Mitleid und Mitgefühl

1
Ach, wo in der Welt geschahen grössere Thorheiten, als bei den Mitleidigen? Und was in der Welt stiftete mehr Leid, als die Thorheiten der Mitleidigen?

Wehe allen Liebenden, die nicht noch eine Höhe haben, welche über ihrem Mitleiden ist!

Also sprach der Teufel einst zu mir: „auch Gott hat seine Hölle: das ist seine Liebe zu den Menschen.“

Und jüngst hörte ich ihn diess Wort sagen: „Gott ist todt; an seinem Mitleiden mit den Menschen ist Gott gestorben.“


aus:
Also sprach de mollech (formerly known as "zarathustra" :freak: ) 2 p. 111

Re: Mitleid und Mitgefühl

2
Einerseits gibt es für mich Mitleid - dies geschieht von oben herab, aus einer Abgrenzung heraus, und basiert auf der irrigen Annahme, dass man besser dran sei, als der Bemitleidete.

Dann gibt es aber auch noch Mitgefühl, lieber Hiob, welches der Nächstenliebe und der Empathie, der Verbundenheit entspringt. Dies ist nicht mit einer Wertung verbunden, und bedeutet, dem Schmerz eines Wesens auf einer planen Ebene so zu begegnen, als wäre es der eigene, ohne dabei jedoch das Gefühl für das eigene Selbst zu verlieren(!) ..

€ Dies kann natürlich dazu führen, dass dies eigenen Schmerz triggert. Dies geht dann aber imho hinaus, über reines Mitgefühl, wie ich es verstehe. Auch wenn ich auf persönlicher Ebene frei wäre, von schmerzerzeugenden Dynamiken, wäre ich weiterhin zu Mitgefühl, wie ich es verstehe, in der Lage.

Gruß
Schuh
~ Resting in Peace ~

Re: Mitleid und Mitgefühl

3
Einerseits gibt es für mich Mitleid - dies geschieht von oben herab, aus einer Abgrenzung heraus, und basiert auf der irrigen Annahme, dass man besser dran sei, als der Bemitleidete.
yep! diese form des mitleides gibt es. "typisch menschlich" im grunde...
Dann gibt es aber auch noch Mitgefühl, lieber Hiob, welches der Nächstenliebe und der Empathie, der Verbundenheit entspringt.
na, höre ich da zwischen den zeilen die unterstellung ich würde diese form des mitgefühls nicht kennen? spricht hier die vorstellung du seiest gar berufen mir diesen magel vor augen zu führen und mir zu helfen ihn zu beseitigen?
ja! das kann man lesen zwischen den zeilen...oder sind das etwa meine projektionen?
ich gehe nun mal davon aus, dass es das ist, was du mir sagen willst und dass es nicht meine projektionen sind...
soweit...
dass du dich derart gedrängt fühlst mich derart zu beraten/belehren, bewirkt aber nur eines bei mir.
nämlich, dass ich schon gar keine lust mehr habe mich mit dir weiter auseinander zu setzen!
warum es dies bewirkt?
warum ich keine lust habe mich mit dir auseinander zu setzen?
weil ich ungern mit leuten kommuniziere, die nicht mich sehen sondern ein bild von mir in ihrem kopfe, das sie sich gemacht haben.
:lol:
Dies ist nicht mit einer Wertung verbunden
oh doch! das mitgefühl ist immer mit einer (emotionalen) wertung verbunden, imho.
sehe ich einen menschen, der leidet und fühle ich mit ihm, dann folgt auf dem fusse die wertung:
"leid ist schlecht. leid muss überwunden werden"
weniger rational gedacht als emotional gefühlt ....freilich.
aber gewertet.
also ist das mitleid/mitgefühl doch immer mit einer wertung verbunden...
und bedeutet, dem Schmerz eines Wesens auf einer planen Ebene so zu begegnen, als wäre es der eigene, ohne dabei jedoch das Gefühl für das eigene Selbst zu verlieren(!) ..
yep! das eigene herz so gross machen, dass es das ganze, unendliche meer der tränen des leides der welt fassen kann...würde goethe sagen.
aber...du deutest hier schon an, worauf, so glaube ich, auch nietzsche hinaus will.
du sagst:
ohne dabei jedoch das Gefühl für das eigene Selbst zu verlieren(!)
oder um es ganz banal im psychologischen chargon zu formulieren:
"die fähigkeit besitzen zur rechten zeit nähe zu zulassen und aber auch zur rechten zeit distanz zu halten"
und das ist, das wissen wir alle, oft leichter gesagt als getan.
Dies kann natürlich dazu führen, dass dies eigenen Schmerz triggert.
wenn es eigenen schmerz triggern würde, hätte man dann schon versäumt die rechte distanz zu wahren?
vielleicht!
wird aber das "mitfühlen" per se nicht sogleich immer auch notwendigerweise eigener schmerz?
vielleicht!
ist denn ein mitfühlen unter einhaltung von distanz überhaupt möglich?
vielleicht!
Dies geht dann aber imho hinaus, über reines Mitgefühl, wie ich es verstehe.
verstehst du das reine mitgefühl wirklich?
vielleicht!
kann man das mitgefühl überhaupt verstehen?
vielleicht!
gibt es dieses REINE mitgefühl überhaupt?
vielleicht!
Auch wenn ich auf persönlicher Ebene frei wäre, von schmerzerzeugenden Dynamiken, wäre ich weiterhin zu Mitgefühl, wie ich es verstehe, in der Lage.
vielleicht!
:fies:


naja...nietzsche sagt nun....um diesen schwulitäten, die das mitgefühl seiner natur nach so mit sich bringt...:
"überwindet diesen ganzen bullshit"
:denk:
hat er recht?
vielleicht!
also eine distanz finden zum schmerz, den der nächste erleidet, zum schmerz, den man selber erleidet, kurz:
zum schmerz, den die welt erleidet?
ist es das?
vielleicht!
:nixplan:

fest steht, dass nietzsches ideen auch eine menge schaden angerichtet haben. das dritte reich lässt grüssen****
oder wurden seine ideen einfach nur missverstanden?
vielleicht!


