Re: Philosophische Sprüche/Texte

541
Ich denke das kann man vergleichen, ja. Das 成唯識論 Chengweishilun von Xuanzang hat den Status eines Mahāyāna-Abhidharmas erlangt. Konkrete Meditationsanleitungen habe ich darin niht gefunden, aber man findet viele Erklaerungen ueber Phaenomene der Wahrnehmung und dazu, wie das Universum an sich aufgebaut ist. Xuanzang hat sich in diesem Werk weniger darum gesorgt, eine praezise Uebersetzung indischer Texte zu geben, sondern hat stattdessen einen 'Monsterkommentar' geschrieben, der recht unterschiedliche Aspekte der Yogācāra-Lehre vereint. Man findet also Weltanschauung, Philosophie, konkrete Beschriebung von Wahrnehmungsphänomenen etc.
Selbst wenn man sein Werk ins Englische uebersetzen wuerde, so waere das fuer meisten Europaeer wohl immernoch recht 'fremd'. Es gibt ja auch wenige Leute, die den Pāli-Abhidharam lernen, auch wenn die Quellen ganz gut zugänglich sind. Aber auf der chinesischen/japanischen Seite lernen die Leute sehr gerne Yogācāra, allerdings oftmals ohne die indischen Quellen mit in Betracht zu ziehen.

Bzgl. der Frage, warum der Buddha sich ueber gewisse philosophische Fragen ausschwieg, ueber andere allerdings nicht, ist in meinen Augen immernoch recht schwer zu beantworten. Es stimmt ja auch nicht, dass er Philosophie grundsaetzlich abgelehnt haette. Die vier edlen Wahrheiten sind in meinen Augen schon Philosophie (wenn sie nicht Philosophie sind, was dann?). Die Tatsache, dass er sich nicht zu den Fragen von Selbst und Existenz an sich geaeussert hat, kann man ja pessimistisch so deuten, dass er es nicht besser wusste, oder optimistisch so, dass er den spaeteren Exegeten noch etwas zu tun lassen wollte. :D
"if we are able to give priority to the meditation then all else will eventually fall into place on its own accord"

Re: Philosophische Sprüche/Texte

542
raellear hat geschrieben: Es stimmt ja auch nicht, dass er Philosophie grundsaetzlich abgelehnt haette. Die vier edlen Wahrheiten sind in meinen Augen schon Philosophie (wenn sie nicht Philosophie sind, was dann?).
Naja, mit Philosophie meine ich meist etwas, dass man durch Denken erreicht. Die Vier edlen Wahrheiten sind aber in meinen Augen Phänomene, also Ereignisse, die sich beobachten lassen... klar das geht auch in die Philosophie über, aber ich meinte schon den "praktischen" Aspekt des Buddhismus im Vergleich zur Metaphysik. Buddhismus ist insofern schon eine Art Phänomenologie bzw. positivistisch oder auch pragmatisch, da die Theorien des Buddhismus eben auf Beobachtungen beruhen und weniger auf logischen Denkgebäuden, jedenfalls soweit ich weiß... :nixplan:

Beschäftigst du dich in deinem Studium eigentlich auch mit Daoismus?
Ich habe da mal zwei Bücher von Günter Wohlfahrt gelesen, ein deutscher Philosoph, der sich viel mit Daoismus und Zen auseinandersetzt. Das eine hat sich mit Haikus, das andere mit dem Zuangzhi beschäftigt...
http://guenter-wohlfart.de/indexstart.htm
Viele Texte und Bücher kann man sich da auch einfach runterladen.

Re: Philosophische Sprüche/Texte

545
Käseverzehrer hat geschrieben:
raellear hat geschrieben: Es stimmt ja auch nicht, dass er Philosophie grundsaetzlich abgelehnt haette. Die vier edlen Wahrheiten sind in meinen Augen schon Philosophie (wenn sie nicht Philosophie sind, was dann?).
Naja, mit Philosophie meine ich meist etwas, dass man durch Denken erreicht. Die Vier edlen Wahrheiten sind aber in meinen Augen Phänomene, also Ereignisse, die sich beobachten lassen... klar das geht auch in die Philosophie über, aber ich meinte schon den "praktischen" Aspekt des Buddhismus im Vergleich zur Metaphysik. Buddhismus ist insofern schon eine Art Phänomenologie bzw. positivistisch oder auch pragmatisch, da die Theorien des Buddhismus eben auf Beobachtungen beruhen und weniger auf logischen Denkgebäuden, jedenfalls soweit ich weiß... :nixplan:

