Re: Können Psychedelica heilen?

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Ich vertrete zwei Standpunkte: Ja und nein, ein bißchen können sie schon heilen, aber nicht wirklich.

Nein- sie können nicht heilen, weil es im Endeffekt nicht überprüfbar ist ob sie jeden heilen können/ jede Person, es ist ja keine Art Medizin ( außer bei Schamanen, die damit dann arbeiten). Bist du depressiv und schmeißt einen Trip ein und dir geht es danach besser könnte man natürlich auch sagen, daß die Psychedelica geheilt haben. Objektiv( bei jedem Menschen) zu sagen sie können heilen, halte ich für falsch.

Ja- sie können heilen: Allerdings können sie die Sichtweise auf die Welt nachhaltig beeinflussen/ ändern, wenn man denn auch dran glauben will und die Erfahrung nicht als vorrübergehende substanzinduzierte Wirkung betrachtet...
Ich bin mir sicher das viel unterbewußtes Material aufgewirbelt wird und das die Konditionierungen die jeder in sich trägt auch etwas aufbrökeln können, aber eher nur temporär und nicht das ganze Leben lang. Das ist schwer zu sagen und objektiv kann man das sowieso nicht sagen, weil das ganze Leben ständig im Wandel ist und sich jeder Organismus stetig verändert, ( z.B die innerkörperlichen Prozesse, jeden Augenblick neu erschaffen sich Körperzellen und so).

Re: Können Psychedelica heilen?

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Ich finde dass das zusammenspiel von Körper und Psyche enorm wichtig ist, es gibt ja afair auch einige Studien die sich mit der Wirksamkeit von Placebos befassen. In dem Sinne, ja, psychedelika können meiner Meinung nach bis zu einem gewissen Grad Heilen . Immerhin ist ein Schamane doch vor allem ein Heiler..

Interessant fand ich ein (bzw. eigentlich mehrere) Erfahrungen die ich letztes Jahr im Urlaub gemacht habe. Hatte leider einen kleinen Unfall mit einem gemieteten Motorroller. Mein linker Fuß hat dabei ne fiese Straßenflechte abbekommen (Ko-Phangan Tattoo :D ). Das ganze war dann auch noch entzündet, so das ich kaum laufen konnte. In der Zeit habe ich mehrmals auf Pilzen getrippt, und JEDES mal war absolut kein Schmerz zu spüren. Ganz im Gegenteil, der verletzte Fuß fühlte sich sogar "leichter" an. Das hat einige Menschen wohl eher verwirrt, das der Typ der den ganzen Tag mit schmerzverzerrtem Gesicht durch die Gegend humpelt plötzlich leichtfüßig vor sich hintänzelt. :strubbel:
Konnte sogar 6 Stunden am Stück auf einer Party tanzen. Achja und in ärztlicher Behandlung befand ich mich zu dem Zeitpunkt noch nich..
Ich habe auch mal einen Artikel über die Behandlung von Migräne mit lowdose-Psilocybin gelesen, find ihn im Moment aber nich.
Naja, soviel dazu, aber ich denke das ist nicht die Art von Heilung die du meinst..
ginkgo hat geschrieben:
Genauso lässt sich auf eine Krankheit einwirken, indem der Heiler und der zu heilende sie mit einem Symbol wirklich verschmelzen zB in der Hand verstecktes eingedicktes Blut, welches dann wie von Zauberhand aus dem Rücken des Patienten austritt. Wo unsereiner oft 'Scharlatanerie!' schreit, geht es um sog. symbolische Partizipation.
Es ist eher ein symbolisches anzeigen von geistiger Arbeit. Das heraussaugen einer negativen kraft z.B passiert wirklich , wird aber nur symbolisch angezeigt durch vorher präparierte Gegenstände die aus dem Mund gespuckt werden.

