kann, wie er sich selbst seiner Probleme bewusst ist (analog zu den Lehranalysen der angehenden Psychoanalytiker http://de.wikipedia.org/wiki/Lehranalyse); zumindest sich seiner Probleme bewusst ist, was nicht unbedingt heißen muss, dass er sie für sich in jeder Situation neutralisieren kann. Insbesondere denke ich aber jetzt im Nachhinein, dass es wichtig ist, dass ein „Therapeut“ Übertragungs- und Projektionssituationen erkennt und auflösen kann, sonst verstärkt er sie noch durch Rückübertragung (=Eingehen auf die Projektionen des Analysanden). Andererseits projiziert niemand auf eine völlig weiße Leinwand (Äußerung von Freud?).
Ich war Student, gut 20 Jahre alt und total „verklemmt“, verängstigt, verträumt, ahnungslos, konfliktscheu und schüchtern bis zur Blödheit, was Sexualität, Frauen, Durchsetzungsvermögen, Konflikt- und Kontaktfähigkeit etc. betraf. Mit dem Begriff „Agressionshemmung“ ist das gut beschrieben. Konflikte, Streit usw. kamen mir immer vor wie ein Tabubruch. Ich hatte Angstanfälle bei drohendem Konflikt, fürchtete Sympathieverlust oder gar Rache als lebensbedrohlich und litt in kontroversen Diskussionen unter Denkhemmung (gerade dann, wenn man schnelles Denken braucht!). Ich hatte mich zu einem typischen Drückeberger entwickelt, der das aber mehr oder weniger gut zu verschleiern wusste, vor sich selbst und vor Anderen, dabei aber litt; den Grund seiner Leiden aber kaum kannte. Das einzige Feld, wo ich still und heimlich triumphieren konnte, war das Fach meines Studiums; dort, bis in meine späteren Lebensjahre hinein nach Anerkennung lechzend, die ich auch gelegentlich bekam, bzw. mir selber gab. Ich nahm die Kraft aus meinem „Fetisch“, dem „Fach“, dafür tat ich alles. Und der Erfolg im „Fach“ half mir mein bisheriges Leben lang mich immer wieder mit einem „Sprung“ aus meinen nicht bewältigten Konflikten und Widersprüchen zu retten (das ist der Zweck eines Fetisch, und das leistet er auch, wenn man bereit ist, ihn zu hegen und zu pflegen, alles, was einem möglich ist, für ihn zu tun, und ihn für das Wichtigste auf der Welt zu halten). Ich identifizierte mich mit dem „Fach“, da musste und wollte ich gut sein, das war der alles entscheidende Wertgewinn für mich, und alles andere „braucht mich nichts anzugehen“. Das war/ist meine „Lebenslüge“, um es mit Alfred Adler zu sagen (das sage ich jetzt als über 60-Jähriger). Der Leser wird bemerken, dass ich einige Fakten nicht exakt bringe, sie könnten zu einer Identifizierung der beteiligten Personen führen; dies tut jedoch der Beschreibung meiner Gesamtsituation keinen Abbruch. Ich übermittele dies alles sowieso über mehrfache Weiterleitungen über mehrere weltweite Fremdserver, ebenso den E-mail-Verkehr.
Die 1968-er und folgenden Jahre waren eine chaotische Zeit des Aufbruchs, für Studenten und andere. Man beschäftigte sich mit „Politischem Bewusstsein“, Psychologie, Soziologie, Aufbegehren gegen falsche Autoritäten, Selbsterkenntnis…. Ich hatte schon früh Aldeous Huxley´s „Die Pforten der Wahrnehmung“ gelesen (Mescalin-Selbstversuch) und war fasziniert, sodann kam Sigmund Freud hinzu, seine gesammelten Vorlesungen; hier sah ich zum ersten Mal die vage Möglichkeit, meine unbewussten hinderlichen Charaktergrundzüge kennenzulernen und ev. zu verändern. Alfred Adler kam wesentlich später hinzu. Erste Mescalin- und JB336-Trips1 allein oder mit Freunden waren sehr interessant, faszinierend, beglückend, angstvoll und teilweise aufschlussreich, doch für ein „Erkenne Dich Selbst!“ und „Ändere Dich!“ aus dieser Selbsterkenntnis heraus, reichte es nicht. Ich war überzeugt, dass ich Menschen brauchte, von denen ich lernen konnte. In X lernte ich einen solchen kennen, der – glückliche Fügung – schon seit einiger Zeit psycholytische Einzelsitzungen mit Freunden und Bekannten durchführte und bereit war, mit mir ebenfalls zu arbeiten. Ich erfuhr zwar im Laufe der Zeit, welche Freunde ebenfalls mit ihm Sitzungen abhielten, und freundete mich auch teilweise mit ihnen an, doch redeten wir (X und ich) nie über die aufgetauchten Inhalte der anderen; allenfalls im Gespräch mit diesen Freunden selbst, erfuhr ich wenige Einzelheiten.
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1(1-Methyl-3-piperidylbenzilat; vor höheren Dosen JB336 (ab ca. 2mg bei mir) warne ich, bei mir ging die Unterscheidung zwischen Realität und (Pseudo-)Halluzination teilweise verloren; mit stundenlangen quälenden „restless legs“ als Nachwirkung.)
Die Sitzungen fanden in der geräumigen Wohnung von X statt, und begannen am frühen Vormittag. Seine Frau war meist auch anwesend und unterstützte ihn aus „einiger Entfernung“ in seinen Bemühungen. Honorar in Geldform hat er nie angenommen, allenfalls mal eine Einladung zum Essen; gutes Essen genoss er sehr, die einfache Hausmannskost, sowie auch das raffiniert-französische Essen, wenn es nur gekonnt zubereitet war.
