getintoit hat geschrieben:erstaunlich was man so alles übereinander glaubt zu wissen...
Mmmkay, ich hab's kapiert!
Wenn ich meinen Schlips abnehme, schrumpft mein Kopf auch wieder auf normale Größe.
Mir ist während des Schreibens gar nicht aufgefallen, daß das ein Affront ist.
In dem Post sagte ich, 'daß ich eher ein Problem darin sehe, was alles ungesagt bleibt' und deshalb probiere ich es jetzt noch mal:
Lieber RaterZ,
imho ist das bewußte Denken vergleichbar mit den Wellen an der Meeresoberfläche; ähnlich wie in den Tiefen der Ozeane Humboldtstrom, Golfstrom und andere Meeressströmungen das Geschehen bestimmen, so gibt es auch in uns Prozesse, die weitaus mächtiger sind und das Denken in bestimmte Bahnen lenken.
Nach meinem persönlichen dafürhalten ist es Dir ebenso unmöglich Dich der abendländischen Tradition mitsamt Aufklärung, den antiken Wurzeln, ect. zu entziehen, wie es z.b. einem Hopi unmöglich ist
seine Herkunft zu ignorieren. Keine(r) von uns fängt bei Null an. Die Überlieferung geschieht{fast ausschließlich}durch die jeweilige Muttersprache - dazu gleich mehr.
Erst noch was zu den K's & P's: Während Prägungnen auschließlich das Individuum betreffen und als zeitlich so stark verdichtete Konditionierung betrachtet werden können, daß sie
in einem Augenblick wirksam werden, sind Konditionierungsprozesse wiewohl individuell so doch generationenübergreifend.
Wenn auch während einzelner Konditionierungen mehr oder weniger über die emotionale Schiene transportiert wird, um den Porzess zu steuern/festigen, so ist auch hier letztlich die Sprache das Transportmittel - wie sollte es bei Pan narrans auch anders sein?
Abgesehen von Fällen, wie z.B. Auswanderung in jungen Jahren, bleibt dabei Sprache auf eine Einzige - die Muttersprache - beschränkt.
Wenn jetzt Du, lieber RaterZ, jetzt sagst, daß Du Dich bewußt dazu entschieden hast, an das Karma-Konzept zu glauben, so ist dies absolut legitim, befreit Dich jedoch nicht von Deinen muttersprachlichen Wurzeln.
Allein Deine Kenntnis von Begriffen wie Schuld und Sühne, Fegefeuer, ect. hat in Deinem Bewußtsein Kerben/Spuren hinterlassen, ähnlich der Säure, die sich bei einer Gravur in eine Kupferplatte ätzt.
In sofern ist es imho das, woran Du glaubst{die Tiefenströmung}, während das Karma-Konzept das ist, woran Du glauben möchtest.
@getintoit: Ich hoffe, daß es in dieser Form jetzt Deine Zustimmung findet.
"Eine Konditionierung mit Verhaltensmustern und Tendenzen im Geist, die sogar über den Tod dieses Körpers hinaus gehen" ist passend zu unserer Zeit sehr - hmmm - wertneutral; so zu sagen "Karma-Light".
Bereits die erste der vier edlen Wahrheiten{Dukkha} betrachtet das Leben doch von einer etwas andern Warte. Darüber hinaus ist der Karma-Begriff ja ein Hinduistischer{den die Buddhisten genau so wenig losgeworden sind, wie wir unsere Tiefenströmungen}, auch wenn die Gesetzmäßigkeit des "bedingten Entstehens" ein netter Versuch sind, etwas unter einen Hut zu bringen, was schlicht nicht zusammen paßt. Es gibt kein "Ich", aber weil die Tiefenströmung weiter wirkt, wird halt was zusammengeschustert, damit das Karma weiter seine zentrale Stellung behalten darf.
Selbst hier ist die Idee von "Ursache & Wirkung" so tief verankert, daß die Idee, es gäbe eine echte Alternative, gar keinen Platz in den Köpfen findet.
Das die Dinge erst dann wirklich sind, wenn man sich auf ihre Wirklichkeit geeinigt hat, erscheint erst mal abwegig, insbesondere mit etwas so fundamentalem wie "Ursache & Wirkung".
Wie wäre es denn umgekehrt, wenn das
keine ultimativen, in Stein gemeißelte Wahrheit wäre, sondern die Folge unserer Erwartungshaltung? Das was wir, wenn auch unbewußt, beabsichtigen? Wenn Du einen Ball an eine Wand wirfst, folgt er den physikalischen Gesetzen & prallt ab & landet wieder in Deiner Hand - so Du ihn fängst.
Quantenphysikalisch
kann es sein, daß der Ball abprallt; er kann aber genauso gut an der Wand kleben bleiben oder durch sie hindurch fliegen oder sonst was machen.
Das Resultat, das wir erhalten, ist das Resultat, daß wir erwarten.
Nochmals: Das Resultat, das wir erhalten, ist das Resultat, daß wir erwarten.
So sehr werden wir geliebt..
Was wir zu erwarten haben, wird uns jedoch bereits
im Mutterleib eingetrichtert. In dieser Hinsicht sind wir alles andere als frei. Wir konditionieren unsere Wahrnehmung durch die Sprache in der Weise, daß sie sich einer Form anpasst. Diese Form ist der soziale Teil der Wahrnehmung, der den Umfang dessen, was wir wahrnehmen können, willkürlich einschränkt und uns glauben macht, daß die Form, in die wir unsere Wahrnehmungen pressen, das Einzige sei, was es gibt. Die Vorstellung Du könntest Dir willentlich Dein Paradigma aussuchen, scheint mir absurd, wenn es noch nicht mal möglich sein soll die "Konditionierung mit Verhaltensmustern und Tendenzen im Geist" durch einen Akt des Wollens zu transzendieren.
And I'll spread my wings 'till sun and moon, singing the song of life, dancing the dance of life, becoming life itself, no longer knowing, that I am.