Technologische Singularität

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Moin,

mich interessiert in letzter Zeit das Thema der Technologischen Singularität. Der Erfinder und Autor Ray Kurzweil hat zu diesem Thema recht ausführlich geschrieben. Er hat die sich zu beobachtende exponentiell verlaufende Entwicklung in der Computertechnik als Grundlage für die Annahme genommen, dass sich ab einem bestimmten Zeitpunkt die Computer sich selbst verbessern können, mittels künstlicher Intelligenz. Dies würde weitere massive Beschleunigung der Verbesserung der Computertechnologie zur Folge haben, so dass die Computer die intellektuellen Fähigkeiten der Menschen übersteigen und ein Bewusstsein entwickeln.
Dadurch könnte die weitere Entwicklung und Dominanz des Menschen sowie des biologischen Lebens allgemein in Frage gestellt werden. In diesem Zusammenhang ist auch die Nutzung der Nanotechnologie wichtig, welche die biologischen Fähigkeit des Menschen technisch verbessern kann.
Mensch und Maschine würden laut Ray Kurzweil zunehmend verschmelzen.

Doch können aus diesem so gesehen künstlich erschaffenen Intellekt auch Dinge wie Ethik, Liebe, Empfindung für Musik und Kunst etc. entstehen? Oder haben diese Dinge einen anderen Hintergrund, der nicht mit künstlicher Intelligenz zu erreichen ist?

Haltet Ihr eine solche Entwicklung für wahrscheinlich?
Oder gar erstrebenswert?

Ich denke, wir trennen oft die Dinge voneinander: der Mensch betrachtet die Natur als etwas von der Technologie abgegrenztes, jedoch kann die technologische Entwicklung einfach als das Ziel oder die logische Konsequenz der bisherigen biologischen Evolution verstanden werden.
Ebenso gibt es jedoch immer wieder Sackgassen der Evolution, wie z.B. die Dinosaurier, deren zunehmendes Größenwachstum irgendwann nicht mehr zweckmäßig war.


Gruß

Re: Technologische Singularität

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Ouranon hat geschrieben:Doch können aus diesem so gesehen künstlich erschaffenen Intellekt auch Dinge wie Ethik, Liebe, Empfindung für Musik und Kunst etc. entstehen? Oder haben diese Dinge einen anderen Hintergrund, der nicht mit künstlicher Intelligenz zu erreichen ist?
Ich denke, dass Intellekt nichts einheitliches ist und deshalb nicht davon auszugehen ist, dass zwingend irgendeiner dem menschlichen auch nur im Geringsten ähnlich sein muss. So könnte Musik auch aus einem Intellekt entspringen, muss deshalb aber nicht Musik sein, wie wir sie kennen usw. ...
Was wohl jedem Intellekt und auch Bewusstsein eingeschrieben ist - so nehme ich an - ist das Selbsterhaltungs- und womöglich auch -steigerungsstreben ... was türlich, wenn der Mensch als Schöpfer überstiegen wird, gefährliche Folgen haben könnte; so à la Hegels Herrscher-Knecht-Dialektik ... der Sieger stünde wohl schon fest und der Terminator-DVD müsste der Spruch "based on a true story" eingeschrieben werden :D (insofern noch jemand zum gucken übrig ist ;) )

Sehr interessantes Thema, ja. Bin gespannt, was noch so rum kommt hier :)
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Re: Technologische Singularität

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Ich denke, wir trennen oft die Dinge voneinander: der Mensch betrachtet die Natur als etwas von der Technologie abgegrenztes, jedoch kann die technologische Entwicklung einfach als das Ziel oder die logische Konsequenz der bisherigen biologischen Evolution verstanden werden.
hhhm. vielleicht hast du gar nicht so unrecht und vielleicht sollten wir die Technologie nicht von der Natur trennen. Jedoch gilt es da meiner Meinung nach zu unterscheiden. Erstaunlicher Weise hält die Natur nämlich endlos viele Technologien parat. Die Menschheit fängt ja grad erst an dies zu verstehen, stichwort bionik. für mich ist das eigentlich eine der wichtigsten erkenntnisse überhaupt. wir nehmen alle abläufe in der natur einfach für gegeben hin und sehen die kleinen und großen wunder die da hinter stecken gar nicht. schaubergers leitsatz ist da nahezu ideal: die natur kapieren um sie dann zu kopieren. damit ist gemeint das die mechanismen die hinter den abläufen stehen verstanden und dann mit menschlichen mitteln umgesetzt werden (je nach stand der aktuellen technik: materialien, verarbeitung usw.) wer sich mal mit der bionik befasst kommt aus dem staunen gar nicht mehr heraus..

