Re: Der WHO-Kokain Report den DU nicht sehen sollst

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tribble hat geschrieben:
  • “Gelegentlicher Kokainkonsum führt nicht typischerweise zu großen oder gar keinen physischen oder sozialen Problemen. [..] eine Minderheit der Personen [..] nutzen es gewohnheitsmässig für eine kürzere oder längere Periode, und leiden an nur geringen oder gar keinen negativen Konsequenzen.”
  • Und: “Die Nutzung des Kokablattes hat anscheinend keine negativen Effekte auf die Gesundheit und hat positive Therapeutische, Sakrale und soziale Funktionen für die indigenen Menschen in den Anden.
Den ersten Satz kann man so stehenlassen, aber trotzdem bleibt festzuhalten das die psychischen, gesundheitlichen und finanziellen Folgen einer Kokainabhängigkeit für den Betroffenen durchaus verheerend sind.

Desweiteren ist es Blödsinn von dem jahrelangen, problemlosen Konsum des Kokablattes auf die Ungefährlichkeit des typisch westlichen Konsums von Kokain HCl in stark konzentrierter Form zu schließen.

Bestreite nicht das es für die ansässigen Völker eine wichtige Droge ist, die teils das Überleben sichert bzw. vereinfacht, aber sich den Reinstoff über einen längeren Zeitraum täglich reinzurüsseln ist mit diesem sozial integrierten Konsum von Blättern vor Ort nicht gleichzusetzen,

Re: Der WHO-Kokain Report den DU nicht sehen sollst

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Vor allem das finde ich zweifelhaft:
eine Minderheit der Personen [..] nutzen es gewohnheitsmässig für eine kürzere oder längere Periode, und leiden an nur geringen oder gar keinen negativen Konsequenzen.
Keine negative Konsequenzen bei gewohnheitsmäßigen Konsum? Was ist mit der sich einstellenden Sucht (jedenfalls nicht unwahrscheinlich) und der damit verbundenen Veränderung der Persönlichkeit, mit den körperlichen Schäden die der Konsum unmittelbar zur Folge hat (ziehen, rauchen, injizieren), mit den enormen finanziellen Aufwendungen, der Ausrichtung des Lebensstiles, und...

Klar, muss ein gelegentlicher Konsum keine negative Folgen haben - aber ein gewohnheitsmäßiger Konsum über eine längere Zeit?
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Re: Der WHO-Kokain Report den DU nicht sehen sollst

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Erraphex hat geschrieben:Vor allem das finde ich zweifelhaft:
eine Minderheit der Personen [..] nutzen es gewohnheitsmässig für eine kürzere oder längere Periode, und leiden an nur geringen oder gar keinen negativen Konsequenzen.
Keine negative Konsequenzen bei gewohnheitsmäßigen Konsum? Was ist mit der sich einstellenden Sucht (jedenfalls nicht unwahrscheinlich)
Die WHO definiert das ein bischen anders als die meisten Menschen. Schwere Schäden sind eher sowas wie "abfallende Gliedmassen", Tod oder so...

Sucht, gib dir mal die Definition der WHO davon. Solange die Abhängige Person keine Entzugserscheinungen hat, ist sie auch nicht süchtig.

und der damit verbundenen Veränderung der Persönlichkeit, mit den
In so einer Gesellschaft kann man ja auch nur doof werden... Scherz beiseite,
ein sinnvoller und gesundheitlich unbedenklicher Umgang ist in diesem System nicht möglich.
Ausrichtung des Lebensstiles, und...
Ja - und? Ich sehe dass so, dass wenn der Mensch damit glücklich ist und er es finanzieren kann, was sollte es mich kümmern? Wenn die Person hilfe möchte, kann sie gerne kommen. Hilfe ist ein Bittschuld, keine Bringschuld.

grz,
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Re: Der WHO-Kokain Report den DU nicht sehen sollst