Das auf eine Art Placebo Effekt zu reduzieren ist typisch westlicher reduktionissmus.
Da kann ich nur zustimmen, wobei ich Erraphex recht geben muss
Ich bin geneigt zu sagen, dass hier beides geschieht. Der Gegenstand der Symbolik wird gleichzeitig zum Symbol indem er das Symbolisierte aufnimmt.
Naja, zurück zu dem was ich eigentlich sagen wollte...
Auf einem hochdosierten Pilz-Trip bin ich zusammen mit einem guten Freund & Reisegefährten - nachdem der Peak schon vorrüber war - synchron schlecht draufgekommen. Typischer Horrortrip, wir haben beide starkes Abfallen bzw Steigen der Raumtemperatur wahrgenommen, "negative Energie" (spreche ungerne in solch esoterischen begriffen, aber ich denke es ist klar was ich meine) lag zum Greifen dick in der Luft.
Dazu muss ich sagen das ich zu der Zeit ein allgemeines Unwohlsein hatte... schwer zu erklären, einfach das Gefühl das mit meinem Körper was nicht stimmt.
Nunja, auf einmal wurde mir auf eine fiebrige Art und Weise unheimlich heiß. Ich hatte das Gefühl das meine Körpertemperatur immer weiter zunimmt, während ich die gesammte "negative Energie" im Raum in mich einsog. Das ganze wurde stetig intensiver, bis ich es kaum noch aushalten konnte. Plötzlich wurde mir etwas klar... und ich rief laut: Ich muss :kotz:
Nach einiger (wahrscheinlich ziemlich dramatisch anmutender) Überzeugungsarbeit das ich im Notfall auf den Boden reihern werde reichte mir mein zitternder Freund einen Eimer.
Doch statt meines Abendessens kamen - in dem moment war ich zumindest überzeugt davon - all die bösen Geister die mich persönlich und uns beide auf dem Trip geplagt haben aus mir herausgeschossen (Wenn ich daran Denke war es wie ein zweiter Peak. Der erste hat mit die Wunder des Universums gezeigt, der "zweite" war eher persönliche Heilung) . Ab dem Moment ging es uns beiden schlagartig wieder gut.
Wenn ich es nicht selbst erlebt hätte würde ich sagen das das Kotzen (bzw nicht-kotzen, immerhin hat kein gramm meines Mageninhalts meinen Körper verlassen) eine symbolische Reinigung war und in gewissem Sinne glaube ich das auch jetzt noch. Aber wichtig ist mir, das es nicht einfach ein trockenes Würgen war sondern tatsächlich ein Schwall wasauchimmer aus mir herausgekommen ist.
Trotz des Horrors habe ich mich schon direkt nach dem Trip großartig gefühlt - sowohl psychisch als auch körperlich - und das hat definitiv länger angehalten als das übliche "post-trip-wie-neugeboren-gefühl". Schon auf dem Nachhauseweg war mir klar dass ich genau das gebraucht habe. Auf geistiger Ebene ein Arschtritt von Zenmeister und körperlich eine "Reinigung", und doch beides vernknüpft als könnte das eine nicht ohne das andere sein.

Wow... ist doch länger geworden als ich dachte, bin auch ein wenig verpeilt grade hoffe es ist ontopic genug :)

lg
nur der wahnsinnige ist sich absolut sicher. fnord

Re: Können Psychedelica heilen?

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jo das mit den Cluster-Kopfschmerzen & Psilocybin stand letztens noch überall zu lesen.
Ich erinnere mich auch schwach irgendwo mal gelesen zu haben, das Psilocybin low-dose auch bei AD(H)S vorrübergehend Linderung gegen den inneren Druck schaffen soll. Aber genau erinnere ich mich nicht mehr, will da ja auch nix falsches erzählen.

Mein irrelevanter Senf dazu:

Heilen verstanden als die Wiederherstellung der "Ganzheit-des-Selbst", das Wirksamwerden unseres eigentlichen, ursprünglichen Bewusstseins (ohne Fremdinstallation) unter geeignetem Set & Setting beantworte ich für mich eindeutig mit JA. Das hat wohl jeder mehr oder wenig psychedelisch Erfahrene erlebt schätz ich mal. Das wirkt wie hier schon gesagt wurde unmittelbar auf den Körper, da die Trennung Geist/Fleisch eh nur eine verstand-gemachte ist. So fühlt sich auch der Körper entsprechend verjüngt, entschlackt, aufrecht etc.. Wenn dann noch die Lebensweise neu danach ausgerichtet wird, zweifelsohne etwas sehr heilsames. Ansonsten nur temporär wirksam, wenn die alten Gewohnheiten wieder die Oberhand gewinnen. Ich schätze hier sind Kraftpflanzen primär die Wahl.

