Outdoorsession auf dem Grundstück meines Kumpels: Mitten im Wald, Feuerstelle und Grill vorhanden - ideal für einen ungestörten Naturtrip, aber arschkalt (Ende Januar)
Dosis: je 10 mg
Einnahme: 17:30 Uhr auf leeren Magen, Pulver von der Alufolie abgeleckt, kurz im Mund behalten und dann runtergespült (schmeckt nicht sehr lecker)
Erste Anzeichen waren bereits nach 30 bis 45 Minuten bemerkbar. Bauchgefühl und Kopf meldeten Veränderungen. Mein Kumpel sagte später, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich verwirrt war und Schwierigkeiten hatte, dem Gespräch zu folgen. Ich konnte mich noch relativ gut konzentrieren und kochte Glühwein.
Schatten und Oberflächenstrukturen begannen sich selbständig zu machen und meine Aufmerksamkeit abzulenken. Spätestens nach 60 Minuten war auch bei mir ein sehr kraftvoller Wirkungseinsatz zu spüren. Ich war etwas überrascht aufgrund der Schnelligkeit. Die Berichte, die ich gelesen hatte, ließen mich glauben, dass es gemächlicher vorangeht.
Die nächste Stunde ist schwer zu beschreiben, weil alle Sinneseindrücke zu einem Brei verschwammen und es wurde im Minutentakt schwieriger, sinnvoll zu interpretieren und voneinander zu trennen. Das DOM spielte mächtig auf. Unruhe, Druck im Kopf und im Bauch und Darmaktivität ließen mich abwechselnd aufstehen, hinsetzen, hin- und herlaufen, Backen aufblasen, ausstrecken, versuchen wieder eine gemütliche Position einzunehmen und mich so gut wie möglich gehen zu lassen. Nacheinander machte mir die Kälte zu schaffen, um dann wieder von der Hitze des Feuer verdrängt zu werden. Alles zog mich weg und es gab nichts mehr, woran man sich festhalten konnte. Feste Strukturen lösten sich auf. Der Anstieg war turbulent. Die Macht dieses Psychedelikums ist beeindruckend. Die Information, dass seit der Einnahme gerade mal zwei Stunden vergangen waren, löste Ungläubigkeit aus.
Der Weg zum Peak entwickelte sich zu einer Gratwanderung. Kurzzeitig bekam ich es mit der Angst zu tun, weil ich diese Intensität nicht kannte. Da ich die Dosis nicht richtig einschätzen konnte und keine Vorstellung hatte, wann der Höhepunkt erreicht bzw. überschritten sein sollte, überkam mich für einen Moment ein furchtbar beängstigendes Gefühl. Es fühlte sich an, als ob mich eine Kralle am Genick packt, um mich durch die Hölle des Wahnsinns zu schleifen. Psychotisches Gedankengut kam ins Rutschen, teilweise durch Erinnerungen, teilweise durch Assoziationen, die von der Komplexität der Musik losgetreten wurden. Und im Anhang die ganze Kette von assoziierten Gedanken von Wahnsinn bis einschließlich Tod. Aber im gleichen Moment dachte der, der da denkt, dass er eigentlich in solchen Zuständen immer Ruhe bewahren wollte, sich dem Gefühl hingeben und nicht nachdenken. Nachdenken verfälscht das Erlebte. Letztlich entsteht Angst nur, wenn man nach diesem Gefühl fragt und beginnt, darüber nachzudenken. Im Grunde besteht aber kein Anlass dazu, wenn man einfach nur beobachtet und den Augenblick annimmt ohne zu werten. Dadurch kriegte ich zumindest emotional die Kurve. Mein Geisteszustand war jedoch völlig instabil und flüssig, mein Geist wurde in Einzelteile zerlegt, mein Fokus war zerstreut, alles veränderte sich ununterbrochen und tendierte zur Auflösung. Mein Ego wollte seine Position nicht kampflos aufgeben, aber ich bemühte mich, diesem keine Aufmerksamkeit zu schenken und schaltete auf Durchzug. Musik war zu diesem Zeitpunkt für mich nicht mehr ertragbar, da es unmöglich war, ihre Systematik mit meinem chaotischen Zustand zu vereinen - schlichtweg zu viel Input. Die Musik, die jedoch die Glut des Feuers spielte, war sehr beeindruckend, wie das pure Leben, und trug wiederum zur Beruhigung bei. Etwa nach 2,5 Stunden waren wir wohl am Peak, dessen Intensität für die nächsten 2 Stunden konstant blieb.
Wir waren uns einig, dass DOM im Vergleich zu LSD weitaus heftiger einfährt. Ich schlug vor, ein bisschen zu wandern, weil die Gegend sich hervorragend dazu eignet und das bisher immer gut gekommen ist. Rumlaufen erwies sich als erfrischend, aber nicht ganz einfach, weil es stockfinster war und das komplette Blickfeld blinkte und morphte. Zudem war es verdammt kalt. Mein Körper bewegte sich wie von selbst und funktionierte einwandfrei. Ich spürte mein Fortbewegungsmittel kaum und mein Geist schwebte durch die kalte Nacht. Das Körpergefühl war dem von LSD sehr ähnlich. Es war zu keiner Zeit anstrengend, sondern leicht und mühelos. Der Wind, der mir um die Ohren bließ, schien in den letzen Winkeln meines Hirns zu zirkulieren. Die Unfähigkeit, Gedanken zu folgen hielt noch etwa eine Stunde an.