Die Substanz schluckte ich auf leeren Magen, oder hatte nur ein sehr leichtes Frühstück genommen (Tee, Knäckebrot). Es stand für mich während der folgenden Stunden der Sitzung immer ein Einzelzimmer u.a. mit Couch und Zudecke zur Verfügung, das sehr geschmackvoll, ja mit einigen künstlerischen Details eingerichtet war; kein Kitsch, der kann - weil verlogen - angsterzeugenden Einfluss haben, muss aber nicht. Meistens lag ich auf dieser Couch. Beleuchtung war immer indirekt, dezent und leicht schummerig, halbdurchlässige Vorhänge konnten immer zugezogen werden. Musik von Platte oder Band fehlte nie, ich bevorzugte Bach (Orgel), Mozart (Symphonien), ruhigen oder lebhaft lustigen bis raffinierten Jazz…u.a., ich konnte die Musik jedoch auch ausschalten, was ich auch schon mal tat, wenn das „Material“ reichlich floss. X war in der Wohnung während der ganzen Zeit anwesend und greifbar, in gewissen zeitlichen Abständen kam er in das Sitzungszimmer und wir unterhielten uns über das, was bei mir gerade lief, hier waren schon erste Erhellungen und Deutungen möglich. Diese Unterhaltungen konnten auch schon mal lebhafte bis dramatische Formen annehmen: dann gab er gerne Anregungen, Beruhigungen, Richtungswechsel, Denk- und Gefühlsanstöße, Deutungen oder was sonst gerade von Nöten war…und verließ wieder nach mehr oder weniger kurzer Zeit das Sitzungszimmer. Seinen lenkenden Einfluss während des Trips habe ich immer problemlos annehmen können; dazu gehört Vertrauen, Wahrnehmung seiner Kompetenz und Anerkennung seiner sachlich begründeten Autorität; d.h. ich musste mir öfter die Frage stellen: „Ist es möglich, dass ein anderer Mensch zu bestimmten Aspekten meiner selbst besser weiß als ich selbst, was bei mir gerade läuft und was mir gut tut?“ Diese Frage habe ich, wenn es um X ging, meistens mit Ja beantworten können. Zwischendurch konnte ich Saft oder Wasser trinken und auch schon mal ein leichtes Mittagessen zu mir nehmen, etwa Hühner-Gemüse-Suppe, oder auch mal Kuchen und Kaffee. Nach etlichen Stunden, wenn die Wirkung nachließ, konnte ich lange Strecken meinen Träumen, den aufgetauchten Inhalten und der Musik nachhängen, um dann nach ca. 9 bis 13 Stunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach hause zu fahren. Für den Fall einer bedrohlich erscheinenden Erregung oder Depression hielt X Chlorpromazin, sowie ein Diazepam bzw. Haloperidol (genau erinnere ich mich nicht mehr) und Vitamin B-Komplex bereit, doch brauchte ich diese Medikamente nie; bis auf eine Ausnahme, wo ich zum Runterkommen von einer lang andauernden Sitzung etliche Vitamin-B-Komplex-Pillen schluckte, kann aber nicht sagen, ob ich damit schneller runtergekommen bin; auch weiß ich nicht mehr, bei welcher Sitzung das war. Probleme irgendwelcher Art hat es nicht gegeben, allenfalls, dass ich in einigen Sitzungen ziemliche Widerstände produzierte, jedoch das dort.
Bis heute mache ich mich in weiten zeitlichen Abständen allein auf einen Trip mit zur Zeit noch nicht verbotenen Mitteln (2C-C, 2C-D…), um meinen derzeitigen „inneren Zustand“ besser erkennen zu können und um die gedanklich-gefühlsmäßige „Durchlässigkeit“ bei mir zu pflegen und zu stärken. Hierbei ist die kurze Wirkdauer vorteilhaft. Mir scheint allerdings, dass so, ohne einen „kompetenten Begleiter“, neue Selbsterkenntnisse mir nur begrenzt möglich sind. Könnte auch daran liegen, dass ich alleine nur schwache bis mittlere Dosen nehme.
Ich schreibe die aufgehobenen Protokolle unkorrigiert ab, so wie ich sie seinerzeit aufgezeichnet hatte; obwohl ich heute das Ein oder Andere als etwas unglücklich oder ungenau formuliert einstufe und anders ausdrücken würde [in eckigen Klammern: heutige Einfügungen in diese Protokolle, die ich als pdf-files anhänge]. Streckenweise sind Deutungen und gedankliche Verarbeitungen, die schon während der Sitzungen gelaufen waren, in die Protokolle mit eingearbeitet. Die Dosis hatte mich damals seltsamerweise wenig interessiert, ich habe einfach das geschluckt, was mir der Therapeut gab. Im Nachhinein kann ich jedoch auf Grund etlicher weiterer Trips, die ich vorher und später alleine unternahm, abschätzen, dass die Dosen irgendwo zwischen normal und stark angesiedelt waren. Übelkeit, Kopfschmerzen etc. zu Beginn habe ich selten und dann nur schwach verspürt, aber meist mehr oder weniger starkes Frieren, das sich aber im weiteren Verlauf verlor. Wichtig war zu Beginn der nüchterne Magen, ansonsten war der Höhepunkt flacher und die Sitzung dauerte bis zu einigen Stunden länger, was sehr ermüdend sein konnte.