****man lese einmal hierzu die erzählung "deutsches requiem" von jorge luis borges...

Re: Mitleid und Mitgefühl

4
na, höre ich da zwischen den zeilen die unterstellung ich würde diese form des mitgefühls nicht kennen?
:pfeif: Welch absurder Gedanke..
spricht hier die vorstellung du seiest gar berufen mir diesen magel vor augen zu führen und mir zu helfen ihn zu beseitigen?
Wir diskutieren nur.. den Leuten vorallem gerne ungefragt auf den Schlipps zu treten, ist doch eher dein Metier.
ja! das kann man lesen zwischen den zeilen...oder sind das etwa meine projektionen?
Sowohl als auch vielleicht. ^^
nämlich, dass ich schon gar keine lust mehr habe mich mit dir weiter auseinander zu setzen!
:heul: Buuhuuhuu...

Willst es wohl nicht hören.. :fies:
weil ich ungern mit leuten kommuniziere, die nicht mich sehen sondern ein bild von mir in ihrem kopfe, das sie sich gemacht haben.
:lol:
Ach komm schon.... Wer bist du denn? :sabber: ;)

Nun zum Inhaltlichen.
Dies ist nicht mit einer Wertung verbunden
oh doch! das mitgefühl ist immer mit einer (emotionalen) wertung verbunden, imho.
sehe ich einen menschen, der leidet und fühle ich mit ihm, dann folgt auf dem fusse die wertung:
"leid ist schlecht. leid muss überwunden werden"
weniger rational gedacht als emotional gefühlt ....freilich.
aber gewertet.
also ist das mitleid/mitgefühl doch immer mit einer wertung verbunden...
Dies ist imho nicht richtig. Leid ist. Ersteinmal und vll auch weiter. Auch wenn man mitfühlt..
wenn es eigenen schmerz triggern würde, hätte man dann schon versäumt die rechte distanz zu wahren?
Das Spühren von eigenem Schmerz ermöglicht immerhin eine Beschäftigung mit ihm.. und so letztlich, zu lernen.
wird aber das "mitfühlen" per se nicht sogleich immer auch notwendigerweise eigener schmerz?
Nicht notwendigerweise imho. Nicht insofern das Gefühl für das eigene Selbst erhalten bleibt, welches dem Schmerz eines anderen zwar begegnet (als wäre es der eigene), sich aber dennoch darüber im Klaren ist, dass es auf persönlicher Ebene nicht sein Schmerz ist. Dennoch kann auch eigener Schmerz getriggert werden, und der kann dann sogar als 'Schmerz des anderen' etikettiert werden.
Auch wenn ich auf persönlicher Ebene frei wäre, von schmerzerzeugenden Dynamiken, wäre ich weiterhin zu Mitgefühl, wie ich es verstehe, in der Lage.
vielleicht!
:fies:
Für mich ist Mitgefühl eine wesentliche Strategie, den Laden hier zu schaukeln. Wenn man sich persönlich fortentwickelt, entstehen ohne Mitgefühl notgedrungen zynischste Verbitterung, Zorn und Hochmut allem gegenüber, das aus subjektiver Sicht diese Entwicklung nicht auch macht, oder ihr vermeintlich nicht gerecht wird. Mitgefühl befreit von diesen Illusionen. Wenn wir mal das Bild(!) des Jesus nehmen, der ans Kreuz geschlagen wird; Glaubst du der hat geflucht und geschrieen, und denjenigen, der ihm die Nägel durch die Hände trieb beschimpft "Ohhh! Fuck! Der Naagel! Auaaua! Aua! Scheiße Bastard! Oh nein, nicht noch ein Nagel!", oder er war still, in vollkommenen Mitgefühl, mit dem Soldaten, der nicht weiß was er tut, und in dem Moment nicht anders kann*... (wenn wir mal davon ausgehen dass da ein Erleuchteter an ein Holzkreuz geschlagen wurde - möchte garnicht auf den christlichen Kontext raus..so hat es Ram Dass auf einer der letzten Seiten seines 'Be here now' zB bildhaft veranschaulicht.. und ich finde, dass das Beispiel den Nagel auf den Kopf trifft.. (scnr) ;) )

* Hier steht Mitgefühl auch in engem Zusammenhang damit, Wahrheit anzunehmen, imho.

Ich denke, damit ist nicht gemeint, dass man sich von irgendwelchen Spinnern mildelächelnd kreuzigen lassen sollte. :blacklol:
Ich denke, da steckt mehr drin, über das, worum es auch mir geht. Eine Form des Mitgefühls, die auch in einem engen Zusammenhang mit Nächsten- bzw/und Selbstliebe einhergeht..