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tribble hat geschrieben:Ja - und? Ich sehe dass so, dass wenn der Mensch damit glücklich ist und er es finanzieren kann, was sollte es mich kümmern? Wenn die Person hilfe möchte, kann sie gerne kommen. Hilfe ist ein Bittschuld, keine Bringschuld.
Ich bin ja auch für diese Freiheit. Aber: Man darf dabei nicht die Gefahren die regelmäßiger Kokainkonsum hat ignorieren oder herunterspielen. Aufklärung bedeutet auch, auf die Risiken hinzuweisen. Kennst du Menschen die Kokain basen/junken? Wie sie leben? Wie es bei ihnen Zuhause aussieht? Diese Menschen sind meist alles andere als glücklich - weil es nicht mehr ihre freie Entscheidung ist, sondern Sucht. Was natürlich auch im Rahmen ihrer Freiheit liegt. Aber wir tragen als Informationsträger auch Verantwortung für die Art von Informationen die wir verbreiten. Und zu behaupten, dass Kokain Konsum ja geradezu harmlos sei, wird dieser Verantwortung schlicht nicht gerecht.
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Aktion:Ein neues Wörterbuch für Obama und Kerlikowske

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USA: Ein neues Wörterbuch für Obama und Drogenzar Kerlikowske

Vielleicht erinnert sich der/die eine oder andere an die Aussage des neuen US-Drogenzars Kerlikowske, dass das Wort “Legalisierung” nicht im Vokabular des Präsidenten und auch nicht in seines eigenen, vorkommt?

http://www.youtube.com/watch?v=gMwszvAgQeg

Radical Russ von NORML schrieb dazu, dass “irgendjemand Barack und Gil ein Wörterbuch schicken” solle - als ein Scherz. Nun, Jillian nahm es ernst. Sie sagt dazu, dass man kleine Handtaschenwörterbücher schon für einen Dollar bekomme…

Bild


Unser Drogenzar, die Drogenbeauftragte Sabine Bätzing, scheint zumindest das Wort “Legalisierung” zu kennen. So schreibt die FAZ vom 15.12.2005:
“Ein klare Meinung hat Sabine Bätzing jedoch in der Debatte um die Legalisierung illegaler Drogen, vor allem von Cannabis: “Eine Legalisierung von Drogen wird es mit mir nicht geben.”
Na, das mit dem Wischiwaschi um das Wort Legalisierung hatten wir ja schonmal…

Was sagen denn andere “Legalizer” zu dem Verhalten von Barack Obama und Gil Kerlikowske? Schauen wir es uns doch mal an:

http://www.youtube.com/watch?v=k2D7bsuNJBU

Weiteres dazu und zur internationalen Drogenpolitik auf der Hanfplantage

29.6.2009
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Weltdrogenbericht unterstützt Entkriminalisierung!

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Am Mittwoch, den 24. Juni 2009, erschien der Drogenbericht der Vereinten Nationen (UNO, VN) welcher die Drogenentkriminalisierung positiv hervorhebt. Portugal hatte 2001 seine Gesetzgebung geändert. Weiterhin wird zum ersten mal das Wort "Legalisierung" diskutiert.

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Am Mittwoch, den 24. Juni 2009, erschien der Drogenbericht der Vereinten Nationen (UNO, VN) welcher die Drogenentkriminalisierung hervorhebt. In den letzten Jahren hat der UN Drogenzar seinen Skeptizismus gegenüber der Entkriminalisierung von Drogen in Portugal hervortreten lassen. Portugal hatte 2001 die Strafen für Drogenbesitz wegfallen lassen und dafür Behandlung betont. Die UN schrie auf, dass diese Politik nicht mit den internationalen Verträgen vereinbar wäre und “Drogentourismus” fördere.

Portugals Entkriminalisierung fällt positiv auf
In dem 2009er Welt Drogenbericht hatten die Vereinten Nationen wenige aber freundliche Worte gegenüber - verglichen mit US-Standards - Portugals radikaler Drogenpolitik. “Die jetzige Politik hält Drogen weg von denen, die sie nicht nehmen sollten und setzt eher auf Behandlung als auf die Verhaftung der Nutzer. Portugals Gesetze haben nicht zu einem Anstieg des Drogentourismus geführt.” sagt der Bericht aus. “Es scheint ebenso, als hätte die Anzahl der drogenbezogenen Probleme abgenommen”

“Das Internationale Drogenkontrollgremium was bisher vorsichtig gegenüber Portugal, welches seine Gesetze 2001 änderte”, aber nach einer Studienfahrt nach Portugal im Jahre 2004 wurde notiert: “der Handel, Besitz und Missbrauch von Drogen unterliegt noch immer Verboten.” und weiter “Die Praxis kleine Mengen von der Strafverfolgung auszunehmen ist konsistent mit den internationalen Drogenkontrollabkommen”, heisst es in einer Fußnote des Berichts.(via Huffingtonpost)
Und die Legalisierung?