ich denke DAS ist der richtige weg was unsere technologien angeht.. technik die mit der natur harmoniert und sich diese als vorbild nimmt.. statt technologien die die umwelt verpesten oder unseren planeten ausbeuten.

Re: Technologische Singularität

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dem rasanten Anstieg von Rechenleistung und Integrationsdichte steht imo schon seit Jahrzehnten eine Stagnation der KI entgegen, es wird zwar gerne über zukünftig mögliches spekuliert, aber beeindruckende Ergebnisse gibt es nicht. Die KI ist aus meiner Sicht eher eine Religion als eine Wissenschaft geworden. Ich sehe allgemein noch das Problem, dass einer hohen selbstbestimmten künstlichen Intelligenz evtl. die Motivation fehlt zu denken bzw. mit uns zu kommunizieren.
„Hupen Sie, wenn Sie bewaffnet sind!“ (R.A.W)

Re: Technologische Singularität

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Mr.Plant hat geschrieben:vielleicht sollten wir die Technologie nicht von der Natur trennen.
Vom menschlichen Standpunkt aus, bleibt es natürlich jedem selbst überlassen, ob man die Technologie von der Natur getrennt begreift oder nicht ... so ganz nach R. A. W.: "Was der Denker denkt, wird der Beweisführer beweisen."

Schließt man allerdings einen Schöpfergott aus, so ist die Natur, als das ganze Universum begriffen, causa sui, wohingegen der Mensch ein Modus der Natur ist. Nun ist Technologie klar aus dem Verstand des Menschen hervorgegangen, getriggert durch ihm begegnende, ja meist sogar ihn zwingend bestimmende äußere Dinge (was alles sein kann - Nahrungsknappheit; unbegreifliche Phänomene, die seine Neugierde nicht ruhen lassen; jegliche Optimierungsvorgänge bezüglich Abläufen, die Gelüste/Wünsche des Menschen stillen; etc. usw. ...). Zwar ist die Technologie, als vom Menschen hervorgebracht, der der Natur eingeschrieben ist, ebenfalls in der Natur, allerdings aus oben genannten Gründen imo eben tatsächlich als abgegrenzt zu verstehen.
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Re: Technologische Singularität

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n19 hat geschrieben:dem rasanten Anstieg von Rechenleistung und Integrationsdichte steht imo schon seit Jahrzehnten eine Stagnation der KI entgegen, es wird zwar gerne über zukünftig mögliches spekuliert, aber beeindruckende Ergebnisse gibt es nicht. Die KI ist aus meiner Sicht eher eine Religion als eine Wissenschaft geworden. Ich sehe allgemein noch das Problem, dass einer hohen selbstbestimmten künstlichen Intelligenz evtl. die Motivation fehlt zu denken bzw. mit uns zu kommunizieren.
Das stimmt, wirkliche Fortschritte gibt es auf diesem Gebiet nicht zu verzeichnen. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass sich die Forschung hauptsächlich auf die schwache künstliche Intelligenz konzentriert, da hier schneller Fortschritte mit Nutzen für Industrie und Wirtsschaft zu erzielen sind.
Ja, das von Dir angesprochene Problem könnte allerdings eines sein. Diese Motivation zu denken ist für mich dann auch ein wesentlicher Faktor des Lebens; ein innerer Antrieb, Dinge zu tun, zu Denken, etc. Somit würde ich hier auch nicht zwangsläufig einen bewussten selbstbestimmten Computer als lebendig bezeichnen.

anima hat geschrieben:
Mr.Plant hat geschrieben:vielleicht sollten wir die Technologie nicht von der Natur trennen.
Vom menschlichen Standpunkt aus, bleibt es natürlich jedem selbst überlassen, ob man die Technologie von der Natur getrennt begreift oder nicht ... so ganz nach R. A. W.: "Was der Denker denkt, wird der Beweisführer beweisen."