Mitgefühl ist imho auch ein Aspekt von 'Essenz'. Essenz ist unsere Natur. Mitgefühl ist unsere Natur. Nicht etwas, was man entwickeln kann, sondern etwas was verlorengehen und wiederhergestellt werden kann. Verlieren wir Mitgefühl, verlieren wir Teile unserer selbst. Das Herz fühlt mit, solange es lebendig ist. Und solange unsere Herzen offen sind, und wir Verbindung dazu haben, fühlen auch wir mit.
naja...nietzsche sagt nun....um diesen schwulitäten, die das mitgefühl seiner natur nach so mit sich bringt...:
"überwindet diesen ganzen bullshit"
:denk:
hat er recht?
Imho eben jain. Ja in Bezug auf niederes Mitleid und wertendes Mitgefühl. Nein in Bezug auf das unmittelbare Mitgefühl des Herzens.
also eine distanz finden zum schmerz, den der nächste erleidet, zum schmerz, den man selber erleidet, kurz:
zum schmerz, den die welt erleidet?
ist es das?
vielleicht!
Imho nein. Konsequente Distanz zum Schmerz ist der Beschäftigung mit ihm und so seiner Auflösung wenig dienlich.

Borges ist mal notiert. Danke. :)

:2cents:

Gruß
Schuh
Zuletzt geändert von Dr.Schuh am 20. September 2010, 22:30, insgesamt 6-mal geändert.
Grund: ergänzt
~ Resting in Peace ~

Re: Mitleid und Mitgefühl

5
der elefant lässt mich gerade nicht los.

In der Naturalis Historia (hab sie mir eigentlich nur wegen der borges-empfehlung vorgeknöpft)
kann man interessante Berichte lesen.

Die Elephanten des Pompejus, welche keine Hoffnung zur Flucht sahen,
erfleheten das Mitleid des Volkes durch unbeschreiblich klägliche Geberden
und bejammerten sich gleichsam, wodurch das Volk so schmerzlich bewegt wurde,
dass es, des Feldherrn und seines ihm zu Ehren gehaltenen Festes vergessend, weinend
sich erhob, und Verwünschungen gegen Pompejus ausstiess, die auch bald an ihm
in Erfüllung gingen.


Wer würde da nicht "Schmerz fühlen" & das aus gutem Grunde?
wer "projeziert" da was auf wen? und trifft es hier der begriff "projektion" überhaupt noch?
da kriegt man echt das schlucken, wenn man liest, was die ollen römer damals
zur belustigung des pöbels (Brot&Spiele) da im "Circus" abgezogen haben...

soviel zum thema "früher war alles besser"
und

Der Elefant soll gegen weniger starke Thiere eine solche Milde äussern, dass,
wenn ihm eine Herde Schafe begegnet, er die, welche ihm am nächsten sind, mit
dem Rüssel weghebt, damit er keins aus versehen zertrete. Ungereizt fügen sie
niemanden Leid zu; stets ziehen sie schaarenweise umher, und unter allen Thieren
sind sie es, die am wenigsten einzeln angetroffen werden.


Die Ausnahme siehe: "keine grosse sache"

"Milde" find ich auch interessant in hinsicht auf das Thema.

Re: Mitleid und Mitgefühl

6
Dr.Schuh hat geschrieben:Einerseits gibt es für mich Mitleid - dies geschieht von oben herab, aus einer Abgrenzung heraus, und basiert auf der irrigen Annahme, dass man besser dran sei, als der Bemitleidete.
Ist so m.M.n nicht ganz richtig. Mitgefühl bedeutet mit jemandem mit-fühlen. Das kann für alle möglichen Gefühle gelten.
Mitleid ist ebenso mit-fühlen. Allerdings fühlt man mit jemandem mit, der leidet. Wenn jemand leidet, steht er oft an einem Tiefpunkt. Der Mitleidende steht gezwungener Maßen, was seine Gefühle betrifft, über dem Leidenden, fühlt sich jedoch dennoch in das Leid hinein.

Natürlich hast du aber auch recht, wenn man es nicht so genau betrachtet. :D

Dr.Schuh hat geschrieben:
hiob hat geschrieben:
Dr.Schuh hat geschrieben:Dies ist nicht mit einer Wertung verbunden
oh doch! das mitgefühl ist immer mit einer (emotionalen) wertung verbunden, imho.
Dies ist imho nicht richtig. Leid ist. Ersteinmal und vll auch weiter. Auch wenn man mitfühlt..
Emotionen beinhalten keine Wertung. Aus einer Wertung kann eine Emotion entstehen. Hier gebe ich Dr. Schuh recht. Allerdings ist Mitgefühl ein projiziertes Gefühl. Man versucht sich in die andere, fühlende Person, hineinzudenken. Das kann auch mit einer Wertung verbunden sein. Ich gebe auch hiob recht. :zunge:
hiob hat geschrieben:wenn es eigenen schmerz triggern würde, hätte man dann schon versäumt die rechte distanz zu wahren?
Distanz kann man nur zu jemand anderem wahren, aber wie soll man die Distanz zu sich selber wahren, wenn man selber schon in einer Situation wie der Leidende war? Das würde dann bedeuten die eigenen Gefühle zu unterdrücken, das ist nix gut.
hiob hat geschrieben:gibt es dieses REINE mitgefühl überhaupt?
Warum nicht. Mitfühlen bedeutet ja nur zu versuchen das zu fühlen, was der andere fühlt. Mit seinen EIGENEN Gefühlen. Das was du vielleicht mit reinem Mitgefühl meinst, würde ich einfach nur als fühlen titulieren. Also nicht mit jemand anderem MIT-fühlen, sondern einen anderen Menschen fühlen - auf der geistigen Ebene. Genau das selbe spüren, wie die andere Person, wobei es allerdings nur von der anderen Person ausgeht. Das ist m.M.n nicht möglich. :nick:
hiob hat geschrieben:naja...nietzsche sagt nun....um diesen schwulitäten, die das mitgefühl seiner natur nach so mit sich bringt...:
"überwindet diesen ganzen bullshit"
:denk:
hat er recht?
vielleicht!
also eine distanz finden zum schmerz, den der nächste erleidet, zum schmerz, den man selber erleidet, kurz:
zum schmerz, den die welt erleidet?
ist es das?
vielleicht!
Ohne Leid, keine Freude, wozu sollte es also gut sein?