Zum ersten mal wird “Legalisierung” angesprochen - aber gleichzeitig wiedersprochen: “Warum sollte man in den Entwicklungsländern eine Drogenepidemie auslösen, nur für die libertären Argumente der Pro-Drogenlobby, welche den Luxus des Zugangs zu Drogentherapien hat?

Leider existiert dieser Blickwinkel weil es ein Bericht über Drogen ist, und nicht nur Cannabis. Es ist einfach nur lachhaft, zu behaupten eine Legalisierung nur von Marihuana würde eine Drogenepidemie auslösen. Wenn man bedenkt, dass in den USA 47% der wegen Drogen verurteilenten Gefängnisinsassen wegen Cannabis sitzen. Auch ein Grossteil der Gelder die in der Drogenprohibition weltweit genutzt werden, sind für die Cannabisausrottung und -prohibition bestimmt. Mit den freiwerdenen Geldern könnten die Drogenkontrollbehörden sich viel besser auf wirklich problematische Drogen konzentrieren, welche die wahren Drogenepidemien in den Entwicklungsländern auslösen (Anmerk. d. Üb.: 1 Mio. Heroinabhängige im Iran).

(siehe grafik)

Es ist wirklich wichtig für uns als Reformer, die Begriffe “Drogen” und “Cannabis” voneinander zu entkoppeln. Wir müssen auch klarstellen, dass “Legalisierung” einen ziehmlich weit gefasster - und ein in der Diskussion zu weicher - Begriff ist. Wir müssen auch klarstellen, dass auch Morphin und Aspirin “Drogen” sind und beides “legal” ist - aber trotzdem unterschiedlich geregelt und kontrolliert wird. Bier und Barcardi 151 sind beides “legale Drogen”, aber du kannst den einen in jedem Supermarkt bekommen, den anderen nur in speziellen Alkoholläden für Erwachsene.

Also: Wenn wir von einer “Marihuana Legalisierung” sprechen, heisst das noch lange nicht, dass wir Heroin oder Crack in jedem Supermarkt sehen wollen. Es muss auch nicht Marihuana in jedem Supermarkt bedeuten. Es bedeutet nichtmal, dass die Regierung Marihuana erlauben muss. Wir wollen bloss den Gedanken anschieben, dass ein System der Regulation existiert, dass es offensichtlich schafft, mündigen Bürger Zugang zu Barcardi 151 Rum zu geben - und dass es daher möglich sein muss, das gleiche für etwas viel harmloseres zu haben.

via NORML Stash, 24.6.2009.

Weitere Hintergründe und internationale Informationen: auf der Hanfplantage
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Re: Der WHO-Kokain Report den DU nicht sehen sollst

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Erraphex hat geschrieben:
tribble hat geschrieben:Ja - und? Ich sehe dass so, dass wenn der Mensch damit glücklich ist und er es finanzieren kann, was sollte es mich kümmern? Wenn die Person hilfe möchte, kann sie gerne kommen. Hilfe ist ein Bittschuld, keine Bringschuld.
Ich bin ja auch für diese Freiheit. Aber: Man darf dabei nicht die Gefahren die regelmäßiger Kokainkonsum hat ignorieren oder herunterspielen. Aufklärung bedeutet auch, auf die Risiken hinzuweisen.
Ich hab mal noch was negatives aus dem Report gesucht:
Die Kokainkonsumenten berichteten sehr oft Menschenrechtsverletzungen durch Polizeibeamte und die hohe Korruption in dem Justizapperat. Die Nutzer hätten klargemacht, dass ein solches Verhalten nicht gerade zu Änderungen ihres Verhaltens beitragen würde.
Ich bin für die Entkriminalisierung des Drogenkonsums und die Schaffung legaler Bezugs- und Versorgungsstrukturen für derzeit noch illegalisierte Substanzen als Grundbedingung für autonomen, kontrollierten, genussorientierten und souveränen Umgang mit Drogen.