Was das Kurieren mit psychedelischen Pflanzen angeht (zB einen Schupfen oder ein gebrochenes Bein), habe ich nicht soviel Erfahrung. Ist nochmal ein Thema für sich. Dafür bieten sich ja wieder viele, viele andere Heilpfanzen an. Einmal hatten wir einen Trip im Freien bei Nacht geplant... einen Tag vorher bemerkte ich den Anflug einer Grippe oder Erkältung,...als wir dann dort am nächsten Tag abends saßen, hatte ich schon nen heftigen Schüttelfrost und wollte das ganze schon abblasen. Wir entschieden uns dann nachts doch noch dafür ein paar Pilze einzunehmen...low-dose... vorher habe ich noch einen Sud aus Cistrose, Lemongras und Rosenblättern getrunken, den ich mir vorbereitet hatte. Schon 1-2 Stunden nach der Einnahme der Pilze fühlte ich mich ganz anders. Insgesamt war diese Erfahrung, eingebettet in jene Landschaft sehr erholsam. Am nächsten Morgen war keine Spur mehr von der Erkältung vorhanden. Ich fühlte exakt wie Garamman.."genau das habe ich gebraucht". Manchmal muss man sich halt zu seinem "Wohl" selbst in den Allerwertesten treten. :D


Noch eine Frage: Hier und dort ließt man das auch Salvia bei den indigenen Völkern als Heilpflanze eingesetzt wurde. Wie mag eine solche "Behandlung" ablaufen? Vom Rausch der Salvia her selber kann ich das noch nicht ganz so nachvollziehen, eben weil er so fremdartig-vertraut jenseits des Bekannten ist. Hier könnte ich mir eher denken, daß die heilsame Wirkung der Salvia erst unmittelbar NACH dem eigentlichen Trip sich einstellt. Nach einem Salvia-Rausch fühle ich mich meistens sehr gut ausbalanciert, bewirkt auch dadurch, was man gerade eben noch erlebt hat... bin dann meistens in einer Stimmung, die sich auch dafür prädestinieren würde ein paar Stunden später einen starken Trip (LSD, whatever) zu unternehmen, fühle mich halt als wäre man perfekt eingestimmt, neu ausgerichtet, was sich sonst nur durch ruhige Wachsamkeit/Meditation oder lange Wanderungen vor einem Trip etc. einstellt. Weiss da jemand mehr?

Re: Können Psychedelica heilen?

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was ich noch dazuschreiben wollte:

Es macht mE auch einen großen Unterschied wenn man die Pflanze, den Pilz etc. vor der Einnahme (oder besser generell) wirklich als Medizin "BEGREIFT".
Mit Begreifen meine ich eigentlich nur, daß man sie nicht einfach nur so nennt, weils so schön "indianisch" klingt, sondern sie wirklich aufrichtig als Medizin ANerkennt und in ihre Kraft vertraut. In diesem Bewusstsein eingenommen werden wirklich sehr heilsame Erfahrungen möglich. Wenn man sie einfach nur als Mittel-der-Berauschung sieht, als Droge oder was weiss ich, sind heilsame Erfahrungen natürlich auch möglich, und dennoch macht das in meinem Fall einen entscheidenden Unterschied aus, den ich hier nicht so gut in Worte fassen kann. Falls das schon geschrieben wurde, macht nichts, man kanns nicht oft genug schreiben. ;)

Re: Können Psychedelica heilen?

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Slider hat geschrieben:Es macht mE auch einen großen Unterschied wenn man die Pflanze, den Pilz etc. vor der Einnahme (oder besser generell) wirklich als Medizin "BEGREIFT".
Mit Begreifen meine ich eigentlich nur, daß man sie nicht einfach nur so nennt, weils so schön "indianisch" klingt, sondern sie wirklich aufrichtig als Medizin ANerkennt und in ihre Kraft vertraut.
Begreifen finde ich irgendwie schwierig. Man begreift die medizinische Wirkung erst, wenn man sie erfahren hat oder? Dann kann man vertrauen. Dann weiß man, dass es kein Placebo ist. Vorher kann man es sich einreden. Man kann daran glauben, weil eine medizinische Wirkung plausibel erscheint, nachdem man Literatur konsultiert hat, oder vom Hörensagen eine Erwartung herausgebildet hat. Begriffliches Begreifen im Sinne von intellektuell nachvollziehbar, aber kein durchdringendes Begreifen auf Basis eigener Erfahrung. Es existiert nur in der Vorstellung auf der Ebene des Denkens. Der Unterschied ist imho gravierend. Wenn ich etwas aus Erfahrung weiß und begriffen habe, kann ich tiefes Vertrauen, Inspiration und Motivation schöpfen. Das andere ist oberflächlich. Man glaubt daran, weil es plausibel erscheint oder weil man es sich erhofft. Naja, Glaube kann bekanntlich Berge versetzen, aber Einsicht aus Erfahrung ist ein solides Fundament.