Re: Mitleid und Mitgefühl

7
Hallo Käsi. :wink:
Käseverzehrer hat geschrieben:
Dr.Schuh hat geschrieben:Einerseits gibt es für mich Mitleid - dies geschieht von oben herab, aus einer Abgrenzung heraus, und basiert auf der irrigen Annahme, dass man besser dran sei, als der Bemitleidete.
Ist so m.M.n nicht ganz richtig. Mitgefühl bedeutet mit jemandem mit-fühlen. Das kann für alle möglichen Gefühle gelten. Mitleid ist ebenso mit-fühlen. Allerdings fühlt man mit jemandem mit, der leidet.
Wenn ich dich also anrufe und dir sage, ich hab n Fahrrad geschenkt bekommen, dann sagst du "Hey, cool, du hast voll mein Mitgefühl!"? - verwendest du den Begriff wirklich so? ^^
Natürlich hast du aber auch recht, wenn man es nicht so genau betrachtet. :D
Äh.. Da bin ich aber froh... :strubbel:
Wenn jemand leidet, steht er oft an einem Tiefpunkt. Der Mitleidende steht gezwungener Maßen, was seine Gefühle betrifft, über dem Leidenden, fühlt sich jedoch dennoch in das Leid hinein.
Nunja. Ein realitätsnahes Beispiel.. Ein reicher Bankier reist nach Indien und wird dort überflutet von Mitleid gegenüber den armen Straßenkindern, die ihm gegenüber soooo unfassbar arm sind... ihm gegenüber, der sich jeden Tag in schlipps und feinem Tuch zur Arbeit zwingt, der Leute und sich selbst belügt, der den hier allgegenwärtigen Tod verdrängt und fürchtet, und zuletzt beim Börsencrash 2008 geweint hat, wenn er sich recht entsinnt. Um 1400 ist ein wichtiges meeting, er ist spät dran, und um abends abzuschalten betrügt er seine tablettenabhängige Frau, die in Deutschland wartet und sein Geld für Hermelin-Pelze und Peelings ausgibt, mit einer Hure aus Pundit. Doch irgendwie kann er das nicht richtig genießen. Er muss dabei immerwieder an die armen Straßenkinder denken..

:verwirrt: ;)

Bei CC steht dazu folgendes:
»Hast du Mitleid mit ihnen?« rief Don Juan ungläubig. »Selbstverständlich«, sagte
ich. »Warum?«
»Weil mir am Wohlergehen meiner Mitmenschen gelegen ist. Das sind doch noch
Kinder, und ihre Welt ist häßlich und trostlos.«
»Sag mal, wie kannst du behaupten, daß ihre Welt häßlich und trostlos ist?« fragte
Don Juan spöttisch. »Du glaubst, daß du es besser hast, nicht wahr?«

Ich bestätigte das, und er fragte mich, warum. Darauf erwiderte ich ihm, daß meine
Welt, im Vergleich zu der jener Kinder, unendlich vielfältiger und reicher an
Erfahrungen und Möglichkeiten der persönlichen Befriedigung und Entwicklung sei.
Don Juan lachte belustigt auf. Er meinte, ich wüßte nicht, was ich redete, und ich
hätte keine Ahnung von Reichtum und Möglichkeiten der Welt dieser Kinder.

Ich glaubte, Don Juan wollte mich einfach nicht verstehen. Ich vermutete, daß er, nur
um mich zu ärgern, eine entgegengesetzte Ansicht vertrat. Ich war fest davon
überzeugt, daß diese Kinder nicht die geringste Chance eines geistigen Wachstums
hatten. Ich verteidigte meine Auffassung noch einige Zeit, bis Don Juan mich
rundheraus fragte: »Sagtest du nicht mal, daß es deiner Meinung nach für einen
Mann die höchste Vollendung sei, ein Wissender zu werden?«

Das hatte ich allerdings gesagt, und nun wiederholte ich meine Ansicht, daß ich es
für eine der größten geistigen Errungenschaften hielte, ein Wissender zu werden.
»Glaubst du, daß deine reiche Welt dir helfen kann, ein Wissender zu werden?«
fragte Don Juan mit einem Anflug von Sarkasmus.
Ich antwortete nicht, daraufhin stellte er die gleiche Frage noch einmal in anderer
Form, so wie ich es immer tat, wenn ich glaubte, er hätte mich nicht verstanden. »Mit
anderen Worten«, sagte er breit lächelnd, wobei er offenbar erkannte, daß ich seine
Anspielung verstand, »können deine Freiheit und deine Möglichkeiten dir helfen, ein
Wissender zu werden?«
»Nein!« sagte ich mit Bestimmtheit

»Wie können dir diese Kinder dann leid tun?« fragte er ernst. »Jedes von ihnen
könnte ein Wissender werden. Alle Wissenden, die ich kenne, waren einmal Kinder
wie jene, die du Speisereste essen und Teller ablecken gesehen hast.« Mit diesem
Einwand rief Don Juan in mir ein unangenehmes Gefühl hervor. Die Kinder hatten
mir nicht etwa leid getan, weil sie nicht genug zu essen hatten, sondern weil,
wie ich es sah, ihre Welt sie bereits zu geistiger Armut verdammt hatte.
Und dennoch konnte nach Don Juans Auffassung jedes von ihnen das erreichen,
was ich für den Inbegriff der geistigen Vollendung eines Menschen hielt, nämlich das Ziel,
ein Wissender zu werden.