Ich will ungehinderte Verbreitung von "Safer-Use"- und "Safer-Sex"-Botschaften.
Kennst du Menschen die Kokain basen/junken? Wie sie leben?
Ich will Präventionskonzepte ohne Lebensstilvorgaben und mora-lische Appelle!
[..] Diese Menschen sind meist alles andere als glücklich - weil es nicht mehr ihre freie Entscheidung ist, sondern Sucht. Was natürlich auch im Rahmen ihrer Freiheit liegt.
gugg mal schau: http://www.hanfplantage.de/geburtstagsf ... 25-06-2009

Es *gibt* eine alternative.
Aber wir tragen als Informationsträger auch Verantwortung für die Art von Informationen die wir verbreiten. Und zu behaupten, dass Kokain Konsum ja geradezu harmlos sei, wird dieser Verantwortung schlicht nicht gerecht.
Ich glaube, du hast den Text nicht gelesen - da steht drin "nicht typischerweise zu großen oder garkeinen physischen oder sozialen Problemen." und da steht "Kokablatt". Da steht kein Stück drin, das Kokakonsum "harmlos" wäre.

Meiner Meinung nach steckt ne menge Relativität drin. Da steht auch nicht drin, "spritzt euch alle Kokain". Wenn du schon ausgewogene Informationen forderst, dann fang damit an: Weniger Schreckgespenster! Fordere es von der Regierung. Fordere es von den Medien.

Wie soll so ein drogenmündiger Mensch entstehen? Wie soll ein drogenmündiger Mensch entstehen, wenn solche umfassenden Studien hochdekorierter Wissenschaftler mal einfach vom Tisch geschoben werden?

"Das System ist im System. Das System repliziert das System" Ist dieses Forum Teil des Systems?
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Re: Der WHO-Kokain Report den DU nicht sehen sollst

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Kennst du Menschen die Kokain basen/junken? Wie sie leben?
noch ein paar interessante sachen aus dem bericht.

4.1 Consequences and patterns

The intended consequences of using cocaine are euphoria, stimulation, confidence and, for some, enhanced enjoyment of sex. About 50-75% of cocaine users in each site surveyed for these reports said that using cocaine is harmless and beneficial to them. Cocaine-related problems are widely perceived to be more common for intensive, high-dosage users and either unknown or very rare for occasional, low-dosage users.

Occasional, high-dose users or binge cocaine users may be at risk of acute physical and mental health problems. Increases in problems also may be related to particular ways of using (such as smoking or injecting) and to general impoverished lifestyles.


4.3 Mental health consequences

[..]
only a minority of cocaine users exhibit patterns of use that could develop into more substantial difficulties. Cocaine users are reported to be involved in a disproportionate number of attempted suicides and, possibly, suicides. Domestic violence is reported among some cocaine users but, again, it is difficult to identify the specific role of cocaine use.

Cocaine dependence is another concern to health authorities. However, most respondents state that cocaine dependence is rare and that most cases involve drugs other than cocaine. Vulnerability to dependence is related to a range of factors, including intensity of use and form of coca product - with crack and coca paste being perceived as highly addictive - as well as personality characteristics such as self-esteem and self-control. Using other drugs together with cocaine increases the risk of dependence on one or more of the drugs being used.



Responses to Health Problems

Although many countries have developed comprehensive national drug strategies, the reality is that responses to cocaine-related health problems are poorly coordinated, inconsistent, often culturally inappropriate and generally ineffective.

These responses can be categorised as:

- prevention of cocaine use and cocaine-related problems, including education about the health and other effects of cocaine use;
- treatment of cocaine-related problems, especially those related to acute intoxication, binges and dependence;
- controlling the availability of cocaine through law enforcement, crop substitution and other efforts.

Many professional and intermediary consultants, as well as cocaine users, identify strict limitations to drug control policies which rely almost exclusively on repressive measures. Many key informants believe that current national and local approaches which over-emphasize punitive drug control measures actually contribute to the development of heath-related problems.
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Re: Der WHO-Kokain Report den DU nicht sehen sollst