Als wir zurück zur Feuerstelle kamen, klärte sich der Geist langsam auf. Ich konnte allmählich wieder zusammenhängend denken und mich am Gespräch beteiligen bzw. dieses führen. Davor kommentierte ich oftmals nur einsilbig, oder sagte einfach gar nichts. Hmm! Mhkay?!
Nachdem der Höhepunkt vorüber war, wich das Chaos rasch einer tiefen, alles durchdringenden Klarheit. Innerhalb von etwa zwei Stunden wurde jegliche Unordnung von einer ruhigen, zentrierten Grundstimmung abgelöst. Ich fühlte mich ganz und vollkommen und ich war in der Lage, völlig unvoreingenommen Information zu erfassen und zu analysieren. Ich war open minded. Konventionelle Muster waren wie weggeblasen. Das war der Lohn für das Warten und ich habe mich selten so klar und aufgeräumt gefühlt. Es fühlte sich an, als ob nur mein Geist am Feuer sitzt und auf Input wartet. Aus dieser Position heraus war es mir möglich, über den bisherigen Tripverlauf zu reflektieren, über mein Leben zu philosophieren und die psychedelischen Effekte zu genießen. Ich attestiere der Substanz ein hohes Selbstanalysepotenzial und in diesem klaren Zustand eignet sie sich sicherlich auch hervorragend zur Meditation. Ich war offen für alles, fühlte mich frisch und erwacht.
Überraschend und unerwartet ließ die psychedelische Komponente relativ schnell nach, so dass sich bis 24 Uhr die auffälligsten optischen Veränderungen verabschiedeten. Wir waren ein bisschen enttäuscht über das rasche Abklingen der psychedelischen Effekte. Insbesondere dieses stundenlange warme Nachglühen auf dem Plateau, welches ich von LSD kenne, hielt nur für kurze Zeit an. Aufgrund der nachlassenden Psychedelik hätten wir uns gewünscht, doch eine etwas höhere Dosis gewählt zu haben. Im Prinzip war das, was ich als Trip bezeichne, zu schnell vorbei. Übrig blieb nur totale Klarheit und Zentriertheit, was natürlich für sich ein wundervoller Effekt ist, den ich mit Freude und Dankbarkeit entgegennahm.
Ab der achten oder neunten Stunde ist kaum mehr etwas erwähnenswertes passiert. Die Sinne waren weiterhin sensibilisiert, wir genossen die Klarheit, hörten Musik, grillten Bratwürste, tranken Glühwein und wärmten uns am Feuer.
Nach zehn Stunden machte sich erste Müdigkeit bemerkbar und ich döste hin und wieder kurz ein, wobei auch hier noch abstrakte Gedanken und Bilder auftauchten.
Um 10 Uhr (ca. 14 Stunden nach der Einnahme) war ich zu Hause. Ich stank wie ein Räucherschinken, aber es ging mir hervorragend. Ich hatte keine Kopfschmerzen und keinen nennenswerten Hangover. Nach einer Dusche war Schlafen kein Problem, jedoch wachte ich ein paarmal auf. Gegen 16 Uhr bin ich wieder aufgestanden und es ging mir bestens.
Fazit: Der Weg zum Peak war Wahnsinn. Die Substanz kommt sehr machtvoll und hat uns beide überrollt. Das darauffolgende Plateau war für meinen Geschmack verhältnismäßig kurz, aber befreiend. Einzelne psychedelische Effekte ließen schnell nach, was ich schade finde. Die Klarheit des Geistes, die sich nach dem Chaos einstellte, war ein wundervolles Geschenk und eignete sich hervorragend zu Analysezwecken. Beim nächsten Versuch werde ich voraussichtlich 12 mg probieren.
[Musikalische Empfehlung: Puscifer - "V" Is For Vagina (
http://www.discogs.com/Puscifer-V-Is-Fo ... se/1126020)
Dieses Album schafft es mit perfekter Genauigkeit, eine höllisch düstere, diabolische Szenerie zu entwickeln, die eine wundervolle Symbiose mit dem psychedelischen Trip eingeht. Das Album vermittelt Kunst in seiner reinsten Form, Musik als Ausdrucksmedium der Seele. Die Kreativität des Künstlers, der experimentelle Charakter und die Umsetzung der Idee zu einem authentischen Gesamtkonzept machen dieses Album zu einem der genialsten und schlüssigsten musikalischen Werke, die ich je kennengelernt habe. Meine Visionen nahmen dann auch diesen Charakter an. Alles wurde sehr düster. Dunkle und blutrote Farben dominierten. In der Dunkelheit sah ich schwarze Schatten dracula-ähnlicher Figuren und beim Blick ins lodernde Feuer glühte die unendliche Energie der Hölle.]