Meine Gründe, sie zu bemitleiden, waren unangemessen. Don Juan hatte
mich glänzend überführt. »Vielleicht hast du recht«, sagte ich. »Aber wie können wir
dem ursprünglichen Bedürfnis widerstehen, unseren Mitmenschen zu helfen?«

»Wie, glaubst du, könnte man ihnen helfen?« »Indem man ihr Los erleichtert. Das
mindeste, was wir für unsere Mitmenschen tun können, ist, daß wir versuchen, sie zu
ändern. Das tust du doch selbst, oder nicht?« »Nein, das tu ich nicht. Ich weiß nicht,
was ich an meinen Mitmenschen ändern und warum ich sie ändern sollte.«
»Aber wie steht es mit mir, Don Juan? Hast du mich nicht zu deinem Schüler
gemacht, um mir die Möglichkeit zu geben, mich zu ändern?«
»Nein, ich versuche nicht, dich zu ändern. Es mag sein, daß du eines Tages ein
Wissender sein wirst — wer kann das wissen? —, aber das wird dich nicht
verändern. Eines Tages wirst du vielleicht imstande sein, die Menschen auf eine
andere Weise zu sehen, und dann wirst du erkennen, daß es unmöglich ist, irgend
etwas an ihnen zu verändern.«
naja...nietzsche sagt nun....um diesen schwulitäten, die das mitgefühl seiner natur nach so mit sich bringt...:
"überwindet diesen ganzen bullshit"
:denk:
hat er recht?
vielleicht!
also eine distanz finden zum schmerz, den der nächste erleidet, zum schmerz, den man selber erleidet, kurz:
zum schmerz, den die welt erleidet?
ist es das?
vielleicht!
Ohne Leid, keine Freude, wozu sollte es also gut sein?
Imho, weil über Leid und Freud hinaus ein alles umfassender Nektar fließt, der die Dramen des Egos transzendiert, und ungleich viel köstlicher ist, als alles, was auf Ego-Ebene an Polaritäten jemals locken kann.. :bow:

Gruß
Schuh
~ Resting in Peace ~

Re: Mitleid und Mitgefühl

8
Dr.Schuh hat geschrieben:Hallo Käsi. :wink:
Käseverzehrer hat geschrieben:
Dr.Schuh hat geschrieben:Einerseits gibt es für mich Mitleid - dies geschieht von oben herab, aus einer Abgrenzung heraus, und basiert auf der irrigen Annahme, dass man besser dran sei, als der Bemitleidete.
Ist so m.M.n nicht ganz richtig. Mitgefühl bedeutet mit jemandem mit-fühlen. Das kann für alle möglichen Gefühle gelten. Mitleid ist ebenso mit-fühlen. Allerdings fühlt man mit jemandem mit, der leidet.
Wenn ich dich also anrufe und dir sage, ich hab n Fahrrad geschenkt bekommen, dann sagst du "Hey, cool, du hast voll mein Mitgefühl!"? - verwendest du den Begriff wirklich so? ^^
Natürlich nicht, ich bohre da ja in irgendwelchen Grundsätzen rum und theoretisiere umher. Aber ich denke du weißt, wie ich das gemeint hab ;) Mit dem alltäglichen Gebrauch dieser Wörter hat das nichts zu tun. :heul:
Dr.Schuh hat geschrieben:
Natürlich hast du aber auch recht, wenn man es nicht so genau betrachtet. :D
Äh.. Da bin ich aber froh... :strubbel:
Wenn jemand leidet, steht er oft an einem Tiefpunkt. Der Mitleidende steht gezwungener Maßen, was seine Gefühle betrifft, über dem Leidenden, fühlt sich jedoch dennoch in das Leid hinein.
Nunja. Ein realitätsnahes Beispiel.. Ein reicher Bankier reist nach Indien und wird dort überflutet von Mitleid gegenüber den armen Straßenkindern, die ihm gegenüber soooo unfassbar arm sind... ihm gegenüber, der sich jeden Tag in schlipps und feinem Tuch zur Arbeit zwingt, der Leute und sich selbst belügt, der den hier allgegenwärtigen Tod verdrängt und fürchtet, und zuletzt beim Börsencrash 2008 geweint hat, wenn er sich recht entsinnt. Um 1400 ist ein wichtiges meeting, er ist spät dran, und um abends abzuschalten betrügt er seine tablettenabhängige Frau, die in Deutschland wartet und sein Geld für Hermelin-Pelze und Peelings ausgibt, mit einer Hure aus Pundit. Doch irgendwie kann er das nicht richtig genießen. Er muss dabei immerwieder an die armen Straßenkinder denken..