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Hm...ich denke Stein des Anstosses war der Satz
[..] eine Minderheit der Personen [..] nutzen es gewohnheitsmässig für eine kürzere oder längere Periode, und leiden an nur geringen oder gar keinen negativen Konsequenzen.”
Das gewohnheitsmäßiger Gebrauch zu geringen oder keinen negativen Konsequenzen führt, ist fraglich. Mit allem anderen hast du recht und ich wäre auch für eine Legaslisierung, auch mich Kokain als solches nicht interessiert.
"Würden die Pforten der Wahrnehmung gereinigt, so erschiene dem Menschen alles, wie es ist: unendlich. Denn der Mensch hat sich selbst eingesperrt, so dass er alle Dinge nur durch die engen Ritzen seiner Höhle sieht.“
(William Blake)

Re: Der WHO-Kokain Report den DU nicht sehen sollst

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tribble hat geschrieben: Ich bin für die Entkriminalisierung des Drogenkonsums und die Schaffung legaler Bezugs- und Versorgungsstrukturen für derzeit noch illegalisierte Substanzen als Grundbedingung für autonomen, kontrollierten, genussorientierten und souveränen Umgang mit Drogen.

Ich will ungehinderte Verbreitung von "Safer-Use"- und "Safer-Sex"-Botschaften.
As i said - ich trete auch für diese Freiheit ein.
tribble hat geschrieben: Ich glaube, du hast den Text nicht gelesen - da steht drin "nicht typischerweise zu großen oder garkeinen physischen oder sozialen Problemen." und da steht "Kokablatt". Da steht kein Stück
drin, das Kokakonsum "harmlos" wäre.
Ich glaube, du hast deinen eigenen Beitrag nicht gelesen.
“Gelegentlicher Kokainkonsum führt nicht typischerweise zu großen oder gar keinen physischen oder sozialen Problemen. [..] eine Minderheit der Personen [..] nutzen es gewohnheitsmässig für eine kürzere oder längere Periode, und leiden an nur geringen oder gar keinen negativen Konsequenzen.”
In diesem Absatz steht Kokain und nicht Kokablatt. Meine ganze Kritik bezog sich primär auf diese Aussage. In der Studie ist auch immer wieder von Cocaine und nicht explizit von den Blättern die Rede.

Und:
Vulnerability to dependence is related to a range of factors, including intensity of use and form of coca product - with crack and coca paste being perceived as highly addictive - as well as personality characteristics such as self-esteem and self-control.
Genau auf dieses Risiko wollte ich hinweisen und das erschien mir in deinem Auszug nicht ausreichend betont (genau genommen gar nicht). Nicht alle lesen die Studie, sondern nur die Beiträge in diesem Thema...

Aber natürlich sind Studien welche die vorherrschende repressive Meinung relativieren gut. Fraglos.
tribble hat geschrieben: "Das System ist im System. Das System repliziert das System" Ist dieses Forum Teil des Systems?
Bla...
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Re: Der WHO-Kokain Report den DU nicht sehen sollst

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Erraphex hat geschrieben: Aber natürlich sind Studien welche die vorherrschende repressive Meinung relativieren gut. Fraglos.
Aber schön, dass du auf die Argumente eingehst, wie z.b. "Wie soll ein drogenmündiger Mensch entstehen, wenn solche umfassenden Studien hochdekorierter Wissenschaftler mal einfach vom Tisch geschoben werden?"

Ich habe öffentlich bekundet: So nicht! Und jetzt werd ich hier als Mönch oder sonstwas dargestellt. Aber so kommt man in der Diskussion mit Meier Mustermann auch nicht weiter, oder mit der Morgenpost, die eh alles zerpflückt.

Und anscheinend auch nicht hier... mal ebend vom Tisch schieben... "päpstlicher als der papst"

Lehrvideo mit Wolfgang Neuss: http://www.youtube.com/watch?v=l0Xrb3M9Zu0
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Re: Der WHO-Kokain Report den DU nicht sehen sollst

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Ich habe die Studie begrüsst und natürlich trete ich für offene und ausgewogene Informationen ein.
Ehrliche und unvoreingenommene Informationen sind wichtig, um einen vernünftigen, Safe+Use orientierten Umgang mit Drogen zu praktizieren.
Aus: http://www.pantorise.net/about.php

Warum sollte ich darauf eingehen wenn es ein grundlegendes Ziel dieses Forums ist?