Beschäftigst du dich in deinem Studium eigentlich auch mit Daoismus?
Ich habe da mal zwei Bücher von Günter Wohlfahrt gelesen, ein deutscher Philosoph, der sich viel mit Daoismus und Zen auseinandersetzt. Das eine hat sich mit Haikus, das andere mit dem Zuangzhi beschäftigt...
http://guenter-wohlfart.de/indexstart.htm
Viele Texte und Bücher kann man sich da auch einfach runterladen.
Ja zweifelsohne ist der heilspragmatische Aspekt beim Buddhismus sehr vordergruendig. Ich glaube auch, dass man dort den wesentlichen Unterschied zu den Upaniṣaden und zu anderen (indischen) Traditionen ausmachen kann. Und Yogācāra bzw. Vasubandhu und die spätere Abhidharma-Schule (also das, was den Übergang zwischen dem 'traditionellen Buddhismus' und Mahāyāna und dem darstellt) markiert in meinen Augen einen Höhepunkt in der Ausformulierung der buddhistischen Weltsicht (vielleicht ist 'Weltsicht' auch das bessere Wort und nicht so vorbelastet wie 'Philosophie' :D).
Yogācāra ist ja auch nicht unbedingt pure Mahāyāna, sondern bewegt sich irgendwo zwischen den beiden Fahrzeugen.
Die letzten Tage habe ich einen Vortrag von Thich Nhat Hanh gehoert und dabei sprach er ganz beilaeufig von 'Samen in unserem Bewusstsein' und das hat mich doch an Yogācāra erinnert, hab daraufhin dann mal die Tradition, die er vertritt nachgelesen und bin zu dem Punkt gekommen, dass sie auf jeden Fall auch auf dem Yogācāra-Konzept aufbauen. Also wie grundliegend und wichtig dass fuer die ganzen ostasiatischen buddhistischen Schulen gewesen ist kann ich noch nicht recht einschaetzen, aber insgesamt wohl sehr stark!
Aber wir an der Uni zaeumen das Pferd auch von hinten auf, so wie ich das gerade bemerke. Anstatt erst einmal generell was ueber Zen+Praxis zu lernen, faengt man gleich bei der theoretischen Grundlage an und muss sich dann von dort zu den praktischen Details hocharbeiten.

Zum Daoismus habe ich leider nicht soviel gelernt. Also im klassischen Chinesisch-Kurs bei uns in Hamburg haben wir mal ein paar Wochen das 道德經 gelesen. Was ich daraus mitgenommen habe ist, dass der Originaltext wirklich kaum zu verstehen ist.
Zum Beispiel:
天下皆知美之為美,斯惡已。
皆知善之為善,斯不善已
Alle Wesen unter dem Himmel wissen, dass Schoenheit das Schoene schafft, also ist es schon haesslich,
Und sie wissen auch, dass das Gute das Gute schafft, deswegen ist es bereits schlecht.

---
Es war immer ein Spass in dem Kurs, die verschiednen (es gibt hunderte!) Uebersetzungen von Laoze rauszusuchen und zu vergleichen; fast jeder hat das vollkommen anders verstanden. :D
Aber es stimmt schon, dass generell der Daoismus und der Buddhismus (insb. Madhyamika/Nagarjuna) eine Menge gemeinsam haben. Zumindest Madhyamika wurde in China schnell an die Leute verkauft, die eigentlich dem Daoismus geneigt waren, weswegen da auch eine gewisse Konkurrenz entstand. Letzlich weiss ich aber auch viel zu wenig zu den spaeteren Auspraegungen des Daoismus - bis auf die Tatsache, dass das hochinteressante Entwicklungen einer mystischen und faszinierenden Weltsicht sind, die sich auf jeden Fall lohnen studiert zu werden.
"if we are able to give priority to the meditation then all else will eventually fall into place on its own accord"

Re: Philosophische Sprüche/Texte

546
Surrendering to the softness,
that can only occur,
when I open my heart
to the utter absurdity of love,
and all of the messiness,
that will inevitably ensue.

Thank you in advance,
for creating a container
big enough to hold
the entirety of my
particular flavor
of insanity.

I love you.
I have spoken those words
many times,
to many men,
who have come
and gone
before you.

And for the first time,
I am truly aware,
of the profound
discomfort
and gravity
of what they mean.


~Arielle Brown
~~ courage ~ compassion ~ connection ~~
~~ ~~ ~~ ~~ vulnerability ~~ ~~ ~~ ~~

~~ ~~ ~~ ~~ Γνῶθι σεαυτόν ~~ ~~ ~~ ~~

Re: Philosophische Sprüche/Texte

547
ZEITmagazin: Was treibt Sie an?

Rist: Künstler empfinden besonders das Wunder, dass wir leben. Alles, was wir tun, entspringt dem tiefen Wunsch, aus der Isolation herauszukommen. Wir machen Vorschläge, um zu sehen, ob der andere sich darin spiegelt. Für meine Arbeit ist auch Schwermut ein innerer Antrieb. Ich weiß, dass ein Schiff von Zeit zu Zeit auf Grund läuft, und wie viele Menschen werde ich mit dem Alter weniger hoffnungsvoll. Da kämpfe ich auf der rationalen Ebene sehr dagegen, dass ich nicht mein eigenes Ungenügen auf die Welt stülpe.