:verwirrt: ;)

Bei CC steht dazu folgendes:
»Hast du Mitleid mit ihnen?« rief Don Juan ungläubig. »Selbstverständlich«, sagte
ich. »Warum?«
»Weil mir am Wohlergehen meiner Mitmenschen gelegen ist. Das sind doch noch
Kinder, und ihre Welt ist häßlich und trostlos.«
»Sag mal, wie kannst du behaupten, daß ihre Welt häßlich und trostlos ist?« fragte
Don Juan spöttisch. »Du glaubst, daß du es besser hast, nicht wahr?«

Ich bestätigte das, und er fragte mich, warum. Darauf erwiderte ich ihm, daß meine
Welt, im Vergleich zu der jener Kinder, unendlich vielfältiger und reicher an
Erfahrungen und Möglichkeiten der persönlichen Befriedigung und Entwicklung sei.
Don Juan lachte belustigt auf. Er meinte, ich wüßte nicht, was ich redete, und ich
hätte keine Ahnung von Reichtum und Möglichkeiten der Welt dieser Kinder.

Ich glaubte, Don Juan wollte mich einfach nicht verstehen. Ich vermutete, daß er, nur
um mich zu ärgern, eine entgegengesetzte Ansicht vertrat. Ich war fest davon
überzeugt, daß diese Kinder nicht die geringste Chance eines geistigen Wachstums
hatten. Ich verteidigte meine Auffassung noch einige Zeit, bis Don Juan mich
rundheraus fragte: »Sagtest du nicht mal, daß es deiner Meinung nach für einen
Mann die höchste Vollendung sei, ein Wissender zu werden?«

Das hatte ich allerdings gesagt, und nun wiederholte ich meine Ansicht, daß ich es
für eine der größten geistigen Errungenschaften hielte, ein Wissender zu werden.
»Glaubst du, daß deine reiche Welt dir helfen kann, ein Wissender zu werden?«
fragte Don Juan mit einem Anflug von Sarkasmus.
Ich antwortete nicht, daraufhin stellte er die gleiche Frage noch einmal in anderer
Form, so wie ich es immer tat, wenn ich glaubte, er hätte mich nicht verstanden. »Mit
anderen Worten«, sagte er breit lächelnd, wobei er offenbar erkannte, daß ich seine
Anspielung verstand, »können deine Freiheit und deine Möglichkeiten dir helfen, ein
Wissender zu werden?«
»Nein!« sagte ich mit Bestimmtheit

»Wie können dir diese Kinder dann leid tun?« fragte er ernst. »Jedes von ihnen
könnte ein Wissender werden. Alle Wissenden, die ich kenne, waren einmal Kinder
wie jene, die du Speisereste essen und Teller ablecken gesehen hast.« Mit diesem
Einwand rief Don Juan in mir ein unangenehmes Gefühl hervor. Die Kinder hatten
mir nicht etwa leid getan, weil sie nicht genug zu essen hatten, sondern weil,
wie ich es sah, ihre Welt sie bereits zu geistiger Armut verdammt hatte.
Und dennoch konnte nach Don Juans Auffassung jedes von ihnen das erreichen,
was ich für den Inbegriff der geistigen Vollendung eines Menschen hielt, nämlich das Ziel,
ein Wissender zu werden.

Meine Gründe, sie zu bemitleiden, waren unangemessen. Don Juan hatte
mich glänzend überführt. »Vielleicht hast du recht«, sagte ich. »Aber wie können wir
dem ursprünglichen Bedürfnis widerstehen, unseren Mitmenschen zu helfen?«

»Wie, glaubst du, könnte man ihnen helfen?« »Indem man ihr Los erleichtert. Das
mindeste, was wir für unsere Mitmenschen tun können, ist, daß wir versuchen, sie zu
ändern. Das tust du doch selbst, oder nicht?« »Nein, das tu ich nicht. Ich weiß nicht,
was ich an meinen Mitmenschen ändern und warum ich sie ändern sollte.«
»Aber wie steht es mit mir, Don Juan? Hast du mich nicht zu deinem Schüler
gemacht, um mir die Möglichkeit zu geben, mich zu ändern?«
»Nein, ich versuche nicht, dich zu ändern. Es mag sein, daß du eines Tages ein
Wissender sein wirst — wer kann das wissen? —, aber das wird dich nicht
verändern. Eines Tages wirst du vielleicht imstande sein, die Menschen auf eine
andere Weise zu sehen, und dann wirst du erkennen, daß es unmöglich ist, irgend
etwas an ihnen zu verändern.«
naja...nietzsche sagt nun....um diesen schwulitäten, die das mitgefühl seiner natur nach so mit sich bringt...:
"überwindet diesen ganzen bullshit"
:denk:
hat er recht?
vielleicht!
also eine distanz finden zum schmerz, den der nächste erleidet, zum schmerz, den man selber erleidet, kurz:
zum schmerz, den die welt erleidet?
ist es das?
vielleicht!
Ohne Leid, keine Freude, wozu sollte es also gut sein?
Imho, weil über Leid und Freud hinaus ein alles umfassender Nektar fließt, der die Dramen des Egos transzendiert, und ungleich viel köstlicher ist, als alles, was auf Ego-Ebene an Polaritäten jemals locken kann.. :bow:

Gruß
Schuh
Ich ging hier davon aus, dass die Rollen des Leidenden und des Mit-Leidenden klar verteilt und auch nicht vertauscht werden. Zudem habe ich ja wie bereits geschrieben, den negativ besetzten Begriff Mitleid - woran sich ja auch CC aufgehängt hat - als einen Teil von Mitgefühl beschrieben.
Wenn der Mitleidende meint, dass derjenige, den er bemitleidet, auch wirklich leidet, spielt es doch keine Rolle, ob der andere wirklich leidet oder nicht. Oder? :krass:

Re: Mitleid und Mitgefühl

9
Käseverzehrer hat geschrieben: Wenn der Mitleidende meint, dass derjenige, den er bemitleidet, auch wirklich leidet, spielt es doch keine Rolle, ob der andere wirklich leidet oder nicht. Oder? :krass:
Wenn es keine Rolle spielt, ob der andere wirklich leidet, frage ich mich, wozu wollen wir dann leiden?