Auch habe ich ganz explizit begründet wieso ich auf deinen ersten Beitrag mit meinem Beitrag reagiert habe. Wenn das von dir nicht nachvollzogen werden kann - in Ordnung. Aber jedenfalls ich habe keine Lust auf eine solche Kindergartendiskussion.
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20 Jahre JES – Drogenselbsthilfe in Gegenwart und Zukunft

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Berlin, 28.06.2009

Am 25. und 26. Juni 2009 feierte das JES Netzwerk in Berlin sein 20 jähriges Bestehen. Der anlässlich dieses Jubiläums veranstaltete Fachtag wurde von allen Besuchern als sehr gelungen eingestuft.

Donnerstag, 25.06.

Nachdem der JES-Sprecherrat bereits am Mittwoch in der DAH und Donnerstag morgen vor Ort die nötigen Vorbereitungen getroffen hatte, konnte es also losgehen.

Die reine JES-Agenda wurden vorab in einem 2-stündigen internen Meeting abgehandelt; es stand der Bericht des Sprecherrats für den Zeitraum '07 - '09 und die Wahl dieses zentralen Organs des Netzwerks an. Der Bericht des Sprecherrats ist hier als PDF abzurufen.

Bei der Wahl wurden die drei aktuellen JES-Bundessprecher im Amt bestätigt, also erneut gewählt. Auch für die nächsten 2 Jahre besteht dieses Gremium folglich aus Claudia Schieren, Marco Jesse, Jochen Lenz und den beiden assoziierten Schienenkoordinatoren Katrin Heinze und Mathias Häde.

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Nachdem Mitglieder des SR die zahlreich aus ganz Deutschland angereisten JESler und Sympathisanten zum Hotel, der Unterkunft für die Nacht, gebracht und wieder zurück zur Veranstaltungsstätte begleitet hatte, konnte der eigentliche Fachtag beginnen. In den die Veranstaltung eröffnenden Grussworten fand nicht nur Ilja Michels vom BMG ausserordentlich anerkennende Worte für die Arbeit des in seiner Art global einmaligen Netzwerks von Konsumenten, Substitierten und Ehemaligen.

Die Strecke der nachfolgenden Impulsreferate wurde eröffnet von Achim Weber, einst Mitarbeiter der DAH, heute Referent für Selbsthilfe im Paritätischen. Im Zuge seines Vortrags wurde die Diskrepanz in der Aussenbewertung zwischen 'normaler' Selbsthilfe und Drogenselbsthilfe, zumal der akzeptierenden, aufschlussreich beleuchtet. Was JES schon lange ahnte und auch daher wenig verwundert: Akzeptierende Drogenselbsthilfe wird von den meisten caritativen Verbänden nicht gerade bevorteilt - um es dezent auszudrücken.

Ein zweites Referat, abgehalten von Bundessprecher Marco Jesse, stellte die Frage "JES - Perspektivlosigkeit durch eigene Erfolge?" Bereits nach wenigen Sätzen wurde deutlich, dass auf JES sehr wohl noch eine immense Fülle an Aufgaben wartet: Der flächendedeckende Ausbau einer med. Heroin-Vergabe, Erleichterungen bei der tradierten Substitution, Kampf um Patientenrechte und die immer aktueller werdende Problematik der 'Senior-Junkies' - um nur einige wichtige Punkte zu nennen.

Mit neuen Ansätzen in der Behandlung von Hepatitis C befasste sich im Anschluss das Referat von Kerstin Dettmer, Ärztin im Berliner Fixpunkt. Nach einem Überblick über die gegenwärtig praktizierte Therapie mit Interferon und Ribavirin wurden von ihr für das Jahr 2010 neue Verfahren mit voraussichtlich leicht ansteigender Erfolgsquote avisiert. Es wurde aber auch deutlich, dass, nach heutigem Wissen, offenbar lediglich 16% der mit HCV Infizierten einen letalen Verlauf ihrer Erkrankung -also Zirrhose und Krebs- fürchten müssen.

Die Reihe der Impulsreferate beschloss dann Dr. Axel Hentschel, auch er ein alter Wegbegleiter des Netzwerks, mit seinem Vortrag über "Drogen und Alter". So war es jedenfalls geplant. Weil die Zeit drängte und die Mägen bereits hörbar knurrten, wurde -nach einem kurzen Abriss der Problematik- das geplante Referat von Dr. Hentschel in den zugehörigen Workshop am Freitag verlegt.