Schließt man allerdings einen Schöpfergott aus, so ist die Natur, als das ganze Universum begriffen, causa sui, wohingegen der Mensch ein Modus der Natur ist. Nun ist Technologie klar aus dem Verstand des Menschen hervorgegangen, getriggert durch ihm begegnende, ja meist sogar ihn zwingend bestimmende äußere Dinge (was alles sein kann - Nahrungsknappheit; unbegreifliche Phänomene, die seine Neugierde nicht ruhen lassen; jegliche Optimierungsvorgänge bezüglich Abläufen, die Gelüste/Wünsche des Menschen stillen; etc. usw. ...). Zwar ist die Technologie, als vom Menschen hervorgebracht, der der Natur eingeschrieben ist, ebenfalls in der Natur, allerdings aus oben genannten Gründen imo eben tatsächlich als abgegrenzt zu verstehen.
Ich habe vorhin zufällig eine interessante Doku gesehen, in der auch Mitglieder der Band Kraftwerk zu Wort kamen, die ja bekanntlich in ihrer Musik auch gewisse Visionen einer Verschmelzung von Mensch und Maschine hatten. In diesem Zusammenhang wurde Ralf Hütter gefragt, ob er glaube, dass irgendwann Strom durch die Adern von Menschen fließt, anstelle von Strom. Daraufhin erwiderte er, dass ja ohnehin schon Mikroströme durch den Körper fließen, wie man in EKGs sehen kann, und die Trennung von Technik und Natur für sie ein Widerspruch darstellt und beides für sie eine Einheit bildet.

Intuitiv sehe ich die Technologie momentan aber auch noch eher von der Natur abgegrenzt.

Re: Technologische Singularität

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den Einwand bzgl. fehlernder Motivation hatte ich damals hier aufgeschnappt:

Edward Boyden: "Die Zukunft: Singularität oder Fixpunkt?" http://www.heise.de/tr/artikel/Die-Zuku ... 63133.html
Tatsächlich könnte eine wirklich hochentwickelte Intelligenz ohne eine echte Motivation für ihr Handeln feststellen, dass nichts Bestand hat, und, weil die Sonne sowieso in ein paar Milliarden Jahren verlöscht, beschließen, den Rest ihrer Existenz mit Videospielen zuzubringen. Denn noch klügere Maschinen zu bauen wäre ja sinnlos.
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Re: Technologische Singularität

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Hängt Motivation denn überhaupt von der Intelligenz ab? Ich hab das Gefühl, dass "Ziele" eigentlich ohnehin mehr oder weniger willkürlich sind...

Der größte Fehler des Menschen wäre es wohl, den Computern einen Sinn für Fortpflanzung (Fortschraubung. :king: ), Weiterentwicklung und Selbsterhaltung einzuprogrammieren, da dieser ja überhaupt erst dazu motivieren könnte mit biologischen Wesen um die Vorherrschaft zu ringen...

Jedenfalls kann ich mir schlecht vorstellen, dass aus reiner Logik jemals eine Art "Wille" erwächst...

Der Artikel ist übrigens sehr interessant!

Re: Technologische Singularität

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ein komplexer Organismus wird, wenn er nicht gerade in einer Nährlösung treibt, irgendwann mal sowas wie Hunger verspüren. Ist der Hunger gestillt, möchte er sich reproduzieren. Hat irgendwie mit Evolution zu tun und führt dazu, dass komplexere Organismen komplexere Strategien entwickeln, und Intelligenz ist ein Hilfsmittel dazu. Uns erscheint dieser Vorgang als Wille. Die Frage ist nun, kann ein Algorithmus ähnlich archaisch ticken? Da Gefühle und Wünsche nicht materiell sind, sind sie wohl eine Folge der informationsverarbeitenden Prozesse im Gehirn. Würde man diese simulieren, würde der Algorithmus dann wahrhaftig "fühlen" wenn der Parameter "Hunger" oder "Wut" steigt?
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