Aus der Lust am Schmerz?

Zur Legimitation des Egos (armes Ich - böse Welt - es bedarf des Schutzes)?

Zur eigenen Erhöhung (ich bin in der Position selbstlos mitzuleiden - geteiltes Leid ist halbes Leid)?
happiness is the absence of resistance

Re: Mitleid und Mitgefühl

10
Erraphex hat geschrieben:
Käseverzehrer hat geschrieben: Wenn der Mitleidende meint, dass derjenige, den er bemitleidet, auch wirklich leidet, spielt es doch keine Rolle, ob der andere wirklich leidet oder nicht. Oder? :krass:
Wenn es keine Rolle spielt, ob der andere wirklich leidet, frage ich mich, wozu wollen wir dann leiden?

Aus der Lust am Schmerz?

Zur Legimitation des Egos (armes Ich - böse Welt - es bedarf des Schutzes)?

Zur eigenen Erhöhung (ich bin in der Position selbstlos mitzuleiden - geteiltes Leid ist halbes Leid)?
Ich meinte das so: Es spielt keine Rolle, ob der andere leidet, oder nicht, wichtig ist für den Mitleidenden ja nur, ob er den Eindruck hat, ob der andere leidet oder eben nicht. Denn nur wenn er denkt, der andere leidet, dann kann er auch Mitleid empfinden. So war das gemeint... hoffe ich hab da jetzt nicht irgendwie an dir vorbeigequasselt ;)

Zu deiner Frage... ich tendiere da bei den MEISTEN Leuten am ehesten zum letzteren. Mitleid beruhigt das Gewissen (wer kein Mitleid empfindet, wird ja schnell aus Psychopath dargestellt) und dieses geteiltes Leid ist halbes Leid. Man versetzt sich in den anderen hinein und denkt sich "wäre ich in seiner/ihrer Situation, dann würde ich mich auch besser fühlen, wenn jemand Mitleid für mich hätte.
Das gilt natürlich nicht für alle Menschen, aber für die meisten denke ich schon. :klug:

Und deswegen ist Mitgefühl wohl auch der einfühlsamere Weg. Viele Behinderte zB haben ja schon richtiges Abscheu gegen Mitleid. Wenn sich ihr Gegenüber richtig in sie hineinfühlen kann und ihre Situation wirklich einschätzt; heißt, sich in sie "hineinfühlt" anstatt einfach nur davon auszugehen, dass dort Leid vorhanden ist, dann ist das mit Sicherheit wertvoller für die gehandicabte Person als "profanes Mitleiden"...

Re: Mitleid und Mitgefühl

11
Paar Zitate; besonders zum letzten wäre ich für Meinungen dankbar:


1. "Mitgefühl ist viel größer und viel edler als Mitleid oder Bedauern. Bedauern hat seine Wurzeln in Angst und in einem Gefühl von Arroganz und Herablassung, manchmal geht es gar in Richtung eines <<ein Glück, dass das nicht mit passiert>>. (Sogyal Rinpoche)


2. "Wenn deine Angst jemandes Schmerz berührt, wird daraus Bedauern; wenn deine Liebe jemandes Schmerz berührt, wird daraus Mitgefühl." (Stephen Levine)


3. "... dass sich die Intensität empathischer Gefühle [wie etwa Mitgefühl] durch Meditation steigern lässt. Auf neuronaler Ebene würde dies bedeuten, dass die Aktivität von Neuronen, die für die Erzeugung des Gefühls verantwortlich sind, in ihrer Wirkung verstärkt wird, und wie eben ausgeführt, gibt es hierfür drei komplementäre Strategien: Die Neurone in den entsprechenden Hirnstrukturen können aktiver werden, oder die Zahl der aktiven Neurone könnte erhöht werden, oder diese Aktivität könnte kohärenter werden, also besser synchronisiert. In all diesen Fällen würde man erwarten, dass das entsprechende Gefühl stärker wird.
[...]
Dennoch muss es eine obere Grenze geben. Wenn alle Neuronen in der entsprechenden Struktur mit maximaler Frequenz entladen und diese Entladungen perfekt synchronisiert sind, ist keine weitere Steigerung der Wirksamkeit dieser Aktivität vorstellbar. Somit sollte es auch eine obere Grenze für die wahrgenommene Intensität des entsprechenden Gefühls geben. Oder aber der Meditierende senkt seine Wahrnehmungsschwelle und wird empfindsamer. Es verhielte sich dann so wie bei Patienten mit gesteigerter Schmerzempfindlichkeit." (Wolf Singer in "Hirnforschung und Meditation. Ein Dialog.")

Frage: Kann man Mitgefühl auf Vorgänge in den Neuronen begrenzen? Ist es nicht in der Praxis möglich, für immer noch einen mehr Mitgefühl zu entwickeln? Die Vorstellungskraft kennt doch nicht wirklich neurobiologische Grenzen oder?! Vielleicht nimmt die Intensität des Gefühls tatsächlich nicht zu, wenn man sie irgendwie messen kann, aber die Empfindung/Wahrnehmung der Intensität könnte doch theoretisch bis ins Unermessliche verlaufen.