Re: Können Psychedelica heilen?

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Begreifen finde ich irgendwie schwierig.
deswegen in Anführungsstrichen, halten wir uns net an Worten auf. ;)
habe ich es auch nur widerwillig verwendet, weil mir grad nix besseres einfiel.
Man begreift die medizinische Wirkung erst, wenn man sie erfahren hat oder?
Dann kann man vertrauen. Dann weiß man, dass es kein Placebo ist. Vorher kann man es sich einreden. Man kann daran glauben, weil eine medizinische Wirkung plausibel erscheint, nachdem man Literatur konsultiert hat, oder vom Hörensagen eine Erwartung herausgebildet hat. Begriffliches Begreifen im Sinne von intellektuell nachvollziehbar, aber kein durchdringendes Begreifen auf Basis eigener Erfahrung.
Es existiert nur in der Vorstellung auf der Ebene des Denkens. Der Unterschied ist imho gravierend. Wenn ich etwas aus Erfahrung weiß und begriffen habe, kann ich tiefes Vertrauen, Inspiration und Motivation schöpfen. Das andere ist oberflächlich. Man glaubt daran, weil es plausibel erscheint oder weil man es sich erhofft. Naja, Glaube kann bekanntlich Berge versetzen, aber Einsicht aus Erfahrung ist ein solides Fundament.
Stimme ich mit dir völlig überein. Man kann aber auch zichmal getrippt sein & es dennoch nicht begriffen haben. Sich das vorher klarzumachen heisst eigentlich nur "Türen" im eigenen Geist zu öffnen, die solche Erfahrungen begünstigen, sach ich mal so. Mehr meinte ich damit eigentlich nicht. Ich kann die Pflanze ja auch als Mittel-zur-Erforschung sehen, das schliesst Heilung nicht unbedingt mit ein.

grüßle!
Slider

Re: Können Psychedelica heilen?

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Im Grunde streift man hier ja wieder das Kernthema "ABsicht "(also nicht als "guter Vorsatz", sondern eher im Sinne Castanedas, als "Energie der Ausrichtung"), und die, so finde ich, hat zweifelsohne eine bedeutende Auswirkung auf den Tripverlauf. So lässt es sich vielleicht noch besser ausdrücken... naja... nix neues, aber immerwieder aktuell. ;)

Re: Können Psychedelica heilen?

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Slider hat geschrieben:Sich das vorher klarzumachen heisst eigentlich nur "Türen" im eigenen Geist zu öffnen, die solche Erfahrungen begünstigen, sach ich mal so. Mehr meinte ich damit eigentlich nicht. Ich kann die Pflanze ja auch als Mittel-zur-Erforschung sehen, das schliesst Heilung nicht unbedingt mit ein.
Stimmt, ich dachte mir auch, dass Du das so gemeint hast. :)

Ich persönlich fand es einfach schwierig, von Anfang an tiefes Vertrauen, Inspiration und Motivation aus der Sichtweise zu schöpfen, dass Psychedelika eine medizinische Wirkung haben können, wenn ich selbst noch nicht diese Erfahrung gemacht hatte. Es war eher ein Sich-Einreden und naive Hoffnung - quasi Alibi neben der berauschenden Wirkung, die mir mit der Zeit als Motivation zu flach wurde.

Sich das vorher klarzumachen hat irgendwie den gleichen Effekt wie Kontemplation von Mantras. Man gewöhnt sich an eine Sichtweise durch begriffliches Begreifen. Das öffnet sukzessive die Tür für das intuitive, nichtbegriffliche Begreifen. So jedenfalls meine Erfahrung.

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