Vorweg möchte ich sagen, dass meine Erfahrung so ziemlich dieselbe ist wie Deine, Dr. Schuh (ohne jetzt auf Einzelheiten eingehen zu wollen).
Hatte am Ostermontag einen Trip bei wunderbarstem Sonnenschein und generell glänzenden Bedingungen. Zentrales Thema war Denken / Nicht-Denken.
Die klare, eindeutige Quintessenz dieser Erfahrung war, dass man das Denken zu jeder Zeit sein lassen kann, man es sich aber auch jederzeit zum Verbündeten machen kann, es produktiv nutzen und nähren kann. Mehrmals eröffnete sich mir diese Situation: Ich sah ein Problem / einen Sachverhalt, den ich mit diskursivem Denken erörtern könnte. Dabei stand mir offen, ob ich dies nun tue und mich ablenken lasse, oder ob ich alles so einfach lasse, wie es in dem Moment ist und den Gedanken weiterfließen lasse. Durch die regelmäßige Übung mithilfe der Achtsamkeit und Aufmerksamkeit die Diskursivität zu durchschneiden, wählte ich jedesmal diesen Weg, da dieser zur ursprünglichen Klarheit und Ruhe des Geistes führt. Und so war es auch: Es war einer der ruhigsten, klarsten und einfachsten Trips, die ich mir selbst bescherte. Mir wurde klar, wie einfach das Leben ist, wenn man alles so lässt, wie es ist, ohne Urteil, ohne wenn und aber.
Dadurch, dass ich mich nicht mit Gedanken beschäftigte, war ich gänzlich flexibel und offen für den Augenblick. Jedesmal konnte ich entscheiden, ob ich diesen Augenblick nähre, indem ich Gedanken nachgehe und diese gegebenenfalls äußere, oder ob ich mich einfach nicht aktiv damit bechäftige und alles fließen lasse. Es ist ein proaktives Spiel. Diese Art der Selbstbestimmung und Souveränität habe ich ganz klar der Achtsamkeitsübung zu verdanken, weil ich dadurch die Stärke und Stabilität des Geistes so zu kultivieren gelernt habe, dass er mir gehorcht. Dieses Gehorchen war vorher ein ständiges (meist unbewusstes) Wegrennen und Flüchten vor der Stille und Vielfalt des Augenblicks. Oftmals versuchte ich in der Stille des Augenblicks neue Gedanken und damit eine potenzielle Handlung selbst zu induzieren und selbst das Geschehen voranzutreiben. Nun ist mir klar, das dies völlig widernatürlich ist. Denn dies ist Ablenkung (vom Augenblick, von einem Gespräch, von der Ruhe, Musik...). Dies verursacht Unachtsamkeit. Man beginnt zu träumen. Man hält fest. Durch dieses zwanghafte, unnatürliche verschließt man sich dem natürlichen Fließen der unendlichen Möglichkeiten. Wenn ich einen Augenblick nicht nähre und bearbeite, entfaltet sich im natürlichen Fluss der nächste, sofern man das vorhergehende nicht festhält und komplett loslässt. Egal wie fesselnd ein Gedanke ist, man hat die Freiheit, diesen sofort loszulassen und komplett neu zu beginnen. Man braucht sich nur in die Stille zu entspannen und offen zu sein. Das Leben kann so einfach sein, wenn man den Geist so kultiviert, dass er in jedem Augenblick ein Verbündeter ist.
Deshalb halte ich die Übung für essenziell. Man muss zunächst lernen, seinen Geist zu verstehen, indem man mit dem Denken experimentiert: Verstehen wie er funktioniert, lernen wie und wann Gedanken entstehen, wann sie enden, wie man Gedanken weiterfließen lässt, wie Denken zur Ablenkung führt, wie durch diskursives Denken Gefühle entstehen können, wie man mittels Denken Gefühle zerlegen kann, wie man das Denken durchschneidet, wie man zur Ruhe kommt und sich im Augenblick gründet, wie man Stärke und Stabilität kultiviert. Wenn man weiß, wie der Geist funktioniert, kann man beginnen, sein Denken und seine Gefühle produktiv zu nutzen, statt von ihnen beherrscht zu werden. Zunächst geht man auf Distanz, um sie später zu wichtigen Verbündeten zu machen. Eine Zeit lang meinte ich auch, dass ich jegliches Denken unterbinden müsste. Das ist absoluter Käse und wird niemals funktionieren. Man kann nur den Umgang damit üben und üben und üben. Dann läuft scheinbar alles darauf hinaus, so einfach zu sein, wie es tatsächlich ist.
LSD scheit in diesem Zusammenhang ein wunderbares verbündetes Psychedelikum zu sein.