Re: Mitleid und Mitgefühl

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Dr.Schuh hat geschrieben:Einerseits gibt es für mich Mitleid - dies geschieht von oben herab, aus einer Abgrenzung heraus, und basiert auf der irrigen Annahme, dass man besser dran sei, als der Bemitleidete.

Dann gibt es aber auch noch Mitgefühl, lieber Hiob, welches der Nächstenliebe und der Empathie, der Verbundenheit entspringt. Dies ist nicht mit einer Wertung verbunden, und bedeutet, dem Schmerz eines Wesens auf einer planen Ebene so zu begegnen, als wäre es der eigene, ohne dabei jedoch das Gefühl für das eigene Selbst zu verlieren(!) ..
hm.. also die worte für sich genommen sagen mir folgendes :
mitleid ist das teilen von leid, das kann sowohl ehrlich und mit eigenabgrenzung sein, ehrlich und ohne eigenabgrenzung, oder aber eben auch als folge einer oberflächlich befolgten norm heraus oder eben mit hintergedanken geäussert nur sein..

und mitgefühl ist empathie, welche übrigens nicht nur unangenehme oder schwierige gemütsinhalte betreffen muss sondern man kann auch freude teilen etc..


so versteh ich das zumindest, ich weis aber jetzt grade nich so recht ob das auch von den meisten menschen im gebrauch so gesehen wird und ob ich das im alltag auch immer so auffasse.. ;)

aber es erscheint mir logischer.

Re: Mitleid und Mitgefühl

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rAdio tschernobYl hat geschrieben:die worte für sich genommen sagen mir
Den Worten nachlauschen, sie erfühlen...nicht jeder-mans Leiden-schafft. :)

Abwesenheit ist es, die Mitleid auszeichnet, es zum Thema macht.
Kein: Mitzorn, Mitglück, Mitstaunen, Mitlieben, Mitwohlsein...

In der Mit steht allein das Leid, herausgehoben, der Rest der Mit bleibt ungenanntes Gefühl. Das Negativ zu Mitgefühl ist Heuchelei, was ist das Negativ zu Mitleid? Auch dieser Raum bleibt leer. Im Positiven ausgesondert, im Negativen ohne Konterpart...armes Mitleid. ^^

Re: Mitleid und Mitgefühl

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rAdio tschernobYl hat geschrieben:
Dr.Schuh hat geschrieben:Einerseits gibt es für mich Mitleid - dies geschieht von oben herab, aus einer Abgrenzung heraus, und basiert auf der irrigen Annahme, dass man besser dran sei, als der Bemitleidete.

Dann gibt es aber auch noch Mitgefühl, lieber Hiob, welches der Nächstenliebe und der Empathie, der Verbundenheit entspringt. Dies ist nicht mit einer Wertung verbunden, und bedeutet, dem Schmerz eines Wesens auf einer planen Ebene so zu begegnen, als wäre es der eigene, ohne dabei jedoch das Gefühl für das eigene Selbst zu verlieren(!) ..
hm.. also die worte für sich genommen sagen mir folgendes :
mitleid ist das teilen von leid, das kann sowohl ehrlich und mit eigenabgrenzung sein, ehrlich und ohne eigenabgrenzung, oder aber eben auch als folge einer oberflächlich befolgten norm heraus oder eben mit hintergedanken geäussert nur sein..

und mitgefühl ist empathie, welche übrigens nicht nur unangenehme oder schwierige gemütsinhalte betreffen muss sondern man kann auch freude teilen etc..


so versteh ich das zumindest, ich weis aber jetzt grade nich so recht ob das auch von den meisten menschen im gebrauch so gesehen wird und ob ich das im alltag auch immer so auffasse.. ;)

aber es erscheint mir logischer.
Nun mir sind exakte Wortdefinitionen (was imho eh ein Kampf gegen Windmuehlen ist) garnicht so wichtig, und ich rede zugegeben eigentlich, wie mir der Schnabel gewachsen ist. ^^ Wichtiger ist mir, rueberzubringen, was hinter den Worten steht, und dafuer sind mir quasi alle Mittel recht. ;) Die Worte ansich sind dabei jederzeit um- und austauschbar..

ich habe 2 verschiedene Ausdruecke verwendet, um auf einen Unterschied hinzuweisen. Dieser Unterschied soll (auch wenn die blossen Begriffe das vll nahelegen) garnicht in der Qualitaet des Gefuehls - also Freude, Leid, whatever - liegen, sondern in seiner Motivation bzw Quelle.. letztlich kann man beide Worte fuer beides verwenden, wobei sich das eine Erleben vom anderen aber eben fundamental unterscheidet.

Ich tendiere halt dazu 'Mitleid' fuer die unnoetige Form projizierten Selbstmitleids und 'Mitgefuehl' fuer die direkte Empathie des Herzens zu verwenden. Wobei beides eben keine Eingrenzung bzgl der vordergruendigen Qualitaet des Erlebten beinhaltet..

Mir gings lediglich drum, diesen Unterschied herauszustellen, und ihm irgendwie sprachlich Rechnung zu tragen, nicht einen Begriff auf das eine oder andere festzulegen.. das kann jeder halten wie ein Dachdecker. ;)

LG
Schuh
~ Resting in Peace ~

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