Völlig überraschend stürmte nun Jürgen Heimchen vom Bundesverband der Eltern und Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit die Bühne. Eine Preisverleihung stand an. An JES! Na, dafür hatte man doch wirklich noch einen Moment die nötige Ruhe. Mit grossem Stolz durfte das JES-Netzwerk von den Elternverbänden deren höchste Ehrung, den Ginko entgegennehmen.

Nun aber endlich: Abendessen!

Glücklicherweise herrschte an den beiden Tagen in Berlin relativ gutes Wetter, sodass sich der Tag am Abend mit einem netten Beisammensein im Hof der Veranstaltungsstätte (GLS) abschliessen liess. Neben dem üblichen Austausch über JES-Themen ging es hier vielfach um Privates. Manche Anwesende hatten sich über viele Jahre nicht getroffen, es gab also massig Gesprächsstoff. Beendet war das offizielle Programm für Donnerstag aber dennoch nicht wirklich: Für viele Anwesende völlig überraschend, trat Dirk Schäffer vor die Versammelten und verkündete die Verleihung des Celia Bernecker Preises an den Verein "Vision e.V.", ehemals Junkiebund Köln. Eine wirklich hochverdiente Ehrung dieser massgeblich von (Ex-)Usern geleiteten und getragenen Einrichtung. Erst spät am Abend leerte sich dann der Hof und die Gäste machten sich auf den Weg ins Hotel.

Freitag, 26.06.

Am Freitag ging es früh um 9:30 los mit einer Begrüssung durch Claudia Schieren. Im Anschluss verteilten sich die Anwesenden auf die drei Workshops: Den JES-Zukunftsworkshop, das Thema "Drogen und Alter" und die Thematik der HCV-Behandlung von Drogengebrauchern. Alle drei Workshops schienen gut besucht und die Ergebnisse wurden im Anschluss vor allen Besuchern vorgestellt. Hierzu erscheint, im Zuge der Dokumentation, mittelfristig ein gesonderter, detaillierterer Bericht.

Dem sich anschliessenden Mittagessen folgte eine sog FishBowl-Diskussion. Hierzu werden die vorhandenen Stühle in konzentrischen Kreisen um eine zentrale Gruppe von (hier 5) Stühlen gestellt. Die Diskutanten sitzen in dieser zentralen Gruppe, können aber von jedem, der etwas anmerken möchte, per Handzeichen abgelöst werden.

Auf diese Weise entwickelte sich eine höchst dynamische und lebhafte Diskussion. Gestartet wurde mit Ilja Michels (BMG), Jürgen Heimchen (Eltern), Mathias Häde (JES), Henning Schmidt-Semisch (Schildower Kreis) und Georg Wurth (DHV). Letzterer war für Heino Stöver (akzept) eingesprungen.

Zunächst ging es, natürlich, um die Heroinbehandlung. Hier verdeutlichte sich schnell, dass auf Länderebene vermutlich jeweils sehr unterschiedliche Standards entwickelt werden. Erste Tendenzen in Süddeutschland nähren diese Befürchtung. Der eigentliche Kampf, so das bereits bekannte und stimmige Mantra von J. Heimchen, beginne für uns erst jetzt. Nun geht es darum die vom Gesetzgeber eröffneten Möglichkeiten im Sinne der Drogengebraucher mit Leben zu füllen.

Im Zuge der Auseinandersetzung wurde allerdings auch deutlich, dass es noch immer JESler gibt, deren Position entscheidend von der Positionierung des Netzwerks abweicht. Diese vereinzelten Stimmen erachten etwa eine Legalisierung von Drogen generell als höchst riskant. Das ist keine JES-Position! Und wirkliche JESler sind -per definitionem- nur Personen, die sich mit diesen JES-Positionen im Grundsatz identifizieren können. Aufschluss im Detail bieten die folgenden JES-Positionspapiere:

JES zur Legalisierung
Profilpapier (PDF)

Die Versammlung hätte im Zuge der FishBowl wohl noch Stunden angeregt weiter diskutieren können, als gegen 15 Uhr das Ende dieses Berliner Jubiläums-Fachtags nahte. Schade eigentlich!

Für Interessierte verweisen wir auf die noch zu erstellende Dokumentation, in der dann alle Details des Berliner Fachtags enthalten sein werden.

weitere Fotos gibt es hier zu sehen

Text: Mathias Häde, JES-Netzwerk
Fotos: Mathias Häde und tribble
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