Interview/Quelle: http://www.zeit.de/zeit-magazin/2017/04 ... mo.link.sf
~~ courage ~ compassion ~ connection ~~
~~ ~~ ~~ ~~ vulnerability ~~ ~~ ~~ ~~

~~ ~~ ~~ ~~ Γνῶθι σεαυτόν ~~ ~~ ~~ ~~

Re: Philosophische Sprüche/Texte

549
When you are hooked and your emotional world is on fire, slow way, way down. Touch your heart. Send awareness into the muddy earth. For just a moment, drop under the vivid storyline into the hot, sticky, claustrophobic energy surging in your body. Into a sea of information.

An old, orphaned aspect of yourself is expressing its longing. It is yearning to be allowed back home, so that it may reclaim its place in the internal family. Open your raw heart. Stay close. And listen.

Please know me. Please hold me. Please care for me. Provide sanctuary where we can come into relationship once again. I am not here to harm you, only to remind you of how whole you truly are. I am filled with sacred data, but it can only be released into a field of kindness.
Love would never turn from one of her children. Likewise, let us not turn from the guests of the heart, but provide a warm home where they can rest from a long journey. Once rested, they will illuminate the way ahead.
Matt Lacata
happiness is the absence of resistance

Re: Philosophische Sprüche/Texte

552
OK ;)

Auf die Gefahr hin, dass es hier schon mal kam.
The Nature of Fear

"The fear is simply because you are not living with life. You are living in your mind.
Your fear is always about what’s going to happen next. That means your fear is always about that which does not exist.

If your fear is about the nonexistent, your fear is 100% imaginary. If you are suffering the non-existential, we call that insanity.
So, people may be in just socially accepted levels of insanity.

But, if you’re afraid, or if you are suffering anything which does not exist, it amounts to insanity, isn’t it? People are always suffering, either what happened yesterday, or what may happen tomorrow. So your suffering is always about that which does not exist. Simply because you are not rooted in reality.
You are always rooted in your mind. Mind is one part of it is memory, another part is imagination. Both of them are in one way imagination. Because both of them don’t exist right now. You are lost in your imagination, that is the basis of your fear.

If you are rooted in reality, there would be no fear.”
– Sadhguru
“You have to die a few times before you can really live.”
― Charles Bukowski

Re: Philosophische Sprüche/Texte

553
Teilweise hat er ja recht, also was so imaginäre Ängste anbelangt, aber teilweise auch bullshit.
Angst ist ein wichtiger Teil unserer Egostruktur. Man könnte da natürlich sagen, dass alles imaginär ist, da braucht man dann die Angst gar nicht zu spezifizieren. Aber so als Grundgefühl betrachtet ist das Problem, dass wir unangenehme oder ungewollte Gefühle ablehnen und versuchen diese zu desintegrieren. Erst dann wird Angst zu einem Problem, ansonsten ist die Angst einfach nur ein Gefühl mit einer Botschaft, häufig sogar sehr weise.
If you are rooted in reality, there would be no fear
Mr. Sadghuru zeig mir was da sein soll, "was in der Realität verwurzelt sein kann"
:2cents:

Im "Voice Dialogue" ist sowohl Angst eine Stimme, also auch "No Fear" und beides kann integriert werden. Wenn die Summe der Konditionierungen und sonstigen Zustände im jetzt das Gefühl Angst entstehen lässt, dann ist das vollkommen ok so und meine Empfehlung wäre es dieses Gefühl anzuerkennen und die Botschaft anzunehmen und zu verstehen, als den Botschafter zu verdrängen oder als nichtig abzutun.

Re: Philosophische Sprüche/Texte

555
The Guest House

This being human is a guest house.
Every morning a new arrival.

A joy, a depression, a meanness,
some momentary awareness comes
As an unexpected visitor.

Welcome and entertain them all!
Even if they're a crowd of sorrows,
who violently sweep your house
empty of its furniture,
still treat each guest honorably.
He may be clearing you out
for some new delight.

The dark thought, the shame, the malice,
meet them at the door laughing,
and invite them in.

Be grateful for whoever comes,
because each has been sent
as a guide from beyond.


Rumi
~~ courage ~ compassion ~ connection ~~
~~ ~~ ~~ ~~ vulnerability ~~ ~~ ~~ ~~

~~ ~~ ~~ ~~ Γνῶθι σεαυτόν ~~ ~~ ~~ ~~

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 16 Gäste

cron